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Dresdner Nachrichten : 01.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189809011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-01
- Monat1898-09
- Jahr1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.09.1898
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Haupt- und Residenzstadt Dresden, sowie mehr als 2000 Bürger und Einwohner der Stadt vereinigten sich gestern Nach mittags 6 Uhr in der großen Halle des Ausstcllungsgcbändes zu einer schlichten, würdigen Gedächtnißseier für den Heimgegangenen Heros Deutschlands — zu einem Scheidegruß für den Größten des Jahr hunderts. den unermüdlichen Streiter, den treuesten Führer, den Deutschland je besessen, dessen Heimgang kein Trostsprnch mildem 'kann in seiner Bitterkeit, dessen Andenken unvergeßlich sein wird, so lange deutsche Herzen für Deutschlands Wohl und Größe schlagen. Einladungen zu dieser offizielle» Huldigung, die Verehrung und Pflicht für Dresdens ersten und besten Ehrenbürger in gleichem Maß geboten, waren ergangen an die Minister, die am König!. Hose beglaubigten Gesandten und sonstige» diplomatische» Ver treter. die Generalität, an die Spitzen der Kaiser!, und Königl. Behörden, die Ehrenbürger der Stadt Dresden, die vormaligen Rathsmitglieder, eine Anzahl städtischer Beamten, die Mitglieder des Bürgcrausschusses für Patriot siche-Kundgebungen, den Senat der Königl. Kunstakademie, der Technischen Hochschule und der Thicrärztlichen Hochschule, die ersten Geistlichen aller Parochien und die Kirchenvorstände. ferner an etwa 1000 Bürger, die sich als Vorstände gemeinnütziger Vereine, als Armen- pfleger rc. in städtischen Ehrenämtern befinden, sowie an ungefähr 250 Innungen und Vereine der verschiedensten Art. Den Ausdruck äußerer Trauer, die Maiestät des Todes, markirten vor der Halle vier aus Halbmast gehißte umflorte Fahnen in den Landes- und in den Stgdtfarben und am Eingang einige Gruppen von Lorbeer-, Chpressen- und Myrthenbäumen. Die große Halle selbst trug die würdige Verkleidung einer außer gewöhnlichen Todtenfeier. Ueber die dunklen, schwerfließcnden Draperien der hohen Bogenfenster, der Nischen und der Parterre- Eingänge zogen sich mächtige, in Traucrflofsen auSgesühtte Aus schmückungen. die Lichtfarben des Saales und die Galeriebrüst- ungen verhüllend. Dazwischen in kunstvollen Gruppen ausgestellt, sowohl aus den Galerien, wie im Saale, eine Fülle von ernstem gärtnerischen Schmuck: Orangerien, Myrthen, Chpressen und Lorbeeren. Im majestätischen Eindruck gesteigert hoben sich die vier Ecken der großen Halle ab, in denen staffelförmig Riesen- grupven von Fächer- und Phönix-Palmen, umstellt von anderen Pflanzen exotischer Art, ausgestellt waren, die an den Langseiten des Saales ähnliche Gegenstücke fanden. Die südwestliche Schmal seite der Halle war dem tcrrassenartig ausgebauten Sänger-Podium Vorbehalten, das, mit einer Riesengardine abgeschlossen, zugleich das würdige Milieu für die Fahnen-Gruppirungen abgab. Hier waren auf beiden Seiten ausgestellt die umflorten Fahnen und Banner der Dresdner Liedertafel, des Dresdner Männergesang- vercins. des Dresdner Lehrer-GcsangvereinS, des Sächsischen Elb gau-Sängerbunds, des Gewerbe-Vereins, des Kaufmännischen Vereins „Hansa", deS Dresdner Turnlehrer-Vereins, der Dresdner vereinigten Turner, der Turner .Leipziger Vorstadt Dresden", des Vereins deutscher Kamps-Beteranen 1818—1871. der Kampfgenossen 1870/71, deS Militär-Vereins „Jäger und Schützen", der Steinmetz- wid der Steinsetzer-Innungen, der Schlosser-Innung und des Evan gelischen