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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189005305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-05
- Tag1890-05-30
- Monat1890-05
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1890
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.V - . ekrt täglich h 6'/, Uhr. Lr->ction und LlpkdUi»» Iohannesgaffe 8. Sprrchkan-rn drr Urdartion: vormittag« >0—l3 Uhr. Nachmittag« 5-0 Uhr. SM dt« «na,.»» MM Sch »>« «esocic»» »ich, »rrsuMli. «„»ahme »er str »tr «tchMOl»e«»a Nniilmer »efttmmt« L^sergt» a» Wochentage« »t« » Uh, Nachmittag«, a» L,»„- un» -rstta^nsrntz »1« ,» U>». 3n den Filialen sitr 3ns..A»nah«r. ctt» Ricmm'« Garttm. <«lsrr» Hahn), U^mfithM^rah« i. Kathariuenstr. 33 Part. undKvalgSplatz 7, nur bi« '/,» Uhr. eipmerIagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. MbonnementSprei- vicrtcljährlich 4>x Mk. incl Vrinacrlohn 5 Mk , durch die Post bezogen 0 Mk Jede »inzelue Nummer 80 Ps. Belegexemplar l» Pi Gedlidre» i»r Extrabeilage« <tn Lagedlalt-Formal gesalzt! ahne Postdesoiüeruiic, «!0 Mk. Mil Postbesdrderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petüzeile 20 Pf. Größer» Schriften laut uns. Preisverzeichnis,. Tabellarischer n. Zissrrnsay nach höherin Darc>. Neclamrn nater demRedactioasslrich die saespatt. f.,vor den Familien nachrichte ii e «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet« an die t-xpedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumarnwlo oder durch Past» Nachnahme. 15«. Freitag den 30. Mai 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. von Sonnabend, den rrl. dieses Monat« ab wird der Wochenmarktverkehr, welcher sonst aus dem Nicolai- kirchhvf, der Nicolai- und der Rittcrstraße stattsindet, wegen der dort vorzunehmendrn Straßenarbeiten auf den Aleiseber- platz verlegt. Die Abhaltung de« Wochenmarktes auf dem Haupt» und dem Naschmarkte bleibt hiervon unberührt. Es bewendet auch für die auf dem Fleischerplatze Fril- ballendrn dabei, daß der Markt um 4 Ubr Nachmittags endet und die BerkaufSstände nach Schluß des Marktes völlig zu räumen sind. Leipzig, den 29. Mai 1890. Der Ratb der Stadt Letvzig. Or. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom Itt. bi« TS. dieses Monat- im Argaud- brcnner bei 2,5 Millimeter Druck und >50 Litern stündlichem Eonsum daS l8,3sache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. DaS specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,45l. Leipzig, am 29. Mai 1890. De» RathS Deputation zu den Gasanstalten. Gesucht wird der am 2S. März 1850 zu Plauen i. B. geborene Schuhmacher Bernhard Richard Knetsel, welcher zur Fürsorge für seine von ihm verlassene Familie anzuhalten ist. Wir bitten, den Genannten im BetretungSfalle mittelst ZwangSpasseS anherzuweiscn und unS Nachricht hiervon zu geben zu lassen. Leipzig, am 23. Mai 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. tRr«en-An,t.) V R. IV, 7256/1802,Hrntschel. Dolgr. iKekAyntmachung. e «t«a Jh« Rlrntse a Das für Helene «i«a Jh« Rlrntse aus Ronneburg am 8. August 187? vom Stadtrath in Meißen nusgestellte Dienstbuch ist schon vor längerer Zeit abhanden gekommen und wird hiermit behuss Verhütung von Mißbrauch sür ungiltig erklärt. Leipzig, den 34. Mai 1890. Las Psltieiamt der Stadt Leipzig. VI. 122. Bekanntmachung. Mit dem 1. Juli o. sind bet der Unterzeichneten Gemeinde niedrere Schuhmannstellen mit 1000 .