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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-09
- Tag1889-09-21
- Monat1889-09
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1889
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Trfckelnt täglich früh 6'/. Uhr. Kedarkion und Expedition JohanneSgosse 8. Sprechstunden der Nedartiou: Bormitlas» 10—12 Uhr. Nachmniag« 5—6 Uhr. k»k ti,»»««». -t»»»«»»»«»' «--»No««» «»«»ft» «nnatzme »er für »1e «i<hftk«l,en»e Nummer beM««ten Inserate an Wochentage» bt« 8 Uhr Nachmittag«, a» e-nu-un» Festta,rn früh dl«',,» Uhr. 2» den /Uialrn snr Ins.-^nnahmr: Ltt« Klemm. Univerfliät-strabe 1 Louis Löscht. Kathnrlnenflr. 23 Part, uns Köuigsplatz 7, nur bis '/,L Uhr. A b onnemeutspreis vierteljährlich <»/, Mk. >acl. Bringerlohn b Mk., durch die Post bezöge« 6Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» sin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderuug SO Mk. «tt Postbesörderung 70 Ml. Inserate 6gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schrrsu» la»t »us. Prei-verzeich»lß. Tabellarischer ».Ztsterasatz «och HSHerm Laris. Lrrlamen «ater dem Nedactioaftstrich die Saekpalt. Zeile 50 Ps„ varde« Familie» aachrtchtr » die Ogespalteae Zeile 40 Pf. Juserate stad stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruemunernoäo oder durch Posb- oachnohme. 2K1. Sonnabend den 21. September 1889. 83. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. > Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 22. September, 1 Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Kxp6«mi«n Ü68 I.elprlxer l'LxtzblatteZ. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Von Freitag, den 2U. d. M., ab wird )ie Lüindmühleugaffe wegen an den Wasserleitungsanlagen vorzunchmender Aendc- rungen auf die Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 18. September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 6596. Lr. Gcorgi. Vrkanntmachung. Wegen SchleußenbaucS wird die Feldstraße im Stadtbezirke Leipzig-Reudnitz vom St. dS. MtS. ab auf die Dauer der Arbeiten für den gesammten Fährverkehr gesperrt Leipzig, den 1». September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. W>rihgen Gesucht der am 11. März 1841 zu Stuttgart geborene vormalige Opticus und nachmalige Fabrikarbeiter barl Ludwig Flamin Groß, welcher zur Fürsorge für feine hier der öffentlichen Unter stützung anheimgesallene Familie anzuhalle» ist. Leipzig, den 14. September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Armcnamt. It. VIII Nr. 2455. Ludwig-Wolf. Mr. Gesunden wurde im Lause voriger Woch? ein Portemonnaie mit I2V >l, welches an Unterzeichneter Ainlsstelle abgelüsert, bis heute aber vom Eigcnllümcr nicht recianurl wo,den ist. Derielbe wird hierdurch ausgesordert, seine Ansprüche an das Fundobject gellend zu machen bez. nachzuweiien, andernsalls über dasselbe den Rcchien gemäß weitere Verfügung getroffen werde» wird. Leipzig, am 18. September 1889. Das Polijrlauit der Stadt Leipzig. VII. 2925. Bretschneider. Ml. Nirgtrinciski stell e7" Die Stelle deS Ersten Bürgeliiieisices hiesiger Stadt soll ander weit besetzt werde». Gehalt 4000 außeldcin Dienstwohnung. Meldungen wolle» bis zum 30. b. Mis. ciugelcichl w rdeu Saalfeld a. S., den 6. Sepieiiiber 1889. Tcr Vorsitzrnvr des Mkuieiiidcralhs. Trlnle«. Spanien nnd Frankreich. Neben Rußland ist Spanien die einzige Macht, »>il welcher Frankreich aus