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Dresdner Journal : 23.11.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186511238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-11
- Tag1865-11-23
- Monat1865-11
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 23.11.1865
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O 272. - Donnerstag, den 23. November. 1865. Ibonurmrnlsprrlt'r: ^»drlick: S l^lr. — »«xr. io «oeki.o : 1 ,, 18 „ ,, ,, ilvnotUet» io vr«»<i»o: 18 kixr Lio»«lo« tiommsro: 1 Kxe. Im tritt t-o,t un«I 8t«mpel- kiuru. Inseratenpreise: kiir 6eo k»nm einer «^»p-Iteneo 2«ile: 1 dixr. Votsr „t!iox«»»nät" äis Leilo: S kixr. Erscheinen: T'iiglieli, mit Xusookme 6«r 8onn- nn<1 ksiering«, Lbsiui» kür äso kvlx«oü«u - VresdnerÄmmml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann.' Inseratrnannahme anawärts: l^ipiig: t'n ttnmo-rnrrn», Oommi»,iooür <i«s Vrvsänsr ^ournol«; »dsnän».: H. Li-or-n», L. Il-i-oei«; Ll»mdllr^-LItoiut: HxL»xx»r»ix LVoor-t:«^ L-rlin: Oooi iv»',l:üo Uueil- linnäl., iirrirnrrnn'» Lure»u; Lremen: L. 8cnr.orr«; Sr«»I»o: L.ovm 8^»oii>« i krook^rt « «.: .f^noün'-cli« Luclili.; Löio: ^vol.1- IlLvroe«; knri, v. (2S, rue6o»dk>n»«.nkLo»)! kr»^: üuetik.; Vi«o: Oowptoir <t. Il/IVivoer Leitunx, 8tek»n»pl. 887. Herausgeber: Löoigl. Hxpsckitioa äs» Vrssävsr äouro»I», vrssäso, 81»ri«o»tr»»s« Iso. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 22. November. Ihre Majestät die Kö- nigtn Elisabeth von Preußen sind heute Dormit- tag 10 Uhr nach San»souci abgrreist. Dresden, 18. November. Seine Königliche Majestät haben dem Vorstande deß GertchtSamt- Budtsstn Gericht-- amtmann Eduard Hartenstein den Charakter eine» HofrathS in der IV. Klaffe der Hofrangordnung beizu legen in Gnaden geruht. Dresden, 18. November. Seine Majestät der König haben dem in der Maschinenfabrik des CommcrzienrathcS Richard Hartmann zu Chemnitz beschäftigten Schlosser Christian Gottlieb Groß allda die zum Albrechtorden gehörige silberne Medaille zu verleihen allcrgnädigst geruht. Bekanntmachung deS Ministerium- deS Innern. Da« Ministerium de« Innern bringt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die wissenschaftliche Gesellschaft zu Arcachon in Frankreich beabsichtigt, im Sommer 1866 daselbst eine allgemeine Ausstellung von Erzeugnissen und Instrumenten der Fischzucht, des Fischfang« und anderen damit verwandten Gegenständen sowie von daraus bezüglichen Schriften zu veranstalten. Nähere Auskunft darüber ist für diejenigen, welche sich an dieser Ausstellung zu betheiligen wünschen, in der Kanzlei deS Ministerium« des Innern zu erlangen. DreSdrn, den 16. November 1865. Ministerium des Innern. Frhr v. Beust. Demuth. Bekanntmachung, die anderweite Anleihe der Stadt Annaberg betr. Da« Ministerium d-S Innern hat zu der von dem Etadtralhe zu Annaberg unirr Zustimmung de« dastgen größer» DürgerauSschusses beschlossenen anderweiten An leihe von 80,000 Thalern — —- gegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, übrigens vom 1. October 1870 ab in jährlichen Raten auSzuloosenden Schuldschei nen nach Maaßzabe der vorgelegten Entwürfe der Haupt schuldverschreibung und der Schuldscheine nebst Talon« und Coupon«, ingletchen de« AnlciheplanS die Geneh migung erthrilt. ES wird Solche- für die Behörden und alle Die jenigen, welche e« angeht, hiermit zur öffentlichen