«l Gehalt und 75 Bc- klcidungsgcld zu besehen. Geeignete Bewerber, welch« gediente Militair» sein und den Untcrossteiersgrad erreicht haben müssen, wollen Gesuch« nebst Zeug- llisse» vtt zum L». Juni diese» AahreS anher eiureichen. 'Persönliche Vorstellung ist erwünscht. - — Plagwitz, am 30. Mal >890. Der Gemeinde-Vorstand. Lichoriu». Bekanntmachung. Die Maurer- und Zimmerarbeiten bei der beabsichtigten Erneuerung de« Kirchengebäudes z» Leutzsch werden hiermit aus- -laumeister 4Itenckvekk in ent- init- geichrieben. BlanquetS sind bet Herrn -laumeister «Itenäor Leipzig, Turnerslraße 18, gegen 50 ^ Abschreibegebühr zu nehmen und bi» zum Ablauf des 7. Juni ausgesiillt an den unlerzetchneten Pfarrer abzugeben. Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. Leutzsch, den 28. Mai 1990. Der Kirchenbarstand. Or k. 8el>»e«lei-m»»n, Pfarrer. Snbmisfion ftr einen Schul- und Turnyallenba«. Zu dem hier beabsichtigten Baue einer vürgerschule mit Turn halle sollen die Ranrer-, AsaltrungS-, Steinmetz-, Granit-, (-isencanstructtonS-, GypsdecorattanS-, Zimmer-, Ve- SachungS- und Rlempnerardeiten, sowie die Blitzableiter- milagrn tm Kubmtssionsweae vergeben werden. Das Hauptgebäude, leziehentlich auch di« Turnhalle, soll bis Ende Oktober diese» Jahres unter Dach gebracht werden. BlanchnctS werden auf Verlangen, soweit der Vorrath reicht, von hier abgegeben. Zeichnungen und specielle Boubedingungei können in hiesiger Rathsexpcdition eingesehen werden. Di« ausgesüllten und mit der eigenhändigen Unterschrift de, betreffenden Unternehmers versehenen BlanquetS sind bei Ber ineidung der Nichtberücksichtigung spätestens bis znm 14. I»»t dieses Jahre» anher einzureichen. Tie Auswahl unter den Bewerbern, eventuell die Anlehnung aller Offerten, sowie jede weitere Verfügung bleibt Vorbehalten. Näßen, den 28. Mal 1890. Der EchulauSschntz. Bürgermeister Zschiederich, Vorsitzender. Bi-. Peters. Dir neueste beim Emin Pascha-ComitS in Berlin über 7>r. Peter» ringelausene Nachricht tatirt vom 2 März a»S Rnbagba, der Hanvlstadt Ugandas, und enthält die Mit tbcilung, daß Or PeterS die Rückreise über Usckuma und U.zogo nach Bagamoyo angctretcn hat. Er war also damals über die Ereignisse unternchtct, welche den Auszug Eni in s aus Wadelai veranlaßt baden, und betrachtete seine Aufgabe damit als erledigt, inzwischen ist Emin am 25. April von Bagamouv »ach dem Zsictoria Nyanzasec aufgcbrochen, wird also vcrmutblich bald mit Oi. Peters :»ian,nicnlresseii, da Beide sich ans derselben Straße bewegen, welche Stanley und Emin im ver aangcncn Herbst gezogen sind. Ter Weg von Uganda nach Bagamoyo ist sehr weit und beträgt in gerader Linie etwa 120 geographische Meilen, die sich aber durch Umwege sicher auf I'.n Meile» vcrmcbren, der übrigen Hindernisse, welche Ur Wälder, Eüinpse, Kämpfe ». s w auftbürmen, nicht zn He denken. Ten einzige» Bortbeil für die Schnelligkeit der Reise birlkl die geringe Zahl der Begleiter des I)r. PcterS, sünszig bis sechzig Menschen lassen sich leichter zusammrnhalteu al« 800, zumal wenn keine Frauen und Kinder darunter sind. Emin Pascha hat kaum einen Grund, seinen Zug besonders zu beschleunige», während Peter» daran gelegen ist, baldigst daS Ziel seine» UntcrnebmenS zu erreichen. Es scheint, daß die Kampfe zwischen Mwanga und Karema, den Vertretern der europäische» und der arabischen Partei in Uganda, Or PeterS nicht berührt haben, wenigstens scheint aus seiner Anwesenheit in Rubagha, drr Hauptstadt Ugandas, wäbrcnd der kritischen