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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 05.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-189808051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-18980805
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-18980805
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- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-08
- Tag1898-08-05
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17» Freitag, den S. August L8N8. 57. Jahrgang Krschclut täglich mit Ausnahme der Sonu-und Festtage, abends für den sol- gcndcn Tag. Preis vierteljährlich 1 M. 50 Ps., monatlich 50 Ps., Eulzcluummcr 5Ps. Bestellungen tucrdcn in unserer Geschäftsstelle, von den Boten lind Aus gabestellen, sowie allen Postanstaltcn angenommen. Anscrat-Herühreu: Einspaltige Petit-Zeile oder deren Naum 10Ps ; im amtlichen Teile pro Zeile 30 Ps.; „Eingesandt" und Reklame unter dem Ncdaktionsftrich 25 Pf. — Komplizierte Inserate nach beson- dcrem Taris. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat 25Ps.extra berechnet Amtsblatt der Königlichen Amtshauptma^ des Königlichen Amtsgerichts mW des Stadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Nostbcrg in Frankenberg i. Sa. — Drmk und Verlag von C. G. Nostberg in Frankenberg I. Sa. Fürst Bismarck und wir Sachsen. Mehr als einmal hat Fürst Bismarck ausgesprochen, er habe aus den Südstaaten, namentlich aber auch aus Sachsen, mehr rind stärkere Beweise warmer Anhänglichkeit erhalten, als aus seinem eigenen engeren Vaterlande Preußen. Die Thatsachen haben diesen Ausspruch des Fürsten auss Entschiedenste bekräftigt. Die drei großen Städte Sachsens, Dres den, Leipzig, Chemnitz, waren unter den ersten, ja fast die ersten, welche durch die Erteilung des Ehrenbürgerrechis an den Schöpfer der deutschen Einheit sich selbst ehrten. In Dresden ward dem Fürsten bei seiner Durchreise im Jahre 1892 ein so glänzender Empfang bereitet, wie, nach seinem eigenen Bekenntnis, nirgend- sonst. Und im Jahre 1895 sah man die Städte Sachsens bis hinab zu den kleinsten wetteifern in Zeichen der Huldigung zu der Feier des 80. Geburtstages dieses großen Staatsmannes, in der Erteilung von Ehrenrechten, der Vorbereitung von Bismarck- dcnkmälern und der Veranstaltung von Massenzügen nach Fried- richsruh. Zu jener Zeit — im Jahre 1895 — als ganz Deutschland sich zur Feier des 80. Geburtstages Bismarcks rüstete, veröffent lichte der bekannte Geschichtsschreiber Karl Biedermann einen das innige Verhältnis der Sachsen zu Bismarck in so treffender Weise beleuchtenden Artikel, daß wir es uns nicht versagen können, da die betreffenden Ausführungen auch heute noch Geltung haben und gerade jetzt besonderes Interesse erregen dürsten, denselben hier wiedcrzugeben: „Nicht bloß der Person des Fürsten Bismarck", schrieb da mals Biedermann, „bringt man diese Huldigungen dar, sondern, was in seinen Augen jedenfalls ungleich wertvoller ist, auch seiner Politik. Nirgends ist das Kartell zwischen der nationalliberalcn u id der konservativen Partei zur Bildung eines festen Dammes gegen die Feinde dieser nationalen Politik früher und zweifelloser zu stände gekommen, als in Sachsen, nirgends hat man auch in dieser Folge so fest daran gehalten, wie hier. So haben wir Sachsen, so viel an uns