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Dresdner Nachrichten : 02.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187108022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-02
- Monat1871-08
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.08.1871
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^rschriilf: TLgllch früh 7 Uhr. Znskrale ««rdcn angknommrn: blö AbeudS <». Sonntags: dlö Mittags 12 Uhr MarienftratzeL»; iu Neustadt: Vuchdriicterei van I o h. Pä stier, Or.«lost-rgass-». «n,eigen in dies. Blatte Hude» eine erfolgreiche Verbreitung. Auflager ««.«»««»Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. M.211. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Lltpsch Sc Reichardt. — Verantwortlicher Nedactrur: SlllwS Neichartt. lnterIaliraan Zr»»»««s»rr «krtelflhrkich 90«W^ bei uneutgeldkichrrAt» feravg i,'r Hau« Durch die »ö«i^. P^l- dierteljiihrl. 2»'»«^ Eiuzelne Nummer» t Agr. S«ser«1enpreis»:, Für de» ««um et»»» -»fpvltenen Zett«« 1 Ngr. Unter „Singesandt" di« Zeile 2 Ngr. Mitrcdactcur: Theodor Drobisch. Mittwoch, 2. August 1871. Dresden. 2. August. — Der Privatdocent an der Universität Leipzig, Kaiserlich Russischer wirklicher Geheimer Staatörath Di. pliil. Ludwig «Strstmpell ist zum ordentlichen Honorarprofessor bei der philo- sophischcn Facultät daselbst ernannt worden. Sc. K. Plajcstät l«t den Militär-Buchhalter Johann Friedrich Zums'c und den Intcutantur-Lccretär Earl Gottheli Barch zu'NechmnigSrätbcn in der fünften Klasse der Hoirangorduung ernannt. — Gew erbeauöstcl l u » g. ES gleist überall Leute, dcuen ein guter Gcsckvnack und die äußerste Sorgsalt bei ibrcu Arbeiten noch mangelt, die aber gleichwohl Ihre Erzeugnisse, weil sie von ihnen selbst und mit Aufwendung von viel feit und Mühe hcrgcstcllt worden sind, für so gut ballen, hast sic dieselben aus eine Ausstellung geben könne». Störende Farben- »uiammenstelluiigen. plumpe Forincn, klaffende Tbeilc, um- geschlagcne Nägel, mangelhaftes Material re., können aber ein Stück und seinen Aussteller nicht empfehlen, sondern bloö dazu dienen, die nebenstehenden guten Leistlinge» mehr zu heben. Derartiges kommt auf allen Ausstellungen vor und selbst die Pariser war trotz der bedeutenden Koste» für de» beanspruchte» Rain» nicht frei davon; der Dresdner müssen wir zum Nubmc nachsagcu, kaff iu ihr solche Beobachtungen nur verschwindend selten gemacht werden können. ES werten von de» ausgestell ten Gegenständen nicht nur durch die VerloosungS-Dcpntstion. sondern auch durch Besucher fortwährend Ankäufe gemacht. So ist z. B. taS von der Firma Bänmchcr ausgestellte E>un»ni- boot (160 Thlr.) von einem Holländer, ein vom Kunsttischler Friedrich gefertigter Prachttiscb mit vergoldeten Bronzcvcr- zlerungen von einem hiesigen Privaten, das ganze Sortiment der Naturholzstöckc von P>. Wintii'ch von einem.Nenner er worben worden, und auch der prachtvoll gemalte Tisch aus der Meißner Porzellansabrik soll angekaust sein. ES hat. wie uns durch die Beamten mitgethcllt wurde, daö Tapezicrergeschäft von Grüner reiche Nachbestellungen auf die für die Verloosuna er worbenen Polstcrmöbcl. die Ncusilbcrwaarcnfabrik der Gcbr. Metzer auf Ihre gleichfalls angckausten prächtigen Services, die Splcgclsabrik von F. Hiiimann auf ihre vorzüglich schönen M bas Acht vollständig wiedergebrndrn-Spiegcl' mit Silber' beleg, die