Zeit hcrvorzugehcn, daß er unbehelligt geblieben ist. Für die fernere Entwickelung der deutschen Eolonisation im Gebiete des Victoria-NyanzasccS sind die Er lebnisse und die ForschungSrcsultate dcS Or. PeterS in diesen Gegenden gewiß von Bortyeil, überhaupt bildet seine Expedition, die, von Wltll auSgebcnd, de» Lauf dcS Tana und de» Kenia verfolgte und von Osten ber bis nach Uganda vordrang, um dann am Westufer de« Victoria-NyanzaseeS entlang nach Usckuma zu gelangen, eine sebr willkommene Ergänzung der Erforschung des deutsche» Interessengebietes der Zukunft, Uber dessen geographische Feststellung und Abgrenzung bisher ver- redliche Verhandlungen in Berlin geführt worden sind. Or. PcterS würde in der Lage sein, Emin schätzbare Winke über die Art »nd Weise zu gebe», in welchcre er den deutschen Interessen in jenen Gegenden dienen könnte. Wir wissen aus de» Erklärungen deS StaatSsrcretair« Frciberrn von Marschall und des Major Licbert, daß die Sendung Emin'S durchaus friedlicher Natur ist, sich streng innerhalb der deutschen Intcrcsscnpbärcn ballen wird und bauptsäisilich OrganisationSzweckc verfolgt. Aber die Grenze» der britischen und deutschen Interessensphären stehen noch nicht fest, und auö den Erklärungen Lord Salisburys bei dem Banket der Londoner Tchneidergildc ist zu enlncymcn, daß die Beendigung der Verhandlungen noch im weilen Felde liegt. Man niag die Sache anfebcn, von welcher Seite man wolle, so kommt man immer wieder auf die Tbatsache zurück, daß der Besitz von Uganda »nd Unyoro zwischen den beiden Mächten noch streitig ist. Tie Verträge, welche Stanley i» der Gegend zwischen dem Victoria Nyanzasce und dem Congo mit den dort wohnenden Häuptlingen abgeschlossen bat, sinr von der britische» Regierung nicht bestätigt worden, weil man sie mit Recht als Verträge eines Privatmannes be trachtet, welche die Regierung nicht binden, und in der richtigen Erkcnntniß, daß sich daraus Meinungsverschiedenheiten mit Deutschland ergeben könnten. In einigen Wochen werden wir den Inhalt des Briese« erfahren, welchen Hansing in Zanzibar von Or. PcterS empfing. Derselbe gewinnt ein hervorragende« Interesse da durch, daß er Aufschluß über die Ereignisse gebe» wird, welche in jener Gegend seit der Entfernung Stanlev'S und Emin'S geschehen sind. Wir werden daraus voraussichtlich erfahren, in welchem Zustande sich die Acquatorialprovinz dcS Sudan »nd Babr cl Gasal befinden, ob der Mabdi dort die Herrschaft angetreteii bat, oder waS sonst dort geschehe» ist. Dir lächerlichen Verdächtigungen, welche Emin als Vcr- rätber z» brandmarken suchen, werden in ihrer ganzen Erbärmlichkeit bloßgcstcllt werde», und man wird hören, was die ösfcnlliche Meinung über Stanlcy'S Hand lnngSwcise Emin gegenüber »rtbeilt. Or. PeterS wird anck in der Lage sein, über die Anstrengungen der Britisch Ost afrikanischen Gesellschaft, Uganda unter ihre Botmäßigkeit zu bringen, Ausschlüsse zu geben. Ueberbaupt bildet der Aufenthalt des Or. PcterS in Uganda ein wichtiges Moment in der Entwickelung der Eolonial-Vcrkällnissc Ostasrikaö. Ein »nbelkciligter, gänzlich unbefangener und cinwandSsrcier Gewährsmann tritt in Or. Peters zu Erscheinung, >»» der Welt genaue Kunde zu bringen über die Ranke, welche gc schmiedet worden sind, um icncn Thcil LstasrikaS sür Eng land zu gewinnen. Or. PeterS bat im Lause der Zeit sür die Gestaltung der deutschen Eolonisation OstafrikaS eine Bedeutung gc Wonnen, welche er obne sein verschulden