Kennt- rüß gebracht. Dresden, am 14. November 1865. Ministerium des Innern Krhr. v. Beust. Schmiedel. Nichlamttichtr Tliett Uebersicht. keltgraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Neue Preußische Zeitung. — Allge meine Zeitung.) TagtSgrschichte. Wien: Ersparungen. Die Kaiser reise nach Pesth. Zur Amnestie für Galizien. — Lemberg: Illumination. — Pesth: Abschiedsschrei ben Andrassy'S. — Klausenburg: Zur LandtagS- eröffnung. — Agram: Programm der Nationalpar iei — Berlin: Streitigkeiten in der israelitischen Gemeinde. —Stargard: Berulthrilung wegen Duells. — München: Die diplomatischen Beziehungen zu Italien. Derurtheilung wegen Duell«. — Bay reuth: Evangelische Generalsynode. — Hannover: General v. Gablcnz. Gutachten wegen Aufhe bung der Wuchergesctze. — Baden: Konferenz der Protestgeistlichcn.— Frankfurt: BundeStagssttzung. — Pari-: Marokkanische Milsion. Die Differenz zwischen Spanien und Chili. Fieimaurerspende für Proudhon'S Erden. — Brüssel: Rückkehr de«König« verschoben. — Haag: Entlassungsgesuch deS Finrnzmtnistcr«.— Feuilleton. Dresden. Die drei Vorträge, welche Herr vr. Feo dor Wehl an folgenden drei Montagen: den 27. No vember, den 11. und 18. December d. I. im natur wissenschaftlichen CykluS im Hörsaale de« k. na- turhistorischen Museum« (Zwinger) von !ü8 bi« '^9 Uhr Abend« halten wird, sollen sich, wie wir hören, vorzugs weise bemüht zeigen, da» intime Verfländniß für die jüngste Literaturepoche in Deutschland zu eröffnen. Der Vortragende wird namentlich den Verfall der romanti» shen Schule und daS Entstehen de« sogenannten jungen Deutschland durch die Vorgänge deS nationalen Leben» und der modernen Gesellschaft zu erläutern und zu er klären suchen. In den Buchhandlungen von Arnold (Altmarkt), Bürbach (Echloßstraße) und Höckner (Neu stadt an der Brücke) können Abonnementskarten (1 Thlr. 10 Ngr. für den nummerirten Platz und 20 Ngr. für den nicht nummerirten Platz, sowie Eintrittskarten zu den einzelnen Vorträgen) gelöst werden. Literatur Moltbre'r Lustspiele, übersetzt von Wolf Grafen Baudissin. Erster Band. (Leipzig, Der- lag von S. Hirzel. 1865.) Moli-rr's Lustspiele sind einem großen Theile de« deutschen Publicum» kaum mehr al» dem Namen nach bekannt und von den meisten Büh nen Deutschlands — mit Ausnahme vielleicht de» „Gei. ztgrn" — ztrmltch verschwunden. Man hat sich gewöhnt, aus die Autorität einzelner Kritiker hin sie für nicht mehr genießbar und für deutsche Bühnen unbrauchbar zu be zeichnen, und hat durch die zeithrrigen, meist völlig un genügenden Uebersrtzungen jeden Versuch, ste auch bet uw» heimisch zu machen, erstickt. Man hat häufig ge- glaubt, daß Moli-r« nur ein Dichter seiner Zeit für seine Zett gewesen und ihm die höhere, für alle Zetten Florenz: Thronrede bei Eröffnung deS Parlcmcuts. AuS Neapel. — London: Amtlicher Bericht auS Jamaica. Nachrichten auS Hatti. — Stockholm: Zu> Resormfrage. — Warschau: StaatSkath eröff net. Eisenbahn nach Lodz. Maßregelung wegen einer Monstranz. — Bukarest: Vermischte«. — Athen: Abermal« Ministerkrisi». — Alerandrien: Aufhörrn der Cholera. — Bombay: Complvtr. AuS Kabul. — New-Bork: AuS der neuesten Post. Dampf- keffelerploston. Quarantäne. — Mexico: Minister ernennungen. Juarez. Lchletwig-Holstein. (Die Auflösung von Vereinen und Zettungkvcrbote in Schleswig. Ein zweite« Schreiben deS Generals v. Manteuffel