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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.09.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050902010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905090201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905090201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-02
- Monat1905-09
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Morgen-Ausgabe Nr. M 88. Jahrgang. Sonnabend 2. September 1905. UÜN rnvdt« . ros, .70 '0.75 e§»n- 7,35 L00 l»2S »le lM » äso «un« twvoik «um >tiu«r Lrtr«r >»»»a 5>04 1 »os -»00 aus ver- wir Es eine r« 1875 634,4 364,9 49,2 0,0 0,0 0,0 0,0 ad. »<50 Untloa daupt- ° «ln«, seellol» vl— lll äl titelt« a l«r dl» l. U»t i. X»t tott«» wlreL ltder ko,so >«,50 «I7S ^SO ts äls ar v«r dtn«» S°t« Redaktion und Expedition! JohanniSgasse 8. Fernspr. Nr. 153, Nr. 222, Nr. 1173 Berliner Redaktion-.Bureau: Berlin krVV 7, Dorotheenstraß« 83. Tel. I, Nr. 9275. Dresdner Redaktion-'Bureau: DreSden-A-, Könneritzstr. 25, Tel. 1, Str. 4583. Anzeigen und Extrabeilagen nur in der Morgen Ausgabe Schluß der Annahme nachmittag» 4 Uhr. »4,30 »0,25 ver Humana in 5ii<ftvertsMlra. Der To- -er Generalarztes Dr. Sedlmayr. Bon dnn Kascrlichcn BezirkSamtmann a. D. Grasen Biurissin wi'd dem „Berl. Lok.-Anz." ein Bericht de» Ver treters der Soutk Asr-can TcrritorieS, welche io Warmbad Deuisch-Siidwe lasrika) ein Warengeschäft betreibt. Über mittelt, in welchem über den UeberfaU eines WarentranS- pories, der für Warmbad bestimmt war, Mitteilungen ge macht werden. Bei vielem Uebersall fiel auch der General arzt Dr. Sedlmayr, über dessen Tod man bier die ersten näheren Angaben erhält. Der genannte Vertreter, Herr Kailer, berichtet unter dem 28. Juli d. I. u. a.: Am 26. wurde mir bier von zuverlässiger Seite mit geteilt, daß die Hottentotten gegen Rakmannsdrift vorgehen wollten. Leider kam meine sofort dorthin gesandte Warnung zu spät, die am Dienstag abgefahrenen vier Wagen waren bereits am Morgen des 26., etwa 15 km von der Drift gerade da, wo der über Sandionkein führende Weg sich abzwcigt, von den Hottentotten überfallen worden. An dieser Stelle hatten die Wagen nach einem Nachltrcck bei Tagesanbruch gerade ausgetvannt, als sie durch Staubwolken auf beran- nabende Reiter aufmerksam wurden und sich bald daraus von etwa 2'>v Hottentotten umstellt lahen. Ein Angriff auf das sich ruhig verhaltende Wagenpersonal unterblieb, ein Bastard war vorgetreten und hatte gerufen, bei den Wagen befänden sich nur „Friedensmanne" vom Steinkopfer-Gebiete. Zwei Buren, die sich bei den Wagen aushielten, wurden nicht weiter belästigt, nachdem sie erklärt hatten, daß sie nur Passagiere seien. Die Hottentotten forschten besonders nach Munition und Kleidungsstücken, ihre Bekleidung soll sehr notdürftig gewesen lein; auf den Wagen befand sich aber nichts davon. Zur Beule fiel ihnen ein großer Vorrat von Wein, Konserven, Mucker, Kett, Tabak, Seife, 15 Säcke Feinmehl wurden ein fach auSgelchichtct, und wer weiß, was sie noch zerstört hätten, wenn sie nickt durch einen Vorfall zum eiligen Aufbruch veranlaßt worden wären. Von Warmbad her kamen zwei Reiter im Trabe auf die Wagen zu geritten. Sie wurden, als sie nahe genug waren, von den in die Bruche gesprungenen Hottentotten von den Pferden geschossen, ehe sie die Sachlage erkannt hatten. Den älteren als Stabsoffizier rekognoszierten Gefallenen hielt man für den Führer einer auf dem Marsche befindlichen Truppe, sodaß