Arbeitervereins. Vor dem Sänger-Podium erhob sich in der Verkleidung eines kolossalen Eisernen Kreuzes die Rednerbühne. Das ganze sinnreiche Arrangement, in einheitlichem Stile durch geführt, verlieh der Feier im Vorhinein die Stimmung einer großen, dem unvergleichlichen Gegenstände würdigen Gedächtnißseier. Sämmtlichen Einladungen war mit verschwindenden Ausnahmen Folge geleistet worden, so daß die weite Halle kaum einen leeren Platz aufwies. In der rcservirten Hofloge, der gegenüber in einem großartigen Palmen-Ausbau die Büste des Fürsten v Bismarck aufgestellt war, hatten sich vor Beginn der Feier eingefunden: gm Aufträge Sr. Maiestät deS Königs S«. Excellen, Oberstall- meifter von Ehrenstcin. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, die StaatSminister Excellenzen v. d. Planitz, v. Seydewitz, als Vertreter der Königl. Preuß. Gesandtschaft Legationsrath Graf Wedell. als Vertreter der Oesterreichisch-Ungarischen Gesandtschaft Graf Szechenhi, Oberbürgermeister Beutler. Stadtkommandant Generalleutnant Exc. v. Schmalz. Generalmajor Hingst, General a. D. V. Carlowitz, Polizeipräsident Le Matstre, Generaldirektor Graf Geebach. Geh. Hofrath Dr. Ackermann und Königl. und Prinzl. Suiten. Die Tmuerfeier leitete der Trauermarsch aus der „Götter dämmerung" ein, von der Belvedere-Kapelle unter Musikdirektor Trenkler'S Leitung gespielt, dem sich, unter des Königl. Musik direktor Prof. Wermann's Direktion «in BiSmarcklted von S. Geucke. von Franz Curti komponirt, anschloß, gesungen von den vereinigten Chören der Dresdner Liedertafel, dem Lehrergesangverein smd de« Männergesangverein. Die herrlich« Motette: ..8«o q»«w«Io» von Jakob GalluS, im feierlichen Vortrag« de» Kreuz- kirchrnchor», leitete zu der Rede de» Herrn Superintendenten Oberkonsistorialrath v. DibeliuS über. Unter feierlicher Stille «ah« Redner da» Wort zu nachstehender Ansprache: Sprechet nicht laut in die Welt hinaus, »er im " " siedet teile — '« ist Drau« ... » tm Hcmle Deutschland m Uns« Bismarck tft wdt! äh. sich fortpflanzte durch alle deutschen Gauen und es alsbald zitterte durch die ganze weite Welt: der deutschen Eichen stämmigste, sie. brach! Da trieb's den Deutschen in die Einsamkeit und Ltille, zu sinnen, was Otto v. Bismarck unserem deutschen Volke gewesen, einst und letzt, ja, was er noch gestern ihm ge- wewn: und zu trauern, daß wir seine Reckengeflalt nicht mehr sehe», sein scharfes Auge unter den buschigen Brauen nicht mehr schauen, sein markiges, mahnendes Wort nicht mehr hören, sei» Aufblicken zu dem Polarstern seines politischen Lebens ,.«»>U8 pudliaa" nicht mehr gewahren sollen. Aber icdes Wort, das dieser Trauer Ausdruck geben mochte, schien uns zu arm: jeder Nachruf, den man ihm widmen mochte, schien unserer vcrehrungsvollen Liebe nicht vollkrästig genug: so ist es. wenn um ein Familienhaupt man trauert — „leise, bis daß wir in Einsamkeit fertig geworden mit unserem Leid". Doch anders nun, nachdem schon Wochen dahin gegangen, nun. da die tausend Kränze uni seinen Sarg her nnsingen zu welken, nun. da es in Jriedrichsruh so still, ganz still gewor den : nun werde es laut ringsum im deutschen Land! Nicht als wollte jetzt sich Jemand unterfangen, in kurzer Rede zumal, dem Inhalt eines Lebens gerecht zu werden, das Politikern und Historikern, ja unserem ganzen Volke, aus ungemessene Zeiten hinaus noch viel z» denken und viel zu lernen geben wird — zum Mindesten deuten Sie nicht so mein schlichtes Wort! — aber gleichwie an geschichtlich denkwürdigen Tagen Flammenzeichen aus den Bergen in deutschen Landen bin iind her zum Himmel lodernd es