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Dresdner Journal : 17.09.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186109175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-17
- Monat1861-09
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 17.09.1861
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1861 .Hk 217 Dienstag, den 17. September. Adoa»e«nit»Prrtst: ILKriicd: 5 'sfllr. 10 kixr. io S—d»«». 1 lio L»1»»«« ^jiikrl.! 1 „ 10 ,. ., .. stritt kost oock Ploootlivk io vr,»«»» 15 tt^r. s 8t«n>p«l»o- Liorola« t>uww«ro: 1 1 »cdl»x ^io»o. »«seratroprrtsr: kür 6«o Noom «io«r »«»poiteoeo 2«il«: 1 ttssr. Vot«r ,,Lio^«»»oat" cki» 2«il«: 2 tt^r. «rschrttunr l'L^Iict», mit Lo»o»dw« ä«r 8onu- ooä k>i«rt»e«, ad«r>ck» kUr ck«o solx«ock«a "r»^. DresdnerHomMl. . Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. >»stratr»«inwh«r «swärl«: L«tP«tU: k'». , Oommi»»iooii, 6«» Or«»<Ill«r ^oorook; <d«o6»,«Ibit! N. Nv»»»>; Ht«»»: » Vool.«o; >«rU»! Oio^ivi'eck« Üuetik., timxirr»'» 8ur«»u; Lr»««o! t). 8c«e.orr«; TrnnkNirt ». N.: ^Lior»'»cde 8uckd»ockluvg; Kilo Xool.^ Niioi»«»; kort«: v. x,o«ixr«i.» <28, ru« 6«» doo» «ok»o»); kr»U: t'n. Lo»l.rco', Luol»ii»o«Uunx. cheraurgeder: Höolxl. Lrpkäitioo äe» vre»äo«r ^oorool», vreeckeo, L1»ri«o,tr»»»« Ur. 7. Amtlicher Theil. Dretdeu, 16. September. Seine Majestät der^ König haben Sich heute Vormittag 10 Uhr nach Frei berg begeben. Bekanntmachung. Die Anmeldungen zur Londoner Ausstellung betreffend. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung de» Mi nisterium- des Innern vom 1. August a c., welche be reit» dreimal im Laufe de» August veröffentlicht worden ist, wird nochmal- darauf aufmerksam gemacht, daß die Anmeldungen spätesten» am 1. October 1861 bei der Au-stellung-commission in Dresden eiugegangen sein müssen, wenn sie überhaupt Anspruch aus Berück sichtigung bei VrrtheUung de» äußerst beschränkten Raume» haben wollen. Vorstehende Bekanntmachung ist in allen, 8- 21 de» Preßgrsche» vom 14. März 1851 bezeichneten Zeitschriften abzudrucken. Dresden, den 14. September 1861. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Wtinlig. Drmuth. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Stach richten. Hettimitschau. (Time») Tagetgeschichtk. Wien: Vom ReichSrathe. Entlas sung de» siebenbürgischen Hofkanzlers. Zur ungari schen Frage. — Prag: Antrag deS LandrSauSschuffr» in der Schulanzelegcnhett. Vermischte». — Agram: Vom Landtage — Vom Rhein: König-Parade. — München: Kammcrverhandlungrn. Hofnachrichten.— Hannover: Bevorstehende Enthüllung des Ernst- August-DenkmalS. Einführung de» Handelsgesetzbuch» vorbereitet. Urtheil wegen der Benntgsen'schen April- Adresse. — Stuttgart: Di« Deputation de» »olkS- wirthschaftlicherr Congreste» bei Er. Majestät dem Kö nig. — Gotha: Untersuchung wegen der Rede vr. Bcher'r eingestellt. — Frankfurt: Ambulante Po sten im Thurn- und Tari»'schen Postgebtete eingesührt. — Hamburg: Ein Herr v. Gcqern verhaftet. — Pari»: Offiziere nach Amerika gesucht. Herr Bene- dctli. Mir«-. — Turin: Feier de» Garibaldiscste» durch ActionScomit^S. Nachrichten au» Süditalien. Französische Consulate. Warnung vor einem Einfalle in» päpstliche Gebiet. Der König nach Florenz. Archive der vertriebenen Fürsten. — Genua: Pet- tinengo abgerrist. Fortwährende Truppeneinschiffun gen. — Florenz: Ausstellung. Ruhestörungen. — Neapel: Die Kämpfe