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Sächsische Dorfzeitung : 09.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189702090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18970209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18970209
- Sammlungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-09
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 09.02.1897
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Lxptd. u. Redaktion Dresden »Neustadt kl. Meißner Gasse 4. Lie Zeitung erscheint Ttcuftag, Donnerstag und Sonnabend früh. AbonncmcntS- Preis: vierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung inS Haus erhebt die Posi noch eine Ge bühr von 25 Ps. Liu unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag. Mittwoch n. ^reiiag Mittag angenommen und kosten: dieIspalt.Zeile l5Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inscratcn- rlnuahiucstcllen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidcndank, Haascnstcin LPoglcr, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Eo. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kesselsdorf u. s. w. Ar. 17. Dienstag, den 9. Februar 1897. 59. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Bei der zweiten Berathung des ReichshaushaltSetatS im Reichstage am Freitag lagen zwei Anträge vor: I) von dem Abg. Ancker und Gen. (sreis. Volksp), den Reichskanzler zu ersuchen, das preußische StaatSministerium zu veranlassen, Vor- kchrungen zu treffen, die Angriffe auf die obersten Reichsbehörden durch Organe der politischen Polizei, wie sie im Proceffe Leckert-Lützow zu Tage getreten sind, in Zukunft ausschließen und 2) von dem Abg. Barth und Gen. (fr. Vgg.), den Reichkanzler zu er» suchen, dem Reichstage baldthunlichst eine Denkschrift über die erkennbaren volkswirthschaftlichen Wirkungen der seit 1892 bezw. 1894 zwischen dem Deutschen Reiche einerseits und Oesterreich-Ungarn, Italien, Belgien, der Schweiz, Serbien, Rumänien und Ruß» land andererseits bestehenden Handelsverträge vor zulegen. Zunächst ergreift Abg. KomierowSki (Pole) das Wort und beklagt, daß die polnische Bevölke. rung allseitig als „ein zeitgemäßes Verfolgungsobjekt" betrachtet zu werden scheine. Reichskanzler Fürst zu ! Hohenlohe bleibt hierauf eine gebührende Antwort nicht schuldig, obwohl, wie er erklärt, die Angelegen heit lediglich in den preußischen Landtag gehört, da sie allein Preußen mit seinen polnischen Lande-» theilen berühre. Redner führt unter Anderem auS: Die Provinzen, in denen sich eine polnische Bevölkerung befindet sind ein unlösbarer Bestandteil der preußischen Monarchie. Der preußische Staat h^t seine Pflichten gegenüber der polnischen Bevölkerung nicht versäumt. Die Hebung des Kulturzustandes der in Frage kommen den Ländertheile während eine-Jahrhundert- preußischer Verwaltung überhebt mich jedes Beweise- in dieser Richtung. Nicht nur die materielle Wohlfahrt, sondern auch das BildungSbedürfniß der polnischen Bevölkerung ist in ausgiebiger Weise gefördert worden. Jch^will nicht sagen, daß Preußen in letzter Hinsicht de- Guten zu viel gethan habe, aber die polnische Sgresfivkraft wäre nicht so, wie sie wirklich ist, wenn nicht Preußen die Gelegenheit zur Erziehung eines gebildeten Mittel. standeS gegeben hätte. Diese Wohlthaten legen auch gewisse Pflichten auf. Die Polen werden lernen müssen, sich ganz und gar al- preußische Staatsangehörige zu fühlen. (Bravo!) Gerade die Erscheinungen, welche wir in früherer und letzter Zeit zu beobachten Gelegenheit hatten, haben zu meinem Bedauern gezeigt, daß diese- Ziel nicht erreicht ist. Im Gegentheil läßt sich sich nicht ver. kennen, daß eine Art nationaler Propaganda betrieben wird, welche im bewußten Gegensatz zum preußischen Staate steht. Dieser Propaganda mit allen verfügbaren Mitteln entgegenzutreten, ist eine Forderung der Staats weisheit. Die Polen werden schließlich der Gewalt derThat- sachen gegenüber mit einer bitteren Enttäuschung enden. (Beifall.) Abg. vr. Munkel (fr. Vp) befürwortet darauf den Antrag Ancker und Genossen. Reichskanzler Fürst Hohenlohe erklärt, daß er in dieser Beziehung nicht in die Polizeieinrichtungen der Einzelstaaten eingreifen könne. Er bedauere aber nicht, daß dieser Proceß, der allgemein große Erregung hervorgerufen habe, im Reichstage zur Sprache gebracht werde. Seiner An sicht