beim Beginn de« Unternehmens z» Gunsten Emin Pascha'S zu verlieren aus dem Punctc stand. Erst als die Nachricht von dem Tode deS Or. PeterS cintraf, zeigte man sich auf allen Seiten beniübt, seinen Verdienste» um die deutsche Eolonisation OstafrikaS Gerechtigkeit widerfahren zu lasse». Man sing an, cinztiseben, daß eS nicht sowohl seine Ungeschicklichkeit und sein brüskes« Auftreten gegen die Araber gewesen waren, welche den Aufstand in, August 1888 veischuldet batten, als der Rückschlag gegen die Erfolge der Tentsib Ostasrikanischcn Gesellschaft, die woblbegründete Furcht, daß die Stunde der arabischen Sclavcnbändlcr geschlagen habe, und daß nach der deutschen Besitzergreifung Raub und Plünderung geordneten »nd gesetzlichen Zustände» weichen würde». Der Kampf »m die Küstciiplätzc von Tanga bis Milindani war der BerzwcislungSkamps einer in ihren LcbcnSiiilcrcsscil bedrohten, bisher im Besitz der Herr schaft besinklichcn Classe gegen die Vertreter europäischer Eivilisation und die Bahnbrecher einer neuen Zeit, welche schon jetzt ihre Kraft und ihren Einfluß aus einem großen Gebiete geltend macht. Tic Besiegung Buscbiri's „nl> Ba»a HcriS, die Eroberung der südlichen Küstenplätze Kilwa, Lindi und Mikintani haben den Streit vorläufig zum Abschluß ge bracht und den arabischen Sclavenjägern eine heilsame Lehre für die Zukunft gegeben. DaS Verdienst der Pacisicirung unseres ostafrikaniscken Colonialgebietes gcbübrt dem Reichs coinniissar Wissmann, aber dieser wäre niemals in die Lage gekommen, seine strategischen und organisatorischen Fädigkeiten so Hlänrcnd zu bewähren, wie geschebcn, wenn nicht tie kübnc Entschlossenheit deS Or. PcterS u»S das Gebiet erst zugänglich gemacht balle, aus welchem die Lorbeeren Wiss mann'S errungen worden sind. Wir freuen unS berzlicki und wir sind überzeugt, daß diese Freude in ganz Deutschland gctbcilt wird, darüber, daß jetzt begründete Aussicht bcstebt, Or PeterS werde »ach seinem letzten, so überaus glänzenden Zuge wohlbehalten wieder in Bagamoyo eintresicn Der Erfolg entscheidet immer im Leben, aber ein traurige« Ende »ach so unvergleichlichen Erfolgen wäre immerbin ei» Unglück gewesen, daS nicht tief genug beklagt werden konnte. * * ^cipziq, 30. Mai. * Zu den schon erwähnten Berathungcn der Commission sür den Entwurf einer neuen Militair - Straf- acrichtSordnuiia sinv in Berlin eingetrofsen: der königl. bäuerische General-Major Berg, Eoinmandeur der 8 Infantcric Brigade, der Ober-Auditeur Grimm de« königl. bayerische» General AuditorialS, der königl. wiirttembergische Gc»c>al- Major Freiherr von Falkensteiii, Gencrat ü la suitu Sr. Maj. deS König- von Württemberg und Eoinmandeur der 52. Infanterie-Brigade, der königl. württcmbergische Ober KricgSrath von Landbcck, Mitglied der Iustiz-Abtbeilung, der königl sächsische General-Major von Raab, Eommaiideur der 6. Infanterie Brigade Nr. «1, und der Geheime Kriegs rath Huth, AblhcilungSvorstand im königl. sächsischen Kriegs- miuislcrium. * Bon der jüngst verstorbenen Geb. Räthin Ebarlotte Dunckrr ist in diesen Tagen eine kleine Schrift «Kaiserin Augusta, ein Charakterbild- (Verlag von Alexander Duncker, Berlin) erschienen, die in besonders gediegener »nd lebenswahrer Schilderung der geistigen Bedeutung und den großen Perdiensten der ersten deutschen Kaiserin gerecht wird. Die Verfasserin hatte die reichste Gelegenheit, die hohe Frau kennen z» lernen; sie darf mit Recht von ihr rühmen, daß die ver ewigte