ist, den oft geäußerten Wunsch des Für sten zu verwirklichen gestrebt, daß aus der Vereinigung der staats- crhaltenden Elemente sich eine sichere und bleibende Mehrheit im Reichstag bilden möchte, mit welcher eine gedeihliche Regierung möglich sei. In diesem Bestreben gelang cs uns, bei den Rcichs- tagswahlen von 1887 von 24 Wahlkreisen 23 für die verbun denen staatserhaltenden Parteien zu erobern und so ein namhaftes Kontingent zu der Mehrheit für das Septennat im Reichstage zu stellen. Wenn später Rückschläge erfolgten, so war dies nicht die Schuld eines nach lassenden Eisers von unserer Seite, sondern die Folge von Verhältnissen, die in den eigentümlichen wirtschaftlichen Zuständen unseres Landes begründet sind und denen obzusicgen uns wenigstens diesmal nicht glückte. Wir wollen uns diese warme Anhänglichkeit an die Politik und die Person des Fürsten Bismarck nicht als ein besonderes Verdienst «»rechnen, obwohl allerdings in dem Charakter des Sachsen ein Zug treuen Festhaltens an dem liegt, dem er sich einmal zugcschworcn hat. Ein wesentlicher Grund dieser nationalen Strömung des öffentlichen Geistes in Sachsen liegt aber auch in den geschichtlichen Thatsachen. Das engere Vaterland des Fürsten Bismarck, Preußen, ist zwar gewiß durch ihn, der cs an die Gin Rätsel. Roman von Emilie Heinrichs. z. Forschung. (Nachdruck vcr»°,rn.> Agnes zuckte zusammen. „Was sollen diese Reden, Papa?" stieß sie heftig hervor, „hat sich Dein Verstand durch Dein ein sames Grübeln verwirrt? — Man müßt- Dich unter Kuratel oder niindestens unter eine geeignete Aufsicht stellen, damit Lu mit Demen verworrenen Reden keinen Nachteil anrichtest." „Mein Gott, mein Gott, erhalte mir den Verstand", stöhnte Riehl, beide Hände vors Gesicht pressend. „Sage mir eins, Agnes", wandte er sich .mit einer gewaltsamen Anstrengung an die Tochter, „wußtest Du bestimmt, daß Leo eS war, welcher an jenem Unglücksabend nach der Schlucht lies?" „Ich sagte Dir ja gleich, daß ich die Büsche knacken hörte, mir aber nichts dabei dachte", versetzte sie ungeduldig, „hätte ich an Leo gedacht, da wäre ich doch sofort hinterdrein gewesen, um ihn zurückzuholen. Ich bin überzeugt, daß die Zigeuner ihn dennoch gestohlen und ihn dann vielleicht aus Furcht, als sie sich verfolgt sahen, umgebracht haben. Wir hätten doch sonst eine Spur von ihm gesunden." „Gott gebe, daß cs sonst so wäre", seufzte der Vater, wie unter einer Zentnerlast aufatmend, „möglich kann cs immerhin sein, aber alsdann auch ebenso wahrscheinlich, daß sic ihn versteckt gehalten haben upd daß er noch lebt. O, wenn ich diese Hoffnung fcsthalten könnte, und — und —" „Ja, warum denn nicht?" fiel Agnes in ihrem gewöhnlichen kalten Tone ein, „eins von beiden kannst Du doch nur, entweder ihn sür tot oder lebendig halten. Da Du das erste nicht willst, so hast Du ja di- Freiheit, die Hoffnung sestzuhalten, ihn noch einmal lebendig wicderzusehen. Ich vermag cs nicht, und die Mehrzahl meiner Bekannten ebenso wenig, weshalb Du auch kein Spitze des geeinten Deutschlands stellte, aus eine bedeutend höhere Stufe der Macht und des Ansehens erhoben worden, als die cs bis dahin einnahm, allein es war doch schon vorher eine Groß macht, und so mag cs erklärlich, wenn auch nicht entschuldbar sein, wenn die preußischen Landsleute des Fürsten das, was er für