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Dresdner Journal : 24.11.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185911246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-11
- Tag1859-11-24
- Monat1859-11
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1859
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Dresden, 23. November. Ihre Majestät die Kö nigin Marie sind heute Nachmittag 1 Uhr von Prag wieder hier eingetroffen. Dresden, 23. November. Se. Könial. Hoheit der Prinz von Oranien, Kronprinz der Niederlande, ist gestern Abend 10 Uhr von Weimar hier eingetroffen und im „Hüte! de Taxe" abgetreten. Dresden, 10. November. Seine Königliche Maje stät haben allrrgnädigst zu gestatten geruht, daß der Fi nanzprokurator Advokat Karl Gustav Ackermann da- ihm von Seiner Hoheit dem regierenden Fürsten Neuß jüngerer Linie in Anerkennung der von ihm in Privat angelegenheiten deS Fürstlichen Hauses geleisteten Dienste verliehene Ehrenprädikat als „Hofrath" annehme und führe. Bekanntmachung, den Rückkauf 4Hprocentiger Handdarlehnc betreffend. Mit Allerhöchster Genehmigung hat daS Finanz-Mi nisterium beschlossen, denjenigen Darleihern, welche ihre in Gemäsheit der Bekanntmachung vom 16. Juni dieses Jahres an die Finanzhauptcasse eingezahlten Handdar lehne, ohne erst deren Kündigung und den Ablauf der diesfalls bestimmten Zahlungsfrist abzuwarten, bereit- von jetzt ab und bis zum 24. December dieses Jahres zurücknehmcn wollen, selbige nebst den bis zum 31. De- cember diese- Jahres davon fällig werdenden Zinsen und einer besonderen Bonification von Einem Procent bei der . Finanzhauptcasse in Dresden zurückzahlen zu lasten. Diese Capitalrückzahlungen nebst Zinsen und Boni- ficationen können bei der Finanzhauptcasse gegen Rück gabe der, auf der Rückseite mit dem CapitalempsangSbe- kenntnisse zu versehenden Schuldverschreibungen und der vollzogenen ZinSquittungen von jetzt ab bis zum 24 December dieses Jahres in den Bormittagsstunden von 9 bis 1 Uhr in Empfang genommen werden. Rücksichtlich derjenigen Handdarlehne, wegen deren Zurückzahlung bereits Vereinbarungen stattgefunden haben, bewendet cS bei letzteren, auch hat die nach Obigem in Aussicht gestellte Bonification auf solche Darlehn-beträgr, welche zwar angemeldet, jedoch zur Zeit «och «icht zur Einzahlung gelangt sind, sich nicht zu beziehen. Solches wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht. Dresden, am 21. November 1859. Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Geuder. Nichtamtlicher Theit. U-bersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeituugSschau. (Die „nationale" Agitation.) Tatzesgeschichte. Wien: Israeliten das Halten christ licher Dienstboten gestattet. Herzog von Modena. Pensionszahlungen beschränkt. Armeereduction in AuS sicht. Die sardinische Staatsschuldentschädigung. — Prag: Königin Marie von Sachsen. Hirtenbrief. Verkauf der Gasbeleuchtungsanstalt. Tschechische Zei tung. Waffenauslieferung. Eisenbahnangelrgenheiten. — Mantua: Grrnzconflicte. — Berlin: Die Kü- stenbefrstigungsangelegenheit. Herr v. Spiegelthal. Fürst Radziwill als Hausminister bezeichnet. Be schränkung der Kriegsbereitschaft. Ein Theaterstück verboten. — Aus Kurhessen: Zur Verfassungs frage. — PariS: Tagesbericht. Judenauswanderung in Marokko. Proclamation deS Generals Martimprey. Turin: Ministerielles Rundschreiben in der Rrgent- schaftSangelegenheit. Proclamation Garibaldi'S — Bologna: Gescheiterte Demonstration. — Amster dam: Debatten über die Eisenbahnsrage. — Lon don: Knochen aus Sebastopol. Kosten der Armen pflege. — Stockholm: Eisenbahnproposition. — St. Petersburg: Vom Hofe. Der südliche Bezirk der Marinrbauten aufgelöst. Dresdner Nachrichten. (Berichtigung. Vom Spar verein. Gestellung Militärpflichtiger.) Proviazialaachrichtev. (Geithain. Oelsnitz.) Wissenschaft, Konst nvd Literatur LermischteS Etatistik und BolkSwirthschaft. Börsennachrichtea. Inserate. TagrSkalender. Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, Dienstag, 22. November. Der Großherzoa hat hente den Landtag in Person eröffnet. Die Thronrede berührt unter Ander« die jüngste politische KrifiS. sowie den Antrag Badens auf Constituiruug eines BundeSgerichtS, kündigt den Abschluß der Convention m,t Nom an, verspricht Vorlage der betreffenden Actenstücke und erklärt, da- die AdelSedicte auS unabweiS- licher Recht-Verpflichtung hervorgegangen seien, daß deren Folgen inbeß thnnlichft ausgeglichen werde« sollen. Paris, Mittwoch, 23. November. Der „Mo utteur" bringt heute einen Artikel folgenden In halts: „Die französische Negierung batte, weil sie befürchtete die Abordnung deS Ritters Buone»»- pagni möchte der Entscheidung der Fragen »or- greifen, die dem Congresse unterbreitet werden fal len, die Ergreifung dieser Maßregel mit Bedauern gesehen. Dieser Eindruck ist indeß abgeschwächt worden durch eine Erklärung Sardiniens, worin ausgesprochen wird, die Erhaltung der Ordnung sei der einzige and alleinige Zweck der Absendung Herrn Buoncompagni'S, und die Concentriruug der mittel-italienischen NrgierungSgewalten in seiner Hand habe nicht den Charakter einer Regentschaft. Wir bringen bei dieser Gelegenheit in Erinnerung, daß der „Moniteur" daS einzige politische Organ der Negierung ist." London, Dienstag, 22. November. Der„Ä.Z." wird telegraphirt: Die „Morning-Post" und die ,„TimeS" bringen in Betreff Frankreichs beruhigende Artikel. Dem ersterwähnten Blatte zufolge wird die förmliche Einladung zum Cougrcsse nicht eher ergehen» als bis dessen Grundlagen definitiv fest gestellt find. Die königliche Familie fiedelt sammt ihren preu- ßischeu Güsten am S. December nach Osborne über. Dresden, 23. November. Die seit einiger Zeit an dieser Stelle immer seltener werdenden und zuletzt fast ganz stockenden Hinweise auf die „nationale" Agitation entsprachen der tatsäch lichen Abnahme des politischen Interesse- an jener Agi tation. Im politischen Leben des deutschen Volke- hat jene Agitation niemals tiefe Eindrücke gezeigt; nicht ein mal der Reiz der Neuheit Dermochte ihr überall eine, wenn auch nur flüchtige Beachtung zu verschaffen. Ge genüber der Unsicherheit ihrer Bewegungen und bei dem immer klarer werdenden Mangel an jedem festen politi schen Kerne ist auch bald das publicistische Interesse an der Agitation erkaltet und sie ist nunmehr in daS Sta dium eingetreten, in dem sic, von den Frennden küm merlich unterstützt, von den Gegnern kaum noch Angriffe auf sich ziehen kann. Die nächste Aufgabe, welche sich die Agitation stellte, den Bund zu sprengen, schei terte — abgesehen von dem heute freilich ganz ander- als vor elf Jahren beschaffenen Widerstande der Regierungen — an dem Zwiespalte der Meinungen im eigenen Heer lager und an der Einsicht des deutschen Volkes, daß ihm vou Parteien, welche innerlich so zerfalle«, kein« »ationale politische Reform mit Erfolg für seine Machtstellung ge boten werden könne. Wir registriren hier beiläufig einige neue Symptome jenes MeinungS-ZwiespaltS. Der Aus schuß des „National-VereinS" in Koburg hat seine Thä- tigkeit mit einem Schreiben begonnen, welches er den Württembergern sandte, von denen eine Vorstellung des wegen ringcgangen war: man solle sich deutlicher über die Sache wegen des Verhältnisses Oesterreichs zu Deutsch land aussprechen, da das württembergische Volk arg wöhne, nach den Tendenzen des „National-VereinS" solle Oesterreich ausgeschlossen werden, und deshalb dem „Na tional-Vereint" nicht beitrete. In dieser Antwort deS Ausschusses wird nun die Sache sehr