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Dresdner Nachrichten : 05.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192305059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-05
- Tag1923-05-05
- Monat1923-05
- Jahr1923
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- Dresdner Nachrichten : 05.05.1923
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«7. Jahrgang. ^ 123 Sonnabend» 3. Mai 1923 Gegründet 1838 «radlanschrM: «echrtchle» »re,»«», gernlpnlhrr-Sammelnummer 28 241, Dur für D-chlgesprSche: 20011. de« >a,Uch»r Zulra,un, in Dresden »der durch di, Peil m»«-»ich ». 8200.- Ti,g,li,un>mrr IM. 2OO,—, tZount.gsauvzabe IM. ZOO,—. .. , Die >I»aM,e «mm dreileAeiie ».«»>,—. aukei Anzeigen-Preise. —. aukerdelb Sachiens M. dOO,—. llomillen- ' ^ " M. IM.-. jeden w«««ren ««da», ufiriize ,«««» Verauidezaklun». SchrWeiiunq und AamXqeichSftssteL« »«rlck>Ne<che »ru» u. Berte, ,-n Liesch » Melcher», in Dreid«. Pvftlcheck-Konlo 1OSS Drei»«». Nachdruck mir mil deulllcher vuelenangad« l.Dreedner Dachr.-j zulöMg. — Anverlangl» Schrifißiiche werde» nlchl auibewadri. Die Gründe der französischen Ablehnung. Der passive Wi-ersian- als Stein -es Ansiotzes. — Nahe bevorstehende Uebermittlung -er franzvsiZchen Antwort nach Berlin. — Noch immer unbestimmte Kallung -er britischen Regierung. — Krupp und -ie Kruppschen Direktoren vor -em französischen Kriegsgericht. — Skandalöse Austritte im preußischen Landtag. — Verwässerung -es Dersammlungsschutzgesetzes im Reichstag. Polnearös Richtlinien jür -ie Antwort an Berlin. Paris, Mai. Wie die Pariser Blätter mltteilen, hat Poincarü gestern über den Inhalt der Antwortnote an bas belgische Kabinett Richtlinien iveitcrgelcitct. Die Ant wortnote soll folgende vier Richtlinien enthalten: 1. ES werden ans keinen Fall Verhandlungen begonnen, bevor nicht der passive Widerstand im Nuhrgcbiet aushört. L. Das Rnhrgcbict darf nur in Ncbercinstimmung mit den sranzüfisch, belgischen Beschlüssen nach Maßgabe der dcntschen Reparationszahlungen geräumt werden. 8. Deutschland must den Londoner Zahlungs plan vollkommen anerkennen. 4. Frankreich verlangt in der Sichcrheitssrage aus reichende Garantien von praktischem Wert. Paris, 4. Mai. Entgegen der am Quai d'Orsay gegebenen Informationen, wonach die Uebermittlung der französischen Note anDcutschland frühestens Sonnabend statljinden soll, meint „Petit Parisien", diese Uebermittlung könne entweder heute abend spät oder morgen früh erfolgen. Der Mangel an bestimmten Garantien. Paris, 4. Mai. HavaS veröffentlicht zur Erläuterung des im heutigen Ministcrrat getroffenen Beschlusses folgende offenbar bceinslustte Note: Ter offizielle Bericht zählt die verschiedenartigsten Gründe auf, die bas Kabinett hindere, die deutsche Note als Verhandlungsarundlag'4 in Erwägung zu ziehen. In erster Linie Sandelt es sich hier «« die vom Reichskanzler Enno gestellte Bedingung, nämlich bi« Fortsetzung des passiven Widerstandes in de« besetzten Gebiete«, ihrer Räumung vor Eröff nung der Verhandlungen tAnmcrkuna des Bericht erstatters: Die deutsche Note enthält keine derarttae Forde rung). gar nicht zu reden von der R c s c i t i g u n g der Zoll schranken, der Abschaffung des Rechtes. Sanktionen anzu wenden und Pfänder z» beschlagnahmen usw. Ferner sei dem deutschen Anacbot keinerlei Garantie beiaeacben wor den, weder Garantien von Ncgicrungsscitc, Verpfändung des Staatseigentums, der Zölle. Eisenbahnen usw. für Nepara- tionSverpfltchtungcn. noch Garantien politischer Art, wie die Mitwirkung der Grofündustrie