bekunden, daß unser Volk deß unvergessen bleiben will, was Gottes Gnade in der Vergangen heit an chm gcthan, so tollen jetzt in dieser bedeutungsvollen Zeit, da des Deutschen Reiches erster eiserner Kanzler sein thatenreiches Leben nach Gottes Willen geschlossen. Bismarck- Gedächtnißseicrn ringsumher, soweit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt, das Eine bezeugen: unser deutsches Volk ein dankbares Volk! Das sei die Bedeutung auch dieser festlichen Abendstunde. Dem Lebenden hat unsere G, glanzvollen Lagen. sie den Stadl gehuldigt .i'-O Ehrcnoürgcrbrirf chm I. 18717 nein erst rectfl, als die Sonne nicht dazu geleuchtet, in vicltausendfachem Fackelschein 1892; nun soll über dem Verstorbenen diese Stunde es offenbaren: Liriones sunt 8ara! Sachsen .stehen felsenfest! Unser Dank stirbt nimmermehr! Was Fürst Bismarck uns gab — was er uns war — was er uns ist und bleiben wird: ein Jeder in unserer Mitte weiß es: unser Aller Herzen schlagen höher bei dem Gedanken daran: dennoch andeuten möchte ich es, unseren gemeinsamen Gefühlen Ausdruck zu geben und laut und öffent lich es zu bezeugen: auch in Dresden bleiben die Herzen warm in Verehrung und Liebe, in Dankbarkeit und Treue für „der Zwietracht eisernen Erwürger, des Deutschen Reiches Ehren bürger". Und zu solcher Stunde nicht nur ein Vertreter unse res allergnädigsten Königs und Herrn, nein auch ein erlauchter Prinz unseres Königshauses selbst in unserer Mitte: dankest" " der sich , uns gab? — 1858 war's, Reiches. Emanuel Geibel, wir in vereinigt Bismarck als der Heroldsrufcr des Deutschen wehmuthsvoll klagte und fragte: Wann doch, wann erscheint der Meister, Der, o Deutschland, dich erbaut. Wie die Sehnsucht edler Keister Ahnungsvoll dich längst geschaut: Eins nach außen, schiverigewaltig. Um ein hoch Panier geschaart, Reick nach innen, vielgestaltig, Jeder Stamm nach seiner Art! Seht ibr, wie der Regenbogen Dort in sieben Farben quillt? Dennoch koch und fett gezogen Wölbt er sich, der Eintrachl Bild. Aul der Harfe laut ui d leise Sind acivannt der Saiten viel, Jede tont nach ihrer Weise, Dennoch gicdt'S ein klares Spiel, O. wann rauschen so verschlungen Hure Farben Süd und Nord? Harlempiel von demscben Zungen Wann erklingst Du im Accord? Laß mich'S einmal noch vernehmen. Laß inich's einmal, Herr, noch sch'n! Und dann will ich'S ohne Grämen Untern Vätern melden geh'». Und er l's noä hat's noch gesehen, der gottbcgnadigte Proph.:. bl, wie der Bundesvogen sich spannte über die deutschen Lande vom Fels zum Meer: er hat es noch ver nommen. das Harfenspiel der deutschen Stämme im rauschen- i > Accord, zuerst getragen vom Kanonendonner der Schlachten, bann von den Klängen der Siegeshymne», zuletzt von der Friedensglocken Geläut; und wir haben es mit ihm erfahren, wie das heisere Krächzen der Raben um den Kyffhäuser her. alles bange Fragen: „Was ist des Deutschen Vaterland?" und all' der heiße Einheitsdrang der deutschen Stämme, der in allerlei Weise Ausdruck schließlich cur ung durch ^ , , . Jugend immer wieder lebendig vor Augen stellen wollte, was damals in großer Zeit errungen ward; o, daß man des Dankes gegen alle Die nimmer vergessen wollte, die damals zum herrlichen Ziele mstaewirkt, die da mit gestritten und mit gelitten. Ehre, dem Ehre gebührt: vom großen, unveraeß lichen Kaiser an, Ehre allen Fürsten und Generalen, Ehre allen tapferen Streitern, den Gefallenen erst recht: Ehre allen Männern und Frauen, die ein Jeder auf seinem Posten ge standen in bedeutuuasvoller Zetr Ab« wenn tu den Jahr zehnten zuvor die Diplomaten am grünen Tisch so manchmal sich wird« nehmen ließen, was auf blutgetränktem Feld die Heere errungen zu haben meinten: wenn's zuvor leider manchmal für uns Deutsche galt: „Wo Franzmann. Brttt' und Russe nach ihrem Sinn getagt, ziemt's uns. daß man sagtdaß es 1871 nicht also _ . )em cksnevlior äs tsr, wie die osen sagten, der Favre und Thiers nicht nur äußerlich irassieruniform riitaegentrat; daß damals nicht unlautere Äkichäfte an der politischen Börse zu Stande kamen, wir dankend Dir. Du ehrlicher Maller; daß wir Elsaß-Lothringen zu samst Amen «schehen.