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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050817027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905081702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905081702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-17
- Monat1905-08
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BezugS-PrrtS t» d« tzavptrrpediti« «d« der« L»»gad»- stell« «bgeholt: vl-rteliü-rltch 8.—, bei twrimallzer tügltch« Avftetl»», t»S Haa» 8.7k. Durch di« Post bezog« für Deutsch- laud a. Oesterreich vterteljLhrlich 4^ für di« übrig« Länder laut Zeitunq-pretäliste. «ebukttm, und Uxpedtttmer 1V» Ferusprech« Lilli Iohanutlgafs« chun-t-AUtale Dresden» M arten slrastr »4 Dervfprecher Lut I Nr. 1718). vuuttt>GM«k verlt«. L«rlD «u ck er, HerzgUBayrHofbuchdaudlG, Lützowslrab« 10 - Drrusprecher Amt VI Str. 4608). Dies« «ummer tustet 4 /d M k auf all« LatznhSf« uud I ID D bet deu geitullgS-BertLuserr, ! Abend-Attsgabe. MpMer TaMaü Handelszeitung. Lmlsölatt des Lönigl. Laud- u«d des ÄSnigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Au zeigen-Preis die e gespaltene Petitzeile 2ü Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanziell« Anzeigen, GefchäftSauzeig« unter Lezt oder «u vesouverer Stell« »ach Larif. Di« 4 ges-alt«« krklamezetl, «uuab»eschtutz für Anzetg«: Hlbeno-tlllSgad» vormittags 10 Uhr. Margen»LuSgabm nachmittags 4 Uhr. Anzeigen find stet» a» di»Lxpedttto» zu richt«. Ortra-veUageu tour mit der Marge» «««gab«) nach besonderrr vereinbar»»». Die Erpedtttau ist woch«tagS unlluterbroch« aeSstnet »o» früh « bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag mm G. Pah t» Leipzig (Inh. vr. «,«. » W. »it»khardU Herausgeber: vr. Victor Lllnkhardt. Nr. ^17. 89. Jahrgang. Donnerstag 17. August töOS. Var wichtigste vsm Lage. * Heute früh nach 4 Uhr wurde in Leip »ig und der näheren Umgebung ein Erdbeben gespurt. (S. Leip,. Angel.) * Die Nachricht von einem MajestätSbeleidigungS- prozeß gegen die Berliner „bösen Buben" wegen ihres Monica-BitverbogenS ist falsch. (S. Dtsch. Reich.) * Eine zweite Amerikafahrt des Prinzen Heinrich von Preußen steht im Herbst v. I. bevor. (S. Dlsch. Rch.) * Die Friedenkonserenz in Portsmouth hat sich gestern nachmittag um 6»/« Uhr vertagt. * Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Tientsin vom 10. August: Zn Targuenfu, Provinz Schansi, ist ein Aufstand ausgebrochen. Ein Mandarin wurde getötet. 2000 reguläre Soldaten sind angeblich zu den Auf ständischen übergegaugen. veutrcbr Ziedelungrpslilik in Neu guinea. An dem zu Brisbane erscheinenden deutsch-austra lischen Blatte „Queensland Herald und Nordaustra lische Zeitung" findet sich folgende Mitteilung des Kaiserlich deutschen Gouverneurs von Deutsch-Guinea, Dr. Halst: , „In weiterem Verfolg der Frage der Ansiedelung kleiner Farmer im Schutzgebiete Deutsch-Neu-Guinea erlaube ich mir, Sie davon in Kenntnis zu setzen, das) die Anmeldeliste geschlossen ist. Es baden sich im ganzen 12 Familien zur Siedelung gemeldet. Zur Unterbringung weiterer Farmer stehen amtliche Mittel nicht zur Verfügung. Sollte indessen iemand Lust haben, den Pflanzungsbet^cb mit eigenen! Kapital zu unternehmen, so stellö ich jedem unter den schon bekanntgegebenen allgemeinen Bedingungen 100 Hektare (ettua 250 Acker) zur Verfügung. Tas Eigentum an dieser Landfläche wird kostenfrei über- tragen nach Fertigstellung der Vermessung. Um aber auch nur in bescheidenem Maste, unter Aufbietung der grössten Sparsamkeit, mit farbigen Hülfskräften eine Pflanzung anzulegen und durchzuhalten, ist ein Kapital von wenigstens 20 000 (etlva 1000 Pfd.) erforderlich. Der Kaiserliche Gouverneur: Halil." Hierzu macht die