gulem Fuße steht. Die spanische Negierung folgt mit ihrer Frankreich freundliche» Politik lediglich dem Zuge der spanische» Interessen und diese weise» Spane» entschieden aus den Weg gulen Einvernehmens mit Frankreich. Epanic» und Frankreich haben schon Höflichkeiten auögetauscht während der Weltausstellung i» Barcelona, als die sranzösischc Flotte im Hasen dieser Stadt lag, und Frankreich hat der spanischen Flotte gleiche Aufmerksamkeit erwiesen, alS sie vor Toulon erschien. DaS Berhältniß Spaniens zu Frankreich bat sich in dein Maße herzlicher gestaltet, als sich die Beziehungen Frankreichs zu Italien verschlechtert haben, und Spanien scheint sich des Zwecks dieser Veränderung sehr Wohl bewußt zu sein. Es ist bekannt, daß Spanien seine Bl cke auf Marokko geworfen hat, um dort zur geeignete» Zeit die Nachfolge d r erledigte» Herrschaft anzntrete». Frankreich scheint jedoch nicht geneigt, enicr solchen Besitz ergreifung Spanien« ruhig zuznschaue», im Gegenlheil hat die Haltung Frankreichs in den letzten Jahren wiederholt gezeigt, daß diele M chl ebenfalls Ansprüche aus Marokko erhebt. Spanien stände demgemäß vor cinem Streit mit Frankreich um die Besitznachsvlge in Marokko. Ein Zwischenfall, der jüngst in den marokkanischen Ge Wässern geschchen ist. lenkt dle öffentliche Ausmerksamkeil aus diese Vcrbältnisse in erhöhtem Maße. Tie spanische Bark ..Mignel Teresa ' wurde von marokkanische» Niffpiralen ge kapert und geplündert und der Eapitain und ver Matrose» gefangen. Tic spanische Negierung ging mit großer Energie gegen Marokko por. verlangte sofortige Freilassung der Ge fangenen, Zahlung einer Entschädigung. strenge Bestrasung der Thäter und G »nglbnnng für die beleidigte spanische Flagge. Ei» spanisches Geschwader trifft heute vor Tanger ein, um den Forderungen d r Regierung Nachdruck zn gebe» Die Forderungen könnten nicht schärfer sei», wenn rin ma rokkanisches KiiegSschiss die spanische Bark gekapert hätte, sic machen den Eindruck, a>S ob die Nisspiraten im Aufträge der marokkanischen Regierung gebandelt hätte» oder in deren Sold ständen. Auch die Marokkaner können die spanischen Gcsangenen gleich den Nürnberger» nicht eher an Spanien licranSgeben, a>S sie dieselben haben, und auch Entschädigung pflegt nur Derjenige zu zablen, der einen Schaven verursacht oder mit verschuldet bat. Die spanische Regierung macht die marokkanische Regierung obneWeiicrcS snr die Schandlhaten der an der inarckkanischen Küste kreuzenden Seeräuber verant wortlich und droht andernfalls, sich selbst Recht zu schassen. Was Spanien mit Fug und Recht verlange» kann, beschränkt sich darauf, daß die marokkanische Negierung Alles thut, wa« in ihren Kräften steht, um die Ränder zu sangen und die der Freiheit beraubten spanischen Seeleute zu beireien, aber ob sie die Beschädigten schadlos halten will, fleht bei ihr, sonst wäre ja jede Negierung verpflichtet, für jeden Diebstahl oder Raub, der in dem von ihr regierten Lande an Ausländern begangen wird. Entschädigung zu gewähren. So weil gehl die Entschädigungöpflichl nicht, und der Kaiser von Marokko wird sich demgemäß auch der ihm gemachten Zumnthung kaum fügen. Wen» Spanien aus dem von ihm eingenommenen schroffen Stanvpunct beharrt, dann hat cS die Absicht, mit Marokko Streit anzufangen und die Gelegenheit zur Ausführung läng» beschlossener Pläne zu benutzen. Dazu bedarf eS aber des Ein- versläubniffe- inil Frankreich, und