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02-Abendausgabe Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 28.06.1924
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-19240628028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-1924062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-1924062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNachrichten für Naunhof und Umgegend
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-28
- Monat1924-06
- Jahr1924
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ungen. Juni 1924. B. l 2" V.) N. ( 6»» N.) lampe, Ver. scher Dichter nach Häring "Mann Karl ung.Alsens mthncr gest. lin gest. — 814 Dichter ten Jsonzo- >r gest. Wetter, das 'üblung zur ufheiterung gs drei bis ren um die ormalwertr m, wie sie ei schwacher ud warnres die ganze die Ferien ist mit dem Uhr ging ein md dröhnen- n, erschreckte eren Schaden mrzer Dauer, tndel morgen lich, auf all- nzert stall, ril empfehlen. Uhr findet in l. Mutter- der statt. intetesfieren, seine Gattin ritz, Kaupt- e goldene ei verwandt- Kurz noch r in Naunhof jinckler ihren Vir wünschen t. da das am rotzen Beifall rit, das sicher dem jchön- varen letzthin me im Uebe,- n die Kronen er, ein hiesiger üe Strafe er- nis verurteilt, iger Gegend esden verlieh agebtich noch unternehmen, begann, noch r ein Unfall ; Opfer eines Untersuchung Amtshaupt, rgerltche und dnete gewählt war das Er- »Kratische und e bedeutende ?n. k'rüiunß verclen. auf den -trügen miiii. IM : 5ein! MS M! Nachrichten für l^aunssol 35. Jahrgang Nummer 78 Sonnabend den 28. Juni 1924 Amundsens Nordpolflug gescheitert? Finanzielle Schwierigkeiten. Genau wie im vorigen Jahre war auch in diesem Jahre viele Monate lang von Roald Amundsens „bevor stehendem" Nordpolflug die Rede. In zahllosen Zeitungs artikeln, in endlosen Interviews, in nicht immer vornehmen Reklamenotizen wurden alle Phasen der Flugvorbereitun- gen besprochen, wurden alle Ausrüstuugsgcgcustände des Nordpolfahrers bis ins kleinste geschildert, wurden alle Firmen genannt, die durch Lieferung von diesem und jenem den Nordpol erobern helfen wollten. Und wie wurde es dann im vorigen Jahre? Man erinnnert sich: der Flug wurde plötzlich aufgegeben — noch heute weiß man nicht recht, warum. Und als in diesem Jahre die vielen „Vorberichte" von neuem losaelassen wurden, sagten Skeptiker: „Paßt auf, es wird wieder nichts daraus!" Die Skeptiker dürften recht behalten: es scheint wirklich nichts daraus zu werden. Norwegische Blätter veröffent lichen eine Meldung aus Pisa, wonach die Fabrik, die Amundsens Nordpolflugzeug baut, sich wei gert, dieses zu liefern, ehe der Rest dev Kaufsumme von 15 000 Pfund Sterling bezahlt ist. Bezahlt Amundsen im Laufe von zehn Tagen diese Summe nicht, so will Ita lien eine eigene Flugzeugexpedition unter Führung des Fliegers Locatelli entsenden. Amundsen wurde angeboten, die Stelle des zweiten Kommandieren den der Expedition zu übernehmen. Amundsen bestätigte den norwegischen Zeitungen die Richtigkeit der Meldung. Er habe jedoch den Nordpolfl ng nicht aufge geben, da er die Ordnung der Bezahlungsfrage noch zu erreichen hoffe. Auf alle Fälle wolle er nicht das An gebot annehmeu, als zweiter Kommandierender an einer italienischen Expedition tcilzunehmen. Demgegenüber behaupten italienische Blätter, daß der Flugblatt bereits endgültig aufgegebcn sei, und daß alte Piloten, die