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Dresdner Nachrichten : 04.01.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187601042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-01
- Tag1876-01-04
- Monat1876-01
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 04.01.1876
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Mankos,ratze u>. > >»«eut»»rrt« »irrt, nch UMark So Psze, . »ton« , »ierlelsüdk» ^>Psae.durch dt» Pos, 2 Mark :s P'«r. Stn»,l.»I»niwirn lüPfge. L9VOO »t»k. «»» »i« »ück,ad» «t»»«» sandte, Mannsertpte «acht sich d,e Medactla» nicht »erdindttch. ?ns«rat»n»>lnnadm» aul« wärt»: N»»i»»-t»I» aut v»»>»r tn Hamvurs, «er» Un. Men, Letprt„. Vasel, chredlau, yrautfurt a M. — kua. dtaee» in Berlin, üetdtia, Mieu, Hamburg, llrankfurt n. M., Ml,»» che». — v»ud« « c«. in Frankfurt a M. — ?». ,»>Ut tn lldrennttz. — s». aaa.l^Itt», Nu»,«» 0». tn vartl. Tageblatt für Politik, Unterhaltung u.GcMtMrkchr. Druck und Sigenthum der Herausgeber: ^iepsch ör Neichttrdt in Dresden. Derantw. Redacleur: Frktdr. Gükdslhe in Dresden. S ns «rat, «er»,, ««ch». «iradk lg angkn,,««» dt» Ab. L Uhr, Sonndagjt dt» MM»,» ll Udr. y» Reulradt: «rot» »tafle«, gasse b bl» Nach»!, a ud». — Der Nonm «in»r »t». s»»lttaen Peliijelle teil»» I» PM-. »luailand» dt» Zette »a Pfj,c *tn« »aranti« f«r da» »dchsltLgtge »rfchet« »en d,r Inserate »trd nicht gegeden. lolwtlrttge «nnenee». «ufrrSge von un» unde- kannlen Firmen und Ver seilen tnsertren wir nur gegen Pränumerando» Zablung durch Artzes- marken oder Posiet»»a>j. luna. Ach, Silbe» toste» I» Psae. Inserate >ur die Montag». Numme« »der »ach eenem Festtag »t« Velttteite 20 Vier. Rr. 4. «innndzwaiizlgster Jahrgang. Mitred titteur: Kür das Feuilleton: vr. Llmtl »Ivroze. Lu rvtsr Huri»»»»»» Dressen, Dienstag, 4. Januar 1876. Politisches. Neber da« Eisenbahn-Ankaufsproject ist e» scheinbar etwa» Mer geworden. Trauen ivir jedoch dem Landfrieden nicht! Es ist Pflicht, mcht darin zu crinüden, einen Gegenstand, der so viele Ge sichtspunkte darbietet, möglichst vielseitig zu beleuchten. Einzelne dieser Erörterungen können zunächst nur kurze sein. So halten wir un» bei dem Gedanken nicht lange auf, ob eS wahrscheinlich sei, daß die große Geldschwemme, welche das Flüssigmachen neuer Milliar den für dieses Riesenproject verursachen muß, gewisse übel auS- sehende Börsenpapierantäufe mit hinwcgspülen soll, die beimRcichs- invalidenfonds und den preußischen Provinzialfonds verfehlt genug! bewirkt wurden Weit erheblicher noch ist das politische Bedenken, daß durch den Uebergang sämmtlicher Bahnen ans Reich da« Wohl und Wehe von zu melen Menschen von einer Hand abhinge. Schon s 2, Zsache erhöhen. Solcher Steuerüberbürdung werden mir uns, i dem Hinweise auf die ergiebigsten Silbergruben „Bescheers Gott" als ein unabhängiges Blatt, bis zuletzt widersetzcn und glauben, die! und „Hiiiimelsfürst". Nun wurde die Stimmung, welche durch eine Steuerzahler danken es uns. Morgen wollen ivir einen Weg an deuten, wie der Gefahr zu begegnen sei. Freilich unterscheidet er sich ein wenig von dem, daß man aller Welt erzählt: „Ich weiß von der ganzen Geschichte nicht ein Sterbenswörtchen!" Locale- uud Sächsische». — Gegen 900 Personen ivaren in den Mittagsstunden des Neujahrstages zur Glückwünschungscour