Harmontumsavrik Von I. Jäbncrl und. Sohn auf ihre unübertroffenen Salon-Harmoniumo erhalten. Die weniger tbeurcn Gegenstände finde» natürlich noch zahlreichere Käufer. Der für .',00 Thlr. angekauste, aber aus <i«x> Thlr. abgcschätztc Hauptgewinn besteht aus dem Kanapee und 2 Stühlen mich englischem Geschmack von Grüner, einem Pianiuo von Nobler, einem Spiegel mit nach vcnctiscl'er Art geschliffenem Gold- rahmen von Sahre und einem Schrcibburcau aus Nußbaum, Nußbaumflascr und Noscnholz von Lchönert. — Gcratbcu ist es, die Ausstellung nicht in einem Gange ganz durchzugebcii, sonder» den Besuch zu zweien Malen vorunicbmeu, oder ei» mal bei Guhrmüllcr im Ncslauraiit dem Körper etwas Nube und Erguickung zu gönnen, den» sonst wird man vom vielen Sehe» io müde, daß man Nichts mehr siebt, »verlier ist cs nöthig, einen Katalog zur Hand zu haben, der als Fäl'rcr dient. — Dos Ministerium des Innern bat bcicl leffs. a. die Inst karten auf das Iagdjahr l^?I 72 in hellgrauer Farbe und mit dem trüberen Ptnstcr durch daö Gc»kar»icric-Wttthfchatts- depot auögcbcn zr> lassen. — ES wird uns mitgetbeilt, daß die von unseren Militär Behörden im Laufe der letzten Tage verauctionirlcn Eavaäcric. und Artillcriepferdc meistens auf französische Nechnung za seor guten Preisen angekauit tvcrken. Ein in Pietz wehrhafter Pferdehändler hat von der französiichen »legicrung Auitrag zur Lieferung von .'»>.00«) Stück Pferden erhalten und 'ä'A.tzl durch Zwischenhändler an asten Orten, wo Milttärpserde in Folge der Dcmobilisirung versteigert werten, dergleichen auf- raufcn, soviel er k'etommen kann. — DaS katholische Vicariat in Sachsen ging damit um, das Dogma von der päpstlichen Uin.hlbarkcit auch in Sachicn zu verkündigen. Wie man aber dem ,,Ha»»öocrschcn Eouricr" von hier aus berichtet, bat der nunmehr zuräckgetrctcne EultuS minister v. Falkcnstein dem apostolischen Vicar, Titnlarbischof Foriverck, auf sein Gesuch, die Eonstitutiou, welche die päpst liche U 'fchlbarkcit ausspricht, auf öffentücheni, amtlichem Wege rer katholischen Geistlichkeit dcS Königreichs Sachsen zur Kcnnt- niß bringen zu dürfen, eine abschlägige Antwort crtbeilt. Der Minister solle dieselbe in sehr entschiedener Sprache gegeben und unter Anderem bemerkt haben: daß er sich zu einer solchen «ln Sachsen vom Gesetz erforderten» Erlaubniß nie werde ent schließen können, da ui jener Constitution alle ankeren Con stitutionen dcö jetzt an der Spitze der katholiichcnKirchc steven- Ven Papstes sanctionirt seien, somit auch der Svliabus, welcher in allen Punkten gegen die sächsische Verfassung verstoße. Die Tbatsachc ist ganz gewiß richtig; die „D. A.Z." glaubt jedoch, daß die Motivirung nicht ganz die oben angegebene gewesen sei; sic erinnert an die bierüber bestehenden gesetzliche» Bestim mungen. Diese lauten u. A.: 8 2. Der jedesmalige apostolische Vicar hat den Untertbancn- und Diensteid in unsere des Kö nigs» Hände abzulcistcn und dabei zur Beobachtung kcrLandco- gesetze bei der ihm aufgetragcne» Verwaltung sich zu verpflich ten. 8 3. Die Bekanntmachung allgemeiner, entweder vom Nömlschcn Stuhle ausgehender, oder sonst vom Vicariatc für nöthig zu befindender Anordnungen durch den Druck oder öffentlichen Anschlag soll ohne unser landesherrliches Vorwisscn und nach Befinden bcigesügtcö Placct nicht geschehe». »Auch behalte» wir uns vor, in etwa vorkonnnendcu Fällen, welche au« unsere landesherrliche Gerechtsame Einfluß haben können, und bei LZcschwcrdcn über Mißbrauch der vom Vicariatc auö- zuübendcn geistlichen Gewalt, selbst im geeigneten Plaste zu ent scheiden. 