mit den Aufständischen. Christen verhaftet. — Rom: Freie Getreideeinfuhr. Tagesbe fehl de» Generals Gotzon. Vermischtes. — Von der polnischen Grenze: Aufregung in Finnland. Vcr- bafiungen °in Livland. Fliegende Kolonnen in Polen. Konstantinopel: Omer Pascha nicht erkrankt. Ver kehr mit d.n Montenegrinern abgebrochen. — China: AuS der neuesten Post. Eine russische Fregatte ge scheitert. — New-Bork: Die Forts am Cap Hat- teraS genommen. Ankauf von Schiffen. Dom süd lichen Congreß. — Washington: Angriff der Süd truppen in Aussicht. Aller Bricfverkehr mit dem Sü den untersagt. Ernennungen und Versetzungen rc. Telegraphische Nachrichten. Pari-, 15. September. (Jnd. Helge.) Der „Eonst." enthält einen Artikel, worin gesagt wird, da- Frankreich niemals eine Hand breit Italiens- Feuilleton. c Die Dresdner Kunstausstellung von 1861. V. Lasten wir heute die Kleinen der Kunstausstellung, die Genrebilder, womit diese reichlich gesegnet ist, zu uns kommen, im Hinblick auf welche man den großen aus gewachsenen Bildern wünschen möchte, daß sie würden wie diese. Was Goethe dem Künstler überhaupt zürnst: daß er von der Familie auSzugrhen hrbe, um von ihr au» in» Große und Allgemeine zu gestalten, da» hat die Genremalerei der Niederländer thatsächlich geleistet; ja die christliche Kunst, im Gegensätze zu der natursymboli schen und heroischen antiken Kunst, insofern geleistet, daß sie in der Thal und in der Wahrheit von der Familie auSging, von der heiligen nämlich. Wie da» Christenthum selbst wurzelt seine Kunst mit allen Nerven und Fasern ihre» Empfinden», ihrer Anschauungen und ihre» Schaffen» in diesem heiligen GemüthSleben eine» gleichsam in der Kindheit»- und Jugrndgeschichte de» Heiland» heimischen Familienwesens, der doch vorzugs weise dem Armen und Niedern, dem Geschichtslosen, erschienen ist, jenen kleinen Leuten, den Bauern und Handwerkern, dem standlosen Stande, der von der Hand in den Mund lebt, und den Zöllnern vor Allen, an denen auch die Genremalerei ihr Wohlgefallen findet und deren Darstellung sie für ihre Hauptaufgabe betrachtet. Auch di« Mehrzahl der ausgestellten Bilder vrrläugnet diesen Geist nicht und find gelungene Arbeiten, die man im Allgemeinen vielleicht nur noch mit einer Dost» fein sinnigerer Komik und mit einer f.ischrrn, aufgeweckter« Freiheit und Leben.Hlrit in Auffassung und Darstellung aulgrstattet wünschen könnte. Im Reiz der Stimmung von überraschender, an niederländische Meister mahnender Wahrheit und Voll- schen Bodens fordernlwerde. Sardinien sei ita lienisch, es Kraakrrich aneignev, würde nicht nur eine Annexion, sondern sogar eine Eroberung sein. Kopenhagen» Sonntag, 15. September» Nach mittags. Amtmann Orla Lehmann ist heute vom Könige zum Minister des Innern ernannt worden. Dresden» 16. September. Die „Times" stellt über den Krieg in Nord amerika folgende Betrachtungen an: Jetzt, wo die kühle Herbstluft den Engländer zum Alpenstetgen oder zur Rebhuhnjagd einladet, denken unsre minder glückliche« Vettern auf der andern Seite de» atlantischen Weltmeer» nur daran, daß die sichere Gelegenheit zum rechten Dreinschlagrn gekommen ist. Die Kaufleute von New- ?)ork und die Fanatiker von Neu-England gürten ihre Lenden. Dir ersten treibt der drohende Ruin, die letz ter» die alte puritanische Kampflust. Beider Eifer äußert sich in bezeichnender Weise. Die Kaufleute senden De putationen ab mit