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Dresdner Journal : 23.06.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186806233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-06
- Tag1868-06-23
- Monat1868-06
- Jahr1868
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- Dresdner Journal : 23.06.1868
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^S142. 1868 Dienstag, den 23. Juni Klons. Ildmmenmtts»r«ise: DreMmIMrmi Verantwortlicher RedacteuI: I. G. Hartmann. nen dci ler jokn, )I68. »evvnr »rvur, s»nr»ii. ««- eip-tg. en Feuilleton. >ie de- tu Ur. Vom k. Preß- eit kN .»»" »«» oldy lcbcn »roßer Vorschlägen nur Sylbenstechereien und Schul- ! die Arbeit des Reichstags begangen habe. Eine erei sei noch nicht gegen eiu Parlament geübt zurück. So der Hauptinhalt mit Hinweglassung alles Nebensächlichen. Diese stoffliche Erfindung ist weit mehr novellistisch als dramatisch. Herr Hugo Müller ist Schauspieler und Regisseur in Riga und hat sich von schauspiele rischer und materieller Seite und mit unläugbarem Talent eine sogenannte bühnengerechte Mache nebst spannenden Situationen und Effecten angeeignet; aber productiver Geist, künstlerische Bildung und Geschmack 12546, 217,4, 44537, 70557 .005N, 04388, 08811 28348, e für n, Insernicnannahm« auswärts: L.txrtg: k'« Domuliooloutr ä«» Oreräoor ^oarual»; obeuä»,.: kl. Lvai» ko-r; L-»dorU-»«rUü- N.: tb Voor.es, Lorlia. 8«oi»iv»'sek« Vuekk., Roriuur»»'» Lure»u, Iivooi.i>u Llorie; Lr«m«o: L. 8ü»r.oee»; Nr«,I»ü!l,. 8rLikoir»<'» Xnaonoeoburoau, venire, 8r^v L kunv-io; rr»uk«irrt ».H.! ^eaü»'»cke Nucdb.; «öl»-. Xv. NLveerir, Vari,! Nvr.i.1«» LOo., (8, t'Iao« äv I» Lauros); Nroz: k». Lsiir.ro»', Luekd.; V1«u: Xi.. Oroar.ru. Herausgeber: LLnigl. Lepoäition äe« Oresönir Foura^s, vreiäsa, dearisootr»«»« No. 7. tritt Itbrlied 7 Urlr. 8tew»«la«bUdr, »ui»«rb»ld a«» Norää. SuLä.» kost - »all 8tomp«t,u»«kl»gbio»u. Srschetnrn: TAgllvd, mit Xu,u«km« äer 8vaa- unä Lel«rr»x«, ^b«ot» Nir äeu tolxsaä«» Nichtamtlicher Theil. Neberstüt. eb. > Weise Buche Künsl- eigen» lungen ch wird ich uc< »eulsche t -rlk- s »«t IN n» e»u rner), »nseralenprettr: kllr ä«u L»am «luor »««p.Itsns SS. isU s. Hostheater. Sonnabend, 20. Juni, wurde zum ersten Male ein Schauspiel in 5» Acten von Hugo gen. — Nom: Begnadigungen. — London: Ver mischtes. — Konstantinopel: Aus Kandia. — Bukarest: Explosion. Russische Schuldzahlung.— Belgrad: Tagesbericht. — New-Nori: Vom Tagesgeschichte. 8. Berlin, 20.Juni. Heute fand die letzte Reichs tag ssitzung statt. Ueber dieselbe ist Folgendes zu be richten: Der Abg. Reincke hat sein Mandat niederge legt. Nachdem in letzter Lesung der Antrag in Be treff der Archive angenommen worden ist, geht man zur Berathung dcsGenossenschaftsgesetzes über. Das selbe ist durch einen Antrag des Abg. Schulze aus der Initiative des Reitstags hervorgegangcn; der Bundes- rath hat dasselbe der jetzt versammelten Commission zur Ausarbeitung des Entwurfs einer Civilproceßordnung zur Prüfung überwiesen. Diese Commission hat sich un großen Ganzen für das Gesetz ausgesprochen, jedoch eine beträchtliche Anzahl Amendements gestellt, welche zum größten Theil nur formeller 'Natur sind und nur zwei principlelle Abweichungen von dem ursprünglichen Entwürfe enthalten. Der Abg. Schulze erklärt sich mit Freuden bereit, sämmt- liche Amendements anzuuehmen, um das Jnslebentreten dieses «ichtmeu Gesetzes zu sichern. Der Abg. Twesteu greift. »Iw« sich materiell auf eine HU>ril«k- «rsile-Ngr