vorsichtig angcfaßt. E» wird gesagt, der Ausschluß Oesterreichs sei nirgends im Programme ausgesprochen; später aber wird wieder zugegeben, daß man von einigen Seiten die Betheiligung Oesterreichs an dem zu erstrebenden Bundesstaate als rin Hinderniß für das Zustandekommen deS letzter» betrachte. Wenn nun daS Widerstreben Oesterreichs (wogegen? etwa gegen die Suprematie Preußen-?) eine genauere Verbindung mit dem neu zu constituirenden deutschen Bundesstaate wirklich unmöglich machen solle, so hindere die- doch nicht eine „genauere Verbindung" Oesterreichs mit Deutschland. Diese Antwort hat natürlich in Süd- Deutschland die Bedenken nicht beseitigen können; in Preußen aber ist sie sehr mißfällig ausgenommen worden und die Berliner „VolkS-Zeitung", eine- der Haupt-Agi- tationS-Blätter, kündigt dem Ausschüsse ein Mißtrauens votum von Preußen aus an, wenn er ferner eine so „klare" Sache so undeutlich behandle. Oesterreich müsse nicht nur ganz ausgeschlossen werden, sondern nicht ein mal in ein Bündniß dürfe sich Deutschland mit ihm ein lassen. So meint das Berliner Blatt, zum neuen Be weise Dessen, wie zerfahren diese „nationale" Agitation ist. Ein andere- Symptom: Einer der erstgenannten Theilnehmer an der Versammlung zu Eisenach, von wel cher der Anstoß zu dem neuen GothaiSmus ausging, Hr. Advocat Titu- in Bamberg, erklärt nunmehr in öffent lichen Blättern, daß er „seine Betheiligung an der Eisenacher Bewegung längst ausgegeben habe." Er erklärt: „Ich anerkenne die Richtigkeit der der Bildung einer Nationalpartci zu Grunde liegenden Ansicht, daß man unter gewissen Verhältnissen den Parteistandpunkt un bedingt dem allgemeinen vaterländischen Interesse unter ordnen muh ; ich begreife, wie verschiedene politische Par teien zur Verfolgung eines gemeinschaftlichen Zweckes mit Hintansetzung ihrer Parteirücksichten längere Zeit zu sammenstehen und gemeinsam wirken können; aber wo es sich um die Bildung einer Nationalpartei handelt, ver lange ich, daß die Männer dieser Partei daS gesammte Vaterland im Auge behalten und nicht bloS einen Theil desselben. Eine Partei, auf deren Fahne nicht die Ein heit de« ganzen, untheilbaren Vaterlandes steht, ist keine nationale, sondern eine antinationale. Ich kann mich des halb auch bei der Sache fernerhin nicht mehr betheiligrn. Es ist nicht sowohl der demokratische Parteistandpunkt, al- vielmehr der deutsche Gesichtspunkt, der mich zu die ser Erklärung veranlaßt hat." Weil die Agitation in dieser Bunde-fiaat- - Sache nicht vorwärts kommen konnte, suchte man nach Parteison derungen, in denen ein Zusammengehen der demokra tischen Parteien aller Länder zu erwarten stand. Es bot sich hierzu die kurhessische Verfassungsangelegen- hrit dar. Wie dieselbe in dieser Beziehung von den Partriblättern ausgebeutet, ist bekannt. Nichtsdestoweniger ist «- aber auch in dieser Angelegenheit nicht möglich gewesen, der Agitation einen größer» und allgemeinen Impuls zu geben. Zwar hat man die Zweite kurhesfische Kammer zu einem Beschluss« gebracht, welcher ihrer ganzen frührrn Anschauungsweise bezüglich der Verfassungsang«- legrnheit diametral entgegengesetzt ist, und in einigen Klem- staaten haben ähnliche geringfügige Demonstrationen statt gefunden. Gescheitert ist aber auch diese Agitation in den Mittelstaaten, auf welche cs vorzüglich abgesehen war. Und warum, trotz deS liberalen Klange-, welchen man der Sache zu geben wußte und für den doch auch Parteien in den Mittelstaaten nicht unempfindlich sind? Wir be haupten, weil die Bevölkerungen der Mittelstaate» von dem Glauben zu ihren konstitutionellen Regierungen durch drungen sind, daß sie bemüht sein werden, in dem kur hessischen Staate einen freien constitutionellen Zustand herzustell« und sicher zu befestigen; weil