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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.11.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031127029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903112702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903112702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-11
- Tag1903-11-27
- Monat1903-11
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Das Ergebnis der diesmaligen Stadtverordnclen-ErgänznngS- Kablen kann von der national- und königsireu gesinnten Bürger schaft Dresdens mitFreude und Genugtuung beglicht werben: Ist doch der sozialdemokratische Kandidat, der die höchste Llimmenzahi aus seinem Namen vereinigte, der mit M36 Stimmen bedachte Gastwirt Adam, noch um :W5 Stimmen kinicr dem letzten dei ordnungsparteilichen Vertreter, dem mit 9I2l Stimmen gewWten BclriebSsekretär Haupt, zurückgeblieben. Dieses Ergeb nis erscheint noch um so erfreulicher. wenn man den mittleren Durchichnitt der aus beiden Seiten erreichte» Stimmenzahl ve> gleicht. Darnach stellt sich das Resultat aus Seite der OrdiningS- Parteien aut 10906 Stiinmen tHochitzabi 12 691, Mindestzahl VI2I». während die Sozialdemokraten ein Mittel von 5,956 Stimmen erreichten lHöchstzabl «W6, Mindesizat.'i 5876>. Man eisiebt daraus, das; also die nationalgesinnke Bürgerschast Dresdens doppelt w stark in den Wahlkamps gezogen ist. als die Sozialdemokratie. Tretzdem dars daI Wachstum der sozialdemokratischen Stimmen gegen das Vonahr nicht »iiterschätzt werde». Bei der Wahl i. I. M2 erzielte die Sozialdemokratie im Höchstsalle 2571 Stimmen, sie hat sich alio diesmal um mehr als das-doppelle vermehrt, so daß auch die Möglichkeit, eine» oder de» anderen Genossen noch nachträglich in, Stadlvarlament cinrichen zu sehen, nicht nndedingt anSgeicklosscn erscheint. Ta die Sozialdemokraten nämlich nach den Gewählten die nächslmciste Stimmenzahl auf ihre Kandidaten vereinigt haben, kommen sie als Vertreter süe etwa sreiwcrdende Litze in Betracht, d. h. wenn bis zur .Konstitmemng des neuen Kollegiums in der erste» Januarwoche 1901 durch irgend welchen schall ein Aicmdat frei wird, so würden diesmal lediglich Ange hörige der wzialdkiirokrotischen Partei als Eriasz in Frage kvmnien. Nicht uninteressant ist ei» Vergleich dcS Zuwachse» der sozialdemokratischen Stimmen mit der Zahl der im Jahre I!W »rüder pflichteten Dresdner Bürger. Wie bereits miher mitgetrilt. betrügt diese Zahl etwas über 5000, wozu noch die von Löbtau und Eotta übernommenen Bürger in Ztärke von etwa 3000 kommen, so das; man insgesamt mit einem Plus von über 8000 neuen Bürgern bei der diesmaligen Wahl zu rechnen halte. Da der Zuwachs der sozialdemokratischen Stimmen bei der diesmaligen Wahl mit etwa 3500 augeicszl werden musz, so ergibt sich, daß also selbst im ungünstigste» Falle noch keineswegs die Hülste der neugewonnenen Bürger Dresdens zur iozial- demokrathchcn Fahne schwört. Waren demnach auch die im Anschlüsse an diese starke Znnahmc der Bürgerschaft ge knüpften Bedenken und Befürchtungen ebenso wenig gerecht fertigt wie das vorzeitige Sicgcsgcschrei der „Genossen", so muß doch erneut