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Dresdner neueste Nachrichten : 05.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193204053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-04
- Tag1932-04-05
- Monat1932-04
- Jahr1932
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- Dresdner neueste Nachrichten : 05.04.1932
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Natürlich kann der Kron- prm; wähle», wie er will und wen er will. Das intcr- cmcrt niemanden und geht niemanden etwa» an. Tast er cS aber für notwendig hält, seine Wahlparole ans -ic Märkte hinauszntragen, ist schlechthin illoyal. Seine stmidgelmng macht den peinlichsten (Eindruck, weil der Kronprinz mit ihr das ehrcnwörtliche Versprechen -richt, das er seinerzeit dem Reichskanzler Strescmann pcgcdc» hatte, als ihn dieser aus seiner Wicringcr Vcrl'ammng befreite. Wie bekannt, ist eö allein Strescmann persönlich zu daukc», dast der .Kronprinz, -er am der ödcu holländischen Rordscciuscl Wieringcn sait verzweifelte, die Erlaubnis erhielt, nach Tcntschland z n r ü ck z»k c h r c n. Man erinnert sich noch, wie damals von französischer Seite sofort Schrine gegen das Kabinett Ttrcscman» erwogen nilidcu. Strescmann hat diesen französischen Stnrm al'gcivehrt und sich vor de» Kronprinzen gestellt. Er -al -en Kronprinzen in Wicringen besticht nnd ist mit jdm in einen längeren politischen und persönlichen Bnestoechsel getreten. Der Mrorrprinz hat da- mals in überströmender Weise Strese- mannsiirseineHandlun^Sweisegedankt und ihn in diesen Briefen auch politisch gefeiert. Ltrcsemann verlangte von ihm als Gegenleistung weiter nichts, als bast der Kronprinz, um einer austen politischen Aktion gegen Deutschland, deren Kosten das deutsche Volk hätte bezahlen müssen, die Spitze abzu brechen, seinen Wohnsitz in Oels nehme und das Versprechen abgebe, sich nicht nach außen hin poli tisch zu betätigen. Der Kronprinz hat ein ehre uw örtliches Versprechen abge geben. Seine jetzige Handlungsweise steht in nn- überbrnckbarem Gegensatz zn diesem Versprechen. Selbst ein so wett rechtsstehendes Blatt wie die „D. A. wendet sich gegen dieses politische Hervortrctcn des Kronprinzen. Die „Germania" wundert sich nicht, „daß mau in der Hohenzollcrnsamilie heute -aS Hin- dcnburgbild ganz von der Wand nimmt, um Adolf Hitler an seine Stelle zn setzen", aber sie rät dem Kronprinzen, «sich ja gewissenhaft zu überlegen, ob eine Kundgebung, wie die jetzige, den hohen Einsatz lohne, den der Bruch des der Ncichsrcglcrnng ge gebenen Wortes, sich nicht politisch zu betätigen, be deute". Das Blatt fährt dann fort: „Politischen Weit blick lann man zwar nicht lernen, wohl aber kann man durch die treue Erfüllung eines einmal gegebenen Ehrenwortes sich vor unangenehmen Enttäuschungen bewahren." Fn einigen Berliner Montagsblättern wird übrigens die Vermutung geäustert, dast der Kron prinz auf Weisung seines Vaters ge handelt habe. So erklärt der „Montagmorgen", die Freunde des Kronprinzen machten als Entschuldi gung für den Hitleraufruf geltend, dast Einflüsse von Toor» den Kronprinzen, der finanziell von seinem Vater abhängig sei, zu dieser Kundgebung gezwungen hätten. Ter Kronprinz seht sich jedenfalls mit dieser Kundgebung in Gegensatz zu der Meinung der über wiegenden Mehrheit des deutschen Volkes, die sich am 1». März bereits für Hindenburg entschied. Denn die groste Mehrheit des deutschen Volkes bat nicht vergessen, daß die führenden Mitgliederdes Hauses Hohenzollern, voran der Kaiser und der Kronprinz, im November 1S18 ins Ausland gingen, während Hindenburg an der Spitze des Heeres ausharrte nnd die Trnp- pc» nach Deutschland zurückführte. Tiefem geordneten Rückzug der deutschen Truppen unter Hindenburgs Leitung ist cS in erster Linie zn danken, wenn Deutschland in jenem snrchibarcn Winter nicht ein Opfer des Bolschewismus und SpartakiSmus wurde. * Hindenburg und die Kobenzollern Aks nach dem Zusammenbruch 1S18 die Willbür der Sieger glaubte, dem deutschen Volk jede Schmach antun zn können, forderten sie u. a. die Auslieferung »er sogenannten deutschen .Kriegsverbrecher". Damals ging auch der Plan nm, W t l h« l m II. an die Entente anezulieser». Als Ge ne ra l fe l dm a r sch a l l vo n Hindenburg diese« Vorh,vben der Gegenseite Sehr kühle Aufnahme in London Telcgramm unsreS Korrespondenten Der unwillkommene Besuch Bon »nscrm Itl.