an Herzog Frtedrich.) Ururuuunstrn, Versetzungen rc im öffrntl. Dienste, Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten (Leipzig. Werdau. Löbau) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig. Meißen.) Vermischtes. Feuilleton. Inserate. ra-eSkaleuder Börsen- nachrichten. TtltgrnptMst NllchlichttN. Kiel, Mittwoch, 82 November. Dir „Kieler Zeitung" schreibt: Die von dem Herzog Friedrich auf das zweite Schreiben deS Krhrn. v. Man teuffel (vergl. unter „ Schleswig - Holstein ") rr- thrilte Rückantwort werde unmittelbar veröffentlicht werden. Eckernför de, Mittwoch, 22 November. Der „Eckrrnfördrr Ztg." zufolge hat die Oberdlrection den hiesigen schleSwig-bolsteinschen Verein aufge hoben und Zusammenkünfte desselben bei Geld strafe verboten. Dresden, 22. November. Die „Neue Preußische Zeitung" fährt darin fort, die Schwierigkeiten hcrvc-rzuhcben, welche der Annexion der Herzogthümer entgegen stehen. Sie sagt bet einer Umschau unter den Mächten: „Rußland schweigt; doch ist e« nicht stumm geworden, sondern e» wird sprechen zur rechten Zeit, Frankreich zieht sich, wie c» scheint, zusammen, um am Platze zu sein, wenn e» gilt,--«ine Veränderung der Karte Europas und das dadurch ge störte Gleichgewicht von seiner Seite wict:r auSzugleichen. England, seinerseits ungewiß, ob c» die nächste Verän derung der Karte Europa», oder die von Frankreich in Aussicht genommene Ausgleichung mehr zu fürchten hat, ist anscheinend ein indifferenter Zuschauer der diploma tischen Manipulationen; doch wird eS die-voraussichtlich nur so lange bleiben, bi» das Für und Wider handgreif licher zu Tage tritt. Und OesterreichDie „N. Pr. A." glaubt, Oesterreich schwanke, indeß sei Preuß n immer noch Oesterreich gegenüber in einer bessern Position, da letzteres noch nicht mit den Magyaren sich gesetzt habe. Nach ihren Briefen aus Wien stände dort die preußische Allianz nicht mehr so fest, al« nach der Gasteiner Con vention. Man schreibt ihr von doktz: „So viel ist ge wiß, laß bisher an hiesiger entscheidender Stelle eine für das Bündniß mit Preußen sehr günstige Stimmung herrschte und daß man sich zu großen Concessionen an letzteres verstanden haben würde, sobald man von der Aufrichtig keit und Verläßlichkeit der preußischen Freundschaft voll ständig überzeugt gewesen wäre; und ferner glaube ich zu wissen, daß die Hoffnung, in dieser Richtung jemals noch überzeugt zu werden, beinahe gänzlich aufgegeben wurde." Im Ganzen ist nicht klar zu erkennen, worauf speciell diese neuerlichen Erpcctorationcn der „N. P. Z." hinauslaufen. Die in Biarritz und Paris gesammelten Erfahrungen mögen dabei mit zu Grund« liegen; an dererseits athmen die Aeußerungen aber auch gerade kein Gefühl ewiger Freundschaft für Oesterreich; noch weniger wird darin der AnncrionSgedanke zurückgewiesen. Will man nicht, was einige Blätter annehmen, AlttS für eine und alle Verhältnisse de» gesellschaftlichen Lebens gleich bleibende, sittliche Begabung nicht eigen sei. ES ist wohl nicht zu zweifeln, daß einen großen Theil dieser Versün digung an dem Vater der französischen Comödie, an einem der sinnigsten, witzigsten und geistreichsten Lust- spieldichtrr aller Zeiten und Völker, die unzureichenden Uebersetzungen verschuldet haben, mit welchen man zeither den wahren Charakter, die zündenden, lcbensfrischrn und lebenSgetreuen Gestaltungen und die