8 27. Alle zuin katholischen Klerus gehörige Personen, ohne Unterschied der erhaltenen höheren oder niederen Grate der Weibe, habe» bei Ihrer Anstellnng alö Geistliche im Lande de» Untcrthancneld zu leisten. Um jedes Mistvcrstäntniß aus- znschllcßen, sei erwähnt, daß man ganz irre geben würde, wollte man annebmcn, als habe die Differenz des Hern« v. Falkcnstein mit dem Titukarbifchof Forwcrck am' den Rücktritt deS Letzteren von den Geschäften den geringsten Einfluß gehabt. Derselbe ist lediglich in Folge seiner geschwächten Gesundheit veranlaßt worden, um Enthebung von seinem Amte zu vittcu. — Das berühmte Gemälde von Kaulbach: „Peter ArbneS vcrurtheilt eine Ketzerstnuilie zum Feuertod", welches so unge meinen Ankiang findet, wird nur noch biö Ende dieser Woche Im Eomcrthaus am' der Waisenbauvstraße ausgestellt sein. Von hier aus gebt dieses Kunstivcrt »ach Breslau, wo cö sicher auch die übciiuahme findet, die es hier bei asten Gebildeten er regt hat. — Mehrfach ist an und die Anfrage gerichtet worden, ob man es bei dem öitcro licrvorgetrctcnen Deutschenhaß der Schweizer wagen düric, in der Schweiz zu reisen. Mir können daraus er widern, daß dieser Deutschenhaß schon seit geraumer Zeit einer ganz anderen Dcnkimgöart Platz gemacht bat. Mehrere Per sonen. welche die Schweiz letzt bereist haben, berichten von der großen Zuvorkommenheit der Schweizer. Gerade die deutsche Nationalität ist jetzt eine Empfehlung für einen Reisenden ge worden. Plan wird dort mit besonderer Aufmerksamkeit be handelt. Namentlich ist dies in der Ostschweiz der Fast. Im Eanton GlaruS z. B., an den Uicrn des Wallcnscco, herrscht eine für Deutschland geradezu sympathische Stimmung. Um den Aufenthalt dort, z.B. in Wesen, reckst angenehm zu machen, tragen die wahrhaft großartige Natur und die ungemein billigen Preise das Ihrige reichlich bei. Man hat dort Alles, waö daö viel besuchte Berner Oberland bietet, ebenso schön: einen smarag denen, liebreizenden See, himincibobc Berge, grüne Platten, Wasserfälle, Waid und Wiesen. Als besonders einpichlcnswcrth wird uns die Pension zum „Schwert" i» Wese» geschildert, >vo man für täglich I'F Tlmler herrliche Zimmer mit der Aus sicht nach dem See, treffliche Betten, Wäsche, Kaffee mit Honig unk Butter, ein Diner von fünf Gangen und ein Souper von drei Gängen erhält, AUcü reichlich, schmackhaft und abwcch- sclungorcich. - Ucker die Wirksamkeit der hiesigen kgl. Kunstakademie gickst der diesjährige Katalog im Interesse der Gemäldeaus stellung einige interessante Plittbeilungen. Im Winterhalbjahr von 1»70 und 1871 batte die Akademie 77 und die Bauschule 4«; Schüler, im laufenden Sommerhalbjabr 76 und 40, über haupt 110. Darunter befanden sich Ausländer zusammen im Winter 34 und im Sommer Ncuauigenommene waren Ul in der Akademie und 6 in der Bauschule. »Aus Dresden gebürtig sind 32 und -st) aus anderen Orten Sachsens. Was die akademischen Auszeichnungen betrifft, namentlich die Ver leihung eines Rciscstipcndiums, indem das Fach der Malerei an der Reibe war, so empfing solches auf zwei Iabrc in der Höbe von 600 Tbalcr jährlich Herr Richard Brauduer aus Laucnsteiii, Scl liier im Atelier des