da- Gefühl der Sicherheit bei d^n Hottentotten geschwunden war. Sie erteilten dem Wagenperlonal die Erlaubnis, weiterzufahren und entfernten sich kurz darauf unter Mitnahme der Güter, die sie transportieren konnten. Es wurde mir soeben noch gemeldet, daß der gefallen« StabSoifizier der Generalarzt Sedlmayr, der andere Soldat sein Bursche war. Es ist traurig, daß die beiden unter so sonderbaren Verhältnissen ibr Leben verlieren mußten, doch hätte eine Warnung die Bastards, wie ich gern glaube, selbst in die größte Gefahr gebracht. Var Aichtigrir vom rage. * Der Reichskanzler Fürst Bülow ist gestern von Norderney nach Berlin abgereist. 5Z0, »TpoU» Anzeigrn-Annahme: AugustuSplatz 8, Ecke JohanniSgasse. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend» 7 Uhr. Filial-Expedition: Berlin, Lützowstr. 10 » » Dresden, Marienstr. 34. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Klinkhardt). Herausgeber: Dr. Viktor Klinkhardt. »d«r H50. l*rl- <it» Hit» o»e» e« r * Die „Nationalzeitung* meldet, Kolonialdirektor Dr. Stübel sei für einen demnächst freizuwerdenden Ge- sandichastSposten und als sein Nachfolger der Gouverneur von Ostafrita Graf v. Götzen in Aussicht genommen. * Die englische TorpedobootSflottille unter Admiral Winsloe ist auf der Reede von Glücksburg eingelaufen. (S. Dlsch. Re^ch.l * Auch der „Petit Paristen* meldet, daß Rouvier vor gestern Abend der deu ticken Donchaft die Antwort auf die letzte Note de- Fürsten Bülow überreichen ließ. * Die zweite Sitzung der schwedisch-norwegischen Union S- konferenz begann' gestern vormmag 11 Uhr und dauerte bis 1 Uhr; um 3 Uhr wurde sie wieder ausgenommen. * Der Aufstand in Jemen gilt nach türkischen Mel dungen al« erledigt. Die Pforte erwartet nünvlich die Meldung von der Einnahme der Stadt Sana durch Ahmed Feizi Pascha. * Nach einer Reuterdepesche aus Portsmouth haben Marten- und Dennison zebn von den 15 Artikeln fertig gestellt, au- denen der FriedenSvertraz bestehen soll; Witte hofft, daß der Vertrag Dienstag oder Mittwoch unter zeichnet werde. eipMer TaMM Handelszeitnng. Amtsblatt -es Königs. Land- und des Königs. Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und -es Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Mehreinnahmen aus dem neuen Zoll-l tarif gehofft. Zweifellos stehen solckre auch in! sicherster Aussicht. Nur sind diejenigen aus den Zöllen auf die notwendigen Lebensm'ttel, Getreide, Vieh, Fleisch usw. dem allgemeinen Reichsbudget entzogen und für einen bestimmten Zweck festgelcgt, nämlich für die Schaffung einer Hmterbliebenenversicherunq der Arbeiter. Der Not der Einzelstaaten wird damit nickt abgeholfen. Vielmehr vergrößert sich diese durch sicher bevor stehende Neuforderungen für die Roicksmarine. Es werden nicht nur die seinerzeit abaelehnten Auslands kreuzer gefordert und bewilligt werden. Es kommt viel- mehr auch noch eine Forderung für Schlachtschiffe über den Rahmen des letzten Flottcnbauvlanes hinaus. Ob das ausschlaggebende Zentrum sie bewilligen wird, weiß man nicht. Da bleibt also nur das Dilemma übrig: Spar samkeit oder neue Steuern. Das Wort Spar samkeit weisen die Finanzminister schroff zurück. Nicht, daß nicht auch sie heimliche starke Liebe dafür empfänden, sondern weil sie selbst damit bei den AuSaabeverwal- tungen zurückgcwicsen werden. Die Finanzminister sagen: Sparsamkeit, mehr als wir uns ihrer sckon be- fleißigen, ist unmöglich. Also bleibt nichts übria. als neue Steuern: und zwar muß diese das Reich selber schaffen, denn