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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.03.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050309026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905030902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050309
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905030902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-09
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Berlin. fPriv.-Telj Die B u d g e t k o i» m i s s i o n d e S Reichstags setzt« heute die Beratung der Vorlage über die F r l ed e n sp r äj e n z st ä r k e des Heeres fort. Die Mehr forderungen für dre Pioniere und die Verkehrstruppen wurden genehmigt, woraus ine zurückgestcllte Äbstiinmung über die 633 Bataillone Infanterie vorgenoinmen wurde. Der Kor referent, Abg. Roeren, zog seinen Widerspruch gegen die Mehr- forderungcn zurück, und io wurde die volle Forderung von 633 Bataillonen glatt bewilligt. Z 1 seht die Jahresdurchschnitts- stärke derart fest, daß sie 1909 die Zahl von 555 839 Gemeinen, Gefreiten und Obergcfreitcn erreicht und bis znin 31. März 1910 bestehen bleibt. Die Einjährig-Freiwilligen kommen darauf nicht zur Anrechnung. Darüber entspann sich eine längere Debatte, in der aus Beschwerden des Abg. Südekum Isoz.h das; die Offtziersburschen oft in menschenunwürdigen Gelassen unter- »bracht wären, Kriegsminister v. Einem entgeanetc, die Burschen , icn noch immer besser unlergebracht als andere Menschen im Osten von Berlin mit seiner so amgeklärten Stadtocrordncten- Bersammlung. Schließlich wurde trotz des Widerspruchs des Kriegsministers zu 8 1 der vom Abgeordneten Gröber beantragte > angenommen: Die Präsenz; iss er vermindert sich nm die der Oekonomiehandwcrkcr, soweit solch« durch Zivilarbcitcr letzt werden." Auch 8 3 wurde genehmigt. Morgen: Wchr- tichtgesetz. Russisch-javanischer Krieg. Mukdrn. Morgens. Neutermeldung-I Tic Japaner sehen ihre Flankenbewegung fort. Eine japanische Division hat sich in der Richtung aut Tieling ausgebreitct. In zwischen setzen die Russen den Angriff aus die japanische Front fort. Sonntag nacht griffen die Japaner Schahopu, Ertagu und Kantajinsan im Osten an. Im Zentrum werden die Stellungen behauptet, im Südwestcn gehen jedoch die Russen auf ihre zweite Stellung zurück. Mulden. Wittags. Reutermeldung.1 Um 2 Uhr morgens griffen die Japaner die russischen Stellungen am Hunho an. Dos Artilleriefeuer kielt ununterbrochen an und wurde bei Tagesanbruch in nördlicher Richtung fast bis zur Straße noch Sinminting fortgesetzt, von wo verwundete chinesische Flücht linge jetzt eintreffen. Auch eine Anzahl japanischer Verwundeter ist gebracht worben. Längs der Sinminting-Strgße war eben falls in weiter Entfernung nördlich von der Stadt ein Kampf zu hören. London. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio von gestern: Nach einem Telegramm aus Inkan scheint sich die Haupt macht der Russen bei Fuftchun nach Tieling zurück zu z i e h e n. Die Verluste sind bedeutend. Alle russischen Hilss- truppen sind in nördlicher Richtung von Mukdcn abgesandt. Kuro- patkin lmt sein Hauptquartier verlegt. Ter japanffche linke Flügel lagerte sich nach einem heftigen Kampfe am Montag nörd lich von Mulden. Am Sonntag traf eine japanische Kavallerie abteilung mit mehr als 1000 Kosaken bei Jcnkaton, 25 Meilen nördlich von Sinminting, zusammen. Die Russen flohen und ließen eine große Anzahl Tote zurück. Der linke Flügel von Kur^atkins Nachtrab, bestehend aus 20 000 Mann aus erlesener Truppen, zieht sich zurück. Zur Lage in Russland. SoSnowiee. Entgegen der Meldung auswärtiger Blätter ist richtig zu stellen, daß das Standrecht hier nicht ver hängt worden ist. Die Stadt ist ruhig. In der Ortschaft Sawrze im Kreise