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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040504025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904050402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040504
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904050402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-05
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An künd,annaen aui der PnuatteUe Aeile 25 Pia., die rivaliiae Zeile auiTeri- ieite «o Pia. ai« Sinaelandt Zeile « Bia In «um«»»» nach v,«». und Feiertage» I spattige Grund,.eile so Via., aui Privatteile «o Big.. 2 Gallige Zeile aui Wertteile und als Eingesandt so Pia. Auswärligc Aus. trage nur aeaen Borausbezahlun,. BeleablLtler werden mit U> Psg. berechnet. aernivrechanichluk: A,ut l Sir. U und Sir. 209«. II» ..Ikusliik luiikikili«»" I» llllä 6op! Ir ILxL iok rvo! l Ms M ttittrffvns nnck «dvnils clur-k O. Idill«-,- «L Kial,,, lZ.visäoi ied), I»i« nr», ILiintsspIatL ^>o. 8. Msf 13^ Russisch-japanischer Krieg. Neueste Drahlberichte. Hosiiachrichten. Viktoria-Salon. Gerichtsverhandlungen. Volks- i ***** lüinltchcs Slnfonielonzert. „Zapfenstielch". Ter Planeusche Gliind. Mittwoch, 4. Mai 1864. Der russisch-japanische Krieg. Der Uebergang der ersten japanischen Armee über den Jalu muß trotz aller Einschränkungen als eine schwere Niederlage der russischen Landstreitkräste angesehen wer den. Allerdings konnte bei der dreifach überlegenen Stärke der Japaner der Erfolg nicht zweifelhaft sein; auch entspricht eS, soweit bekannt, keinesfalls den Absichten Knropatkins, dem Gegner am Jalu eine Haupt- und Enischeidungsschlacht zu liefern: vielmehr lag es von Anfang an in dem Plane des Höchst kommandierenden der Mandschureiarmee, am Jalu nur Vortruptzen zu sammeln und damit das Vordringen der Japaner nach Mög lichkeit auszuhalten, um sie in die Ebene der Mandschurei zu locken. So wurde u. a. auf der russischen Votsämst in Berlin dem Korrespondenten der „N. Ir. Pr." erklärt, das; für die Japaner kein Grund vorliege, sich den Rückzug der russischen Truppen aus der Stellung am Jalu als einen Sieg anzurcch- nen. Dieser Rückzug sei im russischen Kriegsplane vorgesehen gewesen. Die Truppen am Jalu hätten den Auftrag gehabt, kleineren japanischen Abteilungen den Uebergana streitig zu machen und ihn einer gröberen Hecrcsmacht nach Möglichkeit zu erschweren. Schon die verhältnismässig geringe Anzahl der am Jalu, aufgestellten russischen Truppen beweise, daß die russische Heeresleitung nicht die Absicht hatte, die Japaner am Einrücken in die Mandschurei zu verhindern. Wo General Kuropatkin die entscheidende Schlacht zu liefern sich entschlossen habe, sei natürlich nicht bekannt, wohl ab«r wisse man, daß er von Anfang an diese Schlacht nicht am Jalu habe liefern wollen. Indessen deuten im Widerspruch hiermit die Meldungen von der Hartnäckig keit der russischen Verteidigung und vor allen, die starken russischen Verluste .an Mannschaften und Kriegsmaterial darauf hin, daß man russischerseits die Position am reckten vier des Jaluslusses vielleicht doch nicht lediglich als eine Manöverstellung angesehen hat, die man bei erster Gelegenheit dem Feinde zu überlassen ge neigt war, und daß man jedenfalls eher, als beabsichtigt, überrascht und ^ur Aufgabe der Stellungen gezwungen worden ist. Auch die Anhäufung großer Vorräte in Äntiing läßt darauf schließen, daß man sich länger, als -8 nun der Fall ist, behaupten zu können glaubte, und daß die Inbrandsetzung dieser Stadt mit diesen Vorräten eine vorzeitige und unfreiwillige gewesen ist. Daß die