^wir' dankeifls Dir, dem ebsnosli wieder haben, dies Glacis gegen Frankreich, wir danken » Deinem »ncntwegten ceterum csnsso!, daß damals Deutsch land glücklich in de» Sattel kam, wir danken's Dir. den unseres jetzigen Kaisers Majestät mit gutem Recht zum Generaloberst der Kavallerie ernannt: daß zu unseren Zeiten in aller Welt zu Wasser wie zu Lande an Stelle des Witzelns und Svöttelns über den deutschen Michel Respekt vor dem deutschen Michael getreten und solch' Umschwung Deutschlands Wissenschaft und Kunst, Handel und Wandel zu Gute ge kommen, wir danken Dir's. der Du mit Großthaten, den zwölf Arbeite» des Herkules vergleichbar, Deinem geflügelten Worte Nachdruck verschafft hast: „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts aus der Welt." O. wir wollen keinen Menschen- kiiltus treiben, aber dankbar wollen wir sein und bleiben. Dankbar wollen wir s rühmen, daß »ach dem großen Kriege Du uns mit Gottes Hilfe den Frieden erhalten: „Wenn d:e Revanche im Weste» geknurrt, wenn der Neid im Norden und Osten gemurrt. Du zucktest die buschigen Brauen und die Wellen, sie mußten sich stauen." Dankbar wollen wir s be wundern. wie Tu nach glänzendsten Erfolgen die große Kunst des Maßballens geübt und durch diele weise Mäßigung es fertig gebracht hast, grimmige Feindschaft in begeisterte Freundschaft zu wnndeln: ich denke an München, ich erinnere an Wien. Dankbar wollen wir deß sür immer eingedenk bleiben, wie Du dem großen Kaiser treulich geholsen. das Loos der handaröeiteudeii Klassen zu erleichtern und ihnen Wohlthate» zu gewähre», die nur Verblendete nicht sehe». Mag sein, daß Viele allerlei an Fürst Bismarck zu tadeln hatten — viel Feind, viel Ehr! — Mag sein, daß auch ehrlich deutichgesinnte Männer seinen Maßregeln nicht immer zu- stiminen konnte» — unsere Verehrung ist k eine blinde, — aber wahrlich, kleine Geister sind's. die darüber das Große vergessen können, was als des gnädige» Gottes Werkzeug Fürst Bis marck uns gab — unser deutsches Vaterland! Es ist die Art der Zwerge, die keine riesengroße Gestalt neben sich dulden wollen, zu nörgeln und den Jcrthum zu verbreiten, als hätten die Umstände Alles gemacht, als wäre das Deutsche Reich auch ohne Bismarck geworden. „Nicht Umstände und Ver hältnisse — so sägt ein großer Historiker — machen Geschichte. Wer Geschichte macht, das sind die Männer." Und der Männer unserer Zeit gewaltigster, erinnern wir uns nicht nur, was er uns gab, fasse» wir's auch kurz zusammen, was er uns war. Echt dcutiche "Art — was Deutschlands Feinde an uns hassen, was Deutschlands Freunde an unserem Wesen liebe». waS wir selbst mit Dankbarkeit gegen Gott als unseres Vaterlandes köstliche Mitgift sroh empflnoen: stand es nicht in Otto v. Bismarck uns vor Augen? Ein Norddeutscher, ein Sohn der Mark und ein Bismarck! „Es kundet's schon der Name, weß Geistes Kind er sei, Fehlt » Andern a» dem Marke, er hat daS Mark sür zwei!" Bon hünenhaftem Körper, darin eine gesunde Seele wohnte, von "Natur eine Christin. Aeußerlich strotzend von Kraft bis zur Derbheit, hart und knorrig, wie aus Granit