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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190309049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19030904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19030904
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-04
- Monat1903-09
- Jahr1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.09.1903
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per 2009 i« Erbsen tnlltnL. -162,50, ggenloco polnischer > 128. — z. 7,43 S., Oktober n stetig, - «al« M., 5,89 - Preise Dezember Dezember c 7,70 « 75 » 7.50 » 0 85 ». »,30 ». 1 — * 11,05 ». I0,3« ». !0 20 » 0,95 ». !0,35 » i5,10 » «4,50 » S- 5», ! nöffnet: ur Oikar Md 55 Pfg. ßtzer, 40 Pfg. > I». 19 Pfg-, o tus >fg. 10 Pfg, 10 „ n 10 „ e 10 „ urer « 60 und u. 60 Pf. k 50 „ Mel nur gibt, Utz s. ltK5 sl u m. ufa«s W- !2. Uhr ellung en ouS- >en. tpk ein Land» e 12000 LS an „Tage- ItM . 193. ^6/* oos, 70, rasser a^/. fchM-Emstckl TWW ltden Wochentag abends^'ftr^n folgenden Tag und HDD OM E D MU c.u«et der Expedition auck die Austräger auf tostet durch die Austräger pro Quartal Mt. MM /U d MU M- dem Lande entgegen auch befördern die Annoncen- durch die Poft Ml 1.82 frei in'S HauS. ZD Expedit,onen solche zu Or«gmalpre,sen. fS^ Hohenstein Gimstthal, Oderlnngwttz, Gersdorf, Lngau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, CMenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. m A nrtsblcrtt für das Königliche Amtsgericht «nd de« Stadtrat z« Hohenstein - Ernstthal. Gvgcrn aller Gerrreirröe-Verwaltrrngen der rrrrrliegenöen Ortschaften. Nr. 205. Freitag, den 4. September 1903. 53. Jahrgang. Heute Freitag vormittags 7 Uhr wird im hiesigen Rathause das Fleisch eines wegen Tuberkulose beanstandeten Schweines im gekochten Zustande ä Pfund 49 Pfg., öffentlich verpsundet. Ter Besuch des Kaisers. Parade in Zeithain. Im Jahre 1730 war es, da führte der König- Kurfürst August der Starke dem soldatenliebenden Herrscher Preußens Friedrich Wilhelm I. und dessen Sohne, dem Kronprinzen, seine seit 1726 neu errich- teten, prächtig montierten Garden, seine Riesen-Gresa- diere und Janitscharen im Lustlager von Mühlberg oder Zeithain vor, und gab seinem hohen Gaste ka mst ein Schauspiel, das in seiner Pracht und seinem Aufwande — eS kostete nahe an eine Million Taler — die preußischen Revuen weit überflügelte. Das aüS 30000 Mann (nach anderen 36000) sächsischer Truppen gebildete Lager dauerte einen ganzen Monat und 47 Fürsten waren außer den beiden Königen bei dieser militärischen Pcachtentfaltung zugegen. Und wie der wohnte gestern auf diesem historischen Gelände ein König von Preußen, der zugleich die Würde eines Deutschen Kaisers in sich vereinigt, an der Seite deL greisen Sachsenkönigs einer Parade bei, um die Trup pen deS ersten Königlich Sächsischen (12.) Armeekorps, verstärkt durch vier Reiter-Regimenter seiner eigenen Armee, vor dem kritischen Feldherrnauge Revue pas- sieren zu lassen, wenn auch auf einem wesenlich an deren Terrain als im Jahre 1730. Während das Lustlager von damals so ziemlich bei Mühlberg und direkt an der Elbe lag, um auch der königlichen Lust- flottille, mit dem neu ausgestatteten Hauptschiff-, dem Buccentauro, Gelegenheit zur Entfaltung zu geben, liegt der heutige Truppenübungsplatz, ein Terrain von 54 Quadratkilometern, weiter landeinwärts bei Lan genberg, Zeithain und Röderau, wenn er sich auch mit dem sogenannten Sicherheitsbereich bis an die Elbe nach Strehla zu hinuntererstreckt. Der ehemalige Schießplatz der Artillerie, der nunmehr durch Nieder, legung von Wald und Heide eine neue Schußbahn von 5000 Metern Länge erhalten hat, dient heute zum Exerzierplätze und bildet in seinem