Redaktion folgende hockst be merkenswerte Randglossen: „Hoffentlich hängt die Zukunft Neu-Pommerns wie auch des übrigen Gebietes von Deutsch-Neu- Guinca nicht allein von Pflanzungen ab, die ein ver hältnismäßig hohes Anlagekapital, mit einem wirk lichen Ertrage erst nach Jahren, erfordern, denn das wäre jedenfalls ein grostes Hindernis für die baldige dichtere Besiedelung, da Leute, welche über ein solches Kapital verfügen, nicht so häufig sind, und die» jenigen, welche dasselbe besitzen, in der Regel nicht weit von ihrem Wohnort Gelegenheit genug zu guter Anlage haben, und eine Lichtere Besiedelung Neu- Pommerns und des übrigen Teiles des Bismarck- Archipels ist doch aus verschiedenen Gründen so not wendig. Wenn dort Vieh gedeiht, so wäre es jeden- laus erwunian. einen Vermch mit M!lcbwlrt!ct>alr zu machen, welche in den letzten Jahren hier so grohe Fortschritte gemacht hat, und welcher nicht nur die Oueensländer Farmer, sondern der ganze Staat so viel zu verdanken haben. Geht man jedoch jetzt ernst lich mit dem Gedanken um, die grasten Landflächen im Atherton-Distrikt im tropischen Queensland für Milchwirtschaft nutzbar zu machen. Dort ist Klima und Boden ganz ähnlich wie im Bismarck-Archipel. Für den Beginn von Milchwirtschaft bedarf es keines so großen Kapitalbesitzes. cS bedarf weniger Arbeits kraft, ein Ertrag tritt schnell ein und ein Absatzgebiet ist stets vorhanden, fei cs in Europa oder in Ostasien? Die Schiffe des Norddeutschen Lloyd, welche nack Australien kommen, brauchen allein eine Menge Molkereiprodukte, und in nächster Zeit sollen sie noch vermehrt werden. Warum könnte man von Neu- Pommern aus nicht ebensogut Molkcrciprodukte nach Hamburg und anderen deutschen Häfen vcrscksiffen. als von Australien oder gar von Sibirien aus, vorausgesetzt, daß sie ebenso gut und ebenso billig ge liefert werden, und warum sollten sie nicht? Es ist jedenfalls wünschenswert, daß diese wirtsck-aftliche Seite der Ansiedelung in Betracht gezogen wird." Einer der angesehensten Deutschen Queenslands, seit einem Menschenalter dort ansässig und durch lang jähriges Studium und Beobachtung mit den wirtschaft lichen Entwickelungsmöglichkeiten unserer Südsee gebiete eingehendst vertraut, schreibt uns hierzu bei stimmend: „Die Entwickelung der Milchwirtschaften nimmt jetzt im Norden von Neu-Südwalcs und an der ganzen Qstküste Queenslands riesige Verhältnisse an. Der Handel mit Süd- und Qstasicn ch Mosterei produkten, Geflügel usw., vermittelt in den Ge frierkammern großer Scedampfer, wächst mit Niesen- schritten, die deutschen Südseegebiete könnten diesen Handel an sich reißen. Ach habe seit Jahren darauf hingewiesen. Mit solchen Betrieben böten die deutschen Schutzgebiete so fort Raum für Tausende deutscher Ansiedler, die Gefahr einer japanischen oder britischen Ucker- runipelung wäre beseitigt und ein festes Wehrgefüge schlösse sich dem Deutschen Reiche in der Südsee an. Aber ich werde es müde, tauben Qhreu zu predigen." Hoffentlich zieht die deutsche Kolonialregierung diese Aeußerungen von fach- und landeskundiger Seite in ernsteste Erwägung. Gerade das zahlreich Deutschtum Queenslands könnte den besten Stamm dieser Klein kolonisten liefern und — ist hierzu bereit. Daß es nicht unbedenklich ist, sich ausschließlich auf die amtlichen Meinungsäußerungen der draußen tätigen Konsular vertreter zu verlassen, hat doch die Angelegenheit der von draußen empfohlenen und betriebenen Neu-Guinea konzession drastisch bewiesen, bei der nur durch den rechtzeitigen Feucrlärm der genau unterrichteten natio nalen Presse des Reiches eine neue Gebietsverschleude- rung an englische Spekulanten nach deutsch-füdwest- afrikanischem Muster in letzter Stunde