in den Sälen des hiesigen königl. Residcnzschlosses erschienen. Ihre Majestät der König und die Königin nahmen von ^/.l Uhr an die Glückwünsche der Hofchar gen, der Herren Staatsminister, der Herren des diplomatischen CorpS und-der am Hofe vorgestellten fremden Herren, von der Direktion und Telegraphenbeamte, also mehr denn zwei Armeecorps, die mit ihren Familien gewiß 180,000 Menschen ausmachen. Genau läßtsich's freilich nicht sagen, wie viel Menschen in Deutschland direct im Lohn und Brod der Eisenbahnen stehen. Seit 1869 sind uns die Vahn- , statistiker die Personalausweise schuldig geblieben. Von den säch- kf. fischen Bahnen aber wissen wir, daß sie 1871 bei 872 Kilometer Ausdehnung 15,823 Beamte und Arbeiter zählten. Einschließlich der vom Staate betriebenen Privatbahncn mit 72 Kilometer Gärige entfallen auf jeden Kilometer Eisenbahn in Sachsen 16^ Beamte. Die» würde auf 24,000 Kilometer, welche die deutschen Eisenbahnen Ende Mürz v. I. umfaßten, nicht weniger als 402,000 Beamte und Arbeiter ergeben. Zugestanden, daß die außersächsischen Bah nen mit schwächerem Verkehre auch einen etwas geringeren Bcamtcn- etat besitzen, so ist doch so viel sicher, daß die Summe der Individuen, über deren persönliches Schicksal der künftige deutsche Generaleisen- bahndirector so gut wie absolut zu entscheiden hätte, wenig hinter 1 Million Zurückbleiben würde. Ein derartiges Eisenbahn-Sultanat ist unerhört bisher in der Welt, selbst in Amerika, das doch mit riesigeren Begriffen rechnet, als Deutschland, unmöglich. Die Pacific-Bahn zerfällt in 3 Direk tionen. Andere Staaten, wie Italien, Oesterreich, trennen sogar complicirte Linien, wie die lombardischen. Die Herrschgewalt eines solchen Sultanat« erscheint aber noch bedenklicher durch den Absolrr tiSmu«, der ihm bezüglich der Tarisbestimmungcn zufiele. Der Eisenbahndirector Deutschlands hätte das Transportgeschäft zwischen Meer und Berg, zwischen den einzelnen Theilen Deutschlands, hätte den ganzen Güteraustausch und Verkehr so absolut in den Hänven daß von seinem Ermessen die Industrie ganzer Gegenden, der Wohl stand von Millionen abhinge. Jeder Geschäftsmann weiß, daß der Preis einer Waare und ihre Coneurrenzfühigkcit mit ihres Gleichen wesentlich mit von den Transpertkosten abhängt. Gebt dem Eisen bahndirector die Bahnfracht-Tarife zur freien Festsetzung, so hat er cs in der Hand, den deutschen Landwirthen mit galizischem oder ungarischem Mehle Eoncurrenz zu machen, das Absatzgebiet der eng lischen, schlesischen, Zwickauer oder westfälischen Kohle auszudeh nen oder einzuschränlen, die böhmische Braunkohle in Dresden zr vertheuern, um sie in Berlin wohlfeiler zu machen, den Leinen- Garnen und Webereien Schlesiens, Böhmens, Sachsens, West salen» beliebige Märkte zu eröffnen oder zu verschließen u. s. w u. s. w. Jetzt regelt sich das und gleicht sich auS durch die Eoncur renz der verschiedenen Bahnen, und wenn dabei auch nicht Alles in der Ordnung ist, so kommt man bei dem jetzigen Zustande doch wei ter, als wenn ein Mensch mit einem Federstriche bestimmt, ob Tausende von Händen auf einmal durch einen neuen Tarif zur Arbeit oder zum Feiern verurtheilt werden. Solche Allmacht ge stehen wir Niemandem freiwillig zu. Diesen allgemeinen Gesichtspunkten folge eine