vorderen Teile das durch einen Drahtzaun abgesperrte Terrain für die Kaiserparade. Eine sestgezimmerte, lange, stattliche Tribüne, von der man eine weite Fläche überschaut, die sich gleich einer Savanna hindehnt und am Hori- zont in grünen Wald übergeht, bietet Gelegenheit für eine bequeme und übersichtliche Beobachtung der im- posavten Truppenrevue, welche gestern etwa 16 000 Mann vor dem Deutschen Kaiser defilieren ließ. Die in der fünften Stunde am wolkenlosen Him mel ausgehende Sonne versprach einen herrlichen Tag. Dec Morgen war erfrischend kühl, ein richtiger Sep- tembermorgen, an dem sich Sommer und Herbst noch um die Herrschaft streiten. Die ersten, gegen 6 Uhr in Röderau anlangenden Züge brachten meist nur Militärvereinsmitglieder, die sich auf der Straße rangierten nnd dann, einer langen, schwarzen Schlange vergleichbar, mit Musik ihrem AusstellungSplatze inner halb deS Barackenlagers zuzogen. Später kamen die iogenannten Schlachtenbummler in Hellen Scharen, die sich unheimlich mehrten, jemehr die Stunde der Parade heranrückte. Equipagen, Dogcarts, Bauern- wägelchen und vorsündflutliche Omnibusse mit dem verschiedensten Pferdematerial bespannt, und Legionen von Radfahrern, aber Gott sei dank kein Automobil, fuhren die Straßen entlang und querfeldein, dem Wagenhalteplatz zu. Die Gefährte zählten nach tausenden. Um 9 Uhr erschien der die Parade komman dierende General, Se. König!. Hoheit Kronprinz Friedrich August von Sachsen, auf dem Paradeselde. Sämtliche Truppenkörper rückten in die Paradestellung ein. Im ersten Treffen stand die 1. Div'sion Nr. 23 (Dresden) unter dem Kommando des Generalleutnants v. Broizem, umfassend die 1. Infanterie-Brigade Nr. 45, kommandiert vom Generalmajor v. Schweinitz mit den Grenadier-Regimentern Nr. 100 und 101, und die 2. Infanterie-Brigade Nr. 46, kommandiert vom Generalmajor v. Kaufmann, mit den Infanterie-Re- gimentern Nr. 177 und 102. Weiter stand im ersten Treffen die 3. Division Nr. 32 (Dresden), unter dem Kommando des Generalleutnant v. Stieglitz, umfassend die 5. Jnsanterie-Brigade Nr. 63, kommandiert vom Generalmajor v. Altrock, mit den Infanterie-Regimen tern Nr. 103 und 178, und die 6. Jnsanterie-Brigade Nr. 64, kommandiert vom Generalmajor Gras Bitzthum v. Eckstädt, mit dem Schützenregiment Nr. 108, und den Jägerbataillonen 12 und 13. Endlich gehörten zum ersten Treffen noch die Jäger zu Pferde, Sas Kadettenkorps, die Maschinengewehr-Abteilung 7, das Pionierbataillon 12 und die preußische Koips- Telegraphen - Abteilung. Aufgestellt waren die Es kadron Jäger zu Pferde in Linie, die Kadetten in Kompagnie - Kolonne, Fußtruppen in Doppelkolonne, Maschinengewehr-Abteilung in geschlossener Abteilung, KorpS-Tel-graphen-Abteilung in Linie. Das zweite Treffen, dem Kommaudo des Gmeralmajors Frhrn. von Milkau unterstellt, umfaßte dis kombinierte Ka- oallerie-Divisiov, und zwar die 9. preußische Kavallerie- Brigade, kommandiert von Oberst Gras Brühl, mit )em Dragoner - Regiment Nr. 4 und dem Ulanen- Regiment Nr. 10; die 11. preußische Kavallerie- Brigade, kommandiert von Generalmajor Graf Moltke, mit dem Kürassier - Regiment Nr. 1 und dem Dra- goner-Regiment Nr. 8; ferner die sächsische zusammen- gestellte Kavallerie-Brigade, bestehend aus dem Garde- Räter-Regiment, dem Karabinier-Regiment und dem Ulanen - Regiment Nr. 17. Weiter standen noch im zweiten Treffen die 1. Feld - Artillerie - Brigade Nr. 23, kommandiert von Generalmajor v. Kirchbach, mit den Feld-Artillerie-Regimentern Nr. 12 und 48, und Vie 3. Feld - Artillerie - Brigade Nr. 32, kommandiert von Generalmajor Haase, mit den Regimentern Nr. 28 und 64, endlich das Train - Bataillon Nr. 12 unter Oberst Ehrenberg. Aufgestellt war