Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Titel
Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Untertitel
ein Reisehandbuch mit Reiskarte von Rudolf Henke und einer Routenkarte
Alternativtitel
Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz
stürmischen Winters, die Waldgeheimnisse der unabsehbaren Forsten haben die Phantasie dieser schlichten Leute angeregt und eigen- thümliche Blüthen gezeitigt. Man kann sieh durch treuherzige An näherung einen unerschöpflichen Sagenborn erschliessen, freilich sind diese Sagen zuweilen wild und unheimlich, oft aber auch von frischer Anmuth, sie gleichen ganz der erzgebirgisehen Natur — sie sind ja selbst ein Product der Natur. Wie bereist man am Besten das Erzgebirge. Grosse touristische Pleerstrassen hat das Gebirge nicht; aber ein dichtes Strassennetz, sechs grosse Eisenbahnen und zwei Sekundär bahnen ermöglichen immer neue Varianten. Auch eine Menge Pass routen durchziehen das Gebirge, ja, man kann es in allen seinen Theilen bereisen, ohne auch nur eine Meile Weges gehen zu müssen. Doch das Buch soll dem Touristen dienen und darum ist auf diese Art, zu reisen, weniger Rücksicht genommen, es schmiegt sieh viel mehr der natürlichen Entwicklung der erzgebirgisehen Touristik völlig an. Die meisten Touristen gehen (von der Nordgrenze her) in den Stromthälern den Eisenbahnen nach oder fahren mit den selben bis unter den Kamm, gemessen vom Kamm aus einen oder mehrere Aussichtspunkte und wandern dann dem böhmischen Tief land zu, um in einem der grossen böhmischen Bäder Rasttag zu halten. Die Rückkehr geschieht zumeist wieder durch Fusswander- ung auf einem anderen Gebirgspass und später per Bahn. Passio- nirtere Touristen verlassen den Kamm nicht sobald, sie genies*»u die jungfräuliche Berg- und Waldnatur längere Zeit. Merkwürdiger Weise hat die natürliche Entwickelung der Touristik zwei der herr lichsten Touren, wie sie am Schluss des Buches in Anregung ge bracht werden, bisher vollständig ignorirt. Die erstere führt von Osten her, von der Nollendorfer Höhe auf den 130 km langen Kamm hin bis in die Gegend, wo sieh das Gebirge nach dem Voigtland land hinabsenkt; sie ist nur zu Fuss zu machen, dafür ist es eine echte und gerechte Gebirgspartie mit einer Kette herrlicher Aussichtspunkte inmitten der grossartigsten Forsten. Zur Rechten hat man die Sächsische Abdachung, zur Linken erst das Teplitzer Mittelgebirge, dann die Saazer Ebene und zuletzt das Karlsbader