daraus hingewiescn werden, das; bei dem jetzt be gehenden Wahlsystem eine weitere Zersplitterung der nationalen Bürgerschaft in Zukunft eine stetig wachsende Gefahr bedeutet. Allerdings isr nicht anzunehmen, das; der Zuwachs an neuen Bürgern etwa in dem Verhältnis wie in diesem Jahre seinen siorlgang nimmt. Schon die der Sozialdemokratie besonders günstigen Einverleibungen mit ihrem plötzlichen Nachschub kommen >a in Wegfall. Auch dürfte künftig die Wirkung der erhöhten Einwohncrsteuer auf das prozentuale Verhältnis neu hinzu-' tretender national und sozialdemokratisch gefilmter Bürger nicht ^ ausbleiben,. sodas; man das Wachstum der sozialdemokratischen Bürgerichast geringer anzuschlagen berechtigt ist, als man nach den Erfahrungen des laufenden 'Jahres zu vermuten versucht sein konnte. Trotz alledem aber darf auch heute schon für die zu künftigen Wahlen der Mahnruf zur Einigkeit innerhalb der iiationalgcsinnteu Bürgerschaft Dresdens rucht unausgesprochen bleiben. Die von dem Wahlkomitce der 'sogenannten „unab hängigen Bürger" betriebene Bewegung hat nur ein ver hältnismäßig geringes Ergebnis gezeitigt. Nur dicieiugcn ihrer Kandidaten, die gleichzeitig auf der Liste der 45er Vereinigung stände», sind gewählt worden. Sonst hat weder das Komitee der Unabhängigen einen der Kandidaten, die cs allein aus seiner Liste hatte, dnrchbringcn können, noch sind die Herren, die sowohl von den Unabhängigen uüc von dem Mictbew ohnervercin lder dritten ordnnrigspartcilichcn Grnppcs empfohlen waren, in Betracht gekommen Die Stimmenzahl, die die Unabhängigen wie der Mictbcwohnerverein erzielt haben, bleibt sogar weit hinter der der sozialdemokratischen Liste zurück. Haben ja beide Sondcrgruppen da. wo sie zusammcngingcn, durchschnittlich nur 3500 Stimmen erreicht lHöchstzahl 3657>; die von den „Un abhängigen" allein, ohne Unterstützung von anderer Seite präscnticrlcn Kandidaten haben 2039 bis 2092 Stimmen, die vom Miclbcwohnervcrciii allein bcnirwortcleii Herren gar nur 1417 bis 1552 Stimmen erreicht. Vergleicht man hiermit, das; die von den 45 Vereinen ohne Unterstützung der übrigen Gruppen a»'° gestellten Kandidaten 9121 bis 9445 ^Stimmen cichiellen, w erhellt, das; die abseits von der großen Vereinigung der 45er inszenierte!; Bestrebungen bei weitem nicht denjenigen Resonanzboden in der Bürgerschaft gefunden haben, den diese Sondcrpolitikcr erhofften. Neueste Dralitmeldnnqen vom 26. November. Berlin. Gegen 8 Uhr früh trat in Berlin ein heftiges Schneegestöber ein. Berlin. Dem Fähnrich zur See H üsiener ist mit gleich zeitigem völlige» Ausscheiden auS dem miittälischen Dienstverhält nisse der Abschied erteilt worden. Frankfurt a. M. Die „Franks. Ztg." meldet aus Straß- bürg i. E.: Der hiesige Gemeindcrat nahm einstimmig eine Resolution an, in der energisch Widerspruch gegen die Ein führung von Schiffahrts gebühren am dem Mein er hoben uns der Bürgermeister ermächtigt wird, im Einvernehmen mit der Handelskammer und den in Betracht kommende!', elsässischen Städten die notwendigen Schritte zur Abwendung einer solchen Maßregel zu unternehmen, K öln. Aus Düsseldorf, Essen. Siegen und anderen Orten des Nheinlandcs