drastische, scharfe und lebensvolle AuSdruckSweise der Moli-re'schen Stücke ge radezu todtgeschlagen hat. Die unsichere, schwankende, oft radebrechende, von Unkenntniß der Spracht zeugende und deshalb manche Schönheit der Entwickelung vernichtende Uebersetzung, wie sie unS meistens in den zeithrrigen Ver suchen begegnet, wurde nicht selten noch durch die Wahl de» Metrum«, oder auch durch die Art der Anwendung desselben für di« Lectüre höchst ermüdend und für da« Theater unbrauchbar. Eine wahrhaft vollendete, von dem feinsten Verständ nisse, wie von der frischesten Auffassung Zeugniß ab legende, bei aller Unterordnung unter da- Original doch in selbstständig sicherer Weise di« Schönheiten desselben reproducirende Uebersetzung liegt jetzt unS vor. Sie ist ein neue- Meisterstück jener wahrhaft edrln und geschmei digen, die tiefen und mannichfachrn Schönheiten de- Ori ginals zur Klarheit und zum Verständnisse bringenden Kunst, die wir an Baudtsfin'S Arbeiten zu bewundern gewöhnt sind. Die Gestalten wir chte Handlungen der einzelnen Stücke find un», unser» Anschauungen und unfern Bedürfnissen in dieser Uebertragung näher ge rückt» der ConvrrsationSton der höher« Gesellschaft rc. ebenso wie die heitere, derbe Sprach« d«S Volke» find gleichmäßig in ihrer eigensten Natar wiedergegrben. Baudisfin hat in seiner Uebersetzung von dem Me trum seine» Vorbild«», dem Alexandriner, sich loSgesagt Empfehlung der preußischen Armeereorganisation an den nächsten Landtag hatten, da bei so drohender Weltlage die anncrionistischen Fortschrtttsmänncr wohl nicht mehr Nein zu jener Annetaufstellung sagen könnten, so sind die Artikel der „N. Pr. Z." gewiß ein Symptom dafür, daß auch eine großmächtliche Politik mit der „Mis-re" der Zeiten zu kämpfen hat. Auf die Frage, welche der schon erwähnte auffallende Aufsatz der „Allgemeinen Zeitung" aufwirft: „Ob schleichende oder rasche Einverleibung SchleSwig- HolsteinS in Preußen?" gicbt ein Brief au» Schles wig-Holstein in derselben Zeitung für die weit überwie gende Mehrheit de» schleswig holsteinschcn Volke» die eine einfache Antwort: „Weder schleichende noch rasche Einverlei bung Schleswig-Holsteins in Preußen, sondern Selbst ständigkeit unserS Vaterlandes unter seinem ringebornen erbberechtigten Fürsten, mit Einräumung derjenigen Vor rechte an Preußen, deren Abtretung ein wirkliches natio nale» Interesse Deutschlands fordert, und die ein jede- deutsche» Land an eine der beiden deutschen Großmächte abtreten könnt«, ohne seiner Ehre und Selbstachtung, seinen Rechten und Interessen etwa» zu vergeben. Die» ist daS alte gute Programm, zu dem wir unbeirrt ste hen und an dessen Verwirklichung wir fester denn je glauben. Wir können nur wünschen, daß man zu uns komme, sich unter uns umsehe und umhöre und an un- serm ungebeugten Muthe den seinigen wieder aufrichte. Die Hauptsache, welche unS in die Bewegung gegen Dä nemark getrieben und uns in derselben bei aller Ungunst der politischen Verhältnisse bestärlt hat, war doch unser Bewußtsein von unserm Rechte, unserm Bedürfniß und unsrer Fähigkeit, einen eigenen selbstständigen Staat zu bilden. Dieses Bewußtsein würde auch unter einer preu ßischen Vergewaltigung, wie unter jeder andern, lebendig bleiben. Man stelle un» nicht, wenn man sich nicht einer großen Täuschung hingcben will, auf eine und dieselbe Linie mit jenen Stücken