Russen, dem Vordringen des Feindes weiteren Widerstand zu leisten entschlossen sind, zeigt folgende Meldung: Tpkio, 2. Mai, Meldung des Reuterschen Bureaus,! Als die Japaner sich gestern morgen der zwischen Kinlientschong ynd Joschoko avt rechten Jhoufer sich hinziehenden Hügelreihe bemächtigten, leisteten die Russen zum zweiten Male auf einem Hügel nordöstlich Kiulientschong Widerstand, Die Japaner gingen ans drei Wegen vor und besetzten die Linie zwischen Antung und Luischukari (?). Die japanische kaiserliche Garde umfaßte die Russen von drei Seiten und nahm gegen 8 Uhr abends nach erbittertem Kampfe Mann gegen Mann die russische Stellung. Die Japaner erbeuteten 20 Geschütze mit Bespannung und Munition und nahmen über 20 Offiziere, sowie eine große An zahl Soldaten gefangen. Die Russen zogen sich nach Föng- wangtscheng zurück, Ueber den Verlauf der Kämpfe beim Ucbergange ent wirft ein Mitarbeiter der „Voss, Ztg." folgende Skizze: „Die Hauptstcllung der Rüsten befand sich links und rechts des Jho- Flufses,- eines rechten Nebenflusses des Jalu, (Einige Berichte nennen ihn Aibo.j Die Hauptstütze des rechten russischen Flügels war der Ort Kinlientschong, Der linke Flügel der Russen stand auf einem Bevgplateau links vom Jho. Die weiter südlich ge- legene Stadt Antung war von den Russen gleichfalls besetzt und befestigt. Es 'waren — wie wir gleich vorweg erwähnen wollen — auch von Antung aus russische Truppen am rechten Jalu-Ufer in Marsch gesetzt worden, doch griffen dort die japanischen Kanonenboote am 1. Mai ein und vertrieben den Feind, Die Bewegung der japanischen Truppen zum Uebergana begann da mit, daß sie sich der Inseln im Jalu zwischen Widschu und Kiulientschöng bemächtigten. Die Folge hiervon war ein drei- tägiger Artiuerieka-npf. Die Russen hielte» die Inseln, so- wie Widschu und die japanische Jalu-Seiie unter Feuer. Am 29. April gelang es der 12. japanischen Division, die Russen vom Flnßufer südlich von Widschu zu vertreiben. Kleine Abteilungen der Javaner hatten bei dieser Gelegenheit wahrscheinlich auf russi scher Seite des Jalu bereits festen Fuß gefaßt, sodaß am 30, früh der Uebergang der ganzen japanischen Division erfolgen konnte. Die Truppen wandten sich dann nordwärts gegen Kiulicntschöng und gingen gegen die rechte Flanke der yier stehen den Russen vor. Damit umgingen sie den rechten Flügel der russischen Aufstellung. Am Abend des 30. April wurde von den Japaner» eine zweite Angrifssbewegung oberhalb und nördlich von Widschu cingcleitet. Hier war eine zweite Pontonbrücke geschlagen worden, auf der die zweite japanische Division und die Garde sofort übergingen. Allem Anschein nach ist der Ort für diese zweite Brücke Wischen Kiulientschöng und der Jho- Mündung zu suchen. Die Stellung der Russen bei Kiulientschöng war durch die zweite japanische Aktion von beiden Seiten um klammert und unhaltbar geworden. Wahrscheinlich Hai der Rück zug des ganzen rechten russischen Flügels schon frühzeitig begonnen, denn die zweite japanische Division und die Garde konnten sich gegen den linken russischen Flügel hinter dem Jho wenden. Der Fluß wurde durchwatet, die Hügel auf seinem linken Ufer von den Japanern mit Sturm genommen. Da außer acht Maschinen- gewehren auch 28 Geschütze den Russen abgcnommen wurden, so ist anzunehmen, daß der Rückzug der Russen in Flucht aus- artete. Besonders läßt sich dies von dem russischen rechten (Kiulientschöng) Flügel vermuten. Gegenwärtig haben die Russen ihre Truppen nach Föngwangischou zurückgezogen, nachdem das unhaltbar gewordene Antung aulgegeben worden war." Fönghwangtschöng, wohin