sich in Pisa befanden, abgcrcist seien. Kausfreundschast und Hausfrieden. Von Dorothee Goebeler. Gute Freunde und getreue Nachbarn rechnet eine Er- flärung des „Vaterunsers" mit zum täglichen Brot. Wie ! sehr sie in der Tat dazu gehören, spürt man erst, wenn man i sie braucht und — nicht hat. Schwer zu tragen sind Tage - der Sorge, doppelt schwer, wenn keine Freundeshand sich ! ermutigend aus die Schulter legt, wenn keine Stimme i tröstend' spricht: „Ich will dir deinen Kummer tragen > helfen." Gute Freunde und getreue Nachbarn sind ein Schatz, dessen Wert nicht zu ermessen ist, sie machen das Leben Helt und leicht und helfen über all seine Kümmernisse hinweg. Wer sie fand und gewann, soll sich selig preisen. Aber es ' finden und gewinnen' sie nur wenige, und wenn man herum- ' horcht in der modernen Menschheit, dann hört man. oft ein bitterböses Wort: „Nachbarn?" Ich kenne meine Nachbarn , nicht und will sie auch nicht kennen lernen." „Nur keinen Verkehr mit der Nachbarschaft" sagt ein anderer, „das gibt bloß Zank und Klatsch und Unfrieden." — „Ich weiß über- s Haupt nicht, wer im Hause wohnt" erzählt ein dritter, „ich Deutscher Reichstag. ... OK. Berlin, 25. Juni. Zum Schluß der gestrigen Sitzung entwickelten sich im Reichstag noch ungewöhnlich lärmende und beschämende Zwi schenfälle, die zur zweimaligen Unterbrechung der Sitzung führ ten. Bei den Anträgen über Amnestie für politische Verurteilte, kam es zu Zusammenstößen der Extremen von rechts und links, die säst in eine allgemeine Schlägerei ausgeartet wäre. Be sonders bei der Rede des Nationalsozialisten, Abgeordneten Roth, des früheren bayerischen Justizministers, wurde die Un ruhe so groß, daß der Redner zeitweise lahmgclegt wurde. Grobe Beschimpfungen flogen hin und her. Schließlich verließen die Kommunisten demonstrativ den Sitzungssaal, in dem aber die Erregung sich weiter Luft machte. Der Anfang der heutigen Sitzung mußte verschoben werden, da die Parteien sich über die Beamtenfrage, die auf der Tagesordnung stand, nicht einigen konnten. Im Ausschuß hatte man einen Antrag des Abg. Morath von der Deutschen Volkspartei angenommen, wonach die für eine Auf besserung der Beamtcnbczügc von der Regierung zur Verfügung gestellte Summe ausschließlich zur Erhöhung der Grundgehälter der Gruppen 1—6 zu verwenden sei. Ferner wurde im Aus schuß einem Anträge des dcutschnationalen Abg. Hergt zuge stimmt, außer diesen Verbesserungen auch noch allgemein für alle Beamtengruppen Erhöhung der Kinderzulagcn und der Frauen- zulagc vorzunehmen. Bevor der Reichstag auf das eigentliche Thema einging, wurde in dritter Lesung das deutsch-polnische Abko m - men über die obcrschlesischen Grenz bezirke ange nommen und ebenso das Gesetz über militärische Quartier leistungen im Frieden. In der Angelegenheit der Beamtenbesoldung und der Dienstverhältnisse der Beamten lagen nicht weniger ala 31 Anträge der verschiedenen Parteien vor und eine Jnterpellai on der Nationalsozialisten über die Neuregelung der Beamtete- soldung. Ober die Verhandlungen im Hauptausschuß beric' te der Abgeordnete Morath, der dabei hervorhob, daß selbst die Negierung die Notwendigkeit einer Erhöhung der Bezüge aner kannt habe, aber der Meinung sei, sie dürfte nicht in eine allge meine Lohnbewegung ausartcn. Der dentschnationale Abg. Schmidt-Stettin erklärte sich mit dem Ausschußantrage einverstanden und legte besonders