gehauen, und i» ihm doch e!» Pulsschlag, empfänglich sür alle» Hohe, was Menschenhc,; erhebt, für alles Edle, was Menschenbrust durchbebt. eosiir" so urtheilten die Pariser, die nur einen Blick haben für den Schein; in Wahrheit ist er für ihre Errettung vor Hungers- noth eifriger besorgt gewesen als ihre eigenen Ministe, und Ge nerale ; in Wahrheit iah man so manchmal sein Auge feucht, zu mal wenn er in den letzten Zeiten seines „alten Herrn", seines unvergeßlichen Kauers gedachte. Freilich sentimental ist er nie gewesen, und stanrmännisches Phraientbum hat er nie geliebt. Gottesfurcht und Treue. Gründlichkeit und Aus- richtigkert, strengeö Pflichtbewußtscin »nd naturwüchsiger Humor: so steht echt deutsche Art in Otto v. Bismarck uns vor Augen. Gottesfurcht — „wenn ich nicht ein stramm gläubiger Christ wäre, so würden Sie solche» Kanzler nicht erlebt haben!" damit weist er ans die starken Wurzel» seiner Kraft. Vor den Menschen ein sieghafter Held, vor Gott sich beugend als ein demüthiges Kind. Da» neue Testament nimmt er mit aus die Reise; die Losungen der Brüder gemeinde, ein Gotteswort für jeden Tag, gebraucht er selbst rn Kriegszeiten draußen im Feld, ein Kruzifix hängt »och über seinem Sterbelager. Und deutsche Treue! Ob cs auch seinem cholerischen Temperament gar schwer füllt, sich in allerlei Ordnung zu fügen — zahlreiche Bismarck-Geschichten zeugen davon! — der radier äs branrs, das Königthum. steht chm felsenfest: und fo wie es Wilhelm den Großen ehrt, daß er. dem die wichtige Herrschergabe eigen war, große Männer zu entdecken und sic aus den richtigen Platz zu stellen, auch die in Treue wurzelnde Selbstverleugnung besaß, diese Männer in Anerkennung ibrcr Hohen Begabung neidlos bei allem Ruhm, den sie im "Volke errungen, in ihren "Remtern zu be lassen und für ein Eutlaffungsgesuch Bismarck s nur die denk würdige Antwort zu haben: „Niemals!", io ehrt es seinen großen Kanzler, daß er unter allen Widerwärtigkeiten, die ihm von kleinlicher Parteipolitik immer wieder bereitet wurden, doch als rechter Vasall seines Lehnsherrn in ritterlicher Treue aushielt, ein Deutscher von altem Schrot und Korn. Seine Gründlichkeit — was er auszusühren begann, es war mit icner überwältigenden Denkkraft geplant, die Alle in Erstaunen setzte, die alle Ränke des Gegners im Voraus errathcn und schon durchkreuzt hatte, und die, alles Nebensächliche über springend, in den Kernpunkt der Sache eingedruiiacn war. Seine Aufrichtigkeit — geradezu verblüffend wirkte sein Ver lassen der Kniffe und der geheunnißvollen Art, die vormals in der europäischen Diplomatie üblich war: mit größter Unverhohlenbeit spielt er auf dem politischen Schachbrett: Deutschlands „reine Wäsche" ist er zu zeige» immer mied« bereit. Sein Pflichtbewußtscin — nicht sich selber will er ehren, nicht einer Partei will er folgen, in des Vaterlandes Dienst will « sich verzehren. Und dabei der köstliche Humor, den er nicht nur nn freundschaftlichen Kreise, nein, gelegentlich auch vor den deutschen Volksvertretern in sieghaft« Weise sprudeln ließ. Wahrlich ein Bild, ein Vorbild echter deutscher Art: das war er uns. Und ob er seit Jahren nicht mehr an, Steuerruder gestanden, die Wucht seiner Persönlichkeit wirkte fort - dann und wann vernahmen ivir Kundgebungen seiner »nnschütterlichen Liebe zum deutschen Volk, Mahnungen: Viäsrrnt coosulss I Ermuthigunge». wie hier in Dresden: „ES war eine schwere Arbeit, »ns zusammenzubringen: ab« noch schwerer dürste es sein, uns mied« M trennen l" Er war noch bei uns! Doch nun? — , . »-> 2-2
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