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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040201016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904020101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904020101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-01
- Monat1904-02
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Anzetgen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktionestrich (4 gespalten) 7K xZ, vor den Familieuuach- rtchten (6 gespalten) ko xZ. Tabellarisch« und Ziffernsetz entsprechend -äh«. — Gebühren für Nachweisung« und Lsfertenaunahme 2Ü x^. i-rtra-Ueilaaeu (gesalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ohne Poslbesvrderuug 60.—, mit Postbrförderuug 70.—. Annahmeschlutz für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen.Autgabe: «achmtckag» 4 U^. Anzeigen sind stet- au die Expedition zu richt«. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz in Leipzig (Inh. Vr. B., R. L W. Lliakhardt). Nr. 58. Montag den 1. Februar 1904. 88. Jahrgang. Letzte Nachrichten. * Berlin, 81. Januar. Wie in unterrichteten Kreisen verlautet, ist e» nicht ganz leicht gewesen, in der Frage der Entschädigung unschuldig Verhafteter die Ver ständigung zwischen den Einzelregierungen herbei- zuführen, al» deren Ergebnis der nunmehr im Reichstage eingegangene Entwurf sich darstellt. DaS Hin- nud Her- Berhandeln über Einzelheiten dauerte noch bi» kurz vor der am Donnerstag erfolgten Beschlußfassung des BundeSrateS. Noch in der betreffenden Sitzung wurde eine Stelle in der Begründung ander» gefaßt. * Kiel, 31. Januar. Die Kaiser-Jacht „H ohenzollern" ist jetzt völlig instand gesetzt und hat bereit« Kohlen ringe- nommen. Sie macht Sonntag und Montag Probefahrten und ist dann jeden Augenblick bereit, eine größere See fahrt anzutreten. * Hamburg, 81. Januar. Die Bürgerschaft lehnte in ihrer gestrigen Sitzung die Berücksichtigung des Schwebe bahnsystems für die Hamburgische Stadt- und Vorort bahn endgültig ab. * München, 31. Januar. Die Korrespondenz Hoffmann meldet: Die in der gestrigen Nummer des VolkSrechtS unter der Ueberschrist „Die bayerische Militärhoheit in Ge fahr!" gebrachte Nachricht, daß die Alarmierung der Mün chener Garnison durch Se. Majestät den Kaiser beabsichtigt sein solle und daß nach Vekanntwerden dieser Absicht KriegSmini- ster v. Asch sofort direkt zum Vortrag beim Prinzregcnten befohlen worden sei, ist vollständig aus der Luft gegriffen. * München, 31. Januar. Die Kammer der Abgeord neten wählte gestern an Stelle des znm Vizepräsidenten gewählten Abgeordneten Fuchs (Zentrum, mit 70 gegen l Stimme Wo er le (Zentrum) zum Schriftführer. Die nicht dem Centrum angehörenden Abgeordneten gaben 13 unbeschriebene Zettel ab * Straßburg i. E., 30. Januar. Dtc 31. Tagung des Lan-csausschusses für El saß-Lothringen wurde heute durch den Kaiserlichen Statthalter Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg eröffnet. In seiner Ansprache gab »er Statthalter zunächst den Gefühlen der Freude und Dankbarkeit gegen Gott Ausdruck, die auch die Elsaß- Lothringer über die völlige Genesung Seiner Majestät des Kaiser- von seiner Krankheit beseele. Sodann führte der Statthalter aus, daß ein Teil der außerordentlichen Aus gaben aus einer Anleihe entnommen werden solle, was tedoch als eine vorübergehende Maßregel