I. Ursprung des oberlausitzischen Adels. 5 lausitzischen Adelsfamilien ihre etwaige slawische Herkunft irgend erweislich 3 ). Die ungleich grössere Mehrzahl derselben war jedenfalls schon seit dem 10. Jahrhundert deutscher Nationalität. — Mit seinen streitbaren Mannen hatte Markgraf Ekkehard von Meissen das Mil- zenerland erobert. Viele von ihnen werden sofort darin geblieben sein als markgräfliche Beamte, als Hüter der Landesfeste Budissin, als Inhaber grösserer oder kleinerer Lehen, die ihnen zur Belohnung ihrer Tapferkeit und zum Imzaumhalten der noch feindlich gesinnten wendischen Bevölkerung verliehen worden. Meissnische Ritter wer den es auch vorzugsweis gewesen sein, denen die Markgrafen von Meissen etwa offen werdende Lehen in dem ihrer Obhut anvertrauten neuen Reichslande überwiesen. Desgleichen gaben auch die Bischöfe von Meissen die einzelnen Güter auf ihren in der jetzigen Oberlausitz zerstreuten Gebieten natürlich zumeist an meissnische Geschlechter zu Lehn. Der älteste oberlausitzische Adel deutscher Nationalität stammt also wesentlich aus Meissen und dem zugehörigen Oster land. Und wenn auch die Oberlausitz später unter böhmischer (1158—1253), dann unter brandenburgischer (1253—1319), darauf wieder unter böhmischer, die östliche Hälfte aber von 1319—1346 unter schlesischer Hoheit stand, und aus allen diesen Ländern, da mals wie später, nachweislich adliche Familien eingewandert sind, so dauerte doch der Zuzug grade meissnischer Geschlechter auch dann fort, als die politische Zusammengehörigkeit beider Länder längst gelöst war. Aus altslawischen, meissnischen, böhmi schen, schlesischen, nieder lausitzischen und b r a n - den burgischen Elementen zusammengesetzt, bildet also schon der älteste oberlausitzische Adel eine ebenso bunte Mischbevölke rung, wie seinerseits auch das Bürgerthum in den oberlausitzischen Städten, ja sogar die Bauernschaft in den frühzeitig deutsch sprechen den Theilen des Landes. Einige statistische Notizen mögen das bisher Gesagte erläutern und erweisen. Es sind etwa 200 in der Zeit von Anfang des 13. bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der Oberlausitz urkundlich vor- 3 ) Von manchen Geschlechtern im Ordenslande Preussen ist dieser Nachweis eher möglich, da die zahlreichen, sofort mit der Occupation durch die Deutschen beginnen den schriftlichen Aufzeichnungen aller Art mancherlei Anhaltspunkte gewähren. Vgl. z. B. v. Mülverstedt, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Gau decker. Magdeh. 1877.