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Dresdner Journal : 04.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-04
- Monat1861-10
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 04.10.1861
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.V 232 Ädonnemrntsprrtsr: ^ükrlici»: d bblr. 10 dixr. i» S»vk»«L ^»brt.: 1 „ 10 „ „ ,. >1uu»tlUti io vr»»ck«o: 15 Xxr. kiorvlu« ^uio!nero: 1 dlxr. Im tritt Huit uuä 8temp«Iro- »vblox kimu. Inseratenpreise: kür üeo k»om einer xe«p»Iteo«o Xeile: 1 dtxe. Uoter ,,Ii!iux«»»nüt" üi« i^«il«: 2 dixr. Erscheinen: l'iixlicb, mit Ho»o»1iw« äer 8ooo- ooä keiert»x«, -tdeuä» kür äeo kolxeoüeu 1'»e- Freitag, den October. 1861. Dres-lierMmnal. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. »nseratrnaanahme auswärt«: l^tpri^: k». OuLnoirarra», 6omiui«»iooär üe» Dresüoer 9vurual»; rbru仫rld»t: N. Llloo»: IItt»ri«»r«i» t Vooiü»; Lirlio: O»oi>iv»'»t?kk! Itucbb., Hurkan; Lr«m«o: k. 8cul.«rra; kr»okkurt ». N: ltuc!,li»»ülii»x; Lato: Xo»>.» liiu^icr»; k»ri»^ v. 1.ü»^x»Lix (28, r»«r ü»-» bou» euk»o»); kr»^: k». Liial-icu» ItuviüiLUÜIuox. Herausgeber: tküoixl. kipeiiitioll ük» Nrkxüoer ^»uroala, Dresüeu, ^lorieostr»»»« dir. 7. Amtlicher Theil. Dretden, 3. October. Seine Majestät der König sind gestern Abend 9 Uhr von Zittau hier eingrtrofsen und haben Sich nach Schloß Weesenstein begeben, wo bereit» Nachmittags 5 Uhr Ihre Majestät die Königin mit den Prinzessinnen Sidonie und Sophie, Königlichen Hoheiten, sowie Ihrer Kaiserlich Königlichen Hoheit der Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toscana, von Pillnitz eingetroffen waren. Ihre Kaiserlich Königliche Hoheit die verwittwete Frau^ Großherzogin von ToScana und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Amalie haben gestern Nach mittag, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Au gusta heute Bormittag das Hoslager zu Pillnitz verlassen und daS hiesige Königliche Schloß bezogen. Bekanntmachung, den Bezirksarmenverein im Amtsbezirke Taucha betreffend. Nachdem die sämmtlichen zur Zeit im Amtsbezirke Taucha gelegenen Rittergüter und Gemeinden einschließ lich der Stadt Taucha zu gemeinschaftlicher Vcrsolgung vor» Zwecken der Armenpflege und Armenpolizei zu einem BezirkS-Armenvereine zusammengetrcten und diesem Ver eine unter Bestätigung seiner Statuten die Rechte einer moralischen Person verliehen worden sind, so wird solches und daß der genannte Verein vor dem GerichtSamte Taucha seinen Gerichtsstand hat, andurch zur öffentlichen Kcnntniß gebracht. Dresden, den 28. September 1861. Ministerium des Innern. Frbr. v. Beust Schmiedel, 8. Bekanntmachung. Im Auftrage Er. Majestät des Königs, hat das KriegSministerium hiermit Dank und Anerkennung auS- zusprechcn, für die bei der eben stattgefundenen Conccn- trirung der Armee, sämmtlichen Truppen von den Be wohnern der Oberlausttz zu Theil gewordene ausgezeich net freundliche und gute Aufnahme. Zittau, am 3. October 1861. Kriegs-Ministerium, v. Rabenhorst. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. rleltuuutschuu. (Times. — Ncue Preußische Zeitung.) Tagrtgeschichtr. Dresden: Schluß der Manöver bei Zittau und die Rückreise Sr. Majestät des Königs. Prinz Albrecht von Preußen zurück. Beschränkung des Kohlenwagcnverjandts nach Baiern aufgehoben. — Wien: Smolka nicht wternirt. Prcßgesetzantrag im Abgeordnetenhaus«. Ausschußbcricht über persönliche Freiheit. — Prag: Tschechisches Theater. Bischof Stroßmay.r. WenzelSfest. Das Leilmeritzer Gymna sium. — Brünn: Der Spielberg. — Triest: Graf Rechberg und Baron Hübner angekonmren. — Sieben bürgen: Landtagsproposttionen. — Berlin: Krö- nungsvorbereitungcn. Herr v. Schleinitz und Herr v. Bernstorff. Die verwitwete Königin zurück. Bicrte Wagenklasse einzusührcn. — Halle: Flottentag. — München: Reichsrathsbericht über Gewcrbefreiheit. — Stuttgart: DeS Königs Geburtsfest. — — — Paris: Theuerung und Brodlvsigkeit. Die Verhaf tungen in Marseille. — Turin: Ein Ciiminalpro- ceß. — Rom: Pater Pafsaglia. — Neapel: Engli sches Geschwader. — Kopenhagen: Der König zu rück. Die tunesische Gesandtschaft. Jütische Eisen bahn. — St. Petersburg: Neue Generalleutnants. Muchanvfs Untersecrclär des Auswärtigen. GcldcourS. Ukas sür Helsingfors. Kommandant von Warschau. Geschleifte Festungen. Griechische Zeitung. — War schau: Eröffnung deS StaatsralhS. Municipalwah- ien. Sammlungen. Vermischte Nachrichten. — — Bosnien: Serbcneinsall. — New-Pork: Die Re- crulirung. Massenfabrikation. Die erwartete Ecklacht und die Legislatur von Maryland. Neue Sce-Erpc- dition. Kcnluckv. Leringtoner Schlackt. Dresdner Nachrichten I Provinzialnachrichten. (Meerane. Aus dem Erz gebirge.) vermischtes Telegraphischt Nachrichten. München, Mittwoch, 2. Oktober. Die NeichS- ratbSkammer hat dem Beschlüsse der Abgeordne tenkammer in Bezug auf die (Newerbefragc zuge- stimmt und erwartet, daß die Regierung bei dem nächsten Landtage den Entwurf einer neuen Ge werbeordnung auf Grundlage der Gewerbefreiheit einbringen werde (vgl. unter TageSgcschichte). Turin, Mittwoch, 2. October. Die „Opinione'' demcntirt die Gerüchte, welche von einem Ultima tum oder Verhandlungen über die römische Krage sprechen. In Neapel hat, Nachrichten vom 2. Oktober zufolge, keine Demonstration stattgefunden. Dresden, 3. October. Unter der Ucberschrift: „Gleiches Recht sür Alle" schreibt die „Neue Preußische Zeitung": „Alle Welt weiß, wie die ganze demokratische und liberale Schaar wülhcie, als man conservativerseit» für das Atten tat Oikar Becker s, das doch mit allem Vorbedacht ein geleitet und auSgcsührt war, die vorangcgangcnc politische Aufreizung in Anspruch nahm; cs sollte entweder die Handlung eines Verrückten oder ein völlig einsam stehen des Factum gewesen sein. Jetzt wird der vom Leutnant v. Sobbe verübte Todtschlag, unbestritten die Handlung eines Trunkenen, anscheinend ohne jegliche Gewissens regung der Aufreizung durch bie „Militärische Revue" und die ,Krcuzzcitung" zugeschriebcn. Das nennt man gleiches Recht und Gerechtigkeit für Jedermann oder Auf hebung der Privilegien- Wie zu erwarten, betont die „Times" die Nachricht der neuesten amerikanischen Post, welche die Ab änderung der Fremont'schen Emaneipations-Procla- mation betrifft, als eine Nachricht von ungemeiner Wich tigkeit. In einem Leitartikel, den sie dieser ihr gewiß angenehmen Neuigkeit widmet, hebt sie hervor, daß der Norden jetzt die Aussicht verloren habe, sich durch eine Erklärung gegen die Sklaverei moialisch über den Süden zu stellen. Es sei nun zu spät, vorzugeben, daß die