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Dresdner Nachrichten : 31.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187907311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18790731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18790731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-31
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.07.1879
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-Ate«.«. Iutt. Stzveflitur«Ferman Kbr ?en edivc »rtreffenb. wirb die direkte Erbfolge. ie selbstständig ver- ttjiae abzuichlleßen. fall» solche nicht den bestehen den Verträgen zuwider- litten oder die Hoheit», rechte de» Sultan» an. tasteten, des,titi.it. - v«. dui» Tilgung der Staat», schulden dürfte der Kbe» dive auch neue Anleihen ausnebme i können, jedoch zu anderen Anleihen die Zustimmung der Pfotte erfordern. Versailles, den80. Juli. Der Senat verwies den Geletzentwurt. brtr. dieNleterlegung kerTuile. ^Lodr-^Lssr»wmv. Tagevkatt für Politik, Unterhaltung,Geschästsverkehr. Sörstnbtrlcht,Fre»idc»lilIr. Llkitredacteur: vr. Dn,» Für daß Fcuill.: sic Druck und Si^entbmn der Herausgeber: »»reit in Dresden. Verantivorti. Redacteur: LLvtnrroli t n rien an eine vriondere Kommission und geneh- Miate den 2heit kr» Bud get- über Erhebung der direkte» Sieurrn. - Die Kammer erlebigte vab Buk»,et des Inner» und begann die Ber.ittmng de» KultuSbubgeio. Der Kui- tuSm nister sprach gegen die von der Kommission bcaistragte Herabletzuna der Bcioltunaeii der Bi- sckstste. (.in Beschluß der Kammer, die Besoldungen tcr Biict'die aui lo.ixsi Frcv., die der Erzbischöfe aill lL.oun FrcS. herab» Zinctzen war ungiltig. weil die zur gütigen Brlchluß- iassnng eiiorrcrlichc Stim- mcntzn I stbltc. »« livnpvl «k 6o., n1kilsv««kidie» 8cI»Iv88-8tra88« 14, ^ «ogoniilior ilor Bpororpaiisl, «r^SILSI^aM 1879. ä.n- mul Vvrlruut sllvr Llkikilspsplvstv, pfsniibrisfg, ^vtion «tv. ^u87.allluuß ull«r 6oupon8. Dnsuti-oltlivlw Ovntrolv äer Vvdloosung ullv, VVortjimixioio. ^Uv8 uuuli »uk Imiottlolivui IVoz-v. llomlvllslolio für iVsvstsol. ILv1t-1l18t1tut von Lri. ?utrle«, li «i t k »I, u 8 t r u 8 8 v «all« l'avai.-Iiassino.) ^luolvilivn uinl Bsimion von lioikploickvu, i'irl>is,»!üvliirre». Hoituutvnivlit. Mr viiinon mul lloriou i» ckvr ^rc»88<;n Lln- nvgo uinl (lor Iroivil lioiti'illi». klognulv pfvrclo nuck Koseiiirre. fäässigv prvisv. Witterungsaussichten: Vorwiegend heiter und trocken, Gewitterneigung. VvUltsche». Wie der einzelne Mensch sich zu einem festen Charakter nur dann entwickelt, wenn er sein Thun und Lassen nicht lediglich nach Zweckmäßigkeit und augenblicklichen Erfolgen einrichtet, sondern Grundsätze pflegt, so geht es den politischen Nationen eben auch. Wenn Deutschland aus dem Experimentiren heraus und zu festen, dauerhaften Zuständen kommen will, so muß es gleich dem mah nenden Cato der alten Römer den ruhigen und gesetzmäßig er laubten Sah, den gute Patrioten seit Jahren ausgesprochen haben, mit Festigkeit und Beharrlichkeit zuin Programm seiner volkswirth- schaftlichen Regeneration machen: das deutsche Reich kann auf die Dauer die Ueberlast seiner Militärausgaben nicht ertragen. Wohl wollen wir in die neuen Steuern und Zölle uns fügen, wollen das durch den NationalliberalismuS bis zur Verarmung und bis zur Willenlosigkeit gedehmllthigte