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Dresdner neueste Nachrichten : 07.03.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193703071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-03
- Tag1937-03-07
- Monat1937-03
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 07.03.1937
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45. Jahrgang Nr. 56 Sonntag, 7. März 1937 Anreiarnvretsr. TrunbprelS: dl» Ispaltlg« wm-Zelle lm An» . - — ».«geni.il 1« Npf.,Stellengesuche und private Iamlllenani«ig«n a Npf^ di. Iv wo» br.it. mm-Zeil« ImTrrtt.il 1,10 NM. Nachlaß nach Malstaffel l »der Mengenstaffel v. Ärtefgeblihr für Ziffer» anzeigen SO Npf. ausschl. Porto. Zur Zelt Ist Anreigenpreisliste Nr. s gültig. 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Goebbels zeigt -em -rutschen Film -en Weg - Weltrun-sunktagung in Berlin Blums Canossagang Radikale Umstellung der französischen Wirtschaft-» und Finanzpolitik Telegramm unsres Korrespondenten Von Sonntag zu Sonntag Was im Ausland geschah — Ein Querschnitt durch die Wettpolitik der Woche 8. Paris, 0. M«r, Der Ministerrat vom Freitag, besten wahrscheinlich« Beschlüsse wir bereits gestern an dieser Stelle an» gekündigt haben, hat den durch die Gerücht« der letzten 18 Stunden bereits angekündigten vollständigen Kurs wechsel aus dem Gebiete der Finanz» und WtrtschastS» Politik gebracht. Die Negierung verzichtet aus alle Experimente und tritt den Kanostagang zur ortho» boxen liberalen Nationalökonomie im Sinne der kapi talistischen angelsächsischen Mächte an, mit denen sie durch das sogenannte Währungsabkommen zwischen England, Amerika und Frankreich eng verbunden ist. Statt die ost besprochene Zwangsbewirtschastung der Devisen einzusiihrcn und scharfe Mahnahmen gegen die Kapitalflucht zu beschlichen, wird aus «ine Devisenkontrolle verzichtet und der Golbhandel wird von jeder Einschränkung besreit. Die Regierung »er» spricht, daS Gleichgewicht im Staatshaushalt durch keinerlei unvorhergesehene Ausgaben zu stören. Sie verzichtet ferner auf eine Reihe von FnvestierungS» ausgaben des Staates und der öffentlichen Körper schaften in Grohunternehmnngey und sie kündigt ein« riesig« Rüstungöanlcihe an, Die Beschlüsse des gestrigen Ministerrats (mir berichten über alle Einzelheiten ausführlich auf Seite 21 dieser Ausgabe — d. Schriftltg.) beweisen deutlich den Fehlschlag der bisherigen Volksfront» Politik und stellen eine Art „Flucht in den Liberalis mus" dar. Die heutige Pariser Morgcnprcste spiegelt zunächst «in« ungeheure Ueberraschung wider Uber den Charakter der gestern von der Negierung beschlossenen Finanzmasmahmcn. Uebcrall wird unzweideutig fest gestellt, das, die Regierung Leon Blnm eine voll ständige Umstellung ihrer bisherigen Finanzpolitik im nationalen Sinne beschlossen hat. Am zufriedensten zeigen sich dabei die ltnköblirger» liehen Radikalsozialeu, deren Grundsätze jetzt in der Rcgierungöpolitik klar zum Durchbruch gekommen sind. Voll Stolz steilen alle radikalsozialen Blätter heute morgen fest, dah die Volksfront zu den Grundsätze» einer „orthodoxen und vorsichtigen Finanzpolitik" zurttckgekehrt sei. Die Rechtsparteien zeigen sich noch immer skeptisch. Der liberale frühere Ministerpräsident Flandin X Washington, 6. März Der amerikanische Auhenmiuister Hüll hat, am Freitag nach Feststellung des Sachverhalts sein leb» hasteS Bedauern über die Unverschämtheit des Juden Laguardla