es wäre nicht unmöglich, daß ei» geheimer Vertrag zwischen beiden Mächte» bestände, welcher eie Theiluiig Marokkos für den Fall der Erledigung der dort bestehenden Regierung znm Gegenstand hätte. Nur so ließe sich daS ganz außergewöhnlich schroffe Auftreten Spaniens 'Marokko gegenüber verstehen ES wäre auch in dem Falle nicht gercchifertigt, wenn die marokkanische Negierung die erforderliche Sorgfalt und Umsicht bei Bekämpsung deS See räubern,imesen« in den marokkanischen Gewässrn ver nachlässigt und dadurch eine gewisse Schuld aus sich ge laden hätte. Es fragt sich, ob Italien und England als Mittelmeer- »iächte zu dem Streite Stellung nehmen Werve». Dazu würde erst dann Veranlassung vorliegen, wenn Frankreich die Gelegenheit benutzte, um seine Herrschaft im Millelmeer aus Kosten Italiens zu vergrößern und zu befestigen. Es gilt seil langer Zeit alS stillschweigendes Uedereinkvmmen zwischen den Miitelmecrmächlc», daß Spanien daS erste Anrecht aus Marokko, Italien ei» solches aus Tripolis hat. Aber auch Tunis liegt ur der italienische» Interessensphäre, und Frank reich hat sich dennoch »ich! besonnen, Tunis, ohne sich mit Italien zu verständigen, seinem Machtbereich einzuverleiben. Dadurch ist Italien zu besonderer Vorsicht veranlaßt, und aus diesem Grunde wird die italienische Regierung den Er eignissen in den marokkanischen Gewässern mit der denselben gebührenden Aufmerksamkeit folgen. Bei der außergewöhnlichen Spannung, welche seit langer seit zwischen dem Dreibund und Frankreich besteht, ist jede riedenSstörung, und wenn sie sich auch aus der afrikanischen Seite deS MiitclmeercS zuträgl, eine ernste Sacke, weil sich nicht vorauSscben läßt, welche Folgen sich daran- entwickeln können. Es wäre deshalb sehr wünschenSwcrth, daß der Slreil zwischen Spanien und Maroklo beigelegt würde, bevor ei »och weitere Kreise gezogen hat. Wie Spanien die Gesammt- lage in Europa aussaßt ergicbt sich auS einer Mitlheilung, die CanovaS bei Castillo jüngst einem Mitarbeiter deS „Gaulv'.S" in Paris gemacht Kal. Er soll gesagt habe», taß Spanien in einem europäische» Kriege neutral bleiben würde, weil eS sich grundsätzlich nickt i» auSwärlige Fragen mische. Den Krieg hält CanovaS übrigens nicht für nahe bevorstehend, und er ist der Meinung, daß der Friede noch eine Reihe von Jahren ausrecht erhallen werden könne. Daß Spanien dem Papste Gastfreundschaft i» Aussicht gestellt habe, erklärte CanovaS für unwahr, die Regierung habe vielmehr alle Kund gedungen der Gemeinden in diesem Sinne verboten. Spanien ist durch seine geographische Lage allerdings in den Stand gesetzt, sich den Wellliändcln seri! zn halten, in Kämpfe kann cs nur durch seine Colonial-Znleresscn verwickelt werde», namentlich wegen CubaS. Aber die marokkanische Frage ist keine ausschließlich spanische, und wenn eine Besitz- Veränderung in Marokko ohne Folgen snr Europa bleiben soll, so kommt es hauplsächlich daraus an, was Frankreich in Vieser Sache lhu» wird. Bestände zwischen Frankreich und Ilalien gutes Einvernehmen, da»» wäre die inarvklanisch Frage siir den europäische» Frieden ganz gleichgillig, da das aber nicht der Fall ist. so ist der gegenwärtige Streit nicht ganz unbedenklich. Bekanntlich nahm der Dreibund mil England sogleich Partei sür Italien, als Frankreich die EapikulalionSsrage in Massaiiali an'wars, und dadurch 'wurde der von Gebiet aii- gesachlc Streit sosvrt im Keime erstickt. Eine