Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Titel
Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Untertitel
ein Reisehandbuch mit Reiskarte von Rudolf Henke und einer Routenkarte
Alternativtitel
Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz
8 Mit dem Zuriiekgehcn der Erzwerthe und der Erschöpfung vieler Gruben kehrte mich die Nahrungssorge im Erzgebirge ein. Die Landwirtschaft war nicht sehr ausgiebig und so griff die Berg bevölkerung zur Industrie, welche heut in unserem Gebirge die grossartigsten Formen angenommen. Eine statistische Zusammen stellung vom Reg.-Rath Dr. Victor Bohnert wirft die glänzendsten Schlaglichter auf den Sächsischen Gewerbfleiss, an dem das Erz gebirge am stärksten partieipirt. Sachsens Bevölkerung beträgt dom Reich gegenüber 6.46% Zu den 925457 Personen, welche 1875 in Deutschland in der Textil branche beschäftigt waren, stellte Sachsen 203 780 Personen, also 22,02%. In einzelnen der Textilindustrien beschäftigt Sachsen allein mehr Personen als das übrige Deutsche Reich. In der Strumpf- lind Strickwaarenindustrie waren im Reich 60620 Personen thätig, davon gehörten 35166, also 58% dem Königreich Sachsen an. In der Spitzen- und Weisszeugfabrikation arbeiteten im Reich 12904 Personen, in Sachsen davon 7696, mithin 59,6%. in den Webereien von gemischten Waaren sind im Reich thätig 11055 Personen, in Sachsen davon 10 709, mithin 96,9%. In den Appreturanstalten für Strumpfwaaren im Reich: 3701 Person, davon in Sachsen 3632, also 98,1%. Auch in anderen Gewerbzweigen liefert Sachsen einen auf fällig grossen Procentsatz, so z. B. im Metallbergbau, wenn wir Eisen und Stahl ausschliessen, 15%, in der Fabrikation von Musik instrumenten 31.7%, in der Papier- und Pappenfabrikation 18,5%, in der Wachstuch- und Lederfabrikation 49,2%- In Preussen leben auf den Quadratkilometer nur 10,4 Enverbsthiitige, in Sachsen da gegen 42. Nur Reuss ä. L. reicht mit 37,2 in Deutschland an diese Ziffer heran. Nach einigen Schriftstellern soll die erzgebirgisehe Gemüth- lichkeit die Thatkraft lähmen — nun, die vorstehenden Zahlen geben die beste Antwort darauf. Im Gegentheil, ein pernament fröhlicher, nie Iibermüthiger Gemüthszustand hat die Unverdrossenheit im Ge- folgi^und diese ist eine Grundbedingung des Gewerbfleisses. Stünde das Gebirge allein dem Reich gegenüber, dann würden die Procent sätze noch überraschender ausgefallen sein und jene Schriftsteller würden die Miitze noch tiefer ziehen müssen, vor der „durch das