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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.10.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031029026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903102902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903102902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-29
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Äu liindiaungen aui derPlivatieiie 28 Ps, I die rivaltige üeile als..Ein veiandl" oder aui Lertieile 8» Pia. In Nummern nach Sonn- »nd ijeie, lagen I- de», sivaltia« Girindjeiln, W. «o de» W und « Via nach br- iondercm Tarif. Auswärtige Am ttägc nur aeaen BorauSdeiabinng. lvelcgblütter werden mit tv Vii. berechne!. Sernivrechanichlliß: «Mi I Rr. u und Nr. 20W. III..limiiim »uln««t>" In IÜ8l888ll '."'L Ll ied rvvi i M I Ullä MA- cl rcli * lOurt Xmdbo), Slelsseu, bllvstrasso Ico. 12. Neueste Drahtberichte. Hosnachiichte». Lchutvercins - Konzert, Gerichtsverhandlungen. «Wv v» Kleine Garnisonen im Westen. ! Tonnerstag, 29. Oktober 1903. Neueste Drahtmeldungen vom 28 Oktober. Berlin. Der Kaiser empfing gestern den mexikanischen Minister des Aeußeren, Mariscal, in Gegenwart des Unter staatssekretärs des Auswärtigen v. Mühlberg. Heute empfing der Kaiser den neuernannten Reichsgerichtsprästdenten Gutbrod und den neuernannten Direktor des Reichsiustizamtcs Hofsmann. Berlin. Der elektrische Schnellbahn wagen der All gemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft erreichte heute aus der Vcr- luchsstrecke Berlin—Zossen eine Geschwindigkeit von 21V Kilo metern pro Stunde, die höchste bisher erreichte. Berlin. Die -weite deutsche National-Konferenz zur inter nationalen Bekämpfung des Mädchenhandels wurde heute unter dem Vorsitze von Pfarrer Burckhardt in Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Graten Keller eröffnet. Anwesend waren Vertreter des Reichskanzlers, des Justlzministcrs, des Kultusministers, des Ministers des Innern, der Städte Berlin und Hamburg und zahlreiche Delegierte. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden wurde die Absendung von Telegrammen an den Kaiser, die Kaiserin, die Großherzogin von Baden und die Prin zessin Ludwig Ferdinand von Bayern beschlossen. Ter vom Schatzmeister Major Wagener an Stelle des Vorsitzenden erstattete Jahresbericht legt die Schwierigkeiten dar, mit denen die von England ausaegangene Bewegung zu kämpfen habe. Es sei zu vermuten, daß ein internationaler Ring bestehe, der zur Förde rung des Handels erhebliche Summen aufbringe. Ein Truck aus die Negierungen habe dazu geführt, daß die französische Regierung einen Kongreß von Regierungsvertretern nach Paris einberief. Die Teilnahme der Regierungen habe die Privattätigkeit der nationalen Komitees wesentlich gesteigert. Redner schildert sodann speziell hie Tätigkeit des deutschen 'Nationalkomitecs, das 12 Mädchenhändler entlarvte und 56 Mädchen rettete. Für die Fweigvereine erstattete Unterstaatssckrctär v. Mayr, für Sachsen Pastor Mätzold, für Elsaß-Lothringen Kanonikus Müller- Simonis Bericht. Bußmami-Buenos-Aircs teilte mit, daß das dortige Komitee einen Gesetzentwurf eingebracht habe, wonach ein entlarvter Mädchenhändlcr z» 6 Jahren Zuchthaus und Ein ziehung der Gcsamthabc verurteilt wurde. Leipzig. In Sachen Krupp wider die Rheinische Metallwarenfabrik hat das Reichsgericht a»f Berufung Krnpvs das Artest des Patentamtes bctr. das Roh r rück lau s- qeschiih Nr. 65336 insoweit teilweise vernichtet, als aus den Ansprüchen 1 und 2 zusammen ein Anspruch gemacht worden ist. Hamburg. Der elbaufwärts kommende englische Dampfer „City of Liverpool" über rannte heute früh aus der llntcrelbe den Hamburger Leichter „Amtsblatt". Zwei Mann der Besatzung des Leichters sind ertrunken. Emden. In einer gestern abend hier abqcholtcncn Ver sammlung der Maurer wurde wegen Lohnstreitigkeiten mit den Arbeitgebern der allgemeine Ausstand erklärt. Die übrigen Baubandwerker wurden aufgefordcrt, sich den Maurern onzu- schließen. Rom. 