sind Mitteilungen über heute vormittag dort nicdcrgcgangene Gewitter cingegangen. In Dortmund herrschte starkes Schneegestöber. Ter Rhein ist seit vorgestern in raschem Steigen begriffen. Ter heutige Pegclsiand beträgt hier 3.33 Meter gegen 3 Meter oni Mittwoch und 2,68 Meter am Dienstag. B rn n sbüttelh a ven. Ter holländische Dampfer „Anglia", Kapitän Klimp, der von Hamburg noch Rotterdam bestimmt war, ist i» Rotterdam nicht eingetrofscn, sondern wahrscheinlich unter wegs untergcgangen. Bei Borkum sind Leichen und Teile der Ladung ongctricbcn, was den Untergang des Dampfers be stätigen dürste. iLtuktgart. Ter Deutsche Arbcitgcbcrbnnd für das Bau gewerbe nahm in seiner gestrigen Generalversammlung einen An trag an. daß nur solche Arbeiter einzustellen sind, die sich im Be sitze eines Ärbeitszeugnissies befinden. Als Ort für die nächste Versammlung wurde Magdeburg gewählt. Budapest. In der gestrigen Konferenz der liberalen Partei erklärte Graf Apponm anläßlich de» Antrags des Ministerpräsidenten Tisza aus Abhaltung von ParallelsitzunLen. er verurteile zwar die Obstruktion, könne aber die Methode ilirer Bekämpfung durch Parallclsitzungen nicht billigen, da dies der Ge schäftsordnung widerspreche. Gras Tisza führte aus. es bedeute eine Stärkung der Obstruktion, wenn Apponyi diese unerläßlich nötige Maßregel bekämpfe. Apponpi wünscht, daß den Mil- gliedern der Partei die Stellungnahme zu dem Anträge irci- cstcllt werde, was Tisza jedoch ablehnt. Eine Erklärung über en Austritt Apponpis ans der liberalen Partei ist bisher noch nicht erfolgt. Die Angaben über die Zahl seiner Anhänger, die sich ihm anschließen würden, schwanken zwischen 15 und 25. Rom. Die Unterbändier Ocslerreich-Uiigariiö für das HandelsvektragSpiovisoriiim mit Italien sind beule lucr elngclronen und werden »och heute vom Ministerpräsident,' Giolitti. dem Minister des Aenßcr» Tiitoni. dem Schatzmini'tc» Lnzzatti und dem Minister snr Ackciba», Industrie und Hai.lcl Rava empfangen werden. Rom. -Heute vormittag hielt der Rektor des dcuiia;.,. Kollegiums in der Kirche Santa Maria dcll'Anüiia. wo die Lei des Äischoss Anzer ausgcbahrt ist. eine Toleuuresse ad. An» d, Bahre, die in der Milte der Kirche auigesrellr war, lag die irrig Miira. Angehörige der grcgonani'wcn Schule süiirlen d»- Kirchcngesäiigc aus. Morgen vormittag wird i» der Kirche Tor.:,. Mar.a in Eapo Santo eine Traueric>er veranstaltet werden. Konstantrnopel. Tie russisch-österreichische Reform- notc ist heute von der Pforte beantwortet worden. Die Psor" erklärt, die neuen Punkte des Resormprogramr.le- irr Prinzir» cinzunchmcn, behalt sieb jedoch über c nzelne Punkte, ire- besondere 1 und 2 tZivilaacntcn der beiden Mächte n-'.r» Gendarmerics vor, in Diskussion cinzulreien. Belgrad. Im Zusammenhänge mit den Nachrichten, wonach in Saloniki und auch an allen Hauptpunkten der o volutionären Bewegung der Türkei eine Wicoerholnng de: B o in b c n - A t t e n t a t c demnächst zu gewärtigen sei. meid- die „Stampa", das; die türkischen Behörden an die serbische R- gicrung bezw. die serbischen Zollämter das Ersuchen gesteht baden, zukünftig die nach der Türkei gehenden