Deutschlands, die vor 50 Jah ren Preußen einverleibt worden sind. Wir würden die Einverleibung in Preußen nicht als eine doch nicht wieder rückgängig zu machende Thatsach« htnnehmen." — Die Redactton der „AUg. Ztg." bemerkt hierzu: „Die „All gemeine Zeitung", welche weder dem (in Deutschland doch eigentlich nur 50 Jahre alten und bisher so schlecht be währten) Föderalismus noch einer andern künftigen Staats- form verhaftet ist, sondern eben nur da» Interesse Ge- sammtdeutschland» im Auge hat, glaubte — bei den Wir ren der Herzogthümerfrage, die eine Lösung dringend er scheinen kaffen — auch einmal jener Anschauung ihre Spalten öffnen zu müssen." — Man sollte allerdings mei- nen, daß die „Allg. Ztg." lange genug wirkte, um zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß „daS Interesse Ge- sammtdeutschlands" die Ucberlieferung Deutschlands an Preußen ausschlösse. Und wenn sie von „schlecht be währtem" Föderalismus spricht, so wenden wir unS an ihre GeschichtSkenntniß mit der Frage, un» zu sagen, welche Form seit AuSgang deS Mittelalter- Deutschland eine längere Zeit der Sicherheit, innerer Entwickelung und deS innern Friedens gebracht habe? DaS deutsche Kaiserthum de« Mittelalter» wird die „Allg. Ztg." nicht mehr als Vergleichung?object für die Gegenwart im Auge haben können. Die Wiedergewinnung einer derartigen Staat-farm ist, wie uns die „Allg. Ztg." zugcben wird, eine absolute Unmöglichkeit. In einem später« Artikel sucht sich die Redactton der „AUg. Ztg." wegen ver Auf nahme des vielbesprochenen Artikels zu entschuldigen. Sie giebt zu verstehen, der Artikel habe den Zweck ge habt, die Mittelstaaten zu einer kräftigern Behandlung der Sache anzurcgcn und Oesterreich die Gefahr deS Ver lustes seiner ganzen deutschen Stellung nahe zu legen. E» wäre diese Absicht gewiß loyaler auszudrücken gewesen, als durch einen Artikel, in dem deutsches Recht und das Ge wissen der deutschen Nation einer laxen Poltiik unterworfen wurden. Auch eine Wiener Stimme vertheidtgt Oester reich gegen die in jenem Artikel enthaltenen Angriffe, wie unS scheint, in wenig gelungener Weise. Der Wiener spricht über alle» Andere, nur nicht über Das, worauf es ankommt, nämlich ob Oesterreich über die Herzoglhü- mer einen einseitigen Handel mit Preußen abzuschließcn und zwar mit vollem Rrchtc. Er hat den bet unS ein gebürgerten fünffüßigen Jambus gewählt, und er hand habt ihn mit jener Meisterschaft der Technik, daß er in ihm und mit ihm völlig ungezwungen und leicht mit einer seltenen Zierlichkeit, ja manchmal mit einer, der Sachlage angemessenen Behäbigkeit den echten Dialog ter Moli-re'schen Comödie wiedergiebt- Es zeigt sich nir gends eine Abmattung, aber auch bei aller Fülle keine Ucbrrladung in der Sprache; die feinsten Uebcrgänge, die frappantesten Gegensätze sind gleichmäßig leicht und somit echt künstlerisch behandelt. Man wird wohl an der Hand solcher Uebersetzungen sich darüber völlig klar werden, wie die Gestalten und dir Begebenheiten, welche Moltöre aus seiner Zeit in seiner Umgebung zum Gegenstände seiner Dichtung er wählte, in einer Weise sich über daS Zufällige und In dividuell« erheben, daß sie un» tagtäglich in unsrer Zett und unsrer Umgebung wieder neu werden und unS immer wieder begegnen. ES ist Wahrheit und Leben in seinen Schilderungen, und weil er wußte, den Kern deS Men schen zu erfassen