verhütet wurde. ver Aukland in 5üa«ertattilia. Fehlgriffe. lieber „Fehlgriffe in Südwestafrika" klagt die „Köln. Volkszta.", das rheinische Zcntrumsorgan, in einem Artikel, indem sie eine große Reihe von Mißständen in dem Schutz gebiet bespricht und energisch die Zivilverwaltung der Ko- lonie fordert, etwa mit Herrn v. Lmdequist als Gouverneur und Herrn Leutwein als Qberstkommandierenden der von ihrer jetzigen Höhe recht zu reduzierenden Schutztruppe. Die Ausführungen schließen nut folgendem, für die letzige Stellung der Zentrumspartec zur Kolonialpolitik charakteristischen Satz: „Reichskanzler Gras Caprivi wollte sie anfangs der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts um eine halbe Milliarde an England verkaufen: hätte er den Gedanken durchaeführt, cs Ware wahrlich nicht sein geringstes Verdienst gewesen." Anzeichen von Trotha» Rückkehr? Tie „Kreuz-Ztg." findet es begreiflich, daß General von Trotha sich in einer Zuschrift an die „Windhuker Nachr." ab fällig über die versöhnlichere Politik des Reichskanzlers gegen über den Herero ausgesprochen hat, und führt aus: Man muß sich erinnern, daß Herr v. Trotha sich zu der Uebernahme des schweren und verantwortlichen Postens nicht gedrängt hat, sondern erst nach langen Verhandlungen bereit war. Es hieß damals allgemein, er habe sich abs^ lute Unabhängigkeit von der Ziviwerwaltung, also auch vom Reichskanzler, ausbedunacn. Wenn sich also letzt über das Eingreifen des Reichskanzlers beschwert, so wol- len wir das nicht billigen, begreifen aber den Mißmut des Soldaten Uebrigens istes fast die Regel, daß Diplomatie und Kriegsleitung in Meinungsverschiedenheiten und le»- denschaftliche Auseinandersetzungen verfallen, selbst wenn ein Krieg schnell und siegreich beendigt wird. Auch Kiefen Fall können wir also nicht tragisch nehmen. Wir haben keinerlei Beziehungen zu Herrn v. Trotha und ahnen nicht, wie er sich entschließen wird. Doch wißen wir, daß seine Gattin in einem hiesigen Krankenhause tod- krank darniederliegt, und es will uns nickt ausgeschlossen erscheinen, daß er selbst deshalb nach Berlin kommt. An und für sich brauchte eine solche Reise noch nicht als Ver- zicht auf seine jetzige Stellung an^-fehen zu werden Ihn ab zu rufen, dafür durfte letzt, militärisch betrachtet, der ungeeignetste Zeitpunkt sein. Das sieht fast so aus, als wenn damit ein demnächst zu erwartendes Rücktritts g e s u ch dcS Herrn v. Trotha im Voraus begründet werden soll. Truppenheimkehr. Mit dem Dampfer „Alexandra Woermann" .trafen aus Swakopmund am Mittwoch in Hamburg em, teils «IS ent lassen und teils als Rekonvaleszenten: Hauptmann v. Rov- pard, Hauptmann Arnold, die Oberleutnants Frhr. v. Grote und Hildebrand, Leutnant Frhr. v. Reib- nik, Oberveterinär Scholz und Stabsveterinär Eberts, sowie 80 Feldwebel, Unterossiziere und Soldaten. ver nirrftch-iapaNftche Weg. Die Rsnferenz. Gestern uiu 6Ü4 Uhr ist nach den Meldungen auS Portsmouth die Friedenskonferenz vertagt worden. Die Eisenbahnfrage war auch in der NachmittagSsitzung beraten worvcn, indessen war eö bis gegen Abend noch nicht bekannt, vd eine Einigung erzielt worden ist. Mau erwartete bas Resultat mit großer Spannung und hoffte, daß es blS heute über Diese Frage zu einer Versländrgviig komme. Punkt 9 uud 10 betreffen die internationalen russischen Schiffahrtsbeschränkungen, die Entfestigung von Wladiwostok und die Geldentschädigung. Punkt 12 soll einen Bündnisvorschlag enthalten. — AuS Paris wird gemeldet: Die bedeutsame Frage, in welcher Form die in Ostasien interessierten Mächte zu den nicht aus die russisch-japanische Sphäre be schränkten Artikeln der Portsmouther Berhaudlungen vor deren endgültigem Abschlüsse Stellung nehmen