VI Vorwort. Je grösseren Fleiss wir darauf verwendet haben, die Land güter zu ermitteln, welche einer Familie theils von Anfang an gehörten, theils von einzelnen Gliedern derselben hinzuerworben oder veriiussert worden sind, desto mehr reizte uns der, so viel wir wissen, in dieser Form noch nie gemachte Versuch, von jeder einzelnen, oder doch fast von jeder Ortschaft des gesammten Landes die Familien der Besitzer unter Hinweis auf die voran gehenden Genealogien kurz zusammen zu stellen. Wenn auch grade hier, bei dem völligen Mangel aller Lehnbücher vor dem zwei ten Viertel des IG. Jahrhunderts Vollständigkeit nicht im geringsten zu erzielen war, so gewährt es doch vielleicht manchem Interesse und Nutzen, von jedem beliebigen Orte mindestens die Gutsherr schaften schnell überschauen und ausführlichere Auskunft über dieselben mit Hülfe der beigefügten l'Uickverweisungen leicht finden zu können. Da es hierbei auch darauf ankam, den Umfang der grossen G iitercomplexe zu ermitteln, in welche im 13. Jahrhun dert fast die gesammte Oberlausitz noch zerfiel, so gestaltete sich diese dritte Abtheiluug des Buchs zu dem ersten Versuche einer historischen Geographie des ganzen Landes. Während man in der zweiten, genealogischen Abtheilung für jede Angabe den betreffenden Nachweis nicht leicht vermissen wird, ist es uns in der ersteren, möglichst kurz zu haltenden eul- turgeschiehfliehen Abtheiluug nicht möglich gewesen, für jede unserer Behauptungen die ausführliche Begründung beizufügen, obgleich viele derselben als völlig neu, ja sogar als in Wider spruch mit den bisher verbreiteten Ansichten stehend, befremden werden. Den speciellen Nachweis glauben wir in der von der oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz ge krönten Breisschrift: „Urkundliche Grundlagen zu einer Kechtsgeschichte der Oberlausitz bis Mitte des IG. Jahr hunderts“ (Görlitz 1877) geliefert zu haben, auf die wir daher hiermit verweisen müssen. Bei einer etwaigen Beurt hei lang des gegenwärtigen Buches bitten wir vor allem, dasjenige, was es bietet, mit demjenigen vergleichen zu wollen, was die Literatur der Oberlausitz auf die sem Gebiete bisher aufzuweisen hatte. Absolute Sicherheit und Vollständigkeit wird bei mittelalterlichen Genealogien nur sehr selten erzielt werden, zumal wenn man hinsichtlich derselben nur auf das gelegentliche Vorkommen einzelner Namen gewiesen ist, wirkliche biographische Nachrichten aber völlig fehlen. Ehrlich