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Dresdner Nachrichten : 18.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189509180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-18
- Monat1895-09
- Jahr1895
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1895
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A4^4» ^klisgi't' Brief Stöcker's, Fall Haninierstein Hofnachrichten, Eiienbalinvcrbiiidniigen, Kvrpsmanövrr. Staats-1 Bermilihliche Witterung, s «Ns»««-»,,.,1 ^ <^W» bahnverwaltung, Gesammtrachssitzung, Earoluschlößchcn, Dresdner Architekienverein. ! Wetterlage unsicher. IV« »l« »«>»>»»/, »O» ^«^I«»>»» Dresden, >8!).'». -r^r^er«r«j^«r»rer«i vijz. b'-rbnklLtiov. Lmü^ünseLö DvUüI -<LaGLttK5t RorürrtrL»Lv 2V ä«r kostf, Laixrod- u. Vchr»»QärLü-,otrLk1.: I»ricdM,tr»L,v 38. vWr- llLuxt-V^Llox K (326 8.) nneb itN8«iirt^ U Ai zerren 20 ?sff. krnnec». 8 ?Ä^«^rrr«rr*^rv»vr»'A NIM ss-HrlkiilliniL ^ IIW Itnii«tli, I'ortlliunli . ä. Uri,lRtkri.N6 < . VVaNntr. 8. ürr-V^V--.' Politisches. Der sozialdemokratische „vorwärts" hat niit der VervssenUich- ung des Stöcker'fche» Brieses erreicht, was er damit bezweckte: er bat in den Reihen der bürgerlichen Parteien den berderblichen Parteihaß zu Hellen Flammen entfacht und so eine Aktion sozial demokratischer ZersetzungSpolitil vollzogen, wie sie zur Zeit wirk samer und drastischer kaum in's Leben gerufen werden konnte. In dem Augenblicke, in welchem Kaiser Wilhelm, erfüllt von tiesster Entrüstung über die alle sittlichen Lebensmachte unterwühlende Arbeit der Nmsturzvartei, die energische Mahnung an die slaats- erhaltcnden Elemente richtete, sich zusainmenzurassen und zusammcn- zusassen, um so auch ans sich heraus die Mittel zur Abwehr der sodfcrnde unserer gcsanrmtcn Kultur zu finden, seht die Berliner Leitung der Revolutionspartei einen Akt ihrer auMendcir. zer störende», die gegnerische Kampffähigkeit lahmenden Thtttigkeit in Scene, der den kaiserlichen Appell in sein gerades Gcgenthcst ver kehrt. Dir Sozialdemokraten haben richtig speknlirt, wenn sie an- nahmen, das; die Mittheilung einiger scheinbar kornpromittircndcr Privatäußcrungc». die Stöcker vor sieben Jahren gethan hat, für die Presse der sog. Ordnnngsparteien, von der „Frankfurter" bis zur „Kölnischen Zeitung", genügen würde, nm gegen diesen von säst allen Seiten so bitter gehaßten Mann eine Hebe in Beweg »ng zn sehen, bei der jeder Umstürzler eine wahrhaft diabolische Freude und Griingthnniig empfinden nrus;. Statt sich in der Ge meinsanrkeit der Interessen und Gefahren dem Umstürze gegenüber z» einigen und sorgsam nur ans Alles das bedacht zu sein, was diese Einigung ermöglicht rind ihr förderlich lein kan», laust ma» in blinder Parteigehäisigkeit in die von der Sozia demokratic ge stellte Falle und entfesselt alle Kräfte der Zwietracht, blos um die Gksühle niedriger Rachsucht und hämischer Schadenfreude zu be friedigen und sich gegenseitig zu verbittern. Alle sozialdemokrati schen Dchandthaten. über die man sich soeben noch empört haben wollte, sind mit einem Schlage vergeben und vergessen ans Freude darüber, daß der „Vorwärts" seinen Gegnern die willkommene Gelegenheit geboten hat, gegen einen Führer der nationalen Par teien einmal recht gründlich Gift und Galle anszusprijzen. In Bethätigung ihrer innersten Wahlverwandtschaft sind die Frei sinnigen, Fortschrittler und Demokraten Zimmermann-Ahlwardt- schcr wie Richter-Rickert'scher Evulcur ans Anlaß des Stöckcrbricfcs sofort eifrig an