großen Wert auf die allgemeine Erhöhung der sozialen Zulagen. Die Beschränkung des Erholungsurlaubs und die Verlängerung der Dienststunden sollten baldigst wieder aufgehoben werden. Bei der Verlängerung der Dienststunden werde in den Bureaus auch nicht ein Tipjelchen mehr gearbeitet. Der sozialistische Abg. Steinkopf hielt die Entrüstung der Beamtenschaft über die letzte Besoldungsverordnung für durch aus berechtigt. Die Spannung zwischen den Bezügen der ver schiedenen Gruppen fei ganz unerträglich und in unsozialer Weise erweitert worden. Die Ermächtigung, die der letzte Reichstag der Regierung in der Frage der Besoldungsrcgelung gegeben hatte, sei von der Regierung in krasser Weise mißbraucht worden. Der Zentrumsabgeordnete von Gusrard beantragte die ge setzliche Festlegung des gesamten Beamtenrechts. Die Regierung sollte mehr darauf achten, daß nicht Verwaltungsanordnungen ergehen, die der Psyche der Beamten wenig entsprächen. Der Kommunist Eichhorn trat dafür ein, daß für die Auf besserung statt 71^ Millionen 100 Millionen zur Verfügung ge stellt werden und daß die Erhöbung der sozialen Zulagen nur für die Gruppen 1—9 gelten sollten. Wahllehren. Im ^sierlag „Deutsche Treue" (Berlin SW. 68) ist soeben ein Schristcheu von Max Maurenbrecher erschienen: „Die Taktik der Parteien 1920—1924." Sie soll „Betrachtungen über die parlamentarische Politik der nationalen Opposition" bringen, enthält in Wahrheit aber beträchtlich mehr. Mauren brecher folgert aus den Wahlergebnissen von 1919, 1920 und 1924, daß die nationale Welle im ganzen steigt, wenn sie auch diesmal noch nicht in der erhofften Schnelligkeit weiter gestiegen ist. Die Sozialdemokratie ist in den Wahlen 1919, will mit niemand etwas zu tun haben: dann behält man seine Ruhe!" Ja — wenn man sie nur behielte! Das Allheilmittel scheint so recht eigentlich doch kein Allheilmittel zu sein, denn gerade die, die sich „für sich hält", hört inan oft genug voll Zorn berichten: „Nun sieht man keinen Menschen an und hat doch nichts als Ärger und Unfrieden, aber gerade das, daß man sich nicht mit ihnen anfreundet, Vas macht sie wü tend, das können die Menschen nicht vertragen." „Sie" können es in der Dat nicht vertragen! Es klingt so wunderschön, das Wort: „Ich kümmere mich um niemand, ich halte mich für mich, ich will mit niemand etwas zu tun haben!" Es scheint so ein edler Stolz drin zu liegen, solch eine vornehme Gesinnung — nicht wahr? Ein ganz ver kel rter Hochmut liegt darin und gar nichts weiter, «ine Überheblichkeit schlimmster Art. Die „lieben Nachbarn" empfinden das auch sehr wohl und fragen nur zu oft ganz rirwig: „Was denken sich „die"? Halten sich „die" für besser als wir sind?" Es klingt so manchem und so manche'- nach, die es für angemessen halten, mit kurzem Gruß oder wohl auch ohne Gruß an des Hauses Mitbewohnern vorüberzugehen. „Nun steht man die Menschen gar nicht an, und trotz dem fallen sie über einen her!" jammert die Frau, wenn sie bei irgend einer Gelegenheit erkennen muß, daß sie das ganze Haus gegen sich hat." Ja, warum siehst du sie denn'nicht an, Verehrtest«? Bist du denn wirklich so viel besser als sic? Fällt dir ein Zacken aus der Krone, wenn den Gruß auf der Treppe auch nral ein freundliches Wort begleitet? Es braucht ja nicht gleich eine „dicke Freundschaft" zu ent stehen, ein liebenswürdiges Sich-umeinandcr-kümmern — ein paar Worte über die