die Kavallerie in Paradekolonne, die Feld-Artillerie in Breitkolonne und das Train-Bataillon in Tiefkolonne. Die Front stärken betrugen bei den Fußtruppen Züge zu 18 Rotten und bei der Kavallerie zu 13 Rotten voll. Auf dem rechten Flügel des ersten Treffens hatten die berittenen Zuschauer Aufstellung genommen; Generäle und sremdherrliche Offiziere im ersten, Stabsosfiziere im zweiten Mede. Außerdem hielt aus dem rechten Flügel der die Aufstellung regelnde Kommandant von Dresden, Generalmajor Frhr. v. Stralenheim. Um ^lO Uhr trafen die dem Hofzug mittels Sonderzuges voraufgesahrenen Fürstlichkeiten, militäri schen Gäste und Suiten auf dem Bahnhof Baracken- lager Zeithain «in, stiegen an der Kaiser Wilhelms- Allee teils zu Pferde, teils in bereitstehendr Equi- Pagen und begaben sich direkt nach dem Paradefelde. Von ersteren nahmen an der Parade teil: Se. Kaiser!, u. Königl. Hoheit Kronprinz Wilhelm, Se. König!. Hoheit der Großherzog von S chsen-W-imar-Eisenach, Prinz Eitel Friedrich von Preußen, Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, Prinz Rupprecht von Bayern und Se. Hoheit Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg mit ihren Suiten und Ehren diensten. Ferner die beiden ältesten Söhne des Kron prinzen, die Prinzen Georg und Friedrich Christian, mit ihrem Gouverneur Frhrn. ü Byrn, Generalfeld, marschall Graf v. Waldersee, und auf allerhöchst«. Ein ladung von preußischen Offizieren General der Ka vallerie Edler von der Planitz, General der Infan terie von Stülpnagel, die Generalleutnants v. Woycsch, Wagner, von Schmidt und Werneburg, Generalmajore Freiherr von Plettenberg und Sixt von Arnim, sowie Oberst Wachs. Außerdem der Kriegsminister General ser Infanterie Freiherr von Hausen, der Kgl. Sächs. Gesandte in Berlin Graf Hohenthal und Bergen und ver Großbritanischen General Baden-Powell. Der Hofzug mit Ihren Majestäten dem Kaiser und König, sowie der Großherzogin von Sachsen- Weimar-Eisenach und der Frau Prinzessin Johann Georg traf 9 Uhr 42 Minuten auf dem Bahnhof Barackenlager ein. Am Bahnhöfe Barackenlager stiegen die Maje- stäten mit ihrem Gefolge zu Pferde und begaben sich nach dem rechten Flügel des ersten Treffens, wo die fürstlichen Gäste und die glänzende Suite Aufstellung genommen, um sich nach der Begrüßung dem Kaiser anzuschließeo. Aus dem Wege dahin in der mit Fahnen und Girlanden festlich geschmückten Kaiser Wilhelm- Allee hatten die Militärvereine in einer Stärke von etwa 4000 Mann mit über 100 Fahnen Ausstellung genommen. Davon stellte der Bezirk Großenhain in 54 Vereinen gegen 1800 Mann, Bezirk Döbeln in 30 Vereinen 400 Mann, Bezirk Kamenz in 17 Ver einen 220 Mann, Bezirk Meißen in 29 Vereinen 450 Mann und Bezirk Oschatz gegen 1000 Mann in 21 Vereinen. Der Frontrapport der Militärver eine wurde Sr. Majestät dem Kaiser durch den Be- zirkSvorsteher Merker-Großenhain überreicht. Der Kaiser ritt langsam die Front ab, jeden einzelnen Bezirk mit einem „Guten Morgen, Kameraden," be- grüßend und sich nach Olden und Ehrenzeichen er kundigend. Gegen 10 Uhr hatte die erwartungsvolle Spannung ihren Höhepunkt erreicht. Aller Augen richteten sich nach dem kommandierenden General, Sr. Königl. Ho- heit Kronprinz Friedrich August von Sachsen, der endlich durch wagerechtes Schwingen des Säbels um den Kopf das Ankündigungskommando „Das Gewehr über" gab. Alle Kommandeule begaben sich aus ihre Plätze. Hurrarufe, erst aus der Ferne, dann immer näher und näher — die Majestäten nahten. Plötz- lich hob der Oberstkommandierende den Säbel senkrech! hoch: „Achtung", um ihn sofort wieder zu senken, die Truppen präsentierten daS Gewehr und riefen dreimal kräftig „Hurra! sämtliche MusikkorpS und Spiellcute bliesen