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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190509240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19050924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19050924
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-24
- Monat1905-09
- Jahr1905
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 24.09.1905
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Sonntag, den 24. September 1905. Hohensteiu Grnftthal, Gberlungmitz, Gersdorf, Krgau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, FaÜen, Lmgenchprsdorf, OemOorf, RuWrf, Wüstenbrand, GMa, Mittelbach, Urspnmg, Erlbach, Orchberg, Pleißa, Reichenbach; Callenberg, MrWeim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengnmd u. s. rv, für das königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Genreinös-Verwaltrrngen öss rrnrliegenHen Ortschaften, HMD HM 'M MS M MM MS MS «q-mi wi-r d« Lrp»ch«, «wh d« M«r< M-M UM 7M M UM U^ M dem Lande entgegen, auch befördern die «I IM UM Expchitionen solche zu Originalpreifen. seh« Wochentag abends für den folgende» Tag mb kostet durch dL Austräger pro Quattal^WL ILb durch die Post Mt. 1,SS ft« «'S HauS. Herr Rechtsanwalt vr Max Herma«« Haubold, hier, ist heute als Notar eidlich ver pflichtet worden, nachdem er vom Königlichen Justizministerium zum Notar für Hohenstein-Ernstthal auf so lange Zett, als er daselbst seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. DaS königliche Amtsgericht zu Hoheastein-Ernstthal, am 23. September 1905. Auf dem die Firma Hör« L Lehma«« in Hohenstein-Ernstthal betreffenden Blatte 326 des Handelsregisters für die Stadt ist heute verlautbart worden, daß die Firma künftig Hör« ««d Lehma««, »erlag des Hohe«stein-Grnstthaler U«zeigers ««d Oberlungwitzer Lage- blattes, lautet. Hohe«stet«-Gr«stthal, am 22. September 1905. »iU»,Uches Amtsgericht. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Karl Eleme«S Müller in Hohenstein-Ernstthal, alleinigen Inhabers der Firma Clemens Müller daselbst ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf WG- de« 4. Oktober Ivos, vormittags 11 Uhr "WO vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Hohe«steiU'Gr«stthal, den 22. September 1905. Der Gerichtsschreiber deS Königlichen Amtsgerichts. Montag, de« LS. September 1SVS, Vorm. 10 Uhr sollen im hiesigen Kgl. Amtsgericht 1 Nähmaschine, 1 Gehrock und 1 Cylinder EMO meistbietend versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Mr-, bi«- 0. AoeMIrMtiw auf Oberwaldenburger Revier. ES sollen im Hotel zu den „Drei Schwanen" in Hohenstein-Sr. am WM- Freitag, den 29. September s. o., "WU von Vormittags 8 Uhr ab 311 N.-Stämme bis 15 om Mittenstärke, 75 - - 16/29 - 1 - -Klotz 22 - Oberstärke 4390 - -Stangen 3/9 - Unterstärke, 545 - - 10/15 - 76 Rm. N.-Scheite und Rollen, ca. 500 - - -Schveidelreisig, 13 Rm. N.-Aeste und 104^ Wellenhdt. N.-Reisig, aufbereitet in den Abteilungen 2—65, sowie die aus den Schlägen in Abt. 6, 35 und 39 anstehenden Stöcke parzellenweise versteigert werden. Fürstliche Forftverwaltung Oberwaldenbnrg. Gotteskastenfest in Callenberg b M. Sonntag, den 24. September Nachm. 