nach habe das sogar geschehen müssen. (Beifall.s Die politische Polizei sei indessen nicht entbehrlich. Sie solle Schutz bieten gegen verbrecherische Unternehmungen, die gegen den Staat und den einzelnen Bürger geplant werden und bedürfe zur Ausübung dieses Schutzes der Organe, der Agenten. Er wolle jedoch zugeben, daß sie bei der Auswahl dieser Agenten nicht immer glücklich ge- ! wesen ist. (Heiterkeit.) Im Uebrigen hätte es des Antrages nicht bedurft. Der preußische Ministerpräsi dent habe unmittelbar nach den Enthüllungen deS Pro- cesstS Maaßregeln getroffen, um derartige Vorkommnisse unmöglich zu machen. (Beifall.) Staatssekretär v. Mar schall erklärt die Angriffe, die gegen die Regierung und speciell gegen ihn im preußischen Landtage vom Grafen Limburg.Stirum im Proceffe Leckert-Lützow gerichtet worden seien, für ungerechtfertigt. Er wolle dem gegenüber nur die Thatsache feststellen, daß der betreffenden Jntriguenwirthschast durch die Aufmerksam keit der Regierung ein Ende bereitet worden sei. Von einer vorau-gegangenen Differenz zwischen den Ministern sei keine Rede gewesen. Man habe ihm ferner vor- geworfen, daß die Verhandlung nicht lieber hinter ver» schloffenen Thüren stattgefunden habe, weil sie zu viel Schmutz aufwirbelte. Redner schließt: „Ich erkenne an, es giebt Fälle, wo das Wohl des StaateS eine Verhandlung hinter geschloffenen Thüren fordert, wohl aber sage ich, daß es dem öffentlichen Interesse dien licher sein mußte, wenn da- Volk diese Dinge durch eine offene Verhandlung kennen lernte, al- durch die trübe Brille einer geheimen Verhandlung. Die social demokratischen Führer hatten Kenntniß von den Vor gängen in der politischen Polizei und bereiteten schon eine große Enthüllung vor. Dieser ist der Proceß -uvorgekommen. Wäre da- nicht geschehen, wäre die Soeialdemokratie mit den Enthüllungen vorgegangen, so hätte man den Regierungen Vertuschung vorwerfen können. Ich werde gegebenen Falle- wieder ebenso handeln. (Bravo.) Ich werde den Weg betreten, der für hoch und niedrig gleich ist, den Weg der Gerichte. Damit glaube ich auch die preußischen Traditionen zu wahren. (Langanhaltende- Bravo.) Nach einigen kurzen vertheidigenden Worten de- Grafen Mirbach (derselbe bemerkte u. A., daß unter dem Fürsten Bismarck ein solcher Proceß nicht möglich ge wesen wäre, da ersterer einfach mit dem eisernen Besen vorher ausgekehrt haben würde. — Zurufe „Proceß Arnim!") und LimburgsStirum (kons.) richtet auch Abg. Bebel (Zoc.) heftige Angriffe gegen die politische Polizei. Dieselbe sei eine Frucht der BiSmarck'fchen Politik und müsse abgeschafft werden. Im weiteren Verlaufe der Debatte, in welcher noch allerhand Einzel heiten des Leckert Lützow-ProcesseS zur Sprache kommen, beglückwünscht Abg. Richter (fr. Vg.) u. A. den Staatssekretär v. Marschall zu der Art und Weise, wie derselbe den Grafen Limburg und die konservative Partei abgeführt habe, indem er auf der anderen Seite aber ebenfalls die Nothwendigkeit ver Reform der Politiken Polizei betont. — Am Sonnabend wurde noch fast die ganze Sitzung auf die Erörte rung des Processes Leckert-Lützow verwendet, ohne daß indeß dcr Nachtrag zu der Debatte vom Tage zuvor an die Bedeutung dieser heranreichen konnte. Der Abg. vr. Friedberg erkannte namens der Nationalliberalen die Nothwendigkeit jenes Proceffe- an, bedauerte jedoch, daß der preußische Minister des Innern nicht anwesend sei. Letzterer erschien nachher, griff aber in die Verhandlung nicht ein. Der Abg. v. Kardorsf von der Reichspartei wendete sich gegen die Veröffentlichungen deS Processes, die man lieber hätte todtschweigen sollen, während sein Parteigenosse von Stumm gegentheiliger Ansicht war. Bevor er da- Wort erhielt, hatte Abgeordneter Lieber »amen- deS CentrumS gesprochen. Er begann mit einer Partei nahme für die „unterdrückten" Polen, indem er außer» dem die grundlose Behauptung ausstellte, in den Grenz provinzen handle eS sich um den KatholiciSmuS und e- werde dort „Kulturkampf" getrieben. In der Proceß - Angelegenheit erklärte Lieber sich durchaus mit der Regieruna einverstanden. Die freisinnige Volkspartei zog schließlich ihren Antrag, nachdem er seinen Zweck, eine Besprechung deS sensationellen Pro- ceffeS herbeizuführen, erfüllt hatte, zurück. Da- Resultat der Debatte war, daß alle Parteien, mit Ausnahme der konservativen und der