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Sächsische Volkszeitung : 15.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190412155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19041215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19041215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-15
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.12.1904
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-tr. 284 Donnerstag, den IS. Dezember LV04. S. Jahrgang. SWsche UMsMm Erscheint «äalich nachm, mit rluSiiabmc der Sonn- und ^ ^ v»rdd«-i-«rr-edNn»SkWM»at.becdi>.trewe». Redaktions-Sprechstunde: II—IS Uhr. Inserate werden die «-gespaltene Prlitzeüe oder deren Raum m lü Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt >v«chdruSerei, Redaktion und («rfchästSftrUe: LreSden, Pillnihee Etrahe 4!t — sserniprecher Ämt l Ar I8»>6 Die Abfall'bewegung in der Lei'rneritzer Diözese. Aus L e i t ui e r i tz wird aus deutschen Kleruskreiseu geschrieben: Die Zustände in Nordböhmen gestalten sich immer trarlrjger. Sämtliche altliberale und alldeutsche Blätter unserer (Hegend haben sich halb oder ganz der protestanti schen Bewegung zur Beringung gestellt. Non ihnen und einer gut dotierten Schar von Agitatoren getragen, schreitet die Bewegung immer weiter. Bon staatlicher Seite ist kein Hindernis für sie zu erwarten: die politischen Behörden können oft nicht eingreifen, und wo sie manchmal könnten, dort wollen sie nicht. Für die herausfordernde Kühnheit, mit der sich hier schon die Prädikanten breit machen, zeigt folgende Ankündi gung der „Dürer Zeitung" vom 3. Dezember 1004 aus Klostergrab: „Sonntag, den 11. Dezember, vormittags 0 Uhr, Gottesdienst. Abends findet in der „Kaiserkrone" ein grösserer Familienabend statt. Herr Doktor Hegemann aus Dresden wird daselbst über daS Dogma der Unbefleck ten Empfängnis Marias, über das auch in katholischen Kreisen grosse Unklarheit herrscht, sprechen." Man kann sich vorstellen, wie die Belehrung des sächsischen Pastors ausfallen wird. Klostergrab zählt 3445 Katholiken und 7 5 N i ch t k a t h o l i k e n. — Die Herabsetzung der Marien- varehrnng, die übliche Verhöhnung kathol. Dogmen wird also in einer durchaus katholischen Stadt ungestört vor sich gehen dürfen. — In Sachsen ist es dem Bruder des Kö nigs, dem Prinzen Mar von Sachsen, in seinem eigenen Heimatlande verwehrt, den Predigerberuf als katbolischer Priester anszuüben, weil er angeblich in einer italienisch gehaltenen Predigt vor den Arbeitern die protestantische Kirche beleidigt hatte. Er hatte gegen die sozialistischen und anarchistischen Umtriebe gepredigt, die Protestanten be zogen dies ans sich und selbst seine Herkunft ans königlichem Geschlechte konnte ihm in seiner eigenen Heimat nicht schützen. Bei uns hingegen ist es ganz anders. Da darf selbst seder fremde Pastor ungestraft den Glauben seines Volkes herabsetzen, ohne das; sich gegen ihn eine verbietende Hand rühren würde. Im Gegenteil. Bei uns zu Lande haben anscheinend die Katholiken nichts mehr sich zu ver bieten, ninsoniehr aber die Protestanten zu befehlen. Ein Beispiel hiervon: Tie katholische Gräfin Ckani- G a l l a s hat den Protestanten in Friedland znm Ban ihrer Kirche den Grund geschenkt, und, wie man sagt, auch das Holz, und den protestantischen Bauleiter nach Voll endung des Baues sogar znin Inspektor der Patronats- banten ernannt. Das war doch gewiß tolerant seitens einer Katholikin gehandelt. Nun will dieselbe Gräfin in der Nähe ihres Schlosses Grafenstcin zu Ketten eine katholische Kapelle bauen: das Tors Ketten, das eine Wegstunde von der Pfarre Grottan entfernt ist, zählt 1351 Katholiken und 0, sage nenn, Nichtkatholiken. Und was geschieht? Die protestantischen Fabrikanten von Grottan drohen, ihre