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Dresdner Nachrichten : 27.05.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187605279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-05
- Tag1876-05-27
- Monat1876-05
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.05.1876
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Die „kölnische Zeitung" erinnert sich ihrer bes-! seren Tage und gicbt der Wahrheit hie Ehre, indem sie bemerkt:! „In ganz Europa herrsche eine gegen die Tu» lei gerichtete Strömung der Gemüther, und die Folge davon sei, daß alle Staaten, — wie sie später erkennen würden, — ohne es zu wollen und zu wissen, russische Politik treiben." Diese Politik hat aber bei der Drci- Kanzler-Conserenz in Berlin doch größere Erfolge davongetragen, al» eS zuerst schien. In Pariser und Wiener Blättern begegnen wir einem AuSznge des Memorandums, das die Kanzler ausgearbeitet und soeben der Pforte übergeben haben. Es muthct der Türkei Opfer und Erniedrigungen zu, die sie, ohne abzudanken, nie zu gestehen kann. Deshalb weigerte sich England sehr verständiger Weise, beizutrrten. Nun haben die Kanzler für den Fall, daß die Pforte sich weigert, auf jene Forderungen cinzugehen, weitere Maß regeln verabredet. Der Ausstand soll in der ganzen Türkei geschürt, das HauS an allen vier Enden angezündct werden. Kurz, der frivole Plan der Russen geht dahin, die Pforte in solche Noth zu bringen, daß st« fremde Hilfe anrust, die Besetzung ihres Gebietes, die Aus schiffung fremder Truppen verlangt. Ist man einmal so weit, so findet sich da» Folgende von selbst. In solche kriegerische Abenteuer aber gerissen zu werden, ist gewiß kein deutsches Interesse. Sind wir Deutschen jetzt, wo Rußland noch nicht die Sophiemnoschee besitzt, nicht mehr ganz freie Herren unserer Entschließungen, so gerathcn wir später, wenn Rußland das Gcorgenkrcuz auf jener Kuppel auf pflanzt, ganz unter seine Leitung. Noch unbegreiflicher ist es, daß Oesterreich schwach genug ist, russische Politik zu treiben. Die breit spurigen Erklärungen Andrassy'S in Pest haben alle den Grund gedanken, damit dieser Minister am Ruder bleibe, müsse sich Oester reich unter Rußland bücken. Wollten die Großmächte wirklich Reformen in der Türkei und eine bessere Lage der Christen daselbst, so würden nicht ihreLjplo- maten allerhand Neceptchen verschreiben, sondern die aus dem tÜr kischen Volke frei erwachsene Neformbewegung unterstützen. Diese oSmantsche Patrlotenxartet, gesteht selbst die ruffen- diencrlsche „Nat.-Ztg." zu. ist zu sehr energischem Handeln bereit. Geführt wird sie durch einige entschlossene und intelligente Män. ner, unter denen Midbat und HM Scherls Pascha die bekann- lestcn sind. Ihren eigentlichen Kern aber macht die Corporation der UlemaS aus. Die Ausgabe, welche sie sich vorgesetzt hat, ist die: für daS oSmanische Reich, welches heute dem Zusammen bruch nahe ist. eine Form des staatlichen Daseins zu finden und es in sie einzuführen, welche ihm die Fortexistcnz sichert. Dabei verkennt man nicht, daß. um dieses Ziel zu erreichen, mit allen ieitbcrigen türkischen politischen Traditionen gebrochen werten muh; vornehmlich der Anspruch der bevorrechtigten Stellung beS ISlam und seiner Anhänger, und in Folge davon die Ausschlie ßung der anderen Conselsioncn von der Antheilnahme an der StaatSieitung, auizugcben ist. Tie Leiter der Bewegung haben sehr richtig erkannt, dah, wenn überhaupt, solches Resultat nur unter der Bedingung zu erreichen sein werde, bah die durchgrel- sende Reform durch den muselmännischen Cleruö vor allem Ande ren selber in vie Hand genommen werde. ES muß aber geradezu als ein Meisterstück von Uebcrrebungokunst angesehen werden, dah eS thatsächltch gelungen ist, denselben für die Sache