Geld in den Händen und Vorstellun gen auf den Lippen, und die Fanatiker füllen di« Kir chen, und ihre Prediger donnern über den jetzt Mode gewordenen Tert: „Und Mannasseh ist mein". Jeder von Beiden haßt auch den Andern ein wenig mehr al» den Secessionisten. „Wir brauchen ein Feldgeschrei, und wir müssen die Emancipation proclamiren, wenn wir siegen wollen", ruft da» New-Aorker Organ der „Feuer- und Schwertpuritancr". „Je eher die Regierung diesen brandstifterischen Aufrufen rin Ende macht, desto früher wird ihr der geeinigte Beistand deS Norden» zu Theil werden",, erwidert da- Organ der kaum gemäßigter« Handrlsw.lt. Dieser Druck von so verschiedenen Seiten muß Mr. Lincoln S Regierung in nicht geringe Verle genheit setzen. Er mag wohl Mrs. Brecher Stowe und ihrer blutdürstigen Schule erwidern, daß man di; Auf hebung der Sclaverei wünschen kann, ohne die schauer lichen Mord- und Folterscenen, dir einer Erhebung der Schwarzen folgen würden, in Scene setzen zu wollen — gar nicht von den Scenen der Anarchie und de» Blut vergießen» zu reden, welche die chronischen Nachwchen eines gelungenen Ausstande» wären. Den Kaufleuten mag Mr. Lincoln mit gleich gutem Grunde antworten, daß eine Masse von Bewaffneten noch kein Heer ist, und daß er ohne Heer die hart an seiner Grenze liegenden Verschanzungen nicht stürmen kann. Doch haben sowohl die Neu-Engländer wie die New-Yorker Recht. Wenn der Schlag nicht rasch geführt werden kann, ist er über haupt unmöglich. Für den Norden der Vereinigten Staaten ist der Süden eine Nothwendigkeit. Der Nor den braucht den Süden, nicht al» eine Wüstenei voll wilder Schwarzen, wie au» Haiti wurde, als binnen zwei Jahren jede Spur früher« Anbaues verschwand, sondern als Baumwollpflanzung, die ihm Baumwolle zu niedrigen Preisen verkauft, und als Kundschaft, die ihm seine zollschuhzenießendrn Fabrikate zu hohen Preisen ab kauft. Diese goldene GanS darf nicht geschlachtet, son dern soll lebendig gefangen werden; dies hinwiederum muß sehr geschwind geschehen. Schon während der kur zen Frist, die bis jetzt vergangen, zeigen sich sehr be denkliche Symptome. Wir reden nicht von dem Verzicht auf freie Institutionen, nichts von der Einführung der ohnmächtigen Vorsichtsmaßregeln de» Despotismus. Ein so sehr freies Land wie Amerika kann alle Schutzwehren der persönlichen Freiheit, die eine blosr Monarchie nöthig hat, entbehren; und wo König Plebs (King !ttod) oben auf ist, verlangt er natürlich dieselben Werkzeuge wie ein einzelner Tyrann. Allein während der rinköpfige Tyrann nur einen einzigen Magen füllen kann, braucht leider der vielköpfige viele Millionen Magen voll, um seinen Durst und Hunger zu stillen. Armuth grasstrt in New ?)ork und Hunger in Neu-England. Wir sehen die» aus den zahlreichen demokratischen Meeting-, die in den amerikanischen Blättern wieder eine Nolle spielen. Vor Kurzem berichtete da» „Journal of Cornmerce" über eine Massenversammlung von Arbeitern, und die Be schlußfassungen, welche diese Leute annahmen, sind endung ist eine „sächsische Bauernstube" (Nr. 168) von Otto Dörr. Die schwere, schwüle, fliegrndurchsummte Atmosphäre de» Raumes, in besten Halbdunkel nur ein zelne Sonnenstrahlen durch die nieder«, blinden Fenster sich hereinstchlcn, ist mit geschickter Hand wiedergegeben. Die Farbenk.aft, da» anziehende Spiel mit Licht und Schatten, die Energie der Localfarben und feine