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Dresdner Journal : 24.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820924
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-24
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1882
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W 223. Smntag. de« September. Xdoonemeatsprvlir l» xut»»» <i,at,«k«L »,i«k«. ^Rkrliokr .... 18 ^MrUek: 4 !1»rk SO ?k. Liurstos Huwwsr»: 1O?k. L»»««rIuUd cle» tt8at»ckso ksicksi tritt koit- uoä 8tswj»«-I»u»t:dItt^ Kiuru. la«er»tenpr^l«sr kür äs» k»ui» einer ^e,p»Its»su ?otitr«il« LV kk. Unter „Lin^eeunät" äis 2vilv SO ?k. Lei 'reKeUen- unä 2iSernsutr SO ^uksekl»^. DreMerIonnml. 1882. lo8vr»1«n»ull»Itiue »U8«ktt»r I.»jp»ix: F>. Lran^stetter, CowwisriooLr äe, l>re«iovr ^vurnule; S»n>dor^ L,rUn-Vi,n l^tpri^ L»»»I Lr»,I»u krimlltllrt ». N : //aa»e,pütein ct ^vA/er, S«rU»-Vi«n Srwdurz ?r»U - krrnlltiirt ». N. Uünedea: /iuri. L/oE,' Herlin: /ni akrienriunt. Lreweo e ^,. Lck/ntte,' vr«»l»u ütanAen » Lureau ^'mii K'akatk) , krrnkkrirt » U : /t. ^a«Ae^»ekv Luckkunälun^; OürUtr: t- ^/ü//er - »»onover: 0. Kcküsrt«', k»rt, L«rli» - Lrenllknrt ». Il »tnNxert: DaltSe Oo., L-undurx. Kleiner. Lreodelaeu r UtLlick mit ^uin»kws äsr 8onn- unä ?eiertu^s Xbsnrii kür <1sn kolbenden Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N«r»u»xvdvr: Lüviel. Lrpeäition äs» Ore^äner äonriuU», Drseäeo, Lvin^erstruE Xo SO. Abonnements - ßintadung. Auf das mit dem 1. October beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „DresdnerJour nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für DreSde» bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fir »»«Wirt- bei den betreffenden Postanstalten. A»ki»dig»»ge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre» im AnkündigungS- theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingefandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. In DreSde» - Ne»stadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Dinfikalien- handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Arthur Reimann (Alberiplatz gegenüber dem Albert theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigandt (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. W^' Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- tiren können. Üöuigl. Lrpe-ition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Lhtil. Dresden, 23. September. Auf Allerhöchsten Be- fehl wird wegen erfolgten Ableben- Ihrer Hoheit der Prinzeffin Maria Polyxena von Hessen am Königlichen Hofe die Trauer auf drei Tage, vom 24. biS mit 26. d. M. angelegt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Schriftsteller 0r. pftil. Friedrich Hofmann zu Leipzig da» ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg-Gotha ver liehene Ritterkreuz II. Ciasse des Herzoglich Sachscn- Ernestlnischen Hausordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Zeichner Ferdinand Rudolph in Meißen das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. - I» _ ! ' nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Innsbruck, Freitag, 22. September, AbendS. (Corr.