bei der Durchführung von vorgesehenen Zahlungen. ' Schließlich sei der Betrag des deutschen Angebots selbst ganz und gar u n g e n ü g c n d, da cs im günstigsten Falle vorscye, den Alliierten 80 Milliarden Goldmark zur Ver fügung zu stellen, während der im Jahre 1021 von Deutsch land angenommene Zahlungsplan diese Schuld auf 182 Milli arden festgesetzt hätte. Diese 30 Milliarden würden sich aber möglicherweise noch auf 20 Milliarden ver ringern. Diese Möglichkeit sei wegen des setzt von Deutsch land bekundeten Mangels an gutem Willen die wahrschein lichste. Die Pariser und die Brüsseler Regierung würden weiterhin solidarisch Vorgehen und sich über den Wortlaut der nach Berlin zu erteilenden Antwort einigen, die alsdann auch nach London und Rom milgctcilt werden solle. Tic französi schen und belgischen Minister würden dann wohl zu einer Konferenz znsammeniretcn, um die Möalichkeitcn zu beraten, die Aktion im Rnhrgcbict noch intensiver zn gestalten, bis slc ihre endgültige Wirkung gezeigt habe. Paris, 4. Mai. Der diplomatische Mitarbeiter der Agen tur Havas glaubt zu wiiscn, dast die Antwort aus die deutsch« Note außer einer eingehenden Kritik der Vvrsch'äge des Reichskanzlers in juristischer, finanzieller und politischer Hin sicht auch noch die allgemeinen Grundsätze cntl-altcn werde, von denen die französische Politik gegenüber Deutschland für die Regelung des RcparationSprvblcins ausgehe. Die franzö sische Negierung könne eine teilweise Streichung der deutschen Schulden nur ins Auge fassen, wenn sic sicher sei, daß die Alliierten die Möglichkeit einer Revision oder einer anderen Regelung ihrer Forderungen an Deutschland, sei eS durch Ab änderung des prozentualen Anteils, oder durch Zuerkennung der Priorität für den Wiederaufbau der verwüsteten Gebiete znltesten. Was die Schatzbonds der Serie 0 im Betrage von 82 Milliarden anbetresfe, die zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkte zu emittieren seien, habe Poincarö am 2. Januar 1023 erklärt, daß er geneigt sei. ihre Annllierung anzunchmen, wenn England und Amerika ihrerseits den alitierten Schuldncrstaatcn ihre Kriegsschulden erlassen würden. Frank reich halte sich an dieses gemässigte Programm. Es bleibe im Nuhrgcbiet mit seinem belgischen Alliiert.'». Wenn Deutschland das Bedürfnis empfinde, werde cs neue Vor schläge gemäß diesen Grundsätzen unterbreiten. Vermittlungsversuche -es Pariser englischen Dsischasters bei PvincarS. Paris. 4. Mat. Der „F-iqaro" alanbt zu wissen, daß der englische Botschafter gestern dem französischen Ministerpräsi denten erklärt habe, so unannehmbar auch die dcutsclwn An gebote seien, so könnten sie doch dieEröffunng von Verhandlungen gestatten, in deren Verlaufe diese Angebote verbessert werden könnten. Diese Haltung entspreche der britisllwn Politik, so fügt das Blatt Hinz«, die auch, ohne an der Rnhraktion ieilzunehmcn, die Besetzung nicht hindere und jede Möglichkeit zu einer Inter vention ergreisen wolle. „Ere Nouvelle" schreibt: Creme habe von Poincarö einige Aufklärungen über die genaue Stellung Frankreichs in der Debatte verlangt. Man tuschle auch davon, daß der britische Botschafter, indem er eine von der englischen Rxaicriing for mulierte Kritik an den deutschen Borschläaen unterbreitete, zu verstehen gegeben habe, daß es nicht angebracht sei. in nicht wieder gntzumachender Weise die Brücken zwischen rankrcich und de» Alliierten a b z » b r c ch e ». aS Blatt fügt hinzu: Wir sind nicht in der Lage, zu ergrün den, welches der Wert einer solchen Vorstellung