die Arbeit gegangen, um in der öffentlichen Meinung die Auffassung hervorzmufen, als habe Stöcker ein greuliches Ver brechen begangen, als habe er sich ein für allemal seiner persön lichen und politischen Ehre beraubt und seine Partei auf das Schlimmste diskredilirt, weil er vor einer Reihe von Jahren in rein privatem Meinungsaustausch zur Förderung seiner Partei- inlercfsen eine allerdings nicht völlig einwandssreie Taktik empfoh len hatte. Die Gemeinheit, einen Privatbrief diskretester Art. in dessen Vcsih man wahrscheinlich nur durch Vcrtraucnsbruch, Dieb stahl oder ans einem ähnlichen unlauteren und bübischen Wege ge langt ist, an die Oeffentlichkeit zn bringen, wird von den Juden und den Raddanantiscmitcn dem „Vorwärts" als ein Verdienst angercchnct und mit gierigem Verlangen nähren sich Diese wie Jene von den; Raube, der ihnen von dem sozialdemokratischen Ecntralvrgane brockenweise vorgcworsen wird. Erbauliche Tinge sind es sa allerdings nicht, die wir aus dem vom „Vorwärts" veröffentlichten Stöckerbricfe erfahren, und cs verdient gewiß keine Billigung, daß Stöcker es für gut befinden konnte, gegen Bismarck und dessen Politik eine etwas macchiavellistischc Kampfeswcise anzurathen. Mochte Stöcker auch noch so lehr von der Richtigkeit seiner politischen Bestrebungen und von der Noth- wendigkeit ihrer Verwirklichung überzeugt sein, mochte er auch in damaliger Zeit von einer angeblich von Bismarck inspirirten Presse unschuldig gekränkt und gereizt worden sei»: so hätte er doch zn keiner Zeit, selbst nicht in dem Augenblicke tiefster persönlicher Mißstimmung und leidenschaftlicher Verbitterung, daran denken dürfen, den Sturz des Fürsten Bismarck als ein erstrebenswertstes Ziel in's Auge zn fassen. Die unsterblichen Verdienste, die sich der eiserne Kanzler um das Vaterland erworben hat. hätten den Führer der christlich-sozialen Partei davon abhalten müssen, seine Partciinteressen höher zu schätzen als die Erhaltnng des großen Staatsmannes in seiner segensreichen Arbeit für des Deutschen Reiches Wohl. Aber nm deswillen den ehemaligen Hofprcdigcr einer unehrenhaften .Handlungsweise zeihen zu wollen, wäre eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit und eine arge Heuchelei. Es ist leider eine traurige Wahrheit, daß die sicherlich nicht zu billigen den Mittel, deren sich Stöcker im Kampfe gegen Bismarck bedienen wollte, beinahe harmlose Waffen zu nennen sind im Vergleiche mit den Mitteln, die tagtäglich gerade von der Presse und den Parteien angewandt werden, die den Stöcker'schen Brief dazu be nutzen, um ihre Pharisäische Heuchelei an den Tag zu legen. Man mag aus dem Briese ans einen engherzigen Parteifanotismus sei nes Urhebers schließen, jene sittliche Verwahrlosung des Partei geisles, wie sie heute unser öffentliches Leben charakterisirt, bekundet er nicht, und am allerwenigsten haben Die ein Recht, gegen Stöcker den Stein zu erheben, die ihre Gegner nicht anders zu bekämpfen vermögen, als durch Lüge und Verleumdung. Wer unbefangen nrthcilt, wird zugcbrn müssen, daß die Prioatäußcrungen Stöcker s nicht zu der Annahme berechtigen, als sei dieser ein Freund jesui tischer Intriguen und als habe er die Schleichwege einer unwürdigen Hintertreppcnpolitik empfehle» wollen. Stöcker erklärt in dem Briese, daß er es nicht für richtig halte, direkt gegen Bismarck ge richtete Artikel ;n schreiben, weil dadurch der Kaiser, der ganz sin die Bismarck'sche Politik gewonnen sei, gereizt werden könnte: ihm selbst