speciell sächsische Betrachtung! Von dem Ankäufe ihrer Bahnen durch das Reich wurden nämlich Baiern und Würtemberg nicht berührt. Einmal erstreckt sich die Oberaufsicht des Reiches über die Bahnen der süd deutschen Königreiche nicht, die ausdrücklich davon befreit sind; zum Anderen besitzen sie lediglich Staatsbahnen. In diesen beiden Punkten ist ihre Lage günstiger als die Sachsens. Ja, während bis jetzt unsere Regierung so sich in der Versicherung erschöpft: „Ich weiß von dem Eisenbahn-Ankaufs-Projekt gar nichts! Nicht ein Ster benSwörtchcn ist mir gesagt worden!" waren die Baiern vor'm Jahr« so weitsichtig und kauften die einzige Privatbahn Baierns, die Ostbahn, an, damit sie später nicht vom Reiche angekauft würde und zahlten dafür, lediglich deshalb, einen Vorzugspreis. Des gleichen besitzt Würtemberg, ja auch Baden, ein durchaus geschlossenes Staatsbahnnetz. Sehen wir morgen zu, welche Folgen das ge wischte Eisenbahn-System, das bei uns in Sachsen die Princip- losigkeit zugelassen hat, für Folgen mit sich führte. Fragen wir heute nur: ,Mnn man, wenn Baiern und Würtemberg sich die Eisenbahnhoheit wahren, von unsSachsen ihrenNerzicht verlangen?" Handelte sich S um ein bloßes fürstliches Hoheitsrecht.... wir wären nicht vermessen, die Entschließung de» Träger« der Fürstenge walt zu beeinflussen, ob er e« voll beinhalten, ganz dahingebe, oder geschwächt sich wahren will. So sehr es auch jedem guten Sachsen gegen den Mann ginge, daß die Krone der Wettiner dürftiger strahlte, al« die, welche Wittel»bach«r und Würtemberger tragen — immerhin, sobald die Majestät frei zu verfügen hätte, wir hätten schweigend den Entschluß zu ehren. Aber die Eisenbahnhoheit ver- liert sich nicht bloS nicht, wie die Justizhoheit in ferner Vorzeit Tagen, ihre Entstehung liegt nicht blo« im Hellen Sonnenschein der letzten Jahrzehnte offen — nein! sie deckt sich vollständig mit dem Landesrechte, darüber da» Volk, al« gleichberechtigter Faktor, mit zu entscheiden hat. Der Besitz unserer Staatsbahnen ist zudem ein Thell unsere« Eigenthum«, der un« mäßige Steuern ermöglicht. Nimmt der reich, Mann dem armen Manne da« einzige Schaf, svon dem er zwar bisher schon, wenn auch nur indirekt, die Wolle bezog, ganz von der Weid«, so heißt die«: die Steuern im Lande auf « nach 2 Uhr — der Generalität und des Offizierscorps entgegen. Außer zahlreichen Vertretern des Offizierskorps aus den verschiedenen Garnisonen des Landes, sowie der Spitzen und vieler höheren Beamten der Justiz und Verwaltungsbehörden, waren speciell von Leipzig derDivisions- Commandeur Generallieutenarit von Montbä und der Rector mgss- uifföus der Universität Leipzig, Prof. 1)r. Overbeck erschienen. Abends zwischen 7 und 8 Uhr fand Damencour bei Ihrer Majestät d?r Königin statt, zu welcher außer den Obcrhofmeisterinnen, Zu tritts- und Hofdamen auch die Damen des diplomatischen Eorps empfangen wurden. Die Vorstellung angemeldeter fremder und einheimischer Damen vor beiden Majestäten und dm Königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Georg erfolgte nach der Cour. Während der von 8 bis 10 Uhr — zu welcher Zeit sich die höchsten Herrschaften in ihre Gemächer zurückzogen—dauernden Assembler in den Parade sälen nahmen Prinz und Prinzessin Georg die allgemeine Glück