die Einzelstaaten sind zu höheren Leistungen nickt in: Stande. DaS natürlichste und am bequemsten zu bearbeitende Steuergebiet des Reiches ist das der Zölle und i n - direkten Steuern. Hier aber halten nicht nur die Sozialdemokraten und die Freisinnigen Wacht, sondern auch — bis jetzt wenigstens — das Zentrum. Das heißt also, die Mehrheit des Reichstages. Schon beim letzten Flottcngeictz hat daS Zentrum eine Klausel erzwungen, kraft deren die Kosten nicht mehr durch Er höhung der Abgaben von den breiten Massen des Volkes gedeckt werden sollten. Es sind denn auch Mittel anderer Art gefunden worden. Ten Bedarf des Minder begüterten wollte man nicht mehr verteuern. Er habe für die ersten Mehrkosten seit 1875 so gut wu voll! ständig die Z'chc bezahlen müssen. Damals betrugen die Einnahmen aus den Zöllen und indirekten Steuern 246,6 Millionen Mark, 1905 (selbstverständlich ohne die Einnahmen aus dem neuen Zolltarif, der ia auch erst am 1. März 1906 in Kraft tritt) 881,3 Millionen Mark, wozu noch 71,8 Millionen Mark aus dem Stempel auf Lottericlosc kommen. Von der großen Mchreinnabme von 635 Millionen auS Zöllen und Verbrauchsabgaben entfällt auch noch weitaus das meiste auf notwendige Lebens- und Volksgenußmittel. Zum Beispiel 148 Millionen auf Getreide, Malz und Mehl, 76Vr Millionen auf Petroleum, 12 Millionen auf Schmalz, 20 Millio nen auf Bauholz, usw. usw., Branntwein 145 Millio- nen Mark. Dagegen erbringt Wein an Zolleinnahme überhaupt, nicht etwa nur an Mehr cinnahnie, nur 15^4 Millionen Mark. Also woher jetzt noch neue Steuern nehmen? Die Einen verweisen auf das Gebiet der direkten Steuer, die andern auf Tabak und Bier. Die Einnahnien vom Tabak betrugen 1875 12^ Millionen, 1903 da gegen 69,6 Millionen, auch hier ist also eine sehr fühl, bare Erhöhung eingctrctcn. Tie Produzenten von deut- schem Tabak (die indessen nur das winzige Areal von 15—18 000 Hektaren bestellen und darauf zirka 25. bis 30 555 Tonnen, zu erzeugen pflegen, möchten gern den Schutzzoll erhöht haben, jedoch unter keinen Umständen mehr Steuer vom heimischen Erzeugnis bezahlen. Sie genießen indes schon 40 Schutzzoll (fremder Tabak ist mit 85 der Doppelzentner belastet, heimischer mit 45 Mark), was den Wert des Erzeugnisses übersteigt. Kein anderes Gewerbe erfreut sich eines gleich hohen Schutz, zolles. Wollte man dem Begehren nachgeben, so wäre der finanzielle Erfolg nicht eine Mehreinnahme, sondern eine Mindereinnahme. Denn gesetzt, das Reich erhöhte den Zoll auf fremden, aber nicht die Steuer von deut- schem Tabak, so würde außer einer Verbrauchsverringe rung im allgemeinen auch eine Verdrängung des fremden Tabaks durch deutschen eintreten. Dann aber bekäme das Reich von dem Minderkonsum gar keine Einnahmen, von dem Mehrkonsum an deut schem Tabak 45 statt 85 .4!. Und damit ginge die Mehreinnahme aus dem erhöhten Zoll auf die noch verbleibende Einfuhr reichlich verloren. Vom Bier bezog die Biersteuergemeinschaft (ohne Süddeutschland) 1875 nur 19,1 Millionen Mark, 1903 dagegen 39,0 Millionen Mark. Die Erhöhung ist nicht allzu groß und haupt sächlich durch die Zunahme des Verbrauchs entstanden. Man bekämpft jede Erhöhung der Biersteuer, weil das heiße, den Branntweinverbrauch zu fördern. Außerdem will Süddeutschland nichts davon wissen, weil ejs unbe- teiligt ist. Darnach wäre also das Ausgreifen deS Reiches auf die direkten Steuern die einzige Möglichkeit der Hülfe. Man empfiehlt eine ReichSeinkommcn-, ReichserbschaftS- und Reichsvermögenssteuer, namentlich