Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-09
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O56. Mittwoch, den 9. März, abends. 1887. V»»ais*prvl»: I» ä«at,«d»Q Notod» : 7Ll»rliob, .... 1» ^Mkrlick; 4 U»r>r KO I'k. LiLlsIv« Xuwmorv : IO kk. La»»«rdoN>ck« äsotsctlp» Ueickss tritt kort- unö 8tvu-pslru»olll»g tüoru. LvkNoaixunxrxpkNkr«» r kür ä»u R»um eiusr srv»pdIt«osQ Teil« lllsivor 8okrikt 20 kk O»t-r „kio^s^roät" äi« 2«ils KO kk. Boi D»t»»I1»o- a. 2iNvrr»»»t» «utrpr. ^akovll»^. Lrvedeli»«», kT^lict»Vwjt ^ommäuno äor 8oiw- anck keiort»^» »doock». DresdnerIwmml. Für die Gesamtleitong verantwortlich: Dito Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Tooobm« von L»LNll<UrQi»x»» »uiMRrtl» Lotx^: Fr. Lrantirtetttr, LommüüovLr ä« Oreränor 1ourv»l»; Luod»r^ - Irritu - Vj«» - l.«tp»tb-N»»»I-Nr»^»«-Nr»iUckdr* ». M : Laarrnrtrin ck ko-trr, N»rll»-Vt«»-L«md»rU- Nr», - l.»tp,tU - Nr»Ldk»rt ». N. - Nüood»»: Fuck. Lko«e, kort, l-aocko» - LrrU» - krosdeart » N - StottLort: Da«td« <s 6o .»- N,rU»: /nva/>«i«n<ian^, Lrrmso: L Le^tott«/ Nr,^»o: I, §ta»Frn'» L^rrau Fabat^ vvrlltrr V. ^ac^/dkAer, Normov«: 6. N»U, ». F. LareL «S Ob. U«r»Q»xed«r: USvi«I. Lrpoäitio» äe» Vrvräoor ^onrv»I«, Drsräso, Ho. >0. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Bremen, 9. März. (Tel. d. Dresd;> Journ.) ''"er Tteamer deS Norddeutschen Lloyd „Rhein" ist auf der Ausfahrt nach Baltimore bei Rook- Irland auf Grund geraten, anscheinend jedoch nicht gefahrdrohend. Äsfistenzdampfrr find bereits zur Hilfe auSgesandt. Brüssel, 8. März. (W. T. B.) Wie der „Zndopendance Beige" gemeldet wird, soll eS 57 von den bei der Explosion in dem Kohlenbergwerk von Quaregnon verschütteten Arbeitern gelungen sein, sich zu retten. Rom, 8. März (W. T. B.) Für die auS Tirilien kommenden Schiffe ist bei seuchenfreier Fahrt eine 5 tägige Observation, bei eingetretenem Cholerafall oder ernstlich verdächtiger Erkrankung eine 21 tägige Quarantäne angeordnet worden. London, 8. März. (W. T. B.) Im Unter- Hause erklärte Unterstaatssekretär Fergusson, daß seit der von dem ersten Lord deS Schatzes Smith am 17. Februar abgegebenen Erklärung die Frage wegen der Zuckerprämien unverändert geblieben sei; nur habe England bei einzelnen Regierungen angefragt, ob sie geneigt seien, eine in dieser Frage in Aussicht genommene Konferenz zu be schicken. — Der MarquiS Lothian ist an Stelle Balfours zum Staatssekretär für Schottland er nannt worden. „Reuters Office" bezeichnet die Nachricht eng lischer Blätter über ein Abkommen Englands und Chinas bezüglich der chinefischen Verteidigungs- Vorkehrungen in dem chinesischen Turkestan als un begründet. Diese Vorkehrungen seien schon seit langer Zeit und zwar lediglich auf die Anregung der chinesischen Regierung getroffen worden. Meldungen auS SimonStown zufolge ist die unter dem Befehl StanleyS zur Aufsuchung Emin BeyS abgegangene Expedition daselbst eingetroffen und wird heute abend nach Einnahme von Pro viant ihre Reise fortsetzen. London, 9. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im Arsenal zu Chatham ist einer veröffentlichten amtlichen Mitteilung zufolge der oberste Zeichner des Arsenals, Namens Ferry, abgesetzt worden, weil er ihm amtlich zugegangene Mitteilungen an Dritte verkauft hat. ESHeißt, Ferry hätte zahl reiche Zeichnungen von Torpedos und Marine maschinen an Vertreter der nordamerikanischen Ge sandtschaft verkauft. DaS dem Parlament zugegangene Armeebudget deS kommenden Finanzjahres veranschlagt die Aus gaben mit 18 393 WO Pfd. Sterl, (mehr 160700 Pfd. Sterl.) Die vom Lord Stanhope beigegebene Denkschrift besagt, es sei nunmehr ein Mobili- firungsplan ausgearbeitet, nach welchem zwei starke Armeekorps in kürzester Zeit inS Feld rücken könnten. Dieser Plan mache indes eine Vermeh rung des Geniekorps und der Festungsartillerie notwendig. Gutem Vernehmen nach hat die portugiesische Regierung infolge Vorstellungen feiten Englands den Dampfer „Kilma", welcher dem Sultan von Sansibar gehörte und von den Portugiesen wegen Führung von Kriegsmaterial fortgenommcn war, wieder freigegeben. Tie Verhandlungen zwischen England und Portugal bezüglich der streitigen Gebiete an der Tungibai und am Kap Delgado dauern fort. — Feuilleton. Nur eine Strophe. Novelle von Erich Norden. (Fortsetzung.) Doktor Miesner schien ihre Gedanken zu erraten. „O, erzählen Sie weiter," bat er. „Wir sind ja hier nicht in Gesellschaftsräumen, von steifen For men eingeengt, wir sind ja auf dem herrlichen grünen Rhein." „Ja, das ist auch wahr", entgegnete Fräulein Holtz- Hausen. „Warum sollte ich Ihnen auch nicht von meinem lieben Vater erzählen? Seit Mamas Tode ist seine Kraft dahin. Er mußte seine Vorlesungen aufgeben! Das waren schwere Zeiten. Er konnte es sich gar nicht denken, daß er nicht mehr auf dem Katheder sitzen sollte. O, und wie traurig waren die Studenten! Sie hätten ihn aber auch hören sollen, Geschichte vortragen —" ,Haben Sie ihn gehört, mein gnädiges Fräulein?" unterbrach Doktor Miesner lächelnd, „haben Sie die Kollegia besucht?" „Ich hätte es wohl gern gewollt, durste aber nicht, aber ich hatte genügend Gelegenheit, Papa zu hören, er hielt ja öffentliche Vorträge. Seit er nun keine bestimmte Thätigkeit mehr hat, ist er so ruhelos ge worden. Während des Sommers reisen wir, und im Winter thut Papa alle-, was er kann, um seinen Bekannten geistige Anregung in seinem Hause zu ver- schaffen." St. Petersburg, 9. März. (Tel. d. Dresdn. Journ ) Das » Journal de St. Petersburg" sagt bezüglich der Hinrichtungen in Bulgarien, diese Handlungen empörender Brutalität hätten endlich die öffentliche Meinnng über den Wert der ver meintlichen Verteidiger der Ordnung aufgeklärt. Die Pforte bade auf Ansuchen deS russischen Bot schafters, welcher durch den deutschen Botschafter unterstützt wurde, Riza Bey beauftragt, die Ge fangenen zu besuchen und wenigstens den Grau samkeiten Einhalt zu tbun, welchen den Vertreter des Sultans nicht hätte gleichgiltig zusehen kön nen, ohne die suzeräne Autorität zu kompromit tieren und die Usurpatoren zu ermutigen Man dürfe hoffen, diese Ausschreitungen würden endlich die Überzeugung herbeiführen daß es geboten sei, dem Mariyrium deS armen Volkes, welches nach Rußlands Hingebung ins Leben gerufen, aber durch die übergroße Toleranz Europas der Anarchie überliefert worden sei, ein Ende zu machen. Auch die Geduld habe ihre Grenzen, diese aber seien bereits überschritten. New-Aork, 9. März. (Tel.d Dresdn.Journ.) Ein in Boston aufgegebenes, an den Prinzen v. Wales addressicrtes Paket wurde auf dem Post amt in Washington zurückgebalten, weil es un frankiert war. Dasselbe enthielt eine in Watte gehüllte Glasröhre mit einrr weißen Flüssigkeit, durch welche zwei Drähte liefen. Der Inhalt wird analysiert. Dresden, 9. März. Aussichten für den neuen Reichstag. Die durch die Stichwahlen erlangten Erfolge der nationalen Parteien lassen uns mit noch viel gün