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Dresdner Journal : 05.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-05
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- Monat1887-05
- Jahr1887
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- Dresdner Journal : 05.05.1887
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^102 Donnerstag, de» S. Mai, abend». 1887. La»»»»pr«l>r l» U»»«» L,»t»«L« : IS ^MirUcti: L »0 ?f. ^umwrrv: 10 kL Ln—rd»n> äs« äaut»ct»«o L«1cl»e» tritt?o»t- onä 8t«wp«I,u»cll1»g dmru. ^LLSuäi^oxrxedlldreo: 7är äoo kuruu «iuer «v»pult»u«v 2«ilo lclswor 8el»rikt 20 ?k. votor,,Ltogv«wckt" äi« 2süv KO kf. öm T^deUon- uuck 2i8»rn^tt vottpr. Aukielll»^. Lr,ek«lQ«o r I^GUot» mit ^llmdkluos 6«r 8o»o- rmä »bouck«. kornsprsLÜ - Anseülu»«: Kr. I2SS. DrrsdMrIMrml. Für die Gesamtlettung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Anoudm» ro» AoKituälgni»»»» »uirrllrtt, I.«tp«lg: F>. Lra^ciÄettsr, OommimioaLr äs» I)rs«äo«r ^oaruut»; NEdarik -I«rllL-Vt«a - L«tp^-L»»«I-Lr„l»il-rr»LldNlrt ». «.: Äaa«enLte,n et ^o-ter,' S«rUL-Vl,ll-S«Mdllr^- vr»g-l.«tp»1g-rr»LLtnrt ». - «Lueü«u: Duck. Lfv«ie,- k»rt»-LoaLo»-»«rUL-rr»LLtllrt Vtnttg«r1: Du»»-« ct Do.,' L«rUn. I»»val»ckencka»»L, SörUt»: D. Lt»ckt«r» ^«c-/oiAer , N«imov«r: 0. L<Dü8«k«r / L»U» ». S.: F Larct «S Do. LviAu^vdvr r TSuisl. Lrpoäitioo 6s, Orvsäoer ^ourn»!^ vr«6su, Lvingsntr. Ko 20. kerusproeü : Kr^12üb. Amtlicher Teil. Dresden, 3. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Wirkliche Geheime Rath Hausmarschall Graf Vitzthum von Sckstaedt da- von Sr. Majestät dem Könige von Rumänien ihm verliehene Großkreuz der Ordens des Sterns von Rumänien annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem RegierungSrath Lingke bei der Kreishaupt- maanschast zu Dresden das Ritterkreuz I. Elaffe vom SlbrechtSordcn zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wach richten. Karlsruhe, 4. Mai. (W.T.B^ Der Kron prinz und die Kronprinzessin von Schweden find heute nach Amsterdam zu einer Kur bei Dr Metz ger abgereist. Paris, 5. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bor dem Edentheater sammelten sich gestern abend wiederum einige wenig zahlreiche Gruppen, welche schrie« und pfiffen. Die Polizei zerstreute die Menge sofort ohne Schwierigkeit. Rom, 4. Mai. (W. T. B^) Der König ist heute abend von Venedig zurückgekehrt. St. Petersburg, 5. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die afghanische Grenzkommisfiov, in wel cher Rußland durch Ziuowieff, Kuhlberg und Leffar, England durch Ridgeway, Lessor und Barrow vertreten ist, vertagte sich gestern, ohne Beschlüsse zu fassen, bis nächsten Dienstag. An diesem Lage werden wahrscheinlich dir Schlußver- haudlungev stattfivden. Dresden, 5. Mai DaS Gemeindeverfassungsrecht in Elsaß- Lothringen. Seitdem die Umgestaltung der Gemeindeverfassung im Reichsland in Anregung gebracht wurde, sind die Federn in Bewegung, um sich mit dieser Frage zu de» schästigen Wie die ,Mln. Ztg." wissen will, beab sichtige die Regierung, das Gemeindeverfassungsrecht nicht durch ein durchweg deutsches zu ersetzen, sondern nur in denjenigen Punkten eine Änderung vorzu nehmen, in welchen sich die Unzuträglichkeiten der be stehenden Gesetzgebung am meisten fühlbar gemacht hätten. DaS rheinische Blatt bedauert diese» und dringt darauf, die Machtbefugnisse der von der Re- aierung zu ernennenden Bürgermeister gegenüber den französisch gesinnten Gemeinderäten zu verstärken. ,Lst der Bürgermeister der Vertrauensmann der Regierung, so muß ihm namentlich gegenüber einem teilweise aus