2 Uhr Festgottesdienst, Predigt Hr. Sap. und Hofprediger Lotze auS Ebersdorf (Reuß). Nachversammlung um 4 Uhr in der Turnhalle: Berichte über die „Evangelische Bewegung in Deutsch-Böhmen, unter den Tschechen: über die lutherische Kirche in der Schweiz" u. a. Hierzu ladet alle Freunde des Reiches Gottes ein Der Kirchenvorstand. Lehman«, ?. Koziaidemokrattscher Parteitag. V. Sogleich zu Anfang der FreitagS-Sitzung be ginnt Bebel über den politischen Massenstreik zu sprechen: Wie kommt eS überhaupt, daß wir ge zwungen sind, zu dieser Frage Stellung zu nehmen? Welche« sind die Zustände im Deutschen Reich? Wie ist die politische Lage im BerhältniS zur Arbeiter klaffe und speziell zur Sozialdemokratie? Reichen die bisherigen Kampfesmittel aus, um bei einem Anstürme gegen die Partei auszukommen oder müssen wir nach einem neuen kräftigen Mittel suchen? DaS Jahr 1903 hat zweifellos eine Wandlung auf innerpolttischem Gebiete herbeigeführt. Der Stimmen erfolg der sozialdemokratischen Pattei erregte großen Jubel bei uns und bet unseren Feinden das ent gegengesetzte Gefühl. Nach unserem Dreimillionen- Sieg mußten wir uns sagen, was werden wir nun tun? Der Dresdener Parteitag war e i n, e hi st arische Tat. Trotz der Schlappen, die ihm anhafteten. Die Eigenbrödelei ist nieder gedrückt. Ich polemisiere nicht, ich konstatiere, seit Dresden hat auch der jetzige Fürst Bülow seine Taktik in auffallender Weise geändert. Jetzt will er uns totreden. Früher hatte er gewisse liberale Neigungen. Da kam er aus dem Auslandsdienste, in dem er manche junkerliche Ansicht teilte. Damals dachte er sich, mit den Sozialdemokraten läßt sich etwa» machen. Darum faßte er uns mit Samt pfötchen an. Er wollte einen Teil der Partei zu sich hinüberziehen. Damit wäre die Kraft der Pattei gebrochen gewesen. DaS war die Taktik Bülows. Paris ist eine Messe wert. Ja, die besten unter unS wären sogar OberregierungSräte geworden. (Große Heiterkeit.) Für die Sozialdemo kratie wären Minister- und Oberregie. rungSratSstellen bereit gewesen. Dres den hat ihm dann den anderen Weg gewiesen. Man Hat den Untergang des Parlamentarismus beklagt. Ich betone, daß die Macht deS deutschen Reichstages heute viel bedeutender ist, als seit Bismarck und »Caprivi. Gr hat heute viel mehr Gewicht und Be achtung, wie jemals zu einer früheren Zeit. Der Reichstag hat sich eine Position erworben. Das -Zentrum hat, wo eS hinfällt, zwei Mehrheiten für sich. Bei reaktionären Anträgen folgt ihm die Rechte, bei liberalisierenden die Linke und die Sozial demokratie. Innerlich denkt das Zentrum ganz ander-, als es nach außen oorgibt. Es ist an der Macht, s o daß eS sogar fordern könnte, ein hoher Herr möchte katholisch werden. (Heiterkeit.) Die Gegensätze haben sich in der letzten Zeit im Reichstage verschärft. Der Verfassungsbruch des Präsidenten hatte das zur Folge. Er, der bis dahin selbst von Sozialdemo kraten als Muster der Unparteilichkeit hingestellt wurde, fiel völlig um. DaS Parlament ist ein glatter Boden, wie das Parkett. Die Verhältnisse hatten sich damals zugespitzt infolge der Unsumme von Anträgen, die 1902 zur Erledigung standen. Meine verdammte Gerechtigkeits meierei zwingt mich, selbst für die Regie rung eineLanze zu brechen, für die Regierung, hören Sie, Genosse Friedeberg! (Große Heiterkeit) Unser erster Kampf gilt der Bourgeoisie. Wir haben Zustünde in ihr, die ganz unerhört sind. Im Berliner Westen zahlt man für ein einziges Essen 20 40, jci 50,000 Mk. Das sind Summen, gegen die die Gehälter der Staatsbeamten verschwin den. Daher kann man sich tüchtig« Staatsbeamte