ausgesprochen. Er hat gleichzeitig heroor» gehoben, dah die hetzerischen Bemerkungen LaguardiaS in keiner Weise die Einstellung der amerikanischen Regierung gegenüber der deutschen Regierung wiedergäben. Die von Auhenmiuister Hüll amtlich veröffentlichte Erklärung lautet: „Die Deutsche Negierung hat sich durch ihre hiesige Botschaft über gewisse Aeuhcruugen beklagt, die Fiorello Laguardla in einer öffent lichen Ansprache in New Bork am 8. März getan hat. Sie hat erklärt, dah diese Aeuherungen in ernstem und schwerem Mähe sich gegen das deutsche Staats oberhaupt und gegen die Deutsche Negierung richten. In unserm Lande ist jedem Bürger durch die Ver fassung Redefreiheit garantiert und diese wird als Teil unsres nationalen Erbes hoch geschätzt. Das aber vermindert nicht das Bedauern der amerikanischen Regierung, wen» Aeuherungen von privaten Bürgern oder als individuelle Personen sprechenden Beamten eine Regierung beleidigen, mit der wir offizielle Beziehungen unterhalten. Ich bedauere sehr ernstlich diese Aenhcrnngen, die die Deutsche Regie rung beleidigt haben. Sic stellen nicht die Einstellung der amerikanischen Negierung gegenüber der Deutschen Regierung dar. Es ist unser Grundsatz, die offiziellen Beziehungen zu andern Nationen auf einer Basis voll kommener und gegenseitiger Achtung für die Rechte und Gefühle beider Teil« zu pflegen." Der prompte Protest der RetchSregte» rung argen die unverschämten Beleidigungen de» hat für die Rechtsopposition in einer Presseerklärung die Parole auSgegeben, eS sei zwar gut und schön, wenn die Regtetung jetzt wieder zur „klassischen liberalen" Finanzpolitik zurückkchre, aber bas sei noch nicht genug,- sie müsse auch in der Wirtschafts- und Sozialpolitik jeden Zwang und jede ungesetzliche Ein mischung -er Gewerkschaften und andrer Linksorgant- sationen verhindern. Der marxistische „Populaire" zeigt heute ein auherorbentlich verlegenes Gesicht. Er sucht in gewundenen Ausführungen zu beweisen, dah die nene Finanzpolitik der Regierung nichts andres sei „als die logische Fortsetzung" der von Leon Blum verkündeten „Pause". Die Kommunisten dagegen geben offen ihrer Unzufriedenheit Ausdruck. Tie neuen Finanzmahnahmcn, so erklären sie, seien nicht im VolkSsrontprogramm enthalten. Zivar sei es billig, daß -I« Regierung wenigstens das Los der kleinen Beamten verbessern wolle. Aber anstatt jetzt eine allgemeine Kapitalabgabe',» verfügen, «habe sich die Negierung dem Kapjtaltömus zu Fitsten ge worfen". Der Charakter der neuen Finanzmah- nahmen komme allein schon dadurch zuin Ausdruck, dah die neuen „W ä h r u n g s ä r z«e" keineswegs der Volksfront angchörtcn. Rist zum Beispiel sei der intime Mitarbeiter Poincarvs bet der Franken stabilisierung geivesen, und Nuss sei sogar der Finanz berater Lavals geivesen. In einem Punkt ist sich aber die bürgerliche Presse aller Parteien und Rich tungen einig: in der Propaganda für die grobe Anleihe zur nationale» Verteidigung. Die Rechte macht immerhin daraus aufmerksam, bah die Regierung es nicht gewagt habe, eine „gewöhn liche" Anleihe auszulegen, weil sie ihren persönlichen Kredit selbst noch für zu gering einschätzen. Deshalb sei die Anleihe unter die Parole der nationalen Verteidigung gestellt worden. Tas sei wenigstens ein erster Anfang zu einer natio nalen französischen Politik und ein erster Schritt zur nationalen Einigung überhaupt. Im übrigen be hauptet man im Lager der Rechten, bah die