Herrn Professor Hübner. ES wurde ihm diese Auszeichnung in Folge seines im vorigen Jahre ausgestellten Gemäl cs „EolumbuS im Gciänguiß". Außerdem lamen zur Vertbeilung l kleine goldene Medaille, 7 große silberne Medaillen, !» kleine dcrgl., 15, Ehrcii.zcugiiissc und 14 müudstche Belobigungen. Angekauit im porigen Jahn und der k." emäldegaleric cinvcrlcibt wurden zwei Oelgemaltc: „Lankschait mit Staffage: die ersten Menschen nach dem Süii- ocmall" von Heinrich Gärtner in Leipzig für .',00 Tbalcr, und „Nom mit der Engelsdurg" von dem königl.Hofmaler Theodor Elwulaist in Dresden. — D > c G ew c r b c ba l l e auf der Vogelwiese ist aber mals iumiltc» der großen Schaududciistadt erbaut und zwar diesmal in weit größerem Umfange als sonst, da man in de» früheren Jahren mit dem ohnehin schon großen Raum nickst ausreickstc. Namentlich sind cö die beiden Seitenschiffe, die weiter biuausgerückt und so im Staude sind, nicht blos mebr Aussteller zu saffeu, als auch den Letztere» Estin,cnhcit zu geben, ihre Maaren besser und zablreichcr situireu zu können. Das Innere der Haste ist cbcivalis festlicher decorirt, a's sonst, Fahnen, 'Wappen und anderer Schmuck bilden bunte Garni- ruiigc» zu den herrlichen Gegenständen, die hier ausgestellt sind. I» der Mitte prangt cm grüner, üppiger Rasenplatz, der einen kleinen Teich eutbäit, aui dem gut imilirteü Geflügel schwimmt. 'Aus dem Wasser selbst wachsen die irischen Pflau zcn hervor und ein mächtiger Waffcistralst plätschert und steigt romantisch aui und nieder. Eine bci'ontcrc Novität find die Nöhrbruiincu, die hier und da angebracht lind und ein ganz klares Wasser liefern -- eine große Beanemlichkeit für die ganze Halle. Daß 'ich daö Etablisicineiit auch diesmal eines großen 'Andranges, einer allgemeinen Tbeiliiabme erstellt, beweist die ungeheure Fregneiiz, die sich nickst dies am vergangenen Sonn tag, sondern auch in de» Wochentagen gezeigt. Ai» Eröffnungs tage des Festst' felvst ist der 'Absatz der Billcts zum Eiukritt in die Tainende gegangen, so daß sich ein wahrer Mcnfchcnstrom durch die Ein- und Ausgänge ergoß. Selbstverständlich sind die Eiitreebillctö zugleich Lotterielooi'e, mit denen jeder Ein- tretcndc sein Glück verinclst. Er öffnet nur das Ecuvcrt und kann soivrt gewahr werden, ob ihm das Glück gelächclt oder ob es ib» im Stiche gelcnic». Die wunteriamstcn Physio gnomien strahlen da dem stillen Beobachter entgegen, indem sic mit Kürze und Länge wechseln. Die Gewinne können allso- gleich in Empfang genommen werken und wird an der Eaffe auf Befragen den Glücklichen c,»gezeigt, öci welchem 'Aussteller sie ibr Zufalls Kleinod zu holen haben. Die ganze Lotterie stetst unter der Eontrole der Beböidc und das gickst Sicherheit genug, lieber die AuSstellungs Gegenstände selbst können wir des Einzelnen nickst berichten. Es sind der Sachen zu viel, umsomehr, alS sich auch die Zahl der Aussteller in tiefem Jahre vermehrt bat. Knust und Industrie ist an allen Ecken vertreten und das ist ja der Zweck des ganzen Etablissements. ES wurde zu wett rühren, selbst daö Eervoriagendstc zu er wähnen. cö genügt, zu iagcn, daß sehr werlbvollc Gegenstände dort impoliiren und chemo auch zur Vcrloosnng angctanit lind. In den Abendstunden, wenn die ganze Halle im Flammcn- glanzc strablt, ist das Bild ein noch lebhafteres. Für ein rcicb- valtigcS link comiortablrS