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Sächsische Volkszeitung : 09.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-08
- Tag1921-08-09
- Monat1921-08
- Jahr1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.08.1921
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WWW «r. 18L 2«. Jahr«. 3272, - »efchiift.ft,»e 32723 G»stsch«»k»»t»i Dr««»«» Nr. 147V7 Dienstag, ». »ngnft LS2L «edaktto« «e» »efchLst-ft,««» »»«»de»-«, t«. 44 l) 0 ifSMÜM g veiugSpret», »tertelltly««» >r«l Hau» «„»«ab« t mit Multrlerter «,tl-a« I».»» AuSgad« » 11.»»^ «inschllehNch Postbesiellg-N». Prrir »er «inzelmmimer so 4. «N SSchsis»« »ol»,«i>una »richeml an allen Wochentagen nachm. — Sprechstunde der RedaMon! « bt» « Uhr nachm. Non Ss-lcht!tt»an,-Iaen bi» 1« Uhr. von FamiNenan,eigen bi» I I Uhr vonn. — Preis für di« ^nL'.eMaU A. "^^ I.4<. ^ im ^.°n.e.e.. ».»^. - gllr nnden.iich geichriebene. ,-w.e dnrch »" »< »<—"««-« »--»««-»- -«»»»> >«"»---» Deutschnationales Llebeswerben Einen eigenartigen Propagandaeifer entfaltet ne»erd!iigS die Deutschnationale VolkSparter in katholischen Kreisen. Das ist an sich ihr gutes Recht. Vom Standpunkte der Entgiftung d»k öffentlichen Lebens von der konfessionellen Verhetzung könnte man ein solches Vorgehen geradezu begrüßen. ES könnte so ansschen, als »vürde hier ein alter Gedanke d's Z:nlrnms anss neue verwirklicht, als sollte eine politische christliche Einheits- >ont gegen die Mächte des Unglaubens und der Zersetzung ge» chassen werden. Aber die Geschichte der letzten fünfzig Jahre lt nicht vergessen.. Da» Zentrum hat vom ersten Tage seines Bestehens Wert darauf gelegt, daß e» keine katholische Partei, sliidern die Partei aller positiv gläubigen Christen sei. DaS hat z»m Beispiel Windthorst in den ersten siebziger fahren wiederholt mit aller Deutlichkeit ausgesprochen. Damals waren es die konservativen Vorläufer der Deutschnat. Volk-Partei, die ihre Partei als die Vertreterin der evangelischen Interessen hi»- sleklten, und die da» Zentrum in der übelsten Weise als römisch bekämpften. Als nach der Revolution die Deutschnationale Volkspartei auf den Plan trat, hatte sie selbstverständlich aus der Geschichte gelernt. Sie hatte eS erlebt, daß eins der stärksten Fundamente des Zentrums seine konfessionelle Weite ist. So begannen von dieser Seite alsbald zwei Machenschaften: da» Zentrum mußte als konfessionell gestempelt werden nird die eigene Parfri mußte wenigstens den Anstrich der konfessionellen Unparteilichkeil er« holten. Dabei ergaben sich zwei wesentliche Momente. Wenn da» Zentrum al» katholischen hingestellt wurde, so mußte der katholische Charakter verdächtigt und verleumdet werden. So hatten die alten Konservativen in der neuen Partei da» groß« Wort. Ein Mann, wie der Direktor Pastor Stukrman». der nicht irgendeiner ist. sondern deutschnationaler Abgeordneter tm preußischen Landtag«, konnte noch kürzlich schreiben: „Ich will nicht die schwerwiegende Sonderfrage nach den unheilvollen Einflüssen stellen und beleuchten, welche da» römi- ische Papsttum durch seine Mauerbrecher, die Jesuiten, auf den /Gang der weltpolitischen Ereignisse in und nach dem WK'kriege »n sgeübt hat und noch ausübt, auch nicht die weitere Sond-r- jkvage nach der ebenso unheilvollen Nolle, welche diese Einflüsse nw innerpolitischen Leben unsere» Volkes spielen . . . Der No, tnaniSinu» bermaterialisiert, verstofflicht, verirdischt, verä iß.