'Der König empfing heute vormittag Giolitti. Es bestätigt sich, daß Giolitti den Auftrag zur Bildung des Ka binetts übernimmt. Man glaubt, daß die Krisis rasch ihre Lösung finden werde. Pari s In einem inspirierten Artikel des .Figaro" heißt es über die Reise des Grasen LamSdorfs. man könne schon jetzt sagen, daß Graf Lamsdorff von ieiner Unterredung mit dem Minister des Aeußeren Delcaffs den Eindruck miiuehmcn werde, daß Frankreich seinem Bündnis mit Rußland entschieden treu sei und daß es der verständnisvolle Porkümvfer für den Weltfrieden und mehr denn je entschlossen sei. in den guten Beziehungen, die e4 mit allen Nachbarn uniertialle. Kraft zur Erfüllung seiner ge schichtlichen und ziviliiatar,scher, Ausgabe zu rinden. Paris. Der russische Minister des Aeußeren Graf Lamsdorff traf heute früh kurz vor 6 Uhr hier ein, am Bahnhöfe vom Minister Dclcassö, dem russischen Botschafter, dem Einführer des diplomatischen Korps Mollard und den Mitgliedern der russischen Botschaft begrüßt. Die Menge brachte Hochrufe auf Rußland aus. Paris. Es heißt, daß die radikale Linke der Deputierten- kammer, deren Obmann der ehemalige Minister Sarrien ist, sich mit den übrigen Gruppen der republikanischen Mehrheit ins Einvernehmen setzen werde, uni die Aufhebung der Dekrete zu erlangen, durch welche unter den früheren Regierungen mehreren Kongregationen, insbesondere den Brüdern von der christ- 'ichen Lehre, die Ermächtigung zum Schulunterricht gegeben worden war. Paris. Mehrere Mitglieder der Regierungsmehrheit im Senat werden zu den Anträgen über die Reform des Mittel- sch ulunterrichts, durch welche das Gesetz Falloux aufge hoben werden soll, Zusatzanträge stellen. Da in duner Beziehung in der Regierungsmehrheit Meinuilgsucrichiedcicheiten entstanden sind, glaubt man, daß die Beratung dieser Anträge, die am 5. November beginnen sollte, zwar tatsächlich an diesem Tage bc- innt, jedoch dann bis zur Erledigung des Budgets vertagt wcr- en wird. Beneveut. Heute morgen wurden hier um 6 Uhr 20 Min. und 8 Uhr 26 Min. Erderichütterungen verspürt. Bilbao. Bei den gestrigen Unruhen wurden eine Frau getötet und 15 Personen verletzt, darunter 6 schwer. Etwa 300 Schüsse wurden abgegeben. Bern. Die Gräfin Lonyay war vor 11 Tagen in Luzern erkrankt, nach einigen Tagen aber wieder soweit hergeslellt, daß sie die Rückreise noch Oesterreich anlrekcn konnte. Amsterda m In vergangener Nacht brach im Zentral- bnrran für Post, Telcgravhie und Telephvnie eine Feuers» b r linst ans. die ziemlich ernsten Schaden anrichteke. Die tele graphische Bcrbindiing wird voraussichtlich nicht unterbrochen wer den : allein es ist nicht aiisgeichlosse». daß der internationale Televhonbienst eine ernstliche Unterbrechung erleidet. Del Post- dtenst nimmt seinen regelmäßigen Fortgang. Petersburg. Der „Regierungsbote" veröffentlicht heute die an die Botschafter Rußlands und Oesterreich-Ungarns in Konstantinopcl ergangenen identischen Instruktionen. Petersburg. Der „Russische Invalide" meldet: Der bis herige Gehilfe des Präsidenten des Rats für Landwirtschaft Groß fürsten Alexander Michailowitsch, Kontreadmiral Abasa, ist zum Mitglieds des