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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030508013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903050801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903050801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-08
- Monat1903-05
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Reklamen unter dem Redaktion-strich («gespalten) 78 H, vor den Familiennach- richten <v gespalten) 80 Tabellarischer und Zisternlatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen «nd Offertenannahme 85 (excl. Porto) Ertra-Beilagen (gesalzt), n«? mit oer Morgen-ÄuSgabe, ohne Postbesörderun., 60.—, mit Postbesörderung 70.-. Annahmeschlllß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr Anzeigen sind stet« an die Erpeditton zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag ooa E. Pol» i» Leipzig. Ar. 231 Freitag den 8. Mai 1903. 97. Jahrgang. Englische Neisepolitik. All« Menschen und alle menschlichen Einrichtungen siu- -en Einflüssen -er Mode unterworfen; auch in di« ernstesten T>inge mischt sie sich, und selbst in der hohen Politik, die doch wahrhaftig nicht zum Lachen sein soll, treibt sie ihr launisches Wesen. Früher saßen die Staats« «berhüupter jahraus, jahrein auf ihren Schlössern und nur ihre Gesandten waren unterwegs. Heutzutage ist es Mode, daß die gekrönten Häupter selbst von Ort zu Ort reisen und ihre politischen Handelsgeschäfte mit den Chefs oder Prokuristen der benachbarten Ltaatsfirmcn in eigener Person erledigen. Sogar Herr Lvubet, der sehr ehrenwerte, aber ein wenig spießbürgerliche Präsi dent Frankreichs, und im Nebenamt Advokat aus Montölimar, hat sich der Mühe unterzogen, bei den interessanten Völkern von Algier und Tunis Reklame für die alleinseligmachende Republik zu machen. Und nun gar König Eduard! Als Pri«, voü Wales hat er ja viele Reisen gemacht, doch waren diese alles andere, nur keine staatsmännischen Unternshmungen. Doch jetzt, wo es schien, er wollte nur auf einer Mitjelmeerfahrt Erholung nach schwerer Krankheit suchen, entpuppt sich seine Rundreise als politisches Ereignis von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Wir sehen heute, wo unsere Nerven durch das ewige Flaggen, Böllerschießen und Gläserklingen etwas ab gestumpft sind, recht skeptisch auf Fürsten-reisen. Das Facit, baS der nüchterne politische Geschäftsmann aus solchen champagnerfrohen Festtagen zieht, ist meist ver zweifelt gering. Interessant sind Fürstenreisen aber stets insofern, als das Verhalfen der öffentlichen Meinung in der Presse bei solchen Gelegenheiten ein Gradmesser sür die Stimmungstcmpcratur zwischen zwei Völkern ist. Der von Jugend an zur Hurrafreudigkeit erzogene Berliner zeigte Alexander III. von Rußland eisiges Schweigen, König Eduard hätte im Winter vor zwei Jahren in Berlin gleichfall!» keinen herzlichen Will- kommen gefunden, und auch heute würbe bei einem Be such des Britenkönigs die Feststimmung sich Nicht viel Über den Gefrierpunkt erheben. Es ist gut so, daß er uns meidet. Wir gönnen den Besuch des persönlich sicher nicht unlicbenSwürdigen Sohnes der Königin Viktoria den Romanen von Herzen! In Lissabon schon fing die hohe Politik an. Zwar war König Eduard da fast zu Hause. Unter dem l-arm- losen Namen eines Verbündeten ist Portugal längst schon der Trabant der Engländer geworden und hat sich durch seine Lchergendienste gegen die Boercn als einen brauch baren Bedienten erwiesen, der so leicht vor keiner Arbeit »urückschreckt. Da man in Lissabon so tief gesunken ist, interessiert es die übrige Welt nicht sonderlich mehr, zu welchen wetteren Knechtsdiensten sich die Portugiesen entwürdigen. Dann weilte König Eduard in der ewigen Stadt. Auch hier kam -er König zu alten Freunden, und die politische Bedeutung seines Besuchs bekundete die un zerstörbare