Sosnowice feuerte am 4. März eine Patrouille auf 30 Arbeiter, die der Aufforderung, auseinanderzugeben, nicht gefolgt waren. Drei Arbeiter wurden getötet und drei ver wundet. Die Beerdigung der Getöteten, die gestern stattfand, verlief rubig. Tiflis. Aus Kutais wird amtlich gemeldet: 200 RealschiÜer veranstalteten, bisweilen durch Handlungsgehilfen verstärkt, öffentliche Kundgebungen, wobei sie Steine schleuderten und Revolverschüffe auf Militärpatrouillen abgaben, so daß auch letztere von der Masse Gebrauch machen mußten. Auch in Eriwan brachen am 4. März Unruhen aus, und zwar wegen der anscheinend aus politischen* Gründen erfolgten Ermordung des Gouvernemenlsarztes. Drei Armenier und ein Muiclman wurden getötet. Am 7. Mä>z wiederholten sich die Ruhe störungen. An diesem Tage wurden 7 Muselmanen und ein Armenier getötet und 18 Personen verwundet. Oldenburg. Ter Kaiser traf mittels Sonderzugs heute vormittag 8 Uhr 50 Minuten hier ein und wurde vom Großherzog am Bahnhose begrüßt. Die Fürstlichkeiten fuhren nach dem Eliiabeth-Anncn-Palais, wo das Frühstück eingenommen wurde. Um 10 Uhr 35 Min. erfolgte die Weiterreise nach Wil helmshaven. Bei der Ankunft und bei der Abreise bereitete das Publikum dem Kaiser lebhastc Ovationen. Wilhelmshaven. Der Kaiser ist heute mittag 11T, Uhr hier eingctrossen und am Bahnhöfe vom Staatssekretär des Reichsmarineamts Admiral v. Tirpitz, dem Generalinspektcur der Marine Admiral v. Köster und dem Chef der Marincstation der Nordsee Admiral Bendemann empfangen worden. Nach der Begrüßung der genannten Herren fuhr der Kaiser unter Hurra rufen der spalierbildeudcn Truppen und Schulkinder durch die geschmückten Straßen nach dem Exerzicrhausc, wo die Ver eidigung der Morinetruppen stattfand. Köln. sPriv.-Tcl.s Einer 'Nachricht aus Hamborn in Westfalen zufolge wurden nach polizeilichen Mitteilungen durch Hilfsbahnwärter gelegentlich der Revision der Eiscnbahnstrecke Neumühl—Stcrkrade, unter den Eisenbahnschienen versteckt, Dynamitpatronen gesunden, die mit Zündern versehen waren. Es ist bestimmt anzunehmen, daß die Patronen in ver brecherischer Absicht unter die Schienen gelegt worden sind und daß durch die Aufmerksamkeit der Beamten ein großes Unglück verhütet wurde. — Ans den Eisenbahnzug Hochneukirch^- Gladbach wurden mehrere Schüsse abgeseuert, wodurch die Fensterscheiben durchschlagen wurden, ohne daß iemand getroffen ward. Die Behörde setzte eine namhafte Belohnung aus die Entdeckung der Täter aus. Posen. Die auf heute vor der 4. Zivilkammer des Land gerichts angesetzte Verhandlung in der Klagcsache der Bahn- wärteröfrau Mever gegen die Gräfin Kwilecka wegen Herauchzabe des kleinen Grafen Josef Kwilecki ist vertagt worden, weil die Vertreter beider Parteien neue Bewcisanträgc gestellt haben. La s c r t 6 - B e r n a r d bei Le Mans. In einer hiesigen Jahrmarktsbude entstand gestern infolge Kurzschlusses der elek- irischen Leitung Feuer, das große Panik unter den Zuschauern hervorrief. Zahlreiche Personen trugen Verletzungen davon. Beni - Unis. Im Süden der nordwestasrikanischen Pro vinz Oran kam es zwischen den mit der Bewachung des Baues der Eiscnbalmkinie Ben-Zireg—Beschar betrauten Patrouillen und W ü st c n r ä u b e r n zu einem Zusammenstoß. Die Wüstcnräubcr, die in die Flucht geschlagen wurden, hatten zwei, das Militär einen Toten. Ocrtlichcs und Sächsisches. Dresden. 