Neger Emancipation der wirkliche Zweck des Krieges ge wesen rc. Andererseits kann die „TimcS" nicht umhin, den Schritt des Präsidenten vollkommen begreiflich und vernünftig zu finden. Ueber Preußen und Däne mark bringt die „Times" heute wieder einen Leitartikel, der in der bekannten Manier ihrer Auffassung des deutsch dänischen Streites geschrieben ist. Preußen soll cs darauf abgesehen haben, den dänischen Staat ganz von der Landkarte zu streichen, und da die Dänen das wissen, so wollen sie Preußen mit einem Angriffskriege zuvor- kommcn, ehe dieses seine Flotte stark genug gemacht, um Dänemark zur See zu schlagen. Weiterhin soll aber wieder Preußen cs sein, welches die Initiative dcs Krieges ergreifen wolle, und da wird denn gedroht, Preußen möge-cs nicht so weit kommen lassen, daß England nur die Wahl bliebe, ob es ihm beistehen oder cs einem starken Nachbar zur Beute fallen lassen solle. Besondere Sympathien zwischen der englischen und preußischen Natur seien nicht vorhanden, und wenn man Preußen in Eng land Gutes wünsche und es stark sehen möchte, so thue man dies mehr auß Politik. Die Haupltcndenz dcs ganzen Artikels ist, eine englische Dazwischenkunft in der schles wig-holsteinischen Angelegenheit plausibel zu machen. F e uillet o n. Nack Japan. Reisebricfe von Gustav Kpieß. XV. Makao, Ende Juli 1861. (Fortsetzung au« Rr. 229.) Meine Erwartungen von Kanton, über dessen Größe und Reichthum alle Reisenden berichten, waren nicht gering; gilt doch diese Stadt.für die bedeutendste Handels stadt des ganzen Ungeheuern chinesischen Reiches, wo Künste und Gewerbe nach chinesischer Anschauung seit undenklicher Zeit zur höchsten Vollkommenheit gediehen sind. Ein schöner großer amerikanischer Flußdampser, die „White Cloud", nach den Höhen benannt, die sich hin ter der eigentlichen Stadt Kanton erheben, unterhält eine regelmäßige Verbindung zwischen Hongkong und Kan ton; außerdem gehen noch zwei kleinere Dampfer, welche unter chinesischer Flagge fahren, nach Bedürfniß zwischen den beiden wichtigen Plätzen. Der Transport chinesischer Passagiere ist die Haupteinnahmequclle dieser Dampfer. Die Fahrt von Hongkong zwischen den zahlreichen Inseln, welche vor der Mündung des Perlflusses zer streut sind, bot die mannichfaltigsten Genüsse für das Auge. Der Fluß, der sich bei Kanton in mehrere Arme theilt, umschließt ebenfalls eine Menge Eilande, die, aufs Sorgfältigste bebaut und mit dichtem Bananen-Gebüsch und BambuS bewachsen, smaragdgrün aus dem gelben Flusse auftauchtrn. Die Berge treten allmählich weiter tn den Hintergrund und machen einer fruchtbaren Niederung Raum, aus der von Zeit zu Zeit Städte und Dörfer hervorlugen. Dicht am Flusse sind mehrere Pagoden von bedeutender Höhe errichtet und werden dem Ävge schon au» großer Entfernung sichtbar, Ich zählte bei einigen 9 Stockwerke; diese Bauten stammen zweifels ohne aus alter Zeit, da dichtes Strauchwerk, aus den Mauern aufgesproßt, sich in den Lüften schaukelt. Wahr scheinlich sind die Pagoden zu Ehren bedeutender Männer errichtet worden, — in der Nähe befinden sich in der Regel Tempel, doch sind auch diese Gebäude jetzt ver lassen. Geben diese riesigen und, ich bekenne gern, nicht unschönen Denkmäler alter chincsischer Baukunst der an- muthigcn Landschaft das