gleiche Ver aiilassmig zu biploinalische,» E.nschreiten liegt gegenwärtig nicht vor, i»id eö ist zu hoff?» und zu wünsche», daß die am politische» Horizont aufgetanchlc Wolke sich wieder zerlheill ohne größere» Umfang anzniiehmen. Die Geschicklichkeit tcr leitenden Staatsmänner, insbesondere des Fürste» BiSmarck, wird gewiß »ichl« außer Acht lassen, um den Frieden vor Slörung zu bewahre». * Leipzig, 21. September. * Wenn von socialdcmokratischcr oder deulschsreisinniger Seile in Versammlungen oder in der Presse daS Invali vilätS- und AllerSversicherungSaesctz zur Sprache gebracht wirb, so bilde» noch immer die Quilt»»gSdüchcr denjenigen Pniict, wo man glaubt, am erfolgrciste» de» Hebel einzusetzen und die Arbeiter mil Mißtrauen und Abneigung gegen da- Gesetz erfüllen zu können. Ui» diese» Entstellungen und Verdächtigungen enlgezenzulreten, erscheint es zweck mäßig, daraus hinzuweisen, daß die ursprünglichen Onil tungSbücber der Vorlage vom Reichstag in einer Weise umgestaltet worden sind,' daß von cmcm Mißbrauch derselben als Arbeitsbücher überhaupt nicht mehr die Rede sc», kann. Ans Antrag von nationalliberaler Seite ist taö ans mehrere Jahre berechnete und daher dem Verderbe» und dem Verlust um so leichter auSgesetzle QnittnngSbuch durch eine nur sü Ei» BeilragSjabr berechnete QuillniigSkarle, aus welche die Marke» auszuklebe» sind, ersitz!. Diese mit lausender Nummer versebene» QnittungSkarte» sind, wenn sic gefüllt sind, gegen neue Karten bei der dafür bezeichnelen Stelle uniziitauschc», jedoch ist jeder Versicherte berechtigt, aus seine Kosten auch vorher schon jederzeit den Umtausch zu verlange»; dir um- gekauschten Karte» werken an diejenige Versicherungsanstalt cingesandt, welche die erste Karte auSg stelll hat, und sind vcn >he auszubewahren.sodaßsür jeden Versicherten sich seinr Nachweise wohlgevidnel an einer bestimmte» Stelle befinden, wo sie weder dein Mißbrauch, noch dem Verderben auSg.'ictzt sin während na-v ver R'gicrungSvorlagc sie an die Gcinrinde bchörke deS Geburtsortes ciiizusrnven waren, wo schwerlich überall die gleichen Sicherheiten geboten wäre». Die überaus lästige Cassation der Marken ist gestrichen. Daneben sind die schon in der Regierungsvorlage enthaltenen Best inmungen wonach cS bei scharfer Strafe Verbote» ist, i» die Q istiungS karte irgend welche FützrungSalteste ober sonstige nicht hierher gehörend« vermerke eiuzutragen, bvdehallen, so daß allem diesem nach, falls überhaupt bezüglich de» Quittungsbuche» der Vorlage ein Mißbrauch zu befurchten gewesen wäre, jetzl jedenfalls davon nicht füglich mehr die Rede sein kann. * Es ist schon vielfach hervorgehoben worden, daß Herr von Schorlemer-Alst an der klerikalen Agitalion keine» Anlheil mehr nimmt, offenbar weil auch er der Meinung ist, daß sie seil dem kirchenpolitischen Ausgleich grundlos ist und nur künstlich ausrechterhalten wird; besonders bcmerkenSwcrth war, daß er der letzten katholischen Generalversammlung sern blieb, obgleich sie in seiner HeimathSprovinz Westfalen flatt ernd. Ein westfälische« klerikales Blatt erklärt jetzl. Herr von Schorlemer werde zwar sein LandtagSmankat behalten, aber in den Reichstag nicht von Neuem «»treten und sich vom politischen Lebe» mehr und mehr znrückzieben. Wen» zur Begründung angeführt wird, daß Herr von Schorlemer 64 Jahre alt sei, so besagt da» natürlich gar nichts; Herr Windlhorst ist 78 Jahre alt, und er hat sich in einer