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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189009110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18900911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18900911
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-11
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.09.1890
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BergerAyeigh 43. Jahrgang. Z 211.! ! Donnerstag, de» 11. September. Inserate »erden bi« vormittag 11 Uhr angmom- men und betrSgt der Pret« für die gespaltene Zelle > UHxffl ff. oder deren Raum 1b Pfg. w» und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen md städttschen Behörden zu Freiberg uud Braud. In der Strafsache gegen den Redakteur Carl Bruno Sommer in DreSven wegen Beleidigung des Bergarbeiters Moritz Hermann Götzelt zu St. Michaelis, begangen durch den in Nummer 41 der Sächsischen Arbeiterzeitung unter der Aufschrift ,X Brand bei Freiberg" abgedruckten, auf Götzelt bezüglichen Aussatz ist folgendes Urtheil ergangen: „Der Angeklagte Carl Bruno Sommer wird wegen Beleidigung zu zwei Wochen GefSngnitz sowie zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurtheilt. Dem Beleidigten wird die Befugniß zugesprochen, den verfügenden Theil des Nrtheils auf Kosten des Angeklagten ie einmal in der Sächsischen Arbeiterzeitung und in dem in Freiberg erscheinenden Amtsblatt des Bergamtes Freiberg bekannt machen zu lassen. Der Antrag auf Bekanntmachung ist zu stellen spätestens eine Woche nach Zu stellung des rechtskräftigen Urtheils an den Beleidigten." Auf Grund von Ls 200 St.-G-B. und auf den von Moritz Hermann Götzelt gestellten Antrag wird Solches andurch öffentlich bekannt gemacht. Dresden, den 6. September 1890. Königliches Amtsgericht Abtheilung II. vr HVvIt«. Börner. Ein Mißklang. Die politische Stille scheint sich diesmal weit in die nach- sömmerliche Zeit hinein erstrecken zu wollen: Sämmtliche Par lamente feiern, die Diplomatie befindet sich noch immer auf Badereisen, politische Konflikte fehlen — infolgedessen? — gänzlich, und die Presse sieht iich in die Lage versetzt, den dürf tigen Stoff, den ihr die ereignißlosen Sommertage darbieten, um und um zu wenden und von allen Seiten mikroskopisch zu be trachten. Kann es da Wunder nehmen, wenn die Betrachtungen über das letzte Ereigniß von europäischer Bedeutung, den Besuch des deutschen Kaisers bei dem Beherrscher des Zarenreiches, noch immer kein Ende nehmen wollen ? Wenn man den Inhalt der an diesen politischen Akt geknüpften Erörterungen rckapi- mlirt, so ist unbedingt sestzustellen, daß die deutschen Blätter mit der russischen Presse in der Ueberzeugung übereinstimmten, daß die Begegnung der Monarchen in der Politik der beiden Reiche eine Aenderung weder herbeisühren sollte noch herbei- führen konnte, daß aber eine persönliche Aussprache der beiden Herrscher namentlich der Einfluß der gewinnenden Persönlichkeit Kaiser Wilhelms das beiderseitige Vertraue» zu Gunsten des Weltfriedens nur befestigen könnte. Mit diesem Ergebniß der Kaiserreise hätte man sich recht gern zufrieden gegeben. Aber auch dieser Erfolg steht nicht über allen Zweifeln erhaben, im Gegentheil, cs wird von den verschiedensten Seilen behauptet, daß die Monarchenbegegnung anstatt zu einer Annäherung zu einer Erkältung geführt habe. So bleiben die russischen Blätter Notz aller Ableugnungen bei ihrer Behauptung, daß Kaiser Wilhelm seine Abreise von Peterhof um einen Tag früher an- getretcn hat, als dies ursprünglich bestimmt war. In der That hat der Kaiser die Rückreise bereits nm 23. August ange treten, während dies nach dem offiziellen, ine „Reichsanzeiger" veröffentlichten Programme erst am 24. August geschehen sollte. Aus Petersburg wird hierüber berichtet, daß die beschleunigte Abreise des Kaisers durch die am 23. August Morgens erfolgte