Kinder, über das Wetter, über all gemeine Lebensnöte genügen schon, um eine Verbindung für den Alltag aufrechtzuerhalten, eine Verbindung, die sich oft genug in Sturmestagen bewährt. „Hausfreundschaften bringen Unfrieden und Klatsch!" Warum müssen sie denn das bringen? Das ist ia nicht nötig. Wo .Klatsch heran will, hat es der vornehme Mensch doch wahrlich leicht, ihn abzuwehren und das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Der Unfrieden aber — ach seien wir mal ehrlich — der Unfrieden begleitet zumeist wirklich die, Vic „um des lieben Friedens willen" von allen anderen nichts wissen wollen. Wer sich mit sehenden Augen umschant im Leben, dem muß eins anffallen: Es gibt Menschen, die überall gute Freunde und getreue Nachbarn finden, und es gibt andere, die ewig Zank und Streit umlagert. In welches Haus sie auch kommen, wo sie auch wohnen, über kurz oder lang haben sie die Nachbarschaft gegen sich. Mit der einen häckeln sie sich um die Kinder, mit der andern um den Hund oder den Papagei, um Wasser, das vom Balkon lief, um eine Nähmaschine, die noch spät abends in Tätigkeit ist, um ein Grammophon oder um irgend eine andere lächerliche Sache. „Die Menschen sind so schlecht und unfriedlich" jam mern sie. Nun, sie sollen recht haben, es gibt mich solche Exemplare, aber wenn einer immer wieder mit seiner Um gebung im Krach gerät, dann muß die Sache einen Haken Habens dann tut es gut, sich ans eigene Ohr zu fassen und zu fragen: „Ist es nicht auch ein bißchen meine eigene Schuld?" Wer unter Menschen wohnen muß — und das müssen wir ja alle — der braucht viel Duldsamkeit, viel Freundlich keit und Güte. Wer das alles hat, kommt überall durch, weil er stets das rechte Wort und den rechten Ton zu finden weiß. Er hat auch stets getreue Nachbarn, die ihm Freundlich keiten erweisen und mit alle 'mnd Gefä' gleiten da sind, wenn er sie braucht. Hausfr > " r a f t und H aus - frieden lassen sich sehr wohl miu . wer verbinden, ivenn man es nur richtig anzufangen weiß! FinünZm'mfier und Qm^wirischafS. In einem besonderen Erlaß über Steuerstundung und Pfändung beschränkt sich das Entgegenkommen des Reichs- finanzministeriums insbesondere gegen die Landwirtschaft auf die Worte, daß im einzelnen Falle auf Antrag teilweise oder vollständige Stundung der Steuern auf einen be schränkten Zeitraum gewährt wird — dann nämlich, wenn ! glaubhaft gemacht wird, daß Mittel nicht flüssig gemacht i werden können und wenn die Veräußerung von Betriebs' mitteln entweder die Aufrechterhaltung des Betriebes ge- ! fährden würde oder nur zu Preisen erfolgen könnte, die io außergewöhnlich tief liegen, daß den Steuerpflichtigen damit ein weit über die bezweckte Steuerbclastung hinausgehendes Opfer auferlegt würde. Hier liegen anch die Grenzen für die Pfändung. Es kann keine Rede davon sein, daß Pfändungen allgemein pnterbleiben sollen. Denn schon im Interesse der jenigen, die — wenn auch unter Opfern — ihre Steuern pünktlich zahlen, muß für eine möglichst gleichmäßige Ein- ! bringung der Steuern gesorgt werden. Bevor eine Pfändung erfolgt, muß aber, insbesondere dann, wenn Stundungsan- träge vorliegen oder die Unmöglichkeit der Zahlung geltend gemacht wird, gewissenhaft geprüft werden, ob eine der oben genannten Voraussctzun wn — Gefährdung der Aufrecht erhaltung des Betriebes oder Veräußerbarkeit von Betriebs mitteln nur zu Preisen, die dem Pflichtigen