Preußen gcthan, weniger ihm, al» den einmal gegebenen Ver hältnissen zumessen und daher mit ihren. Danke gegen ihn karger verfahren. , Anders war die Lage der deutschen Mittel- und Kleinstaaten, also auch unseres Sachsen, bis zur Aufrichtung des neuen deut schen Reiches. Diese Staaten waren von verschwindender Größe in der europäischen Völkcrfamilie, ja sie mochten kaum als rechte Staaten gelten, denn ihnen fehlte das, was dazu gehört, die Macht, sich selbst gegen einen äußeren Angriff zu schützen. Durch die Einbeziehung dieser Staaten in das große deutsche Reich sind dieselben lebenskräftige Glieder eines machtvollen Organismus ge worden. Wenn früher einem unserer sächsischen Mitbürger in einem fernen Weltteil (wohin ja gerade aus Sachsen so viele Geschäftsleute verkehren) ein Unrecht geschah oder eine Gefahr drohte, so stand er hilflos da oder mußte den Schutz eines preußi schen, wo nicht gar eines nichtdeutschen Konsuls oder Gesandten anrufen. Jetzt, als Bürger des großen deutschen Reiches, kann er getrost vaSselbe stolze Wort aussprechcn, wie einst der Römer mit seinem Oivis romanus 8»m! (Ich bin ein römischer Bürger!), denn hinter ihm steht das Deutsche Reich, vertreten durch seinen Gesandten oder Konsul, und nötigenfalls durch seine Kriegsschiffe und Kanonen. Diese Erhebung aus machtloser Kleinstaaterei zu der Anteil nahme an allen Ehren und Vorteilen einer Großmacht, und zwar einer der ersten der Welt, verdanken wir Sachsen, gleich unseren süddeutschen Brüdern, dem Schöpfer eben dieser Großmacht, dem Fürsten Bismarck. Und noch eins danken wir ihm. Wir danken ihm, daß er uns Sachsen zu Deutschen gemacht, aber auch als Sachsen hat sortbestchcn lassen. Es ist bekannt, daß die Erhaltung der Selbst ständigkeit Sachsens vornehmlich das Werk dec Bismarckschen Politik gewesen ist. Damals freilich waren die Meinungen darüber, ob dies ein Vorteil sei oder nicht, in Sachsen geteilt. Die siebzehn jährige Mißregierung eines einzelnen Ministers, vor allem seine abenteuerlichen Anläufe zu einer gefährlichen Großmachtspolitik ließen es zweifelhaft erscheinen, ob eine gedeihliche Einordnung des Staates Sachsen in ein größeres Ganzes möglich sein werde. Dieser Besorgnis sind wir längst überhoben. Haben wir doch gesehen und sehen wir noch täglich, wie unser allverehrter König Albert das Reich, zu dessen Aufbau er auf den französischen Schlacht feldern als einer der ersten Paladine Kaiser Wilhelms I. so viel beigetragen, auch im Frieden hoch und wert hält, wie er zu dessen stärksten Säulen gehört und als eine solche in höchster Achtung steht, wie ihn eben darum von Anbeginn an mit allen drei Kaisern und mit dem Fürsten Bismarck eine innige, auf wechselseitigem Vertrauen beruhende Freundschaft verbunden hat. Sehen und er kennen wir doch täglich mehr, welche günstige und ehrenvolle Stellung unser Sachsen im Reiche cinnimmt, wie es als selbst ständiges Gemeinwesen unter der Regierung eines landcsväterlich sorgenden Monarchen blüht und gedeiht, zugleich durch die all- seitige Entfaltung seiner Kräfte auf wirtschaftlichem und geistigem Recht besitzest, mir den Genuß des Vermögens und die Aussicht auf eine gute Partie so grausani zu verschließen." „Schweig!" rief ver alte Mann mit gebieterischer Stimme, „ich will kein Wort mehr davon hören." Agnes preßte die Lippen