scheint es angemessener, prinzipiell wichtige Fragen, ohne das; dabei Bismarck direkt angegriffen wird, so zu erörtern, daß der Kaiser den Eindruck gewinnen müsse, als sei er nicht gut berathcn. „In Stöcker s Brief", sagt ein klerikales Blatt, das doch gewiß keinen Grund hat, für Stöcker in die Bresche zu treten, „kann etwas Tadelnswerthes nur künstlich hineingelegt werden. Stöcker wußte, das; der Kaiser sich in wichtigen Fragen die konservativen Anschauungen nneigne. Jedes Mitglied einer anderen Partei wünscht natürlich, daß er sich dieser zuneige. Nun weiß aber Stöcker, daß Fürst Bismarck einen großen Einfluß auf den Kaiser hat und Alles thut. um ihn gegen die konservativen Anschauungen einzunehmen. Deshalb räth er prinzipiell wichtigere Fragen in der schärfsten Weise zu benutzen, um den Kaiser zu überzeugen, daß die Bismarck schen Anschauungen unrichtig seien. Man solle aber Bismarck ganz ans dem Spiele lassen, um den Kaiser nicht mißtrauisch zu machen. Ist nun diese Politik so verbrecherisch? Beweist der Blies, daß Königstrcnc und monarchische Gesinnung bei Stöcker und seinen Freunden nur erheuchelt seien? Ehrlicher Weise kann man daS nicht finden." Wesentlich anders als die Stöckerassaire liegt der Fall Hammerslein. Hier handelt es sich um eine Persönlichkeit, die cs Jahre lang verstanden hat, ihren wahren Charakter zn ver heimlichen und trotzdem in der konservativen Partei eine hervorragende Rolle zu spielen. Aehnlichc Fälle wie den Hamnierslein'scheu hat die Geschichte aller Parteien auszu- weffen. Parteien sind menschliche Institutionen, die in ihrer Unvollkommenheit vor unlauteren Elementen und catilinarijche» Eristenzcn nicht hinreichend geschützt werden können. Kein ruhig und anständig denkender Mensch, welcher politischen Richtung er auch angehvrrn mag, wird eine einzelne Partei für die verbreche rischen Handlungen verantwortlich machen, die eines ihrer Mit glieder begehr. Nur boshafte Parteigehässigkeit wird cs daher fertig bringen, der konservativen Partei irgend welche Schuld bei- znmcssen, daß Jrhr. v. Hammerstcin das Vertrauen, das ihm von seinen Politischen Freunden geschenkt wurde, in so schnöder Weise gemißbraucht hat. Die konservative Partei hat ihre Schuldigkeit gethan und den ehemaligen Chefredakteur der „Krcuzztg." dem Staatsanwalt übergeben. Damit ist Frhr. v. Hammcrstein ans dem Parteiverbande ausgeschieden und die Handlungen, deren er sich schuldig gemacht hat. können der Partei als solcher nicht zur Last gelegt werden. Von gegnerischer Seite wird den Zkonser- vativcn vorgehaltcn, daß einzelne Mitglieder der Partei schon seil längerer Zeit gegen Freiherr» von Hammerstcin Verdacht geschöpft hätten c gleichwohl sei dieser nicht sofort beseitigt worden. Dieser Vorwurf läßt sich indes; nicht aufrecht erhalten, wenn man erwägt, wie schwierig und mißlich cs ist, ohne hinreichendes Beweis material in den Händen zu haben, gegen einen Parteigenossen in so angesehener Slellinig vorzugehen und sich dabei vielleicht der Gefahr ausznsepcn, Anklagen zu erhebe», ohne sie beweisen zu könne» und somit ohne genügenden Grund einen ärgerlichen Skandal hervorzurufe» Immerhin mag die konservative Partei aus der hedaucrlichen Asiaire dic Mahnnng entnehme», in Zukunft mit doppelt peinlicher Vorsicht und Gewissenhaftigkeit »der die sittliche Beschaffenheit besonders Tcrienigcn zu wachen, die zu einer leitenden Stellung berusen sein sollen. Fcnrschttib- unS Fernst»»ech-Vrrichte vom 17. September Berlin. Zur