sich die Russen zurückziehcn, wird in einer Korrespondenz der „Now. WrJ folgendermaßen ge schildert: „Die Wege haben den Charakter milerer Vizinalwege, doch gestaltet sich deren Benutzung infolge der vielen steilen Steigungen und Abhänge ungemein schwierig: außerdem ist der Grund ein außcrordentkich steiniger. Die örtliche Bevölkerung ist zwar verpflichtet, die Wege in stand zu halten, kommt aber dieser Verpflichtung nicht nach. Erwägt man ferner, daß zu diesen Unzulänglichkeiten Ueberschwemmnngen, Austreten der Flüsse und Mangel an Brücken und Furten treten, so läßt sich von den Verkehrsverhältnissen leicht eine richtige Vorstellung ge winnen. Für den Transport von Frachten benutzten die Chinesen riesige, ungemein schwerfällige Fuhren mit massiven, eisen beschlagenen Nädern. Vor diese. Fuhren werden je nach der wichtigste Verkehrsader ist unstreitig die sogenannte Große Mandschurische «straße, die von Mukden nach Port Arthur führt, demnächst kommen in Betracht die Straße auS Korea vom Jalu nach dem Ljao-Ho und weiter nach Peking oder Mukden. Alle Straßen haben das Aussehen bis zu zwei Jaden tiefer Transcheen von 5 bis 20 Jaden Breite. Eine andere Straße aus Korea führt von Tatiingou über Takusan, Ssuan, Simutschen und Chaitschen nach Sjaotsjam-mjao (280 Werst!. Diese Straße ist besonders reich au steilen Abhängen und steinigen Stellen. Die Strecke von Fönghuautschcug nach Ssimentscheng bietet besonders große Verkehrshindernisse. Die Straße zieht sich anfangs durch das Tal eines Zuflusses des Flusses Schatze und nimmt dann ihre Richtung in das Tal des Ljao-Ho-Systems. Beide Täler sind an vielen Stellen nur wenige Faden breit, außerdem hat man aus der sich durch die Täler hinziehenden Straße viele steile Steigungen zu überwinden, denen häufig schroffe Abhänge folgen. Diese ungünstigen Verkehrsverhältnisse waren im letzten Kriege mit Japan die Haupturjache des langsamen Vormarsches der japanischen Truppen. Im Einzelnen seien noch folgende Meldungen verzeichnet: Tokio. sRentcr-Mcldung.! Kontreadmiral Kamimura, der Konimandant des gegen Wladiwostok operierenden japanischen Geschwaders, berichtet aus Gcnsan, undurchdringlicher Nebel habe ihn zweimal gezwungen, von dem Angriff aus Wladiwostok abzusehen, und der russischen Flotte sei es zweimal gelungen, ohne Kamps zu entkommen. Als er das erste Mal nach Norden gedampft sei, sei er ganz dicht bei der russischen Flotte, die nach Süden in der Richtung auf Gcnsan ging, vorbeigekommcn: die Ge ichwader hätten sich aber gegenseitig nicht gesehen. Als er des Nebels wegen wieder südlich gegangen sei, habe er wieder das russische Geschwader passiert, das nach der Abfahrt von Gensan und nach der Wegnahme des „Kinslsiu Maru" auf der Rückkehr nach Wladiwostok begriffen war. Als er erfuhr, daß „Kinslsiu Maru" vermißt werde, sei er nach Norden zurückgeganaen und habe bei seinen Nachsuchungen drei Boote des Dampfers ge funden. Tie japanischen Kreuzer hatten an den Küsten mehrere russische Minen ausgesunden. die sie zur Erplosion gebracht hätten. Kamimura meldet »m 7 Uhr, daß seit Donnerstag andauernder Nebel einen erneuten Angriff auf Wladiwostok unmöglich mache. Tientsin. Meldung des Reuterschen Bureaus.! Russisch- Ingenieure führen unter Verwendung chinesischer Arbeitskräfte am Liaoflusse, drei Meilen von Singminting Befestigungs werke auf. Auch zwei Meilen von Kupangtse, wo sich ein perma nentes russisches Lager befindet, sind Befestigungsarbeiten im Gange. Tie Eisenbahnlinie wird von 180 Mann abpatrouill-erk. Söul. Nach der Schlacht bei Kialientse verfolgten javanische Kavallerie und