nicht bedenklich erscheine. Immerhin seien die Forderungen auf das Notwendigste beschränkt worden. Der wichtigste Vorschlag ketreffc die Ausbesserung der Besoldung der Elementar lehrer und Lehrerinnen. Kerner werde dem Hause ein EnteignungSgesetz, sowie ein Gesetz, betreffend die Ab änderung verschiedener Knstizgesetze, zugehen. Für die Bekämpfung -eö TyphuS, der im verflossenen Jahre an mehreren Orten des Landes mit außergewöhnlicher Hef tigkeit anfgetreten sei, sei nach den bereits früher ge troffenen Ntaßregeln noch in dankenswerter Weise ein namhafter Zuschuß seitens des Reiches geleistet worden. Der Schiffsverkehr auf dem Oberrhein, so heißt es weiter, war im abgelaufenen Jahre reger als je zuvor, trotz un günstiger Wafserverhältnisse. In der Angelegenheit der Regulierung des Oberrheins ist der badischen Negierung Anfang Äpril vorigen JahreS mitgeteilt worden, daß die Landesregierung und der Landesausschuß die Tarif bestimmungen des badischen Landtages als unannehmbar betrachteten. Die Antwort der badischen Negiernng auf diese Mitteilung datiert vom 21. Januar 1904 und ist in den letzten Tagen hier eingcgangen. Sie bedarf einer näheren Prüfung hinsichtlich -er neuerdings gemachten Vorschläge. ES sind eingehende Studien über die Er richtung, die Kosten und die Rentabilität eines oberrheini schen Seitenkanals von Straßburg bis Lauterburg ge macht und die früheren Entwürfe einer nochmaligen Durcharbeit unterzogen worden. Auch die Mosel, regulierung hat eine weitere Förderung erfahren. Zum Schlüsse seiner Ansprache dankte der Statthalter für die Teilnahme anläßlich des Ablebens seiner Ge mahlin und gedachte der Verdienste des langjährigen Präsidenten des Haufe- Dr. v. Schlumberger, der wegen schwerer Erkrankung nicht mehr an den Verhandlungen tcilnehmen könne. In das Hoch aus Le. Majestät den Kaiser, -a- der Statthalter ausbrachte, stimmten die Abgeordneten begeistert ein. Der Alterspräsident Abg. Krafft übernahm den Vorsitz, gab nochmals dem Beileid über den Verlust des Statthalters durch den Tod der Fürstin Hohenlohe Ausdruck und gedachte in warmen Worten gleichfalls de« langjährigen Präsidenten Dr. v. Schlumberger, der dem Hause 80 Jahre lang seit dessen Bestehen vorgestanden habe; Redner schlug unter allgemeiner Zustimmung des Hauses die Msen- dung eines Telegramms au denselben vor. Bei der nun folgenden Wahl des Präsidiums wurde der bis herige erste Vizepräsident Jaunez mit 40 gegen 83 Stim men zum Präsidenten gewählt. Zu Vizepräsidenten wurden die Abgg. Gunzcrt und Krafft gewählt. * Wien, 31. Januar. Der Maler Joseph Hoffmann ist heute nacht gestorben * Dijon, 31. Januar. Wie erst jetzt bekannt wird, hat am Donnerstag abend hier der Sohn des schweizerischen Bundespräsidenten Arnold Comtesse, der nach längerem Aufenthalt in den französischen Kolonie» an Snmpffieber litt, in einem Anfall von Geistesstörung Sclbstmord begangen. * Sevilla, 81. Januar. Au Bord des Petroleum dampfers Ciudad Rens fand heute eine Explosion statt, durch welche ein Offizier und zwei andere Ange, stellte des Schiffes verletzt wurden. * London, 30. Januar. Bei der Parlamentswahl in Ayr-BurghS wurde Dobbie (liberal) mit 3221 Stimmen gegen Dounger (kons.) gewählt, der 3177 Stimmen erhielt. Bei der letzten Wahl hatten die Konservativen mit einer Mehrbeit von 590 Stimmen über die Liberalen