-Korrespondenten London, 31. März IN-'. London, i. April Als Tardien und Flanüin gestern nachmittag in Loudon cintrascn, waren sic sehr betreten über den Mangel an Fntcresfe, de» die englische Ocssentlichkcit für ihren Besuch zeigte. Maedvnald war mit einigen Beamten aus dein Bahnhof. Auch der französische Botschafter war da. Sonst aber beschränkte sich der Empfang ans eine kleine Gruppe von Photographen. Die Erklärung dieser kühlen Ausnahme lag darin, das, die gesamte englische Presse vergessen hatte, mit der französischen Sommerzeit zu rechnen, die am Sonnabend begann. Tardien war daher schon eine Stunde eher in London, als sich die übliche cmpfangosreudige Menschenmenge am Bahnhof ein sand. Dieses kleine Mißverständnis wurde viel be lacht, aber auch vielfach als schlechtes Vorzeichen für die Verhandlungen betrachtet. Tardien machte so fort nach seiner Ankunft einen Besuch bei Macdonatd und blieb über eine Stunde dort. Ta die beiden Premiers allein waren, kann cS sich nur um eine in offizielle Vorbesprechung für die Henle beginnenden Verhandlungen gehandelt haben. Maedonald jagte nach der Unterredung, es könne gar keine Rede von englisch-französischen Svndcrabmachnnacn sein, nnd die Besprechungen mit Tardien hätten lediglich die Bedeutung einer unoerbindlichcn Fühlungnahme. Tarbicu dagegen betonte in einer Erklärung an die Presse, England und Frankreich hätten eine gemein same besondere Verantwortung für die Lösung der europäischen Probleme. Ter in diesem Erklärungen hcrvortretcndc Gegensatz wird zweifellos in den Nach- mittagSvcrhandlungcn des heutigen Tages eine große Rolle spielen. Tardien hat keinen Zweifel darüber gelassen, dast er eine englisch-französische Sdndervcr- ständigung über die Tonausrage im Zusammenhang mtt den andern grokcn europäischen Problemen an strebt. EL soll eine Verständigung sein, die den andern Mächten als „Leitstern dienen könne", mit andern Worten: der ganze Sinn der austcrgcwöhnlichen An strengungen, die Tardien gemacht hat, um vor der Viermächtekonserenz nach London fahren zu können, liegt in der Absicht, die Viererkonferenz vor vollendete Tatsachen zu stellen. Ans der andern Leite wird sich Maedonald mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit dasiir cinsetzen, dast die englische Anstcnprlttik nicht wieder ins Fahrwasser Frankreichs gerät. Als -er Premierminister gestern abend die Pressevertreter im Sitzungssaal des englischen Kabinetts um sich ver sammelte, appellierte er mtt großer Betonung an die europäische Ocssentlichkcit, der Aufrichtigkeit seiner Bemühungen zu vertrauen. Es werde keinerlei Borabkommcn geben und die Viermächtekonserenz werde ohne jede Beein flussung ihre Arbeiten beginnen können. Diese Versicherungen Macdonalds und die entgegen-» stehenden Erklärungen TardieuS umreisten das Schlachtfeld der heutigen Verhandlungen. Außer ordentlich bemerkenswert ist die Einstimmigkeit, mit der die englische Presse Macdonalds Parole ausge nommen hat. „Keine englisch-französische S o n d c r p o l i t i k" ist das Thema aller heutige» Leitartikel über den französischen Besuch. Tic „Times" schreiben: „Tar-ieus Besuch lann als der Beginn ernsthafter Vorbereitungen für die Lausanner Kon ferenz gelten, während die Viermächtekonserenz den Versuch machen soll, zu verhüten, daß die Arbeiten von Lausanne im voraus durch einen finanziellen Zn- sammcnbruch in Südostenropa nmgestoßcn werden." Tas Blatt unterstreicht nachdrücklich -ad starke Fnter- cst'e Deutschlands und FtalienS an den handelspoli tischen Plänen für die Tonauländcr und schreibt: „Ohne bereitwillige ttntcrstütznng Deutschlands nnd Ftaticns kann kein Donanprojekt Erfolg haben. Tas einzige praktische Verfahren ist daher, die deutsche nnd italienische Mitwirtung von Anfang an sichcrzn- stelleu." Ter konservative „T a i l n Expreß" er klärt