1866 FS1 Tonnabend, den LU November. dem früheren deutschen Bunde Schuld und wem eine selche Handlungsweise?), dieses AuSharrungS- Vermögen möchte fast von Gummi sein, die Seelen elastisch, damit ste nach jeder Anspannung hübsch wieder in'S alte GeleiS zurückkehren. Während man also die hauptsächlichsten Fragen noch auf sich beruhen zu lafs.n scheint, werden Vie hannöverschen Recru'en flott einbeordert, überhaupt die Regelung der Militär-Angelegenheiten schnell vorgenowmen. DaS Verhältniß Preußens zu Rußland wurde wohl fast von Jedermann als ein für Preußen günstiges angesehen Um so mehr muß eS überraschen, wenn preußische Zeitungen darüber überrascht sind (oder vielleicht vie Uebcrraschlen spielen), vaß Rußland ven Fürsten von Rumänien anerkannt hat. Sehr häufig ist vie Sprache dazu da, um seine Ge danken zu verbergen. Die Anerkennung des Fürsten Carl ist nun von den größten Großmächten erfolg«; ob Spanien dasselbe gethan, ist noch zweifelhaft, wenigstens hat der in Constantinopel weilende spanische Gesandte bei der Anwesenheit veS Rumänen daselbst dem letzteren keinen Besuch gemacht. Doch wird daS den Fürsten wenig genirt haben, da Spaniens etwaige Nichtanerkennung jedenfalls keine nachiheiligen Folgen haben wird. Man sagt, der Fürst von Rumänien werde eine Fürstin Leuchten berg, also eine mit der russischen Kaiserfamilic Ver wandte heirSthen. Nachdem nun seit langer Zeit alle Wochen elwaS von der dänischen Prinzessin Dagmar und dem russischen Kronprinzen in den Zeitungen gestanden hat, ist die Hochzeit nun end lich erkolgt. Dem Letzteren hat der Kaiser von Oester reich eigenhändig geschrieben und ihm den SiephanS- orden überschickt. Wenn dem russischen Thronfolger so zahlreich gratulir« wird, so darf man auch nicht vergessen, daS russische Volk zu beglückwünschen. Kaiser Alerander ist rin gelegener und humaner Fürst und würre gewiß schon weit mehr im Reiche verbessert haben, wenn er sich nicht sagen müßte, daß der Fortschritt in Rußland nur ganz allmälig begriffen wird und mithin auch nur ganz allmälig einzuführen ist. Hal er mit der Aufhebung der Leibeigenschaft schon einen großen humanen Schritt gethan, so fährt er jetzt «eiter darin fort, indem Wunöschau. Wie häufig kommt eS nickt vor, daß Spazier gänger, welche bei hübschem Wetter Berge besteigen, um sich oben an der Aussicht zu erfreuen, den Ho rizont umnebelt finden und nur in nächster Nähe eine deutliche Uedersicht haben. Aehnlich ist eS auch bei unseren Rundschauen. Das eine Mal erblickt man deutlich und scharf ausgeprägte, hervorragende Dinge, daS andere Mal geh, eS wie dem Spazier gänger, welcher gerade daS, waS er am liebsten sehen möchte, verhüllt findet. Wir stehen offenbar in Zeitverhältniffen, von denen Jeder, fast instinkt mäßig, sagt, ste sind noch nicht fertig, noch ohne Echlußcapitel. Die vergangene Woche ist eine von denen, welche in der Politik nur Einzelheiten auf weist, deren etwaiger Zusammenhang mit einem dichten Flor umzogen ist. Nirgends ein frischer Wind, der die Wolken zerreißt und einen Blick in die Ferne lhun läßt. Wir können uns daher nur an jene Einzelheiten halten. Um mit Deutschland anzufangen, d. h. mit den versckiedentlichen Staatengruppcn, deren Bewohner deutsch sprechen, so muß eS jedenfalls allgemein auffallen, daß alle militärischen Angelegenheiten sehr schnell, die Verfassungs-Angelegenheiten des nord deutschen Bundes dagegen noch gar nicht in Frage gezogen werden. Baben soll Verhandlungen mit Preußen angcknüpst haben bezüglich einer Militär- Convention mit Preußen. Von Würtemberg hört man noch nichts Näheres. Der Regent BaiernS fährt in seinen fränkischen Provinzen herum und soll überall enthusiastisch (???) empfangen worden sein. Die Wahlen zum Reichs-Parlament sind von Preußen, das früher diese Sache ernstlich betrieb, abermals verschoben worden. Die Volksabstimmung in Nordschleswift ist ebenfalls verschoben worden. Eine Regelung aller dieser wichtigsten inneren Fragen muß also noch auf sich warten lassen. ES ist dies nicht die erste GeduldS-Prüfung; das AuSharrungS- Dermögen der Völker, deren Geschicke man zu be stimmen in Aussicht zu stellen wahrscheinlich in nächster Zukunft noch nickt vorzunehmen für oppor tun erachten dürfte (diese Sprachweise gab man Sioundzwanzigster Jahrgang. für Bischofswerda. Stolpen und Umgegend Amtsblatt des Königlichen Verichtoamtes und des Stadtrathes zu Dischosswerda. Liese Zeitschrift erscheint wjchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12j Rgr. Inserate werden nur bi« Dienstag und Freitag früh 8 Uhr angenommen.