Zew.emscridunaei. bei denen es sich nur um eine Durchfuhr durch Serbien Handel, mit speziellen Regleitzertisikatcu zu versehen und sie dadurch ans drücklich als Sendungen zu deklarieren, die keine Tprengsiosie enthalten. Die türkischen Zollämter sollen nämlich in letzte Zeit scstgeslcllt haben, das; in den aiigelangteu Zcnicntsciidungen Unmengen von Dynamit enthalten waren. Mil Rücksicht en den Umstand, das; Dynamit und Zement das gleiche Gewicht baden, sei diese Art des Schmuggels gewählt worden. Wie das Blatt behauptet, kann die serbische Regierung dem Wunsche de, Pforte nicht entsprechen, da sonst die eigenen Handels- und Vcr- kchrsinteresscn geschädigt werden. Port Arthur, Das Torpedoboot „Siaty". das^lctzie der hier erbauten 12 Geschwader-Torpedoboote, ist vom Stapel gclassen. Tie ersten sechs dieser Torpedoboote sind bereits in Kriegsbereitschaft gesetzt. Kavstadt. Hier ist die Nachricht elngetrosfen. wonach die Hottentotten- Häuptlinge Wilboi. Beerieba und Bethani in .Keekmanshoop die Ankunft des dcuncheir Gouverneurs Lculwcin cnvaiien. um die ganze Angelegenheit z» regeln. Man erwartet eine befriedigende Regelung. Es wird. gemeldet, daß nur in Warmbad ein Aufstand gewesen ist. OertlicheS imd Sächsisches. Dresden. 26. November. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe besuchte mit den drei Söhne» des Kronprinzen das Magazin von I. Olivier, König! Haslieieraut, Prager Straße. —" Se Majestät der König hat genehmigt, daß der Rcichs- gerichtsrak Dr. Schlesingers» Leipzig den preußische» Kronen ordeii 2- Klasse mit dem Stern anlege und der AimSgeuchtsdiencr Kunze in Limbach die Note Kreuz-Medaille 3. Klasse aimchmc und trage ^ —" Gestern besichtigte Herr Gebeimcr Oberpoilrat Aschen born aus Berlin. Vortragender Rat im NeichSvostai»'. unter Führung des Herrn Geheimen Oberpoi'licus, Obelpeitdirettor Halte in Dresden und in Begleitung einiger Herren Gehennen Potträte aus Berlin die Grat von Posado w s t v - Häus e r - gruppe des Dresdner Spur- und Bauvereins in Löbtau. Hierbei wurden insbc-onderc die für die ReichSpott-llnterheciinten be stimmten Wohnungen eingehend in Angemcheii, genommen. —* Ter Ehrengerichishvi beim ReiWSgerichk hielt gestern die erste Sitzung unter dem Vorsitz des Herr» ReichsgccichlSvrcisiden wn Dr. Gutbrod. ab und erledigte einige seiner Kompcicn; unteriiegende Reckttsfällc. —* Laridtagsperhaiidlringkn. Die Zweite Kammer be faßte sich in ibrer heutigen Sitzung mit der allgemeinen Vor beratung des Gesetzentwurfs betr. die Organisation des Knust und Wissenschaft. f* Die Münchener Sezession wählte in ihrer gestern abend abgeholtenen Generalversammlung den infolge von Diffe renzcn in der letzten Generalversammlung zurückgctretenen Vor stand wieder. Frhr. v. Nhde bleibt alio erster und Frhr. v. Haber mann zweiter Vizepräsident. Ein Stratzenbahnstudicn. wissenschaftliches Gespräch. Eine Familie vom Lande: Vater, Mutter. Sohn und Tochter im Straßenbahnwagen. — „Höre, Gottlicb, wie ist es nur mög- lich, daß so 'n schwacher Draht die schweren Wogen ziehen kann?" Tas fragt die Mutter. Vater Gotllieb kraut sich in den melier ten Haaren. Er weiß in allem, was sich im Bannkreis