Abtönung der Reflere, überhaupt die Poesie des Colorits versöhnt mit dem dürftigen Motive, mit dem geringfügigen In halte de» Bilde». Dieselbe Naivetät der Auffassung fin den wir in einer zweiten Arbeit Dörr'». Wir sehen rin kleines Mädchen, da», im wohligen Gefühle der beendeten Schule (das zrigen die hingcworsenrn Bücher) und in der anheimelnden Empfindung einer warmen Stube nach überstandenem Winterwetter, behaglich auf dem alten Kanapee auSgestreckt, mit einem Kaninchen spielt. DaS halb zugefrorne Fenster im Hintergründe de» Zimmer- ist dem Künstler nicht recht gelungen» weshalb auch die Stimmung de» Tanzen nicht zum vollen Ausdruck kommt. Auch hat sich der Künstler in den Dimensionen de» Bil de» vergriffen; die Darst.llung in einem kleinern Maß stabe würde der Auffassung de» Leben» in der gemüth- lichcn Enge des Hause» mehr zu Hilfe kommen. Von einer ähnlichen, nur größer n und brettern Behandlung ist eine „Küche" (Nr. 76) von Niedmann; die kräftige, starkknochige Figur der alten Frau mit ernst durchfurchtem Antlitz, welche, am Herde sitzend, müde entschlummert ist, kann an Gestalten de» Jeremia» Gotthelf erinnern; die Frau ist nicht nur beim Heben ihrer Kochtöpfe müde und alt geworden, sie hat im Leben noch andere Stürme brausen hören, al» die über ihren Schornstein dahin fegten. Außer Niedmann find von Münchner Malern noch I. Miller und H. Rhomberg zu nennen, die mit gesunder Farbe und frischem Humor un« T^nre- scenen vor führen. In einem flott gemalten Bilde von nicht merkwürdiger wegen der Thatsachen, die dadurch zum Vorschein kommen, al» wegen de» socialtstischen Charakter« der darin ausgesprochenen Forderungen. Wer dir Moral diese» amerikanischen Bürgerkriege» von allen Gesichtspunkten au» studirrn will, für den find diese Be- schlußfastungen lrsenSwerth. DaS Meeting bestand gro- ßenthcil» au» Deutschen, aber ihre Resolutionen wurden auf Englisch abgefaßt und lauten: „In Anbetracht, daß infolge de« Kriege«, in welchem die« Sand unglücklicher Weis« begriffen ist, olle Prioatuntervehmungen und Pnvatinduftrie stocken, wodurch Lausende und aber Lau sende fleißiger Arbeit.r sich zum Feiern gezwungen sehen, und, da dieser Stand der Dinge schon acht Monate dauert, die Noth- dorsk unter un«, der Mehrzahl, einen Grad erreicht hat, daß dir Wenigen unter un«, di« noch einige durch dir gidßten Ent behrungen ersparte Dollar« besi-en, bald ebenfallt Noth leiden werden; und „in Anbetracht, daß b.inahe Jeder von un« einen nahen Anverwandten zum Sontingent Drrjenigen gestellt hat, die ihr keben für dir Integrität der Union opfern werden, dir freudig dem Aufruf gehorchten, für di« großen Prinripien einzustehen »ad die große Staarenfamilte erhalten zu helfen; d,«halb sollt« der Staat überhaupt oder da« «emeinwesen da« Wohlsein seiner individuellen Mitglieder unter feine Obhut nehmen und gewähr leisten, wir solche« in der Thal in der Unabhängigkritterklärua- vrrkündet worden ist." Diese Resolutionen verlangen fernerhin Beschäftigung vom Staate als ein Recht, und bestehen darauf, daß die Beschäftigung eine d recte und concurrenzfreie sei. Dieser Stand der Dinge kann ohne eine Reihenfolge föderalistischer Siege nicht lange mehr dauern. Wenn General M'Clellan — „dieser junge Napoleon", wie die Blätter ihn nennen — nach dem Süden vordringen und die Sache während der kühlen Monate fertig bringen kann, dann stellen ihm viel