aber eine Rcichswchrsteuer. Gegen diese werden manche ideale Gesichtspunkte ins Feld geführt, über die man angesichts der üblen Finanzlage wohl hinweg- kommen würde. Ein realeres Hindernis liegt darin, daß die Steuer, wenn sie sich nach dem Einkommen richten soll, viele junge Leute aus den reichsten Kreisen frei ließe, weil diese oft im dienstpflichtigen Alter noch kein oder wenig selbstständiges Einkommen haben, so fast alle akademisch gebildeten Leute, auch viele Kaufleute, Industrielle, gelehrte Landwirte, während die Arbeiter schon ihrem Höchsteinkommen nahe sind. Die drei anderen Steuern behaupten die einzelstaatlicken Finanz. Minister nicht entbehren zu können: für eine Reichsstener bliebe kein Raum mehr frei. Die Herr v. Stengel aus diesem Wirrsal heraus kommen will, ist schwer abzusehen. Vezug-.Pret» in der Haupterpedttiou oder deren An-gabe- stellea abgeholt: vierteljährlich S.—, bei täglich zweimaliger Zustellung in- Haus vterteljährlich 3.75. Durch unsere aus wärtigen Ausgabestellen und durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. ?errpelrtive in Sie rteuerpolWcbe (Omiettrampagne. * Freiherr v. Stengel soll mit seinen Steuerplänen fertig sein und sich der Zustimmung der wichtigsten oinzelstaatlick-en Finanzmimster versickert halten. Wir kennen sie nicht. Sie zu kritisieren, fällt uns daher nicht ein. Wir wollen nur ein Bild von der finanzpolitischen Situation geben, und wenn wir dabei einzelne Steuern berühren, die der Rcichsschatzsekretär vielleicht auch auf seinem Menü hat, so meinen wir, das in ganz objektiver Weise wohl tun zu dürfen, denn die Wirkung der Ab gabe hängt nicht von dem ab, der sie einbringt. Wir betrachten die Steuern an sich, ganz einerlei, ob der Schatzsekretär sic v-rwirft oder annimmt. Daß die Ausgaben des Reiches eine steigende Tendenz haben mußten, kann nur Leute von beneidenswerter Naivetät überraschen. 1875 hatten wir 42 337 000 Einwohner. 1905 sind cs etliche Hunderttausend über 60 Millionen. Damals wurden noch manche Ausgaben aus der Kriegsentschädi- gung bestritten, die bis auf den (übrigens auch pro- grammwidrig schnell sich erschöpfenden) Invaliden- fonds längst verbraucht ist. Seitdem hat das Reichs heer verstärkt werden müssen, weil auch Frankreich seine Wehrkraft sehr vergrößerte. Die Flotte hat ihre eigent- liche Entwickelung erst 1890 begonnen, was auch un abweisbar notwendig war. Sodann- hat die Kolonial- politk erst 1885 ihren Anfang flenommen. Das Reichs- Versicherungswesen, sowie die Bewirtschaftung des Kaiser Wilhelm - Kanals sind ganz neue Zweige der Reichsverwaltung; sie sind nicht die einzigen. Hier nur ganz wenige Daten: in Millionen Mark: Gesamtausgaben .... Davon für Das Heer . - . - Mr die Marin« . . - für die Kolonien . . » für d. Krieg in Süd- westasrcka .... - für Anleihezinsen. . « ÄuszM. a. d. Einzelft. Der letzte Posten ist rein von kalkulatorischer Bedeu tung, er trägt aber viel dazu bei, die Gesamtsumme stark zu erhöhen. Immerhin liegt auf der Hand, daß neben den Ausgaben für Heer, Flotte, Kolonien, An leihezinsen auch diejenigen für friedliche Kulturausgaben sehr gewachsen sind. Jene sind von 424,1 Millionen Mark im Jahre 1875 auf 1181,4 Millionen Mark, also um 757,3 Millionen Mark, angeschwollen; diese von 210,3 Millionen auf 838,1 Millionen, also um 627,8 Millionen. Die Auszahlung an die Einzelstaaten ist dabei gebührendermaßen unberücksichtigt geblieben. Mit dieser Steigerung der Ausgaben haben in dessen die Einnahmen nicht