gesiegt. Die Liberalen haben also einen Sitz gewonnen. * London, 31. Januar. Der Tarifausschuß, der sich aus Anhängern Chamberlain» gebildet hat, sandte an alle Fabrikanten nn Vereinigten Königreich Fragebogen über den Einfluß der ausländischen Tarife auf die Verhältnisse der heimischen Industriezweige. Die eingehenden Antworten sollen als Unterlage für weitergehende Erhebungen dienen, bei denen auch mündliche Vernehmungen erfolgen sollen. * Kopenhagen, 31. Januar. Der Köjnig entband heute den Justizminister Alberti von seiner Funktion als Minister für Island und ernannte den Stavthauptmann von Jsafjord Hannes Hafslein, einen geborenen Isländer, zu seinem Nach- folger vom 1. n. MtS. ab mit den Befugnissen, wie sie ,m neuen Verfassungsgesetz für Island vorgesehen sind. * Konstantinopel, 31. Januar. (Meldung des Wiener t. k. Tclegr.-Korrcsp.-Burcaus.) Eine Mitteilung der Pforte besagt, Sarafow habe in Oesterreich große Quai, titätcnKesangckauft, die zusammen mit türkischen Uniformen an Bulgaren in den europäischen Btlajcts verteilt werden sollen, damit die von diesen ver übten Attentate türkischen «Soldaten zugeschoben würden. In der Mitteilung heißt es ferner, daß in Bran ja und anderen Orten Serbien- Dynamit und Bomben angcfcrtigt würden, die in den Bilajets verwendet werden sollten. * Sofia, 31. Januar. Die „Agence Tölägraphiqne Bul gare" erklärt: Es wird immer offenbarer, daß die Mit- teilungen der Pforte über Kämpfe türkischer Truppen mit Jnsurgentenbanden aus Bulgarien lanziert werden, um die Wahrheit, daß zeitweise türkische Posten die bulgarischen Posten angreifen, zu ver schleiern. Kürzlich haben 20 türkische Soldaten m der Näbe der Grenze bei Rilo eine bulgarische Patrouille, welche die Verbindung der Posten zwischen Barakowo und Poromino herstellt, angegriffen und Feuer gegeben. Obgleich die Patrouille sich zu erkennen gab, hörten die Türken nicht aus zu feuern, weshalb die Patrouille da- Feuer erwiderte. Nach halbstündigem lebhaften Feuer konnte die Patrouille ohne Verluste zu ihrem Posten zurückgelangeu. Die Verluste der Türken sind unbekannt. Rußland und Java». * London, 31. Januar. Da, soweit hier bekannt, über- Haupt noch keine russische Note in Tokio empfangen worden ist, sind alle Uber den Inhalt derselben verbreitete» Kom- binatione« mit großer Vorsicht aufzunehmen. Bezüglich de- EindruckS, den die russische Note eventuell in Japan machen wird, muß daran sestgehalten werben, daß nicht nur der To», sondern der Inhalt derselben maßgebend sei« wird. DaS russischerseits in letzter Zeit wiederholt betonte Be streben, Japan bis an die Grenze de- Möglichen entgeges- zukommen, dürfte in Tokio auch unbedingt eia willige- Echo finden, wenn, wie zu hoffen ist, der konkrete Jahalt der russischen Mitteilung die Anerkennung der japanischerseit« auf da« unerläßlichste beschrankten mäßige» Vorschläge enthält. * Tiestst«, 31. Januar. (Meldung de- „Reuterschen BureauS".) Rußland hat gestern 20 000 Tonnen (Aaiping- Kohlen gekauft. Juanschtkai erhöht die Zahl der zum Schutze der Grenze zwischen Petschift und der Mandschurei beorderten Truppen mit Rücksicht aus die Möglichkeit, daß es zum Kriege zwischen Rußland und Japan kommt, auf 40 000 Mann. Auch der Truppen bestand in Schansi und Gtbantung erfährt eine Vor- mehrung. * Tientsi», 81. Januar (Meldung de- „Reutersch«e