seiner vielen Reden auf der Bochumer Katholiken-Bersammlung bereit erklärt, zur Belebung der klerikalen Agitation sogar Walzer zu tanzen. * Die „Germania" verwahrt sich mit allerlei sopbi- lisch«, Redensarten dagegen, daß auch daS Ccntrum für den langen Bestand de« SocialistengesetzeS verantwortlich ei. Die Tharsache, daß da» Gesetz nie so lange hälte be leihen können, wenn nicht wiederholt ein Theil (einmal säst die Hälfte) deS CentrumS nnv einmal ei» Theil der deutsch reisinnigen Partei der Verlängerung zugestimmt hätten, wird mit solchen leeren Nedensarten nicht aus der Welt geschafft. Warum haben denn die Herren Windthorst und Richter in den langen Jabren, in denen sie daS parlamentarische Heft in der Hand halten, nichts sür die Beseitigung dieses nach ihrer Ansichl so überaus schädliche» und verwerflichen Gesetzes getban? UebrigenS wird man gut lhnn, auS der ablehnenden Haltung der „Germania" noch nicht aus die künftige Slellungnahme deS Cenlrumö bei einer neuen Regelung der Angelegenheit Schlüsse zu ziehen. DaS jesuitische Blatt Pflegt stet» den Mund vorher sehr voll zu nehmen, bei der Entscheidung wichtiger Fragen aber wird es ast regelmäßig wenigstens von einem Theil seiner Partei >m Stich gelassen. * lieber den verstorbenen Fürste» GÜntber von Schwarzbura.Sondershausen wird der Münchener „Allgemeinen Zeitung" geschrieben: «>« zum 17. Juli 1880 gehörte Günther Friedrich Karl all icqier-'ider Fürst vo« Schwarzburg-Eoadershaulen zu de» Seiivren der enropäilchen Rrgentenjannlien als der dritiälteste Fürst tcr Zeit de« RegieraugSantrilteS nach, als der Zweitälteste ober Höchst Kaiser Wilhelm l. dem Lebensalter nach. Sonatag Abend hat ihn. den Senior de« Geiammthaiise« Schwarzburg. ein saustet Tod von seiner längeren Agonie erlöst. Er wöre am 24. d. M. volle 88 Jahre alt geworden, nachdem er über 45 Jahre regiert und nach seiner Verz-chtleistung noch volle neun Jahre als stiller Privatmann in seiner Residenz gelebt hatte. Wenn man das ireilich leben nennen kann, die Kruste deS LeideS und deS Ge st cs langsam, aber stetig und unaushaltsam entschwinden z» sehen, zuletzt blind und fast taub — von der Außenwelt grausam ab- geschnitten! Und doch ist der Heimgegangene „gute alte Fürst", wie er im Bolismunde schon längst m t Recht bi ß, kem moroser Greis gewesen, o nein, er bewahrte sich bis ziilrtzt eine harmlose Freude ani Leben, Io eng begrenz! dieses Genuß >ebict auch sür ihn ward, bis zuletzt Wohlwollen sür seine »utcridanen. Liebe sür seine Fam lie. Bon letzterer uberledie er zwei Gemahlinnen. Die erste. ki»e geborene Prinzessin von Rudolstadt. Fürst,» Marie, hinterließ iln» drei Kinder, die Prinzessin Elisabeth, de» jetzt regierenden Fürsten Karl und den Prinzen Leooold; die zweite Gemahlin, Maihilde, geborene Prinzessin von Hohenlohe - Oehringen, eine» Prinzen und eine Prinzessin. Prinz Hugo starb. Prnizrß M n ie pflegte ihre vom Baker geschiedene Mutter treulich bis zu d re» voriges Jahr erfolgten Tode. Mit den Geichwistcri, aus erster Ehe kam sie jetzt an« Ste>delagee des Baiers wi-der zujamme». Beide Pri»- zrssinnenvo»Schwarzburg.Londerehauie» blieben»nvermälüt. Bonden vcislorbciien Fürste» wild die Geschichte als eine Hauptlhat jeiu s Leven) zu melde» haben, daß ee seinem kleine» Lande eine Ber- sassung gab, die schon vom 29. September tktl darin, und deren erstes großes Lebenszeichen der am 7. September 1843 zusammen, irnende Landtag, der