-r- kicht, verweltlicht da» Wesen de» Reiches Gottes, und dadurch lädt er den Fluch des Antichristentums auf sich . . . Schwarz, irot-goldene und schwarze Internationale als Gegenstück und als Gegensatz zu der Internationale des Kreuzes — da» ist das Niesenvanorama der Menschheit im Lichte de» letzten Ziel-»" Es ist also doch nicht nur der .Reichsbote", den die Deuisck» pationalen mit seinen ant katholischen Gehässigkeiten jetzt ab. schütteln möchten, der diese Sprache redet. Der deutfchnrr.o- nale Abgeordnete Pastor Dtuhrmann ist dem „Reichsbo-en" tveit über. Das ist die eine Seite. Andererseits liegt es den Deutsch rationalen daran, Bauernfang in katholischen Kreisen zu trei- ken. Di» Werbereise des LheologieprofessorS (katholisch!) Dr. Hirsche ist ein neuer Beweis dafür. Welcher Art diese Ka- ttwlikenfreundschaft der Deutsch,rationalen ist. darüber lüftet der wortreiche Pastor Stuhrmann auch ein wenig den Schleier: „Der deutsche religiöse Katholizismus wird von dem Vor» Wurf eine» antichristlichen, weil materialistischen Wes-nszugeS n'cht getroffen . . . Ich sehe im Geiste den Tag kommen, wo ans deutscher Erde der religiöse Katholizismus den roma'isli- scheu Einschlag ausscheiden und mit dem bibelgläubigen Pro- iestantismus das große Versöhnungsfest einer Kirchr, einer deutschen christlichen Kirche, feiern wird." Darauf also läuft letzten Endes der Werberummel hinaus, lind nun begreift mau vielleicht, warum die Deutschiiatfimalen so gern über Evangelische, die ins Zentrum gehen, di- Befürch tung aussprechen, daß sie mit vollen Segeln in den Kubolizis. wuS steuern. Man traut, wa» man selber denkt und >„t. wie- der einmal andere« zu. Dm. deutsche Pratestausismus. der durch die Geschichte in der Deutschnatioualcn Volkspac,»- ver- ^t-rrt ist. rüstet sich, sein altes Ziel, die deutsche evangelische Nationalkirche, endlich zu erreichen. Ganz unverhülst wird es hierbei angedeutet und ausgesprochen, daß auch katimlisch-: Kreise für diese Idee gewonnen werden sollen. Die Brücke dazu ist die sogenannte gemeinschaftliche nationale Basis. Li; Deutsch, nationalen haben bekanntlich ihre Ziele weit gesteckt. S: wisse», .oh ihre Slunde noch nicht gekcmmen ist. Sie rüsten sich oder drrauf. einen Zustand zu schaffen, der in zentralistischec B-. z.ehung auch auf dem Gebiete des Glaubens alles das weit zu rr cklasse» wird, was Deutschland unter der B-Smarckschen Sera der Kulturkampfes erlebt hat. Das Zentrum aber sollt; die Augen offen halten und darüber wachen, daß keiner seiner gnt- gläubigen Anhänger dein deutschnationalen L'ebeSwerbeu zum Opfer fällt. ^ Das Steuerprogramm der Reichs regierung " DaS durch den Reichskanzler Wirth seinerzeit noch vor kein Aiiseinandergeher. des Reichstages der Oesfentlichkeit in großen Umrisse» gezeichnete Steuerprogmnim der Negierung liegt min in, wesentlichen vor Nach langwierigen und. wie w» aussprechen dürfen, auch recht temperamentvollen Beratun gen hat das Reichökabinett über ein gewisses Programm sich nun geeinigt. Die Beratungen sind damit aber noch nicht abge- schlossen, ja die eigentlichen