Kaiserin Augusta gekonnt hat, was sie gesollt, daß sie geworden ist, was zu werden sie berufen war, dank dein einheilliche» großen Zuge, der bei aller Maniasaltigkeit idrer Anlage», E» Hhrungen, Ausgabe» »nd Absichle» durch ihr Wesen und Trachten ging. Besonders lesenswert!) sind die Auseinandersetzungen, welche zu erklären suchen, wie es gekommen ist. daß die hohe Frau, deren Gewissenhastigkeit sich keinen Schritt zur Geltendmachung ihrer Ueberzeugungen erließ, dem König »no spater dem Kaiser Entschlüsse erichwerl oder erschüttert Hai, die er zu fasse» batte, seit Fürst Bismarck am Steuer saß. Das gilt vor Allem auch sür eine Neide innerer Kampfe, insbesondere sür den kircbeiipolitischen Kamps. Doch weist Frau Duncker mit vollem Recht die Fabel zurück, die Kaiserin sei »ichl abgeneigt geivesen, zur katho lischen Kirche üderzutreien. Niemand, am wenigsten einer der all- gemein bekannten evangelischen Geistlichen, die Jahre taug der Kaiserin nahe gestanden, wird je darüber in Zweifel gewesen sei», daß sie eine Fra» von ernster, tiefer, grundlegender Religiosität protestantischen Charakters war. Daß sie als erlauchte Somari- terin aus der königlichen Höhe ihrer geistigen Bildung, aus der Atmosphäre des Wissenschasls- und Knnstbereichs, dessen edelste Blntben ibr unablässig zu Gemiß und Würdigung dargebolen wurde», sich zu den schlichte», elemeniaren Beziehungen von Mensch zu Mensch in voller Hingebung zurückwandie, baß die Nolh des Ileinslen Einzelne» ihr Gegenstand liesslen Interesses wurde, das kann der Nachciseruna unserer bildunasstolze» und bildungssrohen Zeit nicht genug eiilvsobte» werden. Von besonderem Interesse ist in der Anlage der kleinen Schrist ein ausführlicher Brief vom 22. October 1848, in dem die hohe Fra» de» Major v. Roo», den damaligen Ches des 8. Armeerorps in üoblenz, den später» Krieqsminisier, bittet, an Stelle des erkrankten General« v. Unruh drr Gouverneur de- Kronprinzen zu werden. Ter Brief „betrifft daS Kostbarste, Lkeuerste, was sie hienieden besitzt, ihren einzigen Sohn", und er iegt ihre Erziedungsgrundsätze in einer so schönen und offenen Weise dar, daß er zu einem der vornehmste» Denk- mälcr sür die geistige Größe der ersten deutschen Kaiserin wird. Bei dieser Gelegenheit sei auch aus das in diesem Verlag erschienene Gedeiikblatt htngewicsen, daS die letzte tiesempsundene Dichtung Karl Gcrok's enthält, die von Professor Friedrich t» sinnig poetischer Form ansgestaltet und mit einem lebenswahren Bilde brr ver ewigten Kaiserin geschmückt ist. * Zn den deutsch französischen Beziehungen wird unS aus Berlin geschrieben: lieber das Verhältnis! zwischen Deutschland und Frank reich ist seit den, Rücktritt de- Fürsten Bismarck eine Reibe wnnderlicher Nachrichten verbreitet worden, »nler denen schließlich die letzte, die von der -Kgrüsiung des Präsidenten llarnot durch den Fürste» Hobentohe, mit der grötzlcn Bestimmtdrit austrat, obgleich sie icbenr der Verbällnisse auch nur halbwegs Kundige» sofort als fast die miwalirscheiMill'lle von allen Vorkommen mußte. C-:> balle laum erst dcS vssieiöse» Dementis dieser Nachricht bedurft, nachdem eine Begrüßung unseres Kaisers l>ei seiner neuticheu Amveseubeit i» Elsaß Lothringen seitens eines Abgesandte» des Präsidenten Carnot unterblieben war. Daß über die Unterlassung der artiger iniernaiiviialer Höslichkeilsdezeugiinge» zwischen Deutschland und Frankreich eine beiondere Abmachuug besieht, wie