Ftnanz- mahnahmcn zu einem groben Teile von englischen und amerikanischen Sachverständigen ancmpsohlen worden seien. Die neue Anleihe sei deshalb auch schon gröhtenteilS von englischen und ameri kanischen Banken übernommen worden. Juden Laguarbia hat hier eine tiefe Wirkung auS- geübt, und dies um so mehr, als hier die amtlichen Vertreter Amerikas ungestraft tn jeder Weise ver- höhnt, verlästert Und karikiert werden dürfen. Keine einzige Zeitung der amerikanischen Hauptstadt nimmt für Laguarbia Stellung. Im Gegenteil: die bekannte „Washington Post" bringt ans der ersten Seite ein besonders gut gelungenes Prosilbild des Führers. Neue Zusammenstöße in Tunis Polizei muß auf Eingeborene schießen Telegramm unsres Korrespondenten ». Paris, 6. Mär, Rach den gemeldeten blutigen Zwischenfällen aus der Phosphorgrube Metlaui in Tunis, bei denen 18 Tote und 25 Verletzte »n beklagen waren, ist es gestern ans der benachbarten Grube M'Dillah jetzt zu neuen Znsammenstvhrn gekommen. Zwischen den ein» geborenen Grubenarbeitern und dem europäischen VerwaltnngSpersonal waren schwere Schlägereien ent standen. Di« Polizei muhte gernscn werden. Etwa 80V eingeborene Grubenarbeiter, die im Begrlsse waren, di« Sonsumgenostenfchast der Grube aus» zurauben, letzten sich jedoch zur Wehr. Die Polizei muhte von der Nasse Gebrauch machen. Bier Ein geborene «nrdeu getötet und zwölf mehr oder minder schwer »erletzt. Schliehlich muhte auch noch Militär alarmiert werde«, u »^de« neue« Zwischenfall zu Oelzweige und Kanonen > Genau ein Jahr ist vergangen, seitdem die deut schen Truppen sich tn der Stacht vom v. zum 7. März 1936 tn Bewegung setzten, um in die FriedcnSgarnisonen des NheinlandeS wiedereinzu marschieren. Die Entwicklung der auhenpolitischcn Lage seit diesem Tage hat den Entschluft des Führers, die deutsche Gleichberechtigung am Rhein wiedcrher- zustellen, mehr als gerechtfertigt. Dcntirhland muhte sein Recht in eigene Hände nehmen. Niemand hätte es ihm sonst verschafft. Nachher freilich setzte jenseits der deutsche» Grenzen ein grobes Geschrei ein, nnd jedermann beeilte sich, zu versichern, dah man „selbst verständlich" Deutschland daS Recht zugcstandcn hätte, wenn eS ans dem Verhandlungswege darum nachgc- sucht hätte. Wir kennen den Dornenweg der Verhand lungen seit der ersten deutschen Note an Wilson im Oktober 191ü. Wir missen, dab er auch in diesem Falle zu nichts geführt hätte, wisse» aber auch, dah diese Klage über gebrochene Verträge nur als senti mentaler Hintergrund dienen sollte für die schon zur Gewohnheit gewordene Hetze gegen den sogenannten „Unruhestifter" Deutschland. Deutschland hat niemandes Rechte verletzt! Deutschland hat niemandem etwas genommen, als eS sich im Frühjahr 1986 die jedem, auch dem kleinsten und unbedeutendsten Staate als ganz selbstverständ lich zustehcnde Wchrhvhcit über sein ganzes Staats gebiet znrüctnahm. Es sei denn, der Westen wollte eS alS eine Art göttliches Gesetz proklamieren, dah einzig und allein Deutschland die Tore seiner Wcstgrcnzcn schutzlos und offen lassen müsse, während ringsherum die Rüstungen immer mehr wuchsen nnd Frankreich ganze Festungslinien entlang seiner Ostgrenzc gebaut hatte. Gegen wen rüstet England? Frankreich hatte sich zudem mit dem Erzfeind der abendländischen Knltnrvrdnnng, mit der Sowjet union, eng verbündet. DaS Bündnis zielte direkt aus Deutschland. Ter unklare nnd zweideutige Palt mit Moskau konnte, selbst