und schlugen den P äsentiermarfch oder die Paradepost (bei den berittenen Truppen) und gingen dann in das „Heil Dir im Siegerkranz" über — die Majestäten waren aus dem Paradefelde einge troffen. ES war ein erhebender Anblick, wohl dazu angetan, den nationalen Gedanken aller derer zu stärken, die bei solchen Anlässen zusammenströmen, um bei dem großen militärischen Schauspiele dem Kaisei ihre Huldigung darzubringen. Hierauf begann da? Abreiten des ersten Treffens vom rechten, dann des zweiten vom linken Flügel aus, das 30 Minuten dauerte. Bor dem Kaiser ritten zwei Flügeladjutanten, neben ihm Se. Majestät der König, dann folgte die glänzende Suite: die Fürstlichkeiten, die militärischen Attaches der Gesandtschaften, die fremd- herrlichen Offiziere und die der Parade als Zuschauer beiwohnenden Generale vom Brigadekommandeuran aus wärts. Wie die Mauern standen die Regimenter und erwiderten den Gruß deS Kaisers mit einem freudigen, lauten und kräftigen „Guten Morgen, Majestät !" Nachdem daS gesamte Gefolge die Front der 45 Infanterie-Brigade passiert, rückte diese mit der Es kadron Jäger zu Pferde und den Kadetten auf dem kürzesten Wege zur Ablaustrace und formierte sich zum Vorbeimarsch, die übrigen Truppen folgten und stellten sich hinter der 45. Jnsanterie-Brigade auf. DaS zweite Treffen formierte sich zum Parademarsch, nachdem die Majestäten den rechten Flügel verlassen und sich in kurzem Galopp nach dem Standpunkte für den Vor- beimarsch vor die Tribüne begeben, hier von langan- haltenden Hochrufen seitens der Tausende von Zu schauern empfangen. Der Kaiser trug die Uniform seines sächsischen Grenadier-Regiments Ne. 101, mit dem grünen Bande des HauSordens der Rautenkrone und hielt in der Rechten den Marschollstab, den er bei den ihm gewordenen stürmischen Ovationen grüßend und dankend senkte. König Georg erschien in großer Generalsuniform mit dem orangefarbenen Bande des Ordens vom Schwarzen Adler, in der Hand ebenfalls den Marschallstab haltend. Die Großherzogin von Sachsen-Weimar in leichtem weißen Sommerkleid mit ivsa Garnierung, rotem Hut und hellrosa Musselin- Sonnenschirm, und die Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, in rosa Robe mit weißem Spitzenüberwurf, cremefarbenem Hütchen und Sonnen schirm wohnten der Parade in einem ä la Daumont bespannten Galawagen bei, ebenso die beiden ältestenS Söhne deS Kronprinzen, die Prinzen Georg und Fried- rich Christian. Die Suiten und fremdherrlichen Offiziere nahmen vor der Tribüne im Rücken der Majestäten und Fürstlichkeiten Aufstellung. ES war ein unvergleichlich großartiges Bild, die mannigfaltigen glänzenden Uniformen, die blitzenden Ordenssterne und dazu die strahlende Sonne, die sich über all den mili- tärischen Glanz ausbreitete. Dann begann der Parademarsch. Der erste Bor- beimarsch erfolgte im Schritt und zwar für die Es- kadron Jäger zu Pferde in Linie, Fußtruppen in Kompagniefront,MaschinengewehrabteilunginAbteilungS- I front, KorpS-Telegraphenabteilung in Linie, Kavallerie in Eskadronfronten, Feld-Artillerie in Batt riefronteu 'und Train in Kompagniefrouten. Hierbei boten sich nun die interessantesten Momente der Revue, die Spannung wuchs und damit die Erwartung auf daS beginnende glänzende militärische Schauspiel. Die Gläser richteten sich auf die Majestäten und die hohe« militärischenPersönlichkeiten und verfolgten die Einzel heiten der Parade. Zunächst kamen die Jäger zu Pferde (Rittmeister v. Wuthenau) vorbei, ihnen schlossen sich das Kadettenkorps an (Major v. Tetten born, dem die Musik deS Leib-Grenadier-RegimentS vorantrat. Bevor das Leib-Grenadier-Regiment zum Vorbeimarsch antrat, setzte sich der König an die Spitze und führte eS, den Marschallstab