man von ihnen nicht glaubt, daß sie der Unterdrückung constitutioneller Freiheiten das Wort reden werden; weil man sieht, daß es in ihrem eignen Jntercffe liegt, -em Kursürstenthum Hessen einen constitutionellen BcrfassungSstand zu ge währleisten, welcher mit dem bewährten der älter» con stitutionellen Staaten Deutschlands übereinstimmt, und so den letzter» den Ruhm zu erhalten, stets sich als För derer eine- auf deutscher geschichtlicher Grundlage auszu bildenden Verfaffungswcscns gezeigt zu haben. Die nun mehr veröffentlichten Denkschriften von drei Seiten her über die kurhessische Verfassungsangelegenheit sowie die Erklärungen der Mittelstaatei^am Bunde, welche noch später zu Tage treten werden, müssen dazu beitragen, die richtige Einsicht im deutschen Volke zu verbreiten. Man wird eS erkennen können, daß das Vertrauen zu der constitu- tionellcn und Rechtsgesinnung, welches sich in der großen Nichtbetheiligung deS Volkes an der „nationalen" Agi tation aussprach, ein gerechtfertigtes war; daß der neu angeregte Streit um die Verfassung von 1831 und 1852 rechtlich entschieden ist — wie selbst die preußische Denk schrift nicht bestreitet, indem sie die Eompetenz des Bundes zu dem Beschlüsse wegen Aushebung der Verfassung von 1831 nicht bestreitet — und daß praktisch genommen jener Streit gar nicht- bezüglich des Maße- der ständischen Rechte in Kurhessen entscheidet, denn, wa- letztere- be trifft, so ist cs die Frag«, ob jene Rechte mehr gesichert sein werden durch ein Zurückgehen auf die Verfassung von 1831 und mit deren Revision von Bundeswegen, wie dies von Preußen und einigen wenigen andern deutschen Staaten empfahlen wird, oder durch eine Hinübernahme der mit dem Bunde-rechte vereiabarlichen Bestimmungen 'Her Verfassung von 1831 in die von 1852, wie es andere deutsche Staaten empfehlen. Gewiß aber ist, daß auf dem von Preußen vorgeschlagenen Wege die Verfassungs angelegenheit Kurhessens noch lange ungeordnet bleiben kann, während auf dem von andern Seiten beantragten Wege die langen ohne Abschluß schwebenden Verfassungs zustände baldigst definitiv in einem constitutionellen Sinne geordnet werden können. Auch in dieser Angelegenheit wird, wie zu erwarten steht, die „nationale" Agitation bald jeden Vorwandes, sich einzudrängen und anzuhängen bei dem deutschen Volke, verlieren. In einem Aufsatze der „Allgemeinen Zeitung", welcher übrigens von dem unsrerseits nicht zuzugebenden Gedanken ausgcht, daß die Eompetenz des Bundes zu dem Bundesbeschlusse von 1852 anzufechten sei, wird dem Geschrei der Agi tationspartei für angebliche Erhaltung eines freien con stitutionellen Recht-Wesens in Kurhessen gegenüber tref fend ausgeführt, daß, da Preußen sich nicht auf den Standpunkt der Negation der Eompetenz des Bundes stelle und angesichts seines früher» Verhaltens auch nicht stellen könne, in der Angelegenheit, praktisch genommen, ein ziemlich müssiger Streit herrsche. Es wird ausge führt, daß, so lange die Eompetenz zum BundeSbeschluß von 1852 nicht angegriffen werde — und die preußische Denkschrift greife sie nicht an — nach den Regeln der gewöhnlichen juristischen Auslegung derjenige Standpuntt als der richtigere angesehen werden müsse, welcher die Verfassung von 1831 für definitiv außer Wirksamkeit gesetzt erkläre; daß es übrigens nicht wesentlich darauf ankomme, von welchem formellen Ausgangspunkt aus nian die jetzigen Zustände verbessere, sondern darauf, wie und in welchem Umfange man verbessere. Es wird wei ter gesagt, daß gerade in letzterer Beziehung die preu ßische Denkschrift zu vag gehalten sei, indem sie nur for mell auf die Verfassung von 1831 mit ihrem liberalen Klang zurückgehe, die Bundesrechtswidrigkeit verschiedener Bestandtheile, und daher die Nothwcndigkeit ihrer