zu ge winnen. Die Forderung der Sofia», daß der Sultan nicht Schätze sammele, sondern zur Bestreitung der Staatszwecke verwende, ist eine sehr verständige. Fürwahr, die Erkcnntniß über die uichtSwürdigen Gaukeleien Jgnatiew'S muß weit vorgeschritten sein, wenn selbst die „Nat.Ztg." den Sofia» da» Zeugniß giebt, daß diese einfachen und ernsten Männer zum ersten Male e» in die Hand nehmen, da« so lange auf Täuschungen berechnete Spiel mit Neform- programmen ernstlich durchzuführen. Im preußischen Landtage arbeitet man mit Dampskraft, um eine Reihe Gesetze zum formellen Abschluß zu bringen. Das Herren HauS stimmt den Beschlüssen de« Abgeordnetenhauses meist unver ändert zu. Dann und wann erschallen in dem Herrenhause Klagen über einzelne Reichseinrichtungen, die sich curios anhören. So wird die Postverbindung zwischen der märkischen Stadt Nuppin und dem Nachbarort Reglin nur durch zwei etatmäßige Reichsposthunde unterhalten, die neulich, den Ernst ihres Amtes und die Post außer Acht lassend, in dem Walde, den sie mit der ihrer Sorge anvertrau ten Post passirten, Jagd machten. Ernster ging es im Abgeord netenhaus« zu. Da» Gesetz, welches die deutsche Sprache zur aus schließlichen Geschäftssprache der Beamten und Behörden in Preußen erklärt, gab den Polen Anlaß zu stürmischen Auf tritten. Allerdings ist das Gesetz darauf berechnet, die polnisch« Sprache zu verdrängen, und Niemand wird e» den Polen verargen, wenn sie eS als grausamen Hohn von sich wiesen, eine solche Maßregel noch als Wohlthat zu bezeichnen. Einer ihrer Redner nannte die Geschichte Preußens eine Geschichte der Beraubungen und protestirte feierlich dagegen, daß die Staats- Berträge, die den Polen den Gebrauch ihrer Sprache gewährleisteten, zerrissen werden sollten. Wir unsererseits wiederholen, daß uns daS gewaltsame Germanisiren nicht als ein glückliches Mittel er scheint, die höhere Cultur Deutschlands den Polen zugänglich zu machen. Schonende Rücksicht auf die jedem Menschen theuere Muttersprache, Verbreitung von Unterricht und Bildung wirken hier nachhaltiger als Zwang. Auch un« kocht das Blut in den Adern, wenn die Magyaren deutsche Eisenbahnbeamte bloS ihrer Sprache wegm vertreiben, wenn die Russen unser geliebtes Deutsch in den Ostseeprovinzen gewaltsam auSrotten. Aber die Polen hätten ein AessrrrSRecht gehabt sich zu beschweren, wenn sie nicht selbst damals, als sie noch ein mächtiges Reich bildeten, auf ihren Reichstagen daS deutsche Element gewaltsam unterdrückt und den Gebrauch der deutschen Sprache auf daS Empörendste verfolgt hätten. Locales und Sächsisches. — S. K. H. der Prinz Gustav vonWasa ist gestern von Wien in der König!. Villa in Strehlen cingctroffen. — Zur Ueberrcichung eines Glückwunschschreibens Sr. Maj. des Königs Albert an General von Kirchbach bei dessen LOjähri- gem Dicnstjubilänm, hatte sich der königl. Adjutant von Ehrcnstein persönlich nach Posen begeben. Der Jubilar hat bei dem Diner, mit welchem die Festlichkeiten schlossen, einen Toast auf Kaiser Wil helm und König Albert von Sachsen ausgebracht. — Heute Vormittag wird den seit einiger Zeit auf dem Alaun platze täglich abgchaltenen interessanten Hebungen der Sanitäts- Mannschaften Se. lönigl. Hoheit Prinz Georg, als Höchst- commandirender des königl. sächs. (XII.) Armee-Corps beiwohnen und die Sanitäts-Abthcilung überhaupt inspiciren. Die Hebungen geben ein ziemlich lebhaftes Bild der traurigen Momente nach einer Schlacht oder einem Gefecht, wo die Tobten und Verwundeten den Boden bedecken. Nachdem ein kurzes markirteü Feuer eingestellt ist, werfen sich die einzelnen Leute als Verwundete auf den Boden; das Signal „Sanitätömannschaften vor!" ertönt und nun sausen im Fluge die Verwundetenwagen heran, die SanitätSlcute mit allem