senkend, unter dem Jubel der Zuschauer seinem hohen kaiserlichen Gaste vor. Der Jubel setzte sich sort, als hierauf der Kaiser an die Spitze seine- GrenadierregimentS Nr. 101 sprengte, um dasselbe mit zum Gruß gesenktem Degen dem König vorzusühren. Hinter dem Oberst des Regiments, Oberst Frhrn. von Hausen ritt der demselben 4 la suite stehende deutsche Kronprinz. Der britten Division ritt Generalleutnant von Stieglich und den beiden Brigaden der Generalmajor Altrock und Generalmajor Gras Bitzthum von Eckstädt vor. DaS Schützenregiment sührte wiederum der König. Eine ganz neue Erscheinung war die preußische Maschinengewehr-Abteilung 7, von 6 Geschützen und 6 Pulverwagen. Die Mannschaften trugen hechtgraue Uniformen und ebensolche Tschakos nebst Gamaschen von naturfarbenem Leder. Auch die KorpS-Tele- graphen-Abteilung war eine neue Erscheinung. Den Zußtruppen folgten die Reiterregimenter, deren Aus- tellung schon ein herrliches Bild bot. Gegen ein- ausend grün-weiße und schwarz-weiße Fähnchen auf einem Platz, vom Winde luftig hin und hergeweht — ein prächtiger Anblick Den Vorbeimarsch eröffnete Vas Königl. Preuß. Dragoner-Regiment Nr. 4, dessen Musikkorps beim Defilieren den alten finländifchen Reitermarsch, den Lieblingsmarsch des Kaisers, spielte. Ihm folgte daS 10. Ulanen-Regiment und daS Bres lauer Kürassier-Regiment Nr. 1., vom Kaiser selbst angeführt. Es herrscht bei diesem Eliteregiment die gleiche Sitte wie bei den sächsischen Gardereitern, daß nämlich d.r Pauker, nachdem daS Trompeterkorps halb links abgeschwenkt ist, um daS Regiment vorbei zu lassen, im Schritt vor dem die Parade Abnehmenden vorbeireitet und dann, das Pferd mit den Füßen lenkend, in weitem Bogen wieder zu seinem Korps zurückreitet. Das Defilieren dieses schweren Reiter regiments in den blanken Stahlpanzern glich dem Vorbeimarsch eines Stückes Mittelalter und wurde laut bejubelt. Mit dem Torgauer Marsch zog das Dragoner-Regiment Nr. 8 vorüber. Dann kamen die Gardereiter, an deren Spitz: König Georg ritt. Es stano ebenso wie die Karabiniers, die der Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar sührte, und das Ulaneu-Regiment Nr. 17 an Schneidigkeit den preußi schen Regimentern nicht nach. Auch die Artillerie- Regimenter, von denen das 12. ebenfalls von seinem hohen Chef dem König gesührt wurde, gingen ebenso wie die Train in ausgezeichneter Richtung am Kaiser, vorbei. Damit war der erste Vorbeimarsch, der 1'/, Stunde dauerte, beendet. Der zweite Vorbeimärsche der nur die halb: Zeit in Anspruch nahin, erfolgt- bei den Fußtruppen in Regiments- und Bataillons, kolonuen, bei den berittenen Regimentern in ESkadrons- AbteilungS- und Kompagniefront im Trabe. Hierbei führten nun der Kaiser und Großherzog von Sachsen- Weimar ihre Regimenter selbst. Die äußerst glänzend verlaufene Parade endete mit einer kurzen Kritik deS Kaisers, worauf sich die Majestäten nach dem Bahn hof Barackenlager begaben und 12 Uhr 40 Min. die Rückfahrt nach DrrSden antraten. (DreSdn. Nachr.) In dem Paradeberichte des Lok. Anzeiger wird Inoch mitgeteilt: Die kolossale Tribüne von mehreren hundert Metern Länge war schon um 9 Uhr von tausenden von Zuschauern besetzt. Ganz Sachsen schien auf den Beinen zu sein. Trotz der außerordentlichen Hitz? hielten sich die Truppen gut, auch die Vorbei märsche fielen gut aus. Am flottesten sahen die Jäger und Schützen aus, eine Elitetruppe, die ihrer Tracht und Beweglichkeit nach an die Bersaglieri erinnert. Dresden, 2. September. Der Hofzug traf nach 2 Uhr aus dem Neustädter Bahnhof wieder ein. Während der Fahrt wurde das Frühstück im Zuge eingenommen. Der Kaiser begH sich um 5 Uhr zur
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