deutschfeindlichen Elementen bestehenden Gemeinderat eine weitergehende Befugnis eingeräumt werden, er muß in der Lage sein, in allen Angelegen heiten Beschlüsse des Gemeinderats zu beanstanden und der Entscheidung der Regierung zu unterwerfen, und zwar nicht nur wegen Rechtswidrigkeit, sondern auch wegen Unzweckmäßigkeit. Wird der Bürgermeister mit solchen Befugnissen auSgestattet und ist er andererseits der richtige Mann, welcher das deutsche Herz auf dem rechten Flecke hat, dann wird er einen sehr bedeut samen Einfluß zur Befestigung der deutschen Herrschaft entfalten können, dann wird es mit den Beschlüssen protestlerischer Gemeinderäte wohl ein Ende haben. In zweiter Linie scheint eS uns un umgänglich erforderlich, die der Regierung gegenüber Feuilleton. Im Urwald. Vrafiliamsche Erzählung von B. Riedel-Ahren» (Fortsetzung.) „Ob Serena wohl schlafen kann", fragte er sich, „oder ob auch sie von qualvollen Gedanken wach ge halten wird?" Er ging vorsichtig in einiger Ent fernung von dem Haufe nach der andern Seite des selben, weil da» Fenster de» jungen Mädchen» nach dem Orangengarten sah; hier beschatteten Manga- bäume und die hohen Stämme üppig wuchernder Bananen die Wand. Vielleicht, wenn sie sich ruhelos auf dem Kissen wälzte, sebnte sie sich gleich ihm nach dem erfrischen den Nachthauch da draußen; verborgen in dem Schatten de» ungeheuren LaubdacheS über ihn, ließ er die Augen brennend auf dem einen Punkte ruhen, wo seine Überreste Einbildungskraft in jeder Sekunde Serena zu sehen glaubte. O, wenn sie doch käme, er würde Jahre seine» Leben» darum geben, sie noch heute zu sprechen. Da, war e» ein täuschendes Spiel seiner Phantasie oder Wirklichkeit, da» breite Schiebefenster wurde lang sam emporgehoben, zwei weiße Arme kamen zum Vor schein, dann vemerkte Alvaro die Umrisse einer Gestalt in dem Rahmen „Serena I" Mit der Schnelligkeit eine» Gedankens war er an ihrer Seite. Eie stieß einen leisen Schrei er Überraschung au» und wich entsetzt zurück. Er den Gemeinderäten zustehenden Suspension», und Auflösungsbefugnisse nicht unerheblich zu verstärken. Nach Maßgabe der Gesetzes vom 5. Mai 1855 hat der Statthalter das Recht, den Gemeinderat auf ein Jahr zu suspendieren oder aufzulösen, und kann dann sowohl auf Grund dieses Gesetzes, wie des Gesetze» vom 24. Juli 1867 auf drei Jahre eine Kommission mit der Verwaltung beauftragen, oder letztere gänzlich dem Bürgermeister übertragen. (Gesetz vom 24. Februar 1872, K 4.) Für normale Verhältnisse genügen diese Befugnisse vollkommen; allein die Verhältnisse in El- saß-Lothringen sind zur Zeit nicht normal, und eS be darf um deswillen einer Verstärkung der Rechte der Regierung, welche einen bestimmenden Einfluß auf die Wirksamkeit und Thätigkeit der Gemeinderäte in höherem Grade ermöglicht, als es bisher der Fall ist. In dritter Linie möchte wir schließlich auf die unbe- dingte Notwendigkeit Hinweisen, der Regierung eine Disciplinargewalt gegenüber den Gemeindebeamten ein zuräumen. Nach den für diesen Gegenstand maßgeben den Vorschriften können gegen Gemeindebeamte keine Ordnungsstrafen verhängt werden; die der Regierung gegenüber den Kommunalbeamten zustehenden dis ziplinarischen Befugnisse beschränken sich darauf, daß der Statthalter Bürgermeister und Beigeordnete jeder zeit ihres Amtes entsetzen kann, während der Bezirks präsident in der Lage ist, dieselben auf die Dauer von zwei Monaten von ihrem Amte zu suspendieren. Mtt diesen kärglichen Befugnissen kann eine Regierung gegenüber einem Beamtentum, in welchem da» deutschfeindliche Ele ment stark vertreten