Reich wieder in bessere Bahnen lenken helfen, koste es was es wolle. Aber nicht allein für den Militaris mus sollen die Opfer gebracht werden, sondern für die Hebung des BilrgcrglückeS. Keine Steigerung der Einnahmen kann dem Lande helfen, das */z seiner Gesammtausgaben unproduktiv in Kanonen und Cadreü anlegt. Dieser von einsichtsvollen Einzelnen zuerst schüchtern und immer ernster ausgestellte Satz muß der Nation in Fleisch und Blut übergehen, dann wird die Zeit kommen — und sei es auch erst viel später —, wo der Staat für die Kunst, die Kunstindustrie, für Unterricht und Wissenschaften, für Handel und Gewerbe seinen natürlichen^ Kräften gemäß sorgen kann, ohne bei jeder Petition in dieser Richtung zu erwiedern: dazu haben wir kein Geld. Einstweilen ist es ein politischer Fortschritt, daß nach gerade in allen Parteien die Erkenntniß aufdämmert, daß die Mehr einnahmen des Reiches an sich nichts nützen. Selbst Herr v. Stauffenberg und Herr v. Bennigsen halten es für opportun den unerhörten Steuerdruck zuzugestehen und stellen sich nun dabei an, al» hätten sie ganz vergessen, daß unter der nationalliberalen Majorität die fünf französischen Milliarden unbekannt wohin entschivebt sind, und die dauernden Lasten, die uns auferlcgt wurden, jetzt zu Steuer- und Zollerhöhungen einfach zwingen. Die Kompromißtheorie hat uns dahin gebracht wo wir jetzt sind. Man hatte Geld, da schuf man da« eiserne Militärseptennat, und nun Deutschland einem be waffneten Kriegslager im Frieden gleicht und nichts so vortrefflich kann als „jeden Augenblick losschlagen", nun hilft uns kein nou possumu,. Jetztheißt es zahlenfund stillehalten bis 1881. Herr v?Stauffenberg, der jetzt im Kompromiß der Agrarier und der Schutzzöllner (wörtlich steht das in seinem Wahlbrief!) den Tod jeder politischen M oral erblickt, hat ganz recht; nur kommt diese nationalliberale Einsicht um 6 Jahre zu spät und ist nur als Todtenlied des Nat onalliberalisinus noch verwendbar. Wenn Herr v. St. fortfährt: Ebenso würde ich ja die finanzielle Selbstständig machung des Reiches mit Freuden begrüßt haben, wenn sie nicht, wie e« jetzt der Fall ist, ausschließlich zu Lasten der konsumirenden unterm Klassen geschehen wäre, denen man dafür einen sehr un sicheren Wechsel auf die Zukunft ausgestellt hat" — so bucht man diese späte Erkenntniß immerhin mit "Nutzen, denn die Wähler werden daraus lernen, wen sienichtzu wählen haben. Auch für die Wahlen zum preußischen Landtage wird die Zer fahrenheit der Nationallibcralen entscheidend werden und wahrhaft goldene Worte sagt die „Berl. Volks-Ztg." Wohl wahr, der Natio- nalliberalismus hat nicht geerntet wo er gesäet hat ; andere Parteien haben über seine Häupter hinweg den von den Nationalen in's Par lament importirten Schacher mit Eompromisfen an sich gerissen — aber die Schuld, daß eS so hat kommen können, liegt in der Charakterlosigkeit der nationalen Bewilligungs-Majorität 1874. Gmanntes Blatt sagt ganz richtig: Das Wort „Rcichsfeind" wurde damals direkt für Jeden erfunden, der diesem unseligen Kampf keinen Beifall spenden mochte. Jetzt nimmt man plötzlich wahr, wie die Reichsfreundschaft und ReichSfeindschaft die Rollen wechseln und man sich um Zoll und Steuern liebevoll die Hände reicht und sich gegenseitig ordentlich im Diensteifer überbietct, um 50 Pfennige