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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.06.1925
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1925-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19250602011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1925060201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1925060201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-06
- Tag1925-06-02
- Monat1925-06
- Jahr1925
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.06.1925
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SS. Jahrgang. ZK 253 Dienskag^ 2. Juni 1925 Gegrün-el 18SS «rahlaoichetjlr »echrtchte» Dr«,»»». 8»n>Ipr»ch», - Saminrtnumm»r: SS 2.1. Nur ftlr Dochl^wrilch»: SO 011. vom l.btolk.Juni IV2L de, titoli» jwrimLliaer Juft»llung ir«t Kau» I.üoWark. Poftd»rug»pr«l» tür Monat Juni 3 Mark. Sinz«!»»»«»» l> PIr»»t>. Dt» tlnziiaen werden nach Goldmart» berechn»!; di« «intvafttae 30 min breite Anzeigen-Preise: L°Ä"^""bA7.Ä> aus,»rbalb Wo P>g. Oiiert«n«»dut,r 10 Ptg. Slu,w. Äustrit«» > qegen Doraiiade.caii Schnftlettung und Kauplgelchätlostell«! Martenllrah« 38/.O. Druck u. vertag von Uteplch L Reichart» tn Dresden. Pol»ch«ck-Äonlo 1068 Dreiden. Nachdruck nur mt! deuIUcher Quellenangabe t»Drr»dner Nachr.-> zulitllig. Unverlangt» Schriftstück» werden nicht autdewadrt. Jer deutsche Rundflug. Die erfolgreichen Teilnehmer -er erslen Etappe. — Keule Berührung Dresdens. Ueberrelchung -er Enlwafsnungsnole am Dienskag. — Painlevö über Frankreichs Entschlossenheit zur Verteidigung -es Elsaß. Der Start in Berlin. <r>ra-tm«ldvng unsrer verltuer Schrtstkritung.j Berlin, I. Juni. Der mit hohen Preisen ansgcstattetc Deutsche Rundflug, der am ersten Pftngstfeiertag seinen Be at»» nahm, war fttr die Berliner Bevölkerung das graste Ereignis, dem sich alles Interesse zuwandtc. Um 4 Uhr Legan» -er Abflug der startenden Flugzeuge zur erste» Schleife Berlin—Schwerin—Hamburg—Bremen—Münster— Kassel-Magdeburg-Berlin. Schon bald nach Mttcrnacht letzt« eine wahre Völkerwanderung nach dem Flugplätze am Leivpelhofer Feld ein. Tausende und aber Tausende zogen Hinaus, um Zeuge des zu erivartenden Massenstarts modernster deutscher Flugzeuge zu diesem grosten Wettbewerb »« sein. Fe näher die Stunde des offiziellen Beginns heran rückte, desto mehr füllten sich die an den Rändern des Flug feldes geschaffenen Zuschauerplätze. Als die Morgendämme rung den ersten ttcberblick über das Feld gestattete, waren Lie Ränder des Flugplatzes schwarz von Menschen, deren Zahl auf über eine halbe Million zu veranschlagen mar. In den Flugzeughallen und Zelten, sowie in dem Gebäude der Flug- leitung herrschte die ganze Nacht über regste Tätigkeit, um die letzt« Hand anzulegcn und die letzte Prüfung vorzunehmen. Den Nachrichtendienst versah die Reichswehr, während den Startdtenst die Schupo ausübte, die im übrigen mit starken Kräften die nötigen Absperrungen vornahm. Punkt vier Uhr wurde mit drei Böllerschüsse» der offizielle Beginn des Rnnbflnges Lekauntgegeben. Gleich darauf rollten die ersten Maschine» «» d«« Startplatz. Am Startplatz selbst waren besondere Plätze für die Ehrengäste und Bchördenvertreter eingerichtet morden. Von offiziellen Persönlichkeiten sah man Vertreter Ltr städtischen Behörden, des Reichs Verkehrs ministe, rt« mS und des R e i ch ö w e h r m i n i st e r i u m s, sowie der grosten Luftsahrvereinigungen und technischen Organisationen. Bald nachdem die