ist, wahrlich nicht auskommen, mit Hilfe dieser spärlich bemessenen Machtmittel ist es ihr nicht möglich, auf das Verhalten der Gemeindebeamten so einzuwirken, wie es im Interesse der Sache geboten erscheint. Bei den Wahlen ist es vielfach vorgekommen, daß die Gemeinde beamten mit augenfälliger Absicht sich an deutschfeind lichen Agitationen beteiligten; ein solches Verhalten verdient die disziplinarische Ahndung in vollem Maße und es ist in der That hohe Zeit, daß die Regierung in die Lage gesetzt werde, unpassendes und unwürdiges Betragen der Beamten der Kommunalverbände mit Ordnungsstrafen zu belegen. Wir hätten e» lieber gesehen, wenn man mit dem ganzen französischen Ge meinderecht in Elsaß Lothringen gebrochen und an seine Stelle deutsches Recht gesetzt hätte. Allein wenn zur Zeit in Wirklichkeit so tief elnschneidende Ver änderungen und Reformen nicht zu ermöglichen sind, so müssen doch vor allem die vorstehend hervorgehobenen Punkte eine ausreichende Berücksichtigung erfahren." Ob der Mitarbeiter der ,Mln. Ztg." die Dinge richtig, oder ob er sie zu schwarz sieht, wollen wir vor läufig nicht entscheiden. Daß die Stellung des Statt halters Fürsten Hohenlohe sich mehr und mehr be- sestigt, ist erfreulicherweise zum mindesten zweifellos. Nach einem den „Hamb. Nachr." aus dem Reichs land zugehenden Schreiben würde es sich um eine weit gründlichere Umgestaltung des Gemeindever fassungsrechts handeln, als sie der Berichterstatter der ,Mln. Ztg." ins Auge faßt. Der Mitarbeiter des hanseatischen Blattes schreibt: „Die Herbeiführung normalerer Zustände im Reichs lande mird nunmehr ganz energisch betrieben. Es sind namentlich die in Aussicht genommenen, auf die Ein führung der deutschen Gewerbe- und Gemeindeordnung abziclenden gesetzgeberischen Arbeiten, welche in der That als geeignet bezeichnet werden müssen, deutschem Wesen und deutschem Geiste Eingang zu verschaffen und mit den französischen Ideen, Sympathien und Einflüssen einen siegreichen Kampf zu bestehen. Noch in dieser Reichs tagssession soll ein Gesetz in Vorlage gebracht werden, wo nach die Städte über 10 (XX) Einwohner einen Berufs bürgermeister erhalten, den die Regierung auch außerhalb des Gemeinderats ernennen kann. Bisher war das hatte bereits ihre Hand ergriffen und hielt sie mit sanftem Drucke fest. „Ich bleibe hier stehen, aber laß mich in dieser einzigen Stunde zu Dir sprechen von dem Feuer, da» mein Inneres verzehrt! Serena, weiche nicht zurück, höre mich an, ich liebe Dich mit der unverlvschlichen Glut einer ersten, reinen Liebe, ich lege mein Leben und meine Zukunft in Deine Hände. Komm, fürchte nicht-, Du bist am sichersten geborgen unter meinem Schutze, sage mir, daß Du mich liebst und mein bist für immer, sind unS doch zu diesem süßen Austausch der seligsten Geständnisse nur kurze Minuten ver gönnt!" Serena zitterte noch unbemerkbar unter dem Eindruck des Schreckens, den Alvaros unerwartete Erscheinung in ihr hervorgerufen; sie wagte kaum zu antworten, bis endlich die selige Empfindung des Glückes seiner Nähe alle bange Furcht verdrängte und die Gewißheit, bei ihm allein Schutz und Erlösung aus ihren schmachvollen Fesseln zu finden, sie die mädchenhafte Scheu seiner Gegenwart zu so später Stunde überwinden ließ. „Alvaro", flüsterte sie, hingerissen von den sturm bewegten Gefiihlen, kaum vernehmbar, „mein Herz sagt mir, ich darf Dir vertrauen und an Dich glauben. Alles, was Du empfindest, fühle auch ich, wenngleich ich eS nicht so schön zu sagen vermag; ich bin Dein, so lange ich lebe." Sie ließ dar Haupt an seine Schulter sinken, wäh rend