Ankunft eines Feldjägers aus Berlin veranlaßt sein dürfte, Ler für den Reichskanzler von Caprivi bestimmte Depeschen über brachte. Nach Empfangnahme dieser Aktenstücke habe sich Herr von Caprivi zum Kaiser begeben, bei welchem er ungefähr eine Stunde verweilte. Als der Reichskanzler den Kaiser ver lassen, habe dieser die sofortige Abreise angeordnet. Daß während der Abwesenheit des Kaisers in Deutschland nichts vorgefallcn ist, was dessen beschleunigte Rückkehr erheischte, darf man als feststehend annehmen. Wenn also die eben mitgetheilte Dar stellung wahr ist, so könnte sie nur den Zweck haben, den eigentlichen Anlaß der beschleunigten Abreise des Kaisers zu verhüllen. Daß es übrigens der Tendenz der franzosenfreundlichen russischen Presse entsprechen würde, das Ergebniß der Kaiser begegnung lieber mit einem Minus- als einem Pluszeichen zu Versehen, braucht nicht erst erhärtet zu werden. Es ist also recht gut möglich, daß bei den russischenjBerichten über eine zwischen beiden Herrschern eingetrctene Erkaltung der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen ist. Für die deutsche Presse aber, in der ebenfalls von einem Mißklang aus der Kaiserbegegnung verlautete, trifft diese Voraussetzung nicht zu. Zwar ist von der fortschrittlichen Presse bekannt, daß sie den Fürsten Bis marck mehrfach wegen seiner, Rußland geneigten Politik scharf angegriffen hat — sie hatte richtig erkannt, daß das Nachgeben der deutschen Politik Rußland gegenüber im deutschen Volke nichts weniger als populär war — soweit aber wird sich auch dieser Theil der deutschen Presse nie versteigen, daß er einer Verfeindung des deutschen Kaisers mit dem Zaren das Wort reden könnte, nur um einen neuen Angriffspunkt gegen den Fürsten Bismarck zu haben. Daß nicht Alles bei der Kaiser- bcgegnung gewesen ist, wie es hätte sein sollen, darf man als bestimmt annehmen, und das Bestreben, von amtlicher Stelle aus das Gegentheil zu versichern und keine pessimistischen Aus legungen des Monarchenbesuchcs auskommen zu lassen, kann den einmal gewonnenen Eindruck nicht verwischen. Die hierüber in der liberalen Presse gemachten Andeutungen hatten sich bis her in allgemeiner Form bewegt. Um so größeres Aufsehen erregt es daher, daß jetzt ein konservatives Blatt von der Be deutung der „Preußischen Jahrbücher" mit größter Schärfe ein in hohem Grade abfälliges Urtheil über die Kaiserbegegnung in Rußland fällt, vr. Delbrück, der Verfasser des scharfen Artikels, nennt die Begegnung eine völlig zwecklose militärische Komödie und ergeht sich hierbei in folgender leidenschaftlicher Anklage: „Der Besuch ist ein höchst unerfreuliches Ereigniß. Der russische Hof hat seinen Gast mit einer ununterbrochenen Reihenfolge zweckloser Paraden und Bravourstücke gefüttert. Ein ernsthaftes Manöver war es nicht, und um der Außen welt, die jenen Paraden nicht beigewohnt hat, gar keinen Zweifel zu lasten, ordnet die russische Kriegsverwaltung unmittelbar hinter jenen Schaustellungen im südlichen Theile der russischen Westgrenze ein höchst ernsthaftes, höchst großartiges Manöver an. Bei diesen Manövern in der Nähe von Kiew sollen die Oberbefehlshaber der beiden zur Offensive gegen den Westen bestimmten Armeen, nämlich Gurko und Dragomirow, nach nicht vorausbestimmten Plänen gegen einander operiren, dabei aber wird, so verkünden lriumphirend die russischen Zeitungen, kein fremdes Auge zugelaffen, höchstens das „unseres franzö sischen Freundes". Diese Ausschließung der fremden Augen, mit Ausnahme der besten Freunde, verdenken wir den Rusten gar nicht. Wollte Gott, wir Deutsche hätten diesen gesunden, würdevollen Grundsatz längst befolgt, anstatt unsere Manöver künste alljährlich einer Unzahl fremder Offiziere vorzuführen und nach und nach allen fremden Armeen beizubringen. Aber daß die Rusten unmittelbar nach der Anwesenheit des deutschen Kaisers an