erste in der Geschichie des Lande), war. Die'e Versossung hat im Lense der Jahrzehnt? mau»igiiche B?r> ändrruugen erfahren, daS Verhältnis; zwilchen Fürst und Volk war und blicb ein glücklich s. D,e Person des Fürsten lrai allerd ngs wenig i» den Bordrrgrund, daS Land wußte aber, daß der Füisi ei» waimes Herz sür seine Unterihane» halte und bewahrle und gern Alles that, um deren Wohl zu fördern. Nach außen drang der 'Raine seines Hole« als eines MusensitzeS der Musik und d?r Thalia durch die sorgsame Psle;e, w iche er aus Anregung »ameni- lich seiner zweite» Gemahlin, Fürstin Makdilde, der Kunst widmete. Die Leistungen des füriilicheu Hossh aierS, insonder heit unter Ferdinand Heckicher's, des «refs.ichen Walleustei». Darstellers. Leitung, sowie die „Loh"-Conccrlc der Hoseapelle unter lüchiigen Crpellmcistcr», wie K rchhoi, Max Bruch, Sic,» rc., l nkien die Aufmerksamkeit der Fachwelt nachhaltig aus sich. Diese Zeit der .Nu istvlüihe ist freilich längst vorüber in der Residenz des Wippcr- liialrs, die Gegenwart stellt an den Staatssäckel viel groß re und ernstere Ansorderungen. Und doch w>rd auch jetzt »och die Trak tion jener Kun «pflege thunlichst sestgehalten — Beweis davon ist dre Thal- sache, daß die Hosconcerl- noch heule in Anieüe» st lie», das; eine zukuusievoll' Musikschule in Sonderehausen zu blühen ang sail ien hat. Bon den Dingen dieser Act hatte sich der Brrslorbcae iclblt ie» Jahre» zurückgezogen, er begnügt; sich mit einem Sl l!l-ben s,lbsl> ge lassener Art. das er sich >» dem ehemalige» Jagdschloß ,.Poij n" aus einer waldigen Anböyc bei Sondershauscn I rrcilel halt-. Dort hin fuhr er Tag sür Tag in jeder Jahreszeit aui einige Stunden. Auch militairiichen Mngm blieb er fern. Gleichwohl ernaante ihn König Wilhelm vor zwanzig Jabren zuni Generalmajor und Ehes des 3. t hüringischen Jnsanicrir-Regimems Nr. 71, daun warde >r Genera lieutenant und am l l. Juni 1879 General der Infanterie. DaS R 'giment halte sein m Eues noch g.'leg;»ilich drs zwan?g- jahrigen Gedciikia.rS seiner Ernennung zum Ches voriges Jahr v rdienie Ehre» darbriiigei, können. Im Bewc iu.lgSü'hre eis ine» unter den zahllosen E,n:ag fliegen der Publi.ist k c »e Flu gehr il ..Das Druische Reich. En, Jdeeneniwurs für jetzt und küning. (Hamburg. Hoffman» und Lamp?.)" Die Broschüre ividm t? d m Fürsten Günther von Schwarzbuig-Tondershauie» cm,n begeisterte» Zurus als dem würdigen Enkelwhne eines kaiserlichen 'Ahnherrn und nannte daS kleine Fü stenihuui eine ruhige pa rjnchalssche „Insel-Lasc im stürmenden Wogeudrange Deutschlands'^!). * AuS Allenburg wird u»s geschrieben: In der kommenden Woche werben Lie Wahlen tcr Laiidlags- abge ordneten i» hiesiger Stadt vollzogen. So ruhig bis her auch noch AllcS ist, so hart ist jedoch der Kamps, dem man knlgkgeugcht. Zwar ist bi- jetzt nur eine einzige Ca»- didatcnlisle erschienen, ober bereit« ist bekannt, daß die Social- dcmokralen, welche durch die Ilncmigkeit der r«chslreuen Parteien im Jahre 1886 ihren Candidate» „dnrck'brachten-, AllcS aiisdicten werden, um tca im Landtage gewonnenen Sitz nicht wieder zu verlieren. Wenn sich jedoch Ne Bürger schaft nicht allzu lau und lässig beweist, so ist ihr der Sieg gewiß; denn bisher ist r« immer so gewesen, daß mehr r«ch»- lreue Stimmen abgegeben wurden als gegnerische, und nur die Zersplitterung der ersteren verhals den Socialdemvkraten zum Siege. In der Person de« Herrn