Infanterie die Russen über die Hügel in der Richtung auf Jöngwanglsckeng. Es scheint, daß während der Verfolgung Mannschaften gefangen genommen und Kanonen erbeutet wurden. Neueste Drahtmeldnngen vom 3. Mar. Berlin. Ter heutigen Enthüllungsseier des Iung - Wil helm-Denkmals wohnten das Kmserpaav, der Kronprinz, die. Herren des Hauptquartiers, die Kabinettschcfs, die Minister Studt, v. Hammerstein, v. Rheinbaben u. a. bei. Das von Prof. Brütt geschaffene Denkmal stellt Kaiser Wilhelm I. als Jüngling in der alten Uniform der Gardefüsiliere dar. Nach der Feier stattete der Kaiser dem Reichskanzler, der yente seinen Geburts tag begeht, einen Besuch ab. Berlin. (Priv.-Tel.j In der Budgetkommission deS Reichstages beantragte Aba. Gütz v. Olenhusen (Weisel, den Reichskanzler zu ersuchen, im Interesse der Hebung deS Zucker- Verbrauchs dahin zu wirren, daß auf den deutschen Eisenbahnen im Jnlandsverkehr für die Beförderung oon Rüben-, Roh- und Verbrciuchszuckcr allgemein der Spezialtarif II cingeführt werde. Der Antragsteller zog aber den Antrag, der auf lebhaften Wider spruch seitens der Vertreter Süddeutschlands stieß, schließlich wie der zurück: dagegen wurde ein weiterer Antrag desselben Abge ordneten, die verbündeten Negierungen um Erwägung zu ersuchen, ob und inwieweit die Besteuerung des aus anderen Stoffen als aus Rüben hergcstellten Zuckers Herbeizufuhren ist, mit 14 Stim men angenommen, und zwar mit einem Amendement v. Richthofen betreffend Besteuerung der Rübensäfte. Ferner beantragten die Abgg. Speck und Müller-Fulda, den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstage alsbald einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch dessen Bestimmungen es ermöglicht werde, diejenigen Bestände von künstlichen Süßstoffen, die noch in amtlichen Zolllaacrn sich befinden und Inländern gehören, unter amtlicher Aufficht an Apotheken abzuaeben. Die Beratung über diesen Antrag gelangte nicht zum Abschluß und wird morgen fortgesetzt. Berlin. sPriv.-Tel.i Die Wahlprüfungskommission des Reichstages beschloß nach längerer Verhandlung beim Plenum die Ungültigkeitserklärung der Wahl des Abg. «»tust und Wissenschaft. s* Mitteilung auS dem Bureau der Königlichen Hof theater. Für daS einmalige Gastspiel von Enrico Caruso und seiner Gesellschaft. Sonntag, den 8. Mai. im Opernhaus? sind folgende Preise festgesetzt worden: Logen des 1. Ranges 20 M., Jremdenloaen deS 2. Ranges 16 Mk. Mittellosen des 2. Ranges 15 Mk., Seitenlogen des 2. Ranges l2 Mk., Prolzenininlogen des 3. Ranges 10 Mk.. Mittellosen des 3. Ranges 10 Mk.. Seiten- looen deS 3. Rnimes 6 Mk.. Balkon des 4. RanaeS 8 Mk.. Nittelgalerie und Proizeniumlogen des 4. Naiiges 6,Mk.. Scilen- galerie, Seitenlogen und Stehplätze des 4. Ranges 3Mk„ Mittel- aalerie des 5. Ranges 3 Mk.. Sitz- und Stebgaleiie. Proszenium- logen deS 5. Ranges 2 Mk., Parkettlogen 16 Mk.. Parkett, 1. bis 14. Reibe. 15 Mk.. Parkett, 15. bis 19. Reihe. 12 Mk.. Steh- parkett 5 Mk. Im KSnigl. Hofopcrnhause hat gestern das erste der in Aussicht genommenen Volkstümlichen Sinfonie» Kon zerte stattaefunden, ohne kaum mehr als eine mäßige Anteil nahme zu finden. Die Gleichgültigkeit des Publikums ist be dauernswert, erklärt sich ober leicht aus der alten Erfahrung, daß Delikatesten nur in der Saison schmecken, und. wie somit alle» seine Schonzeit hat, fogar die allgemein vergötterte Auster, di« mit Einzug des Frühlings ungenießbar wird, so verlangt schließlich sogar die Sorte von Musikfreunden, die nur Esser und keine Schmecker sind, nach einem Ruhepunkt, sei es auch nur, um einmal ordentlich Atem zu