könnten, beschäftigt angelegentlich die Diplomatie. Man be tont, daß die Mächte, welche zu Beginn des Krieges ihre Neutralnät erklärten, nunmehr wohl ein Anrecht hätten, über die geplanten wichtigen Veränderungen von internationaler Tragweite rechtzeitig unterrichtet zu werden. Der „Temps" gibt diesem Verlangen vorsichtig Ausdruck, ohne vorerst zu wissen, an welcher Stelle und von welcher Diplomatie am sicher sten der eiwünschte politische AufklärungSbienst zu versehen wäre, ob von den in Petersburg und Tokio oder von den in Washington beglaubigten neutralen Vertretern. Die Wahl würde, wenn man rasch zu arbeiten willens wäre, auf die Washingtoner Diplomaten fallen. Man sieht hier nämlich eme vielleicht achttägige Unterbrechung der ofsiziellen Verhandlungen voraus; während dieser Pause könnten die Wünsche und Meinungen der neu tralen Mächte vornehmlich über die Artikel Korea und Liautung gehört und nützlich verwertet werden. Gefangen in Tokio. Aus Tokio wird depeschiert: Der russische General Liapunow und fünf Offiziere seines Stabes sind als Ge fangene in Tokio gestern angckommen. Dein General wuroe fein Degen gelassen. Von seinen Ojfiziereu ist die Mehrzahl schwer erkrankt. Lin anfgefunvoner Rohlenfchatz in — Lort Arthur. Wie ein Hohn auf die russische Verwaltung klingt eS, was die „Kreuz-Zta." mitteilt. Man höre: „Bei der Ueber gäbe von Port Arthur wurde bekanntlich von japanischer Seite die Einreichung eines genauen Inventars aller in ter Heftung noch vorhandenen Vorräte verlangt. General Stössel ließ denn auch — natürlich nach den Büchern — das Ver zeichnis anfertigen und überreichen. Bald darauf fiel es aus, daß zwischen den Berichten General NogiS über die gemachte Beute und den Angaben Stöffels ein eigentümlicher Wider spruch bestand. Die Japaner haben sogar in Port Arthur 150 000 t bester Cardis-Steinkohle erbeutet, während nach den amtlichen russischen Ausweisen Kohle fast gar nicht mehr vorhanden und daher die Flotte zur Bewegungslosigkeit verurteilt war. Beide haben reckt: der Widerspruch hat in gewissen Gepflogenheiten der russischen Bureaukratie längst eine befriedigende Erklärung gesunden. Mau hat eS in Port Arthur nicht anders getrieben als in allen übrigen KriegShäfrn, nicht ander» al» in Kron stadt, Llbau oder Sewastopol. Wenn rin Schiff au-laufen soll und tatsächlich — sagen wir — 6000 t Kohlen einuimmt, so schreibt „man" 8000 oder 10 000 ab. Die 6000 werden eingeladen, die übrigen bleiben im Depot, sind aber amtlich nicht vorhanden, sondern verheizt. So sammelt sich mit der Zeit ein großer Vorrat an, der nun zum Besten von „man" verkauft wird und zwar an den Lieferanten, natürlich zu einem geringeren Preise. Dies Geld verteilt „man" nach dem Range. Der Lieferant verkauft darauf die Kohlen sofort an den .MarinesiSkuS zurück, und dieser bezahlt sie znm zweiten Male. Dann beginnt das Spiel von neuem. Sv finden sich in jeden» Depot große Vorräte an Kohle, die bald nicht vorhanden sind, bald einen Augenblick dem Lieferanten gehören und darauf wieder in den Büchern aus tauchen. Und was der Kohle recht ist, ist sonstigen Vor räten billig. Es ist dazu nur einfaches Umbuchen nötig, und die Taschen sind gefüllt. Seit die bisherige Marineverwaltung fallen gelassen worden ist und eS nichts mehr zu beschönigen Hibt, hat die Regierung es ausgegeben, derPresse die Besprechung dieser empörenden Diebstähle zu verbieten, und sie werden offen besprochen, sogar von Blättern, die unter der Zensur stehen. Daß zu den beteiligten „man" hochmögende Männer bi» .u den lokalen Spitzen gehören, versteht sich von selbst. In Port Arthur hatte sich gerade ein großer Vorrat nicht vorhandener Kohle angehäust, als die Einschließung begann und sowohl den Verkauf an den bisherigen Lieferanten als auck eine fiktive Neulieferung unmöglich machte. Daher konnte die Kohle auch nicht in da» Inventar aufgenommen werden und die Diebe kamen um den erhofften Gewinn. Ob es Birilew gelingen wird, diesen alten Brauch zu be seitigen? Wir bezweiselu es." politische cagrttckau. Leipzig. 