billigerwmie nicht zugemutet werden können — vorliegt. Erst wenn fest gestellt wird, daß diese Voraussetzungen nicht bestehen, darf zur Pfändung geschritten werden. Das Entgegenkommen des Neichsfinanzminifters ist leider .ring. Auch von seinem Ressortstandpunkt aus kann nur die Forderung erneuert werden, die Landwirtschaft wieder kaufkräftig und zahlungs fähig zu machen. Daß die Landwirtschaft auch bei bestem Willen nicht m der Lage ist, die von ihr erwarteten Steuern aufzubringen, wird jedes einzelne Finanzamt gerade in der Zeit bis zur neuen Ernte an Stößen von Eingaben bemessen können. 1920 und 1924 von 38 über 21,6 auf 20,4 v. H. der abge- ! gebenen Stimmen zurückgegangen. Dem steht gegenüber, daß die Kommunisten seit der vorigen Wahl von 1,8 auf 12,7 v. H. gestiegen sind. Dennoch sind die marxistischen Parteien in ihrer Gesamtheit zurückgegangen, und zwar von 45,7 über 42 auf 33,9 v. H.; sie haben also in den fünf Jahren der nachrevolutionärcn Zeit an Macht ebensoviel wieder ver loren, als sie in der Vorkriegszeit in 20 Jahren (1893—1912) hinzuerobert hatten. Troß diesem marxistischen Gesamtrück- gang ist bereits davor gewarnt worden, die marxistische Ge fahr in Zukunft zu unterschätzen. Auch Maurenbrecher nennt den Marxismus mit Recht noch immer einen Riesen, wenn auch einen alt gewordenen, absterbenden Riesen. Immerhin bleibt ein großer Erfolg der jüngsten Reichstagswahl: Zum ersten Male in ihrer Geschichte haben nach der Revolution ehemals marxistische Volkskreise sich bewußt von den mar xistischen Parteien wieder getrennt. Mehr als ein Neuntel aller Wähler, rund 3lt Millionen Köpfe, sind dem Marxis mus wieder untreu geworden. Daran knüpft Maurenbrecher zwei wichtige Fragen: 1. Was haben wir zu tun, um die ' naturnotwendig kommende Radikalisierung der Marxisten , unschädlich zu machen? 2. Was wird aus den Millionen, - die enttäuscht und ernüchtert den Marxismus verlassen, und ' den Millionen, die von morgen ab es weiter tun werden? Bei der kritischen Stellungnahme zu bestimmten neuen l Parteien ist mit Fug davor gewarnt worden, der marxistischen Gedankenwelt auch nur auf Teilgebieten Zuge ständnisse zu machen. Maurenbrecher tritt dieser Auffassung bei. Er will die Ueberwindung des Marxismus genau wie der Reichs-Landbund in der Weise, daß der bekämpften Richtung etwas Ebenbürtiges entgegengestellt wird. -Wie die Leit sätze des Neichs-Landbundes das Banner der Volksgemem- fchast aller Deutschen entfalten, sieht auch er die Möglichkeit, den Klassenkampfgedanken zu überwinden, nur in der Pflege ! und Ausgestaltung des völkischen Gedankens. Er beschwört alle national gesinnten Arbeiter und Angestellten, nie mit Marxisten zusammen in eine Streikgemeinschaft einzutreten, und lehnt die übliche Scheidung in bürgerliche und Arbeiter parteien als verhängnisvoll ab. Die Losung soll sein: Alle Völkischen gegen die Zersplitterer der Volksgemeinschaft durch den Klassengedanken! Jedes bedachte und begründete Wort ist willkommen zu heißen, das entgegen dem alten Fehler, nach Neuwahlen die Zipfelmütze wieder fest über die Ohren zu ziehen, den Wahl ausgang nur als den Ausgangspunkt neuer und erhöhter An strengungen gelten läßt. In dieser Beziehung sollte mancher Gedanke auch und gerade der Maurenbrecherschen Schr:ft zu Erwägungen anhalten, inwieweit der Wahlausfall Prüf stein für die Richtigkeit unserer bisherigen Politik gewesen ist. Sie