wunschcour entgegen. — Die Frau Minister Freifrau von Falkenstein hat den Si- donienorden, Herr Bürgermeister Neubert hier, das Eomthurkreuz 2. El. vom Verdienstorden, Kammerherr von Watzdorf auf Störm thal das Eomthurkreuz 2. El. vom AlbrechtSorden, der Hostheater- friseur Reichardt die goldene Medaille des Albrechtsordens, und der SpeditionSgehilse Schnabel in Leipzig die goldene Medaille vom AlbrechtSorden erhalten. — Der außerordentliche Professor crr Rechte, vr jur. M. Voigt in Leipzig, ist zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt worden. — Das am 2. Januar von Seiten der beide n städtischen Collegien zu Ehren des Herrn Bürgermeister Ncub e r t veranstal tete Festmahl in dem zu diesem Zwecke festlich deconrten Hauptsaale der Harmonie verlief in sehr animirter Stimmung. Demselben wohnten außer den beiden Söhnen des Genannten als Ehrengäste (Gerichtsrath Neubert aus Freiberg, Diaconus Neubert von hier) auch viele frühere Stadl räthe und mehrere ehemalige Stadtverord nete, sowie einige Beamte des Raths bei. Den ersten Toast brachte Oberbürgermeister Pfotenhauer auS; er widmete ihn Sr. Maj. dem Könige mit Beziehung auf das eben begonnene Jahr und auf die dem scheidenden Bürgermeister verliehene Auszeichnung (Eomthur d.V -O.!. Der StadtverordnctcnvorsteherHofrath Acker mann gab nun den Gefühlen der Anhänglichkeit und Dankbarkeit gegenüber Neubert einen beredten Ausdruck. Hierauf hielt dieser seine Dankesrede in liebenswürdiger Weise und mit feinem Humor gewürzt Er wies schließlich daranf hin, daß die Commun, deren Schuldner er sei und welcher gegenüber er sich eigentlich „insolvent" erklären müßte, mit einer Abschlagszahlung, dem Versprechen fer nerer literarischer Thäligkeit vorlieb nehmen wolle, freilich sei dies nicht viel mehr als „der Briefwerth Stroußbergischer Aktien." Herr Vicevorsteher Lehmann feierte in sinnigen Versen die Worte Würger", „Meister", „Bürgermeister" und gipfelte in einem feurigen Toaste auf den Gefeierten des Tages. Advocat Nöller (früher Stadtrath) skizzirte den Lebenslauf seines Freundes und College» Neubert in sehr ansprechender, vom Witze übcrsprudclnder Weise. Vicevorsteher Jordan brachte einen Toast auf das Raths- collegium aus im Namen der „getreuen Opposition der Stadt verordneten". Die warmen Worte der Anerkennung fanden von Seiten des fast vollzählig vertretenen Stadtverordnetencollegiums lebhafte Zustimmung^Städtv. Heger brachte einen Gruß aus dem Großen Garten, seit 40 Jahren der Lieblingsaufenthalt Neu- bert's. Was Berthold Auerbach, als er vor Jahren unser Mit bürger war und in demselben Hause mit unserm Oberbürgermeister wohnte, in einem geistreichen Aufsatze über „den Baum vor seinem Fenster" (Struvestraße) geschrieben, das hat Alles Neubert empfun den über die Bäume des Großen Gartens, und „was sich der Wald erzählt" ist für ihn kein Geheimniß geblieben. Der Redner schloß mit einer Widmung an Neubert in alkäischen Versen, von denen ivir einige hier folgen lassen: Sichst Du die Eiche fest mitten km Sturmgebraus — Denkst Du an Dresden« Wohl, dem Du Dein Herz geweiht; Und wie der Maiduft lind kommt, labend die harrende Seele, >ffr Hoffnung der schöneren Zukunft! Ja wie dieBuche stolz strebet zur Höh' empor, Glänzet im Sonnenschein herrlich ihr Blättcrschmuck — Also im Geiste sichst wachsen die Stabt Du und blühen, Eintracht und legliche Wohlfahrt! Jubelt der Sänger Chor Dir aus den Zweigen zu, Tönet der Lerche Lied wie a»S deS Himmels Bla», — Fühlst Du die Brust so frei. Nebel und Wolken zerrinnen, Heu strahlt km Osten der Leitstern! Wie, wenn zur Winterszeit, wo seder Reiz verweht. Tröstend der Blick erschaut doch noch das Immergrün — Co bei der Jahre Flucht, mitten im Wechsel hlenieden, Welkt und vergeht nicht die Liebe! Herr Bürgermeister Hertel toastete auf die Neubert' sche Fa milie und in deren Namen antwortete Gerichtsrach Neubert mit sehr gute Tafelmusik Unterstützung fand, immer lebhafter und au« der großen Zahl der Redner erwähnen wir nur noch Herrn Adolf Nenner, welcher mit glücklichem Griffe eine Rekapitulation sämmt licher Toaste, von einem wieberkehrenden Refrain unterbrochen, zum Besten gab. Lange nach aufgehobener Tafel blieben die Festgenossen noch im traulichen Gespräche beisammen. Wir aber schließen mit dem Wunsche (aus obenerwähnter Widmung) für den Scheidenden: Mögn der Frühllnge viele Ihm noch, dem Freund, ihren Gruß welh'n! — In der Freimaurer-Loge zu den ehernen Säulen in Neustadt fand vorgestern Nachmittag 4 Uhr ein« Christbcscherung statt. An den brennenden Lichtcrbaum waren 11 Kinder, 7 Mädchen und 4 Knaben, berufen worden, vor deren freudestrahlenden Blicken Mäntel, Socken, Röcke, Mützen, Hosen, Stiefel, Schuhe, Tücher, Hemden und Stollen, Pfefferkuchen, Aepfel und Nüsse ausgebreitet lagen. Während des Eintrittes der Kinder sang zunächst die Versammlung — etwa 200 Personen — ein Loblied, worauf das allbekannte herrliche Wcihnachtslied: „O, du fröhliche rc." als Quartett ertönte. Der deputirte Meister von, Stuhl, Herr Direktor Krenkel, hielt eine herzcrhebende Ansprache an die Kinder und sinnige Gedcnksprüche wurden darauf den Letzteren bei Vertheilung von Gesangbüchern mit auf den Lebensweg gegeben. Nachdem noch mehrere Gesänge, darunter ein allgemeines Gebet mit Harmonium-Begleitung, erklungen waren, endete da« schöne Fest und mit leuchtenden Angesichtern zogen die Kinder mit ihren Gaben wieder heim. — Ein neuer Schritt zur Verbrüderung der Völker ist da- durch geschehen, daß unser Nachbarreich, Oesterreich-Ungarn, scit dem Neujahr die auch bei uns gütige französische Maß-und Ge wichtsordnung bei sich gesetzlich eingesührt hat. Meter, Liter, Gramm und Ar als Grundlagen aller Maße und Gewichte gelten also jetzt ebenso wie deren Vervielfältigungen und Theilungen in Frankreich, Deutschland. Belgien, Oesterreich und Italien. Für den regen Handel zwischen Deutschland und speciell Sachsen mit Oester reich ist diese Uebereinstimmung von höchster Bedeutung. Unfern südlichen Nachbarn wird es freilich ebenso wie uns anfangs erst etwas sauer werden, sich die Begriffeder verschiedenen Ellen, Kannen, Maße, Klaftern, Joche, Lothe u. s. w. abzugeivöhnen. — Der Referendar bei der hiesigen Amtshauptmannschaft, Herr Graf von Wallwitz, hat das Unglück gehabt, daß ihm am Frei tag auf der Jagd das eine Auge durch einen Schuß verloren ge gangen ist. Ob er durch eigene oder die Unvorsichtigkeit eine- Ande ren darum gekommen ist, war gestern noch nicht allgemein bekannt, doch wurde uns mit Bestimmtheit versichert, daß ein Rittmeister der Garvcrcitcr das Malheur gehabt habe, der verhängnißvolle Schütze gewesen zu sein. — In dem Verkaufslokale des Herrn Fleischer-Obermeisters Lehmann au der Frauenkirche hat sich am Sonntag Abend in der 9. Stunde folgender Vorfall ereignet. Ein junger wohl etwas angeheiterter Offizier vom 2. Gren.