8 März. —* Se Majestät der König nahm heute mittag 12 Uhr im PalaiS am Taichciibeig die Vvislellung der AbitnOenten des König!. KadcitenkmpS durch de» Kommandeur, Oberstleutnant v. Tettenborn cntgeaen. —* Sc. Majestät der König wird morgen beim Besuche von Döblcn u. o. auch die in einer besonderen Halle unter gebrachten 17 historischen Grabsteine besichtigen. Einer dieser Steine bezeichnete das Grab des am 6. Januar 1603 im Alter von 61 Jahren gestorbenen Christoph von Zeutsch an? Burgk, von welchem die Kaiserin Katharina II. von Rußland ab stammte. die wiederum zu den Ahnen zählt: dcS russischen Kaiser hauses. des grvßherzoglich mecklcnburg-schwerinschen Hauses, des großhcrzoglich sachjen-weimarischen Hauses, des königlich nieder ländischen Hauses, Wilhelms II., Königs von Preußen, Deutscher Kaiser, der Prinzen Heinrich und Leopold von Preußen, der Seitenlinie des großherzoglich oldenburgische« Hauses und des herzoglichen Haiises Leuchlcnbnrg. Die Denk mäler wurden zu Ende des vorigen Jahrhunderts unter Leitun» des Geh. Hosrates Prof. Dr. Cornelius Gnrliit ausgestellt und mit einer 1899 geweihten Halle umfeben. Der rnlsilch« Kaiser trug hierzu die Summe von 3000 Mark bei. — ^ Te. Könlgl, Hoheit Prinz Johann Georg, der augenblicklich in Tunis weilt, kehrt nächste Woche wieder nach Palermo, wo er im Hotel des Palmcs nnter dem Namen eines Bcuons Paok abgesilegen war, zurück. —* Ter »otionaXibeiale LanStagsabgeordnete Herr Geh. Kommerzienrat Preibiick» >» Reichenau, der den 3. ländlichen Wahlkreis lninsaffend die Orte der srüheicn GerichisamtSbezirke Reichenau. Ostrik Herrohut) seit 18 Jahren vertritt, wird bei den in diesem Jahre bevorstehenden Wahlen nicht wieder kandidieren. AlS naiionalliberaler Kandidat winde Herr Fabrikbesitzer Paul in Bcrihelsdors vorgeschlagen. Für den Bund der Landwirte kandi diert Herr GutSpächter Domsch-Großbennersdorf: auch die ftei- sinnige Polkspaitei wird sich an dem Wahlkampfe beteiligen. —* T-ie Handelskammer Dresden Hai sich mit einer Petition gegen die von Preußen geplanten Schiffahrtsabgaben an die sächsische Staatsrcgierung gewendet. Der Rat zu Dresden hat, wie schon vor längerer Zeit zwischen dem Herrn Oberbürgermeister und der Leitung der Handelskammer ver abredet worden war, nunmehr beschlossen, sich dieser Peti tion unter Berücksichtigung der besonderen Dresdner Verhält nisse a n z u s ch l i e ß en, ein Ersuchen um Anschluß an die Städte Schandau, Kömgsiein, Pirna, Meißen und Riesa zu richten und die Petition auch an den nächsten Landtag ergehen zu lassen, der sich verfassungsmäßig mit dieser Frage wird zu befassen haben. —* Durch die Vermittlung des Rechtsanwalts Justizrats Krug hat eine ungenannt gebliebene Dame zur Erinnerung an ihre ver storbene Schwester Jlie 70 000 Mark gestiftet, deren Erträgnisse für die köiperlrche und geistige Pflege und Erziehung ärmerer in Dresden auswachiender Kinder beiderlei Geschlechts ohne Unkelschied des Alters, der Nationalität, des Glaubens, der Herkunft und des UnterstntzungSwohnsitzes verwendet werden soll. Der Rat nahm die Schenkung mit dem Ausdrucke des Dankes an und genrhmigke die im Einvernehmen mit der Slisierin für diese Schenkung nnier der Bezeichnung „Ilse-Stiftung" aufgestellten StistungSbestlmmungen. —* Der Rat beschloß die Vergütungssätze für Ver di n g n n gs l e ist u n ge n bei Einauartiernneyn aus die Zeit vom 1. Avril d. I. bis mit 31. März n. I. in der bisherigen Höhe wieder festzuslellen. —* Dem Rat wiilden weitere 7000 Mk. als Abschlagszahlung ans den Reinertrag der Wohltätigkeits-Vorstellung vom 21. v. M. im VereinShanie zur Beschaffung von Heizmaterial sür Dresdner Aime durch Geh. Kommerzienrat Menz übersendet. —* Der Dresdner Bczirksobstbauoerein hielt am 6. März unter Vorsitz des Herrn Pros. Dr. Hcmkcl seine dritte diesjährige Bezirksvcrsammlnng ab, in welcher vor einem sehr zahlreichen Auditorium Herr Oberst z. D. Camillo Lauter- bach auf Grund seiner veriönlichen Wahrnehmungen über die Obstkultur in überseeischen Ländern sprach. Mit Stolz und Freude füllt sich die Brust, wenn man als Deutscher die Welt durchwandert und in allen Ländern den Einfluß, die Ausbreitung und Anerkennung beobachtet, die