17. August. Alrischtcuerung. Im ganzen Deutschen Reich steht die Fleischteuerung im Vordergründe des Interesses. Die „Königsberger Allg. Ztg." glaubt Herrn v. PodbielSki mehrere Irrtümer Nachwelten zu können. Wenn er bei dem bewußten Diner sagte: „Wir stehen der Sorge um die jetzige Lage des Fleisch marktes nicht abholv gegenüber; aber ein preußischer Land- wirtschaftsmmisler kämpft für die preußische Landwirtschaft", so gibt bas genannte Blatt zu, letzteres sei Herrn v. Pod- bielskiö gutes Recht uud unbezweiselte Pflicht; aber in das Ressort des preußischen Landwirtschajtsminislers allein, heißt eS weiter, sällt nicht die Entscheidung über die Ernäh rung der Bevölkerung. Volksernährung und Landwirtschaft sind in Oberschlesien in einem Gegensatz zu einander gewesen und über' dem Interesse eines noch so wichtigen Erwerbs- zweigeS steht das der Gesamtbevölkerung. Es ist ein grund legender Irrtum des Herrn von Podbielski und seiner still schweigenden Herren Mmisterkollegcn, daß er allein kompetent sei zur Entscheidung der Frage, ob jetzt einige Zeil hin- Feuilleton. 54 s Die beiden HaUermuuds. Bon A. Dom. »tochdrua v,rvo>« Sie hatte sie nicht wiedergcsehen, sie hatte ihr auch die Fürstenkrone nicht geneidet, nein, sie hatte es nicht getan, und jetzt war sie sich dessen froh. Loni schauderte. So jung und sterben. Aus dein lebenswarnien Dasein, fort aus dein Glück, aus Glanz und Liebe. Ausgelöscht wie ein Licht. Wie war das nur so plötzlich gekommen, wie hatte das sein können? Aber alles Grübeln half ja nichts, sie mußte sich zur Abreise rüsten, ihre Sachen einpacken, es war keine Zeit zu verlieren, di; Fürstin wartete ja in Hohenbüchen auf sie. Beim Abschied drückte die Mutter ihre Tochter warm an sich. „Geh mit Gott, Loni, bleibe gesund und ach ja komme bald zurück. Wir beiden Alten sind einsam, des Vaters Gesundheit, du siehst cS ja, er erholt sich so langsam. — Na ja doch, ich will jetzt nicht klagen, der jähe Tod der jungen Frau, — es er innert mich alles wieder an unsere Gerda. So jung au» dem Leben gerissen zu werden! Ich hätte sic gern einmal kennen gelernt, dein Ebenbild, Loni, nun ist es zu spät damit!" Sie weinte schon wieder, sie tat das so leicht, die arme Fran machte sich und ihrer Umgebung das Dasein nicht Heller, sie hatte eS verlernt, sich deS Lebens zu erfreuen. — La» gramvolle Gesicht der Mutter, des Vaters trauriges, letztes Abschiednicken blieb Loni tief im Gedächtnis. Ja doch, Pflicht und Kindes liebe zog sie zurück zu den beiden. Sie hatte es nicht vermocht, der Mutter von ihrem Briefwechsel zu erzählen. Das war noch ihr ganz eigenes Geheimnis geblieben, und nun wußte sie, daß Doktor Moeller in einigen Tagen in Tonnersberg erwartet wurde. Mit jeder zurückgelegten Meile auf dein Schienen- sträng der Eisenbahn näherte sich Loni seiner Heimat, seinem Elternhause. Würde sie ihn in Hohenbüchen sehen? — WaS erwartete sic dort? Was würde ihr die nächste Zukunft bringen? Sie hatte von den letzten Er eignissen, die sich in Pleißenstein zugctragen, keine Ahnung, konnte sic nicht haben, denn cs war dort niemand, der ihr darüber Bericht erstattet haben würde, sie wußte auch nichts von der Anwesenheit der Baronin ttnyadchy, deren Ankunft erst für viel später angemeldct war. Zur Beerdigung der jungen Fürstin waren alle ge kommen, die in der Umgebung auf Namen und Rang Airspruch machten. Sie