-Reg. Nr. 101 war vom splen diden Souper kommend, um jene Zeit in den erwähnten Laden getreten, harte mit den beiden darin befindlichen Mädchen, einer Tochter des Ladeninhabers und einer Ladenmamsell, gescherzt, endlich einen Kuß verlangt und war den deshalb hinter die Ladentafel sich zurückziehenden Mädchen dahin nachgeeilt. Infolge des darob entstandenen Gekreisches der beiden Mädchen ist der Ladenbesitzer herbeigckommen, hat den Offizier hinter den Ladentisch vorgewiescn und als dieser dem nicht nachgekommen ist, ihn mit Gewalt vorgebracht. Währenddem ist ein aus der be nachbarten Polizeiwache herbeigeholter Gendarm erschienen und in dessen Gegenwart der Wortstreit zwischen dem Flcischermeister und dem Offizier fortgesetzt worden. Bei einer Acußerung des Ersteren hat der Letztere darauf seinen Säbel gezogen und nach Jenem ge schlagen. Dies hatte zur Folge, daß ihm, der sich zum Wieder einstecken des Säbels nicht hat bequemen wollen, derselbe abgenom- mcn worden ist. Auf der Polizeiwache, wohin er darauf geleitet wurde, hat er nach Feststellung seiner Person den Säbel zurück- crhalten. Daß infolge dieses Vorfalls eine Menge Menschen vor dem Fleischerladen sowohl, als auch vor der Polizeiwache sich ver sammelt hatten, ist erklärlich. — Ein Vermessungs-Revisor bei der kgl. Gcneralcommission für Ablösungen, welche Behörde übrigens vom Beginn dieses Jahre« ab ihre bisherigen Bureauräumlichkeiten in, ehemaligen Kosel'schen jetzt Polizei-Palais hinter der Frauenkirche verläßt und nach dem Locale der Kreishauptmannschaft übcrsiedelt. ist gestern Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr auf seinem Arbeitsplätze im Bureau von einem Schlagsluß getroffen worden und todt von: Stuhle gefallen. — Wie sich unsere Leser erinnern, hatte uns vor einiger Zeit ein Herr K. mitgetheilt, daß der Veranlasser der gräßlichen Kata strophe in Bremerhaven, Thomas, im Jahre 1838 oder 1840 in Bocholt in Westfalen geboren worden und nach etwa 2 Jahren mit seinen Eltern nach Amerika übergesiedelt sei. Es hat sich nun aber in Folge von Ermittelungen, welche auf Requisition des Un tersuchungsgerichts zu Bremerhaven in Bocholt angestellt worden sind, ergeben, daß weder Thomas in dieser Gemeinde geboren isi, noch daß dessen Eltern sich daselbst jemals aufgehalten haben. — Ein Kaufmann aus Zittau hatte vorgestern Nachmittag in einem Restaurant der Schloßstraße sein Portemonnaie mit einem nicht unbeträchtlichen Geld-Inhalt verloren oder liegen gelassen, bemerkte diesen Verlust aber alsbald in einem Cigarrenladen, wo er sich Cigarren hatte kaufen wollen. Seine Nachfrage in dem be treffenden Restaurant hatte keinen Erfolg, wohl aber eine von ihm sofort bei der Polizei erstattete Anzeige. Denn, als der in Folg» , dessen abgeschickte Criminalgendarm gegen einen Kellner jene« Re staurant«, der hauptsächlich in Frage kam, vorging, fand er bei einer Durchsuchung seiner Person zwar weder da« Portemonnaie
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