die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" mittheilt, ist allerdings ne», kemizeichuet aber die wirkliche Lage bester, als lauge Aiiskinaiidersetzliiigen. Das Erscheinen des Slatlhailers des deutsche» Reichslandes Elsaß- Lothringen in Belsort, dem letzten bei Frankreich verbliebenen llleste des Elsasses, wäre, darüber kann inan sich picht täuschen, geradezu eine Provocatio» der »ntieblamste» Kundgebungen gewesen. Jene Abmochnng ist eine weise Mastregel im Interesse brr Er haltung des Friedens, zugleich ober auch der beredteste Hinweis daraus, daß es zwischen Deutschland und Frankreich »iiien wunden Punct giebt, durch den der Friede jederzeit in Frage ge stellt werden kann. Das wird auch bestätigt durch das Verhalten, welches der Präsident der Republik soeben i» Belsort beobachtet hat. Herr Eariiot war aus der Rückkehr von einer großen Reise durch den Süden seines Landes, aus welcher er dcS Leslere» von der Nvlhwendigkeit der Erhaltung des Frieden» gesprochen hat. Wie seltsam, daß dies Friedensbekennlniß gerade an dem Orte verstummte, von wo aus es den tiefsten Eindruck hätte mache» müssen! Der Präsident beschrankte sich in Belsort daraus, de» stummen schmerz des Patriotismus zu bewundern. Herrn Earnot's Friedensliebe wiro tam» Jemand i» Zwrisel ziehen wollen; aber es giebt ei» Axiom der ösieniticheil Meinung, vor dem er stch beugen muß. Ties Axiom Iniitci: keine Veriöhnung mit Deutschland ohne Rückgabe Elsaß- Lothringens. Herr Earnot hat in Beliort nicht von Flieden reden dürfe», rin« Thaimche, die man i» Deutschland nicht unbeachtet iassen kann. * In dem Berichte, welchen der Vorsitzende deS Vorstandes der AnwaltSkammcr zu BrcStau über tie Tha'tigkcit dieser Kammer »nd ihres Vorstandes ii» letzten Geschäfts jahre dem Iustizminislcr erstattet hat, ist vorgeschlagcn worden, zwischen die von dem Ehrengerichte sür Rechlsan walte zu verhängende Geldstrafe und tie Strafe der dauernde»? Ausschließung von der Rechtsanwaltschaft als Zwischenstufe die Strafe der zeitweiligen Ausschließung von der Rechtsanwaltschaft einzuschiedcn. Ter „schlesischen Zeitung" zufolge hat hieraus der preußische Iustizminislcr geantwortet, daß er infolge dieser Anregung Veraiilassung genommen hat, den Staatssccretair drö ReichSjuslizamtS um Ans luiist darüber zu ersuchen, oh auch nach den von dem Ehrengerichts Hose i» Leipzig gemachten Erfahrungen eine Lücke in der Straf- scala deS tz. 03 der RechtSanwallsortnung sich fühlbar gemacht Hahr. In den hieraus seitens deS dezeichncten StaalsecrctairS den« Minister mitgelbcillcn gutachtliche» Acußcriiiigc» des Präsidenten dcS ReicksgcrichlS und des Ober Rcichsanwatis ist diese Frage aus das Bestimmteste verneint und unter Hin weis aus die in der Begründung zu dem Entwürfe der NechtSanwaltSordnung hcrvorgchvbcnen Erwägungen als wünschenswerth hczcichnet worden, die zeitweise Ausschließung von drr Rechtsanwaltschaft als ehrengerichtliche Strafe nicht einzuführc» Unter diesen Umständen hat der Minister gc- glauht Anstand nehmen zu sollen, wegen Abänderung de« tz. 03 der RcchtSanwaltSorknung cm Weiteres zu veranlassen. * Die Verfügung betreffs der Ermittelung über die jüdischen Schüler an höheren Lehranstalten in Preußen scheint genereller Natur ;» sein; den» »ich« nur daS Provilizialschnt Collegium in Schlesien, sondern, wie jetzt gemeldet wird, auch das von Ostpreußen läßt derartige Erniiltcluitgcn ansicllcn. * Nach einer von dem hessischen Finanzminister Weber einem der Stadt Mainz nahestehenden Mitglicde der Zweite» Kammer gemachten Mittheilung soll die groß- bcrzoglick, hessische Negierung bereu sein, der Stadt Mainz einen Staatsznschnß in der Höbe von 8oo mm .