IjMIwUasi, l .. t» „ LütsaluaNunuu««»: 1 „ Präsident Delbrück: Die Abänderungsvorschläge sind nicht Amendements der Procebcommission, sondern des Bundcsratbs. Ob sie der Abg. Twisten für Sylbenstechereien hält oder nicht, überlasse ich ihm, nehme aber für den Bnndesrath das Recht entschieden in Anspruch, die Amendements zu stellen, die er für angemessen hält, auch wenn sic der Abg. Twesten für Syl- venstechcreien erachtet. (Bravo rechts.) Noch erklärt Bundcscommissar vr. Pape, daß es keine Sylbenstecherei ist, wenn beantragt wird, Druckfehler zu berich tigen oder zur Erhaltung der Einheit der Diction nicht mit deu Worten, die möglicherweise einen ganz verschicdenn Sinn haben, zu wclchseln, z. B. in dem einen Paragraphen etwas „Gesellschaft", im andern „Genossenschaft" zu nennen. Nach ciniger Debatte, bei welcher einige Ausdrücke des Gesetzes näher erläutert werden, wirb das Gesetz einstimmig angenommen. — Hierauf verliest Staats- minister Frhr. v. Friesen die gestern bereits angekün digte allerhöchste Botschaft, welcher den Reichstag auf- fordert, sich behufs des Schlusses des Reichstags im weißen Saale einzufinden. Diese allerhöchste Bot schaft ist vom 17. Juni datirt, vom König Wilhelm unterzeichnet, von v. Bismarck gegrngezeichnet. — Ohne Debatte werden die mit dem Brauwesen zusammen hängenden Gesetze in dritter Lesung angenommen, dagegen wird auf Antrag Vr. Braun's der „Bericht der Commissionen über den Antrag der Abgg. Harkort und vr. Becker auf Einführung des Einpfennig- tarifs für den Transport von Kohlen rc." von der Tagesordnung abaesetzt. Die Commissionen hatten übri gens beantragt, in Erwägung, daß nach den Erklä- meistertien gegen solche Schulmeist worden. Drerduer Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Ha»,»der, Montag, 2L. Juni. (W. T. B.) Ee. Majestät der König und Er. k. Hoheit der Prinz Al« brecht find im besten Wohlsein hier eingetroffen. Am Bahnhöfe »nrdrn sie do» der Generalität, den Spitzen» der Behörden, dem Stadtdirrrtor Nasch und dem Bür« grrmorthabrr v. d. Horst empfangen. Der König be antwortete dir herzlichen Ansprachen der beiden Letz ter» a»ss Freundlichste. Die de» Bahnhof« bruachbar- te« Straßen waren festlich deeorirt. Der König be gab sich sofort »ach de« Schlaffe im George»,arten, Überall vo« freudige» volkozurufr» begrüßt. Prag, Soautag, 21. Juni. Morgen». (W.T.B ) P«, Kaiser ist heute «orge» '^6 Uhr hier etngrtr.fr fe, und wurde von der zahlreiche» vrdölkerung auf da» Wärmste empfangen. Di» Straße«, wrlche der Manarch pafsirte, waren festlich geschmückt. Dir Land» brvöltrrung strömt in Schaaren herbei, «« an der Siaweihunglfeier Theil zu nehmen. Prag, Sonntag, 21.Juni,Abds. (Boh.) DicBrücken- einwtihungsfcier ist in glänzender Weise verlaufen. Bei der Aufstellung der Genoffenschaften und Vereine fehlten die sämmtuchen tschechischen Sokvlvercine und die Gesangvereine, dagegen war der Arbeiterstand in imposanter Zahl vertreten. Auf dem Wege nach der Brückt ertönten nicht endenwollende Hoch- und Slawas für den Kaiser; ost hörte man rufen: Hoch'dem Kaiser! Hoch der Verfassung! Als Abends 8 Uhr der Kaiser im Baumgarten er schien, ertönten viel tausendstimmige Hochs für den Kaiser und die Verfassung. Gegen 9 Uhr besuchte Se. Majestät das tschechische Theater. Beim Erschei nen des Monarchen brach das sich von den Sitzen er hebende Publicum in lebhaftes Slawarufen aus, welches sich noch öfters wiederholte, bis der Kaiser nach allen Seiten huldvoll dankend sich niedergelassen hatte. Auf der Bühne hatte sich mittlerweile das Theaterpersonal im Festgewande, die Herren thrils in dem neuen „na tionalen" Costüm, theils in schwarzen Czamaren ange- than, versammelt und sang vor der stehenden Versamm lung drei Strophen der Volkshymnc, zwischen denen sich die Slawarufe erneuerten. Zuletzt brachte noch vr. Rieger unter stürmischer Zustimmung ein „Slawa" auS. Amtlicher Theil. Drr»be«, 19. Juni. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, den in Diensten der Familie von Mücke stehenden Kutscher Johann Gottfried Heinrich in Meder-Rennersdorf die silberne Medaille des Al- brechtordens zu verleihen. «in, e eigen» gt, okne lljäbrlich eheu an» erlli, mit Erwartung künftiger Liebe vollkommen über ihre künftige Ehe, die außergewöhnlich rasch, schon den näch sten Tag, vollzogen werden soll. ES folgt eine Ent- sagung-scene zwischen Prinzeß Melanie und Prinz Karl. Durch einen geschickt eingeleiteten Zufall er hält aber Fürst Emil sofort Kenntniß von einem zwi schen diesen Beiden bestehenden Drrhältniß. Höchste Eifersucht, ZorueSwuth und Schmerz über Brrrath, bis zum ParoxiSmus ausschweifend, befallen ihn, ob wohl er vorläufig bet dieser Convenienzhcnath und jetzt noch vor Abschluß derselben zu einer kühlern Auf nahme und ruhigen Untersuchung dieser Sache volle Veranlassung hat. Im Zorn läßt er seinen Bruder verhaften, besten Mahnung, daß der Regierende erst sich selbst beherrschen lernen müsse, ihn jedoch frappirt. Er erinnert sich endlich rechtzeitig seiner Mignon und eilt noch in der Nacht zu ihr, um sich Trost und Rath zu holen. Am andern Morgen ist er zu dem edeln und auch für ihn wahrscheinlich nicht ganz unrrfreu ltchen En neuste gekommen, dem Throne zu Gunsten seine» BruverS zu entsagen und ebenso der Hand Me- lante'S, die nun den neuen Fürsten heirathet. Dieser c-nlüiunß wird auch sogleich in kürzester und über raschendster Wetse a«S-eführt, und " uch in die Einsamkeit — hoffentlich zu Mignon Müller: „ Fürst Em tl" gegeben. Fürst Emil ist voll Noblesse des Herzens und der Gesinnung, aber lau nenhaft, dem Eindruck des Momente- hingraeben, ein Spielball aufbrausender ungezügelter Heftigkeit und einer unerzogenen GeisteSbegabung. In innerster Op postton zur modernen constitutionellen RegterunaS- praxiS, die gerade seinem Temperament sehr dienlich ühctnt, ist er verbittert, aufgeregt und im äußersten Unfrieden mit seiner jetzigen Stellung; seine Neigung zu absolutistischer Willkür paßt allerdings wenig zu seiner Intelligenz, seinen edlern Eigenschaften und zu seinem noch biegsamen Alter. Er hat sich infolge eines Jugendabenteuers ein Pflegekind, ein junges Mädchen — Mignon — erzogen, mit der er herzlichen Verkehr hat; aber obwohl diese bereit» 20 Jahre zählt, so ist doch bei Beiden da- Bewußtsein gegenseitiger Liebe noch nicht deutlich erwacht mal, um unS ihre Gesch ßtsrin gegenseitiger Liebe t. Mignon erscheint nur ein- icht« und ihre unangenehme Drt»de«, 22. Juni. Die Wiener Blätter haben aus Anlaß der Kaiser reise nach Prag die Verständigung mit den Tsche chen zuui Hauptthrma ihrer Leitartikel gemacht, und man muß sagm, daß sie jetzt in dieser Frage einen sehr gemäßigten Ton anschlagen und — das Bedürf- niß dieser Verständigung anerkennend — den Tschechen auf halbem Wege entgegen kommen. So schreibt die „Debatte" vom 20. Juni: „Die Verfassung hat der historischen Individualität Böhmens Rechnung getra gen; sie erwähnt speciell das Königreich Böhmen, da» seinrn eigenen