Schniltwaarenhändler Jeydrich haben die Cartelparteien den rechten Mann gr ünden. Wir halten ihn sür einen echten Nationallideralen vo» altem Sckrot und Korn, der besonders auch im hiesigen Stadtverordnetencollegiuln bewiesen, daß er die GeisieSgaben, den praktischen Blick und daS warme Herz hat, wie sie von Einem gksord;rt werden, der berufen ist. sür daS Wohl eines große» Gemeinwesens mit zu rathen und zu lhaten. * AuS München, 17. September, wird der „Schlesischen Zeitung" gemeldet: In der heute Bormittag unter dem Lorsitze de« Prinz regenten abgehaltenen StaatSrathSsttzuug käme« die Ent würfe des Budgets und det Finauzgesetzes sür die 20 Finan.zveriode, der M litairdauShall sür 1889/90, ferner die Gcsetzeniwüese. beireffeud das Gedührenwesea und betreffend den Vollzug deS Reichsqeietzes über Erwerbs« und WirtKschastSgeaossen- ichaslen, eadlich die Novelle zum Malzausschlagsgesetzc zur Ver« cinbnrung. lieber diesen letzteren wichtigen Punci wird das Finanz« »iinisl rium den Kammern einen Entwurf unterbreiten, durch welchen sür d>c Großbrauer die ständige Forierhebuuq des Ausschlags von sechs Mark für den Hektoliter eiugeiührt, den Kleinbranereien aber ein um 50 ^ bi» 1 ermäßgter Steuersatz für den Hektoliter Malz auserlegt werden soll. Dir Brauer aus Nikdervayeru wollen an den Landtag eine Petition richte«, eS möge die Regelung in der Wesse durchgesührt werden, daß von den Brauereien, welche jährlich bi« 500 HI brauen, der Satz von 4 von denen, welche 500—löOO lrl brauen, 5 von 1500 t»S 10 000 hl 6 und von 10 000 KI auswärts 7 Ausschlag erhoben weiden. Ter bayerische Brauerbund verhält sich indessen ablehnend gegen das Svstein der Abstusung, weit es unmöglich sei, eine Scala »ujzusinden. welche den wirklich vorhandenen Rvthständeo aus rnl- prechende Weise abheisen könne. Nicht die ProduclionSziffer sei in erster Linie entscheidend, sondern die Absatzverhäliuiffe, die Größe des Beiriebsorles und ähnliche Umstände seien vc» vorwiegendem Einflüsse Der Brouerbund empfiehlt schließlich einen Ausgleich Militist Lincier Besteuerung, Die Ansichten sind mithin selbst inaer- h ilb der Interessentenkreise noch »ichl geklärt, und somit sind auch die Aussichten sür daS Zusammenkommen eines Gesetze». daS Alle zufriedeiistellt, ulcht allzu günstig. Die Erledigung deS Gesetz« enlwurjes ist indessen noch vor Neujahr erforderlich, da die Giltig- keiisdauer des bestehenden Satze« mit dem 31. Decembcr d. I. zu End« geht. * Es wird bestritten, daß die Ernennung de« ReichStagS- abgeordneten I)r. Bürklin zum Hoslhealerintendanten den Verlust seines Reichstag« Mandats zur Folge habe, indem diese Stellung nur ein H»s- und nicht ein SlaatSamt sei, und cS wird dabei aus die Ernennung de« Herrn v. Wedell- PieSdors zum HauSminister hingewiesen, wo ebei fall- die fortdauernde Giltigkeit de« ReichStagSma.idat» anerkannl worden ist. » » * Die »Norddeutsche Correspondenz" erfährt, daß der Aufenthalt des Kaisers Alexander am dänischen König» Hofe sich bis aus die ersten 12 oder höchsten» 14 Tage des MonalS Oclober erstrecken wird. * Der Vorstand des dänischen Friedensvereins, inil seinem von de» Friede,i-eougressen her bekannten Hauple Frcderik Baser an der Spitze, vermebrl durch einen in den ZeilUiige» gestellte» Ausrus an die Wähler die Lichtstrahlen, welche bei den nächsten Wahlen, die vermnthlich in zwei Mo naten statlsinken werden, die Wähler in ihrer politischen Fiiisieruiß