lxrtte sich zu einer großartigen Feier gestaltet. Der Tod der jungen Frau hatte in ihren Kreisen schnell genug eine Frage gelöst, die die Gemüter mehr oder minder aufgeregt. Ter Empfang der nicht Ebenbürtigen. Jetzt ruhte sie still und unbe helligt in der Fllrstcngruft derer von Pleißenstein, und der Toten brachte man willig alle Ehren, galten sie doch auch zumeist dem Gatten der Verstorbenen. Auch die verwitwete Fürstin zeigte sich tief erschüttert. Dieser jähe Tod ging ihr nahe, und der stumme, klaglose Schmerz des Sohnes erweckte ihr Herz. Außerdem gab ihr Gerechtigkeitsgefühl zu, daß er in Carola ein großes Glück für immer verloren hatte. Nach den Vegräbnisfeierlichkeiten zog sich der Fürst in seine Gemächer zurück und verweigerte entschieden, irgend jemand zu sehen. Er überließ seiner Mutter voll- ständig die Vertretung des Hauses, niemand sollte ihn stören, allein wollte ec sein mit seinem großen Schmerze und seinen Erinnerungen an sein verlorenes Glück. Auch die Baronin Unvadchy mußte sich mit dem Bescheid absurden, daß der Fürst niemanden empfange.— Ja doch, an» allerletzten diese ezzentrisckie Frau, mochte seine Mutter mit ihr fertig werden. Er hatte ihr die häßlick-c Art, wie sic sich vor einigen Jahren an der jungen Erzieherin gerächt, nicht vergeben, und in seiner jetzigen Stimmung war sie ihm geradezu widerwärtig. So war denn die Kondolenz der Baronin nur schrift lich gewesen, und von der Fürstin beantwortet worden, zu gleicher Zeit teilte sie ihr mit, daß sic in einigen Tagen nach Hohenbüchen zuriickreiscn würde, und die Baronin dann den kleinen Ditti dort begrüßen könne. Eine solche Frist behagke indessen der ungeduldigen Frau nicht. Auch schien ihr gerade dies die denkbar ver lockendste Gelegenheit, ihren Sohn ohne lästiger» Zwang vorher wieder sehen zu können. Die Baronin war längst davon überzeugt, daß eine heimliche Entfernung des Knaben, der, wenn auch ein Kind an Jahren, doch der Erbe eines hohen Namens und großartiger Besitzungen war, — ganz unmöglich sei; auch batte ihr mexikanischer Verehrer ihr drüben die Tat sache klar genug gemacht, daß die mexikanische Regierung gar nicht einmal einem Kinde Schutz gewähren würde, gegen den Willen eines ganz besonders strengen Vor- mundsgesetzes und das unter dem Schutze des deutschen Landesfürsten stand. Aber der Baronin lag auch jetzt eil» solcher Wunsch ganz fern. Tenn da sic annahm,daß die von ihrgehaßteeinslige Gouvernante nun aus der Welt der Lebende»» gegangen »var, hatte auch die sinnlose Wut und Eifersucht ausge hört, sie zu plagen. Sie würde nun den bitteren Stachel nicht über das Weltmeer »nitnehmen, daß sie, gerade sie ihr die Liebe des Sohnes stahl, gewissermaßen Mutter stelle an ihm vertrete»» würde. Nein, das war ja nun vorbei und der Tod hatte da der rachesüchtigen Frau recht gefällig eine Unbequemlichkeit aus dem Wege geräumt. Es war ein unangenehm heißer Tag, bereits der dritte iin Gefolge einer geradezu quälenden Hitze. Schwül und still lag die Sonnenwärme in bewegungs loser Luft, cs hatte bereits wochenlang nicht geregnet, die trockene Temperatur ließ Mensch und Tier ermatten, welkte Blätter und Blüten in der ausgetrockneten Erde. In den hohen, weiten Räumen des Hohenbuchener Schlosses war es noch am leichtesten zu ertragen, und man hatte in der luftigen Halle soeben den NachmittagS- tee eingenommen. Die Kinder und Frau Seebach saßen am Tisch. Ditti war mit seinen Erdbeeren noch nicht fertig, und Ulla fütterte die beiden EolliS mit Kuchen- resten. Loni war an die weit offenen Flügeltüren ge treten, welche auf die Freitreppe und von da in den Park führten. — Der vor kurzem noch wolktnlos»
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