sollte weiter eine Nachprüfung nahelegen, auf welchem Teilgebiete angesichts der Wahlstatistik im Kreis und in der Gemeinde Versäumnisse wieder gut zu machen sind. Schließlich muß für jede Bewegung, d>e sich die Zukunft erobern will, nach jeder größeren Wahl als erster Grundsatz gelten: Nur nicht matt werden! Jetzt mit doppeltem Eifer vora»! Was fordert die Lage? Es verlautet, in Regicrungskrcisen werde ein erhöhter Zollschutz für Industricerzeugnisse ernsthaft erwogen. Leider verlautet nicht, daß die Ncichsregiermrg die Wiedereinfüh rung eines entsprechenden Schutzes der landwirtsüzaftlichen Arbeit zuvor oder wenigstens gleichzeitig in Betracht ziehe. Man wird den eigentlichen Grund dieser unterschiedlichen Bcbandlung uneoer in der Gutmütigkeit sehen müssen, mit der' sich die Larrdwirtschaft die von oben kommende Behänd- Iung gefallen läßt, solange diese die Fortführung der Berufs arbeit auch nur einigermaßen zulüßt. Gegenwärtig aber kann .' n dieser Voraussetzung nicht mehr gesprochen werden. Wer mit der Stimmung auf dem platten Lande vertraut ist, kann nicht in Abrede stellen, daß sich namentlich in den Schichten der mittleren und kleineren Landwirte die Stimmung immer weiter zuspitzt; die Absicht, in Pflichterfüllung auszuhalten, bis dre erhofften besseren Zeiten kommen, wird bei der dauernden Verschärfung der Schwierigkeiten hier in Ver zweiflung, dort in äußerste Erbitterung verwandelt. Auch weite städtische Kreise werden das nachempfinden können. Selbst die Regierung hat die der Landwirtschaft auferlegten Steuern immer wieder als auf die Dauer untragbar aner kennen müssen. Vorräte, die zur Zahlung der steuern ver kauft werden könnten, sind in nennenswerter Menge nirgends mehr vorhanden. Wären sie aber da, so würden sie beim gegenwärtigen Preisstand der landwirtschaftlichen Erzeug nisse in den meisten Fällen die notwendige Geldmenge doch nicht erbringen. So zwingt jeder einzelne Steuertermin zu Eingriffen in die Substanz; ohne Rücksicht auf die Markt lage müssen die knappen Viehbestände immer weiter gelichtet werden. Die Kreditkrisis braucht in diesem Zusammenhang« nicht erneut behandelt zu werden. Ganz abgesehen davon, daß die bisher ausgeschütteten Kredite nur einem Teil der Landwirtschaft zugute kommen konnten, wissen auch die mit ihnen beglückten nicht, wie sie unter den gegenwärtrgen Ver hältnissen die geliehene Summe am Fälligkeitstermin zurück zahlen sollen. ' An guten Worten haben es die einzelnen Re gierungsstellen nicht fehlen lassen. Die Taten stehen noch aus. Dabei muß eine Negierung, die dieses Namens würdig sein will, Wert daraus legen, gerade dem arbeitswilligen landwirt schaftlichen Berufsstande die ihm zugemuteten Lasten wieder tragbar zu machen. Das kann sie um so eher, als die Land wirtschaft für sich nicht eine Vorzugsbehandlung erbittet, sondern lediglich mit dein gleichen Maße wie die Industrie gemessen sein will. Alle Landbundführer sind einig in der Beobachtung, daß die Stimmung in der Landwirtschaft noch nie so ungünstig war wie heute. Nur der schnell durchge führte Wille, der landwirtschaftlichen Arbeit wieder einen angemessenen Schutz zu sichern, kann zu einer allmählichen Entspannung dieser Krise führen. Die Mahnung: Vläonnt oonmiles! ist noch nie mit solcher Berechtigung ausgesprochen worden wie gegenwärtig von der Landwirtschaft.
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