Einweihung des Kaiser Friedrich-Denkmals in Wörth werden zugleich mit dem Kaiser die Kaiserin Friedrich, der König von Württemberg, der Großherzog von Baden und Prinz Heinrich am 18. Oktober in Straßburg eintrcffen und sich von dort Mittags nach Wörth begeben. — Tic ans den Namen des Frhrn. v. Hammerslein eingetragenen Grundstücke Zimmer- slraßc 92 und 93, die von Herrn v. Hammerstein für die „Krcuzzt." anaekaust wurden, sich dann aber für diese als unbrauchbar er wiesen. kommen demnächst zur Zwangsversteigerung. Hypothcken- Gläubigern ist eine Bank rn Braunschwelg, die für ihre Ansprüche gedeckt sein dürste, was von den anderen Gläubigern nicht gelten wird. — Der „Frkf. Ztg." zufolge stehen neue Enthüllungen über bedenkliche Vorgänge in rheinischen Irrenanstalten bevor. Zahl reiche gerichtliche Vernehmungen fanden in den letzten Tagen in Köln und anderwärts statt über die vierjährige Internirung eines silngci, Mannes aus reicher Familie in der rheinische,, Pro vinzial Irrenanstalt, aus welcher er nach wiederholt vergeblichen Fluchtversuchen durch seine Kölner Verwandten heimlich entführt wurde Die seitdem stattgefmidene längere Beobachtung durch Sachverständige ergab die völlige geistige Gesundheit des Befreiten. Tic Untersuchung auf die Umstande der jahrelangen Freiheits entziehung, sowie die in der Anstalt erfolgte Entmündigung gaben der Behörde ernstlichen Anlaß zu genauen Feststellungen. — Das Reuter'schc Bureau hat heute such die Nachricht verbreitet von dem Scheitern eines nicht mit Namen bezeichnten Dampfers des Norddeutschen Llopd, wobei 150 Menschenleben zu Grunde ge gangen sein sollten. Diese Nachricht entbehrt offenbar der Be gründung, da sowohl bei den, hiesigen Bureau, als auch bei der Direktion des Norddeutschen Llopd in Bremen darüber nichts be kannt ist. Aus Liverpool wird telegraphirt, daß der Schlepp dampfer „Toller" mit Passagieren gestern bei Piel (Island) ge strandet ist. Die Passagiere wurden gelandet und das Schiff wurde später wieder flott gemacht. Vielleicht hat dieser Vorgang die Ursache zu jenem Gerücht gegeben. — Das hiesige Schwur gericht wrack, heute eine 30jährige Schlossersehefrau, die des Mordes ihrer beide» Kinder, eines 3sährigen Knaben und eines 3 Monate alten Mädchens angeklagt war, frei, obgleich sie sich selbst für schuldig bekannte. Die Iran, die ebenso wie ihr Mann als solid und ordentlich geschildert wird, war vor einigen Jahre» von einer ansteckenden Krankheit befallen worden, dre sich auf ihre Kinder übertrug. Als diese Krankheit ärztlicherseits für unheilbar kon- statirt wurde, beschloß die Frau in ihrer Verzweiflung, sich und ihre Kinder.durch Kohlendunst zu tödten. Die Kinder erlagen den giftigen Gasen, während die Frau wieder in's Leben znrückgerufen wurde. Auf ärztliches Gutachten wurde Geistesstörung angenommen, worauf die Freisprechung erfolgte. Berlin. Die „Deutsch evangelische Kirchenzcitnng" bringt hcntc die angekündiglc Darlegung Stöcker s. Dieselbe wendet sich zunächst gegen eine Wiederaufnahme des Kartellgcdantens. nm dann die Geschichte des vom „Vorwärts" veröffentlichte» Brieses zu geben. Bezüglich der Aufnahme des Briefes in de, Presie heißt cs: I» ihrer Leidenschaft vergaßen die liberalen Blätter, daß die Preßthätigteit, ans welche der Brief hinweist. nichts Anderes war als die Abwehr der schlechtesten perlcilnideri'schstcii Jiitugllc. die >e gegen einen Fürsten ausgcspiett ist und daß sic. selbst wenige ehrenweribeAusnahmen abgerechnet, dieseIntrigne