ka tholischen Beamten zu entlassen, wenn die katholische Gräfin es wagen sollte, jene katholische Kapelle zu bauen. Tenn dieser Ban wäre eine „Provokation": daß aber in vielen Orten Nordböhnicns, in denen unter vielen Hunderten Ka tholiken kaum zwei Dutzend Protestanten sind, protestan tische — allerdings immer leer bleibende — Kirchen errich tet wurden, das ist keine Provokation. Es wäre eine falsche Auffassung, wenn seitens Fern stehender ans dem wachsenden Uebermnt der Abfallspropa ganda geschlossen werden sollte, daß man ans katholischer Seite in der Abwehr allzu lässig ist. Seitens der Tiözesan- behörde ist in den letzten Jahren sehr viel geschehen. Es wurden an bedrohten Orten neue Pfarreien errichtet (Schninbnrg, Dessendorf und Oberscdlitz) und im Jahre 1904 drei neue Kirchen geweiht, es werden sämtliche Pfarreien svsteniatisch dnrchinissioniert, der edle Iesniten- pater Wenzel Lcrch reibt sich in seinem schweren Berufe fast auf, ihm helfen Ordensbrüder und auch die Redemptoristen in Filippsdorf leisten das Möglichste, die Visitation der Vikariate ist neu geregelt, den Priestern ist im Iabre ein mal Gelegenheit geboten, geistliche Hebungen mitznmachen, die Bezirksvikäre, Mittel- und Bürgerschnlkatecheten wur den zu Konferenzen berufen und erhielten eingehend Wei sungen: es wäre also unrichtig, zu behaupten, es geschehe zur Abwebr der antikatholischen Bewegung nichts. Daneben wirkt die von Opitz geschaffene und publizisti sche Organisation in ausgezeichneter Weise. Ein ganzes Netz katholischer Volksvereine umspannt ganz Nordböhmen und wo diese Vereine recht geleitet werden, da blüht katho lisches Leben: von Opitz sind katholische Zeitungen gegrün det, die heute weit verbreitet sind und ihre Aufgaben treff lich erfüllen. Das ist alles eines Mannes Arbeit, der bcnte freilich müde und krank von 45 jähriger rastloser Arbeit ist, ohne daß er heute noch den gebührenden Tank gefunden hätte. — Die große, mehr als 1 >/2 Millionen Katholiken zählende Diözese Lcitmcritz hat außer der in Warnsdorf er scheinenden „Ocsterr. Volksztg." nur noch ein zweites katho lisches politisches Blatt, das „Volk", welches seit etwa vier Jahren in Lcitmeritz erscheint und als Organ des bischöf- liclxm Ordinariats gilt. Es ist also viel in der Leitmeritzer Diözese geschehen, aber es läßt sich nicht leugnen, es fcblt noch viel. Vor allem muß der Klerus organisiert werden, man darf den einzcl- neu Pfarrer nicht allein kämpfen lassen, wie auf evangelischer Seite alle wie ein Mann zusammenstehen, so muß es auch bei uns werden. Im Kriege gilt es, alle Kräfte anznspan- nen und zu arbeiten. Wechselseitige Ermutigung tut not und die wäre in den häufigeren Pastoralkonferenzen, die mehr praktisch als doktrinär sein müßten, zu holen. Das sind einige Gedanken eines in der Arbeit für die heilige Kirche alt gewordenen Priesters, der darauf ver trant, daß an der Seite des Obcrhirten Männer stehen, welche Begabung und Erfahrung genug besitzen, um in die ser ernsten Zeit all ihr Wissen und Können mit Erfolg ein- znsetzen für das Wohl unserer Kirche! Deutscher Reichstag. s. Berlin. 111. Sitzung am 13 Dezember 1904. Auf der Tagesordnung steht zuerst der Antrag Dr. Becker (Natt.) belr. obligatorische Handwerker-Invaliden versicherung. «bg. Dr. Becker (Natl.) begründet den Antrag, hierüber eine Erhebung bei den Handwerkerkammrrn zu veran stalten. — Abg. Erzberger (Zlr.): Die Lage im Handwerk ist sehr ernst und Abhilfe ist dringend geboten; aber dieser Weg ist falsch und unrichtig. Die Handwerkskammern sind bereits genügend belastet mit Erhebungen durch die Handwerkerfragebogen. Dann kann diese Erhebung nicht gemacht werden ohne ein geeignetes Material, ohne Zahlen über Kosten usw. Dann aber muh man sich entscheiden, ob eine