Reichspartei, sich in dieser Frage auf die Seite der Regierung stellten. Zum Schluffe wurde die Verhandlung über die Polen frage wieder ausgenommen, welche jedoch nicht zu Ende geführt wurde. Eine bemerkenSwerthe Rede hat derKaiser wiederum bei der erwähnten, zu Ehren deS russischen Obersten Nepokoischitzki veranstalteten FrühstückStafel in der Bildergalerie de- Berliner Schlosse- gehalten, in dem er folgenden Trinkspruch ausbrachte: „Mein ver ehrter Herr Oberst! Ich bitte Sie, der Dolmetscher Isertilleton. Erkämpft! Novelle au- der KriegSzeit von 1870—71 von A. Söndermann. (Nachdruck verboten.) (12. Fortsetzung.) „Darf ich wissen, gnädige Frau, wohin Sie Ihren Herrn Gemahl zu führen gedenken?" „Nach in Schlesien!" „Da- ist allerdings eine sehr weite Reise und — doch wir werden erst die Ankunst deS Herrn Haupt mann abwarten." „Der Zug kommt!" tönte e- plötzlich durch den Saal. Langsam fuhr der Zug in den Bahnhof. Die Menge tritt zurück, die Thüren öffnen sich. Da steigen sie auS, die Opfer deS Schlachtfeldes. Der Line mit verbundenem Kopfe, der Andere den Arm in der Binde, der Dritte hinkend, einen Arm um den Hal- seine- Führer- geschlungen. Alle le cht verwundet. Einige nehmen von den ihnen dargereichten Erfrischungen und begeben sich auf einen schon dereitstehendln anderen Zug, der sie weiter bringen soll; Einige wandern, von Trägern deS rothen Kreuze- geführt, durch die Stadt nach dem Lazarethe. Doch jetzt kommen die Schwerverwundeten, sie werden in den Saal gebracht, um frisch verbunden zu werden. Auf Zureden deS Arzte- war Wallner im Saale geblieben. Der Arzt wollte nach seinem Sohne forsche», Wallner hatte sich zwar schwer dieser Anordnung ae- fügt und bald erkannte er, daß eS besser so für ihn sei. Aber welcher Anblick bot sich den drei Personen dar. Der Saal füllte sich immermehr mit den ver wundeten Kriegern. Die Aerzte und Diakonissinnen begannen ihr Liebe-werk. LS war ein unvergeßlicher Anblick. Junge, kräftige Gestalten lagen nun hilflos, mit männlicher Kraft und Ueberwindung die Schmerzen ihrer Wunden ertragend, nur von Zeit zu Zeit ein leise- Gestöhn während de- Verbinden- au-stoßend. Doch welche Veränderung ging jetzt mit Elsa vor. Sie warf Shawl und Tuch von sich und eilte unter die Samariterinnen. Papa Wollner schaute erstaunt auf sein muthige- Töchterchen. Er konnte eS kaum fassen, wie die zarte, weiche Elsa plötzlich gefaßt und mit männlichem Muthe beseelt, dienstfertig hilsteiche Hand leistete. Er hatte nur den Ruf „Elsa" au-gestoßen, schweigend und mit nassen Augen folgte sein Blick dem geliebten Kinde. Kaum dachte er noch daran, daß er seinen Sohn erwartete, bi- ihn plötzlich seine Schwiegertochter daran erinnerte. „Mein Gott, Schwiegerpapo, der Arzt bleibt so lange!" flüsterte diese. „Wer? Ja so! Sie haben Recht, ich möchte wohl —" In diesem Augenblicke trat der Arzt ein. „Verzeihen Sie, Herr Wallner, ich habe Sie lange warten lassen. Wollen Sie mich begleiten? Ihr Herr Sohn ist bereit- nach dem Krankenhause mit einigen anderen Officieren gebracht worden. Ich habe Ihre Ankunst gemeldet und Ihr Herr Sohn war sichtlich erstellt." „Mein Gott, lieber Herr Doktor, ist er so schwer verwundet? Bitte, sagen Sie mir e- doch!" bat die junge Frau. „Gnädige Frau, Ihr Herr Gemahl ist schwer ver wundet, aber nicht gefährliw. Beruhigen Sie sich; iu acht oder vierzehn Tag-n können Sie die Heimreise an- treten l" „Acht oder vierzehn Tage? Er ist also doch schwer verwundet! Sie wollen mir die ganze schreckliche Wahr, heit nicht sagen!" „Mein Wort, gnädige Frau, schwer, aber nicht gefährlich!" „Nun, kommen Sie nur, Frau Schwiegertochter!" begann Wallner und schickte sich an, dem Arzte zu folgen. „Und da- Fräulein?" frug der Arzt. „Ach ja, Elsa. Elsa, wo bist Du denn? Komm' nur, komm', Karl ist hier!" rief Wallner in den Saal zurück. Da erst erblickte der Arzt die junge Dame unter den Krankenpflegerinnen. Mit hoher B<wunderung und leuchtenden Augen betrachtete der Arzt die schöne, liebliche Mädchengestalt. Elsa hörte den Ruf de- Vater- und eilte herbei. „Wo ist denn Karl?" frug sie hastig. „Kommt er denn nicht hierher?" „Der Herr Hauptmann ist bereit- auf dem Wege nach dem Krankenhause, mein Fräulein!" antwortete der junge Arzt, sich höslich vor Elsa verbeugend. „Schon fort? Mein Gott, warum denn?"
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