seines Hauses, Gutes und Dorfes bewegt, wohl Bescheid, hier ober läßt ihn seine Wissenschaft im Stich. „Weißt Du, Mutter," sagt er nach längerer Ilcberlcgung, „das macht die Elektrizität!" — „Na ja, das weiß ich wohl auch, aber wie das zugeht, macht' ich wissen!" Bater Gottlicb möchte Welt nicht gestehen, daß e^ das nicht weiß: ^ ' kü um alles in der Welt nicht gestehen, baß er das nicht weiß: er fürchtet mit Recht für seine Autorität. Daher sagt er kühn: „Tos ist ganz einfach, paß mol aus! Der Draht macht's nicht, sondern das Elektrizitätswerk!" — „So," antwortet die mit einem guten natürlichen Verstände ausgerüstete Bäuerin, „das elektrische Werk macht's! Aber das wird doch nicht vor'n Wagen gespannt, wie unsre Ochsen vor n Pflug! Der Wagen hängt ja am Drahte: wie das ist, will ich wissen!" Dem Bauer wird ichwük er sieht Pich hilfesuchend um, aber die Tochter blickt ge- spannt auf den Vater, der die Sache erklären soll und der Solm, d-r an der Grenze der Sckuljahcc steht, ist auch noch nicht tiefer ,n die ekektro-technische Wissenschaft cuigedrunge». Vater Gott- lick, bleibt also nichts übrig, als nochmals den M»nd aufzntiin. In dem Drahte steckt eben die Kraft." sagt er. „Wenn da einer drankommt kann's ihn derschlagcn!" „Ja. Vater." stimmt e> rig d r Ä« sici „das Hab' ich mal gelesen." lind die Tochter sieht !,cn »Ickrocken um. als ob sie fürchtete, den unheimlichen Trabt zu berühren. Die Mutter aber lchüttclt energisch den Kopf. „Einen Menschen totschlagcn, das ist doch was ganz anderes, als einen Wagen ziehen. Ter Mensch kriegt eben so eine Art Blitzschlag, dos begreif' ich, aber wie der Draht den Wagen sortbringt, das macht' ich erklärt haben." Gottlicb nimmt den Hut ab und fährt sich mit dem farbigen Taschentuch über die erhitzte Stirne: mit seinem sämtlichen Latein ist er zu Ende. Da kommt ihm der Sohn mit dem Vorschläge zu Hilfe, den Kondukteur uni Auskunft in der Sache anzugclien. Der Vater ergreift den Vorschlag mit Freude», aber er sil schneller gemacht, als ausgesührt. Wenn Vater Gotllieb ansctzen und fragen will, muß der Kondukteur entweder den Wagen Halle» lassen oder Fahrscheine verkaufen oder zur Abfahrt pfeifen. Da sogt endlich die Bäuerin: „Wenn Du schon jemand fragen mußt, dann ist doch der Kutscher vorn der richtige Mann!" Gottlicb sieht das ein und begibt sich unverzüglich auf den Vorderperron, um der schwierigen Sache durch ein Gespräch mit dem Kutscher auf den Grund zu kommen. Tas interessante Frage- und Anlwortspiek, das sich dort abwickelt, entgeht unserer Kenntnis. Aber nach einer kleinen Weile kehrt Vater Gottlieb zurück, das Haupt unter der Wucht der eben eingesogcnen wisseuschanlichen Aufklärung tief gebeugt. ,,Nun?" sragt die Mutter ungeduldig, als der Vater nicht gleich berichtet. „Der Kutscher hat mir die Sache erklärt. Ter elektrische Strom macht's. Ter gebt im Trabte hin, dann in den Stromabnehmer und dann in den Waacn und zieht ihn!" „lind zieht ihn!" wiederholt die Bäuerin spöttisch, „nun wissen wir ja olles!" — „Jawohl," sagt Vater Gottlicb, „anders ist cs nicht, und wenn wir s noch genauer wissen wollten, dann müßten wir mal unter den Wagen kriechen, hat