mehr Schuhlohn zu erhalten. Wenn dem gegenüber der Sinn für den politisch freien Geist im Volke stutzt und stockt, so darf es Keinem befremden, der die gesunde, naive Volksausfassung kennt. Das Wählen ist fast zu einem widerstrebenden Akt gemacht. »Die deutsche »Nation bat gesehen, wie eine Nativnalvcr- tretuna ihren zettberigen politischen Standpunkt, den man in jeder Partei auch alö moralisch berechtigten betrachtet, mit einem Male verleugnet und in eine Interessenvertretung verwandelt, in welcher man über die Steuerkrast des »Volkes eine »Art selbstsüchtigen Handel mit den Stimmen treibt. Jeder Denkende siebt cs ein. das, der Agrarier nicht darum für die Schutzzölle der Industrie stimmt, weil er den Zoll sür eine Wohlthat der »Nation palt, son der» einzig und allein, weil er aui die Gegenleistung rechnet, das, ihm die industriellen Schntzzöllncr den Zoll aus ländliche »Produkte zugestcben werden. Man kan» wohl sagen, das, so nackt und so vor Aller Augen, selbst tcS simpelsten Beobachters, sich noch nie mals die Interessen in der »Volksvertretung gezeigt haben. ES liegt in einer solchen Erscheinung eine ticte Erschütterung alles politischen Vertrauens. 3» den RelcbStggSbcbatten kan» eö wiederholt vor. daß inan den Rednern nachwieS. wle sie blos sür ihr Geschäft und ihren »Vortbeil kaö »Wort führten. Ja. unser Reichskanzler ging hierin so inunter vor. daß er ganz direkt die ländliche Bevölkerung aulrief, tüchtig für ihre Interesse» einzu- treten. um für ihre »Produkte recht hohe Preise zu erhalten. »Wo dergleichen ln vollster Prosa, in realistischster Offenbeit auitritt, da ist eö gar zu natürlich, daß der opferfreudige ideale Sinn, wela-er aller »Volk-Politik zu Grunde liegen muß. eine tief ein schneidende Erschütterung erfährt." Ob diese Stimmung vorübergehend der Fortschrittspartei oder dem Centrum, oder den gemäßigt Conservativen (wir wünschen das Letztere) zu Gute kommt, ist nicht die Hauptsache, sondern daß der Nationalliberalismus völlig bankerott an der fremden Ernte seiner- eigenen Aussaat steht, daß diese Schacherpartei von der Bildfläche unsere» öffentlichen StaatSlebenS nahezu verschwindet — da« .ist die gute Errungenschaft dieser schlimmen Zeit. Wie man'» treibt, lo aehl's. Wenn die Berliner influirten Zeitungen übrigens von dem Ende des Culturkampfes sprechen, so wird das den Klerikalen gewiß recht anmuthig scheinen. Richtig ist es aber nicht. Die gut katho lische „Köln. Ztg." hat eine ganz absondere Schwierigkeit entdeckt. Sie schreibt nämlich: Wiederl,oit ist die Rede gewesen, man könne behusö teö Ausgleiches im „Enlturkampfe" einige abgelebte »Bischöfe begna« blgen. Dem gegenüber ist zu bemerke»: Der K24 des Gesetzes vom 12. Mai IK78 lautet: „Die Entlassung aus bei» »Amte hat die rechtliche Unfähigkeit zur Ausübung des Amtes, den »Verlust des Amtocinkonnnens und die Erledigung der Steile zur Folge." Durch Begnadigung oder Nebabilikiiung kan» die erstcre Folge, die rechtliche Unfäbigkeit zur »Ausübung be« »Amtes, behoben werden; mithin wäre ein begnadigter, abgcietzter »Bischol wieder fähig, in »Preuße» von »Neuem ein »Bisihum z» erlangen. Eine erledigte Stelle wird aber durch die »Begnadigung nicht wieder besetzt. Der König von Preußen besetzt die »Bislhümcr nicht; das geschieht durch die »Wahl der Kapitel, in ganz besonderen