lein kann. Aber wir glauben, daß sie ans alle Fälle den Befürchtungen derer entspricht, die weder ein erniedrigtes Frankreich nach der Nnhrbesetzung wünschen, noch ei» Frankreich, das einem feindseligen Europa gegenüber steht. Man sagt, daß die Ant wort Poineores an Enno in juristischem Geiste ab- gcsaßt sei und sich bemühen werde, dem Reichskanzler zn beweisen, daß er namens eines besiegten Volkes »nd Schuldners spreclir und aus keinen Fall die Rollen vertauschen kö » n e. Nach der „Ere Nouvelle" könne man eine Frage von so wichtiger Bedeutung nicht zu einer Prestigesrage machen. Das Problem sei in erster Linie praktischer Art. Alan müsse prak tisch denken und Beichlüöc fassen. Das Blair wirst der deut schen Note vor. das; sic den F r i c d c n ö g e i st »nd den Geist europäischer Wicdcraussöhniing vermissen lasse. Die demokratischen Parteien Frontrcichs wünschten den Frieden, aber einen würdigen Frieden. Ilm die Ruinen wieder anfzubancn, sei cs notwendig, das, eine sehr ivcit- sehcnde, sehr generöse und sehr positive Politik beniebcn werde. Aber bevor man dazu gelange, sei cs unerläfilich, daß die großen Nationen miteinander ver handelten. <W. T. B.) Lvr- Lur-sn über -ie Ruhrsraqe. Land pn, 4. Mai. Lord Curzon sprach heute aus der IahrcSpevstlMMlnng der Primroke-Lcague in der Alberthatl. Er Äßerte sich über die Ruhrsrage und erklärte dabei, daß er cs ablehue, die Lage mit Mutlosigkeit oder Verzweiflung zn betrachten. Er ful»r fort: Lb das deutscl>c Angebot gut oder schlecht ist — und sehr viele betrachte» cs als »nangcmessen —, jedenfalls geht die Frage uns alle an. Wir werden ans der schmierigen und Siesorgnis erregenden Lage nur durch ein ge meinsames Vorgehen l>erai»skommcn. wenn die Dcntschen vor der» Rat aller l»ejciligtcn Großmächte gestellt werde», so wer den die Aussichten aus einen Erfolg beträchtlich wachse». Gtt>.) London, 1. Mai. „Pall Mall Gazette" zufolge wird, ob wohl noch nichts beschlossen worden sei, in gutmiterrichtetcu ministeriellen Kreisen die Hoffnung gehegt, daß NegierungS- crklärungc« bezüglich der dcntschen Note in den beiden Häusern des Parlaments am Dienstag abgegeben werden können. Diese Erklärungen würden von Eurzon im Ober haus und von Baldwin im Unterl-aus abgegeben werden. Scharfe englische Kritik am Verhallen Frankreichs. London, 4. Mai. „Evening Standard" zufolge wer den trotz der Mitteilung der Verwerfung der deutschen Note durch das französische Kabinett die Alliierten, au die sie ebenfalls gerichtet war, noch eine Antwort formulieren. Die Haltung der italienischen Negierung stimme mit der Großbritanniens überein, und es stehe beiden Nationen offen, eine wohlüberlegte Antwort an Deutschland zu erteilen. ES werde für möglich angesehen, daß alle Alliierten die Note nicht rundweg verwerfen, sondern daß Deutschland um ergänzende Pfänder und Garantien ersucht werden wird, bevor irgend welche Verhandlungen eröffnet werden. — „Manchester Guardian" übt in einem Leitartikel schärfste Kritik an der französischen Ablehnung der dentschcn Note. Das Blatt weist daraufhin, das? der Widerstand gegen die Ruhrbosetzung von der Arbeiterklasse des Ruhrgcbicts ausgehc, und fährt fort, wenn Deutschland gezwungen werde, weiterznkämvsen, so be deute dies, wie Reichskanzler Euno gesagt habe, den Tod der Reparationen. Und wofür dies allcö? Um die fr«nzösischc Regie rung davor zu retten, dem französischen Volke sagen zu müssen, daß cs die ganze Zeit grausam irrcgcsnhrt worden sei und daß die Besetzung des Rnhrgebictes " ein politischer und