Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Titel
Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden
Untertitel
ein Reisehandbuch mit Reiskarte von Rudolf Henke und einer Routenkarte
Alternativtitel
Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz
Die W ilhelmsliöhe liegt gleichfalls auf einem aussichtsreichen Felsvorsprung. Vielbesuchtes Rest, mit Fremdenbetten. Sommer frische. Das Rest, hat seinen Namen von Friedrich Wilhelm III. König von Preussen, der hier besonders gern weilte. Die Geyersburg liegt 3'/* km gegen Osten von Graupen ent fernt. Aussichtsreicher Weg am Berghang. Intr. Ruinenstätte über welche viele Sagen im Volk lebendig sind. Aussicht oben ver wachsen, doch thuen sieh öfter Blicke auf historische Stätten auf. 1040 schlugen hier Kaiser Heinrichs Mannen den Herzog Bretislav von Böhmen. Am 11. Febr. 1126 kämpften Lothar I. und Sobes- lav I. von Böhmen gegen einander. Nach Aussig zu liegen die blutgetränkten Felder, auf denen am 14. Juni 1426 die Hussiten die Meissner schlugen. Das Schlachtfeld bedeckten 23000 Leich name. Gegen Kulm hin sind die Denkmäler der Kulmer Schlacht sichtbar. Siehe Seite 20. Mariaschein. 2 km von Graupen. 1240 Einw. Anker. Zum Bleileben. Grosses Jesuitenkloster mit weithin leuchtenden Dächern. 22 Patres mit über 200 Zöglingen. Grössere wissenschaftliche Sammlungen für Lehrzwecke, auf Ersuchen zugänglich. In der Klosterkirche, die zugleich berühmte Wallfahrtskirche ist, ein wunderthätiges Marienbild, zu welchem aus Schlesien und Böhmen, aber besonders aus der Sachs, und Preuss. Lausitz viele Gläubige (zahlreiche Wenden) Wallfahrten veranstalten. Zu Pfingsten, Maria geburt und an einigen Heiligentagen gleicht der Ort einem Mess platz. Im Kreuzgang viele kunstlose Wandgemälde, doch intr. durch seltsame Geschichtsauffassung. Das Mariabild ist von Thon. Man erzählt von ihm eine merkwürdige Fluehtgesehiehte zwischen Graupen und Mariaschein. Ein Mädchen, von einer Schlange gebissen, soll um Hilfe gerufen haben und diese erschien in Form eines Mutter- gottesbildes, das eine Nonne vor den Hussiten in einer nahen Linde verborgen hatte. Die Bürger von Graupen trugen das Bild im Triumph nach ihrer Stadtkirehe, aber dreimal kehrte dasselbe bei nächtlicher Weile nach der Linde zurück. Hierauf sei nun eine Kapelle erbaut worden, welche endlich dem Bild als dauernde Wohnung convenirte. Das heutige Jesuitenkloster hat das Gut Sobochleben im Besitz.