zornig zusammen und verlieh das Zinimer. Am selben Abend ging Riehl zu seinem Freunde Brandner, den er mit oer langen Pfeife und einen Schoppen Bier vor sich in der Laube fand. Der Stadtsekrctär, wie er sich am liebsten nennen hörte, war ein behaglich aussehendcr Fünfziger, mit einem rötlich schimmernden glattrasierten Gesicht und einer mäßig starken Beleibtheit. Der Polizeidicnst schien ihm wenig anzuhaben, denn erstens war er kein Kriminalgenic und zweitens gab's, wie schon bemerkt, in X. keine eigentlichen Verbrecher, sondern nur Faul- lenzer — und Säufer, von denen wir die drei Matadors bereits hinreichend charakterisiert haben. Hätte das Städtchen eine schneidigere Polizei besessen, so wäre die rätselhafte Geschichte init dem spurlos verschwundenen Kinde wohl nicht im Sande verlaufen. Als die Verfolgung der Zigeuner kein Resultat ergeben, hatte man die Sache ml aota. gelegt und der Zeit oder dem Zufall das Weitere überlassen. Ein gewißer Schlendrian, der an patriarchalische Zustände erinnerte, herrschte nach dieser Seite hin noch sehr gemütlich in X., weshalb etwas recht Grausiges dazu kommen mußte, etwas ganz Unerhörtes, um Polizei und Bürgermeister, wie sämtliche Einwohner aus dem gewohnten Geleise zu bringen. Dieses Unerhörte schwebte bereits in der Luft. In gewohnter Behaglichkeit saß der Herr Stadtsekrctär in seiner Roscnlaube, den gefüllten Schoppen vor sich auf dem Tisch und mächtige Wolken aus der langen Pfeife in die reine Lust himmSdmpscnd. Es war ein wundervoller Abend, die Sonne sank in ihr goldenes Bett, ein Meer entzückender Pracht um sich ergießend, Gebiete die^Gesamtkraft des Reiches, von dem cs ein hochangc- sehenes Glied ist, stärken und vermehren hilft. Darum hängen wir mit allen Fasern unseres Herzens an der Person des Fürsten BiSmarck, darum stehen wir mit allen Re gungen unseres politischen Denkens fest und wandellos zu der von ihm zur Geltung gebrachten nationalen Politik." Weitere Nachrichten zum Hinfcheiden des Fürsten Bismarck. Ueber die am Dienstag abend in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin vorgenommene Einsegnung der Leiche des Fürsten Bismarck ist bereits gestern kurz berichtet worden. Zu Ergän zung sei noch folgendes mitgeteilt: Gegen 1500 Personen waren aus dem Bahnsteig versammelt, als um i/zü Uhr nachmittags eine Abteilung des 31. Infanterie- Regiments aufmarschierte, das vom Eingang zum Park bis zum Bahngeleise ein Spalier von der Breite des Parkthors bildete. Zu beiden Seiten drängte sich hinter die Soldaten das Publikum, Berichterstatter und Photographen, diesen wurde bald bedeutet, ihr« Apparate einzupacken; sie verschwanden für einen Augenblick, um sofort wieder in Thätigkcit zu treten. Um 5^ Uhr gab der Stationsvorsteher ein Zeichen, der kaiserliche Sonderzug war in Sicht. Fürst Herbert Bismarck, im schwarzen Frack, von den vielen Orden, die er besitzt, nur das Eiserne Kreuz im Knopfloch, erschien mit seiner Gemahlin, die Grafen Wilhelm Bismarck und Rantzau folgten in kleiner Ministeruniform. Gras Wilhelm führte seine Gattin. Um 5 Uhr 50 Min. lies der Zug langsinn ein. Der Kaiser und die Kaiserin standen am Fenster ihres Wagens. Sobald der Zug hielt, verließ das Kaiserpaar den Wagen, von den Familienangehörigen des Verewigten begrüßt. Der Kaiser, der die Uniform des Seebataillons