wirtschaftlicher Fehler, wenn nicht ein richtiges Verbrechen geivcsen sei. Die Note stelle wahrscheinlich das letzte Wort über das dar, waö Deutschland bieten könne. Aber cs sei nichts Endgültiges. Es sei nichts daran, was die Eröffnung von Verhandlungen verhindern brauche. Wenn Frankreich ehrlich eine dauernde und durchführbare Regelung wünsche, aber wenn es auf die Demütigung Deutschlands ausgehc, wenn es im Herzen glaube, daß seine Sicherheit darin liege, Deuischland iin Elend und gebrochen zu halten, dann seien vielleicht die Beweggründe Frankreichs für die Verwerfung der denischen Note verständ lich. Dann hätte keine Note Frankreich befriedigen können. Das Staaks-epartement lehirk eine «ktton ab. London, 4. Mai. Reuter berichtet aus Wasbington: Nach Ansicht des Staatsdepartements erfordere die deutsche Nvte keine Aktiv« v>« seiten der amerikanische« Regie rung. Ucber den Eindruck der deutschen Note in den Ver einigten Staaten berichtet der „Daily Telegraph", Washington werde offiziell keiner Ansicht über die deutsche Note Ausdruck geben. Die Mehrheit der amerikanischen Finanz- und Geschäftsleute sei der Ansicht, baß das deutsche Angebot eine angemessene Grundlage für die Erörterung biete und einen ernsten Gegenvorschlag seitens Frankreichs verdiene. Es wird erklärt, Deutschland biete Frankreich Sicherheitspfänder gegen einen Angriff an, die weit größer «nd bestimmter seien, als sie zwischen irgendwelche« anderen Nationen in der Welt bestehen. kW. T. B.) vollar (kmtliel,): 37600 lm Crsivvrstvstr »stankt» 6 Ukr: 3K9S0 Saardämmerung? Es hat sich auch nach der letzten Bölkcrbundsratssitzung pral tisch im Saargebiet nichts geändert. Der Taarbergaibeiter strcik, aus wirtschaftlichen Gründen wegen der wirtschaftlichen Nntcrdrückuiigspoiiiil der französischen Nergverwallung von den Bergarbeitern musterhaft geführt, hält trotz seiner mchr als dreimonatigen Tauer mit unverminderter Kraft an Das vertragswidrig noch immer im Saargebiet gehaltene französische Militär übt nach wie vor nach seinen bekannten Methoden die Pvlizcibcfngnis gegen die streikenden Berg arbciter auS, reitet die Streikposten nieder und provoziert die Arbeiterschaft, lind nach wie vor schwingt der berüchtigte französische Ncgicrnngskommissar Nanlt die Geißel der Man! kvrbvcrvrdming gegen die deutschen Parteien und die deutsche Presse, nach der Presscdcliktc und sonstige Beschimpfungen »nd Verleumdungen gegen Mitglieder und Einrichtungen der NegiernngSkvmmissivn, gegen den Versailler Vertrag iü, den Völkerbund, die Signatar-Mächte des Friedensvcrtrages, kurz, gegen alles, was nicht deutsch ist, mit Zuchthaus, Ge fängnis und Ausweisung bestraft werden. Jede sachliche Kritik der Zeitereignisse kann und wird als eine Beschimpfung oder Verleumdung einer dieser Faktoren ausgelcgt, und die Folge davon ist, daß die Mehrzahl der wenigen Blätter der. kleinen Landes bereits verboten ist. Einige Blätter sogar, weil sie Tatsachen ans dem Nuhrgcbiet mitgcterlt haben, bei denen von der Negicrungskommission nicht einmal der Ver such gemacht morden ist, deren Nichtigkeit zu bestreiten. Diese seit dem 12. März in Geltung befindliche Knebelnngsver ordnung wird auch nach der Behandlung dieser Frage im VölkerbundSrat mit unverminderter Gewalt gehandhabt, vl> wohl oder gerade weil die Saarvressc init der gelungene» Beseitigung des von der Rcgierungstommission selbstherrlich znm denischen Vertreter bestimmten meineidigen Hochner rätcrs Tr. Hcetor die Notwendigkeit ihrer auf die Wahrung der Reinlichkeit der Verwaltung gerichteten