besonderen Komitees für die Angelegenheiten Ost asiens und gleichzeitig zum Leiter der Geschäfte dieses Komitees ernannt worden. Petersburg. Wie aus Port Arthur gemeldet wird, hat die dortige Polizei entdeckt, daß 2 Iavaner in Port Arthur einen Cl> ineien. ihien angeblichen Schuldner, auss schwerste mißbandclte». Er wurde von ihnen, um ihn zur Unterzeichnung des Schuldscheines zu zwingen, in seiner Wohnung bei dürftiger Nahrung gelangen gehalten und tätlich nnßbandelt. Gleichzeitig wird gemeldet, daß der in Port Arthur erscheinende „Nowy Kras" schreibt: Die rulstlcken Truppen verbleiben in der Mandschurei, bis die Angelegenheiten des sernen Oltens gemäß den Anschau ungen Rußlands entschieden sind. Gerade jetzt ist für Rußland der Moment emgetrosfcn, das politische Gleichgewicht im Osten herzu stellen. Die Ursache des Mißerfolgs der Japaner aus Fvrmosa liegt darin, oaß sie kraftlos sind und nicht;u kolonisieren velstebeu. Sie baben Land auf Hokaido: dort brauchen sie nicht Land, son dern leichte» Gewinn. Die Bestrebungen der Japaner, Ansied- lungen in Korea mit eigener Jurisdiktion zu erlangen, würden zur Unterjochung der Koreaner führen und die Souveränität Koreas verletzen. Japan, welches bei sich den Ausländern nicht die Rechte von Landeigentümern gewährt, bat noch nicht die Stufe eines europäischen Staates erreicht. Tie Japaner, die angebliche Schuldner auf rmsiichein Gebiete zu mißhandeln wagen, können nicht mit de» Rechten enrvpäiichcr Kultnrträger auf dem Festlande zngelassen weiden. Zuiäisig ist bloß eine unter Kontrolle stehende Einwanderung der Japaner in Korea. Tislis. Als derGeneralgouverncur desKau- kasus Fürst Goiizy» mit seiner Gemahlin gestern nachmittag 4 Uhr von einer Spazierfahrt nach der Umgegend zur Stadt urnckkedrte, wuide die Eyuipagc von drei Eingeborene» über, allen. Einer der Beibrecbec brachte dem Fürsten Dolchstiche am Kopie bei. Wie sich hcrausstellie. wurde der Fürst durch zwei durch die Mütze gedrungene Dolchstiche am Kopse und ferner auch an der linken Hand verletzt. Die Schädelknochcn blieben unver letzt. Die Wunden sind nicht gefährlich. Als die Verbrecher den Fürsten aus dem Wagen zu ziehen vernichten, warf sich der den Fürsten begleitende Kviak den Angreifern entgegen. Während des Handgemenges fuhr die Eyuipage davon. Die Verbrecher flüch teten in eine tiefe Schlucht, wohin sie von einem Schutzmann und Privatpersonen verfolgt wurden. Ans der Stadt eilte aisbald eine der ltene Kojalenwache herbei. Die Verbrecher flüchteten von einem Gebüich zum anve»en. Durch die Schüsse der Verfolger wurde einer getötet, der zweite tödlich und der dritte schwer ver wundet. Nach semer Rückkehr erschien Fürst Golizyn nach An legung eines Verbandes im Saale des Gonvernementspalastes, wo die Vertreter der Gesellschaft versammelt waren. In der Be völkerung gibt sich tiefe Entrüstung über den Anschlag kund. Tie Theatervorstellungen wurden abgesagt. Die beiden Verwundeten erlagen später ihren Verletzungen. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 28. Oktober. —* Am 12. November nachmittags 1 Uhr wird Se. Majcslä: derKönig den cinberufenen ordentlichen Landtag in eigener Person eröffnen Die Eröffnungsfeier findet im Thron- saale des Residenz-Schlosses statt. —Herrn Oberbürgermeister Beutler wurde das Komtur- kreu; 2. Klasse vom Verdienstorden verliehen. —* Das Königliche Grüne Gewölbe ist für den Einzelbesuch gegen Karten zu l Mark nur noch bis 31. Oktober d. I. geöffnet, während vom 2. November ob die im Winter halbjahre üblichen Führungen zu 6 Mark für 6 Personen wieder Platz