der Kutscher gesagt!" Die despektierliche Bemerkung, die der Bäuerin über die geistige Beschaffenheit der Männer eben aus der Zunge schwebte, hat sie im Hinblick auf die Anwesenheit der Kinder hinuntergeschluckt. Jetzt ruft der Kondukteur: „Schloßplatz!" Das Ziel der Familie war der Postpkatz gewesen: jetzt bot die noch immer unerklärte Zimkroft auch noch die Familie verschleppt. Zwischen Hofkirche und Opernhaus entladet sich nun dach noch ein kleines Gewitter über Gottliebs Haupt, das heute von der Elektrizität arg bedrängt wurde. Er seinerseits begnügt sich in den Bart zu hrnminen: „Das kommt bloß von der unnötigen Neugierde der Weiber!" Der dicke Fahrgast. Er hat sich zur Ruhe gesetzt und nennt sich „privatisierender Flcischermeister". Das schlechte Geschäft hat ihn reich und dick gemacht, so dick, daß er einer Kugel gleicht und seine Füße nicht mehr sehen kann. Wenn er nach seinem Gewicht gefragt wird, pflegt er schalkhaft von 150 Kilo „Schlachtgewicht" zu resen. Er ist soweit ganz gesund, hat vortrefflichen Appclil, prächtigen Dursi uild benedensweric» Schlaf und jenes schöne Gleichgewicht der Seele, das Menschen eigen zu sein pflegt, ne leine Sorgen haben und sich vor allzutiefcm E »dringen in nie WclträtscI hüten. Nur mit dem Laufen gehl es schlecht: die Beine sink schwach. 1Int> die sind dem Dicken gerade die edleren Teile, denn er braucht sie notwendig, weil er außer zu Essens- und iLchlasenszettcii nur höchst ungern zu Hanse bleibt. Darum mni; der Dicke sehr häusig fahren Die Trofchkenknticher kennen, lieben und fürchten ihn. Jovial und gutmütig wie er ist, wurden sie ihn ganz gerne fahren, aber die Freude ist gemischt, denn beim Einsteigen^ neigt sich stets das Gefährt bedenklich aus die Seite, und die Federn, ans die er sich niedergelassen, vergesse» häusig das Wicderaioslclicii! 'Lic Gäule wiehern, wenn sic ihn sehen, aber man weiß nicht, ob aus Freude oder auS Kummer. Das Droschkcnfahrcn c>t >»Les, -- auch wenn man s dazu hat. erstens teuer und ein Luxus, und riveitens hat man die Droichle ancy nicht immer zur Hand. Des halb nicht der Dicke lein Fortkommen mit der Straßenbahn, die ihm zniii Früh- wie zum Abendschoppcii eine bequeme Verbindung zur Vcrkiiguiig ttclll. Knarrr! Das Trittbrett des Straßenbahnwagens öcknt. Ein Geschnause und Gcpustc: der D'cke itt dem Wagen zehn Schritte nachgaloppiert und besteigt die für leine kurzen Beine viel zu Hobe Stufe. Ilss! Jetzt ist er oben! Der Wagen ist so voll, daß der Dicke kaum Platz zum StK-sn hat. „Sic entschuldigen," sagt er böslich zu den anderen Fahrgästen, die sein K örvcrumßing ans dem Perron arg ins Gedränge bringt. Aber die üblichen anzngüchen Reden kann er mit aller Höflichkeit nicht verhindern. .Sie. Dchasfner," ruß einer i:n HiniergUindc. „hier stellen zu viele Personen!" Der Schcnsner zähl! und siellt fest, daß die zu lässige Zahl nicht, überschritten itt. „Ja." jagt der andere, „den Herrn da voriie zählen sie wohl sirr eine» ? Der braucht ja Platz siir dreie!" Ter D cke möchte i>>h gerr e nach dem boshaften Mepschcn umdrehcn, aber er steckt wir in tuicm Futteral und kans
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