der deutschen und österreichischen Grenze ihre ernst haften Manöver veranstalten, während sie den kaiserlichen Be such mit leeren Schaustücken abspeisen, denselben Monarchen, der ihnen, wie sein Vorgänger, jahraus jahrein den Anblick der deutschen Manöver gegönnt hat, das ist doch ein starkes Stück. Noch ist es unaufgeklärt, wer diesen August-Besuch des deutschen Kaisers am russischen Hofe veranlaßte. Nachdem der deutsche Kaiser kurz nach Antritt seiner Regierung den Zar zuerst von allen Herrschern in Peterhof begrüßt hatte, nachdem dieser von der größten Höflichkeit eingegebene Begrüßungs besuch erst Ende des Jahres 1889 fast mit unhöflicher Ge zwungenheit erwiedert worden, war der so schnell folgende Be tuch des deutschen Kaisers am russischen Hofe mindestens überflüssig. Auf einer bisher nicht widersprochenen Mitthei- lung beruht das Gerücht, Fürst Bismarck, damals noch Kanzler, habe bei der Anwesenheit des Zars in Berlin im Oktober vorigen Jahres den Kaiser veranlaßt, diesen Besuch dem Zar auzubieten. Nach einer anderen Lesart habe Fürst Bis marck den Zar zur Einladung des deutschen Kaisers veranlaßt." Was zunächst diese letzten Bemerkungen anlangt, die von der bismarckfeindlichcn Presse natürlich mit großem Behagen sofort aufgegriffen werden, so haben sie in erster Linie wohl nicht so sehr den Zweck, den ehemaligen Kanzler zu insultiren, als vielmehr, der in dem Artikel auch für den Kaiser enthaltenen Spitze die Schärfe zu nehmen. Anklang freilich wird der Ar tikel mit seiner erregten Sprache an maßgebender Stelle kaum finden, wie man ja schon aus dem Bemühen des amtlichen „Reichsanzeigers" schließen kann, allen ungünstigen Betracht ungen über die Aufnahme des Kaisers am russischen Hofe ent gegen zu treten. Jedenfalls muß der Artikel dem Gerüchte Vorschub leisten, demzufolge man in deutschen militärischen Kreisen von der Aufnahme, die den deutschen Gästen in Ruß land bereitet wurde, nicht sonderlich erbaut ist. Von russischer Seite liegt eine autorisirtc Erklärung über die Ergebnisse des Kaiserbesuches bisher noch nicht vor. Der einzige Vorgang seit den Tagen der Kaiscrbegegnung, der sich allenfalls als Maßstab für die Abschätzung des Ereignisses verwenden ließe, sind die neuen russischen Zollerhöhungen, die der Begegnung auf dem Fuße folgten. Bemerkcnswerth ist hierbei, daß dieser Beschleunigung, wie der russische Finanzminister erklärte, ein direkter Befehl Kaiser Alexanders zu Grunde lag. Allerdings setzen die russischen Schutzzöllner schon seit Jahren der Re gierung mit der Forderung zu, die Zolltarife beweglich zu machen und sie den Schwankungen des Rubelpreises anzu schließen. Doch immerhin fragt man im Auslande nach anderen Gründen für die jetzigen Zollzuschläge von 20 und 40 Prozent, denn seit der Einführung der Goldzölle in Rußland sind schon die verschiedensten Maßnahmen sowohl auf zollpolitischem Ge biete wie in der Tarifpolitik getroffen worden, um der aus ländischen Konkurrenz den russischen Markt zu verschließen. Bei diesem Suchen nach den Beweggründen kommt man un willkürlich zu der Vermuthung, daß zwischen diesen Maßnahmen der russischen Regierung und einem unerwünschten Ausgange der Monarchenzusammenkunft ein gewisser Zusammenhang liegt. Das wäre freilich ein trauriges Ergebniß der Kaiser begegnung. Tagesschau. Freiberg, den 10. September. Nach der Spezialidee für die Fortsetzung der deutsche« Kaiser-Manöver ist Dienstag früh Morgens für das Westkorps eine Unterstützungsbrigade auf dem linken Flügel eingetroffen, mit welcher ein Angriff aus das Ostkorps bei Nübel gemacht werden soll. Das Ostkorps hat am Abend vorher den Auftrag erhalten, sich Flensburgs zu bemächtigen. Der Divisions kommandeur beschließt, um 8 Uhr mit drei Kolonnen und unter entsprechender Mitwirkung der Panzerflotte über Graden« stein zum Angriff vorzugehen. Das Wetter war nebelig und