leicht die Handwerksgesellen noch einige nahe Anver wandte, „um dir Integrität der Union mit ihrem Leben zu erhalten", und verlangen abermals eine Gegenleistung au» der Staats kaffe. In diesem Fall bringt New-Bork nicht unwahrscheinlicher Weise noch 30 Millionen Dol lars auf, um die Besetzung-armee auf den Beinen zu halten. Aber wenn solch ein Sporn auSbleibt, dann giebt e» Svmptome dafür, daß di« Krieg-Partei im Nor den von der Höhe ihrer Macht herabstürzen wird. Vor weniger al» einem Monat hat die Grand - Jury in New-Bork vier sehr angesehene Blätter jener Stadt al» FriedenSorgane zur „Versetzung in Anklagestand und an gemessene Bestrafung" bezeichnet. Zur Entgegnung druckte eines der denuncirten Blätter ein Verzeichniß von 81 Zeitungen ab, die in den Städten der nordischen Staa- «en verbreitet und allrsammt gegen den Krieg find. Die» sind Thatsachen, dir man in einem Lande wie Amerika, nicht geringschätzcn darf. ES wäre natürlich bester für den Norden, wenn der Süden zu dem alten System zu» rückgeführt werben könnte, wodurch Boston, New Bork und — wie wir gerechtigkeitShalber hinzufügen müssen — Liverpool und London alle Vortheile der Sclaverei ge nossen, während dir Gehässigkeit de» SclavenhaltenS auf die Pflanzer fiel. Aber wenn dies nicht sein soll, und wenn der Süden sich nicht wieder zurücklockrn läßt durch die Erklärung, daß — „der Krieg geführt wird, um alle Bürger in ihren konstitutionellen Rechten, Sclavenbcsitz nicht ausgenommen, Hu b; schützen", — dann muß der Kampf m.t einem oder dem andern durch beiderseitige Erschöpfung dictirten Compromiß enden. Un-Zuschauer beschuldigt man vielleicht» daß wir selbstsüchtige Rath- schläge ertheilen, weil einige der Nebel diese» Kriege» auf un» abprallen; aber wenn dieser brudermörderische Kampf zu keinem andern Ende gelangen kann, ist r» weise gehandelt, durch noch größere- Blutvergießen und die unvermeidliche Insolvenz hindurchzugehen, ehe man rin Ende macht?" Tagesgcschirhte. Wien» 14. September. In der heutigen Sitzung de» Herrenhauses fand die erste Lesung de» Ver gleichsverfahren- und deS Jmmunitätengesetze» statt. — Schon seit mrhrern Tagen wird in den Clubs die Frage debattirt, ob rS nicht zweckmäßig wäre, angesichts der I. Zimmermann: „Ein Spaziergang" (Nr. 332) ist das Motiv deS lauschenden Burschen nicht recht klar. Dagegen ist in einem Bilde von Pfeiffer (Nr. 81), wo ein Bauer dir Adresse eine» Briefe» von einem Schuljungen sich voibuchstabirrn läßt, der Respekt de» Bauern vor der Gelehrsamkeit deS Bürschchen- und besten geschmeichelte Eitelkeit recht lebendig aufgefaßt. Al- echten Humoristen lernen wir den Hauptmann v. d. Lankea in einem Bild«: „Der Friedenssoldat" (Nr. 54) kennen, in welchem der Dilettantismus in drolliger Weise sich selbst ironisirt. Den genannten Künstlern reiht sich Wendler an, besten „Hundesreundin" (Nr. 233), „Delicatessenhändlrr" (Nr. 118) und „Topfgucker" (Nr. 234) originelle, gut dem Leben abgelauschte Genre figuren sind. Auf dem zuletzt genannten Bilde, da» sich vor den beiden andern durch frische, klüftige und satte Farbe auSzeichnet, ist die Gestalt der Frau Gemahlin de» „Topfguckers" mit ihren den Pflichten der Haus frau ab- und den schönen Künsten zugewendeten Nei gungen und die gesunde Natur einer drallen Landdirne zu einem wirkungsvollen Gegensatz herauSgearbeitet. E. Seydel läßt uns in ein Maler-Atelier (Nr. 