den Franzosen sehr kühl, 1M2 sei nicht llltt. Ter sozialistische „T a i l n Herold" verzeichnet mit Er leichterung, -ast die Gefahr eines SoudcrabkommcuS mit Frankwich beseitigt sei. Nur die „Morning Post" vertritt ihre alte Forderung der Wiederherstellung der Entente, doch der streitbare Ton in dem rechts stehenden Blatt, das diese Politik verteidigt, zeigt be reits, wie sehr solche Gcdankcngängc in England in den Hintergrund getreten sind. Warnungen zur Vorsicht kommen auch aus der City. Tie Finanzwclt ist keineswegs gewillt, für die Durch- sührnug der südostcuropäische» Pläne Kredite her- zugcben, wenn nicht vollkommen klargcstellt wird, daß das Geld wirklich zu einer dauerhasten Erleichtcruizg der "Wirtschaftslage in Europa beiträgt. Tic „Finan cial NcwS" machen in diesem Zusammenhänge dar aus aufmerksam, dast bereits viel zu viel Kredite in die bedürftigen Länder kineingeprcßt worden seien und daß es jetzt an der Zeit sei, mit aller Festigkeit zn fordern, daß die geliehenen Gelder zu w i r t s ch a s t l i ch c u A u s b a n z iv c ck <! n benutzt witrden und zu nichts andern,. Namentlich müßten ganz bestimmte Forderungen für die Herabsetzung der Rüstungsausgaben in denjenigen Donanländcrn gestellt werden, die nicht schon aus Grund der Fricdensverträgc ab gerüstet hätten. Ucbcr die französischen Absichten schreibt der diplomatische Mitarbeiter des sehr fran- zosensrcnndlichcn „Tailn Telegraph" noch fol gendes: Tardien werde unter allen Umständen ver suchen, eine allgemeine Verständigung über die wich tigsten europäischen Fragen mit der englischen Re gierung zustande zu bringen, bevor die Verhand lungen mit den andern Mächten beginnen. Ins besondere werde Tardicu versuchen, für seinen cigkncn Donauplan wenigsten» in den größten Um- rissen die englische Zustimmung zu erlangen, bevor die deutschen und italienischen Delegierten in London cintrcsscn. erfuhr, richtete er an den Oberkommandicrendon der I Alliierten, den inzwischen verstorbenen französischen Marschall Foch, am 3. Juli 1010 folgenden Brief: „Als dienftiiltestcr Soldat und zeitweilig erster militärischer Berater meines Kaisers nnd Königs halte ich cS sür meine Pslicht, im Namen der alten dentschen Armee an Sie, Herr Generalissimus, als den obersten Bcrtreter der Armeen der alliierten und assoziierten Mächte diese Zeilen zu richten und Sie zu bitten, dasür einzntrcten, daß von der For derung der Auslieferung S. M. des Kaisers Abstand genommen wird. Als höchster Führer einer Armee, die Jahrhunderte hindurch die Tradition echter solda tischer Ehr« nnd ritterlicher Gesinnung als höchstes Gut gepflegt hat, «erden Sie unsre Auslastung z« würdige« wissen. Um dies« schmählichste Erniedri gung von »nserm Volke und unser« Name« fern» »«halte«, bin ich bereit, jede» Opfer z« bringen. An Stelle meines kaiserlichen und königlichen Kriegsherrn stelle ich mich daher den alliierte« nnd assoziierten Mächten mit meiner Person zur Verfüg ung. Ich bin überzeug«, daß jeder andre Offizier der alten Armee bereit ist, ein Gleiches zu tun." Heute aber kämpfen die Hohcuzollernprinzen im nationalsozialistischen Lager gegen Hindenburg, der sich damals vor ihre« Vater stellte. * Sine Forderung Hindenburgs on den Stahlhelm X Berlin,«. April Die „Landvolkuachrichten" verbreiten eine Mel dung, wonach sich der Reichspräsident o. Hindenburg nachdrücklichst vor diejenige« Stahlhelmmitglleder stelle, die ihm im erste« Wahlgange di« Treue ge halten hätte« und deshalb vom Stahlhelm g «mast regelt worden seien. Er habe die Bundeöleitung beS Stahlhelms anfgefordcrt, ihm bis zum !i. April mltzuteilcn, :b sic bereit sei, die Maßrege lungen zurückzuncdmcn. Audrö Tardien hat es nicht leicht gehabt, das Vs» sprechen zu erfüllen, das er dem französischen Senat in seiner Antrittsrede gegeben hat: daß seine Regie rung schleunigst entscheidende Schritte zur Wieder herstellung der englisch-französischen Frcundschast tun werde. Er hat sich in London sehr dcntiich bemerkbar machen müssen, ehe sich die Towningstrcct zn der Ver lautbarung bequemte, wenn Tardien kommen wolle, so könne er sich als