Schritt gehalten. Den Auszahlungen an die Einzelstaatcn stehen die Matriku- larbeiträge gegenüber, die immer weit höher sinb als jene. Auch damit hat sich kein Ausgleich zwischen Ein nahmen und Ausgaben Herstellen lassen. Man hat nicht nur für viele außerordentliche Ausgaben immer zu An- leihen greifen müssen, sondern selbst, um den gewöhn- lichen Haushalt auszugleichcn. Die Last der Matriku- larbeiträge schien fiir die Schultern der Einzelstaaten zu groß; sie wurden auf eine gewisse Summe beschränkt, und für den Rest, hieß eS, müsse das Reich selbst sorgen. AuS Anleihen bezog daS Reich 1875 nichts, vielmehr gewann cS damals noch 12 Millionen Mark auS be legten Reichsgeldern. Dagegen wurden 1901 332,8 Millionen Mark Anleihen ausgenommen, 1902 nur 32.7 Millionen, 1903 dagegen 265,0 Millionen, 1904 256.7 Millionen und 1905 225,7 Millionen Mark. Die Reichsschuld belief sich (außer den Reichskassenscheinen) 1875 auf nur 45 Millionen Mark, Ende 1904 dagegen auf 3103 Millionen Mark. Immer lauter wird der Ruf der Einzelstaaten nach Erleichterung. Nur Preußen beteiligt sich nicht daran, da eS durch seine Eisenbahnpolitik in eine glänzende Lage gekommen ist. Lange hatten die Einzelstaaten auf Jlottenrüstunge» gleichen Schritt hält oder gar ihnen über legen Vleiot, dürfte ausgeschlossen sein, und die furcht bare Lehre, welche Rußlands Leichtsinn in diesem Kriege er halten hat, dürfte dazu beitragen, daß endlich mit den ver rotteten Zuständen und dem unerhörten Schlendrian ge brochen wird. Der jetzige Jriedensschluß kann daher als ein Abschluß zu dauerndem Frieden nicht betrachtet werden, sondern nur als eine Erholungspause in dem Ringen zweier Kämpfer, die sich für kurze Zeu §um Verschnaufen die Hand reichen, innerlich ober fest entschlossen find, bei erster Ge legenheit wieder loszugehen. Hat in Rußland der Friedens schluß oder vielmehr der erlangte diplomatische 'Lieg eine freudige Uoberraschung hervorgerusen, so herrscht in Japan Zorn und Erbitterung, und man kann im Zweifel fern, ob nicht die für Rußland vorausgesagtc Revolution jetzt in Japan iosbrickt, wo das Volk nach all den Siegestoren seiner Söhne sicher ein ganz anderes Resultat erwartete und zu erwarten berechtigt war. Diese Nummer kostet aus A allen Bahnhöfen und bet II» 71b V deu ZeituugS-Berkäusern I Deutsches Deich. Leipzig, 1. September. * Zur Landtagswahl. Der Sächsische Gastwirt»- Verband unv der Landesverband der Saalinhaber im Königreich Sachsen, mit zusammen ca. 8000 Mitgliedern, bat an sainllichc Lanttagskandidaten ein Schreiben gerichtet, in welchem sie um Beantwortung mehrerer Fragen ersuchen, deren wichtigste lauten: Würden Sie gegen eine weitere Sonderbelastung de- Saal- und Gastwirt-gewerb.-, wie sie der Entwurf des Gemeindesteuergesetze- vorsiebt, mit einer vierfachen Steuer, einer Garderobe-, einer Betrieb»-, einer Tanz- und einer Biersteuer stimmen? — Würben Sie eine weitere Beschränkung der Gewerbefreiheit im Gast wirt- und Saalgewerbe, insbesondere eine Bejckränkung der Tanzsreiheit, wie sie z. B. seit kurzem an den Montagen in Dresden eingesübrt worden ist, gutheißen?