vorausgesetzt, dah man in Paris den lonalsten Anslcgnngswillcn an den Tag legte, jederzeit dazu führen, das, Frankreich im Westen angriss und auch noch in der Lage war, einen solchen Angriff gemäft dem Pakt zum „Verteidigungskrieg" zu erklären. Ter Lauf der Tinge seit März 1986 hat diesen Zustand nur bestätigt. DerFührer hat am gleichen Tage, da die Truppen ins Rheinland marschierten, der Welt ein ganz grobzügiges Frie densangebot gemacht. Er Hal eS seitdem in verschie denen Formen mehr als einmal wiederholt. Alle diese deutschen Vorschläge wurden bewusst verschleppt. Deutschland wurde schlicftlich der VierjahrcSplan ans- gezwungen, nachdem scststand, das, der Vesten nicht bereit war, an einer wahrhaft ehrlichen Befriedung Europas und der Welt mitzuarbcitcn, sondern das, er vielmehr seine ungeheuren materiellen Reserven mobil machte, um den in Versailles geschaffenen Zu stand, soweit er heule noch vorhanden ist, mit allen Mitteln zu verteidigen. Die phantastischen Zahlen des britischen Rüstungs programms stellen die Antwort aus Deutschlands Fricdcnserklärungen dar. Gerade das, was die Poli tik des Führers vermeiden wollte, droht angesichts der reaktionären Haltung der westlichen Demokratien, Wirklichkeit zu werden: Eine erneute Teilung Euro pas und der Welt in zwei intensiv rüstende, einander mibtranisch beobachtende militärische Lager. I n London wurde daö Alarmsignal zur Um wandlung der Welt in eine einzige grobe R ü st u n g s s a b r t k gegeben. Uebcr die Rüstungspläne ist im englischen Parla ment in den letzten 14 Tagen aubervrdcntlich viel ge redet worden. Doch trotz all diesem Gerede ist die Frage, gegen wen eigentlich diese Ma« imutrüstniig Englands gerichtet sein soll, weniger denn je geklärt. Die verschiedenen Sprecher der Regierung haben immer wieder betont, dab England im Falle eines un provozierten Angriffs auf Frankreich und Belgien automatisch etugreiscn würde. Die englische Re- giernng hat es aber abgelchut, ähnliche automatische Berpslichiungcn in andern Teilen Europas zn übernehmen. Die ans Liberalen nnd Arbetterpartci- lern bestehende UnlcrhauS-Oppvsitton verlangt dcm- gegcnüber möglichst allumfassende Verpflichtungen Englands im Sinne etwa des seligen GenserPro- tokollS, das seinerzeit während der ersten Re gierungspertode Ramsay Macdonalds zustande kam, und da» nachher von der konservative« Regierung zu Fall gebracht wurde. Dieses Genfer Protokoll ent- spricht geradezu bewunderungswürdig der franzö sischen Idee vom „unteilbaren Frieden", würde aber in seinen praktischen Auswirkungen weiter nichts bedeuten als den unteilbaren Krieg. Eine Lokalisierung von Konflikten, wie sie etwa jetzt im spanischen Falle gelungen ist, wäre dann ganz und gar unmöglich. Englands Verpflichtungen auf dem Kontinent Die heutige englische Negierung folgt der Oppo sition aus grundsätzlichen und taktischen Beweg gründen aus diesem gesährlichcn Wege nicht. Sie möchte sich die Hände sreihaltcn und etwa bei Kon flikten in Ost- und Mitteleuropa nur in ihrer Eigenschaft als V ö l k c r b n n d s m a ch t und nach Mas,gäbe der sich aus dieser Tatsache ergebenden Verpflichtungen eingrcisen. Diese Hilfeleistung braucht, wie Schatzkanzler 'Neville Chamberlain besonders unterstrich, gcmäst der Bvlkerbiindsordnung nicht not wendig militärischer Natur sein. Tic automatische Hilfeleistung mit allen Machtmitteln zu Lande, zn Wasser und in der Luft soll auf den Westen beschränkt