BureauS".) Einem Telegramm zufolge sucht Rußland weiter 30 000 Tonnen Kaiping-Kohle anzukauken, die innerhalb weniger Tage in Port Arthur geliefert wer- den sollen. * Port Arthnr, 31. Januar. (Telegramms (Mel dung de- „Reuterschen BureauS".) Zwischen dem Lis- ovang und syalu ist dt« Eisenbahn übermäßig tn Anspruch genommen durch den Tran-port von Rekruten und Ersatzmannschaften für einige Regimenter, die nach dem Ualu beordert sind. In amtlichen Kreisen befürchtet man noch immer, daß e- zum Kriege kommt. Die Behörden drücken ihre Bedenken aus über die Aufnahme der neuen amerikanischen Konsuln in -er Mandschurei und werfen -en Amerikanern Mangel an Höflichkeit vor. " Loudon, 31. Januar. Die Firmen Bicker- ch Maxun in Barrow und Armstrong in Newcastle erhielten An weisungen, den Bau und die vollständige Kriegr-Lu-- rüstung zweier Schlachtschiffe für Japan so schnell als mög- lich vorzunehmen. Jede- Schiff soll 1- 400 Tonnen und 19 Knoten haben und schwerer armiert sein al- die besten Schlachtschiffe der englischen Flotte. Feuilleton. Liegsried TVagnerS „Kobold". AuS Hamburg wird der „Tägl. Rundschau" von Ferdinand Pfohl geschrieben: Siegfried WagnerS neues Bühnenwerk „Der Kobold" erlebte soeben seine glanz volle Uraufführung in unserem Ltadtthcater. Das Stück — eine wahre Berlegenkieit für den immer klassi fizierenden Deutschen — stellt sich alS eine merkwürdige Verbindung von Phantastik und Wirklichkeit dar: un irdische Märchengestaltcn, volkstümliche Sccnen, eine Symbolik, aus der ein Abglanz von bald mystischen, bald religiösen Hinteoweltenstimmungen liegt, füllen den weiten, in seinen Ausmaßen entschieden zu weiten Rahmen der eigenartigen Bühnendichtung, die trotz allem, was man gegen ihr Gefüge und ihren Jdeengaug etnzuwenden mag, dock von neuem die starke dichterische Phantasie Siegfried Wagners, seinen Blick für reiche poetische Bühnenbilder und seinen sicheren Instinkt für icenisch-dramatsche Wirkungen offenbart. Tic Hand lung des Stückes, durchaus frei und selbständig erfunden, hat Siegfried Wagner mit der uralten Kobold-Sage ver bunden, wie sie die Gebrüder Grimm unS überliefert haben. Den Sinn der Sag«, der uns im Laufe der Zeiten fast ganz verloren ging, hat Siegfried Wagner durch Verschmelzung mit dem ErlöiungSmotiv — dem Grundgedanken der Wagnerschen Kunst, der auch in dem Schaffen des Sohnes neue Varianten treibt — vertieft. Die Sache ist die: Kobolde sin-d nicht die kleinen Numvrgeisler, als welche wir sie gewohnt sind, zu »erstehen. Es sind vielmehr die Seelen gemordeter Kinder, die — nach der Sage — sich als fleißige und gutmütige Hausgeister nützlich machen: die aber — hier bei Siegfried Wagner — als irrende, klagende, mit Oual beladene Wesen auftreten und von Erlvsungssehnfucht getrieben, dorthin sich wenden, wo ihnen „Hoffnung lugt". Ruhe und Erlösung kann ein Kobold nur finden, „wenn des Stamme- letztes Glied willig für ihn au- dem Leben schied". An diese etwas schwache Erlösung-Hoffnung klammert sich «der Kobold der Wagnerschen Dichtung: „Seelchen" — so heißt er — will durch die junge, blühende Verena erlöst sein. Den Zusammenhang zwischen Seel, chen und Verena erfahren wir nicht: wir können nur ahnen, daß Verena einen Bruder hätte, wenn Seelchen nicht wäre. LS ist nicht die einzige dunkle Stelle der Dichtung. Verena aber, viel zu verliebt, viel