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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187911217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18791121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18791121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1879
- Monat1879-11
- Tag1879-11-21
- Monat1879-11
- Jahr1879
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.11.1879
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reiöeMFWw und TagMM. Amtsblatt Wr die Mglicheu und stiidtischm Behörden zu Freiberg und Braud. Bermrtwortlicher Rrdattem J»U»S Braun in Freiberg. — - - - 31. Jahr»»»,. - - Z Erscheint jeden WschaNaa «LrndS » Uhr für dm Inserate werdm bi» BormtttagS 11 Uhrangmsm- S - 271. Freitag, dm 21. November. I 1878. Die Lkdlitrordreit«-Wahlen. Nächsten Montag und Dienstag finden bei uns die Wahlen zu der Gemeindevertretung statt. Ueber ihre Wichtigkeit kann kein Zweifel sein. Der «reis der Auf gaben, welche der Gemeindevertretung obliegen, ist ein so weiter und dem einzelnen Bürger so nahe gerückt, daß Jeder recht gut weiß, es gehe an seinen Beutel, was von den Vertretern der Kommune beschlossen wird. Dazu kommt, daß die heutige Zeit ganz andere Anforderungen an die Gemeinde stellt, wie ehemals. Unter solchen Verhältnissen ist es nur sehr erklärlich, wenn den Gemeindewahlen in der Regel ein lebhafteres Interesse von der Bürgerschaft zugewendet wird, als den politischen Wahlen. Dieses größere Interesse kann man nur als hocherfreulich bezeichnen. Aber es birgt auch Gefahren in sich. Wenn eS gilt, zum Reichstag oder Landtag zu wählen, so kommen dabet wesentlich politische Momente in Betracht. Der Kandidat ist ja meist nur einem Theile der Wähler ge nauer bekannt; man hält sich bei Aufstellung und Wahl desselben an das,, was zu seiner Empfehlung g»sagt wird, was er selbst über seine politischen Anschauungen kundgiebt und entscheidet vorwiegend nach politischen Gesichtspunkten. Bei der Wahl zur Gemeindevertretung kann nur in den seltensten Fällen von einem bestimmten Programm die Rede sein; in der Sparsamkeit, der Fürsorge für den Aufschwung der Stadt u. s. w. treffen ja fast alle Kandidaten zu sammen. Man muß sich also an die ganze Persön lichkeit der Männer halten, welche gewählt werden sollen; und das liegt um so näher, als dieselben jedem Wähler bekannt sind, mitten unter ihnen leben und mit ihnen auf die verschiedenste Weise in Berührung kommen. Da ist es nun aber menschlich sehr wohl erklärlich, wenn bei Be- urtheilung dieser Männer sich auch allerhand rein persön liche Erwägungen, Sympathien und Antipathien, vordrängen und bestimmend einwirken, die mit der Sache, um die es sich handelt, absolut gar nichts zu schaffen haben. Da gilt der Eine als hochmüthig, da hat der Andere eine geschäft liche Dissonanz mit diesem oder jenem Wähler gehabt, da trinkt der Dritte sein Glas Bier in einem andern Lokale, als es irgend ein Wähler wünscht — kurz, allerhand klein liche Gesichtspunkte mischen sich ein, wo doch nur die eine Frage entscheiden sollte: entspricht der zu Wählende den Anforderungen, welche an einen Gemeinde vertreter zu stellen sind? Welche Anforderungen aber sind an einen Gemeinde vertreter zu stellen? Er muß wirkliches Interesse an den Kommunal-Angelegenheiten haben und im Stande sein, sich über die vorkommenden Fragen ein eigenes Urtheil zu bilden; er muß nur das Beste der Gemeinde und nicht etwa seine eigenen persönlichen Vortheile suchen; er muß auch die nöthige freie Zeit besitzen, um dem Dienste der Kommune seine Kraft zu widmen — das Alles halten wir eigentlich für ganz selbstverständlich. Wer diesen An forderungen nicht genügt, der kann überhaupt auf die Ehre, der Gemeindevertretung anzugehören, keinen Anspruch machen. Außerdem aber scheint es uns geboten, noch zwei Punkte, die oft genug übersehen werden, besonders hervor zuheben. Die Gemeindevertretung ist kein Parlament und es kommt dabei weniger darauf an, schöne Reden zu halten, als vielmehr darauf, selbstschaffend mitzuwilken in der ganzen Verwaltung. Die Kritik und Kontrole der Ver waltung ist allerdings mit eine der wichtigsten