unser Handel, unsere Industrie, unsere Kunst, unser Gewerbe gefunden haben. Neben den Engländern sind die Deutschen um den ganzen Erd ball herum anzutreffen, und überall wird ihre Brauchbarkeit und Tüchtigkeit rückhaltlos anerkannt. Unter den verschiedenen Bernfsartcn erfreut sich nun im AuSlande die deutsche Gärtnerei eines ganz besonders guten Rufes. Deutsche Gärtner sind überall gern gesehen und werden stets bevorzugt. So sind denn auch zahlreiche berühmte öffentliche Anlagen, Parks, botanische Gärten, namentlich aber auch Frnchtplantagcn von deutschen Gärtnern angelegt worden. Ganz besonders aber ist der deutsch« Gärtner in den Kolonien, in den Plantagen am richtigen Platze, weil er dort seine Kenntnisse voll verwerten kann. Nach Fest- Kimft und Wissenschaft. ch* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hos- kheater. Zu dem Gastspiel der Traumtänzerin Magde- lcine G. Sonntags den 12. März lmittags Uhrj. können den Inhabern von Stammsitzen im Schauspielhause, da die Vor stellung mittags stattfindet, die Plätze nur bis tags zuvor: Sonn abend, den 11. März, bis spätestens 12 Uhr mittags, reserviert bleiben. — Sonnabend, den 11. März, wird im Schauipielhause das neue Lustspiel „Die große Leidenschaft" von Auernheimer zum 9. Male wiederholt. In Verbindung damit geht nicht der angekündigte Einakter, sondern die in voriger Spiel zeit zum ersten Male aufgeführle Groteske „TieBanausen- schlacht" von Leo Lenz in Szene. Delbrücks Lebeilserilmerimgeil. Ein« wertvolle Quelle zur Geschichte unserer nationalen Ein heitsbeweguna bilden die demnächst im Verlage von Drucker u. Vumblot in Leipzig erscheinenden, von der Gattin des Verfassers herausgegebenen Lcbenserinncrungen Rudolph von Delbrücks, des großen preußisch-deutschen Staatsmannes, der mit Bismarck zusammen als einer der hervorragendsten Pioniere der deut schen nationalen Entwicklung tätig gewesen ist. Seit 1867 Präsident des Bundeskanzleramtes und 1868 preußischer Staats minister ohne Portefeuille, vertrat Delbrück seitdem Bismarck sowohl im Bundesrate wie im Reichstage und galt als des Kanzlers „rechte Hand". Im Jahre 1871 wurde er wegen seiner Verdienste um die Neichsgründnng mit 200 000 Talern dotiert. Später trat er infolge seines Beharrens auf den frei händlerischen, von der wirtschaftlichen Notwendigkeit mehr und mehr in den Hintergrund gedrängten Ansichten in Gegensatz zu Bismarck und miißte daher bei dem Beginne des zollpoli- tischen Umschwunges im schutzzöllnerischen Sinne den Platz raumen. Der am l. Februar 1903 in Berlin verstorbene Ver fasser gedachte ursprünglich nur lose zusammcngetügte persön liche Erinnerungen zu schreibe». Während der Arbeit aber wuchs ihm das Werk zu bedeutsamen politischen Erinnerungen heran: „Je weiter ich mit meinen Aufzeichnungen forlschritt, desto klarer wurde es mir, daß ich den Rahmen erweitern müßte, wenn nicht ein armes Dasein statt des mir von Gott geschenkten reichen Lebens im Bilde erscheinen sollte. Denn der Reichtum meines Lebcnsbat von meiner Jugend an bis zum Beginn des Alters seinen Mittelpunkt in der Arbeit sür den Staat gehabt und kan» ohne Darstellung der Gegenstände, der Methode, der Ziele und der Ergebnisse dieser Arbeit nicht zur Anschauung gebracht werden." Aus den Aushängebogen des interessanten Werkes, die uns von der Verlagshandlung zur Verfügung gestellt worden sind, heben wir folgende Stellen hervor: Am N- Dezember 1850 waren die „freien Konferen - en" der Bundesstaaten in Dresden eröffnet. Die ür die materiellen Interessen, Handel, Zoll. Schiffahrt, Ver kehrsmittel, gebildete — dritte — Kommission der Konferenz, unter dem Vorsitz Bayerns, aus Oesterreich, Preußen, Sachsen, Hannover, Württemberg, Baden, Oldenburg, Sachsen-Coburg- Gotha und Hamburg zufammengesetzt, hatte am 8. Januar be schlossen, den in ihr vertretenen Regierungen anhcimzngeben, Sachverständige nach Dresden zu enftcndcn, welche, ohne be sondere Vollmacht, durch den betreffenden Bevollmächtigten in die Kommission eingesührt und je nach dessen Ermessen an den Beratungen derselben beteiligt, auch zur Vertretung des Bevoll mächtigten in der Kommission befugt erachtet werden sollten. Fürst Schwarzenberg, welcher um diese Zeit zugleich mit dem Minister von Manteusfel in Dresden anwesend war, fragte letz teren, wen Preußen als Sachverständigen senden werde, und gab aus dessen Erwiderung, daß die Wahl wohl auf mich fallen würde, den bestimmten Wunsch zu erkennen, daß eine andere Wahl getroffen werden möge. Herr von Manteuffei zog sich aus der Verlegenheit, indem er antwortete, er werde meine Wahl schwerlich abwcnden können, weil ich der Vertrauens mann des Königs in diesen Dingen sei. So wurde ich tele- graphisch nach Berlin berufen; ein Rat ans dem Finanzmini sterium trat in Wiesbaden an meine Stelle. In der Hauptsache war nur noch die Ermäßigung der Dnrchgangsabgaben und die von denselben unzertrennliche, ungleich schwierigere Herabsetzung der deutschen Rheinzölle. sowie die Verständigung über die mit den Niederlanden einzuleitcnden Verhandlungen zustande zu brin gen. Am 3. Februar traf ich in Dresden ein und nahm im „British Hotel" in der Landhausgasie ein paar Zimmer im 1. Stock, dessen übrige Räume unser Konsercnzbcvollinächtigter Gras Alvens- lebcn und mein alter Freund, der ihm beigegebene Leaationsrat Gras Fle.mming, bewobnt- i. Graf Mvenslcben hatte lehr ungern und nur ans die persönliche dringende Bitte des Königs die Mission übernommen, er war aber der rechte Mann an der rechten Stelle. Ausgcstaltet mit klarem Verstände, politischer Einsicht und einem praktischen Kon sons, wie ich solchem selten begegnet bin, ein durchgcbildctcr Jurist und als mehrjähriger Ehef des Finanzministeriums in den großen Verwaltungssraoen zu Hause, ein vornehmer und durch sem großes Vermögen völlig unabhängiger Mann, nahm er von vornherein die erite Stelle unter den Konscrenz-Bevollniächtiatcn ein. Er war von Natur bequem, das: „pss trop clo rölo war ihm aus der Seele ge sprochen, aber, wenn es daraus ankam, konnte er energisch tätig lein. Zum großen Staatsmann fehlte ihm der Schwung des Geistes, alles Ideale wies er von sich, die Jdecchogen, wie er die geistreichen Politiker, unter anderen den bayerischen Minister von der Pfordten nannte, waren nicht nach seinem Sinn. Dies« Eigenschaften befähigten ibn. allen Plänen zu einer Umgestaltung der Bundeöverfassnnq durch eine ruhige, nüchterne, von den realen Verbältmssen ausgehende Kritik ciitgegcnzutreten, die kleineren Bundesstaaten für seinen Standpunkt z» qewinnen und die ein fache Rückkehr zu dem Bundestage und der bestehenden Verfas sung zu einem diplomatischen Erfolge für Preußen zu machen. Seine äußere Erscheinung war nicht bervm'trctend. Bon mittlerer Größe, breitschultrig, mit einem qrcycn Kopie ans kurzem Halse, ohne Eleganz in der Haltung und in der Kleidmm, sab er aus. wie ein Gutsbesitzer, der niemals von seiner Scholle gekom men ist. Ich eilte, mich bei Hose zu melden, und die nötigen, sehr zahlreichen Besuche zu machen: in kurzer Zeit befand ich mich in einem lebhaften, geselligen Treiben. Der Hos gab glänzende Feste, Tiners und Bälle, letztere in den Fest- räumcn, welche Eduard Bendemann nicht lange vorher durch Fresken geschmückt halte. Der Minister Freiherr v. Beust machte ein .Haus, einige von den Konierenz-Bevollmächligtcn und von den in Dresden beglaubigten Gesandten luden ein, und der Mittagstisch in meinem Hotel pflegte einen munteren Kreis aus der Reih« der Bevollmächtigten und meiner Spetzialkolle»», d«
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