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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-21
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1884
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K UL.7K 4 l»7» 4^- l»E L. > UL— eriekt.) LLr». l»o u- norlft». w, ittr mlttol- Iwpon Sali«,, vullau. »werj- lLrata, 8»!!«». 000». , 900N rleuvtt. Auäor- ch d,e moftr inftige K mit >nrg- »üg'i» »«item ist. Erscheint täglich ftüh 6'/, Uhr. Xedarlion un- Lrpk-ition JohanueSgaffe 33. AprechKun-rn -er Nedaclion. Bormittags 10—IS Uhr. Nachmittags S—6 Uhr. XLLL- - W»»>ch«e »er wr »t« »Lch»t»«l»e«»e -»«»er beftt«»tea Jniernte «» Wochentagen di« L Udr Nachmtttn,-. «« L«»«- u«d Festtage« Ml» dt«'/,» U«r. 3u -e» Filialen Mr Ins.-^noahme: Dtt« Kte««, UntversttätSstraße S1, L»»i« Lösche» Kathorinrnstraßr 18. v. nur dt» '/,L Uhr Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr^ Auflage L«,1V0 Ldsnnemeirt,preis viertel,. 4'/, Mk. incl. Bringerlvhn 5 Mk., durch Lik Post bezogen 6 Mk. Jede -inzelne Nummer 20 Pf. lSelegezempiar 10 Pf. Gebühren tür Extrabeilagen «»ne Postbcsörderung 39 Mk. «nt Poftbeförderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. GrS-ere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellorchcher «. Ziffeniiatz nach HSherm Tarif. Montag dm 21. Januar 1884. Amtlicher Thetl. Vekmilmichm-. Bon heute ab befinden sich die Expedrtionen der Stadt» Straer« Etanah«« — Einkommensteuer» Grundsteuer» Hundesteuer, Bkandcasie — im Stadthaafe, Obstinarkt Nr. S, Parterre, und diejenigen der Adthetlaag f»r D»llftre«r»«gSfachea edeadafeldg, I Vtage. Leipzig, am 17. Januar 1884. Der Skat» der Stadt Leipzig. I)e. Trvndlin. Frenztl. Vekan«tmachun^ Wegen einer im Lhoma-gchßchen verzunehmendrn Privatabzweigung der Wasserleitung wird diese« (PLstehea »oa Montag, den 21. dS. Monat« ad aus die Dauer von 3 Tagen für den Fährverkehr gechdrrrt. Leipzig» am lS. Januar 1884. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Wegen einer in der ltntvrrgtät-strahe vorzunehmenden Privatabzweigung der Wasserleitung wird diese Strafe von Mittwoch, den 23. d. M. ab ans dte Strecke »o« KnpfergL-che« bi« an die Magazinaaffe in der Dauer von drei Lagen für den Aadroerkehr gesperrt. Leipzig, am 19. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Hei De. Georgi. >enn,g. Auctiou. D«»««r»tOM. de» dt. Jannar 1884 »«» v«r». 9 Uhr an sollen die dem Herrn AmtShauptmann vr. Spana gehörige» Gegen- ftltude. al«: Möbel, Kleider» Wasche, Bette», Matratzen, Uhren, Stlbersache«, Porcellaiu, Glaösacheu, 1 Flügel, »ewehre »ad ver schiede« Küchengeräthe in der Dienstwohnung desselben meistbietend versteigert werde«. Berzeichuiffe der zu versteigernd«, Gegenstände Höngen am Ge. richtSbeet« und i« Durchgänge de« hiesige» Rathhanse« au«. Borua, de» 18. Januar 1884. «ntzlicheS «»tSgertchL. I. Lchul», »ctuar. Nichtamtlicher Thetl. Vas Ende der Krisis in Spanien. Der Ankündigung de- Minister« Ruiz Gomez entsprechend ist di« Regierung-geivalt in die Hände der großen in sich geeinten conservativen Partei übergegangen und damit der einzig mögliche AuSlveg aus der unhaltbaren Lage gesunden, welch« die unerfüllbaren Forderungen der dynastischen Linken geschaffen hatten. Da« Ministerium Posada Herrera war der «ersuch, diese Partei in den Kreis der ausrichtigen Anhänger und Unterstütze der Monarchie auszunehmen, die von »hr gestellten Bedingungen erfreuten sich aber nicht der Zustimmung der Mehrheit, und