— 18 — Wenn wir auf der ändern Seite der Eisenbahn wieder ansichtig werden, erweitert sich auch bald das Thal. Rechts thut sich ein Thalgrund auf mit grotesken Fels gebilden. Beim Rechenhaus-Wehr, wo der Flossgraben das Niveau der Mulde verlässt, steigen wir auf einer Treppe nach der Strasse empor und gehen über die schöne Granitbrücke an’s andere Ufer der Mulde. Links führt die Strasse nach Bock au, rechts nach dem Bockauer Bahnhof. Bock au ist ein langgezogenes Dorf mit recht hüb schen Häusern und seine geschützte Lage gestattete die Anlegung wirklich prächtiger Gärtchen; auch hat der Arzneihandel, den man früher von hier aus durch ganz Europa trieb, einen ziemlichen Wohlstand in den Ort ge bracht. Jetzt ist dieser Handel im Absterben begriffen. Der Ort liegt von der Welt sehr abgeschlossen und hat noch jetzt von dem seltsamen Gewerbe etwas Mystisches an sich. Wer gern Charakterstudien macht, der findet liier, namentlich unter der ärmeren Bevölkerung, wunder liche Käuze. Die Vornehmeren fabriciren jetzt Glacehand schuhe und haben somit ihre Beziehungen zu der stillen abergläubischen Hütte des Landmanns aufgegeben und sind aufgestiegen in die Voltaire und Hartmann studirenden Salons. _ Der Bahnhof zu Bock au erfreut sich eines treff lichen Restaurants. Das Schindler’sclie Blaufarben werk ist in unmittelbarer Nähe und man vermeint eine ganz fremde Rasse Menschen in den weitläufigen Höfen zu erblicken, die ebenso angekränkelt erscheinen, wie der von Arsenikdämpfen angekränkelte Wald über der Fabrik. Partie 9. Von Station Aue über Sclineebergr und den Filz« teicli nach Station Bockau. 4 Stunden. Die Chronik der alten Bergstadt Schneeberg spricht von „Tliäler und Auen, da Bächlein und Brunnen fliessen an denen Bergen, daraus Ertz geliawen wird, dass man allenthalb eine liebliche Gegend vermerket, so die Fremb- den wohl anlachet, da man denn auch mehr Klee als Schnee,