zu gesund und zu jung, denkt fürs erste gar nicht daran, für da» Seelchen, da- ihr im Traum erschien, so ohne weitere- zu sterben. Im Lauf der Handlung macht sich Seelchen zwar »och einige Male bemerkbar, aber in den Gang der Sr- eigniffe -reift e» nicht ein. Verena geht an einer Liebes- geschtchte zu Grunde: um -en Geliebten zu retten, opfert sie das eigene Leben und erlöst so zu gleicher Zeit den Kobold, eine etwas gewagte Nutz anwendung und Nebenwirkung ihres Opfers. Zn -er Entwicklung der Handlung spielt auch ein TaliSman eine Rolle, eine Märchcnzutat, auf die Wagner wohl hätte verzichten können, wie auf so manche von den breiten, mit vielem Behagen gemalten Szenen, dtc unS Ausschnitte geben auS dem Leben wandernder Komödi anten. In diesen Szenen und Episoden hat nichtsdesto weniger der Musiker Siegfried Wagner seine besten Ein fälle ntcdergelegt. Stücke wie die Lumpenlieder, wie die Ballade von der schwarzen Hanne mit ihrer grotesken, höchst gelungenen Tonmalerei offenbaren ein frisches, kraftvolles Talent und der volkstümliche Zug, der schon in Siegfrieds ErstlingSoper, im „Bärenhäuter", erfreulich hervortrat, gibt auch seiner Kobold-Musik etwas Au- heimelndes. Wenn Siegfried in der Sichtung seiner musi kalischen Einfälle nicht gar zu strenge vorgeht, wenn er mit vvllbürtigen und dramatisch bedeutsam erfundenen Themen auch Mißratenes gleich vatersreudig an sein Kom. ponistcnherz nimmt, so wird man der sehr feinen, klang schönen und künstlerischen Instrumentation um so leb haftere Anerkennung zollen müssen. Der Stil seines neuen Werkes ist ein wenig bunt, aber sicher nicht bunter alS etwa jener der „Zauberflüte": geheimnisvolle feierliche Sätze, Volkslieder, Humoresken, Walzer und Polonaisen, warum sollten sie nicht nebenetnander stehen? Viel wichtiger als die ästhetisch« Wertung diese» fruchtbaren Mischstils bleibt jedenfalls die Frage, ob für die Ucbcr- tragung des ErlösiiugSaedanken- auf eine unirdischc Klctnwclt, auf phantastische Mikroben, die Form deS Mustkdramas nicht zu einem Mißverhältnis zwischen In halt und Ausdruck, zwischen Ide« und Mitteln führt. Tie Aufführung deS mit herzlichem Beifall begrüßten Merkes war tn jeder Beziehung vortrefflich, Soliden, unter ihnen Frau Fleischer-Edel und Herr Pennarini als Träger der Hauptrollen, Chor und Orchester, Dekorateur und Maschinenmeister taten ihr Bestes. Der Ausführung wohnten Siegfried Wagner, dieses erstaunliche Ebenbild seines Vater», Frau Cosima und die Familie Magner zu- sammen mit alten Freunden de» Hause« Wahnfried bei * V „Parfifal" in Ne» stört. In der „New.storker Staatezig." wird berichtet, dir Münchener Hoftheater-Jntendantur bab« dem Bassisten Viktor Klöpfer dir Mitwirkung in der Nrw Vorstr „Parsifal".Lufführu«g per Kabel mit dem Bemerken untersagt, day, falls er dennoch in New Bork drn Surncmanz sing», Irin Urlaub bereit» am 1. März al» avaelans,» zu betracht« sei. Ferner teilt da» Blatt mit, di» zugleich drm Verband» des Münchener Hoftheastr« angebSrenden Mitglieder de« New Korker Opern-Enstmble« erzählen sich, Fra« Lohma Wagner bab« dr» Intendanten Herrn von Possart ersucht, diejenigen Künstler au« drm verbände de» Münchener Hofthrater» zu ent kaffen, die in New Kort an der Schändung des „Parfifal" triüiohm«. I. Nene« von» Gatur». Der brionder» al» Pl-««w»for. scher berühmte Astronom Otto