Röthigen, Verbandtaschen wie Tragbahren ausgerüstet, zerstreuen sich und legen, je nach Angabe der scheinbar verwundeten Soldaten. Verbände an, schaffen die Verbundenen auf der Bahre fort nach dem Krankenwagen, in welchen sie dieselben kunstgerecht hincinschiebcn. Nach kurzer Fahrt werden die Verwundeten auf einen markirten Verbandplatz mit aller Sorgfalt wieder anSgeladen. So wiederholt sich das in allen Abstufungen von leichten bis zu ganz schweren Ver wundungcn; — hoffentlich wird keiner der Mannschaften, die jetzt die schmcrzcnSvollcn Zustände fingircn, ihnen einmal wirklich zum Opfer fallen. — Sicherem Vernehmen nach findet daS Kaiser-Manöver des 4. (sächsischen) und 12. (königl. sächsischen) Armee-CorpS in der Gegend nordwestlich von Altranstädt statt. ES wird sich hierbei hauptsächlich um die Saal-Uebergänge handeln. DaS 4. Armee- Corps wird an zwei Tagm zwei Mal geschlagen, dringt aber am 3 und letzten siegreich vor. — Einer der bekanntesten Bürger Dresdens, Herr Hoflithograph Fürstenau feierte am Himmelfahrtstag sein 50jährigcs Bürger jubiläum. In den Morgenstunden brachten ihm die Mitglieder dcs Vereins „Senefeld" ein Ständchen, kurze Zeit darauf daS Trcnklcr'sche Musilchor eine Morgemnusik, woran sich eine Gratula tion des Arbeiterpersonals dcs berühmten Ateliers schloß. Um 11 Uhr erschien eine städtische Deputation in der Wohnung des Jubilars, nämlich Bürgermeister vr. Hertel, Stadtrath Teucher, Schulrath Bcrthelt und ein Mitglied dos Stadtverordneten-Colle- giumS, um dem Jubilar das „Jubelbürgerrccht" zu überreichen; den Schluß der Glückwünschenden machte eine Deputation der hiesigen Lithographie-Besitzer, die Herren Rau, Backhaus, Opitz u. s. w., die dem Jubilar eine Punschbowle mit Gläsern verehrten. Möge er auS ihr noch manchen Tropfen köstlichen Nasses schlürfen! Denn wenn der, den jungen und alte,» Dresdnern als stattlicher Mann, bürgerlicher Cavalier und ehemaliger Communalgarden-Adjutant be kannte Jubilar auch der Terpsychore nicht mehr wie ehemals mit dem Feuer der Jugend huldigen kann, so bleibt ihm Bacchus immer noch ein verläßlicher Tröster. — Die nunmehr beendigte Pf er de au sstellung hatte Tau sende auf den Bahnen und namentlich vorgestern von den nahen Stationen aus in die Residenz geführt, so daß die Bahnbeamten Arbeit vollauf hatten. Wie bedeutend die Frequenz der hier von auswärts Angekommenen an den beiden Tagen der Ausstellung ge wesen, ist auch aus den in unserem Blatte enthaltenen, aus den Hotels und Gasthöfcn zugegangenen Fremdcnlisten ersichtlich. Auf dem böhmischen Bahnhofe kamen von Bodenbach bis Mittag 70 und von Chemnitz 99 dicht besetzte Wagen. Doch auch von hier aus wurden zur Befriedigung der Reiselust Vormittags und Nach mittags Personenextrazüge nach Pirna und Königstein, ebenso nach Tharandt abgelassen. Neben den fahrplanmäßigen Personenzügen waren 14 Extrazüge, und zwar für die Tharandt» Linie 8 und auf die Bodenbacher 6 nöthig. — Auf der Pferdeausstellung ist am zweiten Tage etwas mehr gekauft worden, als man nach dem flauen Markte des ersten Tages vermuthet hatte. Es wurden für edle Thiere ganz besonders gute Preise gezahlt. Im Allgemeinen wurde aber weit weniger wie vorm Jahre gekauft. — Die kupfernen und silbernenFünfpfenniger, die Ein-undZwei-Neugroschen, sowie die Zweiundein- Halb-Groschenstücke gelten im Verkehr nur noch bis 31. Mai dies. Jahres, werden dann blos noch von den sächsischen Staats kassen umgewcchselt und verlieren nach dem 31. August 1876 voll ständig ihre Giltigkeit. — Was für friedliche Gesinnungen auf der Festung Königstein herrschen, trotz der kriegerischen Besatzung und der tödtlichen Ge schosse, da- zeigten vorgestern vier bis fünf Wagen, die, sämmtlich mir Blumen beladen, nach der Festung fuhren. Auf