aus Kvmiiiandv beiverlstelligt und durchgesührt hat. Den Ansgaiigspnnlt alter nachfolgenden Verwickelungen bildet die sogenannte Waldersee Versammlung am 28. November 1887. eines der unschuldigsten und zugleich verhäiignißvollsten Ereignisse der neuesten preußsicheu und deniscyen Geschichte. In ihrer Entstehung und Absicht war sic nichts anderes als eine rein christliche LiebcSlhat znr Unter stntznng der Berliner Stadtmission und zwar der Abschluß einer seit dem Jahre 1881 zu diesem Werke gewährten Hilfe. Die Dar legmig geht dann näher ans die Waldersee Versammlung ein und fährt fort: Alle diese Tinge waren frei und selbstständig aus den Entschlüssen des Prinzen Wilhelm und seiner erlauchten Gemahlin hervorgegaiiacn. Nie hat die Stadtmission von sich aus einen Schritt gethan, nm sich an die Güte des prinzlichcn Paares heranzndrängen: alle Anregungen und Aufforderungen ohne Aus nähme gingen vom Hofe aus. Mit der Waldersee Versammlung war eö anders. Zunächst war nur an einen Vorstand aus einigen hervorragenden Persönlichkeiten gedacht, Gras Waldersee. die Minister v. Pnttkamcr und von Goßlcr Gras Hochberg, zu letzt noch Prinz Stollberg-Wernigerodc. das waren die Männer, welche dein Prinzen znr Seite stehen sollten. Jeder Kundige weiß, das; diese Namen gerade in ihrer Zusammensetzung ein irgendwie politisches Zusammenwirken nusschlosien, von ihnen gar ein hoch- kirchliches reaktionäres Eameraliaschreibc» zn fürchten, wäre eine völlige Thvrheit gewesen. Herr Stöcker führt an. daß er cs ge wesen, der nach einer Besprechung mit einem der niic,e>chciistcn konservativen Ncichstagsabgevrdnctcn die Bitte anssprach, eS mochten Männer nicht nur der politischen und kirchlichen, sondern auch anderer Richtungen cingeladen werden und dies sei sofort ge schehen, angesehene Periönlichkeitcn der Mittclparteicn hätten ihr Erscheinen zugcsagt. Ter Verlaus der Versammlung sei bekannt. Daß Bedeutendste sei die Rede des Prinzen Wilhelm gewesen. Er habe rückhaltlos ausgesprochen, daß cs sich für ihn nur christliche Bestrebungen handle, welche ,edem einseitigen kirchlichen Stand- pilnktc icrnlagcn. Herr Stöcker berichtet dann weiter. Infolge dieser von jedem politischen Nebengedanken völlig freien, von christlichen Männern alle, Richtungen besuchten Versammlung hätte in der Th.it eine Belebung der kirchlichen Vereinsthätigkeit und Olffer- sreudigkcit für christliche Rettnngsarbeit und Hilsslhätigkcit in alle wohlgesinnten Kreise unseres Volkes cinzichen können, ,a müssen, statt dessen erfolgten erst schüchtern und andeutcnd. dann laut und frech die Angriffe der Indenpreffc. dann mit einem Male hörte man ein Pfeifen wie das eines heran- brausenden Föhn im Hochgebirge. Die „Nordd. Mg. Ztg." warf sich. mit einem wilden Artikel aus die Christlich-Sozialen. Dieser Artikel war das Signal zum allgemeinen Angriff. Von wem dieser ansging, konnte nicht zweifelhaft sein. Fürst DiSmnrck hat offenbar gedacht, wir Pastoren wollten eine Art evangelisches Centn»» be gründen. eine neue Schwierigkeit für das Reich und die Neichs- politik, und deshalb hat er auch wohl die Waldcrscc-Vcrsainmlimg m ihrer Bedeutung nicht begriffen, sondern dabei an eine politische Krise gedacht. Aber nicht deshalb habe ich nnn» 1888 ihn zu be kämpfen versucht, sonder» aus anderen Gründen. Im Anschluß an seinen Brief »»dlieinc Stellungnahme sing mm die mittelpartciliche Presse ihr wüstes Treibe» an und er duldete cs. Ein Wort von ihm und dkc Hetze unterblieb, aber dieses