Wilhelm von Struve, der Sohn deS Begründer» der Sternwarte von Pulkowa bei Petersburg und der Vater de» jetzt für die Leitung der Ber liner Ltcrnivarte designierten Gelehrten, hatte cm Jahr 1851 auf Grund sehr scharfer Beobachtungen des Saturn und seiner Ringe die Theorie ausgesprochen, daß der Ring an Größe gleich bliebe, der innere Rund des Hellen Rings » aber tick der Saturnkugcl allmählich näherte, derart, daß der dunkle Zwi schenraum zwischen dem Planeren und dem Ring seine Breite mehr und mehr verringern mußte. Die Untersuchungen von Struve beruhten großenteils auf den Beobachtungen und Messungen von Hubgenö, der 1056 die Suturnrrnge entdeckre, außerdem auf den Forschungen von Cassini und anderen Astro nomen. deren Instrumente noch verhältnismäßig unvollkommen gewesen waren. Tie Messungen der letzten Jahrzehnte haben nun eine Ausdehnung des Helle» Rings oder eine Annäherung seines Randes an den Planeten selbst nicht bestätigt oder zum mindesten ergeben, daß diese Annäherung viel geringer lein müsse, als Struve angenommen hatte. Im Jahr 1902 find durch eins der grvßien Fernrohre in Amerika sehr sorgfältige Messungen am Saturn angestellt worden, deren Ergebnisse jetzt vcröffenrliklu werde». Eö stellt sich dabei heraus, daß über haupt keine neunenswcrtcn Veränderungen m der Breite und Lage der beiden Hellen Ringe seit den Untersuchungen von Struve eingetrcten sind. Entweder würde also die Himmels kunde die Theorie Struves aufgcben oder doch den Standpunkt einnehmen müssen, daß sie bisher durch die Beobachtung keine Bestätigung gesunden hat. Trovdem bekennen sich die oedeu- tendsten Aittonomcn zu der Ansicht, daß e» eigentlich unmög lich sei, da» wunderbare System des Saturns mit seinen Ringen als unveränderlich zu denken, und e» muß danach no immer als eine offene Frage betrachtet werden, wie und in wel- chen Zeiträumen sich Umgestaltungen in der Anordnung und den Größenverhältnissen der Ringe vollziehen. T. Rene zoologische EntVeckungen. Eine neue Anttlovenart ist in der Umgebung de« Mwerosers im nördlichen Rhodesta ent- deckt Word»«. Das erste erlegte Exemplar war, al« eS in die Hände eine» Sachverständigen gelangte, nicht mehr ganz voll ständig, und r» konnte daher nur vermutet werben, daß da« Tier zur Antilopengattung Cobus gehörte. Vorläufig wurde die neue Art nach ihrem Entdecker Cobu« Smithemani benannt. Ganz neuerding» sind einige mehr vollständige Exemplare untersucht worden und haben die vermutete Zugehörigkeit bestätigt. Eine ander» zoologisch« Nachricht brwrist, daß es doch noch Leute gibt, die sich über die Entdeckung von Flühen freuen. Der Natur, forscher Rothschild, bekannt al» Besitzer der größten Flohsamm- Inna, hat jüngst vier neue Arten von Flühen wiffenschafttich be schrieben, dir auf ägyptischen Nagetirrrn gefunden worden waren. Außerdem bat derselbe Forscher noch weiter« Floharten al» neu ftstarstellt und die eine davon „zu Ehren" de« Sammler- Thoma« nach diesem benannt. Man sieht, e« kommt alle« auf di« Form a«. Richt jeder würde »« alt »ine Ehrung nun finden, wen« «in Flob nach ihm benannt würde. Dem Naturforscher aber gilt jede» Tier gleich. I Zur Auskläruna der Roviuwfunde tu Amerika. I« den letzten Tagen ist an vielen Stellen di« Nachricht «rörwrt worden, daß in den Vereinigten Staate« von Amerika, und zwar im Bereich de» Staate» Utad, Erzlager