Anordnung des Herrn Commandanten sind die Blumen zum Schmuck des vielbesuchten Fels-PlateauS verwandt worden. — In einem Hause der Ostraallee hat man gestern früh einen daselbst wohnhaften ledigen Bürstenmacher aus Oschatz, einen Mann von 27 Jahren in dem zu seiner Wohnung gehörigen Ab tritt erhängt aufgefunden. Lebensüberdruß soll den Mann zum Selbstmord veranlaßt haben. - - Am Himmelfahrtötage früh in der 8. Stunde hat ein erst 17 Jahre alter Schlosser, der als Heizer auf einem Elbdampfer fungirt und auS Leipzig stammt, in der Nähe der Kiesgrube am Großen Garten den Versuch gemacht, sich zu erhängen, ifl aber von einem Handarbeiter, der sich zufällig in der Nahe befand und dasGebahren des jungen Mannes bemerkt hatte, wieder losgeschnitten und in'S Leben zurückgebracht worden. Man hat den jungen Men schen, der wegen körperlicher Leidm den Tod gesucht haben soll, da» raus nach dem Stadtkrankenhausc geschafft. — Vorgestern ist in Käditz ein weiblicher Leichnam an- ges chwommcn, den ein hiesiger Handarbeiter als den seiner TagS zuvor verschwundenen Ehefrau rccognoScirt hat. Man sagt, daß körperliche Leiden die in den OOger Jahren slehcnde Frau in das Wasser getrieben habm. Wie wir hören, hat die Frau vor ca. lOJahren schon einmal den mißlunacnen Versuch gemacht, sich durch Herabspriugcn von der Mancnbrücke zu lvdten. — In den Kleidern dcS bejahrten Mannes, welcher sich nach unserer gestrigen Mitthcilung auf einem Bahngeleisc der schlesischen Bahn hinter dem Medingcr Lagerkeller hat überfahren lassen, hat man, wie uns nachträglich mügctheilt wird, ein Notizbuch ge funden, worin der Name„Schefslcr aus Naundorf" geschrieben steht. Außer dem Kopf war übrigens dem Leichnam noch die liirle Hand vom Körper getrennt gewesen. - Landtag. Bezüglich der Verhandlungen tcr l. Kam mer über das Ausgabcdudgck des Departements des Innern müssen wir uns daraus beschränken, diejenigen wick tigcn Beschlüsse herauSzuhebcn, welche vo» den i» der 2. Kammer ge'aßren ab- wichcn. Da lehnte inan denn den Antrag ab, „der Regierung zur Erwägung anheimzugeben. e b mehr die Delegationen der AmtSbauptmaunschaitcn anfzuh-bc» seien." Znöbciondcrc will man die Delegationen zu Sahda und Crimmitschau, sür deren Erhaltung warm pettrl worden ist, jetzt nicht in Frage stellen. Die Delegation zu Schandau wird Indcß in einiger Zeit mit der AmtSbauptmannschalt Pirna bereinigt werben. In Consequenz des obigen Beschlusses bewilligte die Kammer auch ein BcrechnungSgcld zur Erwerbung von Gebäuden sür die De legationen zu Lahdn und Döhlen. Tie Pcttticn tcr Dresdner Kaufmannschaft, um Gewährung einer Ltaatönnterstützung sür die Dresdner HandclSlehran st alt, wurde der Regier ung nicht zur Erwägung, sondern nur „zur Keniltnißnahme" überwiesen. Sobann lehnte man gegen 4 Stimmen daö Postu lat von 5200 Mark sür eine neu zu begründende, mit dem patho logisch-chemischen Laboratorium an der Universität Leipzig zu verbindende 4t n staIt zur Untersuchung von Lrinkwässern und zur Vornahme anderer sguilätöpelizcilick'cr Untersuchungen ab. Die Bewilligung wurde vom e eh. Meticiiinlrath vr. Günther und Prowssor vr. Fricke sehr lebhaft befürwortet. Letzterer beanspruchte mit mindestens temsetbc» Reck te „Sachver ständiger" zu sein wie der Referent Scilcr. In Leipzig habe man sich genbthlgt gesehen, eine ganze Reihe sanitätspoiizcillchec Unterliichnngen anstcllcn zu lassen. Ackämpit wurde die neue Anstalt von dm Herren von Erdmannödorff, Mar tini und dem .Referenten. Der Erstere meinte, die geforderte Summe sei nur der Anfang zu höheren Forderungen. Wohin sei man denn gerade bei der Universität mit solchen Anfangs ge ringen Ansprüchen gekommen? Lxeiupla seien omiuvi-ii, ncimiva oetiosa! Im nächsten Buvgct werte man eine und im darauf folgenden