-Bur.) Ja den meisten Orten SüdtirolS ist das Wasser im Sinken. An der Wiederherstellung der Post- und Telegraphenverbindung wird rast los gearbeitet. Im Eggerthaler Bache find 2, bei Welschofen 4 Menschen verunglückt. Im Grodner Thal wurde ein Bauernhof mit 14 Stück Lieh durch Erdlawiueu verschüttet. Der Statt- Halter und der Landeshauptmann find heute in Bruneck ringetroffen und dirigirtrn einen In- Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 22. September: »Eine Partie Schach", Drama in 2 Acten von CH. Dejean, übersetzt von Schultes. (Zum 1. Male.) »Der Fabrikant", dreiactiges Schauspiel nach Sou- vestre, von Ed. Devrient bearbeitet. (Neu einstudirt.) Da» zweite Drama befindet sich abwechselnd schon seit langer Zeit auf unserer Bühne, wurde im Jahre 1877 wieder auf dem Neustädter Theater unter glän zender Mitwirkung de» verstorbenen Hrn. Dettmer und de» Frl. Ulrich ganz vorzüglich gegeben und hat sich auch der Theilnahme de» Publikums am Residenz theater (1875) in dem interessanten Gastspiel von Frau Marie Seebach zu erfreuen gehabt. Da» zwar veraltete, ja so zu sagen alt geborne Drama zeigt sich durch sein an die Jffland'sche Manier erinnernde» Rührungselement inmitten eine» compli- cirten Familienjammers immer noch wirksam. Es alterirt nicht nur durch plötzliche Effecte die Nerven, sondern es bereitet die Stimmungen, welche es hervor bringen will, durch eine behagliche Ausführlichkeit langsam, doch sicher vor. Die» kommt mit lebendiger Genrebildlichkeit noch besonder» der Rolle de» Onkels Cantal zu gute, der ein reich gewordener, aber dabei sittlich und einfach gebliebener Strumpfwirker ist und in praktifcher Lebenserfahrung sowohl die Maschen der Jntrigue, wre die der Strümpfe kennen gelernt hat; wenn sie ihm nicht gefallen, so zieht er sie wieder aus und die Arbeit mag noch einmal versucht werden. Er geuieur mit entbehrlicher Mannschaft nach Nieder dorf, wo 4V Häuser eiugestürzt find. Lom Puster- thale aufwärts ist eine Nothverbiudung hrrgestellt. Die Berichte schildern die entsetzlichen Verheerungen in Südtirol, besonders durch den Avisio. Die HilfSaction ist überall im Gange. London, Sonnabend, 23. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „TimrS" sagen bezüglich der ägyptischen Frage, England denke nicht daran, die Rechte oder selbst die Empfindlichkeit irgend einer Nation zu verletzen oder den Sieg für den eigenen ausschließlichen Vortheil auszubeuten. England werde die Pacification und Reorganisa tion LegypteuS selbst durchfuhr»», die Ansprüche Frankreichs auf commerzirlle und politische Be rücksichtigung, wie auch auf Entscheidung betrefft der Ainauzcontrol« nicht übersehen. St. Petersburg, Sonnabend, 23. Septem ber. (Tel. d. Dresdn Journ.) Auf eine diesbezüg liche Anfrage erklärte der Ttadthauptmann von Odessa daS Gerücht vom Auftreten der Cholera für vollständig grundlos; eS sei kein einziger Er- krankuugsfall vorgekommeu. New-Dork, Freitag, 22. September, Nach mittags. «W T. B.) Der Uutersecretär im Schatz amt, John New wird als defignirter Nachfolger deS SchatzsecretärS Folger (welcher die Nomination al» republikanischer Candidat für das Gouverneuramt deS Staate» New-Dork angenommen hat) angesehen. Sydney, Freitag, 22. September, Nachmit- tagS. (W. T. B.) DaS AusstellungSgrbäudr ist durch eine heute früh auSgrbrochrue Feuersbrunst vollständig zerstört worden. Der durch den Brand deS AusstrllungSgebäudrS verursachte Schaden wird auf 500000 Pfd. Sterl, geschätzt. Dresden, 23. September. Je mehr Detail» über die Bombenaffaire von Ronchi bekannt werden, desto klarer tritt zu Tage, daß e» sich hierbei nicht blo» um eine wohlgeplante Demonstration gegen die Triester Ausstellung al» Er- innerungSferer der 500jährigen Vereinigung Triests mit Oesterreich handelte, sondern daß ein glücklicher Zufall eine Gefahr abgewendet hat, welche den Kaiser Franz Josef und seine Familie in Triest bedrohte. Wie man der »Köln. Ztg." aus Buda-Pest schreibt, herrschte dort eine große Beunruhigung in Bezug auf die Pläne der Jrredenta, welche für die Kaiserreise geschmiedet worden waren. Jene ungarischen Emi granten, die heute Regierungsmänner sind, standen lange Zeit mit den italienischen Ultras in Verbindung; sie wissen recht gut, wessen die Jrredenta fähig ist, und sie kennen auch die geheimen Machtmittel, über welche die Irredentisten verfügen. Die Affaire von Ronchi ist aus Vorgänge bis unmittelbar vor Beginn der Okkupation Bosnien» und der Herzegowina im Jahre 1878 zurückzuführen. Damals wurden 14 Ein jährig-Freiwillige, unter ihnen der in Ronchi festge nommene Techniker Wilhelm Oberdank, fahnenflüchtig und begaben sich nach Rom, wo sie mit der dort be stehenden irredentistischen Partei in Verbindung traten und bald die exaltirtesten Mitglieder derselben wurden. Oberdank, Vielen geistig überlegen, wurde mit der Rolle eines Führer» betraut, und in dieser Eigenschaft leitete er die Agitation, deren Spitze gegen Oesterreich gekehrt ist. In den letzten Jahren unternahm er auch wiederholt AgitationSreisen, die sich gewöhnlich bi» Udine, dem Sitze der irredentistischen Partei, er streckten, und zwei Mal war er sogar, wie constatirt worden ist, unter falschem Namen auf österrei chischem Gebiete und hatte mit Gesinnungsgenossen geheime Zusammenkünfte. Der italienischen Regie rung war er seit langer Zeit als Conspirator ist der gute Genius de» Stückes und sein Ensemble mit einem faden Taugenichts, der sich einbildet ein verkanntes Genie zu sein, wird immer einen befrie digenden Eindruck machen. Hr.Swoboda spielte diese Rolle mit mehr don sens und passendem Philister humor, als Energie, wie sie einem alten Manne im Nothfall der jugendlichen Unverschämtheit gegenüber gute Dienste leistet. Ed. Devrient, der selbst ein schwächlicher Bühnen- producent war, hat den larmoyanten spießbürgerlichen Ton dieser Bühnencomposition in ihrer Verdeutschung und Bearbeitung eher gesteigert als gemildert, zugleich aber auch die moralische Tendenz, soweit sie bei einem Ehebruchsdrama fähig ist, das Widerwärtige zu decken, ausgebreitet und wirkfamer gemacht. Hr. v. d. Osten war in der Titelrolle recht tüchtig und hatte deren charakteristische Momente ernsthaft und energisch durchstudirt. Die achtbare Folge davon, ein markirte» Einsetzen der dramatischen Lichter und Schatten ging vorläufig noch mit einer etwas zu scharf ausgeprägten, zuweilen etwa» schreckhaften Mimik Hand in Hand, eine Härte, die sich zum Natürlichen abmil dern wird. Frl. Ulrich'» Eugenie ist eine treffliche Leistung von echt künstlerischem Feuer und viel Wahrheit im Ton. »Eine Pattie Schach" verdient lediglich seiner guten Aufführung wegen Beachtung. Hr. Porth spielte den vom Verfasser al» blutlechzenden Theater tyrann gezeichneten Philipp II. mit drastischem Auf wand seiner schönen sprachlichen und mimischen Mittel; Hr. MatkowSky stattete einen jungen Granden, Guz- mann, mit romantischem Schmelz au», Hr. Jaffe bekannt, und einige Male wurde er seiner politischen Umtriebe wegen verwarnt. In jüngster Zeit zog er wieder in Rom die Aufmerksamkeit der dortigen Sicher- heitSbehörden auf sich. Gelegentlich einer zu Ehren Mazzini'» veranstalteten Feier hatte er gegen Oester reich eine Brandrede gehalten und war rm Namen de» italienischen Triest aufgetreten. Diese Rede war die Veranlassung, daß Oberdanl's Ausweisung aus Rom ins Auge gefaßt wurde. Es scheint, daß er von dieser beabsichtigten Maßregel Kenntniß erlangt hatte, weshalb er eS vorzog, in der zweiten Hälfte deS vori gen Monat- aus Rom zu verschwinden. Seitdem weilte er in Udine, und dort wurde auch der Plan zu dem Attentate gefaßt, dessen Schauplatz wieder, wie am 2. August Triest fein sollte. Als die Reise deS Kaisers nach der Hafenstadt officiell bekannt wurde, erklärte Oberdank freiwillig, den verbrecherischen Plan der Irredentisten ausführen zu wollen, und verlangte, um unnöthigen Verdacht zu vermeiden, daß ihm nur ein einziger Gesinnungsgenosse, ein Freund, den er selbst bezeichnete, al» Helfershelfer beigegeben werde. Mit den Bomben und dem zur Füllung derselben nothwcndigen Sprengstoffen ausgerüstet, trat Oberdauk am 13. d. M. mit seinem Freunde dle Reise nach Oesterreich an und gelangte bekanntlich mit Unter stützung eines den Irredentisten dienenden Schmugg ler» auf Schleichwegen bei Versio über die Grenze Oesterreichs. Der weitere Verlauf der Affaire ist hin länglich bekannt. Jedenfalls ist der Kampf gegen die Jrredenta wesentlich erleichtert, seitdem dieselbe in Triest von den Phrasen zur Action, von dem schwulstigen Bom bast zu den Nitroglycerinbomben übergegangen ist. Mehr und mehr schwindet das Dunkel, in welches ihre Organisation bisher gehüllt war. Nicht weniger al» drei Versuche wurden unternommen, um die Fest lichkeiten der Stadt Triest gewaltsam zu stören. Am 2. August wurde die Bombe auf dem Corfo ge- schleudert, 2 Wochen darauf eine Sendung von Hohl geschossen auf ernem aus Venedig kommenden Schiffe saisirt, und endlich wurden während der Anwesenheit de» Kaiser» in Triest die Bombenschmuggler in Ronchi angehalten. Der Urheber deS Attentats vom 2. August hat selbst vor den Behörden seine bisherige Anony mität aufgegeben. Ein Bursche aus einer schlecht be leumundeten Volksklasse hat das Verbrechen begangen. Contento ist sein Name. Er ist gleich nach dem Atten tate als ein verdächtiges Individuum in Haft genom men worden, ohne daß die Polizei ahnen konnte, wel chen Fang sie gethan. Nunmehr hat der Uebelthäter fein Jncognito gelüftet, und Widerwillen ergreift Jedermann, der die Werkzeuge zu Gesichte bekommt, deren sich die Partei bedient, um das Banner der Freiheit zu mißbrauchen. Contento gehört einer Klasse an, aus der schwerlich politische Märtyrer, wohl aber Bravi hervorzugehen pflegen, welche schließlich, wenn geeignete Mittel angewendet werden, sür Alles zu haben sind. Sein Bruder wurde erst jüngst von seinen Kameraden bei einem Raufhandel niederge macht. DaS Stechen oder Ermorden macht in diesen Sphären keine Schwierigkeiten, und mit GewissenS- scrupeln pflegen sich die Wichte nicht abzugeben. Auf solchem Boden pflegen keine nationalen Märtyrer zu gedeihen. Wenn dies die Werkzeuge der Jrredenta sind, so kann man schon daraus ihren Anhang >n Triest beurtheilen und schon daraus entnehmen, wer denn die Gegner sind. Alles läßt darauf schließen, daß die Frevelthat vom 2. August eine bestellte und der Attentäter ein Handlanger gewesen ist, der ja unter dem südlichen Himmel für ähnliche Dienste leicht zu gewinnen ,st. Der Bombenfchmuggler von Ronchi, Oberdank, ist ein offenkundiger Agent der römischen Jrredentapartei. Au» Oesterreich flüchtig, wurde er von der italienischen Verschwörerschaar mit offenen gab einen Mönch Lopez im langen Silberbart mit der entsprechenden Verve und Frau Bayer ging mit ihrer schönen Charaktermalerei bei ihrer Prinzeß Jo hanna verschwenderisch um, während Frl. Link mit Feuer eine edle, für ihren unschuldig veruriheilten Ver lobten schwärmende Braut darstellte. DaS Schauspiel ist nicht etwa durch überraschende Züge der Wahrheit oder durch geistvolle Natürlichkeit der Sprache — Eigenschaften, die darin nicht zu bemerken sind — im bessern Sinne echt französisch. Es hätte überall und von jedem Routinier geschrieben werden können, denn eS ist ein reines Maskenstück. Wir erblicken effektvolle Theatermasken, aber keine wirklichen Gesichter von leben digen Menschen, da wir e» hier nach dem alten Comö- diantenrecept des Mantel- und Degenstücke» mit Schablonengestalten aus der Rüst- und Marterkammer der Weltgeschichte zu ihun haben. Mit Ueberraschung sehen wir sie die Jntrigue einer StaatSaction abspielen, welche mit roher rachsüchtiger Gewaltthätigkeit beginnt, jedoch zur Beruhigung der geängstigten Zuschauer den tödtlichen Haß in christliche Liebe verwandelt. Der böse Philipp wird plötzlich auf ein halbes Stündchen ein recht guter Mensch und ungenirt vor unseren Augen badet sich seine Seele in der Milch der frommen DenkungSart. O. B. Wandlungen. Novelle von F. L. Ne im ar. (Kortfrtzung.) Da» Nelkengäßchen war von Bielen, welche die sich in der Nähe hinziehenden Straßen täglich betra ten, kaum gekannt, denu eS war meisten» von Leuten Armen ausgenommen. Endlich hatten sie einen leib haften Triestiner, welcher für die in „Sclavenketten fchmachtende, unerlöste Stadt an der Adria" bei öffent lichen Aufzügen Thränen vergießen, Fahnen aufhissen, Kränze besorgen konnte. Wie wenig aber die »Brü der" von der geplanten Erlösung wissen wollen, sollten die Attentäter gleich beim Betreten des österreichischen BodenS erfahren. Die Bevölkerung war sofort auf ihrer Spur und sie ruhte nicht, bis wenigstens einer ihrer Befreier in den Händen der Obrigkeit geborgen war. Die Jrredenta ist, wie man daraus wohl ent nehmen kann, rn Triest und im italienischen Küsten- lande isolirt. Sie ist auch deshalb in der Wahl ihrer Agenten nicht wählerisch. Die Agitation, die Wühlerei wird von außen hineingetragen. ES ist freilich nicht unmöglich, daß die Jrredenta auf einen größern An klang und einen namhaften Anhang rechnen konnte. Die Lauheit eines großen TheileS der italienischen Be völkerung in allen Oesterreich berührenden Fragen, die Gleichgiltigkeit, mit welcher diese die Phrasen der Jrredentaorgane hinnahm, konnte vielleicht in den Ver schwörern Illusionen Hervorrufen, in ihnen den Wahn erwecken, ihr Treiben werde auf gleichgesinnte Dis positionen stoßen. Deshalb muß vor Allem die Be völkerung von Triest dre Apathie, die vornehme Gleich giltigkeit für alle daS Reich betreffenden Fragen auf geben, muß selbst wider das Uederwuchern dreister Phrasen und Allüren auftreten, muß felbst dagegen protestiren, daß eine Schaar zweifelhafter Individuen eine Besreierrolle usurpire. Leider zeigte auch das während der jüngsten Kaiser- tage in Triest ausgerollte glänzende Bild manchen dunklen Flecken. Die österreichischen Fahnen fehlten bei der Dekoration beinahe vollständig, selbst auf dem Stadthause; daS Parquet des Theaters gähnte zwar nicht, wie bei der vorigen Anwesenheit des Kaisers, dem Souverän mit absoluter Leere entgegen, wies je doch manchen unbesetzten Platz auf, während viele andere Sitze von Bosniaken occupirt waren; der Vor stand de» größten Arbeitervereins hat lieber resignirt, als sich dem Beschlusse der Majorität aus Anwesenheit beim Empfange des Monarchen anzuschließen. Immer hin zeigte sich jedoch eine weitaus lebhaftere Theil nahme der Massen an den Huldigungen, ein muthigeres Hervortreten der staatstreuen Elemente, eine ungehemmte Kundgebung der Loyalität. Zu stark in die Augen fallend ist eS Jedermann, daß Triest's Blüthe aus der Vereinigung mit Oesterreich entfprossen ist und durch die Losreißung von dem Kaiscrstaate vernichtet würde, als daß nicht, mit Ausnahme von catilinarischen Existenzen und ProfessionSverschwörern die Bevölkerung der Hafenstadt des irredentistischen Treiben satt wäre und sich dem Terrorismus jener bedenklichen Elemente ent reißen würde. DaS »Fremdenblatt" bemerkt mit Recht: „Die Zeit ist für zweifelhafte oder schwachmüthige Ge sinnung vorüber. Wer nicht mit Offenheit und Ent schiedenheit als des Reiches Freund und Bundesgenosse aufzutreten wagt, der muß alS dessen Gegner ange sehen werden. Ein Pactiren ist mit Elementen solcher Art nach den Ereignissen der letzten Tage nicht mehr möglich. Sie haben die Wahl, unter die Fittige des Monarchen sich zu stellen, oder sich an die Rockschöße eines Contento und seinesgleichen zu hängen. Die letzten Tage haben ferner die Wichtigkeit einer auf richtigen Mitwirkung Italiens an dem Kampfe gegen eine Fraktion dargethan, welche die Fackel der Zwie tracht zwischen die beiden befreundeten Staaten fehlen der» will. DaS Hauptquartier der Jrredenta ist auf italienischem Boden, dort werden die Bomben ange- fertigt, welche die Straßen von Trieft mit Blut be sudeln sollen, dorthin flüchten sich die Verbrecher, wenn ihr Anschlag nicht verwirklicht werden kann. Bei der Gemeinsamkeit der Gefahr, welche für beid. Reiche auS dem anarchischen Treiben entstehen kann, bei der Soli de- untern bürgerlichen Standes bewohnt. Die Häuser waren durchschnittlich klein und unansehnlich und stan den dicht gedrängt; nur eines derselben befand sich in einiger Entfernung von den übrigen und hatte ein etwas freundlicheres Ansehen. Auch seine Bauart war nicht ganz die nämliche, vielmehr schien sie sich, wenn auch in bescheidenem Maße, dem Stil eines überaus stattlichen Hauses anzuschließen, dessen einer Flügel diesen Theil der Nelkengasfe abschloß, während seine Front der breiten Straße zugekehrt war, in welche die letztere hier einmündete. Durch eine hohe Mauer, welche den dahinter liegenden Raum von der Straße schied, war es sogar mit diesem großen Gebäude ver bunden, so daß e» noch für eine Art Anhängfel deS letzter» gelten konnte, wie es denn in der That einst vollständig zu .hm gehört hatte. Zur Zeit der frühe ren Besitzer deS Eckhauses hatten sich nämlich große Gärten hinter diesem auSgebreitet, und das kleine Häuschen war die Wohnung deS Gärtners gewesen. Später jedoch waren die vornehmen Bewohner bewo gen worden, sich jenes werthvollen Areals zu ent äußern; und wo sich sonst parkartige Anlagen befun den hatten, standen jetzt Häuser und Fabriken, und das große HauS hatte nichts weiter behalren, als jenen ummauerten Hofraum, der sich biS zu der ehemaligen Gärtnerwohnung hinzog. Die letztere hatte man aller dings nicht mit veräußert, sie diente aber natürlich nicht mehr dem einstigen Zweck, sondern war von den Eigenthümern vermiethet worden. DaS frühere Ver- hältniß der beiden Wohnungen zu einander mochte jedoch bewirkt haben, daß man noch jetzt eine gewisse Gemeinschaftlichkeit bestehen ließ, indem der zwischen beiden befindliche Hofraum auch von den Bcwohncra
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