97) blicken, Mühlig in die Werkstätte eine- Waffenschmied« und G- Reimer bringt unS in einem schön gezeichneten und fein gestimmten Bilde (Nr. 82) in eine Bibliothek, in deren Stille und Dämmer frohe Kinder die Abwesen heit de» gelehrten Herrn Papa» benutzen, zwischen den ernsten Folianten, den Apparaten der Weisheit, Ver stecken» zu spielen. Di« drei Bilder (Nr. 114 — 116), welche Waldmüller diesmal au-gestrllt hat, stehen frühern Arbeiten de» geschätzten Künstler» nach. Auch der Name Meyerheim, der in der deutschen Kunst welt einen guten Klang hat, ist vertreten, und zwar durch Franz und Paul Meyerheim, zwei Söhnen de» rühmlich bekannten Grnrrmalrr», dir in ihren Bildern Thalsache, daß der Rrich«rath bereit» 5 Monate un unterbrochen tage, eine längere Unterbrechung der Sitzungen etntreten zu lasten. Mitglieder der verschiede nen Fraktionen haben sich, wie die „Loh." meldet, nun mehr dahin geeinigt, unmittelbar nach Schluß der Ge- meindegesitzdebatte den Antrag auf eine Unterbrechung der Sitzung zu stellen. Die Annahme diese» Anträge» scheint gewiß, e» ist nur noch zweifelhaft, ob die Unter brechung 14 Tage oder 4 Wochen dauern wird. — Die Herzogin von Parma ist mit ihrer Familie am 10. d. in FrohSdorf bei ihrem Bruder, dem Grafen Chambord, angekommen und wird daselbst 14 Tage verweilen. — Die „Wiener Korrespondenz" meldet, der siebrn- bürgische Hofkanzler, Baron Kemeny, habe infolge der kaiserlichen Sanktion, die den Echmerling'schcn Vorschlä gen zur Einberufung deS siebenbürgischen Landtag» zu Theil wurde, di« von ihm gewünschte Entlassung be reit» erhalten. Der „Pesther L'oyd" bezeichnet schon den Mtnistertalrath v. Rosenfeld al» den künftigen Hof kanzler Siebenbürgen». — Die „Don.-Ztg." schreibt: Die meisten Wiener Blät ter haben dem „Pesther Lloyd" Notizen über angebliche, in der ungarischen Frage unternommene Vermittlungs versuch« de« CardiaalS-Prima- von Ungarn bei seiner letzte« Anwesenheit in Wien nachgedruckt, ohne sich durch die innere Unwahrscheinlichkeit der gebrachten Detail», welch« sichtlich tendenziös und lediglich auf die Neugier de» Leserpublikum» berechnet erscheinen mußten, im Ge ringsten irre machen zu lasten. Wie weatg Wahre» an der ganzen Notiz ist, kann leicht darau» entnommen wer den, daß der Herr Cardinal-Prima» von Ungarn durch Se. kaiserl. Hoheit den durchlauchtigsten Erzherzog Rainer (Höchstdesten Name eben so gründ- al» thatlo» in diese Erdichtung hineingrmengt wurde) weder der malen empfangen worden, noch überhaupt seit längerer Zett mit Er. kais. Hoh. in nähere Berührung getreten ist. ES ist daher begreiflich, daß auch alle durch diese Notizen hervorgrrufenen Folgerungen in Nicht» zerfallen. 6K. Prag, 15. September. E» wurde bereits da rauf aufmerksam gemacht, daß der Beschluß der Prager Stadtverordneten, sämmtliche Gemeindeschulen Prag» zu tschechistren, der Bestätigung der Statthalterei und de» ConfistoriumS bedürfe. Der Beschluß de» Collegium» ist grwiffermaßen nur informativer Natur. DaS thut, wa» die Absicht Herrn Wenzig'S anbelangt, wenig zur Sache; man lernt au» ihm dennoch dir Intentionen der tschechischen Partei hinlänglich kennen. Der böhmische Landesausschuß hat sich beeilt, gegenüber der aufregen den Wirkung, dir jener Beschluß unter der deutschen Be völkerung hervonief, einen Entschluß zu fasten, der den fanatisirten Anhängern de» Herrn Wrnzig u. Gen. vor der