völlig undurchsichtig. Der Kaiser begab sich um 8 Uhr zu Pferde nach dem Manöverterrain. Die Kaiserin fuhr im offe nen Vierspänner zum Ostlorps. Das Gefecht wurde auf der ganzen Linie ausgenommen. Das Ostkorps rückte in der Rich tung Atzbüll aus Gravenstein vor. Die Torpedodivision des Westkorps griff zeitweise durch Feuer ein. Im Laufe des Manövers setzten drei Schwadronen Husaren in Pontons, in dem sie die Pferde schwimmend an der Leine mitführten, über den Elensund, um als Aufklärungstruppe nach Broacker vor zugehen. Mittags endete das Manöver unter theilweiser Zu« rückdrängung des Ostkorps bei Düppel. In der Düppelstellung wird, wie verlautet, ein Nachchefecht stattfinden. Das in Re serve stehende Schleswig-Holsteinische Füsilier-Regiment Nr. 86, zu dessen Chef Ihre Maiestät ernannt wurde, paradirte vor den Majestäten. Ueberall, wo sich das Herrscherpaar zeigte, wurde es jubelnd begrüßt. Die Kaiserin ist um 2 Uhr Nach mittags in Flensburg eingetroffen und von den Spitzen der Behörden empfangen worden. Um 2 Uhr 50 Minuten er folgte die Weiterreise Ihrer Majestät nach Potsdam. Nach den nunmehrigen Dispositionen wollte sich Se. Majestät der Kaiser heute an Bord der „Hohenzollern" nach Kiel begeben, von wo derselbe um 11 Uhr Abends über Berlin nach Breslau weiterreist. An dem Montag Abend zu Ehren des Reichskommissars Major von Wißmann in Hamburg veranstalteten Festmahl nahmen etwa 300 Personen Theil. Bürgermeister Moencke- berg brachte das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus. Nach dem Absingen der Nationalhymne toastete Senator O'Swaldt auf den Major von Wißmann, Letzterer auf die Stadt Ham burg, der Präsident der Handelskammer, Hinrichsen, auf die mitanwesenden Freiherrn von Gravenreuth und vr. Bumiller. Freiherr von Gravenreuth antwortete mit einem Toast auf das Wachsthum von Deutschlands Ansehen in den überseeischen Ländern. Friedrichsen, der Sekretär der Hamburger geographi schen Gesellschaft gab dem Danke an die Reichsregierung für die lebhafte Unterstützung der Bestrebungen der geographischen Wissenschaft warmen Ausdruck. Woermann brachte einen Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck aus, an welchen sodann auch eine telegraphische Begrüßung gerichtet wurde. Major von Wißmann forderte die Versammelten auf, die Bestrebungen für Ostafrika durch Stiftung eines Dampfers auf dem Viktoria Nyanza zu unterstützen. Dieser Antrag fand lebhafte Theil- nahme. Zum Schluß brachte vr. Fabrl einen Toast auf vr. Peters aus. Wie die „Hamburgische Börsenhalle" meldet, sind bei dem Diner und an der Börse für die Erbauung eines Dampfers auf dem Viktoria Nyanza 70 000 Mk. gezeichnet worden. Da auch im übrigen Deutschland Beträge für den selben Zweck gezeichnet würden, gelte der Bau des Dampfers, dessen Kosten, den Transport inbegriffen, auf 150 000 Mark veranschlagt werden, für gesichert. — Mit der Wahrnehmung des Amtes des Kaiserlichen Kommissars für Helgoland ist vom 10. d. M. ab an Stelle des zu anderweiter Verwendung abberusenen Geheimen Regierungsraths Wermuth der ständige Hilfsarbeiter im Reichsamt des Innern, Regierungsrath vr. Kelch beauftragt worden. — Vom preußischen Munster für Domänen und Forsten ist ein Schreiben an den Berliner Ma gistrat eingegangen, worin derselbe erklärt, daß er im Einver- ständniß mit dem Reichskanzler geneigt sei, widerruflich und bedingungsweise die Einfuhr ungarischer Schweine aus den Mastanstalten zu Steinbruch und Bielitz-Biala zum Abschlachten auf dem Berliner Schlachthof zu gestatten; es würde jedoch die Zulassung dieser Einfuhr nur unter der Vor aussetzung thunlich sein, daß die eingeführten Schlachtschweine von oen auf dem Viehhof zum Verkauf aufgetriebenen voll ständig getrennt bleiben. — Nachdem die Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen Berathungen
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