Fällen, wie dei der letzten Besetzung des Kölner Erzbioihums, unter Ucbcr- gebung dcö Kapitels aus Grund einer Vereinbarung mit der Regierung durch den Papst. »Will man auch annehinen, daß die Regierung geneigt sei, einen abgesctzlen Bischof wicdir zuzulasscn. so müßte dieser entweder vom Kapitel neu gewählt oder vom »Papste neu ernannt werden. DaS Eine wie bas »Andere wäre eine »Anerkennung dcö staatlichen Rechtes zur »Amtscntlassnng. - Ei» „Friede" ist nur möglich, wenn entweder alle abgesctzten Bischöte gestorben ober vom »Papste ibreo Amtes enthoben sind, oder addanken, d. b wenn man zum Friedensschlüsse über die Köpie der »Bischöte himvegschrcitct." »Man sieht, der jahrelange Kampf gegen die katholische Bevöl kerung läßt sich in seinen Folgen trotz des neuerdings auftauchcnden guten »Willens des Staates nicht so leicht wett machen. Denn daß alle Bischöfe so gefällig wären, wie Martin von Paderborn, „um den, Staat zu dienen", ist nicht wohl anzunehmen. Neueste Telegramme der „TreSvuer Nachrichten." Wilhelmshafen, 30. Juli. Auf dem deutschen Artillcrie- Uebungsfchiff Ncnown im hiesigen Hasen ist ein Vierundzwanzig- Eentimeter-Gcschütz gesprungen. Drei Todte, drei Schwerverwun dete, elf Leichtverwundete.. . »Berlin, 80. Juli. Die heutige..Provliizialkorresponkrnz" reproduzirt einen Auszug aus einem »Artikel der „Kölnischen Zeitung" über „die Innere Lage" und fügt hinzu: »Wäre zu erwarten, baß diese Acußcrungen eines der angesebcnslcn »Parteiorgane einem erheblichen Ti,eile dcrPaitei aus dem Sinne geschrieben wäre», io würde er dielen Tbeil veranlassen, sich zu einem solchen Programm zu bekennen und auf Grund desselben sich Im Gegensatz zu ver Partei LaSkcr-Forckenbeck neu zu konsti- tniren und aut diesem Wege an die Lösung der politischen »Auf gaben heranznircten. »Wien, 8<>. Juli. Gegenüber der MIttbclliiiig der ..Nene» ir. Prelle" Oiche Tageogeschickste» konstgtircn die „Presse" und daS „Frenidcnblatt" ans Grund amtlicher zuverlässiger Iniorma- tione», daß nicht ein österreichischer Soldat die Grenze Novi- bazarS überschritten habe, auch nicht als »Bedeckung der Enguct- Kvmittiisio». welche noch in Serajcwo weilt. London. 80. Juli. Rculcr's »Bureau meldet: In Kon stantinopel nah», der türkische Minisierraih in der gestrigen »Abentiitzung die von den »BoNchaitern Englands und FraiiireiebS bezüglich dcS cghpiiickc» Jradc verlangten Modifikationen a» uns beschloß alle dem Khedivc im Fcrinan I878 cingerälimtk» Privi lcgicn wieder hcrzusleiicn. Dressen. Domierstag. 8 t. Juli. Locale« nnd Sächsisches. - Aus »Verordnung des königs. Ministeriums des Innern wird gegenwärtig scslgcslellt, wie eö bisher i» den Lanbgcincindcn mit tcr S ti i» mverechtIgu n g nnd »Wählbarkeit der Geist lichen und Lehrer bei den Geincinderathswahlc» gehalten worden ist und ob dieselbe» als Nutznießer des »Piarr- und bcz. Schnl- lchnö den »An- oder Ilnansässigcn zngczählt worden sind, da in dieser Beziehung bisher sehr verschiedene Prario geübt worden ist. — IJ. kk. HH. Prinz und Prinzessin Georg »ebst Familie besuchten gestern »A bend i> Uhr die »V ogeIwics e. Nachdem die Herrsthakten durch de» Vorstand der »Bogenichützengllde de» grüßt worden waren und am Schieße» thcilgcnemmcn hatten, beehrten sic verschiedene Etablissements mit ihren, »Besuche, u. A die Menagerie