cingciaden betrachten. Schritt für Schritt hat sich England durch diese sonderbare Freund» sck>astsanl»ahniing schleppen lauen. Erst sollte es bei den Pariser Besprechungen Sir John Simons bleiben, und als Tardien weiter drängte, wollte man wenigstens eine Vicrinächtekonscrenz znm Rahmen seines Besuchs machen. Der erfahrene Taktiker hat schließlich seinen Willen durchgesetzt. Aber Loudon ist nicht mehr dieselbe Stadt, in der Tardien vor zwei Fahre» wochenlang sic Staatsmänner der Flotten» lonsercnz am Gängelband hcrumführc» konnte. Dis Bühne hat sich gedreht. England, ein gebrannlcs Kind, scheut das Fcncr der französischen Freundschafts bezeigungen. Maedonald hat nicht vergessen, wie Tar- -ieu ihn bei leinen: Besuch in Ehegners während der Flottcnkonscrcnz in eine lvdrohliche Zwangslags manövrierte. Sir Föhn Simon hat einen peinlichen Vorgeschmack von der: Künsten Tardien» erhallen, als dieser ihm in Genf das Donanprojekt ans der Hans nahm, es geschickt ans die französischen Filterest»» zurcchtschnitt und dann öffentlich verkündete, er handle „im vollen Einverständnis mit England". Hinter den Kulissen warnt Lloyd George, der die Zähigkeit Tar» dicus in den schwierigsten Nachkricgsjahren kennen gelernt hat. Tic Presse aller Parteien läut cS bei dem Notwendigsten an Höflichkeit bewenden und gießt viel kaltes Wasser ans das Lustschloß einer wicdcrcrstan- denen Initonto cnrcliulo. Es ist also kein Freundes haus, in das der französische Ministerpräsident cintritt. Viel eher könnte man sagen. Tardien begebe sich in die Höhle des Löwen, Mut bleibt nicht nu belohnt. Dio führenden Kreise Englands sind überzeugt, daß in Südosteuropa sehr bald helfend cingegrisscn werden ! muß; und da der englische Versuchsballon einer Zoll union der Donauländer rühmlos zerplatzt ist, findet der französische Gegenvorschlag, bestimmte Vorzugs zölle clnznsühren, znchr und mehr Gehör. Tas Hgu- dclsministcrium wehrt sich zwar heftig gegen jede Aus gabe englischer Mcistbcgünstiguugsrcchtc, aber andre Regierungsstellen messen dem Export nach Südost europa leine so entscheidende Bedeutung bei. Mit den: Heranuahcn der britischen Rcichskvuscreuz von Ottawa werden die Aussichten einer zollpotitischcn Zusammenarbeit mit den überseeischen Rcichsländeru immer optimistischer beurteilt,' im gleichen Maße wächst naturgemäß die Tendenz, sich aus euro päischen Märkten z n r tt ck z u z i c h c n, die mehr Rückschläge als Verdienst eingcbracht haben. Gelingt es, durch Unterstützung einer wirtschaftlichen Tonaucinhcit die südöstlichen Staaten zn sanieren, dann könnte die Londoner Finanz ans Rückzahlung ihrer icstgcsrorcnen Kredite hoffen. Tas wäre manches handelspolitische Opser wert. Verlegt man sich damit den Weg zn den Donaumärktcn, so ist das nicht tragisch zu nehmen, denn die britischen Ucbcrseemärkte werden reichlichen Ersatz liefern. So urteilt die Finanzwelt, und so denken auch mehr nnd mehr die politischen Kreise. Rein wirtschaftlich betrachtet, gewinnt das Tonauprojekt täglich Anhänger. Man hat jedoch in London wenig Illusionen darüber, daß Tardien nicht rein wirtschaftliche, sondern vor allem politische Ziele verfolgt. Ohne über triebene Höslichkeii schreiben die sonst so lvrrckten „Times", der französische Ministerpräsident wolle die Donausrage als Seilcupförllein benutzen, durch das er in die uneinnehmbare Festung der englischen Europapolitik rinzudringcn hoffe. Mit andern Wor ten, Tardien möchte die Donauplänc mit der Rcpara- tionssragc und dem Abrüstungsproblcm iu einen großen Tops werscu nnd mit der englischen Regierung ein vielseitiges Tauschgeschäft be ginnen. Wie wäre es beispielsweise, wenn Frank reich seine obstinate Haltung in der Rcparations. und Kriegsschuldensragc noch vor der Konferenz von Lau- sänne ein wenig abmilderte? Wenn es England bei den Verhandlungen über die Zollpolitik der Donau, länder de» Vortritt überließe? Als Gcgenleistuug würde mau natürlich einige kleine Zugeständnisse in der Abrüstnngssrage erwarten . . . Wäre cs nicht schön, wenn man der Welt verkünden könnte, daß
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