Hand ein Hinderniß sein soll, ihre gegen AlleS, was deutsch ist, gerichteten Projecte auSzuführrn. Der Laa- deSauSschuß hielt gestern (14. Sept.) eine Sitzung, in welcher auf den Antrag de» deutschen LandeSauS- schußmitgliedeS Herrn Schmeykal beschlossen wurde, „die k. k. Etatthalteret mit dem dringenden Ersuchen anzuge hen, einen Entscheid über den Beschluß deS Prager Stadt- verordnetencollegium» betreffs der Schulen so lang« zu fistiren, bi» der Landtag sich über die Frage der Gleich berechtigung bezug» der Unterrichtsanstalten wird ausge sprochen haben". Sämmtliche AuSschußmttglirder stimm ten für Herrn Schmeykal'» Antrag, mit Ausnahme de» Herrn Wrnzig, welcher gleichfalls Mitglied diese» Colle gium» ist. Man darf sich somit der gegründeten Hoff nung hingrben, daß eS für jetzt bei der jetzigen Einrich tung der Schulen, die dem Brdürfniß vollkommen ent spricht und die dem tschechischen Elemente dir Mehrzahl der untern Schulen zumeist, sein Verbleiben haben wnd«. Wenigsten» ist für Herrn Wrnzig die Aussicht, sämmt- liche deutsche Schulen bi- zum Oktober diese» Jahre- vernichtet zu haben, etwa» getrübt worden. Daß die hiesigen tschechischen Blätter dem Wenztg'schen Projekt, nach dem e» die Majorität — freilich nur von 4 Stimmen — für sich hatte, Beifall zujauchzen und eS das gerechteste von der Welt nennen, »ersteht sich von selbst. Die Rc- formirung des hiesigen technischen Institut» ist eine schon (Nr. 200 u. 201) mit Erfolg dem Vater nachzustreben scheinen. Als «in» der liebenswürdigsten Genrebilder jedoch ist der „Besuch eine» schwäbischen Brautpaare- bei der Großmutter" (Nr. 176) von I. Grünenwald zu be zeichnen. Anspruchslos und scheinbar kunstlos ist die Gruppe doch mit tiefem künstlerischen Gefühl für da» Naturwahre gezeichnet und mit allen Mitteln, daS Rich tige zugleich schön auSzudrücken, auSgeführt. Und ohne weichlich oder unwahr zu werden, hat der Künstler die Regungen de» Herzen» in diesen einfachen und als roh verschrieenen Naturen mit großer Innigkeit und Zartheit und mit einem gewissen Adel herauSzukehren verstanden. Wie die Sonne der Kunst in der Genremalerei ai»ch dem standlosrn Stande, dem Menschen außer der Gesellschaft, dem Zigeuner und Landstreicher scheint und selbst daS ost im Leben Unangenehme und Widerliche, mit dem freien Geiste-- und LiebeSblicke deS Humor» verklärend, unS genießbar macht, da» zeigt ein Bild (Nr. 285) von W. Hahn, wo ein alter Vagabund, auf besten Nase daS Kupfer einen fester« Halt zu haben scheint, al» in seiner Tasche, den Rest seine» Glücke» zusammensucht „für's letzte Maß". Auch B. Schmelzer führt un», wenn auch mit bei Weitem weniger t:chnischem Geschick, al- der letztgenannte Künstler, doch in ansprechenden Motiven ähnliche Ge statten, und zwar vagabundtrende Künstler vor. Und da wir von Zigeunern sprechen, so möge hier an dieser Stelle auch die schöne Gttana genannt sein, die Guido Bach ausgestellt hat. Seitab der Menge, deren Augen fle im Tanze unter den klirrenden, dumpfschmrtternden Tönen de» Tambourin- gefangen hielt, wie eine Blume, die da- Haupt senkt, lehnt einsam die Gitana da. In ihren Augen, die sonst weich und liebreich, wie zwei Sonnen, auf die Welt herniederblickten, zittert ein tiefe», dunkle» Weh, da» nur Der versteht, „wer die Sehnsucht kennt". Diese» Weh hat der Künstler mit viel Talent
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