Gepräge des Fremdartigen, so wurde ich nicht wenig überrascht, bei manchen Dörfern Thürme zu erblicken, die mich an den Kirchthurm eines versteckten Dorfes bei uns aufs Lebhafteste erinnerten. Es waren viereckige Thürme mit spitzer, schräg abfallen der Bedachung und ganz in der Form unsrer Dorskirch- thürme erbaut. Die Ähnlichkeit hätte nicht täuschender sein können — ob es Warten oder auch Denkmäler zu Ehren Verstorbener sind, habe ich nicht zu erfahren ver mocht. Nach einer angenehmen Fahrt von circa acht Stun den passtrtcn wir die Insel Whampoa, wo eine stattliche Flotte von europäischen Kaussahrcrn im Flusse vor Anker lag. BiS nach Kanton können Schiffe von gewöhn lichem Tiefgange nicht hinaufgchcn, und so werden denn die Sendungen von Thce, Seide, Drogucn rc. nach Whampoa geschafft, um hier in die Schisse überladen zu werden, welche nach Europa oder Amerika bestimmt sind. ES wurde ein paar Minuten in Whampoa gehalten, um Briese und Zeitungen abzugebcn; der Lärm und das Drängen der zahllosen Flußboote, welche sich dem Dampfcr näherten,' war unbeschreiblich und ließ ahnen, was in diesem Punkte in Kanton zu befürchten sei. — Kaum hatten wir bei einer Wendung des Flusses die Schiffe in Whampoa aus dem Auge verloren, als auch vor unS am Horizonte die zahlreichen Masten einer dich ten Dschunkenflotte ankündetcn, daß wir unS Kanton Tligesgeschichte. DreSdkN, 3. Oktober. Ueber die Anwesenheit Sr. Majestät dcs Königs in der Lausitz und die dortigen Manöver sind unS folgende weitere Berichte zugegangcn: L Zittau, 2. October. Für den heutigen vierten und letzten Manöverlag waren nachstehende Dispositionen crtheilt worden: .4. Für das Wcstcorps. Der Komman dant versucht die vorhandenen Abschnitte zu halten, ge winnt, wenn möglich, die Rumburgcr Straße und be hauptet sich in einer angemessenen Stellung aus dem rechten User der Mandau oder dcS LandwasserS. U. Für das Ostcorps. Der Kommandant hat Befehl zur Fort setzung der Angriffe. Er versucht cS nochmals, den Gegner in eine mehr südliche Richtung zu drängen. DaS West corps, unter Befehlen Sr. k. Hoheit dcs Kronprinzen, hatte demzufolge früh 9 Uhr östlich von Oberserfersdorf auf und hinter der Höhe des SchanzbergeS Stellung ge nommen, nachdem es zur Sicherung der rechten Flanke dieser Stellung in der Nacht zuvor 3 Feldschanzen zu je 100 Mann und -1 Feldgeschützen hatte erbauen lassen. DaS Ostcorps dagegen formirte sich gleichfalls um 9 Uhr früh nordöstlich von Wittgendorf an dem Stein berge und trat in 2 Kolonnen seinen Marsch gegen den Schanzbcrg an. Es lag in Absicht, unter dem Schutze der Vortruppen, denen sämmtliche Reiterei zugcthcilt war, zunächst auS Wittgendorf zu dcbouchiren, dann aber, wenn möglich, dcs FcindcS linken Flügel und linke Flanke vorzugsweise anzugrcifen. Die bezeichneten Vortruppen gingen denn auch durch daS nördliche Ende dcS Dorfes Wittgendorf gegen den Schanzbcrg vor, erstiegen unter dem Feuer zweier von dem WestcorpS vorgezogenen Batterien dessen östlichen Abfall, sanden aber, auf der Höhe angelangt, die Position bereits verlassen und den Gegner im Rückzug nach dem östlich Nieder Oderwitz gelegenen Pferdcbcrg. Nur die beiderseitigen Reitereien kamen zum Gefecht. Generalleutnant v. Hake umging nunmehr mit dem Gros seiner Infanterie