Alvaro sanft den Arm um ihren Nacken schlang und die Lippen sich zu einem ersten zarten Kusse fanden. „Run ist unser Bündnis geschlossen", sagte er nach Amt der Bürgermeisters ein Ehrenamt und an die gesetzliche Bedingung geknüpft, daß der Betreffende Mitglied des Gememderats sei. DaS Zustandekommen de» Gesetze» vorausgesetzt — woran wohl nicht zu zweifeln ist, wenn auch die fünfzehn elsaß-lothringischen ReichstagSabgeordneten, wie verlautet, geschlossen dagegen stimmen wollen —, würden folgende elsaß- lothringer Städte von dieser Maßregel bettoffen wer den: Straßburg, Mülhausen, Metz, Kolmar, Gebweiler, Markirch, Hagenau, Schlettstadt und Saargemünd. DaS wäre freilich nur ein halber Schritt auf dem betretenen Wege, denn das Bedürfnis der Beseitigung de» französischen Einflusses macht sich ja auch in ande ren kaum weniger bedeutenden Orten, wie z. B. Weißen burg, Zabern, Diedenhofen, den Fabrikstädten Thann und Bischweiler (Orte mit 7000 bis 9000 Einwoh nern) ebenso fühlbar. In gleicher Weise verhält eS sich eigentlich auch mit den kleineren Städten, mit den Marktflecken und mit den Dorfschaften. Indessen will die Regierung auch nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern durch jenes Gesetz zunächst und schleunigst das dringendste Bedürfnis befriedigen und als Ergänzung ist eine weitere Gesetzesvorlage, die im Ministerium zu Straßburg ausgearbeitet werden wird, in Aussicht genommen, nach welcher eine vollständige, der rheinischen sich anpassende Gemeindeordnung in Elsaß- Lothringen später eingesührt werden soll. Es würden da nach auch die Landgemeinden, deren mehrere jedes Mal zu einem Bürgermeistereiverbande zusammenzulegen wären, eigene besoldete Bürgermeister erhalten. Daß die Re gierung zu dieser auffälligen Zweiteilung derselben Materie sich entschloß, hat, wie erwähnt, guten Grund: sie will und kann nicht länger zuwarten, den offenkundigen Übelständen der Notablen- und Fabri kantenwirtschaft in den größeren Orten wenigstens ein rasches Ende zu bereiten. Tie Protestler und Fran- »öslinge, die ihre Söhne in Frankreich im Hasse gegen das Deutschtum erziehen lassen und dabei ihren Ein fluß und ihre Stellung in antideutschem Sinne zur Geltung bringen, sind eine wirkliche Gefahr und können nicht rasch genug beseitigt und unschädlich gemacht werden. Diese Neuerung wird im Lande bei den Eingeborenen zwar auf großen Widerspruch stoßen, das ist keine Frage; aber wir sind, Gott sei Dank, endlich am Wendepunkt der Dinge angelangt und für den Fürsten Hohenlohe und die Regierung ist heute nicht mehr das maßgebend, was den Notablen genehm ist, sondern das, was Elsaß - Lothringen zum Nutzen gereicht und was dem Deutschen Reiche frommt." Zweifellos trifft der Verfasser vorstehenden Briefes da» Richtige und stimmt darin vollständig mit seinem Genossen von der „Köln. Ztg." überein, wenn er die Ansicht vertritt, daß — wie diese» auch von der Re gierung des Reichslands beabsichtigt sein soll — deutscher Gemeinderecht und die deutsche Gewerbe ordnung mit der vortrefflich bewährten Einrichtung der Fabrikeinnspcklorni an die Stelle der seitherigen der Beeinflussung zugänglichen Einrichtungen tritt. Leicht ist die Aufgabe nicht. Über zweihundert Jahre hat im Reichsland das Franzosentum an der Zer störung deutscher Einrichtungen und Ersetzung der selben durch die fremde französische Gesetzgebung ge arbeitet. Auch ist es ihm gelungen ein französisch deutsches Zwittervolk heranzuziehcn, welches nament lich in den Fabrikdisttikten nichts mehr von dem ge sunden deutschen Blut der Vorfahren in sich trägt. Aber unserer