Aufgaben, weshalb man das Augenmerk auf solche Männer richten muß, die mit dem Verständniß dafür energische Willens kraft verbinden; aber diese Kritik und Kontrole ist deshalb nicht die einzige Thätigkeit der Gemeindevertretung, sondern mindestens ebenso sehr die Unterstützung der Ver waltung auf allen Gebieten. Derjenige ist noch keineswegs der beste Vertreter, der auf der Bierbank recht wacker zu raisonniren versteht, sondern wer mit seiner Er fahrung, seinen Kenntnissen selbst mit hilft, wo es positiv zu wirken glebt. Darin besteht ja eben das Wesen der Selbstverwaltung, daß nicht bezahlte Beamte, sondern ge meinsinnige Bürger die Hauptarbeit für die Gemeinde leisten sollen. Und an Gelegenh eil dazu fehlt eS nirgends, in keiner Gemeinde. Beim Schulwesen, bei der Armen pflege, bei den Gemeindebauten, bei der Verwaltung des städtischen EigenthumS, bei den Stiftungen u. s. w. werden überall Kräfte gebraucht. Mit dem Besuch der Stadtver- ordnetensitzungen allein ist eS nicht gethan. Das Zweite, was «S zu bedenken giebt, ist die Noth wendigkeit, das Bewußtsein der Verantwortlichkeit in jedem ein zelnen Mitgliede einer solchen Körperschaft möglichst zu schärfen. Darin besteht ja der Nachtheil, den das Kollegial-System gegenüber dem rein bureaukrattschen hat, daß bei dem letz teren der Einzelne für vas. waS^geschieht, mit seiner ganzen Person und Existenz einzustehen hat, während beim Kolle- gial-Cystem die Verantwortlichkeit sich vertheilt und darum mit der Zeit auch dem einzelnen Mitgliede das Bewußt sein, für die Gesammthett verantwortlich zu sein, ein zuschlummern droht. Es entstehen daraus allerhand Uebel. Der Einzelne geräth leicht in die Versuchung, Alles gehen zu lassen, wie eS eben gehen will und sich über das, was gerade zur Entscheidung kommt, nicht allzuviel Kopfschmerzen zu machen. „Auf mich kommt's nicht an" — das ist von jeher ein sehr bequemer Vorwand für Die jenigen gewesen, die sich der übernommenen großen Ver antwortlichkeit nicht bewußt sind. Wie aber, wenn nun Jeder so dächte? Es ginge dann wie in der bekannten Anekdote, die von einer Gemeinde erzählt wird, welche ihrem Bürgermeister ein Faß Wein zu verehren gedachte, wozu jeder Bürger ein Maß beitragen sollte. „Auf mich kommt's nicht an," dachte Jeder und goß Wasser statt Wein in's Faß und schließlich, nachdem sich immer Einer auf den Andern verlassen hatte, erhielt der Bürgermeister statt Wein ein Faß Wasser. Nein, auf jeden Einzelnen kommt's an, jeder einzelne Gemeindevertreter muß die städtischen Angelegenheiten so auffassen, als 'wären es seine eigenen, als habe er mit seinem eigenen Wohl und Wehe für das zu haften, was vorgeht. Die Gemeindeangelegenheiten müssen für ihn ganz dieselbe Wichtigkeit haben, wie seine eigenen, dann wird das Wohl des Ganzen gefördert. Auf diese Punkte hin mögen die Wähler die Vorschläge prüfen, die ihnen gemacht werden. Wenn sie nach dieser Richtung ihre Entscheidung treffen, dann wird es auch nicht am günstigen Ausgang der Wahlen fehlen. Tagesschau Freiberg, 20. November. Kaiser Wilhelm folgte gestern Nachmittag einer Ein ladung des Offizierkorps des zweiten Garderegiments zum Diner im Osfizierskasino. — Der König und Prinz Georg von Sachsen treffen Freitag Nachmittag zur Theilnahme an der Hofjagd zu Wusterhausen ein, ebenso der Groß herzog von Mecklenburg-Schwerin und der Großfürst Wla dimir. — Der russische Domänenminister Walujeff ist gestern Abend von Berlin nach Petersburg abgereist. Lord Dufferin trifft am Freitag auf der Reise nach Petersburg in Berlin ein. — Der „Reichs-Anz." publizirt die Er nennung Oehlschlägel's znm Generalauditeur der Armee, sowie des Unterstaatssekretärs Schelling zum Staatssekretär im Reichsjustizamte. - Bei den elsaß-lothringischen Wahlen zum Landesausschuß wurden gewählt in Weißenburg Bür germeister Charpentier, in Metz-Stadtkreis Abel, in Metz- LandkretS Thierarzt Antoina, in Altkirch Baron Reinach, in Hagenau Notar KleinclauS, in Ehrstein Baron Zorn, in Bulach-Saarburg Germain, in Zabern Goldenberg, in Mülhausen-Stadtkrei- Adjunkt Schmerbor, in RappoltS- Weiler Bürgermeister Klee, in Thann Bürgermeister Eber hardt, in