deshalb war da« Scheitern de« Versuches unausbleiblich. Al« da« Ministerium Posada Herrera gebildrt wurde, erhoben sich sofort gewichtige Stimmen gegen die von der dynastischen Linken gewünschte Ber saffungSLnderung, der ablrctende Finaiizminister Camacho erklärte laut, daß Spanien feine« Erachten« für da« allgemeine Stimmrecht noch nicht reif sei. König Alfon« wollte aber den Beweis liefern, daß er die Aussöhnung der Regierungspartei mit der dvnastischen Linkcn aufrichtig wünsche, und demgemäß erhielt Posada Herrera den Auftrag -ur Bildung de« Ministerium«. Marschall Serrano wurde al« Gesandter nach Paris geschickt, die Armee wurde nach den Vor schlägen von Lopez Dominguez reorganisirt und die Verwal tung nach de» Wünschen Moret» y Prendergast umgestaltet. Am 15. Drcrmber trat da- neue Ministerium mit der For derung der BerfassungSrevifion und Einführung de» allge meinen Stimmrechte« vor die Corte«. Die Partei Sagafia, tvetchr sich an« den Conservativen und den Constitutiouellen zusammensetzt, wie« diese Forderungen sofort zurück und nahm «inen Adreßentwurf an, welcher da- Festhalten au der bisher gtltenven Verfassung zur Richtschnur wählte Rehr als einen Monat bot da» Ministerium Alle- auf, um den Widerstand der Saaastianer zu brechen; vergeblich, Vit alten Anhänger der Monarchie bcharrten aus ihrem Widerstande und mit gutem Grunde, Venn die politischen Grundsätze, welche der Kriegsminister Lopez Dominguez ent wickelte, gewährten einen Einblick in die Absichten der Partei Serrano, welcher zudeu schwersten Bedenken Anlaß gab. Die Drohung des Ministers, von der Kammer an di« Armee zu appellireu, zeigte, daß derselbe in einer verhängnißvollenTäu- schuna über vie Grundlagen und Vorbedingungen der monarchi- schenLtaatssorm begriffen sei. Und als nun gar die Wortführer der republikanischen Partei ihre seltsamen Theorien entwickelten, al» Eastrlar kein Hehl daraus machte, daß er die Einführung de« allgemeinen Stimmrecht- al« vie Vorstufe zur Wiedrr- herstelluug der Republik begrüße, ja noch mehr: al« er Spanien für eine französische Provinz erklärt«, da mußte auch den versöhnlichsten Anhängern der Monarchie die Gefahr zum Bewußtsein kommen, welche die sogenannte Versöhnung ber liberalen Parteien in sich schließe, die Ueberzeugung mußte zum Durchbruch kommen, daß ein Eingehen aus die Wünsche der dynastikchen Linken zur Vernichtung ver Monarchie führen würde. Castklar hat durch seine zwe> Sitzungen der Corte« au«süllende Rede der Monarchie ve« König» Alfons eiy«, großen Dienst geleistet, er hat bei den Anhängern der- selben den letzten Zweifel darüber beseitigt, daß die ver- faffungSrevision den Umsturz bedeute, daß alle Bemühungen, feste uud geordnet. Zustänke in Spanien aufzurichten, ver geblich gewesen wären, wenn dem thbrichten Treiben der pasada Herrera uud Lopez Dominguez nicht energisch Halt gebotzrn werde. >l« di« Krist» im Oktober vorigen Jahre« begann, nahm man an, daß ein neue« Ministerium Sagasta da« Ende der Episode sein werde; die Mitglieder der dynastischen Linken und der Partei Eastelar haben aber durch die Machtlosigkeit ihre« A^tretenS dafür gesorgt, daß die Lage in ihrer ganzen Ge fährlichkeit hervortrat. Nach den Proben, welche di« Minister Herrera und Lopez Dominguez von ihrer RegieruttgSfähigkeit abgelegt hatten, nach den abgeschmackten Bemerkungen Castelar'S war c« klar, daß schärfere Mittel angewendet werden müßten, wenn die Grundlagen der monarchischen