— Würden Sie eine Petition an den Landtag wegen Aufbebung der vorgedachten, in Dresden eingeführten Tanzbeschränkung im Landtage unterstützen? — Sind Sie gewillt, eine A b k ii r z u n g der stillen Zeit vor Ostern mit Rücksicht auf die erbeb- lichen Nachteile für da- gesamte Geichäsi-lrdru ru besür- worten? — Wie stellen Sie sich zu den K o u zr ss i o n - « erteilungen für Schankbetrieb an Warenhäuser iw Nrbenbetrieb? — Wie stellen Sie fick zu den Bestrebungen der Synoden, die Feste ,c. an den Sonnabenden zu ver bitten oder zu beschränken, und zu der Unterstützung der Äbstinenzbewegung feiten- der Synoden? * Die Praktische v-rbtlduug Per NechtSanwLlte. Der die-jährige Deutsche Juristentag ia Hannover wird sich u. a. auch mit der Frage zu betckästigen haben, ob zur -rakNfchm Vorbildung der Rechtsanwälte „die gesetzliche Einfüh rung einer der zweiten juristischen Prüfung nach folgenden BorbereitungSzeit von zwar Jahren' zu empfehlen ist. Die Frage hat, wenn auch in anderer Form, bereit- im Jahre 1894 einmal den DrMfche» Anwalt»- tag beschäftigt, und der Antrag der damaligen Referenten, eine-Münchener und eine-Berliner Rechtsanwalts, verlangte ver fließe. Vein» Datum de» Friedensschlusses macht die „Voss. Zig." auf ein kleines Kuriosum ausmerksam. Es ist eine Laune des Znsalls, daß die Einigung ver ruisischen und japanischen Bevollmächtigten just an dem Tage eriolgi ist, an dem die Welt vor sieben Jahren durch die Kund gebung deS Zaren für eine internationale A brüstungs- lonferenz überrascht wurde. Die japanischen Jings«. DaS Bureau Reuter meldet aus Tokio: Gras Kat sura und Ma rquiS Ito erhalten zahlreiche Denlscknsien zugesandt, in denen ge>en die Friedensbedinanngen, wie si durch dre Zeitungen veiöffentlicht werden, Widerspruch erhoben wird. DaS Feblen jeder Freudenbezeugung ist da» hervortretenvile Merkmal für dieAafnabme der Friedens nachrickl durch das japanische Volk. D e Mebrken batte gehofft, daß die Friedensverl andlungen angesichts der Weigerung Ruß lands, eine KrregSent ckäcigung zu bezahlen, abgebrochen wüiben. Auch die Zeitungen erboben energischen Widerspruch Di« Zeitung „Dschldicksi Schinpo" erkläit, daß solche Friedens- bevingungen niemals das Volk zusriedenstellen könnten. Die „Nit'chi Nuschi Nilschi Schimbun" sagt: »Die einzige Hoffnung Japan« lag in der Aufhebung der Konferenz. Japan, io siegreich aus dem Säsiacktielde, erlitt bei den Ver- Sanvlungen eine Niederlage". Das Blatt druckt seine Ver Wanderung darüber auS, daß der Fnede geschlossen w rben konnte, während alles daraus hinveuiete, daß es unmöglich sein würde, Ruß and zur Annahme der für Japan not wendigsten Forderungen zu bewegen. DaS unabhängige radikale Blatt „Jo,o:u Schinbun" ruft daS Volk zum energischen Vorgehen gegen die Beschlüsse in Portsmouth auf und erklärt, daß nur eine «chleunige Intervention diejeS nationale Unglück abwenden konnte. Drei Telegramme Franz Josefs. Wie die „Politische Korrespondenz" zu melden weiß, tele- grapbierte der Kaiser Franz Josef sofort nach dem Empfang ver Fttedensnachrickt an den russischen Kaiser: „Ich ver nehme mit lebhafter Befriedigung den Friedenschluß, dessen Bedingungen die Ehre und da- Ansehen Deines Kaiserreiches unversehrt erkalten. Ich gestatte mir. Dich von ganzem Herzen zu diesem glücklichen AuSgange zu beglückwümcken." An den Mikado telegraphierte der Kaiser: „Ich bitte Eure Majestät, meine aufrichtigsten Glückwünsche zum Friedensschlüsse entgegenzunehmen, dessen Bedingungen ein schönes Beispiel der Mäßigung geben, welche Japan Ehre macht." An den Präsidenten Roosevelt endlich landte er das folgende Telegramm: „AuS Aulaß deS FriebenS- tchiusse- beeile ick mich, Ihnen meine freundschaftlichsten Glückwiinlche zu Ihrer erfolgreichen Vermittlungs aktion zu entbieten. Möge nunmehr der Welt bescksieven sein, sich den Segnungen deS Friedens ungestört lange Jahre zu erfreuen." Der Abschub der russischen Truppen. AuS Petersburg wird dem „L.