stigeren Erwartungen als vorher der Thätigkeit des Reichstags entgegensetzen; denn die Stichwahlen haben den Septennatsparteien noch einen weiteren Zuwachs von 26 Stimmen gebracht. Das Verhalten der Parteien während der Stich wahlen läßt sich in folgender Weise kennzeichnen. Die Sozialdemokraten sind, wo sie für sich selbst keine Aussicht hatten, für die Freisinnigen oder Klerikalen eingetreten. Dagegen sind, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" vor Kurzem nachwies, die So zialdemokraten von den Freisinnigen nur teilweise unterstützt worden. In einer Reihe von anderess Fällen haben sich die Freisinnigen, entgegen den Weisungen der Berliner Parteileitung, indem sie sich ihres Ursprungs als einer bürgerlichen liberalen Partei erinnerten, für die Nationallibcralen gestimmt; umge- kehrt haben die Nationalliberalen, wo sich Freisinnige im Kampfe mit den Sozialdemokraten befanden, den ersteren ihre Stimmen gegeben. Das liberale Regiment ist nach diesem Blatte, „in dem neuen Reichstage überhaupt wesentlich stärker als in dem alten, mit dem Unterschiede jedoch, daß einer seits die Nationalliberalen jetzt ein Viertel der Ge samtzahl ausmachen, während sie in dem letzten Reichs tage nur ein Siebentel stellten, und daß die Trennung zwischen dem radikalen und dem nationalen und ge mäßigten Liberalismus sich noch in erheblichem Maße weiter verschärft hat. Überdies steht eine weitere Verstärkung des Gegensatzes noch zu erwarten. Wäh rend die Nationalliberalen naturgemäß nach recht- ge wiesen sind, nötigt die freisinnige Fraktion schon der Umstand, daß sie die Mehrzahl ihrer Mandate der Unterstützung der Sozialdemokratie verdankt, in immer radikalere Bahnen. Die gemäßigteren Elemente, welche noch in der Woche vor der Reichstagsauflösung den radikaleren Flügel unter Richters Führung überwun den hatten, sind durch Forckenbecks Niederlage ihrer besten Kraft beraubt und sicherlich nicht im Stande, Fräulein Holtzhausen schwieg und schaute wieder in die grünen Wellen hinab, die von den Rädern gepeitscht wurden, daß der weiße Gischt hoch auf spritzte. Der Doktor schwieg auch. Nach einer kleinen Pause sagte er: „Mein gnädiges Fräulein, verzeihen Sie eine unbescheidene Frage und retten Sie meinen armen Kopf, den ich mir schon fast zerbrochen habe." „Weshalb?" fragte Fräulein Holtzhausen. „Ich habe zu wiederholtenmalen gehört, daß Ihr Herr Vater Sie Mel' nannte. Ich habe alle meine Namenkenntnis zu Hilfe genommen und doch bleibt eS mir ein Geheimnis, welchem Namen diese Abkürzung zugehört." „Ich habe keinen deutschen Namen, Herr Doktor, ich heiße Etelka." „Etelka," wiederholte Doktor MieSner, „ein un garischer Name?" Die junge Dame nickte. „Meine Mutter war eine Ungarin. Mein Großvater Zabor hatte große Güter im Banat. O, tch habe herrliche Zeit dort verlebt. Großpapas Hunde und Pferde waren meine Lieb linge. Und wie steute er sich, wenn ich seine wilden Renner nicht fürchtete, er nannte mich dann stolz eine ,echte Zabor'." Wie gebannt schaute Doktor MieSner in die schwarzen Augen. „So lieben Sie wohl Deutschland und deutsches Wesen nicht, gnädiges Fräulein?" „Ich sollte Deutschland und deutsches Wesen nicht lieben?" fragte Etelka erstaunt. „Ist mein Vater denn nicht ein Deutscher? Und meine Mutter war an seiner Seite so glücklich, daß Deutschland ihr zur zweiten Heimat geworden war." dem Zuge zum äußersten Radikalismus, wie ihn die spezifiich Berliner Richtung der freisinnigen Partei