von Rice. Der »Besuch dieser Menagerie ist Jedem zu empschlc», der Interesse am Leben der Tbierc findet; sie ist jedenfalls die reichhaltigste, die seit langen Jahre» hier gezeigt wurde und enthält »Arien, die hier noch nie ausgestellt waren, z.»B. einen großen Gorilla. cin Prachtcremplar Hochinteressant sind die Scidcnäffchen, lerncr Schimpansen mit menschhastc» »Wesen rc. Die Menagerie ist der Glanzpunkt der Schaubutcureihe. Daran reihen sich würdig die kressirten Elephanten von Heydenreici', die in der Dhat Erstaunliches leisten, lerncr »Böhle und Wlllarbt'ö Knnst.Scilon neuester Erfind ungcn. Hier ist u. A. ein schöner großer Phonograph ausgestellt, eine Lprcchmaschiiic nach des herühmtc» Amerikaner Edison Erfind ung. DicserPhcnograph gehört zweifellos zu den vollkommensten,die überhaupt öffentlich gezeigt werden. Die menschliche Stimme, wie die Töne von Mustklnttrumcnien giebt die Maschine deutlich ver nehmbar wieder. Leider ist der „Salon" nicht sonderlich günstig gelegen: der große Lärm, der ringsherum herrscht, hccintrichtigt sehr wesentlich den Effekt. »Vorgciicrn »Abend war die Fregueuz aui der Wieie nicht so groß als sonst; Dienstag und Donnerstag sind die schlechtesten Tage, klagen die Zcitinhaber. AuS dem Stctgenlasten von Luftballons, welches angeküiivigt war, scheint nichts geworden zu sein. Die großen Zelte Neljewitz, Radeberger, Feldschiößchcn, Hecht, Franz re. waren ziemlich stark besucht, viele kleinere Zelte waren ganz leer. -»Bei einer hiesigen höheren Steuerciniiahmc soll sich kürzlich ein sungcr »Beamter bedeutende Veruntreuungen zu Schulten haben kommen lassen und deshalb ln Haft genommen worden sein. — Die Berechtigung von Jahrmärkten in aroßen ver kehrsreichen Städten wird schon seit Jahren von Vielen und in letzterer Zelt Immer mehr und mehr bczwclfcit. Jetzt bat i» Chemnitz sogar der au« Mitglieder» beider städtischer Kolle gien bestehende MarktanSichuß die Frage angeregt, ob es sich nicht empfehle, mit der »Aufhebung der besten dort stattstnkeiide» Jahrmärkte vorzugeben, da sie mcbr allgemeine und besondere Nachtbellc, als »Vorthclle böten. Der Srattratb saßt die Frage ernstlich auf unv ist man In Chemnitz auf vaS Ergebnis) gespannt. — »Aus daS Jahr 187» sind vom Finanzministerium die Ge- bübren für Erhebung der Grundsteuer und »Besorgung der auf die Verwaltung derselben »Bezug babende» Geschäste iür Städte. In welchen dle Flurbücher und KMsier von vem Stcibt- rathe geführt werben, aus 4 Procent und iür die übrige» Stätte und Stcucrgeiiieindcn des platten Landes aus 2> - Proccnt der wirklichen Einnahmen geictzi. »Von I8»Z0 ab aber werbe» de» Städten mit rcvlvirtcr ^tättcortnniig 5 und de» übrigen, sowie den Steucrgemciude» des Landes je nachdem 5. 4, 8 und 2'/- Proccnt gewährt. — Kleine R cti es kizze». In ctncr denkwürdigen Stunde kam ich am 2«. Juli in »Melleck an. Melleck ist ein ebenso einsam wie reizend gelegenes GcblrgSncst. DaS letzte balcriiche Dort, ist cS v^n dem Salzkammergulc durch ein mun teres Gebirgöwässcrle getrennt, den »Weißbach, welcher zugleich die poiitliche Grenze bildet. Links unv rechiS vcm Uier liegen das baicrliche Zoll- und das österreichische »Mauivhaus. Kurz vor mciner Anknnst war bei dcn deutschen Zollbeamten von der Centralstelle in München dle amtliche Nallrlcht ctiigetrofien, daß