StaatSsorm nicht in« Wanken gerathen sollten. Die Sicherung der mühsam errungenen Früchte neunjähriger Arbeit konnte nur einer bewährten festen Hand anvertraut werden und al» der geeignete Mann ver Lage bot sich Canovaö del Ca- stillo, der Begründer der Monarchie de« Jahre« 1874, dar. Znm Krieg-minister wurde Quesada ernannt, derselbe, welcher bei dem letzten Militairaufstande da« Commando der Norvarmee geführt hatte und zum Dank für seine werthvollen Dienste, welche er der Dvnastie geleistet, von Lopez Dominguez zur Disposition gestellt wurde. Gerade diese Ernennung zeigt jedoch, wie klar König Alfon« die Lage schon vor Monaten erkannt hatte, er wußte, daß Lopez Dominguez bald abgewirthschaftct haben würde, und darum ließ er ihn gewahren. Mit vielen seiner Vorschläge mag er auch vollständig einverstanden gewesen sein, und e« war gewiß ein Vorlheil für die Monarchie, wenn eine große An zahl Überflüssiger Generäle zur Verfügung gestellt wurde. Mißgriffe «n dieser Beziehung, wie sie r. B. in dem Falle Quesada'« geschehen waren, ließen sich ja leicht wieder gut machen, während die zweckmäßigen Theilc der Maßregel auf reckt erhalten wurden. So mag auch Quesada den Gesetz entwurf seine« Vorgängers vertreten, welcher den Sold der Armee von. Gemeinen bi« zum Oberst erhöbt. Zum Minister de« Innern ist Römers Robledo ernannt, derselbe, welcher während der Anwesenheit de« deutschen Kronprinzen in Madrid da« Justizportcseuille inne hatte und in dieser Eigenschaft die Eröffnungsrede in der neuen Akademie für Rechtswissenschaft hielt. Dieser hat seinen Amtsantritt mit einer sehr durchgreifenden und wahrscheinlich auch sehr nolbwendigen Regierung-Handlung bezeichnet, nämlich mit der Ernennung von 49 neuen Präsectcn, welche sofort in die Pro vinzen abgegange» sind. Ter Desorganisation, welche unter der Regierung de« Ministeriums Posada Herrera in der Verwaltung einzureißen begann, mußt« schleunigst ein Ende gemacht und Alle« wieder in da« alte Gleis gebracht werben, wenn nicht ein schwer wieder gut zu machender Schade darau« er wachsen sollte. Die langen Verhandlungen über den Adreß- eniwurs haben die AmtSkhätigkeit der RcgirrunaSvrgane ge hemmt. der Zweiset. wie die Entscheidung auSsallen werde, hat die Thätlgkeit der Präfecten gelähmt, und eS bedurs c neuer Männer, welche die schlaff gewordenen Zügel wieder straff «„zogen. Spanien hat eine schwere und gefährliche Krisis Dank der Klugheit und Festigkeit seine« Monarchen beut« glücklich über wunden; di« Gefahren, welche die Partei Serrano der Monarchie brachten, dürfen ai« beseitigt gelten. Aber der Umschwung konnte erst eintreken, nachdem die RegierungS- unfähigkeit der dynastischen Linkcn überzeugend dargethan war; so lange der Zweifel im Lande bestehen blieb, ob nickt größere politische Freibcil mit dem Bestände der Monarchie vereinbar sei, fehlte e« au der feste» Grundlage für die Ent faltung einer den Bedürfnissen dc» Lande« entsprechenden RegierungSthätigkcit. Heule tristen die Spanier, daß Ruhe und Ordnung für die Dauer nur eine kräftige monarchische, in sich einige und zielbenmßte Regierung ausrecht erkalten kann und deshalb wird man da« Ministerium Caiiovas del Castillo as« ein« Bürgschaft für die Befestigung der Monarchie in Spanien allseitig begrüßen. ' ' * iseipzig, 21. Januar 1884. * In der badischen Zweiten Kammer ist am Sonn abend die Interpellation Pflüger über Aushebung der geheimen Abstimmung bei den RcickSlagSwahlen