bundeS- rechtsgemäßen Correction zugebt, aber jeder genauen An gabe über daS Maß dieser Eorrection der Verfassung von 1831 sich enthalte; daß man daher nicht einmal wissen könne, ob andere Regierungen durch liberale Verbesse rungen der 1852er octroyirten Verfassung nicht ein eben so großes Maß constitutioneller Freiheit einzuräumen ge sonnen seien als Preußen, indem eS in die Verfassung von 1831 die von ihm nicht genau bezeichneten-bundes rechtlich conservativen Abänderungen bringen wolle. Es fehle Nichts als Alles, um hierüber ein Urthcil zu fäl len, und die Popularität-Hascher« fische im Trüben, so lange hierüber weder Preußen die Acten vervollständigt, noch die andern Regierungen die ihrigen überhaupt ver öffentlichthaben. Preußen sei von den übrigen Regierungen nicht principiell geschieden, wie zahlreiche Eorrespondenzcn au» Berlin e» darstellen; es streite nur über eine alsdann nicht wesentliche, sondern formelle Jnterpretationssrage, und die Hauptsache bleibe: Wer wird am meisten für die materielle Verbesserung der definitiv zu ordnenden kurhessischen VerfaffungSzustände thun? Ein Urtheil hier über zu fällen, sei zur Zeit unmöglich, da man weder weiß, inwieweit Preußen di« von ihm selbst in wesent lichen Bestimmungen al- ultraliberal bezeichnete Verfassung von 1831 censiren, noch wiefern andere Regierungen die Verfassung von 1852 rrformiren wollen. Zuletzt erwähnen wir noch de- Versuch» jener Agi tation, durch die Schill« rfei er sich zu verbreiten. Pro- jectirt worden ist ein solcher Versuch: darüber kann na mentlich nach den Einleitungen, welche die Feier in dem Zielpunkte der Agitation, Berlin, erhielt, kein Zwei fel bestehen. AuS der Hand aber wurde dieser Versuch, ihre Bestrebungen mit der Huldigung deS deutschen Vol kes für seinen Dichterliebling zu identificiren, der natio nalen Agitation gewunden durch die von allen Seiten frei und gern dem Andenken deS Dichters gezollten Hul digungen, durch das von den deutschen Regierungen und dem deutschen Volke hierbei bewiesene echte nationale Gefühl, daß man bei dem Preise Schiller's keine politi schen Parteien kenne und unterscheiden wolle. Berlin ist die einzige Stadt Deutschlands, welche in dieser Be ziehung eine Ausnahme gemacht hat. Wir wollen gewiß nicht den öffentlichen Geist Berlins für die dortigen Erceffe verantwortlich machen, die „nationale Agitation" aber hat sicher dabei keinen Gewinn gemacht. Tagesgrschichte. Wien, 22. November. Die heutige „Wien. Ztg." bestätigt, daß Sr. k. k. apostolische Majestät zu geneh migen geruht hat, daß in jenen Ländern, wo da» Verbot deS Haltens christlicher Dienstboten, Amme«, Gesellen und Lehrlingen von Seite der Israeliten noch besteht, dasselbe weiter nickt mehr zu handhaben ist.' In diesem Sinne seien auch den betreffenden Länderstcllen die entsprechenden Weisungen durck das Ministerium d«S Innern bereits zugegangen. — (W.Bl.) Der Herzog von Modena und dessen Gemahlin werden den AuSgang der italienischen Ange legenheiten in Wien abwarten und während deS Winter« hier verbleiben. — Im Organismus der k. k. Consu- larbehörden, welche nun ausschließlich demMinisterium des Aeußern zugewiesen sind, werden mehrfache zeitge mäße Aenderungen vorgenommen. — Wie man vernimmt, wird die im September 1850 aufgehobene Vorschrift, wo nach zur Bemessung der Pensionen und Erziehungs beiträge die Nachweisung des eignen Vermögen- maß gebend war, wiederum in Wirksamkeit treten, weil die Pensionsfonds seitdem vielfach in ganz unnöthiger Weise in Anspruch genommen werden. — In betreffenden Krei sen verlautet, daß eine umfassende Armeereduction, die sich auch auf die in Venetien stehenden Truppen er strecken werde, bereits beschlossen sei. — Di« Staat-- schuldentschädigung, welche dir kaiserliche Rrgieruag von