selbständige Versichernng eintreten soll oder nicht. Und all darüber sollen sich die Handwerkskammern äußern? Die Handwerker selbst wünschen diese obligatorische Versicherung nicht; daS hat der InnungStag zu Magdeburg deutlich gezeigt. Man fördere die freiwillige Versicherung mehr. Die sttddeutscbcn Handwerker wollen und wünschen in ihrer überwiegenden Mehrheit diese ZivangSversicbermig nickt! Weshalb sind die Nationalliberalen hier so für Zwang? Sonst lehnen sie ihn ab! Erfüllen wir doch erst die anderen berechtigten Wünsche deö Handwerks und jagen wir nicht zu viele Hasen auf einmal! (Sehr rwbtigO Aber gehen wir doch nicht auf Wünsche ein. die dem Bebelschen Zuknnfisstaat zuführen! (Beifall.) — Abg. Dr. Mugdan wünscht Ausdehnung der freiwilligen Versicherung und lehnt die obligatorische ab. — Abg. Nihler (Kons): Tie süddeutschen Handwerker wollen nicktS von der obligatorischen Versicherung wissen, sie wollen keine neuen Lasten tragen. — Abg. Stadthagen (Sozd.) stellt fest, daß die Sozialdemokraten schon G90 die Versicherung selbständiger Unter nehmer gefordert haben. Aber der heutige Antrag der National- liberalen gehr nicht lveit genug; doch stimmen wir für denselben. — Abg. Dr. Pa ch nicke (Frcis. Verg.): Die Zustimmung zu dem Anträge Becker hat eine prinzipielle Bedeutung: Erhebungen sind sonst nicht gefährlich. Aber wo ist hier das Ende? DaS können wir nicht absehen! — Abg. Bruhn (Antis.s: Die Notlage u-sercr Handwerker hat den Wunsch nach Versickiernng laut werden lassen. DaS Einkommen der Handwerker ist viel geringer, als eS der Staatssekretär des Innern darlegtc. Im Handwerk klagt man sehr, daß man seine Anschauungen nicht kennt In Magdeburg hat ein Tc-il der Handwerker sich für die ZwangSversicherung ausge sprochen. — Staatssekretär Graf P o sa d o w S k h Ich habe bereits im Januar 190-l die ablehnende Haltung der verbündeten Negie- rnnge>n dargelegt. Mit der Arbeitei Versicherung ist dem deutschen Volke ein großes Arbeitsprogramm gegeben. Alle anderen Nationen anerkennen unsere Leistungen auf diesem Gebiete. Die tteber- spannung des VersichernngSgedankenS hat ibre Schattenseiten: die Rente wird zur fixen Idee und die Energie erlahmt! Man muß sich hüten, aus ganz Deutschland einen VersichcrungSstaat zu machen! Kleine australische Staaten können sich dies leisten, aber nickt ganz Deutsch and! Nur die Rentner würden noch übrig bleiben als Nichtversicherie! Der selbständige Geschäfts mann muß das Risiko seines Unternehmens tragen! (Sehr richtig!) Ich habe nie erklärt, mit dem Handwerk ist eS ans! Eine solche geradezu törichte und herzlose Aenßernng habe ick nie getan. DaS Handwerk kann sich halten bei entsprechender Unterstützung. Es macht sich jetzt eine starke Bewegung gegen die Assoziation des Kapitals geltend! Die? hat für den Mittelstand Schattenseiten: .aber unsere gesamte Kultur beruht aus dieser Kon zentration. Die Warenhäuser hängen mit unserem gesamten Verkehr zusammen: wenn sie in 'Berlin diö Untergrundbahn und Straßenbahn entfernen, sind die Warenhäuser dahin! Ej„ Minier eines Slmdikatgcsetzcs haben mir nicht, amb nicht in Amerika! Ein Kartell darf nur die Auswüchse beseitigen: aber es darf nicht so werde», das; man vierspännig hindurchsahre» kann! Für den Mittelstand muß noch viel geschehen, namentlich durch Aufwendung großer Mittel in den Einzelstaaten. (Sehr richtig!) Die moderne Entwicklung kann man nicht lindern durch Geselle, sonst schädigt mau die Kultur. — Abg. Patzig <natl >: Wir kümmern uns nur um wirtschaftlich Schwache. AVer »ns sehll alles Material zur Beurleilung dieser Frage. Wir hofften, das; das Zentrum für unseren Antrag stimmen werde: heule lautet es gern; anders. .Heute wollen wir nur die Unterlage» für die Frage schaffen. De» Anfang mit der