ersten Maschinen gestartet waren, erschien ««ch im selbstgestcncrtcn Anto vom Potsdamer Platz her der Krouprinz mit seinem ältesten und jüngsten Sohne und begab Ich, von den Zuschauern lebhaft begrüstt, zum Startplatze. Nachdem die letzte der gestarteten Maschinen am Horizont verschwunden war, konzentrierte sich das Interesse der Zehn tausende auf dem Tempelhoscr Felde auf die grosten Nummernanzcigcr, die den Stand des Wettbciverbs ankündig- ten. Während auf dem Flugplatz selbst Geschicklichkeitsflüge N»d glänzend gelungene Absprüngc im Fallschirm für Ab wechslung sorgten, rückten an den Anzeigetafeln die Flugzcug- «ummern langsam vor. Stunde um Stunde verstrich ans dem Tempelhoscr Felde. Kurz vor zwei Uhr erschien die erste Maschine am westliche« Horizont »nd näherte sich, von scharfem Westwind getrieben, mit rasen der Geschwindigkeit dem Tempelhoscr Felde, wo sie um zwei Uhr. stürmisch begrüstt, wieder landete. Ihre offizielle Flug zeit für die 979 Kilometer lange Strecke betrug neun Stun den vierzehn Minuten. Nach und mich erreichten dann von den 52 am Morgen gestarteten Flugzeugen 28 nach Absolvie rung der ersten Tagesschleise, bis zum Abendkontrollschlust, der um 9 Uhr erfolgte, Berlin. Der Nachmittag brachte dem Flughafen einen neuen Massenzustrom von Besuchern, deren Zahl die vom Morgen koch übevtraf. Glück im Unglück hatte am Pfingstmontag Mittag eine am Deutschen Rundslug beteiligte Maschine, ein Kaspar-Doppeldecker, der hinter Schwerin gegen 12 Uhr Mittags durch Versagen des Motors zur plötzlichen Landung gezwungen wurde. Das Flugzeug befand sich gerade südlich von Ratzebnrg an der Bahnstrecke Hagenoiv—Ratzcburg in geviuger Höhe und mußte auf schlechtem LandtungStcrrain kiedcrgrhen. Die im Gleitslug niedergehende Maschine kam gerade »och über den Bahndamm hinweg, aus dem im selben Augenblicke der Lübecker D-Zug mit grober Geschwindig keit dahergesaust kam. Unmittelbar hinter den Gleisen prallte das Flugzeug, während der Schnellzug vorbei sauste. auf unebenem Terrain aus und gino dabei völlig in die Brüche. Seine beiden I »fassen jedoch kamen wie durch ein Wunder unverletzt davon. D4e am ersten Rundflugtaa teilnehmenden Flugzeuge hatte man in drei Klassen eingetcilt. Non den Flugzeugen der Klasse 21 mit dem schwächsten Motor konnte am ersten Tage kein einziges nach Berlin znrückkchren. In der Klasse 8 kam als erstes das Flugzeug 640 lUdets, Führer Billik, an, der somit die schnellste Fahrt in seiner Klasse vollbrachte. Als zweiter landete 660 Udet 58-L8-Mvtor. 10 Stunden 6 Minuten. Führer H o ch m u t h. 8. 651 Albatros. 72 L8. 11:25, Führer v. Richthofen. 4. 631 70 L8. 11 :51. Führer Raab. 5. 657 Juukcrs, 75 L8. 12 :26. Führer Plantb. 6. 684 Dietrich, 79 L8, 12:82, Führer Katzenstein. 7. 652 Dietrich. 79 LL, 12:89, Führer Auffahrt. 8. 689 Bänmer, 69 L8. 13 :80. Führer B äumc r. 9. 654 Junkers, 7t L8. 14 :7. Führer Röder. 10. 649 Albatros. 70 LS. 15:19, Führer v. Köppen. In Klasse C kam als erstes Flugzeug 679 Albatros, Führer Un gewi t t c r, nach 9 Stunden 1 Minute Fahrt an. 2. 670 UKK. 100 L8-Motor, 10 Stunden. 2Ü Minuten. Führer Polte. 8. 680 Hainkoll, 100 L8, 11 :9, Führer Nasser: 4. 658 Junkers, 84 L8, 12 :18, Führer Wonkc: 5. 685 Hainkoll. 110 LS, 12 :55, Führer Zander,- 6. 665 Junkers. 83 ?8. 13 : 20, Führer F u n k.- 7. 673 Kaspar, 120 L8, 13 : 49, I a k o b s : 8. 650 Albatros, 87 ?8. 14 :50, Führer Hackmack,- 9. 66l Udet, 81 L8, 14 :50, Führer Kern : 10. 