prinzipiellen steuerpolitischen Pro- Lleme können jetzt erst in Angriff genommen werden. Was wir auf Grund des soeben von der Reichsregiernng der dcnt- schen Oesfentlichkeit mitgeteilten Finanzprogramms crfakrcn, ist Mi Grunde doch nichts anderes als die Anlehnung a» schon Be- stehendes, an den Ausbau und die Erweiterung vorhandener Steuergusllen, während man sich bis jetzt wenigstens von einer erundsätzlichen Auseinandersetzung über die ganze organische limgestaltung unsere» Steuer- und damit Wirtschaftssystem» ferngehasten hat. — Wir sehen ,n dem vorläufigen R-ichSregierung eine Erhöhung der '.4 auf IVO Mark für 100 Kilogramm, böhlli, g der Steuer für Branntweinabgabe wird von Struerpcogramm der Zucker st euer Von Daneben eine Er bte Süßstoffe. Di« 800 auf mindestens 4000 Mark für einen Hektoliter erhöht. Ueberaus große Belastung erfahren die Verbrauchssteuern. Die Leuchtmittel- sieuersätze werden auf das Vierfache erhöht, verdoppelt wird die Z ü il d w a r e n st e n e r und Mineral wasser st euer. Ebenfalls um da» Vierfache erhöht wird die Biersteuer. Auch die Tabaksteuer wird eine Erhöhung erfahren durch den Fortmll bisheriger Ermäßigung. Eine kräftige Erhöhung erfahren die Zölle aus Lebensmittel, die vorwiegend dem Luxus diene». Daß unter solche» Luxus auch Kaffee. Tee uird Kakao gezählt werden, ist weniger erfreulich zu vernehmen. Ganz außerordentlich ist die Erhöhung auf die Kohlen steuer. die von bisher LO Prozent auf 30 Prozent heranfge- setzt wird. Die Kraftfahrzeuge werden einer Besteuerung unterworfen unter Einbeziehung der Lastkraftwagen. Stark herangezogen werden künftig auch die Versicherungen. Feuer- Versicherungen auf unbewegliche Gegenstände sollen in Zukunft 60 Pfennig, auf bewegliche Gegenstände 40 Pfennig für 1000 Mark betragen. Für Lebensversicherung werden 4 v. H. der Prämie bezahlt werden müsse». Die Umsatzsteuer wird verdoppelt werde». Dadurch hofft man. mit einem Schlage ein ganzes Bündel von Milliar den für den Neichssäckel zu gewinnen. Durch die Besteuerung der Rennwetten soll diese heute allerdings außerordentlich grassierende Leidenschaft für d-e Neichsbedürfnisse nutzbar ge macht werden. Ob durch die vorgesehene Zulassung von Buch- macherwetten die Volksmoral gehoben wird, ist eine Frage, die man sich dabei doch auch ernstlich vorlegen muß. Einen dicken Posten in dem Programm bildet der Vorschlag, die Körper schaft s st e u e r n bei den ErwerbSgesellschaflen auf 30 Pro zent des gesamten steuerbare» Einkommens festjusetze». DaS ist ein ganz gewaltiger Einbruch, der durch de» Wegfall bis heriger Vergünstigungen noch erhöht wirck». Eine Kapital verkehrs st euer soll weiterhin dazu dienen, die ganze F 'ille der der Kapitalbildnng dienenden Vorgänge steuerlich zu er fassen. Besonders ist dabei gedacht an die steuerliche Heran ziehung von Gründungen von Gesellschaften, die ja in letzter Zeit wie Pilze aus der Erde geschossen sind. Die Aktiengesell schaften solle» mit 7 Prozent be'nstet werden. Dem Kapitalver kehr an der Börse wird durch dieses Gesetz besonders zu Leibe gerückt. Namentlich der Devisenhandel wird auf diese Weise zu erfassen gesucht. Man versteht es nicht recht, warum man gerade diese letzte steuerliche Möglichkeit gewissermaßen nur in der