greifen, bei denen der Aufenthalt in der Sammlung etwa eine Stunde währt und bei denen eventuell auch noch einige weitere Personen gegen sogenannte Anschlußkarten zu 1,50 Mark Einlaß finden können. —* Die Königliche Porzellan- und Gefäß- sammlung wird wegen noch vorzunehmcnder Umstellungen erst von Sonntag, 8. November, ab dem Besuche wieder geöffnet sei». —* Tie Königliche A r s e n a I s a m m l u n g ist für den allgemeinen Besuch nur noch bis mit Sonnabend den 31. Oktober geöffnet und bleibt dann bis zum 2. April 1904 geschlossen. —* Ter Deutsch-evangelischeKirchenausfchuß. der auf der diesjährigen Eisenacher Konferenz für den Zusammen schluß der deutsch-evangeliichen Landeskirchen geschaffen worden ist. wird sich nunmehr behufs Konstituierung auf Einladung des Herrn Oberhospredigers Dr. Ackermann am 10. November in Dresden versammeln. Die auf der Effenacher Konferenz gefaßten Beschlüsse haben inzwischen die Zustimmung der evangelischen Kirchen- und Staatsrcyierungen gesunden. —* Zum Besten der nationalen Unterstützungszwecke des Allgemeinen Deutschen SchuIvereins zur Erhaltung des Deutschtums im Auslände veranstaltete die Frauen Orts gruppe Dresden gestern abend im großen Saale des Gewerbe- Hauses ein Konzert, das sich eines lehr guten Besuches zu er freuen hatte. Verschiedene namhafte Künstler hatten ihre Kräfte in danlenswerter Weise in den Dienst der Schulvereinssache ge stellt. Eingelcitet wurde der Abend durch eine Berceuse und die ^8-äur-Ballade von Chopin, welche Herr Walter Hohlseld mit großer Feinheit vortrug. An diesen Vortrag schloß sich eine Fest ansprache bes Herrn Pastors Dr. Kühn von der Martin Luther kirche. Eingehends gab der geschätzte Herr Vortragende ein fesseln des Bild der Halligen-Inseln an der Schleswigtchen Küste, wie sie einsam ruhen im ruhelosen Meer. Wenn man sie nicht schütze gegen die brandende Flut. >o führte Redner aus, müßten sie ver derben und untergehen. Den Inseln im weiten Meere verglich er sodann die Brüder im Auslände, in den Ostieeprovinzen Ruß lands. in die man russische Beamte schickt, obgleich dort kaum eine Menschenieele richtig russisch versteht, in Böhmen, wo die Hochflut des Tickechentums Immer schwerer am Deutschtum rüttelt, in Un garn und Siebenbürgen, wo man schwer ringt mit eiserner Kraft, wo nichts grausam genug ist. deutschem Wesen und deutscher Art ein Ende zu bereite». Da tue es gut, wenn die Herzen in deut sehen Landen voll heißer Teilnahme allen jenen hartbedrängten Stammcsgciiossen entgegenschlagen, denen man ihre Schule» nimmt, ihren Glauben verkümmert, und in deren gemischten Ehe» katholische Priester Unfrieden hineinzutragen eifrig beflissen sind Wenn hier nicht Einhalt getan werde, dann bröckele von dein Deutschtum im AuSIande ein Stück nach dem anderen ab und die Deutschen im Reiche seien mit Schuld daran. Ein bloßes Ver sprechen, ein blvszer Rausch der Begeisterung schaffe hier keinen Wandel — nur Taten allein können Helsen. Wohl habe der Deuttche Schulverein für die Erhaltung des Deutschtums im Aus lande schon viel getan, ober noch immer ge-te es mit zu bauen au einem festen Bollwerk deutscher Art. Hüter vaterländischer Ge sinnung wolle und solle der Allgemeine Deutsche Schulverein sein : so möge ein jeder dentiche Mann und eine jede deutsche Frau fest mit ihm in der Arbeit und ans dem Posten stehen. — Der von großer Hingabe an die deutsche Sache zeugende Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Mit einem weichen, ein- Kimft und Wissenschaft. ck* Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof- theaier. Die