Büffet, Eigarrenlagcr re. ist, wie jedes Jahr, gesorgt. Wer also Sinn für Kunst und Gewerbrieiß hat und dabei noch, vom launigen Zmast begünstigt, durch eine» glücklichen Griff in die Lchicksaionrnc eine» gnten Treffer mache» will, der besuche die Kühne! und Weitzmann'schc Gcwcrdchaste. — In der Nackst vom Sonnabend zum Sonntag ist von einem EUenhabnziige der Leipzig-Dresdner Bahn auf der Strecke zwischen Osck'atz und Riesa ei» durch einen Soldaten begleitetes OsfizierSvierd von dein offene» Wagen, auf welchem cS ge standen hat. hcrahgcsprnngcn und, ohne daß cö eine erhebliche Verletzung erlitten, auf der Station Oschatz wieder auigciangcn worden. Der Soldat batte auf dem offenen Wagen geschlafen und war erst am der Station Riesa, wo er wieder erwachte, auf das Fehlen dcö Rosses aufmerksam geworden. — Als bei der Besetzung der erledigten Stelle beS EultuS- ministero in Frage kommend iverdcn unü außer den bereits genannten Herren «Iustizminister vr. Schneider und Kreiö- dircctor von Könncritz» genannt: Kammcrherr von Zehmen auf Stauchitz, Krciödirector Ubde in Zwickau, Professor Di-, v. Gerber, Vofsiizender dev Lcmtetzsynode und Mmistcrlalrath von Weber, Director dcö Staatsarchivs und Herausgeber der gleichnamigen Zeitschrift für sächsische Geschichte und Kultur geschichte. Eine Entscheidung dürfte der König erst in einiger Zeit treffen. — In der Falkenstraße bat sich vorgestern Nachmittag ein in den zwanziger Jahren stehendes, unbekanntes Frauenzimmer an ein in einer dortigen Hausflur spielendes, fünfjähriges Mädchen berangemaclst und indem sie dem Kinde einige Pfennige zum Einkäufe von Kirschen geschenkt, demselben die Ohrringe entwendet. — Ai» vergangenen Sonnabend erregte Herr Stallmeister Eannö im Park zu Reisewitz mit seinem türkischen Vollblut- Hengst „Figaro" vor Tausenden von Zuschauern, darunter auck> die Mitglieder des Brauertages, die allgemeinste Aufmerksam keit, indem er ibn im Garten die Hobe Schule gehen ließ. DaS schöne Tbicr führte alle Gangarten, Galoppadcn re., cxact und schulrectst auö und fand allgemeinen Beifall. Herrn Eannö- wur den hohe Kaui'dangcbote gemacht. — In einem alten Hanfe der Friedrichstraße ist in der vor vorigen Nackst, veranlaßt durch glüvcntcn Ruß, der einen Haufen Späbne in der Nähe der Esse entzündet batte, ein Brand a»S- gckommcn, der von der herbeigebolten Feuerwache hat gelöscht werden müssen. Der Fußboden und das Gebälk der in der ersten Etage eines Seitengebäudes gelegenen Localität, worin der Brand entstanden ist, war bereits vom Feuer ergriffen. alS die Hilfe zur Stelle kam. — Ein Uhrmacherlehrling in hiesiger Neustadt, an welchem in der letzten Zeit Spuren von Tiefsinn wahrgenommen wor den sind, bat sich seit mehreren Tagen aus der Wohnung seines Lehrberrn entfernt, ohne daß bis jetzt etwas über seinen Verbleib hat crinittclt werten können. Der Vermißte war 17 Jabre alt. schlank, batte dunkle Haare und Augen und trug anständige Kleidung. — Ein in den Annalen der Ebirurglc kaum verzeichneter Fall der cigcnthümlichstcn Verletzung kam dieser Tage in Stol- pcn vor. indem einem Knechte der par« povE-i-ior unfreiwillig ak'gcschiiittcn wurde. Jener Knecht war mit dem Einlegen von Futter in eine Futtcrmcn'chine beschäftigt, die von einer Magd mit kräftigem Arm in Bewegung gesetzt wurde, wobei derselbe gleichzeitig daö hcrabiallentc klargcsch'ntttcne Futter zur