Sardinien nach dem Züricher Frieden erhält, ist zur Zeit Gegenstand eine» Geschäft«, über da- di« fraa-t- stichaRagiermrff Nckl Rothschild und mehrtrn andern Bank häusern verhandelt. Frankreich will, wie r- heißt, für die von Sardinien zur Zahlung an Oesterreich aufzu nehmende Anleihe von 102 Millionen Franc- die Bürg schaft übernehmen. Ob. Prag, 22. November. Gestern Abend ist Ihre Majestät die verwitwete Königin Marie von Sach- s e ir t Schwester Ihrer k. k. Hoheit der Erzherzogin Sophie) hier angrlangt. Die hohe Frau wurde auf dem Bahn hofe von Sr. k. k. Hoheit dem Erzherzog Franz Karl und dem Obersthofmcister Sr. Maj. deS Kaiser« Ferdi nand, dem k. k. Feldmarschalllrutnant Baron Airoldi, empfangen und begab sich hierauf nach dem kais. Schlöffe auf dem Hradschin. — Dem Beispiele der höchsten geist lichen Würdenträger in Böhmen folgte nun auch der Bischof von Leitmeritz. Derselbe hat gleichfalls einen Hirtenbrief veröffentlicht, in welchem er die Bedräng nisse des heil. Vaters schildert und Gebete für das Ober haupt der katholischen Geistlichkeit verordnet. Se. Emi nenz der Cardinal-Erzbischof von Prag, Fürst Schwarzen berg, hat sich dieser Tage nach Wien begeben und wird, wie verlautet, von dort wohl gegen Weihnachten zurück kehren. — Der Nachricht, daß die Prager Gasbeleuch tungsanstalt, die sich bisher keineswegs die Zufrieden heit der Einwohnerschaft zu erwerben wußte oder Mühe gab, von dem Hause Rothschild in Wien, welches der österreichischen GaSbcleuchtungSgesellschast präsidirt, von der bereits Pesth, Linz, Reichenberg und Smichow be leuchtet werden, für den Preis von anderthalb Millionen Fl. ö. W. käuflich an sich gebracht worden sei, ist Man ches berichtigend hinzuzufügen. Der Ankauf der Anstalt ist nock nicht abgeschloffen. Der Ankaufpreis beläuft sich gegen 1,800,000 Fl. ö. W., welche Summe den Eigenthümern der Anstalt, den Herren Steffel und Fried land, zur Hälfte baar ausbrzahlt wird, während die andere Hälfte für eine bestimmte Reihe von Jahren verinterrsstrt werden soll. Herr Friedland soll überdies die Leitung der hiesigen Gasbelcuchtungsanstalt noch für längere Zeit behalten.— Das Projekt, hier eine größere politische Zei tung in tschechischer Sprache erscheinen zu lassen, ist soweit gediehen, daß da- Journal schon zu Anfang des Jahre- 1860 inS Leben treten wird. Die Conces- sion hierzu war schon vor geraumer Zeit ertheilt worden; man hielt aber die Zeitverhältnisse nicht für geeignet, mit der Benutzung der Eoncession hervorzutretcn. Die Stellung dieser Zeitung wird, so heißt c-, eine gänzlich unabhängige sein. — Ein Edict der Statthalterei macht bekannt, es sei die Frist, welche zur Auslieferung der vor zehn Jahren während de- Belagerungszustandes ab gegebenen Waffen bestimmt war, bis zu Ende diese« Monats erweitert worden. Die Waffen der ehemaligen Prager Nationalgarde werden nicht zurückerstattet. — Da- von der Reichenberger Handelskammer vorgelegte Gesuch mehrer Industriellen aus Georgswalde, Rumburg, Schluckenau, Zwickau, B.-Leipa, in welchem mit Besei tigung der Eisenbahnprojecte Zittau-Schandau und Zittau- B.-Kamnitz und Tetschen um den Bau einer* von Löbau über GeorgSwalde und Schönlinde nach Döbern und von dort einerseits über B.-Leipa und Bensen nach Tetschen, andererseits jedoch über Hühnerwasser und Münchengrätz nach Turnau zu führenden Eisenbahn, beziehungsweise um Herstellung der Vorarbeiten auf Staatskosten, gebeten wurde, ist von dem Ministerium de- Handels nicht bewilligt worden. — Ein hiefigrs Blatt versichert, daß der Weiterbau derSchwadowitzer Flügelbahn bi» Trautenau eine beschlossene Sach« sei. Jedoch soll die Ausführung von gewissen Vorbedingungen abhängen, die erst gelöst werden müssen.
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