crlcnchlen sollen. Die Friedensfreunde wollen, daß Dänemark einmal sür allemal seine Neulraliiät erkläre und bebemple. Sie sind der Ansicht, daß dies besonders Deulsck- landö Vvrlbeil sei, da» dadurch »ach Norde» hin gedeckt würde, und daß Dänemark auf diesem Wege znnachs: erreichen tön»e, >va« >bni mit der Waffe unerreichbar wäre. Zudem wollen diese Idealisten, die »Krieg gegen den Krieg führen", internationale Schiedsgerichte erstreben, und zwar zuerst zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen. Die hier nachklüigentcn slandiiiavisch-polilischen Regungen hätten sie über diesen Pniict Manches lehren können, wie auch die Nechlögcschichte ihnen zeigen könnle, baß ei» Gericht, welcher Art eS auch sei, ohne vollziehende Macht bedeutungslos ist. Die Schiedsgerichte, die bisher i» der großen Politik zwischen Nationen cngesctzl worden sind, waren doch nur elircnretlende AnstlinslSmitlcl. zu denen man in unerheblichen Streitfragen seine Zuflucht nahm, weil inan sich unterwerfen wolllc. DaS Alleö ist leicht zu begreifen, wenn man etwa» denken will, statt einen schönen Traum zu träume». * Die Intimität der enfllisch-itcilienischen Be zieh unacn bat soeben eine weitere Steigerung, einen ver- slärkien AuSdrnck gesunden i» dem Abschluß eines Sonver- vertragcS gegen den Sklavenhandel, dessen Bestimmungen, wie hilizugesügt wird, strenger sein solle» alS diejenigen irgend eines der bcstehenden bezüglichen Verträge. So u»gc- theillc Anerkennung die zwischen den Cabincten von London und Rom getroffene Uebereinkunst, ibrer idealen sitt lichen und menschenfreundlichen Beweggründe halber, in der ganzen civilisirlen Well finden muß, so klar ist eS, daß der Zweck jener Uebereinkunst daS dauernde solidarische Zusammenwirken der beiderseitigen Secstrcit- kräjte zur logischen Voraussetzung hat. Und die eigen» sormiilirt; Ausnahme deS Mittelländische» MccrcS, aus welchem seit dem Zusammenbruch der s'ceränberiscbell Berbcr- staatcn ein tcr Norbknste AsrikaS der Sclavenhandel a'.S vrganisirte Einrichtung zu bestehen ausgebörl bat, läßt dem liebere »kommen zwischen England und Italien kaum einen cmeereii Spielraum praktischer Geltciidmackiing, als die Ge wässer des Rothen Meeres nnv etwa noch die südlich angrenzenden Gegenden deS Indischen QccanS, entlang der Ostküste deS Dunklen Welltheils. Dort war schon seit Jahren der Schauplatz der iiiaritinie» Parallelaction heiter Mächte und die neuesten Erfolge der italienischen Eolonialpolitik wurzeln znm guten Theil in dein, den Eintritt überseeischer Frictwncii hintanhaltende» vorzüg lichen Einvernehmen der vertragschließende» Tlic'le. in der loyalen Respectlrung der beiderseilig-n Interessensphären. Taß die »ul dem Handii haiikgehen Englands und Italiens zur Sec gcmachlen voitrcfflicbcn Erfahrungen den Wunsch hervorriescn. in dieser Richtung noch einen weiteren Schritt vorwäriS zn thun, kann ebensowenig befremden, alö die Wahriiihinniig, de»: sranrösische Intrigu-n am Unter- und Oberläufe des Nit, »n Sudan wie in Abessinien rastloS gegen die Eonsolidirnng der englischen beziehent lich ver italienischen Schöpfungen daselbst a»Sgespielt tv'rden. daß terner Ver Sclavenhandel in den ostasrikanisichrn G ivass rn sein schmähliche« Gewerbe mit Vorliebe unter französischer Flagge betreibt, die englisch»italienischen Staatsmänner von einer fortgesetzten »»«Nutzung und frucht»
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