691 Hainkoll, 100 L8, 15 : 4, Führer Jung: 11. 655 Dietrich, 83 L8, 15:22, Führer Dietrich,- 12. 644 Dietrich, 87 L8, 15 :39, Führer Earganico,- 13. 678 Hainkoll-Arido, 111 L8, 15:44. Führer Lorenz. Die übrigen Flugzeuge kehrten znm Teil erst später nach Berlin zurück, znm Teil mnstten sie die Teilnahme am Weiter flug in der ersten Schleife infolge von Defekten ansgebcii. Die zweite Schleife am Dienskag. Zwischenlandung der stärksten Klaffe in Dresden. Am heutigen Dienstag früh 4 Uhr beginnt in Berlin der Start zur zweiten Schleife, die auf dem Rückflug über Dresden führt und auf dem Flugplätze in Ucbigau die Teil nehmer der Klasse 6. sFlugzcugc über 80 bis 120 L8.1 zu einer Zwischenlandung zwingt. Die übrigen Flugzeuge müssen den Flugplatz nur überfliegen. Immerhin wird dabei Ge legenheit gegeben sein, die interessantesten Neukonstruktionen des Flugzeugbaues, die kleinen mit ganz leichten Motoren ausgerüsteten Sportflngzcuge, zu sehe», die allerdings auf der ersten Sch leise »fahrt unter dem überaus starken Gegen winde sehr viel zu leiden hatten. Die Dienstag-Strecke führt von Berlin zunächst nach Hannover, dann über Paderborn, Frankfurt, Mannheim, Erfurt, Weimar, Chemnitz und Dresden wieder nach Berlin zurück. Mit lI30 Kilometern ist diese Fahrt die längste der fünf Etappen des grosten Nundflngcs. Sie ist zugleich auch die schwierigste, besonders für die kleinen Flugzeuge, da so wohl der Spessart, wie die Rhön und der Thüringer Wald überflogen werden müssen, was in grostcr Höhe geschehen must. Die Flieger werde» von II Uhr vormittags an erwartet, doch ist anznnchmc», das, das Gros wohl erst in den ersten Nach mittagsstunden in Dresden eintrisst. Bcrmutlich werde» sogar bis zum späten Abend und auch noch am Mittwoch zahlreiche Nachzügler Dresden überfliegen. Die kntwassmmgsnote beschlossen. Aederreichung am Dlenslag. Paris, 8l. Mat. Der Rotschasterrat tagte heute nachmittag Ko» 8,89 Uhr bis 6,39 Uhr unter dem Borsitz des sranzösischen Delegierten Fules Eambon. Marschall Fach und General Desticker wohnten der Beratung bei. Ucber die Sitzung wird folgendes Kommuniqns ansgegcben: Die Botschastcrkonscrcnz. mit den Instruktionen der alliierte« Negierungen versehen, hat heute nachmittag die Fassung der Note s c st g c se tz t, die der deutschen Re gierung im Namen der alliierte» Regierungen durch ihre diplomatische» Vertreter in Berlin überreicht werden wird. Dl« Note wird heute abend nach Berlin abgchcn, am folgen de» DienStag der deutschen Negierung übermittelt werde» und aller Wahrscheinlichkeit nach am Mittwoch abend vcr- ossentlicht werden. Sic besteht ans einer Kollektivnotc von etwa fünf Seiten und zwei Anhängen. Der erste Anhang letzt sich aus mehreren Teilen zusammen und enthält besonders oi« Ansfjihrnngsliste der Klauseln des Rer» stiller Vertrags, sowie die Liste der verlangten Ab stellungen. Der zweite Anhang enthält das Schreiben der NcparationSkommisflon. Beide Anhänge sind etwa »9 Seiten lang. Pariser PresfesNmmen. Paris, 1. Juni. Die Pariser Blätter messen der Tat sache der bevorstehenden Veröffentlichung gröstte Bedeutung bei. Der „Temps" hebt die günstige Rückwirkung einer solchen Veröffentlichung auf Amerika hervor »nd meint, cs sei von grösster Wichtigkeit, dass die gesamte Welt erfahre, dass die Nichträumnng der ersten Rheinlandzonc vollkommen ge rechtfertigt sei, und dass Deutschland selbst die gegenwärtige Situation verschuldet habe. Im Anschluss an die Rcichstags- crklärnngcn