Gebweiler Notar Heimburger, in Saargemünd Reichstagsabgeordneter Jannez, in Diedenhofen Rennig, in Chateau-SaliuS Grody, in Bolchen Salomon, in For- bach Massing, in Wesel Antoine, Germain, Jannez (Pro testler). Die Parteistellung von Rennig, Grody, Salomon und Massing ist zweifelhaft, die übrigen sind Autonomisten. — Aus Posen trifft folgende- Telegramm ein: Nach so eben eingegangener Nachricht aus Warschau ist wiederum die Rinderpest in Stadt und Kreis Warschau heftig auS- gebrochen. In der Alexander-Citadelle sind 8, im Kreis Warschau auf Gut Sluzewicz 120 Stück Rindvieh sofort getödtet. Im Kreis Sochaczewo grassirt die Seuche eben falls heftig. Die badische Ständeversammlung wurde vorgestern von dem Großherzog mit einer Thronrede eröffnet, welche zunächst die Veränderung in der Zoll- und Steuer-Gesetz gebung des Reiche- erwähnt, sowie die Bemühungen der Regierung, zu einer möglichst befriedigenden Lösung dieser nothwendigen Aufgaben beizutragen. Die Thronrede spricht ferner Vie Hoffnung aus, daß die bisher unerledigt ge bliebenen Fragen in den Verhältnissen der katholischen Kirche ihrer Lösung im Interesse des Friedens näher ge bracht werden würden. Sodann wird der Einführung der Reichsjustiz-Gesetzgebung Erwähnung gethan und die Noth- wsndigkeit betont, daß die Justizverwaltung sich zunächst vorwiegend den Aufgaben des Vollzuges dieser Gesetzgebung widme. Die Regierung werde daher nur wenige unauf schiebbare Gesetze, darunter das Etatsgesetz, vorlegen. Weiter werden die ungünstigen wirthschastltchen Verhältnisse und das Sinken der Reinerträgnisse der Staatsbahnen hervor gehoben, welche letzteren einen beträchtlichen Zuschuß aus Staatsmitteln erforderten. ES sei deshalb eine wesentliche Vermehrung der Staatseinnahmen nothwendig und zu diesem Zwecke die Steuerkraft des Landes in erhöhte Mit leidenschaft zu ziehen. Der Grobherzog spricht schließlich die Hoffnung aus, daß die Zeit nicht allzufern sein werde, wo wiederum eine Entlastung der Steuerpflichtigen, eine ausgiebige Befriedigung der vorhandenen Bedürfnisse und die Ausführung der zeitweilig zurückzustellenden Unter nehmungen möglich sein würde. — Also auch Baden hat Aussicht auf höhere Steuern. Das Versprechen des Groß herzogs, in nicht allzuferner Zeit eine Entlastung der Steuerpflichtigen zu erhoffen, mag ja recht aufrichtig ge meint sein; allein man weiß, daß das Herabsetzen der Steuern mit viel mehr Schwierigkeiten zu kämpfen hat, als das Emporschrauben derselben. Der österreichische Ministerpräsident, Graf Taaffe, hat in der Konferenz der Klub-Obmänner über die Wehrfrage den anwesenden Abgeordneten mitgetheilt, daß der Minister des Aeußern bereit sei, den Abgeordneten die Nothwendig keit der Annahme des Wehrgesetzes für zehn Jahre au- einer Darstellung der politischen Lage zu beweisen. Der Minister des Aeußern sei jedoch nicht in der Lage, förm liche Einladungen zu einer Konferenz ergehen zu lassen. Die Rücksicht auf die Stellung als gemeinsamer Minister des Aeußern verwehre ihm das. Doch sei er mit Ver gnügen bereit, Mitglieder des Abgeordnetenhauses, insbe sondere die Nlub-Obmänner, zu empfangen und ihnen zu. bekräftigen, daß die Führung der Geschäfte des auswärtigen Amtes ohne die Votirung des Wehrgesetzes für zehn Jahre unmöglich sei. Gestützt auf diese allgemeine Einladung kündigte gestern der Obmann des Klub der Liberalen, vr. Weeber, an, daß er dem Minister des Auswärtigen einen Besuch abstatten werde. — Im ungarischen Abgeord netenhause gab es dieser Tage wieder einmal einen Heiden spektakel. Am Dienstag wurde nämlich der Entwurf des Wehrgesetzes an die Abgeordneten vertheilt und Donners tag schon wollte der Präsident die Plenarberathung an setzen. Da wendete der Abg. Szilagyi ein, ihm sei es unbegreiflich, weshalb der Ministerpräsident die Verhand lungen über die Wehrvorlage so sehr zu beschleunigen wünsche. Eine Stimme von der Rechten mischte sich mit' dem Zurufe hinein: „Weil der Inhalt der Wehrvorlage bekannt ist!" Abg. Szilagyi fuhr nun fort: Ich will gern glauben, daß der Herr Abgeordnete Ivanka bereit ist, jene
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