Landtag hat und auchalS solches seine Vertretung im Neichsrathe findet. Möglicherweise ist es aber den Tschechen um Anerkennung gewisser äußerer Formen, die in ihren staatsrechtlichen Anschauungen wurzeln, zu thun! Nun, die Geltendmachung dieser und ähnlicher Formen, so lange sie nicht das Wesen unsrer Verfassung alterirt, kann uns nicht auf die Dauer von den Tschechen trennen und den tschechischen Conflict zu einem permanenten machen. Die Tschechen verlangen so viel von unS; wir dagegen sind genugsam und verlangen von ihnen nichts Anderes, als daß sie sich daran gewöhnen, wieder einmal den Thatsachen iw» Antlitz zu schauen. Nur unter dieser Bedingung ist rS möglich, daß sie zu einem klaren und für alle Welt faßliche» Programme gelangen, auf Grundlage dessen die Verständigung versucht werden kann und auch er reicht werden wird. Im Nahmen der Verfassung giebtcsNichts, was mandenTschechenverwet- gernkönntrund was die Regierung und die Volksvertre tung ihnen auch verweigern möchte; außerhalb der Ver fassung ist aber selbst die Bewilligung des unbedeutendsten Zugeständnisses unzulässig. Die Tschechen führen so oft den „„innern Frieden"" im Munde; es würde unS zur größten Genugthuung gereichen, wenn auch Böh men nicht mehr außerhalb dieses Friedens stände. Un möglich aber können tue tschechischen Parteiführer glau ben, der innere Friede sei zu erreichen, indem man ihnen zu Liebe zu Mitteln greift, die wieder alle an dern Völker zum Kampfe drängen müßten. In der Würdigung der Thatsachen liegt die Verständigung. Wir können nur wünschen, daß die Reise Sr. Ma jestät des Kaisers von der Thatsache der Herstellung des vollen innern Frieden» begleitet sein möge!" Die,, Bohemia" widmet dem Besuche desKaiser- in Prag folgenden Artikel: „ES ist ein kurzer Be such, den Se. Majestät der Hauptstadt Böhmen» ab stattet, aber ein bedeutungsvoller. Er kommt, eine« Werke dir Weihe zu geben, da» in trüber Zett begon nen, mitten während eine» Krieges, mitten während der Heimsuchung durch feindliche Okkupation fortgrführt, glücklich beendet ward durch feste, au-dauernde Wil lenskraft. Viel ward vor und während des Baues an dem Werke gekritrlt, man hat Zweifel gegen dessen Fe stigkeit erhoben — cs hat diese Zweifel glänzend wider legt. Nicht nach alten, vor Jahrhunderten herrschen den Systemen ward es gebaut, ein ganz neues System wurde hier zum ersten Male versucht und — hat sich glänzend erprobt. Schlank und luftig, dem Blicke nach allen Seiten freie Aussicht gewährend, spannt sich die Brücke über den Strom, verbindet Stadt und Land, und öffnet einen neuen anmuthigen Weg zur alten Königs- nud Kaiserburg. Wir wissen ein anderes Werk, noch wichtiger als dieses, das auch in trüber, schwerer Zeit ausgeführt ward unter Hindernissen und Vtüh- salen. Em Werk, das gleichfalls das System alter, aus feudalen Zeiten stammender Traditionen verließ und im Geiste der Anforderungen der Neuzeit angelegt und durchaeführt wurde. Ein Werk, das vor und wäh rend des Baues gleichfalls viel bespöttelt wurde, gegen das gleichfalls die Kritik ihre schärfsten Pfeile abschoß, dem gleichfalls der Einsturz prophezeit wurde und das gleichfalls alle Übeln Nachreden, alle sinistren Prophe zeiungen des Jrrthums zeihen, rin Werk, das, wenn man es nicht selbst verläßt und aufgiebt, seine Treff lichkeit in guter und schlimmer Zett bewähren wird. Ein Werk, daS der Freiheit der Bewegung offene Bahn, der Freiheit des Geistes offene Aussicht gewährt. Ein Werk, das