entdeckt seien, die sine« so großen Gehalt a« Radium besitze« sollen, daß durch ihr« Bearbeit»«- die Eut-1 stebung Aller großartigen Radiunnndustri» in Amerika und »ine I erhebliche Verbilligung dieses kostbare» u»d für di« Wissen-1 sckaft schätzbaren Stoffes zu erwarten fei. Da« Mineral, av- bem das Radium abgeschieden werden sollt«, wurde i» diesen Berichten al« Carnallit bezeichnet. Dara« haben kenntnisreicher« Leute den Schluß geknüpft, daß an der ganzen Sache nichts sein könne, weil Carnalnt überhaupt kein Erz, sonder« eine Abart de» gewöhnlichen Steinsalzes sei. Wie jeder Geologe und jeder Bergmann weiß, ist diese Bemerkung zutreffend, den« der Carnallit stellt z. B. in dem berühmten Salzbergwerk von Staßfurt »in hervorragende- Produkt dar, das in jeder minerawqnchen Sammlung vertreten und an seiner rütlichen Farbe leicht zu erkennen ist. Wenn vielleicht auch da» Steinsalz und so mit auch der Carnallit, wie viele andere Körper, eine StrahlungSsäbigkeit besitzen, so muß es doch al« ganz hoffnungslos erscheinen, in »hm noch Radium selbst zu suchen. Die Ertlärung wird erst dadurch gegeben, daß die Nachricht aus Amerika entstellt wiedergcgebcn worden ist. Die „Aüg. Wist. Ber." haben schon vor etwa vier Monaten die vorausjtchltichr Entstehung einer Radiumindustrie in den Bereinigte« Staaten bekannt gemacht und darauf hingewiescn, daß man das Radium dort in einem Mineral namen« Carnotit gefunden habe. All dem Carnotit ist nun auf den Weg über« Meer Carnallit geworden. Der Carnotit, der übrigen- neben dem Radium auch Polonium enthält, stellt eine Verbinduna der Elemente Uran, Banad, Eisen, Kupfer und Barium dar. zählt also die beiden wichtigsten Stoffr, an die das Radium geknapst zu sein pflegt, das Uran und das Barium, zu seinen Bestandteilen. * Ku«ftkale»d»r für Votpzig TheotereNoti^s. Ueipttger S»adtth«a1«r. Im Neue« Theater wnch heute Gardou» interessantes Drama „Fedora" wied«choll. Morgen findet die letzte (fünftes Vorstellung de« ÜÄttu» Mozor!scher Opern steckt: „Cc»i i»n cutte" (So machen'» alle), hierauf „Der Schauspieldirektvr". Da» Alte Theater bringt heute Lehar» unterhaltende Operette „Der Rastelbinber" und morgen Beyerletn« Drama „Zapfenstreich'. _ Leipziger Schauspielhaus. Montag und Mckttvoch wird -ES werde Recht", welche« auch bei seiner ersten Wiederholung am Sonntag einen großen Erfolg erzielte, wiederholt. D'enßtag gelangt „Der Hochtourist" «weder zur, Aufführung, und Donner»tag geht als volk-tinnliche Vorstellung M halben Preist« „Philippine Welser" i" Die nächste Auf führung von Halbe» erfolgreichem Schausptel „Der Strom ' findet am Freitag statt, und für Se»nabend ist irn Freitag Abonnement dir Erstaufführung von Philippi» Schauspiel „Da dunkle Tor" angesrtzt. Mittwoch und sonnaband nachmttrag geht al» Vorstellung für Re hiesigen PoU-schul«n und für die Schulen des Bezirke- Leipzig-Land Hengen» Reformation» drama „Martin Luther" n Leen«. Ern Mllettperkauf für diese Vorstellungen findet mcht statt. Da« mit Recht so der Kinderwett beliebte Wechnachrsmarchrn .Wondelfchen" wird dann am 10. Februar wieder gegeben. Heute fiadet das VNI. Vbilharmovtich« Ko»« stet». Geltste* * desselben find Therrst Bebr (Gesasgi u«d Larlotte Sttcheoreuch (Violine). — Kasstnüsftumg Uhr, Beginn des Kwi-mtt 7'/, Uhr.
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