Verfasser der beiden Neuheiten des König!. Schauspielhauses s„Der Oberlehrer"; „Die Diplomatin"), die Donnerstag den 29. Oktober gegeben werden, Herr Dr. Arthur Pserhofer und Herr Alfred Brieger, werden der hiesigen Ausführung ihrer Werke beiwohnen. Meine Garnisonen im Westen. Großes Aufsehen hat jetzt die Verhaftung eines preußischen Troinoffiziers, des Leutnants Bilse, des Verfassers eines vor kurzem veröffentlichten Romans, „Aus einer kleinen Garnison", gemacht. Weshalb sie erfolgt ist, läßt sich noch nicht übersehen. Einige Blätter brachten die Version, Leutnant Bilse hätte ver- säumt, die laut Bestimmung zu der Veröffentlichung erforder liche Genehmigung seiner Vorgesetzten einzuholen. Indessen ist es durchaus ausgmchlossen, daß die unterlassene Beachtung von Vorschriften eine Verhaftung zur Folge hat. Von anderer Seite wird behauptet, der Verfasser habe den Ort der Handlung seines Romans in die Garnison eines preußischen Kavallerie-Regiments verlegt und dieses selber als den Ausbund aller sittlichen Ver kommenheit hinoestellt. Spiel, Betrug, Ehebruch, Verleumdung tvären in dem Offizier-Korps und auch unter den Unteroffizieren an der Tagesordnung. Auch wenn man Jahre lang im Deut- sck-en Reiche nach einem solchen Offizier-Korps suchen wollte, man würde es nicht finden. Aus Auszügen, die verschiedene Zeitungen aus dem Roman haben bringen können, geht aber hervor, daß Leutnant Bilse versucht hat, auch das äußerst be- deutliche Milieu zu schildern, in welchem unsere Offiziere dort in den jämmerlichen „Nestern" an der Westgrenze Jahr aus Jahr ein zu leben haben. Die dem Verfasser nachgcsagte nichtswürdigc Verleumdung seiner Kameraden und vieler Angehörigen der Armee ist schon an und für sich auss tiefste zu bedauern. In diesem Falle ist sie doppelt zu beklagen, weil sie dem Leutnant Bilse den letzten Rest von Glaubwürdigkeit nimmt und so auch feine nur zu berechtigte Mahnung, sich doch endlich der in die kleinen Garnisonen des Westens „verbannten" Offiziere anzunehmen. im Winde verhallen muß. Ern glücklicher Zufall hat es gefügt, daß unmittelbar nach der Veröffentlichung des Romans im Verlag von Heinrich Mindcn-Tresden-Leipzig unter dem Titel „8iuo ira sr stuck io" ein Sammlung zahlreicher militärischer Auf sätze aus der Feder eines Frcihcrrn von Guhlen erschienen ist, in welcher in längerer Ausführung das Thema der kleinen Grenzgarnison ebenfalls behandelt wird. Freiherr von Guhlen ist ein verabschiedeter höherer Offizier, der volle acht Jahre in der Verbannung an der Westgrenze hat leben müssen, und gibt die in den dortigen kleinen Garnisonen gewonnenen Eindrücke mit großer, in jeder Zeile zum Ausdruck kommender Objektivität lvieder, so daß ihm die Glaubwürdigkeit, welche dem Verfasser des Romans ,,Aus einer kleinen Garnison" leider abgesprochcn werben muß, in vollem Maße zu teil werden muß. In dem Aufsatz des Freiherrn von Guhlen „Die kleinen Grcnzgarnisonen im Westen" in „8ino ira ot stuckio" heißt es: Wer wüßte es heute nicht, daß Rußland mit der Haager Friedenskonferenz nur eine Komöoie ausgesührt hat, um unter ihrem Schutze ungestört selbstsüchtige Pläne verfolgen zu können? Mit dem allgemeinen Weltfrieden hat cs noch lange Zeit. Davon zeugen nicht nur die Kämpfe, die wie zum Hohne aus die Kon ferenz unmittelbar nach ihr in den verschiedensten Erdteilen ent brannten, sondern auch der unheimliche Kriegszustand, in welchem sich schon seit Jahrzehnten die europäischen Mächte befinden. An icdcm beliebigen Tage, den Gott werden läßt, können diese plötzlich auf einander losjchlagc». Ihre Mobilmachung