gleichfalls ein neues festes Band bildet zwi schen den Stätten des Volkes und Bürgerthums und der stolzen herrlichen Kaiser- und Königsbnrg. — Dieses Werk ist dir Verfassung. Sic ist eine herrliche, feste Brücke, welche unter den Augen dcS Königsthrones allen Völkern gleiche, unbeengte Passage bietet zu ge deihlicher glücklicher Entfaltung. Der Erkcnntniß, daß dem so ist, werden sich allmählich wohl auch die Gr- müther Derer erschließen, welche dieses Werk bisher mit trüben Augen betrachteten, welche an dessen Ge deihen nicht glaubten. — Der Kaiser ist heute gekom- men, um in unsrer Stadt der nach seinem Namen be nannten Brücke die Weihe zu geben. Möge dieser Tag auch ein segenverheißender sein für das andere wich tigere Werk, für die unter seiner Sanktion zu Stande gekommene Verfassung, welche eine feste, auf den Grund pfeilern der Anhänglichkeit und Treue ruhende Brücke werden soll und hoffentlich werden wird zwischen den noch disparaten Völkern. — Und von dieser Hoffnung ausgehend, begrüßen wir den heutigen Tag des er habenen Monarchenbesuchrs mit einem freudigen: Hoch dem Kaiser! Hoch der Verfassung!" breit gesponnene Dialoge. Das zerfahrene unklare Wesen, die in Liebenswürdigkeit und krankhafter Hef tigkeit wechselnden rxcentrischen Wallungen des Fürsten Emil wirken sehr unsympathisch, sein leidenschaftlicher Schmerz erscheint unmotivirt, seine Thronentsagung auch nur als plötzliche Wallung, sein Verzichten auf Melanie nicht als ein Opfer. Diese in ihrer schwan kenden, unfreien Haltung und Neigung interessirt nicht. Noch weniger Prinz Karl und die episodische Mignon. Die am besten, wenn auch keineswegs tactvvll, aber für den Schauspieler wenigstens dankbar ausgeführtc Figur ist der auf der deutschen Bühne bekannte, hier ins Gemüchliche variirte Hofmarschall. Dieser wurde von Herrn Jaffa recht gut gespielt, und mit geschmackvoller Vermeidung des starken Farben- auftrags, auf den die Rolle eigentlich vom Verfasser angelegt ist. Herr Dettmer gab ein möglichst an sprechende- und in den Affekten wirkungsvolles Bild deS Fürsten Emil und ward mit Beifall ausgezeichnet. Prinzeß Melanie wurde von Fräul. Ulrich mit No blesse und warmer Empfindung dargestellt; die wenig entwickelte Partie des Prinzen Karl angemessen von Herrn Koberstein. Fräul. Guinand muß als Mignon richtiaer zu betonen suchen. Die weitern Rollen sind gänzlich unbedeutend. Durchaus entspre chend und sorgsam war die Jnsccniruug; aber einen wanzen Act hindurch den Dialog mit dem plätschernden Waffrr einer Fontäne begleiten zu lassen ist weniger Schmuck al- Störung. Die löbliche Gesammtausfuh- runa konnte die Schwächen des Stück- nicht verdecken: sie springen zu ausfällig in die Auarn. Man kann auch nicht sagen, daß diese Novität infolge der jetzigen für die Bühne ungünstigen Jahreszeit dem Thcaicr archiv rinverleibt werden wird. Der Verfasser selbst hat da» Beste dafür grthan. zweideutige Lagt zu erzählen, und entsagend vom Für sten — ihrem Vater, Bruder, Freund rc. — Abschied zu nehmen. Denn Fürst Emil soll und will eine Hei- rath schließen, eine Convenienzhetrath mit der Prin- zesstn eine» benachbarten Ländchen», die dadurch ihren Vater vor dem Verluste seiner Herrschaft bewahren Aeltung-schau. (Debatte. — Bohemia.) Toaelgeschichte. Berlin: Reichstagsschluß. M Hofe. Die Venloo - Hamburger Eisenbahn. Uprvceß. — Mrmcl: Schmugglergefecht mit russischen ^Grenzsoldaten. — Wiesbaden: Bürgermcistcrwahl. UMünchen: Fürst Thurn nnd Taxis 7. — Karls- Aruhe: Ordensverleihungen. — Darmstadt: Kam- merverhandlungen. — WvrmS: Zur Lutherfeier. Wien: Der Besuch des Prinzen Napoleon, i Hofnachrichten. Neichsrathsvertagung. Karageorgie- ' witsch. Protestantischer Decan. — Prag: Festvor- j bereitung. — Ptsth: Tagesbericht. — Paris: Tagesbericht. Ans Madagaskar. — Brüssel: Auf stand an Bord eines amerikanischen Schiffs im Ant werpener Hafen. — Florenz: Kammerverhandlun- rungcn des Bundeskanzleramtes bereits die vom Abg. Harkort beantragte Ausführung des Art. 45 der Ver fassung in Angriff genommen ist, über den Antrag zur Tagesordnung überzugehen. — Weiter beantragt der Abg. v. Wedemeyer die 169 Petitionen, die nament lich von Handwerkern zum Gewerbcgesetz eingegangcn, nicht durch das Gewcrbenothgesetz für erledigt zu er klären, sondern sie dem Bundcsrathc als Material für das definitive Gewerbegesetz zu übergeben. Hierüber entspinnt sich eine lange Debatte; die National-Libe ralen wollen diese Petitionen, da sie meistens gegen die Gewerbefrciheit gerichtet sind, durch einen Beschluß des Hauses für erledigt erklären, die Couservativen setzen aber einen Antrag v. Blanckenburg's durch, wo nach die ganze Angelegenheit von der Tagesordnung abgcsetzt wird. Hierbei erledigen sich zwar die Peti tionen auch factisch nämlich vou selbst, abcr nicht durch einen besonder» Beschluß des Hauses. — Es folgt der letzte Punkt der Tagesordnung: der Pet itio ns bericht. Eine Anzahl Bewohner von Lippe-Detmold bitten „um Abhilfe drückender Mißstände auf staatlichem, reli giösem und gewerblichem Gebiete, sowie des gänzlichen Mangels einer Eisenbahnverbindung". Nur bezüglich des Theils der Petition, welcher von den Verfassungs- streitigkeiten handelt, beschließt der Reichstag, diesen Theil dem Bundcsrathc zur Prüfung zu übergeben. Art. 76 der Bundesvelfaffung schreibt vor, daß zu nächst der Bundcsrath Vcrfassungsstreitigkeitcn in sol chen Bundesstaaten, in deren Verfassung nicht eine Be hörde zur Entscheidung solcher Streitigkeiten bestimmt ist, auf Anrufen gütlich auszugleichen hat. Die kon servativen schlagen deshalb vor: „in Erwägung, daß nach Artikel 76 der Versagung des Nord deutschen Bundes, auch die Competcn; der Bittsteller über- daupt vorausgesetzt, jedenfalls zunächst der Bundesrath zur Einleitung des gütlichen Vergleichsverfahrens hätte ange gangen werden muffen, zur Tagesordnung übcrzugehen." Dicstr Antrag wird jedoch abgelehnt. Nur wegen der übrigen Theile der Petition beschließt der Reichs tag, sich für inkompetent zu erklären. — Eine Petition des Berliner Tonkünstlervereins um Vorlage eines Gesetzes betr. die Tantiemegelder für öffentliche Vorführung von musikalischen und literarischen Werken jeglicher Art an lebende Autoren oder an die Erben der innerhalb der letzten 30 Jahre verstorbenen Auto ren wird dem Bundeskanzler als Material zu dem in der Vorbereitung befindlichen, das geistige Eigenthum betreffenden Gesetzentwurf überwiesen. — Eine weitere Veschwcrde von 548 Lippe-Detmoldern wegen des fürst lich - lippeschcn Landtagsabschirds wird dem Bundes rath zur Prüfung übergeben. — Eine weitere Petition von Kaufleuten aus Lerpzig und andern Orten ist da hin gerichtet: „baldmöglichst in Erwüguug zu ziehen, wie den aus der ge genwärtigen ungeregelten Circulation von Staats- und Privatpapiergelv im Bundesgebiete dem Verkehr und Vcrkehrtreibenden erwachsenden bedeutenden Nachtheilen und Gefahren gründlich abgeholscn werden könne, und praktische Maßregeln zu einer solchen Abhilfe