Rescrvestcllung zeigt. Denn kaum auf einem ande ren Gebiete werden von den breitesten Volksschichten so viel Spekulationen betrieben, w'.e ans dem der Devisen und der auswärtige» Bankiioren. Hier liegt ja auch mit ein Grund für die fortdauernde Verschlechterung der Mark. Die Hauptstütze des Eteucrpogramms bildet aber doch der Entwurf eines V e r m ö g c n s st e u e r g e se tz e s. Hier haben wir die sogenannte „Veredelung" des ReichSnotopferS vor Au gen. Man will mit diesem Gesetz der Veränderung des Geld- standes,, die seit dem Notopferstichtage, dem 31. Dezember lOIll, eingetrete» ist, gerecht werden. Das Neichsnotopfer soll in der Weise aiisgebant werden, daß an seine Stelle eine laufende Vermögenssteuer mit einem zeitlich begrenz ten Zuschlag treten soll. Soweit gesetzlich die Erhebung eines Teiles des Mtopfers beschlossen ist, soll eS dabei sein Be wenden haben. Der ganze Rest aber soll unter diese laufende Vermögensabgabe fallen. Dadurch werden alle neugebildeten Kapitalien erfaßt. Man denkt sich die Veranlagnng in Ab schnitten von etwa drei zu drei Jahre». Die laufende Ver mögenssteuer wird 0.05 bis . v. H. betragen, bei nicht physischen Personen 1.6 vom Tausend. Auf diese Steuer ist aber noch auf die Dauer von 16 Inkren ein Zuschlag vorgesehen, der für phy sische Personen 300 Prozent, für nichtphysische Personen 160 Prozent beträgt. Gewissermaßen als Ergänzung zu die,ein Gesetze ist ei» Ve r m ö g e » sz u w a ch s g e se tz in Aussicht genommen, daß a» die Stelle des geltenden Besiksteuergcsetzes treten soll. 100 000 Mark Vermöge» und 26 000 Mark Zuwachs sollen steuerfrei bleibe». Darüber hinaus werden die ersten 100 000 Mark mit 1 Prozent versteuert, und die Staffelung er reicht bei 6 Millionen Mark Zuwachs den Höchstsatz vo» 10 Pro- zeut. Ein weiteres Gesetz will de» V e r m ö g e n s z » w a ch ö aus- der Nachkriegszeit erfassen, und zwar mit 6 bis 30 Prozent, wobei Vermögen bis z» 200 000 Mark und ein Zu wachs von nicht mehr als 100 000 Mark steuerfrei bleiben sollen. Diese Besitzbestenern»,' siebt aber auch erst im äußere,, Nahmen fest, über alle Einzelheiten muß das Kabinett noch Beschluß fassen Die Berliner Presse zu de» Stcuer- pläuerr Berlin, 8. August. Ueber die Steuerpläue des Neichskabi- nctts äußert sich die Presse folgendermaßen: Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt: „DaS vor stehende Steuerbnkelt ist das ninfangrcichste und farbenfreu digste, das dem deutsche» Volke bisher beschert worden ist. ES ist daS Bukett der „ErfüIlnn g". Es stellt zunächst im wesentlichen die Ausarbeitung der Pläne dar, die seinerzeit vom Finanzmiiiisteriu», in Vorschlag gebracht worden sind. Damals handelte es sich bekanntlich um Parallelarbeiten des Finanz ministeriums ans der eine» und des Wirtschafts,»inistcriums aus der anderen Seite, welch letztere sich besonders ans der Er fassung der Goldwerte ausbanten. ES zeigt sich, daß mau zunächst, nicht zuletzt wohl ans Gründen der praktischen Durchführung, darauf verzichtet Hai. die Goldwertidee stener- aelöblich anszumiinze». Die Stener-llilo aut.'». Mid -Erwei. ti-rnngen des Finanzministeriums sind leichter durchführbar und d-r Quellen schneller zu er'chlicßen. Aber der Schlußsatz dec amtlichen Ankündigung sagt ia