und zu reproducirrn, hat er auch für all« Zetten geschrieben. Eine Uebersetzung, wie die Baudtsfin'schr, wird nun ohne Zweifel die Bühne den Moli-rr'schen Lustspielen wieder erschließen. Sie wird bei ihrer künstlerischen Be deutung gewiß jedem tüchtigen Schauspieler reichen Stoff zum Studium, zugleich aber dem Publicum hohen Ge nuß und wahre Befriedigung gewähren. Der hier vorliegende erste Band enthält folgend« Lust spiel«: „Die Schule der Ehemänner", „Dir Schule der Frauen", „Der Misanthrop", „Tartüsfe" und „Die ge lehrten Frauen". In einem Vorworte verbreitet sich Baudisfin haupt sächlich über die zeithrrigen Uebersetzungen, die er in mehr al» gerechter, sehr milder Weis« beurtheilt, sowie über Willens ist oder nicht. Die Behauptung, daß Oesterreich auf und nach dem Frankfurter Fürstentage nicht genug Willfährigkeit bei den Mittel- und Kleinstaaten gesunden habe, sowie die Kühnheit, heute noch der Welt einreden zu wollen, Oesterreich habe beim Einrücker, nach Schles wig ein national deutsche» Ziel verfolgt, können nur noch wegen ihrer besondrrn Auffälligkeit Anspruch auf Beach tung machen. Der Wiener giebt den lange von Berlin her schon gehörten Satz: e» sei eine „Fiction", wenn ein Drittel von Deutschland von den andern zwei Dritteln (nämlich den deutschen Großmächten) verlange, diese seien verpflichtet, „den Weg, welchen sie zu gehen, die Mittel, welche sie anzuwendcn für geeignet finden, um bestimmte Zwecke zu erreichen, sich von der effecttven Minorität vorzeichncn zu lassen" —, aber eS handelt sich nicht um „Weg" und „Mittel", sondern um „Zwecke". Wenn der Wiener im Stande wäre, hierüber Deutschland wirk lich zu beruhigen, so hätte er ander» geschrieben. In der neuesten Nummer der „Allg. Ztg." befindet sich noch ein Artikel „au- Süddeutschland", der eine würdige Ant wort seinem süddeutschen Kollegen rrthetlt. „Nichts ist leichter — heißt e» darin gegen den Hinwei» auf die der Annerlon-tendenz zustehende Macht —, al» mit tönenden Worten und drohender Geberde auf die Gewalt zu pochen — zumal wenn man keine Macht sich gegenüber sieht, die geeignet scheint, dieser Gewalt Widerstand zu leisten —, aber es giebt noch Mächte, die auch ohne Wehr und Waffen sich Geltung verschaffen, wie das die schlcswig- holsteinschc Frage selbst schon bewährt hat. DaS Recht der Herzogthümer auf Selbstständigkeit von Dänemark ist zur Geltung gekommen, obwohl die sämmtlichen Groß mächte da» Gegcntheil verbürgt hatten. Die Herzogthü mer haben noch denselben Manncsmuth, dieselbe Beharr lichkeit und UrberzeugungStreue, die sie in dem jahrhun dertelangen Kampfe gegen dänische Gewalt und List be währt haben; ste haben in diesem Kampfe dasselbe gute Recht zum Bundesgenossen, da» in den Jahren 1863 und 1864 das Londoner Protokoll und die Bürgschaft der Großmächte vernichtet hat, und keiner von diesen denkt daran, Preußen in seinen rechtswidrigen AnmrionS- bestrebungcn zu unterstützen. Die unendliche Mehrzahl aller Süddeutschen rechnet zuverlässig darauf, daß da biedere Volk der Herzogthümer aller Bedrückung ungeachtet seinem Rechte und seinem Eide treu bleiben werde, und wo immer dazu Gelegenheit geboten wird, werden sie ihm treu zur Seite stehen, eingedenk deS alten, ost bewährten: 8i vou» pro oodi», quis oootr» nos?" Tagesgeschichte. Wien, 20. November. (W. Bl.) Se. Majestät der Kaiser hat zur Herbeiführung