Wort kam nicht oder zn spät. Und ein größeres politisches Unheil kan» ich nicht ansdcnkcn. als wenn eine Presse, die monarchisch sein will, durch den Terroris mus der öffentlichen Eimchnchtcrniig einen Fürsten von seiner Uebcrzeiignna. zumal einer christlichen, abziitiemien und ihn unler eine fremde Ucbrrzcugnng und noch d>.z» eine widcrcbristlichc zn bringen sich vermisit. Aus die „Nordd. Mg. Ztg.", welche als rem offiziöses Organ nicht die Stadtmission, sonder» mir die chrisilich- sozialc Partei angegriffen hatte, folgten die halbossiziösrn Blätter, der „Hamburger Korrespondent" und die „Post": sie fuhren grobes Geschütz auf, gröberes wurde nie aufgestellt, und ihre Geschosse waren mit gehacktem vergütetem Blei gefüllt. Das waren in dem Feldzuge, auf den sich mein Brief bezieht, die ersten Schüsse. Man erzählte sich danials und glaubt cs noch beute, der Verfasser des Artikes sei einer der Führer derMittclparteien. In der That war es der Zweck des Feldzuges, dem Prinzen die Vetheiligung an der Stadtmission zn verekeln und jede Verbindung mit den christlich- konservativen, sowie christlich-sozialen Bestrebungen zn verleiden und ihn dem Bismarck scheu falschen Kartellaedanten und der Herr schast derMittelpartcien zu unterwerfen. Mit viel Lng und Trug, mit List und Gewaltthat wurde der Zweck verfolgt. Berlin. Zn dem Beschluß des Deutschen Iuristentages, der ein baldiges Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuches wünscht, bemerkt die „Nordd. Mg. Ztg.". eine solche baldige Erledigung wäre ausgeschlossen, wenn der Reichstag cs etwa snr seine Ani gäbe erachtete, in eine alle Einzelheiten erschöpfende Berathung der Vorlage cinzutreten. Das unglückliche Verfahren, welches man in der letzten Session gegenüber dem Entwurf eines Gesetzes, ' ' treffend Aendcrnng und Ergänzung - ^ — M. und der Strasprozeßordnnng eine hinreichende Warnung , welche schließlich nach Aufwendung tänzung des Gcrichtsversaffilimsgesetzcs cingeschlagcn hat. wird dem Reichstag sein, das; er sich nicht aus Wege verirrt. , . . . fwendimg laiigdmieriider Muhe und Arbeit znm Scheitern des ganzen Werkes führen — Verschiedene Blätter hatten unter Anführung von Einzelheiten die Nachricht von einer bevorstehenden Abberufung des französische» Botschafters Herbctte mitgeihcilt. Von gutlmtcrrichtctcr Seite wird dazu be merkt, daß diese Nachricht mit allen Einzelheiten in das Gebiet reiner Erfindungen gehöre, die aus de» dem französischen Botschafter feindlichen französpchen Preßorganen ihren Weg in deutsche Blätter gefunden haben. — Der englische Botschafter Malet kehrt eute Abend nach Berlin zurück, uni deninächst dem Kaiser sein lbberufungsschrriben zu überreichen. — Die „Krcuzztg." weist die Forderung, daß die Konservativen ihr Programm revidiren sollen, -»rück. Auch der „Reichsbote", auf den sich dic..Nationakztg." be rufen möchte, verlange das nicht, denn er habe nur von Revision der politischen Methode gesprochen, nicht von Revision des Pro gramms. Nun hat uns aber, heißt es weiter, die nationalliberolc Sreffe eben das Zeugnis; ausgestellt, daß wir »nS eines mißfälligen soncS befleißigten und ans die Form des Kampfes komme cs ja Pt oft an. Wenn dir Gegner die Forderungen, die sic an uns richten, selbst berücksichtigen wollten. ließ sich in dieicr Hinsicht ein mcxlim vjvc-ncki leicht Herstellen. Dam» ober fehle cö bis zun« heutigen Tage >cbr. Wir sollen höflich und bescheiden sein, die
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