des Rcichsmchrministcrs Ges, ler, wonach die Abrüstung allgemein und nicht ausschliesslich ans Dcntschland Anwendung finden müsse, meint das Blatt, die Erklärung des deutschen Ncichöwehrmitiisters spiegelten eine unerhörte An- massnng wider und bedeuteten eine absolute Verkennung des Friedensvcrtragcs. Die Sicherheit werde i» erster Linie de» Mächten gewährt, sür welche der deutsche Militarismus eine ständige Drohung sei. Die Rede Olestlers nehme sich eine Ab- streitung der Vcrtragsvcrpslichtungen heraus, die Deutsch land cingegangrn sei. Wie sollte man unter diesen Umständen dem Retchswchrminister Glaube» schenken können, wen» er die friedliche Gesinnung der deutschen Reichswehr und sogar des deutschen Osfizicrkorps beteuere. Die zusttmmendcn Aeussernngen der deutschen Presse Hessen darauf schlichen, das, die Auslassungen Gcstlcrs von der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes geteilt werden. Es lasse sich alles in allem nnr das eine fest stellen, dass die materielle Abrüstung eines 89-Millionen-Nolkes. wenn sie auch noch so vollständig dnrchgesührt sein mögc, belanglos bleiben müsse, solange ihr die moralische Abrüstung nicht vorausgehe s!s. Die Behandlung -er Kriegsschuldsrage. Bon Clara Mendc. Mitglied des Reichstags. Das deutsche Volk steht tn unbegreiflicher Gleichgültig keit seine» wichtigsten politische» Lebensfragen gegenüber. Wie viele Deutsche kennen jetzt nach sechs Jahren bas Friedensdiktat? Wer weist etwas von den Einzelheiten des Londoner Paktes? Und wer vor allem denkt an die un geheuerliche Lüge von Deutschlands Schuld am Kriege? Das Ausland kümmert sich verhältnismästig viel mehr um unsere Verteidigung, namentlich in Amerika sind es die Kreise der Politiker und Gelehrten, die sich mit der historischen Forschung beschäftigen. Mer wer kennt in weiteren Kreisen die Namen von Beusmann, von Senator Owen und anderen? In Deutschland kennt man kaum die Namen der deutschen Forscher und Arbeiter auf diesem Gebiet, weil man sic bei uns nur vom parteipolitischen Standpunkt aus betrachtet und danach kritisiert. Der Kampf gegen die Kriegsschnldlüge kann aber nur überparteilich geführt werden: denn es kommt darauf an, die weitesten Volkskrcise in gemeinsamer Arbeit zusammen- zufasscn. Nur durch eine möglichst breite Front kann, wenn es nötig sein sollte, ans die deutsche Negierung eingewirkt werden, und auf der anderen Seite kann die Regierung nur dadurch gestützt werden, wenn sie zum Kampf gegen die Geg ner vvrgcht. In diesem Falle ist eine gespaltene Truppe hinter dem Rücken der Leitung eine verlorene Schlacht, ehe der Krieg begann. Wir müssen auch endlich lernen, eine Lebensfrage der Nation nicht nur von, Parteistandpunkt aus zu betrachten und zu behandeln. Deutschland muss lernen, nationale Interessen über alles ander« zu stellen. Neben die parteipolitische Neutralität gehört als zweites Erfordernis die unbedingte Zuverlässigkeit der Forschung und ihre einwandfreie Verwendung bei der Aufklärungsarbeit. Selbst wenn jahrelang eine Behauptung ausgestellt worden ist, ihre tatsächliche Unwahrheit aber einmal bewiesen wird, so must sie rücksichtslos fallen. Diese Objektivität gilt nicht nur sür uns, sondern unbedingt auch für den Gegner und feine Behauptungen. Daran sollten vor allen Dingen unsere Pazi fisten nachdrücklichst erinnert werden, die immer von neuem unsere Ehre angreifcn. Alle Darstellungen, alle Propagandaschriftcn und Vor träge bedürfen