holen. Das ist bei uns in Dresden, wo durch sieben Monate hindurch das Menschenmöglichste an guter und schlechter Musik geleistet wird, manchmal in vier und mehr Konzerten an einem Abend, nur menschlich und verzeihlich und dazu voll sanktioniert von den Musikkritikern, die, sozusagen auch Menschen, dem Himmel danken, wenn mit der Auferstehung in der Natur, die alte, brave Lever für einige Zeit in die Ecke gestellt wird. Mit der Kritik hatte das gestrige Konzert aller dings nichts zu tun. AuSgcführt von der Königl. Kapelle unter Leitung von Herrn Generalmusikdirektor v. Schuch brachte es drei große sinfonische Gebilde: Konzert sO-mollj für Streichorchester, zwei obligate Violinen und obligates Violon- eell, won Händel, Sinfonie (O-ckur! mit dem Paukenschlag von Haydn, 6-moII-Sinfonie von Beethoven, also Werke auS dem festen Rcpertoirbeftande der Königl. Kapelle, die. man von ihr auch im Verlaufe der letzten Konzertsaisvn wi^er gehört hat. Mit solchen Aufführungen stellt sich das herrliche Orchester und ihr genialer Führer über die Kritik, sodaß dieser eigentlich nur die Pflicht des Registrierens verbleibt, diesmal mit dem aufrichtigen Bedauern, daß soviel Kunst und künstlerisch« Hingebung vor leerem Hause verpuffen mußte, ll. St. v* Residrnztsiratcr Ein neuer Lausten, ein neuer Helbig »nd ein neues Klärchen machlen die gestrige Aufführung von Franz Adam Beperleins „Zapfen st reich" auch für die Kritik interessant. Am besten nahm sich der neue Lausfeu aus. dem Herr Schröder zwar nicht zu einer völlig einwandfreien — lein Vor gänger in der gleichen Rolle war fertiger und sicherer —, aber sehr sympathische» und freimütigen Verkörperung verhalt, dle deut licher als sein Kail Heinz erkenne» ließ, was er dem Ensemble des Residenzlhcaters lein wird, — ein guter, viclleichi dereinst sogar ein recht guter jugendlicher Bonvivant. Als solcher — nicht als Liebbaber — spielte er den Ausbund von Bcherlciiilcher Leut- nanttgkelt, gewandt, glatt und liebenswüidig. mit lässiger Vor nehmheit. die auf eine gute Kinderstube schließen läßt, aber ohne stärkere Akzente, ohne jene gewisse persönliche Note, die der Lausten sehr wohl verlrägt. Unterstützt wurde die gefällige Leistung des Künstlers, der die Rolle zum erstenmal spielte, wieder aus das vorteilhafteste durch leine Erscheinung, die i» der allerdings nicht gerade blendenden Uniform — warum übrigens i» der LiedeSszcne des zweite» Aktes die lwben Reiterstiefel? — gut zur Geltung kam. DaS Organ siel weniger hell auf, da sein Träger sich lehr geschickt der Akustik des Hauses onschinlegte: ein timbrs somdrs war es zwar auch gestern noch nicht, aber die Stimme klang weniger grell im Affekt, als am Tage zuvor. Nicht so ganz wie mit dem neuen Lausten konnte man sich mit seiner neuen Kläre ein verstanden erklären, mit derenRevläsentatioii Frl. Kuhn keine sonder liche Ehre rinlegte. Die iu»ge Dame war gestern gar nicht „nett", im eisten Akte sogar von einer Unltebenswürdigkeit, die einem auf die Nerven siel und dem „süßen Mädel" himmelsern liegt. Im Ver laufe des Abends gewann ihre Darstellung erfreulicherweise, ja in der Lirbesszene mit Lausten im zweiten Aufzuge hatte sie sogar einige recht gute Momente, auch m der GerichtSizene, in der sie »ur leider recht wenig vorteilhaft aiissah. Im guien Durchschnitt hielt sich der Helbig des Herrn Gähd. Er schien mit der keines wegs leichten Rolle »och nicht ganz fertig geworden zu sein und verhasvelte sich bisweilen bedenklich; in der Gerichtsverhandlung unterstrich er gar zu absichtlich im Spiel, so daß unbefangene Zu hörer sich den Kopf darüber