vertritt, mit Erfolg sich zu widersetzen." „Das Zentrum ist von den Nationalliberalen in der Zahl der Mandate, wie in Bezug auf die Gesamt heit der abgegebenen Stimmen überholt. Es hat zwar von dem Maße seiner Ansprüche äußerlich nicht nach gelassen, wie der selbst nach dem Zahlenverhältnis völlig haltlose Anspruch auf die Stelle des ersten Vize- prasidenten beweist, allein das Bewußtsein, die Mehr heit nicht mehr hinter sich zu haben, macht sich na mentlich in dem Auftreten l)r. Windthorsts sehr be merkbar. Er kann zwar die Obstruklionsbestrebungen, mit welchen er im letzten Reichstage die Entscheidung über die Militärvorlage so wirksam zu verschleppen wußte, nicht ganz lassen, allein er begnügt sich, die Faust in der Tasche zu machen. Inzwischen wäre es verkehrt, sich hierdurch in Sicherheit wiegen zu lassen, vr. Windthorst wird auch in dem neuen Reichstage alle Kunst parlamentarischer Taktik anwenden, um sich wieder zum entscheidenden Faktor zu machen. Zunächst ist das Zentrum wieder operationsfähig gemacht, indem man den Führern ein unbedingtes Vertrauensvotum ausstellen ließ. Das weitere wird davon abhängen, ob die nationalen Parteien sich Blößen geben, welche vr. Windthorst für seine Zwecke ausnutzen kann. ES wird daher ein großes Maß von Umsicht, Mäßigung und Entschlossenheit dazu gehören, um alle die Klippen, welche Jnteressenpolitik und einseitige Parteibestrebungen ohne Zweifel der Mehrheit in den Weg stellen werden, glücklich zu umschiffen. Mit Recht weisen die National liberalen daher im Interesse des gedeihlichen Zusam menwirkens mit den Konservativen sowohl bei Be setzung des Präsidiums, wie bei den neuerlich aufge- tauchtcn oder vielmehr von gegnerischer Seite ausge sprengten Gerüchten über Veränderungen in den Ministerien die Unterstellung persönlicher Aspirationen auf Kosten der Konservativen mit Entschiedenheit zurück." So ist dieser seither bekundete Zusammen hang der nationalen Parteien, das heißt der Kon- servativen und Nationalliberalen, eine gute Bürgschaft für die Zukunft, welche die Hoffnung erweckt, daß nicht nur in der Militärvorlage, sondern auch in an deren Fragen, die Stellung der Reichsregierung im Vergleich zu dem aufgelösten Reichstag eine wesentlich günstigere sein wird. Man darf von dem jetzigen Reichstag erwarten, daß die unternommenen Versuche, Mißtrauen zwischen den nationalen Parteien zu er regen und groß zu ziehen, an dem ernsten Willen derselben fruchtbringende gesetzgeberische Arbeit zu för dern, scheitern. Lagrsgeschichte. * Berlin, 7. März. Bei Ihren Kaiser!. Ma jestäten war gestern eine kleinere Theegesellschaft, an welcher der Herzog Ludwig in Bayern und der Königl. bayerische Gesandte Graf v. Lerchenfeld- Köfering, ferner der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern, sowie andere hoch stehende Personen teilnahmen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Zum Geburts tage Sr. Majestät des Kaisers werden nachstehende Fürstlichkeiten in Berlin anwesend sein: Ihre Maje stäten der König und die Königin von Sachsen, Ihre Majestäten der König und die Königin von Ru mänien, Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kron prinz Rudolf von Österreich, Ihre Königl Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden, Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Dänemark, Se. Königl. Hoheit der Prinz v. Wales, ferner Se. Königl Hoheit der Graf v. Flandern mit seinem Sohn Balduin, Prinzen von