-A." gemeldet: Der letzte MobilisationSbesehl wird ausgesührt, obwohl keine neuen Truppen nach dem fernen Osten entsandt werden. Täglich wird derWasfenstillstand erwartet, der den größten Teil der russischen Truppenmacht zurückbeordert. Ein fester Bestand von annähernd 300 000 Mann wird jedoch für immer im fernen Osten Garnison nehmen. Zur Heimbesörde- rung der Kriegsgefangenen hat die Hauptverwaltung für Seehandel und Seehasen bereits Vorbereitungen getroffen. Die in Saigon und in Schanghai liegenden russiichen vier zehn Transportschiffe können 18 000 Mann befördern. A« -em neuen englisch-japanischen Bündnisvertrag meldet der „Daily Expreß", daß darin ausdrücklich Indien Bezug genommen werde, indem Japan sich pflichte, im Falle eines Krieges ebensoviel Truppen England auf dessen Kosten nach Indien zu schicken, sei kein Punkt übergangen, bei welchem daS Land ohne Unterstützung de- andern bleiben würde. Der Vertrag sei ein Schutz- und TrutzbünduiS, wie eS biSber noch nicht dagewesen fei. Sämtliche »monistischen Blätter und der einflußreichste Teil der liberalen Zeitungen drücken kebbaste Befriedigung über die Erweiterung des Vertrage- von 1802 zu einer umfassenden Desensiv-Allianz bezüglich Asiens aus und erwarten, daß er den Frieden in Asien dauernd sichern werde. Die liberale „Daily News" schreiben jedoch die Verantwortung, falls Rußland Japan wieder «»greife und England dann sofort in den Krieg verwickelt werde, der gegenwärtigen Regierung zu und erklärt, Vie liberale Partei würde da» Bünvai» auf seiner bisherigen Grundlage sicher erneuert haben. Vk« Beschränkung der Seesireitkräste. Der Korvettenkapitän v. D. Graf Bernstorfs schreckt in der „Preuß. Korr ": Es müssen außerordentlich schwerwiegende Gründe aowssen fein, die die javanische Re- grerung zur Nochgiebiakeit gegen die ruMchen Vorschläge verantcckten, durch welche ihre Hauptforderungen, ZaNung einer Kriegsentschädigung und Abtretung von Sachalin, crusgemerzt wurden, wenn auch die japanischen Delegierten das Gefühl der Verantwortung gegenüber der Menschlichkeit und Zivilisation al- ^Beweggrund angccken. Das scheinbar unmögliche Werk der FriädenSvevmittelung ist ja damit gelangen, und die beiderseitigen Armeen werden zurückgezogen werben. Aber aus wie lange? Iaoan hat eine Beschränkung der russischen Streivräfte im Osten nicht durchausetzen ver. mocht, und so ist da- Zarenreich m der Lage, die dort verlorene Flotte allmählich »u ersetzen und sich eine neue Position zu schaffen. Wenn e- auch langer Jahr« bckars und vor allen Dingen einer gründlichen Reorganisation iw ganzen russischen Flottenwefen, bi- Ruß land glicht nur mnnrrrich, sondern auch taktisch und technisch zur See Japan überlegen ist, so wird doch bei ernstem ä «trüben und dauernder Schulung dieser Zeitpunkt ^n-j Oolereff« der Rcchi-pflcge und dr» Anseheosde-Anwalts treten. Daß Japan auf die Dauer mit den russischen I stand«»', daß V«m vrrfrühten Zugang zur R-cht-anwalt. Anzeiflen-PretS dt« «gespaltene Petitzeite 25 Pf. Familien-, Wohnuna»- und Stellen- Anzeigen rO Pf. Finanzielle Anzeigen, Geschäst»anzrigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Taris. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keiur Garantie übernommen. — ' 1902 1904 1905 23246 2103,6 2208,8 697,o 644,4 705,7 212,8 222,7 248,2 60,2 35,3 32P 0,0 101Z 81,3 96,0 104,7 113,6 556,2 195,9 189,3
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