Die Güter des oberlausitzischen Adels. 545 Felsen ihre Stammesfeste, die einzige stadtartige Burg, Budis- sin 1 ). Die deutschen Krieger, welche gegen Ende des 10. Jahrhun derts von dem westlichen Meissen aus die Milzener bezwangen, be gnügten sich zunächst damit, das eroberte Gebiet zu behaupten. Der älteste oberlausitzische Uradel hat daher seine Stammsitze grade in der Umgegend von Budissin und führt seine Familiennamen von den ihm zu Lehn überlassnen slawischen Dörfern. Das feste Budissin aber ward der Mittelpunkt auch für die Herrschaft der Deutschen und blieb mit kurzen Unterbrechungen — bis in die neueste Zeit die Hauptstadt des Landes. Nur langsam schritt anfangs die Germanisirung des letzte ren vor. Erst als seit dem 12. Jahrhundert die Fürsten Schlesiens und Böhmens Massen von Colonisten aus dem westlicheren Deutsch land in ihre Länder herbeiriefen, lenkte sich der Strom derselben auch in die Oberlausitz. Die uralte Handelsstrasse nach Schlesien führte mitten durch das Herz des oberlausitzischen Landes. So ent standen Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts an dieser „königlichen Strasse 4 ’ auch (mit Ausnahme Budissins) die ersten oberlausitzischen Städte: Königsbrück, Kamenz, (Budissin) , Löbau, Göilitz, Lauban. Sie bildeten die natürlichen Tagesstationen für das schwerfällige Fuhrwerk jener Zeit. Bald erwarben auch anderswo im Lande Grossgrundbesitzer für ihre bisherigen Dörfer Stadtgerech tigkeit oder gründeten auf der Flur ihrer Güter ganz neue städti sche Ansiedlungen. So gesellte sich zu dem herrschenden deut schen Adel und der unterthänigen wendischen Bauerschaft ein neues, belebendes Element, nämlich ein freies, wesentlich deutsches Bürger thu m. Die deutschen Einwandrer aus dem Westen waren aber nicht bloss Handwerker und Handelsleute, sondern zum grössten Theile bäuerlichen Standes. Wie in Schlesien und Böhmen, so wiesen jetzt auch in der Oberlausitz Regierung und Grossgrundbesitzer den fleissigen, erfahrenen deutschen Colonisten Strecken von bisher un bebautem Lande zur Ansiedlung an. In dem von den Wenden be setzten Flachland gab es dazu keinen Raum mehr. Gern aber Hessen sich diese deutschen Bauern an den rieselnden Bächen in dem süd lichen, waldigen Gebirgsland dauernd nieder. Hier rodeten ') Ausführlicher von uns behandelt in v. Weber’s Archiv für die sächs. Gesch. N. F. II. 237 Hg. „Zur Gesch. der Germanisation in der Oberlausitz“. Knothe. Gesch. d. Oberl. Adels. ok