trug, umarmte den Fürsten Herbert, küßte ihn auf beide Wangen und den Damen die Hand. Mehrere Minuten unterhielten sich der Kaiser und seine Gemahlin, die in tiefer Trauer erschienen war, mit der leidtragenden Familie, während das Gefolge einige Schritte abseits stand. Mit großer Herzlichkeit sprach das Kaiserpaar den Hinterbliebenen sein tiefge fühltes Beileid aus und daraus geleitete Fürst Herbert die Kaiserin ins Schloß. Der Kaiser folgte, ihm zur Seite ging Gras Wil helm Bismarck und hinter ihnen die beiden Bismarckschen Damen mit dem Grafen Rantzau. Das kleine Gefolge beschloß den Zug. Die prachtvollen Riesenkränze des Kaiserpaarcs trug der Kammer herr v. d. Knesebeck und der Flügeladjutant Mackensen. Im Schloß wurde das Kaiserpaar von der Gräfin Rantzau und Frau v. Arnim, der einzigen überlebenden Schwester des Ver ewigten, empfangen und in das Sterbezimmer geleitet. Der Kaiser legte die von ihm und seiner Gemahlin gestifteten Kränze eigen händig zu Füßen des Sarges nieder. Ungefähr 40 Personen be fanden sich in dem Gemach, doch genügte diese Zahl, um es bis auf den letzten Platz zu füllen. Sitze, Rohrstühle, zwölf an der Zahl, mit hohen Lehnen, waren für das Kaiserpaar und die nächsten Anverwandten aufgestellt; je vier zu beiden Seiten des Sarges und vier zu seinen Füßen. Förster und ein Ehrenposten, gestellt von den Halberstadter Kürassieren, hielten neben dem Sarge Wache. Die Dienerschaft des fürstlichen Hauses wohnte der Feier in den die Blumen dufteten, in den Obstbäumen säuselte es geheimnis voll, heiliger Friede herrschte ringsum. — Durch die Stille hörte man jetzt einen schweren Männcrtritt. „Ah, guten Abend, alter Freund!" rief Brandner, „dachte soeben an Dich und da bist Du — sichst Du die Stine nicht irgendwo, daß sie noch einen Schoppen für Dich besorgt? — Meine Klara ist nicht daheim." Riehl schüttelte dem Sekretär die Hand und ließ sich auf einen Gartenstuhl nieder. „Laß nur", wehrte er ab, „ich trinke doch nicht. Mir ist nicht ganz wohl, mochte aber noch nicht ins Bett." „Hm", machte der Sekretär, nach einem tüchtigen Schluck den Deckel fest zuklappcnd, „Du bist Tein eigener Feind, Freund Riehl, gewöhnst Dir die Pfeife ab —" „Weil sie mir nicht mehr schmeckt —" „Unsinn, nichts als Einbildung", fuhr Brandner ruhig fort, „ich raiiebc täglich und überwinde mich selbst dann, wenn ich's einmal lassen möchte, um nicht aus der Gewohnheit zu kommen. Beim Rauchen können keine schweren Gedanken sich «»sammeln, sic verfliegen mit dem Dampf. — Beim Bier allein kann ein wohlorganisiertcr Mensch sich nie behaglich fühlen, weil sich das Blut dabei verdickt, sichst Du, davon kommt Dein Grübeln und Einspinnen, das taugt nichts. Ja, ja, sich mich nur nicht so vorwurfsvoll an, ich weiß wohl, daß es das Bier nicht allein thut, aber, alter Freund, endlich muß man doch den lieben Gott walten lassen und sich in das Unabänderliche fügen. Du kannst damit nichts ändern oder bessern." Riehl war in den letzten beiden Jahren ganz ergraut, da« Gesicht sah greisenhaft verfallen aus. Der Stadtsekrctär betrachtet« ihn teilnehmend. „Glaubst Du, daß genug sür die Ausfindung meines Enkels gcthan wordcn ist?" fragte der alte Mann ganz unvermittelt. Brandner sah ihn erstaunt an und richtete sich dann in seiner
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