Hasenjagd haben mir mehl gemacht. Was wir wollen, verpflichte! niemand. — Abg. M e p e r - Bielefeld (kcms.) behandelt die historische Entwicklung der Frage; wir können nnS nicht für diesen Antrag erkläre». — Abg. Raab (Antn.): Bei der letzten Revision der Invalidenversicherung-Novelle wnrden die Bestimmungen über die Weuerversichcrimg sehr verschlechtert. Wir halten die ZwangSversicherung für geboten. — Abg. Erzberger (ZenttR: die Ausführungen des Staatssekretärs finden nicht unsere Zustimmung, wir sehe» die Konzentration des Kapitals nicht als einen Knllnrfortschrill an. auch nicht als eine unantastbare Er rungenschaft! Unsere Anträge ans dein Handwerkcrgebiet sind nicht mittelalterlich, sondern entholten den Trininph der Bildung, da mir jener Lehrlinge ausbilden soll, der die Meisterprüfung ab gelegt hat. Ten Antrag Patzig können wir nicht annehmen, da er bereits eine Linderung embält und znm Släatssozialismus führt. Wir wollen die selbständigen Existenzen im Handwerk halten Ein Gegensatz zwischen meinen Ausführungen und denen von Trimborn besteht nicht: wir halten die Sache nicht für spruchreif. Stadthagen spricht verächtlich von unserer Versicherung: der Sozialdemokrat Millerand bezeickmete sie als ein ..erhabenes Monumentalwerk''. Der Zolltarif, de» Stadtbapen nnS vorbiclt, schützt die deutsche Arbeit! Die Sozialdemokratie selbst bat ja gegen dieses Gesetz gestimmt, da kann sie niemand eiiwn Vorwurf macken. Ihre Uebcrtnimpfungsvolitik schadet nur der wzialen Arbeit — Abg Fröhlich (Anriß): Ich habe ickan ein Granen, wenn man nur da« Wort Intelligenz nennt: (Siürmi'che Heiterkeit.) Intelligenz setzt sich z isammcn aus Klugheit und Schlauheit; klug ist der Deutsche, schlau ist der Jude Der Obermeister Rabardt, der a»f der Tribüne sitzt, hat mir versickert, daß der Handwerker für die Versicherung ist — Präsident Gras Ballest rem: Ich halte es nicht für zulässig, daß man den Nnncn ciin-s Herrn ans der Tribüne hier nennt. - Nach kurzen Ausführungen der Ab- Henning (kons) Dr. Becker (nat.-lid.) und Stadthagen (So,.) wird die Resolution Dr. Becker gegen die Stimmen de-> Zentrums und der Konservativen angenommen. Nächste Sitzung morgen 1 Uhr. MilitLrpensionSgesetz. Politische Rundschau. Dresden, den 14. Dezember 1904. — Die Hitndelsvkrtragsvkrhaudlungcn mit Oesterreich. Alls München ist der Generaldirektor der Zölle und in direkten Steuern, v. Geiger, in Berlin eingelrosfcn. Die Reise steht im Zusammenhänge mit der Wiederaufnahme der Handelsvertragsverhandliingen zwischen Deutschland und Oesterreich Ungarn, bei welchen Herr v. Geiger als Unterhändler mitwirkt. — Der erste „Mittelstandspartrikarldidat". In einer Vertraiiensinäitiierversammluiig des Haiidwerkerhlindcs in Güstrow wurde für die Ersatzwahl im Neichslagswahlkreise Kalbe-AscherSleden der Obermeister der Berliner Tischler- iitnnng Rahardt als Kandidat ausgestellt. Der Kandidat ist einer der Referenten ans der Berliner Mittelstands- Versammlung gewesen. Ob ihn nun die Nationalliberalen unterstützen, die seither das Mandat hatten, ist sehr fraglich. — Die „Tägliche Rundschau" halte in Nr. 44 vom 27. Januar d. I. über den Erzbischof N ozaleda zu Valeneia in Spanien behauptet, er sei „für das ganze spanische Volk der Thpus eines verabscheimiigswürdigen Mönches, eines vollendeten Hochverräters und Vaterlands- Verräters". Dos Blatt stellte diese Behauptung ans, trotz dem der spanische Ministerpräsident Maurer de» Erzbischof in der Kammer verteidigt hatte und ein deshalb bean- tragtes Tadels-Votum mit 123 gegen 09 Stimmen ab gelehnt worden war. Der Erzbischof klagte und der an- geklagte verantwortliche Auslandsiedaklcnr erhielt von dem Berliner Schöffengericht — 50 Mk. Strafe. Im Ver gleich zu der Schwere der Beleidigung ist die Strafe