mit aller Deullichkeit, daß für öw Züchtigung des Besitzes mit der Rute der Repara- neu noch nicht aller Tage Abend ist, und daß di« wirtschasts» ministeriellen Goldwertlpän« weiterer E-rwägu.va unterliegen werde». . ^ Der „Berliner L o k a l a n z e i g e r" meint: Wen« „noch auf anderem Wege", als de», der Besteuerung, der Besitz, wir die Regierung airdeutet, zu den Lasten de» Reiches heran- gezogen werden soll, so deutet diese Absicht auf Bestrebungen hin. denen sicherlich andere als solche gerechter Lastenverteilung zugrunde liegen. Die bisherigen Andeutungen, die Reichskan^ l-r und Reick,ssinanzminister Dr. Wirth nach dieser Richtung getan hat. waren bereits deutlich genug. Sollten sie sich wirk- lich zu konkreten Vorlagen verdichten, so würden sie nur nach allerschwersten i » n e r p o l i t i s ch e n Kümpfen durch- zusetzen sein. Die „Vos fische Zeitung" urteilt in folgenden War. ten: „Das Programm, vaS hier vorgelegt wird, entspricht in s:,nen wesentlichen Zügen den Ankündigungen, die bereits frü- her durch die Presse gegangen sind, und den Ausführungen, di« der Reichskanzler und Finanzmiinster Dr. Wirth in seinen bei- den Rede» im Reichstage und im ReichSwirtschaftsrat gemacht hat. Sehr charakteristisch ist der Hinweis in der Begründung der neuen Vermögensabgaben, daß die „direkten" Steuern auch weiterhin unter allen Umständen den „indirekten" „die Wage h-.sien' solle». Die Scheid»-g zwischen d-rm", indirekten Steuern ist bei der Größe des Finaiizprol'lems, das wir zu löse» haben, mehr parteipolitisch bedeutsam, als finanzpolitisch fruchtbar, und es ist gar nicht ausgeschlossen, daß die wirtschaftlichen produktiv»?- und verbranchspolitischen Wir kungen der aufs äußerste angespannten Vermögensbesteiierung denen indirekter Abgaben sehr ähneln werden. Man hat. so scheint es. aus den Erfahrungen der Erzbergerschen Finanz- rcform nicht sehr viel gelernt." DaS „Berliner Tageblatt" äußert sich über die Sieuererkläruug des Kabinetts wie folgt: „Sie muß auch die cmspruchölosesten Gemüter schwer enttäuschen. Die Erklärung begnügt sich damit, fünfzehn Steuervorlage,i »ach ihren Ueber- scbriften zu registrieren und ein paar, oft ganz unklare, Andeu tungen daran anzufügen. Kein Wort über das veranschlagte E'.trägnis der Steuern, kein Wort darüber, wie den» mm eigentlich die jährlich notw:ndige Summe vo» etwa hundert Milliarden neuer Steuern aufgebracht werden soll. Den» nie mand wird ernstlich glaube», daß dieses Sammelsu rium ausreicht, um auch nur zwei Drittel der er forderlichen G e s a in t z i s f e r zu erreiche». Die Regie- ri.ng selbst schätzt die sämtl'chen Erträgnisse, wie wir erfahren, auf höchstens 80 Milliarde» Mark. Selbst wenn dieser Opti mismus berechtigt wäre — wie soll der Rest gedeckt werde»?" Breitscheid über die Reichsreglerung Paris, 3. August. Der unabhängige Reichsiagsabgeordnelc Dr Breitscheid, der sich in Paris aufhält, veröffentlicht im „Populaire" einen Artikel, -n dem eS heißt: Die augenblickliche deutsche Regierung sei der Aufsagung seiner Partei über die Notwendigkeit zu repariere». Obwohl st, die innere und die Finanzpolitik des Kabinetts Wirth nicht teile, so erfordere doch die Ehrlichkeit, anzuer- kriineii, daß dieses de,, ernst:» Wunsch habe, die