der neue Zoiltarii in Krall getreten sei. Die »Anweisung war bcigeiügt. daß von Stund' an auch in Melleck die Zollbeamten die eingehenden »Waaren nach dem neuen Tarife zu behandeln hätten. So wurde ich ganz zufälliger Welle .senge, wie an eine,» entlegenen Punkte der Rcichögrenze das große Zolltarif- werk, über das ich »Monate lang iov ei gelelcn. gehört und geschrieben habe, dessen Entstehen und wechselndes Geschick Ick,, gleich der Mehrheit meiner Mitbürger, mit der gespanntesten Ainincrksamkcit veriolgtc, ins Leben trat. Eine bedeutungkvoiie Stunde! Sofort kam unter die wackeren bairischen Zollbeamten, deren Tagesdienst gut der einsamen Thal- straße vom Salzburgischcii nach dem Reiche ziemlich mäßig war, gesteigertes Leder;. »Von Stund an war sa so ztemllch Alles, Baumwolle nnd etliche Rohstoffe wohl ausgenommen, zoll» pflichtig! Tausend Dinge, die biShcr unverzollt passirten. steuerte» von nun an in ^ die Rcichskassen. Genau so war'o vor sieben »Monaten vcn österreichischen Zöllnern auch ergangen. »Am Neuiahr trat der aiitoiwmc österreichische Zoiltarii in Kraft. Seine o-lllkring auf dcn k. k. Mauthbcamten in dem Nebenzollanit Melleck 2. Elaste zeigte sich ioiort: derselbe hatte seiivein 8 Mal so viel zu thun und seine Zollkassc mllidcllcno dreifache Einnahmen. Dasselbe steht nunmehr den bairi schen Rcichszöllncrn bevor, die in grüner Uniiocm Reisegepäck revidt- ren, dcn »Baucrnsrancn in die Körbe schauen u. dieHoizstihren taxtren. Die Helziuhieii sind hierzulande der Hauptverkevroartikel unc sie ergeben ein höchst eigentbümIicheS Curiosum. DaS Königreich Baiern besitzt nämlich in dem angrenzenden Saizkammergiit und Firol ausgedehnte StaalSsorsten mit herrlichen Buchenbeständcn. In diesen östcrrelchiichen Kroniändern giebt eS nicht weniger denn drei stattliche k. bairische Oberiörstereten mit zahlreichen Unterieritcrcien. Bisher war Holz zolllrci. In Znkunit ist es nur das »Brennholz; das »Nutzholz zahlt pro Kubikmeter 60 Pi. Zoll. In der Eile, mit welcher der Reichstag arbeitete, muß man vergesse» habe», eine Ausnahmebestimmung dahin zu treffen, daß kaö »Nutzholz ans bairische», aus ausländischem Terrttortuai gelegenen Staatokorilen nicht retchszottpflichtlg gemacht werde. Jedenfalls fehlte den Melleckcr Zollbeamten eine Speztalbestim- mimg darüber. Ais guten bairischen Patrioten kam eS ihnen »nn blutsauer an. bairische« Staatöbilz beim Eintritt In Vätern z» verzollen! »Aehnlicll ergebt eö hier vielen Privaten. »Welche wiii.derllchc Verhältnisse bestehen hier und wle greist tcr neue Tarif mit rauher Hand in das geschichtlich Ge wordene ein! Der Mcllcckcr Wirth besitzt In »Baiern Waldungen und 10 Scl ritt von seinem Hauie aus österreichischem Gebiete eine Sägemühlc, in welcher er selbst seine eigenenBuchenstämme zerschneidet, um die Breter nach Reichenhali und weiter nach »Baiern hinein zu vertreiben. »Bisher war daS Ge schält ebenso ciniach nnd glatt wie nutzrelcst. Vom Samstag an muß tcr Man» seine eigenen Breter verzollen. Er schlägt über kiesen Widersinn die Hände über dem Kopf zusammen. Will er nicht diesen Zoll entrichten, muß er seine Sagemühle aui bairisches Gebiet verlegen! Ein anderes »Bild: »Viele bairische Bauern haben ans österreichischem Gebiete Alpcnwirihschast. Sie erzeugen auf den herrlichen Weiten dort köstliche Butter und