den Schanzbcrg in südlicher Richtung, durchschritt Oberscifersdors und formütc seine gcsammtc Armecdivision ä ellovM der Straße von Oberseifi rsdorf nach Oberhcrwigsborf zum Angriff auf das am Pferde berge in Stellung befindliche WestcorpS. ES entspann sich ein lebhafter Artillcrickampf und mehrfach vorgescho bene Jnfanterieabtheilungen versuchten daS Vordringen dcs Ostcorps zu verzögern. Als des letztern Infanterie endlich zum Angriff der Höhen vorging, stieß sie jedoch nur noch auf eine Arricre^arde, die zwar lebhaft gedrängt, aber ungcfähidct ihrem vorangegangencn Groü auf das rechte Ufer des LandwasfirS folgte. — Hiermit endete das Manöver. Es concentrirtcn sich das Ostcorps auf der Höhe d.s Pfirdebcrgcs, das WestcorpS am Südcnde von Nicder-Oderwitz zunächst der Zittau-Neusalzacr Straße. Sc. Maj. der König ritten unter Ehrenbezeigungen und dem „Hoch" der Truppen noch einmal deren Fronten ab; geruhten aber auch die Corps der Offiziere zu ver sammeln und ihnen All.rhöchstscine Zufriedenheit über die Haltung und Leistungen der Truppen, sowie über den Verlaus der Lesammtcn Ucbungcn auszusprechcn. Mrt dem morgenden Tage beginnen die Rückmärsche der ver schiedenen Truppenthcilc in ihre resp. Garnisonen. -s- Zittau, 2. October. Nach Beendigung des Manövers kehrten Se. Majestät der König gegen 2 Uhr hierher zurück, und geruhten hierauf in Begleitung des Herrn Bürgermeisters Haber körn und des Stadtbiblio- tyckarS Gymnasiallehrers 10. Tobias unsre Stadtbibliothck zu besuchen und ihre wcrthvollcn literarischen Schätze, so weit cS die Zeit erlaubte, in Augenschein zu nehmen. Um 4 Uhr war wiederum eine Anzahl Herren hiesiger Stadt zum königl. Diner in den Bürgersaal befohlen wor den. Bald hatte sich die Kunde verbreitet, daß Se. Ma jestät der König heute noch gegen Abend unsre Stadt verlassen würden. Gegen 6 Uhr begann das Läuten mit allen Glocken, es begaben sich wie am Sonnabend Mit glieder der Behörden, viele hohe Offiziere heraus auf den Bahnhof, wo bereits auf dem Perron in Front gegen den bereit stehenden Ertrazug die Kommunalgardc Spa lier gebildet und das übrige Publicum soweit als mög- näherten. Unsre Dampfpfeifc gab wiederholt mit ihrem schrillen Laute das Zeichen für die im Fahrwasser liegen den Boote, um dem herankommendcn Ungrthüme Platz zu machen; wir wanden uns zwischen den zahllosen Fahr zeugen glücklich durch und ankerten gegen 5 Uhr der Insel Honam gegenüber in der Nähe der französischen Fregatte. Von der srühcrn Factorci der Fremden, ihren statt lichen Wohnungen und Lagerhäusern ist kein Stein auf dem andern geblieben, — ein wüster Trümmerhaufen, wo jetzt Ziegen die hervorgcschossenen Gräser abweiden, bezeichnet den Platz, wo das europäische Settlement ge standen. Bekanntlich legten die Chinesen im Jahre 1859 bei Beginn der Feindseligkeiten Feuer an, und die ganze Niederlassung war in wenig Stunden zerstört. Zahl reiche Ruinen in der chinesischen Stadt am Flusse ent lang geben dagegen Zeugniß von der Verheerung, welche das Bombardement und die Erstürmung der Stadt zu seiner Zeit »»gerichtet haben. KcinS der zerstörten Ge bäude ist wieder aufgebaut; Stolz und Aberglauben der Chinesen scheinen sich zu sträuben, die alte Slättc wieder wohnbar zu machen. Am Ufer dcS Flusses dehnt sich