// alc> nachträgliche Entschädigung sür die von der Stadt bereits ausgewcndctcn Kosten der Rheinregulirung zu gewähren. I» de» nächsten Tagen werte de» Landstände» eine bezügliche Vorlage untcrdreilct werden. » «- * Von den „Mitlheilungen" deS Allgemeinen drut schen Schulvereinö zur Erkaltung des TculschllminS im Auslände ist vor Kurzem Nr. 3 (»e»e Folge) zur Versendung gelang«. Ein längerer Aussatz ist der Lage in Böhmen und ihrer Entwickelung gewidmet. In dclnselbc» wird vor Allem tie Meinung widerlegt, als ob infolge der zwischen Teutsck'ci, lind Czcchc» getroffenen nationalen Vereinbarungen der »alionalc Nolbsland der Deulschböhiiicn nun mit einem Schlage beseitigt sei. Tic Lösung der Frage der Mcnder- beilö Schulen wird als nnbesricdigend bezeichnet, da nack, wie vor die deutschen Geincindc» zur Errichtung und Erhaltung von Schulen für die czcchischcn Minderheiten im deutschen Sprachgebiete verpflichtet sind, die stcucrkräsligcn deutschen Mindcrveilcn in Prag, Pilsen und anderen »bei wiegend ezeckischen Orten aber verhalten bleiben, die allgemeinen Schullasten zn trage» und hinsichtlich der Verwaltung ihrer Schulen da« Wohlwollen dieser Gcnieinkcn anznrm'en. Daß de» Gemeinte» die aus der Erhaltung dieser Minkcibeils schulen erwachsende» Mehrkosten aus dem Lantessonts, zu dem sic ja auch heistcucrii müssen, vergütet werte» sollen, mindert das Gehässige dieser Bestimmung bei dem Herr- bei,- den nationalen Gegensatz ebensowenig, wie die Foidocnng, daß fortan die Ellern, die eine Minderhcits'ck'nle verlangen, sünf, bez. drei Jahre» an dem betreffende» Orte ansmsig sein müssen, die Errichlung solcher Schulen erschweren wird, da erfahrungsgemäß die czcchischcn Einwanderer im dei-N.he» Sprachgebiete rasch seßhaft werden. Tic nächste Folge der Ans siihruiig dieser Vcstiminnng wird die sein, daß so ziemlich alle Sckinlcn des ezcchischen cLchnlvercins von den belce'senten Gemeinden übernommen werten müssen »nd daß tnnilighin, wie der Führer der Altcrechcn, Or. Ricger, bereits hervorbob, irr die Errichtung und Ervaltung der czechischcn Mindcrbccteschnlcii in Böhmen weit weniger Schwierigkeiten bestehen werden als bisher Als weitere Folge aber wird sich ergeben, daß- der czc-chischc Schnlverei», wie er in einem RunklGic-iben auch dcreitS angedculct bat, die Errichtung von ezeG-i hen Guten in Mähren und Schlesien in größerem Mas stabe wird be treiben können als bisher »nd daß jetzt die zn ^.ckMlzwecken in Böhmen verwendeten Mittel anderen »ali/Ml-sagita torische» Zwecken zuslirßen könne». Die TcnlscWWnie» aber werden nach wie vor an vielen Orten zur tM-altu-ig von SchiilvercinSschule» sür ihre Mindcrbeile» gezwungen sein, weil sie durch die llehcraiilworlnng dieser Schulen in die Verwaltung einer übelwollenden Gemeinte das oc-desurtbcil dieser Schule» besiegeln würden. — Tie Nach» ist-len ul er das Vcrcinslebcn enthalten Berichte über die obäiucleii der Landcsvcrbändc Sachsen, Baden, Württemberg, Rbeinland »nd einzelner Ortsgruppen Ec» Artikel: „Ans der Schweiz" bespricht die Sprachcnvcrl'ältnisse dieses Landes. Eine llebcr- stchl über die sämmllichen Ortsgruppen des Vereins wuv voranösithllich in dem nächsten Hcslc gegeben werden. * Nach den letzte» amtliche» Erhebungen betaust sich die Zahl der