Seite schafft, hierbei aber in gebeugter Stellung dem Schwungrad«:, daö die scharfen Messer birgt, mit jenem Körpcrthcllc so nahe kommt, daß im 'Nu daö Unglück geschehen. - Wir hören, daß das OfrizicrcorpS des Iägerbataillonö der Firma Gcißler in Meißen für bei Ausbruch dcö Krieges dem Bataillon iiherwicienc Ebampagucr - Bons 2 prachtvolle Ecnidelaöer in Bronccguß überreicht bat, die in der Gcschütz- gicßcrci zu Mainz aus dem Metall eines von dm Jägern er beutete» französischen Geschützes bergesteilt worden sind. — Am Montag 'Abend in der l». Stunde ist in der gro ßen Zicgclgasic ein Mann, der Miihlcnarbctter Richter, von einem Omnibus umgeriffen und überfahren worden. Er bat eine Fractur des rechten Oberschenkels erlitten und Ausnahme im Sladtkrankenbauö gefunden. — Vor einiger Zeit wurde ein Knabe, der Sohn einer hier anil'ältlicheii amerikanischen Familie, zum zivettcn Male bei dein Schießen mit sogenannten Eatapultcn von der Polizei erwischt. Die 'Behörde soll nun, wie wir hören, wegen dieser wiederholten gefährlichen Spielerei den Knaben oder vielmebr dessen Eltern mit einer Geldbuße von 30 Thalcrn belegt haben. — In einer der vergangenen Näclste ist einem Gastwirtbe auf der ^chcffclgassc das in einer Partcrrestubc befindliche Pult erbrochen und daraus ein nicht bedeutender Geldbetrag nebst zwei Taschenuhren entwendet worden. ES wird verinuthct, daß sich der niik'ckamitc Dieb zum Zwecke der Verübung des Ein bruchs Abends zuvor in das Gasthaus eingcschlichen und wäb renk dann seine Bewohner geschlafen, durch ein offen gestandenes Kücheinciister in das Partei rczimmer cingcsticgcn ist, in welchem das iraglicve Pult genante» li.it. — Lcipzia. 28. Juli. Gestern fand vier eine von Lieb knecht link Genossen berufene, stark besuchte Volksversammlung «auck' Damen waren anwcseud» statt. In welcher folgende Fra gen erörtert wurden: „Was war die Pariser Eommune, waS ist die internationale 'Arbeiter - Association und was sagt üvcr Veite die europäische Presse?" Selbstverständlich wicS Herr Liebknecht nach, daß alle Vorwürfe, die man biSber der Com mune gemacht, elende Lügen, daß die Communislen wabrr Ideale von Menschc» «eien :c. An begeistertem Bestall fehlte cs natürlich nickst: als Redner aber die Slcußcrnng that, die Eommune sei schließlich vcrrathcn worden und Biömarck habe sich von TlsterS ein Blutgeld von 5,<>0 Millionen Franken. 30 Tage nack' dem Fall von Paris zahlbar, anöbetungen, da erhob sich kenn dock' ein furchtbarer Lärm, untermischt mit Klatschen und Pfeifen :c. Als am Schluß der Versammlung der Vor sitzende «Bebel» die Anwei'ciideii anffortcrtc, Liebknecht zu wl kcrlcgcii, meldete sich Niemand, «md so wird er wohl mit seinen Ansichten im Rechte sei». Die Eoiiniiune ist eben enqelrein. Leipzig, 31. Juli. «L. Lgbl.» In aller Stille hat sieb vor einige» Tagen hier ein Stück Arbeiterbewegung voll- >ogcn, welches einen charakteristischen Beitrag dazu bildet, wie man in den 'Arbeiterkreisen über daö Vcrbältniß zwischen Prin«' cipal und Arbeiter denkt. Ohne daß vorder im Geringsten.» etwas darüber verlautet batte und ohne daß irgend welche gilt- -- licl'e Vernehmung vorauSaegangen war. empfingen die hiesigen' Tapezicrermeisier eines schöne» Morgens einen gedruckten Zettel, welcher die Unterschrift der „Comnnssion der Tapezterergehilfen-
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