die sogenannte Neustadt aus, welche die reichsten Läden und die meisten Werkstätten des Gcwerbflcißes enthält, während die alte, von Mauern und Festungswerken um gürtete Stadt weiter entfernt liegt und sich bis gegen die Hügel hinaus dehnt. Dort befindet sich das Haupt quartier und die Kasernen oder, besser gesagt, Baraken der alliirten Truppen, deren Zahl sich immer noch auf 4000 bis 5000 erstreckt. Die Occupation Kan onS soll indeß noch in diesem Herbste aufgegeben und die Trup pen zurückgezogen werden- Ob diese Räumung wirklich erfolgt, wird abzuwarten sein. Der Stadt Kanton gegenüber erstreckt sich die Insel Honam, und dort haben die Fremden einstweilen ihre lich den Perron gefüllt hatte. Der Abgang des ZugS war '^7 Uhr festgesetzt. Kurz zuvor hörte man bereits außen durch dieDurchgangshallcn das Hochrufen der Menge, bald erschienen der König in der nack dem Perron führenden AuSzangShallc, beim Austreten aus derselben zu beiden Seiten die ehrfurchtsvoll harrenden Anwesenden freund lich grüßend, während die bereits eingetrctene Dunkelheit durch bengalisches Roth erleuchtet, von der Kommunal garde der Parademarsch geblasen und angeschlagen wurde. Gleichzeitig war Se. k. Hoh. der Kronprinz mit auf dem Perron erschienen, um seinen königlichen Vater zum Abschied bis an den Wagen zu begleiten. Nach Verfluß mehrer Minuten, während denen die Scene abwechselnd mit bcn gälischen Flammen beleuchtet wurde, erschien Se. k. Hoh. der Prinz Albrecht von Preußen. Se. Maj. der König und Prinz Albrecht k. Hoh. bestiegen hierauf den königlichen Wagen. Der Zug setzte sich in Be wegung, nochmals war AUeS hell beleuchtet, Herr Bür germeister Haberkorn brachte ein dreimaliges Hoch aus, worauf Se. Maj. freundlich ,u grüßen geruhten. Die Communalgarde blies den Parademarsch und bald war der dahin eilende Zug den nachspähcndcn Blicken im Dunkel verschwunden. Dresden, 3- October. Mehrere öffentliche Blätter haben in diesen Tagen sehr lebhaft eine Anordnung be sprochen, welche hinsichtlich der Koh le nab fuhr von Zwickau nach Bayern getroffen worden ist und welche dahin geht, daß, nachdem feiten der Verwaltung der kgl. bayerschen EtaatSeisenbahnen neuerdings die Zuführung von Transportwagen zum Kohlenversandt wesentlich be schränkt worden ist, nunmehr auch so lange, bis ein rich tige» Verhältnis! wieder hergestellt, nicht mehr Ladungen Kohlen mit sächsischen Wagen nach Bayern verladen Wer den sollen, als gleichzeitig auch gestellte bayerschc Wagen verlad«» werde« können. ES ist nun zu bemerken, daß eS sich hierbei nicht, wie die „Berliner Börscn-Zeitung" vom 1. Oct. sagt, um ein von der „k. sächs. Staats bahnverwaltung an die Eisenbahndirectioncn deS König reich» Sachsen" erlassenes Circular, sondern um eine von der Direktion der westlichen StaatSeisenbahncn zu Leip zig getroffene und den Grubenbesitzern der Zwickauer Re- fier durch Circular mitgetheilte Bestimmung handelt. Das k. Finanzministerium hat jedoch auf die erste Kunde von der Eristenz dieser Bestimmung deren sofortige Zu rücknahme telegraphisch verfügt und angeordnet, daß im Gegenlhcil sür den Kohlenversandt nach Bavcrn so viel diesseitige Wagen gestellt werden sollen, als in diesem Augenblicke, wo allerdings die Leipziger Messe eine große Meng« derselben i» Anspruch nimmt, nur irgend mög lich ist. — Sc. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen ist gestern Abend 9 Uhr von Zittau wieder hier eingetroffen. Wien, 1. Oktober. Die „Donau-Zeitung" schreibt: Einige hiesige Blätter brachten die Mitthcilung, daß der ReichSrathsabgrordnete Or. Franz Smolka eine Jntima- tion der Lemberger Polizcidirection über die Aushebung seiner Jnternirung in Lemberg erhalten habe. Wir sind ermächtigt, zu versichern, daß Or. Smolka überhaupt nicht internirt war, daher ihm auch eine Jntimation über aufgehobene Jnternirung nicht zukommcn konnte. Wien, 2. Oktober. (Boh.) Im Abgeordnctcnhause motivirt Or. Klaudy seinen gestrigen DringlichkeitSantrag. DaS Preßgesctz sei die Constitution und ein eigent liches Ministervcrantwortlichkcrtsgefitz; die gegenwärtigen Prcßzustände seien unhaltbar; die Presse soll keine Privi legien haben, aber sie stehe jetzt schlechter als jeder Staats bürger, da sie der St,afgerichtSbarkcit und der Polizei gewalt unterworfen ist. Er spricht für Schwurgerichte in Preßsachen und beantragt, daß, selbst wenn die Regie rungsvorlage schon fertig wäre, sein Antrag angenommen und die Regierungsvorlage demselben Ausschüsse zugcwiesen werde (Beifall). Schmerling unterstützt im Namen der Regierung Klaudy'S Antrag in jeder Hinsicht, obschon der RegierungScntwurf sertig sei und nur die kaiserlich Wohnungen aufgeschlagen. Diese sind nicht so ärmlich, als man anzunehmen geneigt ist, wenn man hört, daß die Eurc-xäcr in Kanton fitzt in ihren ehemaligen Magazinen lebcn müssen. Die Wohnungen liegen dicht am Flusse, und der Verkehr unter einander wird in der „Gondel" abgemacht; im Allgemeinen fehlt eS den Herren auch in diesen provisorischen Wohnungen nicht an Komfort und Bequemlichkeit. Der Platz, welcher den Fremden zur Erbauung einer neuen Factorri abgetreten ist, liegt an dem Kanton User und besteht auS einer ab gedämmten Insel in angenehmer und gesunder Lage. Noch hat die Zuweisung an die Bcthciligten nicht statt gefunden, — eS scheint aber auch fraglich, ob die Factorei in ihrem alten Glanze an der neuen Stelle je wieder aufleben wird, da KantonS Handel sehr gelitten hat und sich wenig Neigung kund giebt, unter solchen Umständen kostspielige Bauten auszuführen. — DaS „Lebcn auf dem Wasser", wie cS sich dem ersten Blicke darbot, war bunt und gedrängt genug; dennoch hatte ich mir diese Eigenthümlichkeit KantonS — eine schwimmende Stadt mit Straßen, Läden u. s. w. — wesentlich anders ge dacht- Der Flußarm war zwar mit vielen Tausenden von Booten jeder Größe und Gattung bedeckt, doch kann man dies nicht als eine Stadt bezeichnen; fast in allen wohnt eine ganze chinesische Familie, — nicht aber weil am Lande kein Raum für diese Geschöpfe oder weil sie zu arm wären, dort zu wohnen, — das Doot ist ihr Erwerb, und alle Hände müssen Helsen; die Bedürnissc des Chinesen sind nn Allgemeinen gering, und so lebt das Völkchen glücklich aus einem Raume von wenigen Schuh, während es am Lande z. B. in den zerstörten Stadtthcilen gewiß ein geräumiges Unterkommen finden könnte, wenn sein Beruf und Erwerb eS nicht an da» Wasser fistelten. Man sagt« mir indkß, daß auch die» Leben aus dem Strom« gegen frühere Jahre sehr abgr»
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