unverzögert zu treffen " Dcr Reichstag beschließt jedoch ohne Debatte: in Erwägung, daß die Petenten sich bereits unmittelbar an den Bundesrath gewendet haben, dieser auch bereits mit der Sache befaßt ist, über die Petition zur Ta gesordnung überzugehen. — Endlich wird auch zur Tagesordnung übergegangen über eine von mehr als tausend Grundbesitzern aus Anhalt unterschriebene Petitton wegen dcr dortigen Jagdgerechtsame. — Nach dem somit die ganze Tagesordnung erledigt ist, giebt Präsident Simson eine Uebersicht über die Thä- tizkeit des Reichstags. Seiten des Bundesraths sind 38 Vorlagen an den Reichstag gekommen, 19 Ge setze, 19 Verträge. Sic sind sämmtlich bis auf 2 er ledigt worden, von denen das Bundesschuldengesetz vom Bundcsrath zurückgezogen, das Gewerbcgesetz aber we nigstens theilweisc erledigt worden ist. Außerdem hatte sich der Reichstag mit 23 Anträgen seiner Mitglieder zu beschäftigen, ferner mit 7 Interpellationen, 561 Pe titionen und 18 Wahlprüfungrn. Jetzt sind noch 4 Mandate erledigt. Der Reichstag hat 28 Plenarsitzun gen abgehalten. hatte auf ihren Landsitz einen jungen verwundeten Offizier geführt, den sie einen Tag lang pflegte; in zwischen erwachte bei Beiden die Liebe — sie ihm, er ihr von Namen unbekannt. Sie sieht hierin wunder- licherwrise zugleich eine Schuld, die auf ihr lastet. Und dieser Offizier kehrt eben auS dem Kriege heim: er ist der jüngere geliebte Bruder deS Fürsten, Prinz Karl, Feldmarschall im Heere de» Sieger». Es gilt zu schwei gen und zu entsagen. Fürst Emil und Prinzeß Me lanie verloben sich unverzüglich und verständigen sich muß, zu dem e» infolge deS jüngsten Kriege» drohen den Anschein hat. Prinzeß Melanie wird dem Fürsten i» seinem Schlöffe vorgeführt, und sie findet zuvor noch im Audienzsaale Zeit, un- durch Mitthriluna an ihre befreundete Hofdame von dem Opfer, da» sie bringt, ra! zu unterrichten. Denn rin höchst romantischer Vorfall st haben sich dabei ziemlich mäßig verhalten. Es sei ganz abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit und den schwachen Motiven der Handlung, es sei abgesehen von Brauch und Sitte an diesem Hofe, die in solchen Formen auch im kleinsten Staate unmöglich — weil überhaupt nicht schicklich — wären und mit schauspielerischer Noncha lance gehandhabt sind; auch z. B. auf Gewitter, die immer lotbrechen, wenn Fürst Emil seine Hitze im Freien austoben will, und auf derartige Theaterrequi- sitrn sei kein Gewicht gelegt. Wenn im Urbrigen der Verfasser nur einige, unsre Theilnahme erweckende Eha- raktere gezeichnet, cur» ihnen die Handlung psychologisch wahr entwickelt hätte und durch Gedanken und eigen- thümliche Züge interessirte. Statt dessen schweift er viel eher zum Geschmacklosen ab, zum Outriren der Stimmunaen, Affrcte, Auffassung der Verhältnisse; läßt glücklich erfundene Einzelnhriten ohne geistig tie fere Ausführung und bringt selbst die mit Gewandt- ! cit crfaßlcn üblichen vühneneffecte nicht zu ausgie bigster Steigerung und Wirkung. Die Sprache ver dient einerseits Lob; sie hat Wärme und zeigt eine gewählte, mit sichtlichem Streben nach geistreichen Ein fällen und poetischer Färbung au»grübte Behandlung: irzester und über- aber da» gewünschte Ziel wird wenig erreicht, viel- Fürst Emil zieht mehr di« gebaMose Phrase, Ueberfluß an Bildern — - zu Mignon — und frrnaoliegenden — unnatürlicher Ausdruck und »den >elo- ffeh uts- «. 1 i» Ex- Mw Ser für. ' ra der- »in;
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