zur Verhandlung gekommen. Der Staat-minister Turban erklärte, daß ein solcher Antrag beim BundeSralh bisher nicht gestellt »nd di« badische Regierung daher noch nicht in die Lage gekommen sei, zu der Frage Stellung zu nehmen. Die Interpellation wurde alsdann einer längeren Besprechung unterzogen, in der sich sämmtliche Redner, klerikale sowohl al« liberale und demokratische, für die Ausrcchterhaltung der geheimen Abstimmung erklärten, mit besonderer Schärfe der Führer der nationalttheralrn Partei, Abg. Kiefer. Ter ent schiedene Widerspruch, der sich von allen Seiten bei der An kündigung de« Minister« von Puttkamer von der Eventualität einer Abschaffung der geheimen Wahl erhoben hat »nd in der badischen Kammer leohasten Ausdruck fand, wird hoffentlich seine Wirkung an maßgebender Stelle nicht verfehlen. Eö scheint uns undenkbar, daß wirklich ein derartiger Antrag an den Bundcorath kommen sollte. * Au« Petersburg wird der „Nationalzeitung" vom 16. Januar geschrieben: „Gestern Morgen — fünf und ein halbe« Jabr nach dem Friede»«schluß — um circa 4 Uhr wurde i» Sachen de« Geheimraths Rvssizki und der übrigen Mitangeklagten nach vielstündiger Bcrathung de« Ricktcrcollegiums von dem MilitairbezirkSgerickt da« Urtyeil gesprochen, da« sich gegen eine Reihe von Dienstver gehen und Unterschlagungen beschuldigter Angeklagten, hoher Beamten und Ossiciere. richtet. Schon während de« Kriege« cursirten schlimme Gerückte über Unordnungen und Unter schlagungen in Sachen der Versorgung unserer Truppen mit Fourage und Proviant, e- wurde Unglaubliches über die Ent behrungen der Trainknechte erzählt; e« hieß allgemein, die Truppe» erhielten verdorbene Leben-mittel, litten Hunger, weil dieselbe» zuweilen ganz fehlten, und seien schutzio« der Kälte «»»gesetzt. Der Krieg ging zu Ende. Die bartnäcktg cursirrnden Gerüchte riesen eine gründliche Untersuchung über di« Thäliakeit der Intendantur hervor. Es wurden ver schiedene Commissionen eingesetzt, die der Regierung Hundert- tausrnde kosteten. Nach einigen Jahren reisten jedoch die Früchte ihrer Arbeit. Die Reihe der Proteste eröffnet«: die bekannte Anklage gegen den Intendanten de- Rustschuter Detachement« Makschrjcw. Da< in dieser Sack« gefällte Urtheil zeichnete sich unter Len gleichartigen durch große Strenge au«. Wer längere Zeit den Verhandlungen de« ProcesseS Rossizli und seiner Mitangeklagten beiwohnte, sah von Tag zu Tage deutlicher, wie sich au« den Zeugenaussagen und den verlesenen Dokumenten ein Bild empörender Miß bräuche gestaltete und vervollständigte. Die Procuratur zeigte, wie sich in den Händen Rossizki'S Hunderttausend« unk Millionen der Krone gehörender Metallrubel verslüchiigten, wie er immer eine außerordentliche Zuneigung zum Herrn Warsckawski und zu seinen Interessen an den Tag legte, die so weit ging, da z er, Rvssizki, Lerltme» untrr -na Kedarltinsarich di« Spaltzeilc e>0 Pf. Inserate sind stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuomsruuüo oder durch Post- uachuadmr. 