aufkaufen, indem man ihnen dreimal so viel Gehalt gibt, als sie als Beamte erhalten haben und ihnen für ihre verlorene Pensionsberechtigung Hundert tausende zahlt. Dadurch gewinnen sie Einfluß auf die Regierung, denn sie sitzen an der Quelle. Die Bourgeoisie begreift eS nicht, wie man bei solchen gesellschaftlichen Gegensätzen das allgemeine direkte Wahlrecht fordern kann. Der Kapitalismus wächst, aber wir wachsen auch, denn der Kapitalismus schafft die Zustände, die die Sozialdemokratie bedingen. Ich weiß, manche von uns sind sehr kampfeSlustig, sie sehnen eineKatastrophe herbei, um zeigen zn können, was sie für Kerle sind. (Heiter keit). Wenn der Kampf kommen sollte, i ch mache auch n o ch e i n m a l mit. (Heiter keit). Der Kapitalismus soll sich aber hüten, eine Katastrophe herbeizuführen. DaS würde ihm ein für allemal verleidet werden. Die Gegensätze zwischen Sozialdemokratie und Bourgeoisie sind nicht mehr zu vertuschen. Doch daS Selbstbewußtsein der deut schen Bürgerschaft ist dem der deutschen Arbeiterschaft bei weitem überlegen. (Zustimmung). Man gründete die christlichen Gewerkschaften, um die Macht der Arbeiterklasse zu brechen. Für den christlichen Unter nehmer ist auch der jüdische Unternehmer Fleisch von seinem Fleisch, weil er Unternehmer ist. Nur die Arbeiter sind so dumm, sich zu spalten. DaS macht das Erziehungssystem. Heute ist die Regio rung nnr der Verwaltungsausschuß der Herrschenden. DaS Zentrum hat keine politischen Grundsätze. Es Hilst sich mit faulen Redensarten, wenn man auf daS Wahlrecht zu sprechen kommt. Für da« Zentrum gilt nur der eine Satz: Durch die Kirche zur Re gierung und zum Herrschen! (Sehr wahr!) Es tritt für die gottgewollte Ordnung ein. Aber diese Ord nung ist nur von Gott gewollt, wenn daS Zentrum damit einverstanden ist, sonst ist sie Teufelswerk. (Sehr richtig!) Nun haben wir uus gefragt: genügen unsere bisherigen Waffen? ES kam die Frage des Massenstreiks. Der Gewerkschaftskongreß in Köln wollte durch seinen Beschluß, über diese Waffe nicht zu diskutieren, die ganze Maffenstreiksfrage zur Ruhe bringen. Aber er hat das Gegenteil erreicht. Die Gewerkschaften haben ja viel mehr Interesse am Wahlrecht als die Partei. Wir gedeihen auch unter Ausnahmegesetzen. — Das Wahlrecht muß also erhalten werden, selbst auf die Gefahr, mit Polizei und Strafgesetzen in Konflikt zu kommen. Des weiteren wendet sich Bebel gegen den Anarchosozialismus. Es sei Unsinn, zu sagen: der Arbeiter solle nur seine Individualität auSbilden und sich nicht um den Staat kümmern. Das sei Unsinn, denn der Staat kümmere sich ja um den Arbeiter und laste ihn nicht in Ruhe. Auf einen Zuruf Dr. FriedebergS meint der Redner: „Mit dem Genosten Friedeberg rechne ich in Berlin ab; dort hat er die vollste Redefreiheit und ich hoffe, er wird verholzt werden, wie er noch nie ver holzt worden ist." Bebel bekämpft dann die Idee des Generalstreiks als Allheilmittel; dieser Verzicht auf politische Arbeit führe zur Nurgewerkschaftlerei. Er legt historisch dar, wie sich das Proletariat bisher zu General- und Massenstreiks verhalten, wie der Internationale Sozialistenkongreß in Amsterdam mit Recht den Generalstreik verworfen, aber den poli tischen Massenstreik unter Umständen für diskutier bar erklärt habe, während die Gewerkschaften in Köln auch diesen politischen Streik verwerfen. Mit ziemlicher Schärfe polemisiert