Belgien, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, Prinz Friedrich August und Prinzessin Etelka stand jetzt auf und sagte lächelnd: ,Zch habe zwei Volksweisen in mir. Manchmal bin ich deutsch, und dann fühle ich plötzlich wieder, daß ich Ungarin bin." „Also etwas Halbes", kam es über des Doktors Lippen. „Etwas Halbes! Nein, Herr Doktor, ich habe zwei ganze Naturen." Der Doktor zog den Hut. „O, ich bitte um Ver zeihung, mein gnädiges Fräulein, für mein beschränktes Urteil. Rechnen Sie es meinem Studium zu gute. Wer sich immer nur mit dem Altertum befaßt, ver lernt die Jetztzeit richtig zu beurteilen." „Sie werden eS lernen, Herr Doktor, wenn Sie öfter bei unS sein werden." „Wenn eS mir gestattet ist, später in Ihrem Hause zu verkehren, gnädiges Fräulein." „DaS ist doch selbverständlich, Herr Doktor. Papa wird glücklich sein, für seine Lescabende mit verteilten Rollen eine Kraft mehr zu haben, und meine Tante, die seit Mamas Tode jeden Winter bei uns verbringt, wird sich auch freuen. Sie ist die älteste Schwester meiner Mutter. Aber Herr Doktor, Sie müssen diese Tante nickt fürchten." „Fürchten, gnädiges Fräulein, o nein! Sie wird mir sogar sehr interessant sein. Sie wissen ja, ich studiere das Altertum, oder vielleicht richtiger das Antike." „Tante Katinka ist eine schöne Antike. Sie wer den sehen, Herr Doktor." Bonn war erreicht. Der alte Professor kam wieder auf da- Verdeck nnd schaute auf die zu kommenden Passagiere. Dang nahm er neben Etelka Mathilde von Sachsen, der Herzog v. Aosta, der Prinz Ludwig von Bayern, sowie der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der Großherzog und die Großherzogin von Sachsen, der Großherzog von Hessen nebst Tochter, Prinzessin Irene, die Großherzogin- Mutter von Mecklenburg-Schwerin, die Großherzogin Witwe Marie von Mecklenburg-Schwerin, der Erb- großherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg- Strelitz, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Oldenburg, der Großfürst Michael Nikolajewitsch von Rußland und Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Vera von Rußland, der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Württemberg, der Herzog von Sachsen- Altenburg, der Fürst Lippe-Detmold und Fürst Reuß ä. L. — Ihre Hoheit die Herzogin Adelheid von Schleswig-Holstein trifft mit ihren beiden Töchtern, den Prinzessinnen Luise Sophie und Feodore be reits heute abend H7 Uhr in Berlin ein, begiebt sich jedoch sofort nach Potsdam zum Prinzen und der Prinzessin Wilhelm, um zunächst dort am 12. d. Mts. den Tauffeierlichkeiten beizuwohnen. Gestern empfingen auch Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin das Präsidium des Reichstags. Der brandenburgische Provinziallandtag hat heute durch Zuruf Hrn. v.Levetzow auf weitere 12 Jahre zum Landesdirektor ernannt. Dem Bundesrate ist ein Gesetzentwurf, betreffend die Änderung der Gesetze wegen der Einquartierung von Offizieren während des Friedens, vom 25. Juni 1868, sowie wegen des Gesetzes, betreffend die Na turalleistungen für die bewaffnete Macht im Frie den, vom 13. Februar 1875, zugegangen. Der Reichstag hat kaum seine Arbeiten in An griff genommen und schon wird in einzelnen Blättern die Frage des Sessionsschlusses erörtert. Die „Berl. Pol. Nachr." glauben versichern zu können, daß so wohl für den Reichstag als für den preußifchen Land tag auch nach den Osterferien, die etwa 12 bis 14 Tage dauern dürften, wichtiges Material genug vor handen sein