mi- gemenr niedrig bemessen. Als Grund hierfür wurde an gegeben, daß die „Tägliche Rundschau" die Ausgabe hat, die „klerikalen Tendenzen" zu bekämpfen. Da würde cs also für den „Evangelischen Bund" ganz ungesährlich sein. Priester und Bischöfe zu verdächtigen und zu verleumden. Wenn man cs versteht, die Form der Beleidigung zu ver meiden. so muß sogar die Fr-isprechung ei folgen. Ob man der kath. Presse auch den Schutz des ^ 193 (Wahrnehmung berechtigter Interessen) zneikennen würde, wenn sie im Kampfe gegen die antiklerikalen Tendenzen falsche Behaup tungen. anfstcllen würde, wodurch sich Leute im „Evange lischen Bunde" beleigigt suhlten? — Ter prrusrischc Knltiismiiiistrr hat der Hörerschaft der Technischen Hochschule in Hannover ernste Vorstellungen gemacht, weil sie am 30. November in einer Drahtung an die deutschen Studenten in Iinisbrnck anläßlich der dortigen Vorfälle ihre innige Teilnahme belnndet batte. Er batte sogar den Rektor der Hochschule und den Vorsitzenden des Studentenausschusses deswegen nach Berlin besohlen. Dort soll man die beiden über die Ansichten in maßgebenden Kreisen durchaus nicht in Zweifel gelassen haben. Diese ganz ungewöhnliche Maßregel ist ans eine Beschwerde der österreichischen Regierung znrmlznführen, die allerdings auch den Sympathiekundgebungen der italienischen Uni versitätshörer für die italienischen Studenten in Innsbrnek entgegenznkreten allen Anlaß hatte. Ob auch dies geschehen, Nüssen wir nicht. — Die Militätpciisionsgr'etze wnrden am Mittwoch im Reichstage in Beratung gezogen. Tie Stimmung über diese ist eine sebr geteilte; in nationalliberalen und konser vative» Kreisen sucht man, die Vorlage nicht nur nnbe- 'eben anziinebine», sondern sie noch zu „verbessern", das beißt mebr Geld ansziigebeii. Hier sind die schönsten Vor sätze über Sparsamkeit schon verflogen. In der Zentrnins- sraktion ist inan jedoch ganz anderer Ansicht; man fordert in erster Linie die Regelung der Kostensrage. Oie Vor läge bringt eine dauernde Mehrbelastung von Isi'ö Milli onen Mark. Wober dioses Geld nehmen? Ja, nur glau ben. daß die Mehrbelastung noch höher sein wird! Wenn aber diese Frage nicht entschiede» ist, wird das Zentrum an die Verab'chiedimg dieser Vorlage nicht berantreten! In der ersten Lesung wird der Abgeordnete Speet de» Stand punkt des Zentrums vertreten. — Ein Lob der Klöster ans evangelischem Munde müssen wir registrieren. Im Görlitzer Handwerkervelei» bielt dieser Tage Herr Pastor einer. Hugo Krüger einen Vortrag über das Thema „Die Anfänge der deutschen Kunst". Hierbei siihrtc er »ach dem uns vorliegenden Be richte des „Renen Görl. Anz." <Nr. 231 vom 30. November) unter anderem ans: „Ungemein fördernd in der deutschen .Kunst sind die Klöster ausgetreten. Diese .Knltiiranstalte» laben siä' nicht allein kür die Wisseincbast, Laiidnürt'chast und Handwerk betätigt, sondern auch die Kunst bedeutend einporgehoben. Bedeutende Künstler sind ans den Kloster- sclmlen hervorgt'geiiigen." Wir freuen uns über diese vor urteilslose, dem Herrn Pastor alle Ebre machende Aner kennung und empseblen sie den liberalen Klösterstürmerit zur Beachtung. Owstt'rviest-N'raa'n. Ungarisches Abgeordnetenhaus. Eine Viertelstunde vor Beginn der Sitzung des Abgeordnetenhauses waren die Mitglieder der Ovvosition säst vollzählig erschienen. Von der Regieriliigsvartei war niemand im Oaale. Oie Zu gänge zu der Prästdrntenestrade »-men von der Parla mentswache besetzt. Oie oppositionellen Abgeordneten rie seii diesen zu: Schämt ihr euch als Ungarn nicht, diesen Oien» zu "erstü' !!? Oer Schiüitiülner Viltor Ratest will denn zur Estrade l inan stiebe»: die Parlamentswaehe bi» deit ihn jedoch daran. Mehrere ovvasilioneile Abgeordnete
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