78. Jahrgang. Zielscheibe neuer Verfolgungen soin. Im Distrikt von San- Pan Kiao in der Provinz Suang-s« hat eine aufgehetzte Pbbcl- schaar das Haus des Paters Pernct zerstört, der verhaftet, mißhandelt, mit den flachen Säbelklingen geschlagen und mit dem Tode bedroht wurde. Den letzten Nachrichte» zufolge hat dieser Missionair geschrieben, daß man von ihm lOoo Taels (mehr als 7V0V Franc«) als Lösegeld begehre; er hoffe jedoch, die Mandarine würden ihu, zufrieden mit der Zer störung seine- Hause«,-Unter Bedeckung nach Kanton schicke» Auch noch andere Missionaire sollen auf Anslistrn der keine Verträge mehr achtenden Mandarine verhaftet worben sei». ,n einer halben Stund bei^ ^ Regierung höchst Bukarest mitWarschawsliei f ^ Preise die Propor- nachthciligen Contraet adschNegt > " ^ gbersieigen, welchem tioncn eine« anderen Contrabcnte Verpflichtungen weiter Warsckawsk, m>t W'flen Roff.zk, - sem^ pl.^' Marschawsk, begiebt; Zur AuSsübriing de« E Metall eingehändigt darauf ein Vor chuß von 300.000 an- „^eko»!- und. al« den Verpflichtungen dann dmnoch ch »ockg ^ men wird werden ke."-rl«' Zwang«maßr^ ^ «um,gen Contrahentenangewn i -.00.000 Rbl. -ÄS. K LSL sie dennoch den Geheimrath Ros,,jki mcht ganz von der ihm zu fallenden Verantwortlichkeit befreien kann . Die öffentliche Meinung ist trotzdem mit dem AuSgang de« ProcesseS wenig zufrieden; man findet vielfach die Ve urtbeilungcn nicht der Schwere der Vergeben a,'ge,ncffem Rach einer von 12 Uhr Nachts bi« Morgen» b Uhr danernden verathnng machte der Gerichtshof solgtnde- Uetheil bekannt. Geheimrath Rosslzki wird unter Zulassung mildernder Umstände der UnlhLtigkeil im Dienst, des UebergrifsS und der wff'eMlttyenBor- stellung eines unrichtigen und unvollständigen Berichte- sAulrng be funden' GtaatSrath Stratanowitsch wird unter denielbe» Umstanden der Fahrlässigkeit im Dienst und wistentlichen Mittheilung unrichtiger Daten schuldig befunden: die gegen ihn gerichtete Beschuldigung, von den Lieferanten Geschenke enlgegengenommen »u haben, aber aw »„erwiesen erachtet: Ditulärrath Tabouret wird der elben Vergehen schuldig befunden; Hosrath DombrowSk, - der Fahrlässigkeit im Dienst für lchuldig, in Sachen der Entgegennahme von «efchenken seitens der Lieferanten aber nicht sür fchnldig erklärt; eb»Ai-u,evanl P.oirowSk, ' schuldig der N'ch.erMung.wichtiger »«nftlicher der ersten «a'genclasse auf gewissen vayusüeckn uul» der * -- ausnahmslosen Einführung vierter Aagenelessen an. Ware» er- streckte sich di« Debatte über die Berechtigung de« Ministers »nr Srtheilung von Eisenbahnsreikarten, über die Zusammensetzung der Eisenbahnröthe und mit besonderer Ausführlichkeit über da- Priurip, nach welchem Fahrpreisermäßigungen bei Versammlungen, Bereiuen u. dergl. gewährt würden. Die Redner des Tentrums brachten auch heute wieder lebhafte Klage» vor, daß katholische Veranstaltungen in dieser Hioficht zurückgesetzt würde«. Die Debatte wurde al-dann aus Montag vertagt. « Der Steuergrsetzeommissiou de- Abgeordnete». Hauses gehören au« der nationalliberalen Fraktion an die Abgg. von Benva, von Syuern, Lnnercrru« und Danae». Die Fraktion hatte einstimmig auch den Abg. Hobrecht in die Lommissiou ge- wählt; derselbe lehnte jedoch ab »nd zwar ausschließlich aus dem Beweggrund, weil er glaubte, mit Rücksicht auf seine frühere amt liche Stellung sich an der Special- und Detailberathung der Ent würfe nicht betheiligeu zu solle». Preußischer Landtag. » Berlin, 19- Jannar. Da- Abgeordnetenhaus setzt heule die zweite Berathung de« Antrag- Reichenspergcr auf Wiederher stellung der kirchenpolitischen BerfassungSartikel fort. Abg. Mujunk- setzte sich mit dem Abg. Stöcker auseinander, der in seiner gestrigen Rede der katholischen Kirche propagandistische Bestrebungen »nd Feindseligkeiten gegen die evangelisch« Lehre vorgeworsen hatte. Abg. Hänel vertrat im Gegensatz zu Richter den mehr „culturkämpseriichen" Dheil der Fortschritt-Partei. Die Maiaesetze, welche nur die Grenze zwischen Staat und Kirche feststellen wollten, berührten die Religio»-- fceiheit der Katholiken nicht. Die in zehnjährigem Kampfe errun genen Güter, die Eivileh«, die Beschränkung der Longrcgationen, da« Kchulaiiisicht-gesetz, der Schutz de- Einzelnen gegen Mißbrauch der geistlichen Di-eiplm. dir Bestimimingen über Qualifikation, An- stellung und Absetzung de» Geistliche», da« Altkatholikcngesetz u. a. müßten aus alle Kille festgehalicn werden. Einer Versumpsung des CulturkampseS durch di-cretionaire Vollmachten müßte hingegen Widerstand geleistet werden. Eine feste Grenzregulirung zwischen Staat und Kirche sei nothwendig. werde aber am allerwenigsten durch di« nicht« al« Rechtsverwirkung erzeugende Wiederher stellung diese« Bersassung-artikcl erreicht. Die Zurückführung von Biichösen. ohne daß sie die Maigesetze anerkannten, sei ein Fehler. Die Souverainetät der staatlichen Gesetzgebung müsse aufrecht erhalte» werden, bevorrechtete Kirchen seien nicht zu dulden, die Gemeinden gegen die Uebergriffe der Hierarchie zu schützen. Abg. Windihorst sprach der katholischen Kirche dieselbe Souverainetät wie dem Staate zn; eine Grenzregulirung könne daher nur uuter Mitwirkung beider Thetle erfolgen. Im übrigen erging sich der Redner nochmals in heftigen Ausfällen und Drohungen. Die „Dagesordnung" der Louservativen wurde alsdann gegen die Stimmen dieser Fraction, der Antrag Rcichensperger gege» das Cenlrun» uud die Polen abgelehut. Nach Erledigung zweier kleiner Vorlagen setzte da« Haus die ElaiSberathung beim Eiseabahuetat fort. Abg. Büchtrmann Me an der Art der Veranschlagung der Einnahmen Kritik. Abg. Schmidi-Stcttin rcgtr die Frag« der Be- dnrch schädlich« Folge» h»rbe>gesü»rl »»d» - -.. - Hbersten Jewnewiiich vorliegenden Beschuldigung«^ wegen dienst- licher Unthätigkeit und Nichterfüllung der «orschr.ften seiner Vor- gesetzten iverden für unerwtescn erklärt. Ans Grund besten werden verunheilt: Geheimrath Roisizki - »» 1 Jahr 4 Monate» Festung-- Haft, mit Au-ichluß au« dem Dienst, ohne Verlust der Dtel, doch mit Entziehung einiger persönlicher und GtandeSrechtc und Vorrechte; Staatsrath Stratanowilsch — zur Streichung ans dem Dunst, ohne Verlust der Titel, mit der gleichen Entziehung einiger Rechte; Ditulär- rath Tobouret — zu « Monaten Festung-Hast unter Einschränlung einiger dienstlichen Rechte und Vorrechte; Hofrath DombrowSki — zu 1 Monat Hauptwachr; Oberstlieutenant PiotrowSki — zur Streichung an« dem Dienst, ohne Verlust der Titel, jedoch mit Einschränkung der dienstlich erworbenen Rechte: Oberst Jewnewitsch wurde vom Gerichtshos sreigesproche». Die Restituirnng der der Krone aus der Thätigkei» des GeheimraihS Rolsizki erwachsenen Verluste hat, dem Unheil gemäß, aus administrativem Wege zu erfolgen: die Hälfte der GerichtSkosten ist dem Geheimrath Roisizk, aufzuerlegen, die andere Hälfte aber zu gleichen Theilen von den übrigen Verurthcilien einzuforderu. Außerdem beschloß der Gerichtshof auf Grund deS TircularS deS «eneralstab« vom 4. Juli 1883, betreffend die Anwendung der im Bcsehl vom 15. Mm 1883 namhaft gemachten, aus das Militair- ressort bezügliche» Gnadenbcwciie nnläßlich der Krönung bei Urtheilen von Militair-BezirkSgerichten, über die Anwendung derselben aus die Verurtheilten i» einer besonderen anordnenden Sitzung des Gerichts zu beschließen. In definitiver Forin wird da« Urtheil nm 