Volksschule» in Oesterreich ans >7 NO ctarunlcr 070 Privalschnlcnst Ter Unterrichtssprache nach sind 7007 deutsch, UNO ezechisch, >511 polnisch, 1031 rnlhenisch, .',3.', slowenisch, >«08 italienisch, 352 serl-o kroatisch, 01 rumä nisch, 4 inagyarisch und 15l sprachlich gcmischl I» Nieder Oesterreich gab cs 1502 deutsche, 8 dcnl'ch ezechische Schulen und l rein ezechische Volksschule, in Ober Oeiicireich 530 deutsche, in Salzburg 175 dcnlschc Schulen; in Steiermark fanden sich 57o dcnlschc, 108 slowenische und 72 denlsch slowenische, in Kärnicn 207 deutsche und -.»«> . kcsiilsch slowenische Schulen. Von den 283 Schulen Kra«»- waren 20 deutsch, 235 slowenisch und io deutsch slosvenisch: von den 303 Schulen des .Küstenlandes K deutsch, 132 slowenisch, 150 italienisch, >3 l'crbo kroatisch »nd 2> sprachlich gemischt, von den I782Schnlcn Tirols >018 deutsch, 738 italienisch und '>> denlsch italienisch, von den 320 Schulen Talmaliens 2 deutsch, 11 italienisch und 310 serbokroatisch, von den 5n>0 Schulen Böhmens 2330 deutsch nzss 27lc« ezechisch, von den 222«« Schulen Mährens 703 dejiki'eh, i 102 ezechisch »ns 25 deutsch ezechisch, von de» 525 Schule» Schlesiens 211 denlsch, I l0 ezechisch. I >7 polnilrt' und 21 sprachlich gemischt, >.» den 3I«>7 Schnlen Galiziens >27 rcnlsch, 1307 potn"' . 1510 rnlhenisch, Ol'sprachlich gemischt, von de» 252 Sw»!,» der Bnkowina 30 deutsch, 85 riilbcnilih, Ol rnmä'iiilch, > magna risch und 72 deutsch rnlhcniseh bez. dcnti'h in-n.inisch Am Iabrc 187l besuchten von den sck'»lpsl:>:>lig>-i, ->.:.ider» 57,3 Proc., im Jahre >875 Ol,02 Proe, INI I.ilne 1 4»l>,0> Proe. und im Iabre >885 85,52 Proc die S br.ie. '-Im letztgenannten Iabre gab eS im Ganzen 2 07-."> !-> sc>'"l besuchende.Kinder, während 1c«0 085 schulpflichtige Kinder leine Eck'nle htsnchlen * lieber einen Vorgang in Genna, betreffend die Ueberrcichung von Fcsiungsplänc» an den remscheu Gener a leonsn l Schnee.,ans, erhält dce „National Zeitung" auS Rom zuverlässige Mitlheilungen, ans denen erhellt. Mit welcher Peinlichkeit in diesem Falle den intcr nationale» Verpflichtungen, sowie dem innigen Bnntes- vcrbäll nissc Genüge geleistet worden ist. «eit einiger Zeit war aus dem dentßheii Generalkonsulate in Genua ei» Deutlchee, Namens Ianzer, ajs .Hill-lclneibee belchä' tigt, der seit einer lange» Reihe von Jahren in Gwim, zuletzt in großer Diltjligkeii gelebt Halle, ins ihm daun eine ; icviivrclck >- Beschäftigung gewahzt wurde. Zum größte» Erslami.n unseie« Geiieralconsuls erjchie» Ianzer eines Tages mit einer Nolle von Pavirre», die er als Zeichnungen vo» Fvilisi.atioucn l->zeichnete. Iauzcr hob hervor, daß er von .Haus au Ingenieur wäre, lo daß Hi-rr Schneegans glauben konuie, e- l-mitle l>c!> uni eine Liebhaberei Ianzer'S, der zugleich wohl 8-in An sehen erhöhe» wollte. Statt der erwarteten ilemiung wurden dem Hitssschreider dc, schwersten Vorwuc. n Dhet mit dem Hinweise, daß er sich eines Verbic.ben - uldig ge macht haken könnte. Unser' Generalcvnsul. der keine A: cuu > dar an hatte, daß Ianzer einen Mitschuldigen besitzt, beri-hl.l.- d n F-!l losort »ach Berlin, vo» wo aus er die Wenuug .,l . e N me nicht erst ci»z»sendeii, sondern zuruckzuhalteu.. bi> tie. -. en Regierung zur Beringung gestellt werden konnten , .! !>>>> - und dies ist sur das Buude-oerhältiiii! Deuts.lstaues zn Iml.cn de« zeichnend — haben die Pläne i» Berlin gar nicht vvrge»
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