Pslichie» zu er fülle», die der Friedensvertcag ton Verfälle.' De i'scki.'aud aut» erlegt lsabe. Die Regierung habe das Ultimatum nicht einzig und allein angenommen, um das Land aus einer vorübergeheu- dri gefährlichen Lage zu retten, um Zeit zu gewinnen, sondern weil sie aufrichtig wünsche, endlich die Politik der k! ei ne» Machenschaften zu verlasse», um entschlossen den Weg zu gehen, den das Gewissen und der Vertrag verschriebe». Man werde in Frankreich gezwungen sein, anzucrkennen. daß die Regierung sich nach die,er Richtung nicht begnügt habe, Worte zu sprechen, sondern Taten folgen zu lassen. Die Regie rung babe auch ihre Unterschrift nicht unter das Ultimatum ge fitzt, inn OberschlTsien zu retten. Sie habe einfach getan, was sie für nötig gehailen habe. I» der Rebe des Reich-?- kn zlers habe dieser Gerechtigkeit verlan ' Aber er nicht oc'agt, daß Teuischland das Recht babe. Oberschlesien nngeteitl z» verlangen. Deutschland hasse, daß der Oberste Rat eine Lösung finde, die das Erg-bnis der Volksabstimmung berücksich- : >>r und Denisctilanb die Möglichkeit : m Leben iahe. Dr. Breitscheid sagt schließlich, d>e Alldems» en ivn.'ta bei Olm bürgerlichen Parteien Unterstützung .finden wenn der Oberste Ra! eine Entscheidung träfe, die das Indnstriegebie! Oberschle- fieiis Polen znerkcnne In diesem Falte wäre bas Schicksal der Regierung Wirth besiegelt. Entweder würde sie sofort durch ein rechtsstehendes Kabinett ersetzt werden, oder es würden neue Reichstagswablen vocgenoinmen werden mit dil Losung Oberschllstrn, nie für die Nationalisten besonders günstig auSfallen würden. Ec- handle sich keineswegs um eine Ptrsonenfrage, wenn der Reichc-kanzter verschwinde, solider» eS wäre ei»; Ermntiglilg iür alle Reaktionäre in Deutschland. Dr. Breitscheid schließt den Arstkel mit der Erklärung: Die Pazifizierung EurovaS müßte das volttische Ziel aller Länder sei». Eine Reinigung der ftanzösisch-dentschcn Atmosphäre sei deren grundlegende Bedingung. Außer Oberschlesien bestehe eine Reck'e von Konflikten, die verschwinde» v n-zi.--. dam.k normale Beziehungen /.wischen dem französischen und deutschen Volke möglich würden. Er wage nicht, vo» einer Entente zu sprechen, Die Ankunft in Parts London, 7. August. Lloyd George und Lord Curzou sind heute morgen mit der britischen Delegation nach Paris abaereist. Pari», 7. Au eilst- Die franMtchc Delegation beim Obersten Rat fitzt sich zusammen au« tum Minist rpräsidrvtcn Briand, dem Minister Loucheur mid dem Generalsekretär Berthelot. Paris, 7. August. Der fialicuische Minister der auswärtigen Angelegenheiten Marquis della Torretta ist heute abend in Pari» riiigelrofsei,. Der italienische Ministcrvräsident Bonomi wird erst morgen knr, vor Beginn der ersten Sitzung de» Obersten RaleS i» Pan? «aNesscn. Part», 7. August. Der amerikanische Boiichasier in London, Oberst H^arvey, der als oifiziöfir Vertreterder Vereinigten Staaien des Obersten Rate» teilnehmen wird, ist gestern ^ ^dtroircn. Der japanische Delegierte Hajasha wird allichzeitig mit Lloyd George und Lord Curzon in Paris ankomme«. Die belgischen Delegierte», Außenminister Ja sper und Finanzministe« kkiennis, werden am Dienstag In Paris erwartet.
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