einen reckst schmackhastcn Käse. Beide Molkenprodukte, disbcr zollsrei. sind cs vom Sonntag an nicht mehr. Eine biedere alte Bauersrau. die ibre aus österreichischem Boden gewonnene »Butter nnd Käse harmlos über die Grenze schaffen wollte, dielt die bairischen Zollbeamten tür „verrückt", als bicse ihr begreiflich zu machen den vergeblichen versuch nntcrnabmcn, daß sic jetzt einen »Butter- und einen Käsczoll zahlen sollte. Diele kleinen Genrebilder sollen nur illnstriren, mit welchen Schwierigkeiten und Störungen ras neue Zolltarllwerk verbunden Ist. Sie sind leider unvermeidlich: keim gerade senseltS der deutschen Grenze empfindet man es recht tcuilicll. wie wohl ein Staat daran thnt. wenn er sich gegen die Zolicrhöhiingen beö AuS'andcS nickst pas siv verhält, sondern sich seiner Haut wehrt. Oesterreich hat durch seine Zollerböhungen seine Industrie kräftig ge schützt und sülut seinen Staatskassen dadurch erhöhte Bei träge zu. »Warum sollte dllö Deutschland nicht auch thun k Gerade so wie die österreichische Industrie unter dem Schutzzoll auibiühte. gerate so wird eS gewiß auch die deutsche thun. Dlcic »Betrachtungen bringe ich, müde von einer zwei tägigen GebirgStour, zu Papier in einem reizenden salzbnrgischen Grenzdörichen, mit »Namen Unken. Im Nebligen ist hier alles bairisch. »Neben mir sitzen niedrere dairische Forstbeaiiitc und zah len Ardcstolöhne an österreichische »Waldarbeiter auS. In dieser einzigen bairischen Obeisörsicrci kommen jährlich äo.ooo M. an Hoizi'chiäacr- unv Wcgearbelterlöbnen zur »Auszahlung! Die Forstwlrtbick ast ist ab r auch eine vorzügliche; dir Flußkorrckturcn sind geradezu mustcibast. Den reißenden llnkcnbach «übrigens ein klares, irisches Forcllcnwasser. da- keine einzige linke beher bergt, hat man gezähmt und stößungSiähIg gemacht, indem man O.ucrricgcl von massiven Bohlen aus den Fliißboken legte. Die Schweiz könnte von dieser bairischen Manier. Wilkwässer un schädlich zu mache», Manches lerne». - Wie schön erwähnt, findet heute ein Concert aui dem „Weißen Hirsch" Abcndö 0-8 Uhr im großen Saale de- Gastho'cs zur Förderung der Zwecke deS schöne» Waldparke- ttalt. Ber „Hirsch" ist.vom königl. Mtnistcrstim de-Innern zum „klimati'chc» Kurort" crklärt nnd bewährt diese Bezeichnung durch ieinc »Wirkungen aui da- 1 restlichste. Eine Kurtaxe wird zur Zeit aber »och nickst erhoben. Man will dcn Kurgästen zu vor etwas wahrhalt Gediegenes bieten. womit in der That nur wenige Kurorte livalisiren könne». Nächst »Bad Elster ist der „tillc,ßc Hirsch" mich statistischem Ausweis der besuchteste Kurort Sachsens. »Vor 8 Jahren gründete imu» dcn Ortöverein, der u.A. die herrlichen »Anlagen dcS WaldsVkcs. die setzt bereits vom Mordgrimd beginnen. in kein vom. FiöknS hierzu überlassene» Thciie des Waideö geschaffen bat^MK trefflichen feste» Wege, die i» großer Menge vorba»tc»e>veffrnien »Bänte, die massen haften Anpflanzungen sind sein »Werk. DieHirsck,bewohn« zahle» z»m The» feste jährliche »Beiträge, die ansässigen Städter nalür- Itch die höchsten. Die Kurgäste aber zeichne» freiwillige »Beträge, der Gewinn kommt allen den „Weißen Hirsch" so zahlreich be suchenden Dresdnern zu Gute. In dcn letzten 2 Jahren wurden auch große Concerle zum »Vesten dcö »Waldparkes veranstaltet.
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