deutschen Zähigkeit und Kraft wird es, gerade so wie wir Jahrhunderte hindurch die deutsche Kultur immer weiter nach Osten trugen, gelingen, die verderblichen Einflüsse in dem Lande jenseits der Vogesen zu beseitigen. Elsaß-Lothringen wird einst wieder ein lebensfrisches Glied des deutschen Reichs sein, wie eS das auch war zu Zeiten des Sebastian Brand, Gailer v. Kaisersberg und Sturm v. Sturmeck. einer langen Pause schweigenden Entzückens. „Jetzt, da ich weiß, ich darf Dich erringen als mein Weib, vermag nichts mehr auf dieser Erde uns zu trennen. Habe Mut, Geliebte! Es geschehen auch zu diesen Zeiten zuweilen noch Wunder, besonders den Lieben den. Wa» vermögen die Machtgebote der ganzen Welt gegen eine Liebe und Treue, wie die unsere? Doch die Augenblicke sind unS kurz bemessen, wir wollen vor allem Pläne entwerfen, Dich zu befreien; ich habe einen Weg gefunden und möchte hören, ob er Dir gefällt. Sage, Serena, würdest Du Dich ent schließen können, mit mir zu fliehen? Mein Führer Pedro ist ein zuverlässiger Mensch, er könnte un heimlich zwei starke Mattiere aus meinem Gefolge satteln, wir eilen zu meiner Mutter, unter derem Schutze Du verbleibst, bis ich die notwendigen Schritte zu unserer Trauung gethan habe." Serena schüttelte den Kopf. „Mein Vater würde bald unsere Spur entdecken, sie verfolgen und unS beide auf der Stelle töten, Du kennst ihn noch nicht in seinem eisernen Willen und leidenschaftlichen Zorn, so liebevoll wie er auch zu anderen Zeiten gegen mich ist. Ich habe seine Unerbittlichkeit bei der Gelegenheit meiner Verlobung mit Vizente Barroso kennen gelernt! Bald nachdem dieser zum zweiten Male zu uns ge kommen, rief mich mein Vater in das Eßzimmer, wo die beiden Männer mit einander gesprochen. „Serena", sagte er, „dieser junge Mann hat bei mir um Deine Hand geworben, ich habe sie ihm gern bewilligt, weil e- eine Ehre für unS ist, wenn unser HauS sich mit dem seinen verbindet. Reiche ihm die Hand, er ist Dein Verlobter l" „Da stand ich, Älvaro, sprachlos vor Erstaunen Der gesunde deutsche Sinn war in den besseren Kreisen nie erloschen. Wir führen nur aus neuester Zeit den Elsässer Dichter Hackenschmid an, der, als anläßlich der Siege Napoleons III. in Italien am 15. August 1859 die französische Fahne auf dem Müusterturme in Straßburg flatterte, der alten deutschen Zeit ge dachte und von der Zukunft erhoffte, daß das in junger Kraft sich erneuende Deutschland die geraubten Teile des Reichs wieder zurücknehmen würde. Und der Dichter täuschte sich nicht. Er erlebte noch die Wiedereroberung des Reichslands und die Gründung der nunmehr schon fünfzehn Jahre segensreich wirken den Kaiser-Wilhelms-Üniversität. Damals flatterte die schwarz-weiß-rote Fahne auf dem Münsterturm und ein Herz erhebender Jubel begrüßte Se. Majestät den Kaiser, den Kronprinzen und die Führer des deutschen Heeres! Lagesgcschichtk. * Berlin, 4. Mai. Se. Majestät der Kaiser nahm heute mehrere Vorträge entgegen, arbeitete dann mit dem wirkt. Geh. Rat v. Wilmowski, machte nach mittags eine Aussahrt und konferierte nach der Rück kehr mit dem Grafen Stolberg Morgen findet eine Abendunterhaltung bei dem Kaiserpaare statt, wozu 200 Personen geladen sind. Zu dem am Donnerstag im Abgeordnetenhause zur Beratung gelangenden Anträge Minnigerode, betreffend die Erhöhung der landwirtschaftlichen Schutzzölle, hat der Abg. Frhr. v. Schorlemer-Alst, unterstützt von Mitgliedern des Zentrums, solgende motivierte Tagesordnung eingebracht: „In Erwägung und mit dem Vertrauen, daß die König!. Staatsregierung in Erkenntnis der bedrohten, durch