Bebel gegen einen Artikel von Wolfgang Heine, der in den „Soz Monatsheften" die Unmöglichkeit, einen Massenstreik durchzuführen, nachwies. Er tadelt den Ton, den Heine gegen die Genossin Roland-Holst angeschlagen habe, die Verfasserin der bekannten Generalstreik- Broschüre. — Ich stehe nicht ganz auf dem Stand punkt der Genossin Roland-Holst, obwohl ich sie hochschätze. Gewiß wäre der Gebrauch einer solchen Waffe nicht ohne Gefahr. Aber nichtswürdig ist die Klaffe, die sich wie ein Hundsfott behandeln läßt, ohne sich zu wehren und ohne etwas zu sagen! (Stürmischer Beifall I) WaS hätte Genosse Heine gesagt, als wir unterm Sozialistengesetz das Wort „gesetzmäßig" aus dem Programm strichen. (Heine: DaS war recht!) Nun, dann werden wir in derselben Lage mit dem selben Recht genau so handeln. Bebel sucht dann zu zeigen, daß durchaus nicht alle Massenstreiks bisher gescheitert sind und besprich daS italienische, belgische, schwedische Beispiel. Wir Deutsche haben allerdings die Neigung, zu viel zu theoretisieren, aber wir haben auch die Fähigkeit zu organisieren. DaS ist eine deutsche, preußische Eigenschaft, die sich in unserer Organisation, wie etwa in der Organisation der preußischen Armee zeigt. Das gibt unseren Arbeitern einen Borsprung auch auf dem Gebiete des Massenstreiks. AIS hier Heine einwirft: „Habt Ihr sie im Zügel?" er widert der Redner unter allgemeinem Beifall: „Diese Frage beweist, daß Sie die Seele unserer Arbeiter nicht genug kennen. Das nehme ich Ihnen nicht Übel; es kommt von Ihrer sozialen Stellung." Aber Bebel fügt doch hinzu, gerade in dieser Richtung wollen wir ja die Arbeiter erziehen, das ist der Zweck meiner Resolution. Die Resolution will nicht zum Massenstreik Hetzen, sondern über ihn auf klären. Wenn eS zum Kampfe um daS Reichstags wahlrecht kommt, dann werden sich auch noch bürgerliche Kreise finden, die das Recht des Volkes mit uns verteidigen. Wir lassen uns ja heute viel mehr gefallen, wie einst daS Bürgertum. Der Redner wendet sich noch einmal ausführ lich gegen die Ansichten des Dr. Friedeberg. „Wenn ich je gesagt habe : Donnerwetter, sind wir geistig verkommen! dann war eS an jenem Tage, als 3000 Berliner Arbeiter diesen unsinnigen Ansichten zustimmten." Die lokalistischen Gewerkschaften sind eben verärgert. „Ich lege der ganzen Bewegung keine große Bedeutung bei." Wir haben das ja öfters gehabt; ich erinnere an die „Jungen" von 1891. Aber haben wir nicht selbst viel Schuld an solchen Dingen? Wir haben in den letzten Jahren zu viel theoretisiert und dadurch Verwirrung ge schafft. Ich habe nie geleugnet, daß die Gewerk- chaften unpolitisch sein sollen; sie sollen nur nicht selbst als Partei auftreten. Wir brauchen immer noch mehr und eifrigere Agitation. Auf Agitation und Organisation muß unsere ganze Arbeit gerichtet sein. In diesem Sinne nehmen Sie meine Resolutton an. Die dreiundeinhalbstündige Rede Bebels findet stürmischen Beifall, obwohl sie sich in den auf- fallendsten Widersprüchen bewegt. Der Gewerkschaftsführer Legien beantragt, auS der Resolutton Bebels den Absatz zu streichen, indem der Massenstreik „gegebenen Falls als eines der wirksamsten Kampfmittel" bezeichnet wird. Da mit wäre die ganze Resolution gegenstandslos. Der Antrag Legien wurde schließlich abgelehnt. Die Resolution Bebel- wurde gegen eine Stimme
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