weiterer Ersparungen bei den Milttärbildungsanstalten die Auflösung der Genieschulcompagnie zu Et. Pölten mit Schluß dc« grgenwärtigen Schuljahres, ferner die Verlegung deS zu Fiume befindlichen CadetteninstitutS nach St. Pötten und die'Urberlassung de» Jnstitutsgebäudes im crstcrn Orte an die k. k. Marine genehmigt. — Der Tag der Abreise Sr. Majestät nach Pesth ist, wie die „Zeitungs-Corre- spondenz" mitzutheilen „ermächtigt" ist, bisher noch gänz- lich unbestimmt. — Die telegraphischen Nachrichten er gänzend, berichtet die „O. P.", daß die kaiserliche Am nestie, welche gestern nach Lemberg und Krakau behufs Publikation und Durchführung gesendet wurde, auch be züglich der Rechtsfolgen der Verurthcilungcn Bestimmun gen enthält, und zwar sollen, soweit eS sich um geringere Delikte handelt (Zuzug und Bctheiligung am Kampfe, Vermittelung de» Zuzuges u. s. w.) die Statthalter er mächtigt sein, die Rechtsfolgen nachzusehen. Bei den schwerer» Delicten habe sich jedoch Sc. Majestät die Wie dereinsetzung in die politischen Rechte Vorbehalten. Die Amnestie erstreckt sich merkwürdigerweise nur auf die von galizischen Gerichten gesprochenen Urtheilc oder anhängig gemachten Proccsse. Wie jedoch allgemein bekannt sein dürste, sind auch in andern Kronländrrn Verurtheilungcn wegen bei dem politischen Aufstande begangener Gesetzes verletzungen erfolgt. Dem Vernehmen nach ist eine Aus dehnung der Amnestie auf die von solchen Vcrurtheilun» gen getroffenen Personen gleichfalls zu gewärtigen. den Stoff zu einzelnen Lustspielen und den Charakter derselben. An daS Vorwort schließt sich eine Einleitung in Xl Capiteln, welche über „Moliöre'S Leben und seine Werke" einen höchst interessanten, an geistreichen Bemer kungen und anregenden Schilderungen überaus reichen Ucbcrblick gewährt. Den einzelnen Lustspielen sind end lich einige erläuternde Anmerkungen beigefügt, welche wie derum die genaue Kenntniß der Zeit und der Sitten, wie der Sprache jener Zeit, zu welcher Moli-re schrieb, bekunden. — Theater. Wie bereit» gemeldet, fand am 18. d. im königl. Opernhause zu Berlin die erste Aufführung von Mcyerbeer'S „Afrikanerin" statt. Der Er folg war auch hier, wie vorher in Pari- und London, ein glänzender. WaS unS aber veranlaßt, nochmals aus führlicher auf da« Werk zurückzukommen, ist der Um stand, daß un» die Berliner Aufführung zum ersten Male Gelegenheit verschafft, vertrauenswürdige kritisch- Stim men über den künstlerischen Werth der nachgelassenen Oper deS Maestro zu vernehmen. Uriheile in diesem Sinne zu hören, konnte man weder von der Stadt an der Seine, noch von der an der Themse erwarten. Be greiflicherweise übt der Name Meyerbeer'S auch heute noch in seiner Vaterstadt Berlin einen großen Zauber au«; aber unverkennbar ist in allen un« vorliegenden Refe raten dir Kühle und Reserve, mit der die musikalischen Berichterstatter ihrer Aufgabe sich entledigt haben. Am wärmsten spricht sich beinahe noch E. Kossak aus, obgleich wir gerade von ihm zuletzt eine so weit gehende Pietät für den verstorbenen Maestro erwartet hätten, daß er demsel ben z. B. wegen mehrfacher RrminiScenzcn in dem großen Ensemble de» ersten Acte«, gleichsam al- Entschuldigung, dir Absicht unterlegt, „ein poetische« Srttenstück zu be liebten Scenen zu liefern, we»halb Meyerbeer zu den-
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