bleiben. Abgesehen von der Tat sache, dab eS einfach grotesk und provozierend wirken mub, wenn englische Staatsmänner immer erneut dieses automatische Hilfsvcrsprechcn an Frank reich und Belgien wiederholen, obwohl der Führer ein mal nach dem andern erklärt hat, dab Deutsch land keinerlei Wünsche und Ziele im Westen hat, mub doch die Frage gestellt werden, ob ein solcher klarer Trennungsstrich zwischen Verpflichtungen in Westeuropa und Verpflichtungen in Osteuropa überhaupt gezogen werden kann? Denn durch den französisch - sowjetrussischen Pakt werden alle denkbar möglichen osteuropäischen Konflikte eng verfilzt mit den Problemen Westeuropas. Immer wieder mub daraus hingewicsen werden, dab der sowjetrussisch-sranzösische Pakt der Hanptiinruhc« und Störungssaktor in der europäischen Politik ist, und dab cs nicht angelst, über diesen Tatbestand cin- sach mit ein paar verbindlichen Erklärungen hinweg- zugleiten. Zwischen starken Schichten der mas,geben den Kreise in Paris und der Sowjetunion besteht eine auberordentlich weitgehende weltanschauliche Solidari tät, die sich eines Tages im Falle einer Krise auster ordentlich gefährlich auSwirkcn kann. WaS heisst im Nahmen des sranzösisch-sowjctrussischen Paktes „An greiser" und „Angegriffener"? Hier fehlt jede klare Definition, und England ist bisher der Welt eine deutliche Antwort über seine Stellung in dieser Frage schuldig geblieben. So bleibt als Geiainteindruck all der ausgedehnten und redseligen Debatten in beiden Häusern des britischen Parlaments der Eindruck der Unklarheit und Zweideutigkeit auch weiterhin bestehen. Die englischen Regierungs erklärungen haben die Unsicherheit ans dem Kontinent nicht vermindert, sondern erhöht. Und die Frage, gegen wen die englischen Rüstungen eigentlich gerichtet sind, ist unbeantwortet. Frankreichs LandeSverieidigungsanleihe Ter englischen Rüstungsanleihe ist nunmehr Frankreich mit einer groben Landesver- teidigungöa u leihe gefolgt, die der auster ordentliche Ministerrat vom gestrigen Freitag be schlossen hat. Die Regierung will sich unter ganz besonders feierlicher Form an ^alle Franzosen ohne Unterschied der Partei wenden und rechnet damit, dab „jeder Franzose", wie es in dem offiziösen Sitzungs bericht heisst, „seine Pflicht tun wird". Taö französische Stnatsschiss war nach den Stürmen des vergangenen Jahres in den letzten Wochen in ein etwas ruhigeres Fahrwasser gekommen. Ob es sich dabei nur nm die sturmstille Mitte eines Zyklons handelt, mub erst die Zukunft lehren. Ueber Frankreich, die Volksfront und die Möglichkeiten einer kommunistischen Revolution ober eines faschistischen Staatsstreiches ist sehr viel geredet und geschrieben worden. Und es ist sehr bemerkenswert, dab auch diesmal, wie immer bei der Beurteilung französischer Dinge, ebensoviel Meinun gen wie Köpfe vorhanden zu sein scheinen. Es ist nirgends schwerer, den Propheten zn spielen, als tn der französischen Innen politik. Frankreich schien schon oft vor dem Ab grund zu sichen. So am 6. Februar 1934, als eine kopflose Negierung auf die Massen, die der unerhörie Stavtsky-Skandal ans die Straben getrieben hatte, schieben lieb, oder abgeschwächter tn den Sommer- monaten des vergangenen Jahres, als viele einen kommunistischen Staatsstreich befürchteten. Ost schien «», al» ob Dekaden», Korruption und allgemeiner verhindern. Hüll spricht sein Bedauern aus
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