Tätigkeit schla gend bewiesen Hai. An dieser planmäßigen Mundtotmachnng der dcntschen Bevölkerung hat sich bisher nichts geändert, nnä der französische Saarterror unter den? Deckmantel des Völker bundes bleibt ivic vorher der große Skandal des Völker bundes, der znm Himmel schreit. Trotzdem kann man aber auch an einigen, vorderhand allerdings noch recht kleinen Anzeichen nicht vorübcrgehcn, die so etwas wie ein Erwachen der Verantwortung wenigstens einiger der an dem Skandal Mitverantwortlichen bedeuten. Der Lehrmeister hierbei ist zweifellos das französische Ruhrabcn- teucr gewesen, das mit einem Schlage jedem, der sehen wollte, die drohende Grimasse des annektions- und bcntelüstcrnen französischen Militarismus enthüllt und den scheinheiligen Schleier der französischen Friedens- und Gercchtigkeilsliebc zerrissen hat. Und nun beginnt man auch in Engla n d , aus diesen Völkerbundsskandal zu hören. Im Unterbausc hat nämlich dieser Tage der liberale Abgeordnete Sir John Simon die uns naiv anmntcnde Frage an die Negierung gerichtet, ob tatsächlich im Saargebiet im Namen des Völker bundes eine Verordnung veröffentlicht „werde", die eine öffentliche Kritik am Versailler Vertrage oder an einer Aktion des Völkerbundes mit Gefängnis- oder Geldstrafe bedrohe, und wie sich der englische Vertreter im VölkerbundSrat dazu verhalten habe. Diese Anfrage ist bezeichnend für die Kennt nis, die im AuSlandc über die empörenden Zustände sin Saargebiet herrscht,- denn der Abgeordnete weiß noch nicht einmal, daß diese Verordnung schon seit zwei Monaten in Geltung ist, daß sie nicht Geld- oder Gefängnisstrafe aus- setzt, sondern Gefängnis- und Geldstrafe, ia sogar Zuchthaus, und daß sic weit über den Rahmen hinausgeht, den Sir Siinon bezeichnet. Ebenso naiv ist aber auch di« Antwort des Ministers Baldwin, der sich erst beim UnterrichtSmintster, dein britischen Vertreter iin VölkerbundSrat, „erkundigen mußte", um zu erfahren, daß die Frage im wesentlichen den Tatsachen entspreche. Der Minister kündigte im übrigen für die nächste Zeit eine Erklärung des UnterrichtSmiiitsters über die Ver Handlungen des Völkcrbnndsrats an. so daß man einmal hoffen kann, daß eS bei dem ersten bescheidenen Rnschiicidcn der Saarfragc nicht sein Bewenden haben wird, daß man vielleicht sogar nähere Angaben über die erregte Saarsitzung des VölkerbundSrats erwarten kann. Denn erregt war die Saardcbatte im VölkerbundSrat, daS kann man bereits ans den bisherigen unzulänglichen Be richten entnehmen, und daß eS dabei zu stürmischen Ausein andersetzungen mit dem französischen Regierunaskommissar Nciult und dein sranzösischenVölkerbiindSratSmitgliedHanviaur kam, sind iveiterc Anzeichen dafür, daß eS doch in dem Gewissen der an dem Saarvcrbrcchcn mitverantwortlichen Vertreter- anderer Mächte zu dämmern beginnt. Zunächst einmal schloß man. obwohl man anfangs eine öffentliche Beratung vorge sehen hgttc, im VölkerbundSrat die Türen fest zu. Im zweiten Teil der Sitzung der anscheinend noch heftigere Nuseinandcr- sctznngc» gebracht hatte, mußten auch noch die meisten Be amten des Völkerbundes den Saal verlassen. Das ist polt- tisch uin so interessanter, als man vorher den Wunsch aus gesprochen hatte, auch andere Gewährsmänner über die Zu stände an der Saar zu hören, als Herrn Rault. Ta das enge Zusammenhalten des französischen, des belgischen und auch des dänischen Mitgliedes der Rrgierungökommisston allseitig bekannt ist. gebt man wohl t» der Annahme picht fßbl. daL
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