28. Januar um 1 Uhr Nachmittag« im Ober-Militairgerichtshos verkündet werden. * Aus Warschau, 17. Januar, wird un« geschrieben: „Der am 13. d. Mt«., al« am russischen Neujahrsiage, beim Generalgouverneur Gurko stattgchabte GratulationSempsang unterschied sich von frühere» derartigen vfsiciellcn Feierlich keiten durch die fast gänzliche Abwesenheit de« polnischen Adel«. Zur Zeit de« Generalgo»ver»eurS AlbedynSki waren die polnischen Edelleute im königlichen Schloß gern gesehen und überaus freundlich ausaenommeiie Gäste und drängten sich daher z» allen dort veranstalteten Festlichkeiten, bet denen sie eine Hauptrolle spielten. Ganz ander« verhält sich die Sacke unter dem gegenwärtigen Generalgouverneur. Dieser hat aus seinen zahlreichen im Lande gemachten Rundreisen dem polnischen Adel auch nicht die geringste Aufmerksamkeit er wiese». denselben, wo er mit »hin zufällig zusammentras. vielmehr durch sein barsches, soldatische« Wesen und durch seine gänzliche Jgnoriruna der polnischen Sprache vielfach verletzt, und deshalb hält sich der Adel von dem persönlichen Verkehr mit dem Chef der LandeSverwnltung möglichst zurück. Auch bei den jeden Donnerstag beim General Gurko statt- flndenden ossiciellen Diner« findet sich nur selten ei» polnischer Gat«besiher ein. Al« bemerkenswerth und abweichend von früheren NmIahrSreceptionen verdient der Umstand noch Er wähnung. daß die katholische Geistlichkeit ln corpvra in einer Gruppe mit dem diplomatischen Corp« dem Generalgouverneur vorgestellk wurde. Ob diese auffallende Veränderung aus höherer Anordnung beruht, oder ob sie nur zufällig war habe ich nickt erfahren können; man möchte aber da« Ersterc annehmen, weil da« römisch-katholische Bekenntniß auch sonst den auswärtigen Angelegenheiten be,gezählt wird und es daher wahrscheinlich >st, daß man diese Zusammengehörigkeit zweier o heterogener Dinge beim NeujHrSempsana officiell mani- Absicht dürste auch in der Thalsache hrc Vcstatigung sinden. daß da« Verhältniß zwischen der katholischen Geistlichkeit und den hiesigen russischen Behörden heute kaum em freundlichere« ist al« e« vor der neuerdings Mit Iioin abgeschlossenen Vereinbarung war." * Frankreich scheint die inneren Wirren Spanien« benutzen zu wollen, »m unter der Hand den eigenen Einfluß anSzubcbnen. also m jenem Tbeilc Nordafrila« bczügftch dessen Spanien ähnliche Absichten Verfolg,, wie Italien bezüglich -t ripolitamen«. Der Scheris von Ouazzan soll um den osftciellen Schutz Frankreich» nachaesucht und Herr Ordega. der französische Resident in Marokko, der dorsiaen M'"hkilung aemacht haben Fall« ducke ^ laou.-n Pi», vinzen Chinas sollen seit der Expedition von Tonkin die XIX). Berlin, IS. Januar. Die Berhandlang aber den Antrag Reicheasperaer hat, wie mit Sicherheit zu erwarten gewesen, zu dem Ergebniß geführt, daß das ganze HauS, mit Aus nahme de- Lenlrum», den Antrag ab lehnte. DaS Eentrum hat ohne Zweifel bei anderen kirchenpolitischen Vorstößen geschickter uud glücklicher overirt. Wiederholt gelang es Herrn Windihorst, für jeine Anträge Unterstützung bei den Conservativen und der Fort- IchrittSpartei zu finden und eine Mehrheit für sie zujammenzu bringen. Heute stand er mit seinen Genossen ganz allein; nur den Rückzug in eine Commission suchte ihm die Fortschrittspartei zu er leichtern. DaS Prahle», daß die Mehrheit des Volks und seiner Vertretung die Forderungen des CentrumS al« gerecht anerkenne und nur noch bet der Regierung