zerbrochen haben werden, warum der Herr Krieasgerichtsrat nicht eher Unrat wittert und so viel leeres Stroh drischt. — Unter den weniger gewichtige» Neubesetzungen darf für seinen guten Willen Herr Braunstein als Michalek Erwähnung beanspruchen, wenn er auch nicht im entferntesten seine» Vorgänger in vieler Rolle vergessen mache» konnte. Herrn Netzel. der der kurzen Episode kräftigsten Nachdruck und Eindruck verlieh. DaS Gesamtbild, das die Vorstellung hwterließ. war lehr erfreulich dank vriichiedener sehr guter Einzelleistungrn, von denen die der Herren Opel (Queiß) und Witt «Graf Lebdenburg) künstlerisch am wertvollsten waren. — Das Publikum zeigte sich iehr danlbar und applaudierte an den einzelnen Aktschlüssen über aus lebhaft. V. Der Pllmensche Grund*). Ehedem, als die mächtigen Steinkohlenlager, die Wasserkraft der Weißeritz, Landstraße und Eisenbahn noch nicht die von Jahr zu Jahr mehr ins Große wachsende Industrie ins Leben gerufen, sah der Plauensche Grund ganz anders aus als heute. Er er- mnerte nach den Bildern Adrian Zinggs und Ludwig Richters (das „Forsthaus" im Plauenschcn Grunde und „Eingang in den Plauensche» Grund", 1766! vielfach an den noch jetzt teilweise' in wildromantischer Schönheit sich dem Wanderer darstellenden Rabenaucr Grund, wenn er auch im allgemeinen breiter war und die malerische» Effekte sich nicht so nahe aneinander drängten. Die tätigen Bewohner seiner Ortschaften waren wegen ihrer Obst baumzucht berühmt,- es ivar ein Vergnügen, zu sehen, wie weit sie dieselbe bis an die Waldungen zur Rechten und in den Schluchten der Hügel emporgebracht hatten. Die Mannigfaltig keit der Gegenstände, so heißt es ausgangs des 18. Jahrhunderts in, den Werken verschiedener Schriftsteller, die man in diesem reizenden Tale erblickt, ist so grotesk und malerisch, daß man den Reichtum der Natur nicht genug bewundern kann. Ursprünglich war nur derjenige Teil, welcher von Plauen bis an Neucoschutz heranreicht, mst dem Namen „Plaucujcher Grund" belegt. In einer Urkunde vom Jahre 1465 wird dann seine Ausdehnung also bezeichnet: „So am Dorfe Plawen anfängt und sich zu Potzappfel endigt." Indessen rechnet schon Becker (17991 seine Ausdehnung bis „zu den Ruinen von Tharandt, wo er sich schließt". Becker erkannte neben seiner Romantik auch den mineralogischen Reichtum des Grundes, und sagte sehr richtig: „Nicht leicht wird eine Gegend von ähnlichem Uunaiiae gefunden werden, deren mineralogische Beschaffenheit so merkwürdig ist, als dieses Tal zeigt, wenn es seines reizenden Gewandes ent kleidet wird. Mit Recht kann man es ein Archiv der Natur nennen, worin die gewichtigsten Urkunden der gewaltsamen Revo lution aufbewahrt sind, welche die Gewässer der Erde verursacht haben." Wenn zur Zeit zum Plauenschen Grunde im Sinne seiner vollen Ausdehnung bis Tharandt sechszchn Ortschaften gehören und acht mit ihm in unmittelbare- Berührung gebracht werden, so dürfte man als eine der ältesten wohl Dcubcn bezeichnen, gegen- wärtig der oolksreichste Ort dieser Gegend. Wie die Namen fast sämtlicher Ortschaften des Grundes, so deutet auch der Name Deuben, hergclcitet von dem sorbenwendischen club, d. h. Eiche, die am Fuße des Windberges in großen Wäldern standen, und deshalb am besten mit Eichenhain, Eichendors oder Eichwald zu übersetzen ist, auf die Zeit hin, da der slawische Stamm der '> Unter Renubuna der „Beitrüge zur Geschichte und Beschreibung deS Dlanenschen GrundeS" von Schuldirektor Friedrich August Leßke, s Bünde, Kommissionsverlag von Wilhelm Reuter, Dresden und Leiivg.
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