der grössten Einsachheit in der Darstellung, um wirksam zu sein. Freimachen von jeder Phrase, nüchterne Sachlichkeit, aber genügendes Temperament und nationaler Stolz sind die besten Eigenschaften für den Kämpfer ans diesem schwierigen Gelände. Wir befinden »ns leider in diesem für uns so bedeutungsvollen Kampf in der ungünsti gen Lage, eine nahezu geschlossene Weltmeinung gegen uns zu haben. Diese Meinung ist geschickt von unseren Gegnern ge bildet worden: durch jahrelange Arbeit peinlich genau bis in alle Einzelheiten ausgcarbeitet, ist sic noch heute fast un erschütterlich, und wird leider durch de» Umstand gestützt, dast in vielen Punkten der Schein gegen uns spricht: im übrigen hat unsere fast traditionelle Ungeschicklichkeit in der eigenen Verteidigung »ns immer von neuem falschen Auffassungen der Gegner und Neutralen ausgesetzt. Die herrschende Weltmeinung geht dahin, dast Deutschland jahrelang den Krieg vorbereitet hat, weil es nach der Welt herrschaft trachtete und im Sommer 1914 den Zeitpunkt für gegeben ansah, seine Pläne zu verwirklichen. Die Schuld scheint den Anklägern erwiesen durch die Kriegserklärung an Rußland, an Frankreich und nicht zuletzt durch die Verletzung der belgischen Neutralität, die scheinbar in der Uebcrrumpe- lnng Belgiens die starke Kriegsbereitschaft Deutschlands ver riet. Der Kamps gegen diese Anschuldigungen kann mir auf zwei Wegen geführt werden: durch die stärkste Heranziehung der Vorgeschichte des Krieges, wo wir den Gegner, ans unsere eigenen und der anderen Dokumente gestützt, mutig angreifen können, und durch unsere Verteidigung bei der Darstellung des Ansbruchs des Krieges. Deutschland brauchte den Krieg nicht, da es durchaus satu riert war,- es konnte sich gar keinen Erfolg von einem Kriege versprechen, »nd war offenkundig wirtschaftlich gar nicht ge rüstet. Die Veröffentlichungen der Sowjetrepublik, die neuen Publikationen der Jswolski-Aktcn und die belgischen Doku mente beweisen und bestätigen doch auch zu deutlich die An griffslust Rußlands und damit des Zivcibundcs. Das Tagebuch des französischen Botschafters Louis legt erneut Zeugnis ab für die Angrisssabsichten Frankreichs, a»ch Paleologuc bat schon in der „Novno ckos cksux monckoo" vom 15. Januar 1921 anfklärendc Mitteilung gemacht. Wer Matc- rinlangaben über diese» bedeut»ngsvolien Punkt wünscht, lese die Rede des amerikanischen Senators Owen, die im amerika nische» Parlament gehalten worden ist. in Deutschland aber viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Dast Deutschland de» ihm drohenden Zweifrontenkrieg, den „eauchomai- ckos coalition«" Bismarcks und anderer wirk licher dcnischcr Staatsmänner, nur durch eine hohe Kriegs bereitschaft begegnen konnte nnd durch eine besonders sorg fältige Ausgestaltung seines Eisenbahnnetzes, in dem die „strategischen Linien" ein schnelles Hin- und Hcrwcrfcn der Truppen von Osten nach Westen und umgekehrt ermöglichten, ist edem sofort klarzumachcn. Das war aber auch alles, was Dcntschland an Kriegsbereitschaft hatte,- den natio nalen Kampfgeist hat man bet nns nicht in dem Maste gepflegt wie in Frankreich. Wir sahen in dem Franzosen wohl den Erbfeind: das mar mehr traditionell, praktische Bedeutung hat cs weniger, auch nicht bei den Alldeutschen, die einen oft ungc» zähmten Nationalstolz und einen starken Sinn für die poli tische und wirtschaftliche Macht hatten und deshalb die
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