zwei Nullen anhängcn; der reiche Speisezettel deS Prof. Fricke beweise das. Die Mitglieder der Deputation seien keine der Wissenschaft abholde „Barbaren". Martini hört die Botschaft wohl, dah man nicht höhere Ansprüche mache» werte, allein eS fehle Ihm der Glaube. Und eine vorläufige Zusammen stellung in der Deputation habe ergeben, dah im Budget ein Deficit verbanden, daS entweder durch die Einkommensteuer oder einen Steuerzuschlag zu decken sein werte. Referent Seiler war der Ansicht, dah man die Ansorccrungeii iür Zwecke der Wissenschaft doch nachgerade etwas „hemmen" müsse. Plan könne noch i» anderer Richtung sür gesundheitliche Zwecke sorgen: man solle sich z. B. nicht in „Kneipen" auihaitcn, wo die Luit so dick sei, dah man sie mit den Fingern in die Laschen stecken könne. - Zn der letzten Sitzung derselben Kammer stimmte man den VerclnigunaSvorschlägen Über daö Ctvilstaats - diener.Penstonögesed bei und erledigte auf Vortrag der Herren von Burgk und vonMctzsch mehrere Petitionen, deren wir schon bei der Verhandlung in der 2. Kammer darüber gedachten. — Prof. vr. Eberhard Richters Beerdigung ging gestern Nachmittag unter großer Theilnahme, besonders auch der ärztlichen Welt, vor sich Die bloße Ilebcrlührung und Beisetzung der Leiche dev verewigten Arztes in die Parcnlaliond-balle des Anneiikirchhofö bestätigte daö Gerücht, daß Pros. Richter die Aus zahlung größerer von ihm gestifteter Legate für den ärztlichen Bczlrkövercln, daS Kinberhospital u. s. w. von der Feuerbc- statt ung seiner Irdischen Hülle abhängig gcmachnmb eventuell die Ucbersührung desselben nach Coburg oder Mailand zur Ver brennung daselbst angeordnet hat. Prof. vr. Richter war einer der rUrigslcn Vcrtheldiger der Feuerbestattung, iür die er nun auch seinen eigenen Körper bestimmt hat, obgleich bei unS der Anwendung dieser edleren, läuternde» Bestattung bekannt lich ebenso religiöser Aberglaube, wie Bequemlichkeit und Scheu vor Fortschritten zur Zeit noch hindernd im Wege steht. Der Ledcnögang Richters war äußerlich cm ziemlich emlachcr. Zn Leipzig 1808 geboren, hat er daselbst Medicin studirt, wurde nach Dresden als Professor an das Klinikum berufen, jedoch in Folge seiner politischen Bestrebungen nach den Maitagen veran laßt. in Wartegeld zn treten. Er war jedenfalls einer der edel sten Charactcre der 48 und 49er Bewegung. Während der Maltage leitete er das im jetzigen X 1a koira cko veiprig ausgeschlagene Lazareth tcr Znsurgenten. Einen welkeren Anthell als diesen edelmenschlichcn nahm er an jener Bewegung nicht, trotzdem wurde er lgnge im Zägcrhofe gefangen gehalten, bis ihn eine vom Kaufmann Echtermever gciieltte Caution freimachte. Nach Aufgabe seiner Professur widmete er seine Kraft einzig der medicinischen Praxis und Schrlitstellcrei. Er hat Tausende von menschlichen Leben gerettet und, um Richter z» consultircn, kamen reiche Fremde von weither nach Dresden. Walther und Richter, oft persönliche Gegner, »raren doch zusam men ein Paar der sunkclndsien Sterne am medicinischen Hlinincl DreödenS. -lur Beerdigung Richters batten sich außer vielen College». Freunden und dankbaren Genesenen auch Bürgcrmstr. vr. Stübel und die Skadträkhc vr. Minckwltz und Krctzschmar eingesunden. Am Sarge widmete Pro», vr. Wtqard dein lang jährigen Freunde herzliche und anerkennende Worte, zugleich ihn feiernd alö Vorkämpfer der Wissenschaf», mit Hiuwciü aus seine Verdienste alö praktischer Arzt, um daö ärztliche Vcreinö- wcscn nud spccicll »in den ärztlichen Bezirks-Verein (dein ec laut Testament sei» HauSgrundstück in tcr Feldgasse vermacht), soivie alo Vorkämpfer der 1840er Gvmnasial-Rciorm. Richter be stätigte bk» Redners Ansicht, daß wahreMerdienst um die Mensch.
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