Widerspruch herrsche, werden sich also die TentrumSsührer sür diesmal versagen müssen. Der An- trag selbst, diese allgemein gehaltenen, vieldeutigen theoretischen Satze, die aus Schritt und Tritt mit den bestehenden kirchcnpoli- tischen Gesetzen in Collision gerathen und damit wie die con. servativc „Tagesordnung" ganz richtig hervorhob, die größte Rechlsunsicherheit erzeugen würden, wieder in die Verfassung auizu- nehmen, dieser Bntrag mußte selbst sür solche, die dem kirchlichen Frieden die weitgehendsten Opfer zu bringen bereit sind, unannehm- bar sein. Die Ablehnung war geradezu ein Gebot der Logik und Vernunft. Auch das Lentrum hat sicherlich auf einen anderen Aus gang nicht gerechnet. Der Zweck de- Vorgehens war die RecognoS- cirung der kirchenpolitischen Sachlage, die freilich auch aus einem taktisch geschickteren Wege hätte erreicht werden können. Aber auch diese RecognoScirung fiel sür das Ccntrum unglücklich genug aus. Herr Windthorst glaubte da- Ergebniß der Erklärungen des CultuL- ministers dahin zusammensasten zu können, sie machten nach To» und Inhalt den Eindruck, daß wir vor einer ncu-n Kampsesüra stehen oder winigstenS vor einer Versumpfung de- CulturkampseS, die sich da»Cenlrum nicht werde gefallen lasse»; mit stückivcisen kleinen Er leichterungen komme man nicht z»m Ziel; eS müsse endlich einmal ganze Arbeit gemacht werden. In der Thal machten die Aeiihcrungcu der Cultusministers nicht den Eindruck, als ob die Regierung weitere Schritt« der Nachgiebigkeit von größerem Umiang in nächster Zeit beab sichtige. Die Regierung scheint sich, nachdem sie lbalsächOch ein sehr wctt- gehendeS nnd Praktischsehr bedeutsames Entgegenkommen bewiesen und dir kirchlichen Nothständc unter sehr wenig Hinzuthnn der Curie wesentlich erleichtert hat, ihrerseits mehr auf die Lmie des Abwarten- zurück- ziehen zu wollen. Ju dem einen augenblicklich ini Vordergrund stehenden Pnnct, der Bischosssrage, wurden uns sogar recht energische und beruhigende Versicherungen zu Theiß T.r Bischo* von Münster zwar wird demnächst begnadigt werden, da- wußte man schon lange; der Wiederzulassung der beiden abgesetzten Erz- biichöse von Köln und Posen aber setzt die Regierung den bestimmtesten Wwerspruch entgegen. Es wurde in den Erklärungen de- Ministers doch wieder einmal eine Grenze aegen die immer maßloser werdenden klerikalen Ansprüche gezogen. Man mag ja freilich zweiselhast iein, ob die Festigkeit dieser Regierung andauer» wird, und nöthigcnsalls aiebt eS ja auch noch andere Cultusminister, wie Herr Windihorst höhnisch betont». Das Gefühl dauernder Sicherheit sür ein Stillehallen aus dem abschüssigen Wege de- PaciirenS mit dem Centrum wird unter den heutigen Umständen Niemand empfinden können. Für den Augenblick können wir aber niit Ton und Inhalt der Erklärungen des Herrn von Goßler leidlich zuseieden sein, und die heftigen, ge reizten Aeußerungen de« Centrumssührer», die mitunter wieder zonz an alte Tage erinnerten, beweise», daß man im ultrimontanen Säger diesen Tag nicht al« »ine» glückliche» und erfolgreichen be trachtet. Das Cenlrum gedenkt seinen Mißgriff nunmehr aus einem anderen Weg wceder gut zu machen. Ein Antrag zur Au-sührung ^r vortährigen „Resolution Althau-" ist in Vorbereitung. Diese Resolution ersuchte bekanntlich die Regierung, eine organisch« Revi- sion der kirchenpolittschen Gesetzgebung vorzunehmen, vorweg oder
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