besteht eigentlich nur darin, daß sie an die erschöpfenden Vorbereitungen der kriege rischen Operationen die letzte Hand lege»; und schon bevor dies hat geschehen können, werden sich au den Grenzen die ernstesten und auch folgenschwersten Gefechte abspiclen. Mehr als ein Viertel ihrer gesamten Friedensstärke haben die Mächte dorthm vor geschoben, um dem ersten Anprall begegnen zu können. So ge langten naturgemäß auch die kleinsten und schmutzigsten Städte und die winzigsten Flecken an der französischen Grenze zu der Ehre eines Standortes für deutsch« Truppen. Für die Heere der anderen europäischen Mächte hat eine der artige Unterbringung ihrer Regimenter nickt allzu viel auf sich Ihre Ofsizierkorps setzen sich noch fast zur Hälfte aus ehemaligen Unteroffizieren zusammen, deren Ansprüche an das Leben noch sehr bescheiden sind, und deren geistige Entwicklung so ziemlich abgeschlossen ist. Im Deutschen Reiche wird aber nur derjenige zum Offizierstand zugelassen, der einen höheren Grad allgemeiner Bildung Nachweisen kann. Wohin aber auch der Offizier geschickt wird, ob nach Berlin oder nach Mörchingen, die Ansprüche, die heute ein gebildeter Mensch an das Dasein macht, stellt er überall. Werden sie nicht befriedigt, so leidet hierunter die Betätigung nicht bloß seiner geistigen, sondern auch seiner moralischen Fähigkeiten. Ter einfache Soldat, ja auch noch der Unteroffizier, kann aus schließlich vom Dienste leben. Der Offizier bedarf, tvcnn er frisch und tatkräftig bleiben soll, der sortactctztcn Anregung durch Ein drücke mchtdicnstlichcr Art. Sonst hört sein Interesse für Dinge, die nicht unmittelbar die Erfüllung seines Berufes berühren, schon bei der Rangliste auf. Völlige Oede herrscht aber in den entlcgc nen Grcnzgarnisoncn des Westens auf allen Gebiete» des Lebens. Wer sie nicht als Tourist, sondern mit der Aussicht betritt, ganze Jahre seines kurzen Erdcndascins in ihnen hinbringcn zu müssen, den kann, wenn er noch nicht gänzlich abgestumpft ist, schier die Verzweiflung packen. Aehnlich wird ihm zu Mute wie den Be klagenswerten, die von der russischen Regierung nach Sibirien,ab- gestoßon worden sind und nun in ihrem neuen Wohnorte eintreffen. Es erscheint wenig glaubwürdig: trotzdem ist es wahr: wie in kultureller Hinsicht der deutsche Osten gegen die Mitte des Reiches noch sehr weit zurück ist, so hat auch der äußerste Westen »och ein gutes cstück Arbeit vor sich, sofern er überhaupt den Ehr geiz hat, sich kulturell zu heben. In den dortigen kleinen Städten fehlt fast alles, was das Leben einigermaßen angenehm und an- regend gestaltet. Von Individuen, die mit der Zivilisation mit- gcgangen sind, muß sogar in den Fällen Entsagung geübt werden, wo nach modernen Begriffen der ungekürzte Genuß selbstverständ lich sein sollte. Auch die anspruchsloseste Verpflegung macht er hebliche Schwierigkeiten. So war in Bitsch noch vor wenige» Jahren keine vernünftige Kartoffel, geschweige denn ein nach deutschen Begriffen eßbares Stück Fleisch zu bekommen. Nur wer die Kosten nicht z» scheuen hat. kann materiell so weiter leben, wie er es diesseits des Rheins gewohnt war. Sehr schwerfällige Naturen sind der Elsässer und Lothringer. Wohlhabend genug, sich eine gute Verpflegung zuzuwenden, begnügen sic sich mit den mangelhaftesten Lebensmitteln. Nur stn Getränk wenden sie sich etwas zu. Wächst ihnen doch aus ihren Hügeln ein Wein, der auch den Feinschmecker zufrieden stellen könnte. Essen und Trinken macht aber noch nicht des Lebens Glück für den auch für geistige
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