die aus ländische Konkurrenz aufs äußerste bedrückten Lage der Land wirtschaft der Frage, durch welche Maßregeln diesem Not stände abzuhelsen sei, insbesondere auch, ob und wann eine den Gesammtintcressen des Vaterlandes entsprechende Erhöh ung der landwirtschaftlichen Schutzzölle anzustreben sei, fort- gehend ihre wohlwollende, sorgsame Beachtung zuwenden werde, geht das Haus der Abgeordneten über den Antrag der Abgg. Frhrn. v. Minnigerode u. Gen zur Tagesordnung über." Im Reichstag ist die am 1. März 1887 abge schlossene Nachtragskonvention zur deutsch rumänischen Handelskonvention vom 14. No vember 1877 zur Verteilung gelangt. Eine Versammlung de» Verbands der Spi ritusinteressenten ist aus nächsten Sonnabend nach Berlin berufen worden. Donnerstag und Freitag finden vorbereitende Vorstandssitzungen statt. Wie man den „Hamburger Nachr." schreibt, wird der Zuckersteuerentwurf nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es ist eine Herabminderung de» Rübensteuersatzes von 1,7 M. auf 1 M. und der Ex portbonifikation von 17 auf 10 M. vorgesehen, wäh rend außerdem der Doppelzentner fertigen Fabrikates mit 1 M. besteuert werden soll. Man hofft aus dem Zucker 30 bis 40 Millionen, aus dem Branntwein 100 Millionen gewinnen zu können. Die Notwendig keit dieser Summen kann von Niemandem mehr be stritten werden, und es verdient hervorgehoben zu werden, daß bei der jüngsten Debatte des Abge ordnetenhauses über den preußischen Nachtragsetat von allen Seiten gewissermaßen eine derartige Erhöhung der Reichssteuereinnahmen als selbstverständlich voraus gesetzt wurde. Das preußische Landesökonomiekollegium hat an den Minister für Landwirtschaft, Exc. Or. Lucius, das Ersuchen gerichtet, im wesentlichen nach einem vom Professor llr. v. Miakoffski in Breslau ent worfenen Plane und Programm eine landwirtschaft liche Enqutzte veranstalten zu lassen, und Exc. Or. Lucius ist diesem Plane, wie der geh. RegierungSrat vr. Settegast in einem offenen Schreiben an den und Entsetzen; denn als ich eS einmal gewagt, in das Antlitz dieses Fremden zu blicken, da durchrieselte mich ein Schauer der Furcht, ich hätte am liebsten in den Boden sinken mögen. Er war nicht häßlich, nein, andere nennen ihn vielleicht einen hübschen Mann, aber aus seinen schwarzen Augen flammte ein so sonderbares, wildes Feuer, als wollte er mit den Blicken meine Gestalt verschlingen, um seine Lippen schwebte ein Lächeln, grausam und widerlich, o, ich finde keinen Ausdruck dafür, wie es eigentlich war! Ich fühlte nur, wie ein kaltes Grauen furchtbarer Angst mich packte und eine Stimme laut in meinem Innern schrie: Der nicht, lieber sterben, als die Frau dieses unheimlichen Menschen werden!" „Armes Kind", flüsterte Alvaro bewegt. ,Za, ich habe unsagbar gelitten seit dem Augen blicke", sagte Serena, während sie sich unter einem Frostschauer fester in ihren roten Shwal hüllte, und die schwarzen Augen mit schwermutsvollem Ausdruck zu den Sternen emporblickten; von der schmalen Stirne, wellenartig zurückgestrichen, fluteten die glän zenden schwarzen Haare frei herab, nur im Nacken von einem Bande lose zusammen gehalten. Unmittel bar über ihrem Haupte aber zitterten, bewegt von leisem Nachtwind, die tauglänzenden Riesenblätter der schlanken Bananen. (Fortsetzung folgt.) Meteorologie. Nachdem Dove in der Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin am 3. Sep tember 1859 die Rückfälle der Kälte im Monat Mai, mit Erwähnung eines von ihm 1856 über diese auffällig kalten Tage veröffentlichten Werke«, be-
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