wird, um noch für einige Wochen bei- fammen zu bleiben. Die kirchenpolitische Kommission des Herren hauses hofft heute die erste Lesung der Vorlage zu beendigen. Die zweite Lesung soll erst nach Verlauf mehrerer Tage beginnen. Der Art. 5 ist in der Fas sung des Regierungsentwurfes angenommen; die Ab änderungsanträge des Bischofs Kopp sind laut einer Nachricht der „N. Preuß. Zta." sämtlich abgelehnt; ein gleiches Schicksal dürften dessen Zusatzartikel haben. In der Zeit vom 20. bis 26. Februar d. I. sind den „Berl. Polit. Nachr." zufolge 181 Wagen ladungen Brettes und Balken über die elsaß-loth ringischen Grenzstationen nach Frankreich ausgeführt worden, von denen u. a. gingen nach: Nancy 57 Wagen, St. Diö 12 Wagen, Toul 15 Wagen, Commercy 2 Wagen, Luneville 2 Wagen, Geradmer 4 Wagen, Belfort 24 Wagen, Verdun 9 Wagen. Nach einer derselben Correspondcnz zugehenden zuverlässigen Mit teilung beabsichtigt die französische Regierung, in kür zester Zeit eine neue Submission für weitere Lie ferungen von einer Million Kilogramm Schwefeläther abzuhalten. Der „Poll Korr." schreibt man aus Berlin, 7. März: „Das nunmehr vollständig zu übersehende Ergebnis der Wahlen hat vollkommen die Erwartungen gerechtfertigt, welchen an dieser Stelle jüngst Ausdruck gegeben wurde. Einer reichs treuen Mehrheit von etwa 22 t Mitgliedern steht eine Minorität von 175 gegenüber: bei der Zersplitterung der deutschen Partei verhältnisse ein hochbedeutendes Ergebnis, welches zugleich als eine Friedenskundgebung des deutschen Volkes zu betrachten ist. Die bevorstehenden Beschlüsse deS Reichstages werden dieser Kundgebung noch ihren Stempel aufdrücken, und es besteht die Hoffnung, daß auch ein Teil des Zentrums, den Wünschen des Papstes entsprechend, für das Septennat stimmen wird, um zu bestätigen, daß wirklich Meinung des Volkes ist, was die Thron- Platz und wandte sich an Doktor MieSner. „Ich freue mich sehr, wenn Sie unS Gesellschaft leisten, aber Sie sollen sich nicht für verpflichtet halten, sich nur uns zu widmen. Das könnte Ihnen schließlich für einen ganzen Tag doch zu viel werden." „Das gnädige Fräulein hat mich als Sagen erzähler engagiert", erwiderte Doktor Miesner lächelnd: „Sie müssen also schon gestatten, Herr Professor, mich in Ihrer Nähe aufzuhalten." Und schöner, immer schöner werden jetzt die Rhein ufer, Stunde um Stunde. Mancher Ausruf des Ent zückens wurde von Reisenden laut, die zum erstenmal die Wunder des Rheins schauten. Etelka schwieg ganz still, aber ihre Augen schienen die Berge und Burgen und Felsen fast verzehren zu wollen. Wie unter einem Bann stand sie da und Doktor Miesner stand neben ihr und nannte ihr die Berge und Bur gen, und wo die Geschichte unter dem Schleier der Sage verschwindet, da setzte er ein und erzählte ihr. Und dem jungen Mann war es, als erlebte er selber etwa», das ins Reich der Sage gehörte. Mitunter schwieg er still, weil er glaubte, Etelka höre nicht auf das, was er sagte. „O bitte, bitte, er zählen Sie mehr", bat sie dann jedesmal hastig und schlug die Augen zu ihm auf. Der alte Professor bemerkte lächelnd: „Sie haben kein leichtes Amt, mein lieber Doktor, aber man hört Ihnen gern zu." Wie im Fluge eilten die Stunden dahin. Der Dampfer füllte sich mehr und mehr. Besonder- in Coblenz war großer Zudrang. Engländer und Amerikaner bildeten einen großen Teil der Reisegesell schaft. E« war ein Wogen und Treiben, ein
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite