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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940823018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894082301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894082301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-23
- Monat1894-08
- Jahr1894
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Bezug-Preis t» da Ha»pt»zp»ditto« odsr den im Stadt bezirk und den Vororten errichtete» >»ck- aobestellro ab geholt: vterteljährlt«H^I4.6<1 »ei zweimaliger täglicher Zustellung in» Laut » 5.50. Durch die Post bezoaen kür Deutschland und Oesterreich: vtrrteljäbrtich 6.—. Direct» täglich« Krenzbandiendung iu» Ausland: mountlich ^47.50. Dt»Morgeu-An-gabe erscheint täglich'/,7 Uyr^ di« Abend-Äutgab« Wvcheutagt 5 Uhr. Le-acllon und Lrpeiitioa: Ao Hanne«,affe 8. Die-nxditivu Ist Wochentag» uouutrrbroch«» geöffnet vou frtlh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Vita Klemm'» Sortim. (Alfred Hah»^ Universttätsstrab« 1. Laut» L-sche, Kucharineustr. 1», part. und KänlgSpkatz 7. Morgen-Ausgabe UchMerIasMalt Anzeiger. Organ fir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschiistsverkehr. AnzeigenPreis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (Sga« spalten) 50-4, vor den Familiennachrichte» (8 gespalten) 40-4- Gräßere Schriften laut unserem Preis» «erzeichnlß. Tabellarischer und Ztsferusatz aach höherem Tarif. Srtra«veila,rn (gefalzt), uur mU Lar Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderu», öl).—, mit Postbesorderuug ^4 70.—» Anvahmeschluß fir Anzeige«: Abrud-Au-gab«: vormittag» 10 Uhr.: Morge u-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Soun- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je »1« halb« Stund« früher. Anzeige« sind stet« au di» ExPeditt«« zu richten. Bruck und Verlag vo» L Pol» tu Leipzig -4— ^?42S. Donnerstag den 23. August 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachultg. Da» g. Stück de« diesjährigen Besetz- UN» BerartzNUN»«» hlatte» für da« Königreich Sachsen ist bei un« eingegangen und wird bi» zum 8. Trptemdrr 1894 aus dem zur Einsichtnahme öffentlich »«»hängen. Dasselbe enthält: Nr. 49. Verordnung, die Stiftung eine» tragbaren Ehren zeichen« für Arbeiter «ad Dienstboten betreffend; vom IO. August 1894. Leipzig, den 21. August 1894. Brr Rath »er Stadt Let»»tg. vr. Georgi. Krumbiegel. eiten, Lekanntmachung. öffentlichen Feiiermel» Nachdem unser« öffentlichen Feuermelder bisher, von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen, ibrcr Bedeutung für da« öffent liche Wohl gemäß, allenthalben respectirt und von Mißbrauch »er- schont geblieben sind, ist am 16. d«. Mts., Nacht» L Uhr 2 Min. der am Radeth Nr. 14 iu Leipzig-Reudnitz angebrachte Melder vo» unbefugter Hand in Bewegung gesetzt und zu muthwilliger Falsch meldung und Aiarmirung mißbraucht worden. Ebenso ist ungefähr 2 Stunden später an dem Crottendorf, Hauptstraße 10 befindlichen Melder die Glasscheibe geschlagen und der Schlüffe! angesteckt gefunden worden, so daß eine zweite Falschmeldung allem Anschein nach nur infolge einer Störung de» Thäter» unterblieben ist. Mit Rücksicht auf die Gefährdung de» Feuerschutz«», di« durch solche» Gebühren schließlich herbeigesiihrt wird, ist e» dringend er wünscht, den oder di« Thäter zu ermitteln und zur verdienten Be strafung zu bringen. Wir ersuchen daher alle Diejenigen, di« über die eine oder andere Handlung Ausschluß zu geben vermögen, dem Polizeiamt oder dem Commando der Feuerwehr Mittheilung zu machen und stellen, wenn infolge einer solchen Mittheilung e» gelingt, den oder dir Thäter zur Verantwortung zu ziehen, eine Belohnung bi» zu S9 Mark in Autsicht. Gleichzeitig empfehlen wir unsere öffentlichen Feuermeldrr dem Schutz« de« Publicum» aus» Neu« und ersuchen uuserr Einwohner im allgemeinen Interesse, da« Ihrige zur Verhütung »»befugter und mißbräuchlicher Benutzung derselbe» beizulrags». Leipzig, den 1L August 1894. Id. 3970. Der «ath der Stadt Seid»»,. llr. GHorgt. Liudaer. Ausschreibung für de« Lrntralschulneuda» zu Trrbfen, 39 w laug. 19 » tief, 18 m hach. Di« Herstellung: I. der Erd- und Maurerarbeiten, eingeschlossen der nöthlgen Jsolirung». und A»phailtruug»arbeiten, II. der Granit- und Eandstetuarbes III. der Zimmerarbeiten, IV. der Klempnerorbriten, V. der Ziegeldeckeraibeitea, VI. der Giaserorbeiten, VII. der Tischlerarbeiten, VIII. der Schlosserarbetten, IX. der Bit X. di, Lte, ^ , Herd« und Waschfeste! zum Neubau der Lentralschul« zu Trebsen soll im Wege der Unter, bietung unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern ent. weder getrennt oder eventuell auch an einen zusammen (jedoch i» beiden Fällen nur leistungsjähig« Unternehmer) vergeben werde». Die hieraus bIÜglichea Bauzeichnungen, Accord-Verträge, all- gemeinen und Aussührungsbedtngungen liegen an Rathsstelle zu Lrrbsen während der gewöhnlichen Expedtttonszeit zur Einsicht- uahme au». Di» Formulare zu de» «inzureichenden Offerten und Kosten- anschläge, sind gegen vorherige Entrichtung von t,bO ^4 für je beide Dkyloiierarvellen, Blidablettungsanlage, sowie endlich Lieferung und Fertigstellung der de und Walchkestel Koch- und Heizöfen, in Leipzig-Anger» I Einzelsormularr Herstellungttosten, welche auch in Briesmarlen ie Glasscheibe «in-1 gesendet werden können, daselbst entgegen zu nehmen. »tn- Die allgemeinen bezw. AnSsührungSbedingungen, sowie der Accord« Vertrags-Entwurf können gleichfall- gegen vorherige Entrichtung bezw. Einsendung von »ufammeu je 2 ^l oder einzeln je 1 >l Herstellungskosten von hier au« bezogen werden. Dir Wiederelnretchung der ausgefülltrn Kostenanschläge nnd unterschriebenen Offerten hat spätesten» bl« zum 31. Auguft ».A. »erschlaffen und gebührenfrei mit der Aufschrift: „Lentralschul. neubou zu Trebsen betreffend" unter der Adresse Le» Schulvor. stände« zu Trebsen zu erfolgen. Ungeschickte Kostenanschläge ahne unterschrieben« Offerte finden keine Berücksichtigung. An dem selben Tage Nachmittag« 2 Uhr findet im Rathssitzungszimmer die Eröffnung der eingeaangenen Kostenanschläge in Gegenwart der etwa erschiene»«» Bewerber statt. Letztere bleiben an ihre Angebote bi« »um IS. Septrmder 1894 gebunden. Bi» nach Ablauf letztgedachten Termine« nicht benach richtigt» vswerb« habe» ihr« Angebote ol« abgelehat zu betrachten. Trebsen, am IS. August 1894. Der Schulharftand. Bürgermeister Berger, Bors. Summer, Last Lekarmtmachnng. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir die vom Grundstücke Nr. 12 bi« zum «reale der Dresdener Eisenbahn verlausend« Strecke der Garten-Straße sowie die Georaen- Stratze in ihrer Au-dehnung von der Westseite der Grundstücke Nr. 3l und 34 bi« zur Einmündung in dir Garten-Straße in da« Eigenthum und — mit Ausschluß de« längs der Grundstücke Nr. Sl, 33 und 35 der Geargen-Stratzr befindlichen Fußwege« — tu di« Unterhaltung der Stadtgemeinde übernommen haben. Leipzig, am 16. August 1894. MI Der «ath der Stadt Leipzig. 1159.0r. B-orgt.Ref. vt». Ie. Lekanntmachung. Di« Erd« und Maurer-, di« Ziminer- und die Ziegeldeckerarbeiten »um Neubau eine» Wächterwohuhause« und eine« Aborihäutchen« für den Boiksgarten in Leipzig-Sellerhausen sollen an einen Unter, nchmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbauverwaltung, III. Baubezirk, Kupfergäßchen 1, !., au« und können daselbst etngesrhen, beziehentlich gegen Entrichtung der Gebühren von je 0.60 ^l entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Erd- «nd Maurer-, de». Zimmer- »der Zte,eldcekerardeite« zu eine« Wüchterwahnhanfe rr. für den volks-art t« veipzi,-Sellerhausen versehen ebendaselbst, und zwar bi« zum 31. August er., Nachmittag« b Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebot« ab zulehnen. Leipzig, am 22. August 1894. Lekanntmachurig. Bt« der Stadtgemeinde Eheionttz gehörig« Ktaftermühle in Chemnitz am Hedwigbad Nr. 2 soll baldigst »erkauft oder aber auf «ine, nach Uebereinkomme» zu bestimmend« Reihe von Jahren unter günstigen Bedingungen verpachtet werden. Für den Antrieb des im Jahre 1891 nach den neuesten Er fahrungen der Mühlentechnik vollständig neu für Welzen- und Roggenmüllerei eingerichteten Mahlenwerker ist Wasserkraft mit einer Turbine von 40 Pferdestärken, ferner eine Dampfkesselanlage von 75,9 gm Heizfläche, sowie »ine im Jahre 1892 neu beschaffte Tandem-Eomponnd-Dampsinaschine von 80 bi» 100 Pferdestärken vvrhaoden. Die monatliche Leistung der Mühle betrug nach Angabe des Borbesitzer« seither 37 bt« 40 Doppelwagen zu je 200 Lentner. Mit der Mühle ist «in sehr gut gehende« Geschäft für Einzel- derkauf verbunden. Kails- oder Pachtlustige werden ersucht, etwaige Kauf- oder Pachtgejuche halvtaft bei unserer Stadtbauverwaitung mündlich oder schriftlich anzubrtngen, bei welcher auch die nähere Beschreibung der Mühle, sowie di« Kauf- oder Pachtbedingungen etozusehen oder kostenfrei abschriftlich zu erhalten sind. Chemnitz, oeu 21. August 1894. Der «ath her Stadt Lhemuitz. Stadler, Bürgermeister. Der prograuimeillwurf der Freisinnigen Volkspartei. Iu. 3869. Der «ath der Stadt Die Freisinnige Bolk-partei hat nunmehr den schon fast ^ Mythu» beworbenen Programmentwurf veröffentlicht Lekanntmachung. Zu »crmiethen ist eine große Wohnung nebst reichliche», Zubehör Im III. Ober, geschoß des städtischen HauSgrundstück« Grimniaische Stratzt «r. 3 vom 1. October l. I. eventuell 1. Januar 1895 ab. Im Einvernehmen mit der gegenwärtigen Inhaberin und dem Bermiether würde die Uebernahme der Wohnung auch vor dem 1. October erfolgen können. Miethgesuche werden aus dem Rathhause,. I. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Leipzig, den 2l. August 1694. Der «ath her Stahl Lechzt« I». 3863. , Pr. Georg«. Morche. Verdingung von Erd-, Maurer- und Zimmer-, sowie Stein im KaseriiemkUt L.-Möckrrn i» zwei Loosen Angedste SO. August er.. BarmlttaaS 1« Uhr in dem Geschäftszimmer Le« Garnison-Baubeamten, Leipzig, Aleranderftrahe 19, I. Verdingungsunterlagen können daselbst eingesehen, verdingungsanschläg« gegen Erstattung der Selbstkosten entnommen werden. Leipzig, den 20. August 1894. Ber Sarntsan-Banheamte. Gesucht wird der am 5. December 1846 in Neiße geboren« Schneider Kstert Hugo Valentin Schnhrrt» welcher zur Fürsorge für fein» Kinder anzu halten ist. Leipzig, den 21. «ügust 1894. De, «ath »er Stadt Lechzt,, «rmrnamt, «dth. IV». 4. L IV». Nr. 1336. Hentschel. tzr. Erledigt hat sich unser» Bekanntmachung vom 13. dmige» Monat», de» Commis Ernst Hilmar taldttz betreffend. Leipzig, de» 18. August IM. ^ ^ M». rtrmeu-Nmt, Ndth. IV». 4. L rv» 13«. H,Nischel. Hr. einfetzer-Urhette«! der praktische» Forderungen der Gegenwart zu stellen. Eraffnnna der ! der politischen Principienreiterei und Phrasenniacherei, ar Ihr de»». 11 Uhr» I Unfähigkeit, von dem, wa» vor einem halben Jahrhur zum , . . Seinen wesentlichsten Inhalt Häven wir mitgetheilt. Er läßt r» geradezu unbegreiflich erscheinen, daß einsichtigere Mil glieder glauben konnten, mit diesem Entwürfe die Partei von ihrem Niedergänge zu erretten oder gar alle liberalen Elemente um da- Banner diese» Programmentwurfes zu schaaren. Die Beurtheilung, welche er erfährt, ist denn auch eine geradezu vernichtende. „Mit papiernen Programmen" — schreibt di« „Nationallib. Corr." — „ist in unserer Zeit gährender Bewegung und stet» wechselnder neuer Auf gahen nicht« aethan, zumal wenn sie so verschwommen und Phrasenhaft sind, wie viese» Schriftstück, und so deutlich die Unfähigkeit zeigen, von ganz veralteten, werth lo« und unnütz gewordenen theoretischen Sätzen zurück- zukommen und sich auf den Boden de- handelnden Leben« - - - An an der .... , Jahrhundert die GemÜther beschäftigte und Interesse erregte, zurück- lukommen und die praktischen Aufgaben de- heutigen Leben kräftig anzufasien, ist die Fortschritt-Partei zu Grunde ge gangen und dtese neueste Kundgebung beweist, daß sie nicht- gelernt und nicht» vergessen hat. Wa« da gesagt wird, sind theil» selbstverständliche Redensarten, die Jeder unterschreiben kann, theil« sind es Behauptungen, die Widerspruch erregen müssen, theil- zeugt e« in seiner Verschwommenheit und Nebelhaftigkeit von dem ängstlichen Bestreben, über die großen zritbewegenden Fragen au»w«ichead hinwegzugehen. Wir wollen nur ein paar Puncte berau-greifen. An der Spitz« steht: Di« Partei erstrebt dir Befestigung der nativ aalen Einigung Deutschland«. Da» hat sie bewiesen, indem fl« Alle« nach ihren Kräften oiederstimmte, wa« zur nationalen Befestigung beitragen konnte, von der Reichs versassnag bi» zur Sicherung unserer Wehrkraft. Die Beto nung der Ausrechthaltung der bundesstaatlichen Grund läge de« Reich« ist unnöthig, Niemand tastet diese an wir sind froh, wenn da« in besseren Zeiten errungene Maß von Einheit erhalten bleibt. E« ist heutzutage ange brachter.di« oatioualeSach« zu betonen,al« mit particularistischrn Bestrebungen zu liebäugeln. Die Au-dehnung des gleichen direkten Wahlrecht« auf dir Landtag-Wahlen ist eine zur seit gänzlich unnütze Forderung. Diese- Wahlrecht bat im Reiche irüchte getragen, die nur unbelehrbare Doctrinäre nach Aus dehnungen und Erweiterungen diese- Wahlrecht- lüstern machen können. Die ganze Verlegenheit der Partei zeigt sich in den Sätzen über die wirthschaftlicken Verhältnisse: Redensarten au» dem alten Manchesterprogramm, da- von allen andern Parteien längst verworfen ist. Kein Wort über die socialdemokratische und anarchistische Be wegung oder über die gewaltigen Aufgaben de« Staat« und der Gesellschaft auf socialpolitischem Gebiet. In den Sätzen Uoer Handwerk und Gewerbe wird kein Wort von der unlauteren Ausbeutung und AuS- wucherung gesagt. Nur immer mehr Freiheiten! Die Zandwirthschaft wird mit ganz werthlosen oder selbst verständlichen Phrasen abgefertigt, die in der heutigen Zeit ast wie Verhöhnung klingen. Bei Berührung der Eolonial- politik verlangt da- Programm Entlastung de-Reich«, auf deutsch: NichtStyun und allmähliche» Versallenlassen de- Er rungenen. In der Handel»- und Verkehr-Politik wird vollkommene Freiheit verlangt, in einer Zeit, wo die meisten Staaten immer festere Schutzzollschranken errichten. Da» ist da- neueste Programm der deutschen Bolk-partei! Wohl bekomm'«I" »Der Entwurf" — so schreibt unser Berliner «s-Cor- respondcnt — „läßt sich in den Punclen, auf die e« an» kommt, dahin kennzeichnen, daß der Vordersatz den Inhalt de- Nachsatzes aufhebt oder umgekehrt. Ungefähr, wenn auch mit etwa- anderen Worten, fällt die volk-parteiliche „VolkS- eitung" dasselbe Urtheil. In dem heikelsten Punct, der Stellung zur Socialpolitik, wird dem Staate grund- ätzlich so viel eingeräumt, daß man von einem Hara kiri de« Herrn Richter wohl sprechen kann, that- ächlich aber bleibt dem Manchestertbum eine Hintcrthür in dem Satze geöffnet, staatliche Eingriffe in da- wirthschast- liche Leben dürsten immer nur da erfolgen, „wo die Abhilfe auf anderem Wege nicht erreichbar ist^. Man braucht also nur nach wie vor jedem socialpolitischen Unternehmen den Einwand entgegenzuhalten, daß e« auch mit der „Selbsthilfe" und mit dieser besser ginge, und da- heilige laisser aller ist zrrettrt und da« Programm dazu. Bei der Arbriter-Bcr- icherung-gcsetzgcbung ist der Deutschfreisinn auch ohne da» nrue Programm so versahrrn. In der Forderung nach „Ver einfachung und Verbesserung" dieser Versicherung könnte man allerdings rin Zeichen der Bekehrung und die nachträgliche Rechtfertigung de« ob dieser socialpolitischen „Eingriffe" so leibenschasllich verfolgten und so bitter verhöhnten alten äurscS — der Ausdruck „Linsengericht de- Rentenanspruch« indet sich noch in dem freisinnigen ABE-Buch von 1892 - erblicken. Aber die Verbesserung soll „namentlich auch durch Förderung der auf Selbsthilfe und Selbstverwaltung beruhen den freien Organisationen der Arbeiter erfolgen", unv mit diesem Satz wird in Frage gestellt, ob die freisinnige Volts- Partei den Zwang, der die unverrückbare Grundlage der bestehenden Arbeiterversicherung bildet, al- berechtigt anerkennt oder nicht. Dir Doppelzüngigkeit, die hier zu Tage tritt, zieht sich durch da- ganze Programm, da- sich außerdem durch Ver sprechungen au-zeichnet, dir absolut nicht zu fasten sind. So „ist" z. B. „die Beseitigung der Mißstände io den Wohnung- Verhältnissen anzustreben". Von einer Wohnung-gesetz gebung ist aber nicht die Rede. Der Satz ist eine taube Nuß, wie die Phrase über die „Wohlfahrt der Familie" und viele andere in dem Programm. Kennzeichnend ist, daß, so viel auch von Freiheit und Freiheiten darin gesprochen wird, mit keinem Wort der Nothwendigkeit der Abwehr der freiheit-feind lichsten Macht im Staate, de« UltramontaniSmuS Erwähnung geschieht. Der Furcht vor dem Centrum hat demnach die Parteiwandlung nicht- anruhaben vermocht. Auch zu den reinpolitischeu Fragen hat sich die Stellung nicht geändert. E« wird — sehr zeitgemäß für eine Partei, die im Reichstage 22 Abgeordnete unter 397 zählt — parlamentarisches Regiment gefordert, ferner dreijäbrige LeaiSlaturperioden, Au-dehnung de- Reichstag- Wahlrecht- aus die Landtag-Wahlen der Einzelstaaten, Ent lastung der Colonialpolitik rc. Irgend eine Wirkung auf die Wähler ist von diesem Programm nicht zu befürchten. Und daß es seinen anderen Zweck, den die Partei durchziehenden Zwiespalt zu beseitigen, erfüllt, erscheint au-geschlossen. Dazu ist da- socialpolitisch Gebotene zu dürftig und deutung-fähig. Die Zusammensetzung de» Eisenacher DelegirtentageS, welche die im Programm geforderte demokratische Grundlage der VolkS- reprasentation gänzlich vermissen läßt, bürgt dafür, daß der Entwurf der Parteileitung „mit an Einmllthigkelt grenzender Mehrheit" angenommen wird. Damit ist aber der Riß nicht verkleistert. Dir „volk-zeitung", da« wichtigste Organ der Opposition in der Partei, ist durch den Entwurf, besten An nahme auch sie nicht bezweifelt, so wenig zur Friedfertigkeit gestimmt worden, daß sie heute hinter ihrer Erörterung de- Programms Herrn Richter, übrigen- ber Wahrheit gemäß, bezeugt, er Pflege mit Vorliebe die gehässigste und niedrigste Art der publicistischen Auseinandersetzung". Wie in der hier citirten „Volk-zeitung", so wird auch in den meisten anderen freisinnigen Blättern der Programm entwurf auf da« Schärfste verurtheilt. So lesen wir im „Berliner Tageblatt": „Die Ideenlosigkeit, welche diesen Lnl Wurf au-zeichnet, ist wahrhaft erschreckend und wenn nicht der Parteitag selber au- sich heraus diesem Mangel noch abhilst, wenn nicht die nach Eisrnach entsendeten Vertreter der Freisinnigen Lolk-partci au< ihren eigenen Mitteln den Inhalt de- Programm- bereichern und den gründ lich unigewandeltea politischen Verhältnissen im Reich und io Preußen entsprechend umgestalten und vertiefen dann, fürchten wir, steht r« um die werbende Kraft der Freisinnigen Bolk-partei herzlich schlecht." Dann wer den in diesem und in anderen sreisinnigen Blättern dir einzelnen Sätze de- Entwurf« in ihrer ganzen nicht« saarndeo Leerheit auf- Grausamste zerpflückt, insbesondere die hohlen Redensarten über die wirthschasllichr und sociale Politik. Und mit diesem Schriftstück, da- vo» seinen eigenen Leuten al- abgestandener Kohl behandelt wird, will Herr Richter seine Partei wieder belebinl Deutsches Reich. U Berlin, 22. August. Die Arbeiten an de» auf Grund de- tz. l05ci der Gewerbeordnung »u erlaffenden Ans atz mebestim mungrn für die Sonntagsruhe in Industrie und Handwerk werden von der zuständigen Rcich-behörde so gefördert, daß diese Vorschriften dem BundeSrathe bald nach der Wiederaufnahme seiner Sitzungen »gestellt werden können. Der Bunde-rath wird dann iber die endgiltige Fassung der Bestimmungen Beschluß affen. Ebenso eifrig ist man an anderen behördlichen Stellen mit den Vorarbeiten für die auf Grund de« 8. 105v zu erlassenden Ausnahmen beschäftigt, so daß als icher angesehen werden kann, daß dir eine Borschriftcn- ategorir da» Inkrafttreten der anderen nicht verzögern wird. Bei diesen Vorarbeiten hat man die Bemerkung machen müssen, daß in ven Bemühungen der Gewerbetreibenden zur Erreichung von Ausnahmen die Competenz de« BundcSratbS und die der höheren Verwaltungsbehörden nicht immer streng auSeinandergehaltcn wurden. Namentlich ist die» au« der Mitte derjenigen Gewerbe der Fall gewesen, deren vollständige oder tbeilweise Au«übuiia an Sonn- und Festtagen zur Beförderung täglicher oder an diesen Tagen besonder» hervortretender Bedürf nisse der Bevölkerung erforderlich ist. So hat beispielsweise der Deutsche Fleischervcrband dem BundeSrathe eine Eingabe zu- ehen laste», welche sich lediglich auf den tz. 105« bezieht. 2cm gegenüber mag festgestellt werden, daß der BundeSrath mit der Festsetzung von Ausnahmen auf Grund de« H. 105e nicht- zu thun hat. Wenn die betreffenden Gewerbetreibenden mit ihren Wünschen Erfolg haben wollen, so werden sie sich chon au die rechte Schmiede wenden müssen. DeS Ferneren mußte aussallen, daß einzelne Wünsche La» Maß de« Gesetz lichen überschritten. Bei allen, sei e« nun vom BundeSrathe, ei eS von den oberen Verwaltungsbehörden zu billigenden Ausnahmen muß der GcsichlSvunct >m Auge behalten werden, daß für die Arbeiter mindestens au jedem dritten Sonntage ecdSunddreißig Stunden oder an jedem zweiten die Zeit von 6 llhr Morgens bi« 6 Uhr Abend- von der Arbeit frei bleibt. DaS ist da- geschlicheMiiiiMuni, und darüber hinaus kann eine Verwaltungsmaßnahme nicht gehen. Ausnahmen kann nur in zanz bestimmten Fällen die untere Verwaltungsbehörde ge tanen, wenn den Arbeitern eine entsprechende Ruhezeit an einem Wochentage gewährt wird. Alle Eingaben, welche Uber diese- Minimum hinausgehe,i, müssen also erjolgloS bleiben. Namentlich die Gewerbetreibenden der unter den H l()5o der Gewerbeordnung fallenden Art werden hieraus Acht leben muffen, damit sie sich jetzt schon mit der künftigen Hinrichtung der Abwechselung m vrr Beschäftigung ihrer Angestellten an Sonn- und Feiertagen möglichst vertraut machen. lü Berlin, 22. August. Die socialdemokratische „Schles. Volksmacht" veröffentlichte vor Kurzem folgende Notiz: „Die »Mlnische Zeitung" verbreitet da- Märchen, daß Genosse Theodor von Wächter auf dem socialdcmokratischen Partei tage in Frankfurt a. M. über die Frage „Socialdemo kratie und Cbristenthum" sprechen und gegebenen Fall- eine neue Partei gründen will. Wa- die HundS- tagShitze nicht alle- anrichtet." DaS Breslauer socialdemo- kratische Parteiorgan muß sich nun vom bester unterrichteten Elberfelder „Bruderorgan", der „Freien Presse", nachstehende Rectisication gefallen lasten: „Leider hat diesmal die Hundstagshitze der „Köln. Zeitung" keinen Streich gespielt. Gen. v. Wächter hat in Vorträgen, welche er in Düsseldorf und Trefeld gehalten hat, nach übereinstimmenden Berichten erklärt, daß er dem Frankfurter Parteitag die unseres Erachtens sehr müßige Frage verlegen wolle, ob ein Christ Social demokrat sein könne. Sollte diese Frag» verneint werden, so wolle er ein« neu« Partei gründen. Nach diese» von v. Wächter iedenfall« mit der größten Ueberlegung au«atsprochenen Worten zu schließen, scheint es un« fast, als ob unser ja sonst übrigen« so thätiger Genost« da» Wesen unserer Partei doch noch nicht so durch und durch kenne, sonst müßte er wissen, wie bald er mit einer solchen Neugründung so ziemlich allein dastehen würde. Eine Mittelpartei zwischen den Gühre-Naumann-Arendt» und der social- demokratischen Partei giebt eS nach dieser Richtung hin nicht. Der Frankfurter Parteitag wird ja übrigen«, sofern er sich überhaupt mit der Sache beschäftigen will, getreu unserem Programm, eine solche „Verneinung" nicht aussprcchen könne», aber man ersieht daraus wieder, wie alle Einseitigkeiten innerhalb der Partei vom Uebel sind." Diese Differenzen waren schon beim Eintritt Wächter'S in die socialdemokratische Partei vorauSzuschen. Herr von Wächter wird jedenfalls die DiScusfion Uber da« bc- zeichnete Thema aus dem nächsten Parteitage durchzusetzen suchen und der Kampf dürfte recht interessant werden, da „Genosse" von Wächter in Bebel einen Protektor besitzt, mit dem er vor seinem förmlichen Eintritt in die socialdemokratische Partei eine längere Consercnz gehabt und der ihm alSdan» erklärt hatte, er könne bei seinen Anschauungen sehr Wohl Mitglied der socialdemokratischen Partei sein. Gründet von Wächter eine neue Partei, so wird er sicher in seiner schwäbischen Heimath, in Westfalen, wo er augenblicklich aaitirt, und in verschiedenen anderen Gegenden solche Bewohner ve- platten Lande- al- Anhänger gewinnen, die wohl heute einem socialdemokratischen Candidaten ihre Stimme geben, weil ihnen dir wahren Ziele der Social demokratie unvekaiint sind, dir aber nach entsprechender Belehrung dieser sofort abtrünnig werden würden. Diese Secession würde der socialdemokratischen Partei immerhin einen nicht unbeträchtlichen Verlust zufügen. V. Berlin, 22. August. (Telegramm.) Der Kaiser kehrte gestern Nachmitttag um 4 Uhr von Kummer-dorf, wo er größeren Schießversuchen beigewohnt hatte, nach der Wild parkstation bezw. dem Neuen Palais zurück. Zur Abendtafrl waren Geheimratb Prof. vr. von Bergmann und Major von U-lar, vom Lehr-Jnfanterie-Bataillon, mit Einladungen beehrt worden. Heute früh unternahmen der Kaiser und die Kaiserin einen längeren Spazierritt. Zurückgekchrt von dem selben, hörte der Kaiser den Vortrag de« Wirkt. Geb. Rath« Vr. von Lucanu« und darauf den de« Minister« de- könig lichen Hause« von Wedel. — Von der Nachricht, daß der Kaiser morgen auf dem Tempelhofer Felde die Parade über die 5. Division abnehmen werde, ist an maßgebender Stelle nickt« bekannt. ---- Berlin, 22. August. (Telegramm.) Wie der „ReichSanzeiger" meldet, ist der Vortragende Rath im Au«-
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