Interessengemeinschaft zwischen Großbritan nien und Italien. Die Extratour mit dem Franzosen hat die Römer nicht vergessen lassen, baß ihr stärkster Freund im Mittelmeer gegen alle Anwandlungen des etwas gewalttätigen Egoismus des lateinischen Freundes doch der Engländer ist. Das geeinte Königreich sieht im britischen Reich seinen ältesten und bewährtesten Freund, und wie die Engländer sich stets für Vülkerglück und Freiheit begeistert haben, wenns ihnen nicht an den eigenen Geldbeutel ging und nichts dabei zu riskieren war, so schwärmte man in den scMiger Jahren in London für Garibaldi und die Seinen- Es kam eine Zett der Abkühlung. Man war in Nom böse, daß die Engländer Italien in Abessinien Preisgaben, man war gekränkt, daß die Londoner Negierung in üblicher Treu losigkeit den Italienern in der Tunis- und Tripolisfrage das Blaue vom Himmel versprochen und hinter dem Rücken mit Frankreich doch den Afrikavertrag schloß, der die Interessen der Italiener glatt im Stiche ließ. Man war empört über den barbarischen Spracheuzwang, den Chamberlain in Malta einführen wollte. In London hielt man es an der Zeit, cinzulcnken; man gab den Italienern gute Worte, milderte das Sprachengesetz in Malta, und nun hat man die gutmütigen Italiener wieder so weit, daß sie dem Engländer im Somalilande tiefgebückt aufs neue den Steigbügel halten. König Eduard hat jetzt den FrcundschaftSpakt auch ohne Bündnisurkunde aufs neue geschlossen. Wir gönnen den Italienern die Intimität mit dem Ro Lckoaräo von Herzen! Auch imVatikan war der König. Man riß sich dort ja um eine Annähernng an England. Leo XIII. soll ge rufen haben, er würde König Eduard auch empfangen, wenn er gegen alle vatikanischen Vorschriften direkt vom Ouirtnal den gefangenen korüikex nurximu, besuchen wollte. Diese Milde des heiligen Stuhles gegen den Nachfol-kr Heinrichs VIII. ist klassisch, und sie zeigt aufs neue, daß man bei der Hierarchie am meisten durch Selbst, bewußtscin und nicht durch Nachgiebigkeit erreicht. Der englische König drohte einfach, überhaupt nicht zu kommen, wenn man seinen Besuch nicht in d e n Formen, die e r für angemessen hielt, acccptierte. Und die Kurie war bereit, sich zu fügen, um nicht die Blamage zu erleben, daß Eduard VH. in Rom ge wesen war, ohne den Papst zu sehen. Schließlich ist man doch, wie berichtet wurde, dahin handelseinig geworden, daß der König zwar nicht vom Ouirtnal, sondern von der eng lischen Botschaft beim Ouirinal nach dem Vatikan fuhr, dann aber vom Vatikan direkt in den Ouirinal zurück. Der Vatikan scheint recht viele Wünsche wegen der Iren und der Katholiken in England auf dem Herzen zu haben. Hält man die Zeit schon für reif, die Ritualislen wieder zur römischen Kirche hcrübcrzuzichen? Ter Besuch Eduards in Paris, der dann folgte, sah fast aus, wie ein geistreicher Scherz des Königs. Doch ist er mehr. Tie Partei der Freunde einer Annäherung zwischen den Westmächten ist sowohl in England, wie in Frankreich, sehr einflußreich, wenn auch nicht zahlreich. Doktrinäre vom Schlage Delcassös, Nibots und Dcschanels haben an den Nackenschlägen, die die englandfreundlichc Politik Louis Philipps und Napoleons HI. dem Laude eintrug, augenscheinlich noch nicht genug, und in London hofft man auf dem Umwege über Paris eine bessere Ver- ständigung mit Rußland. Zwar will die erdrückende Masse der Franzosen von einer solchen Politik nichts wissen. Aber mau merkt die Absicht der leitenden Männer in London und Paris, und das ist sehr lehrreich, vor allem für uns. Ein russisch-französisches Bündnis ist, wie die Dinge sich gestaltet hüben, der Friede, ein englisch-französisches Bündnis der Krieg und zwar gegen uns! — Daher haben wir alle Ursache zu hoffen, daß König Eduards ge heimste Wünsche sich in Frankreich nicht verwirklichen! — In manchen Reden ist das wichtigste das, was der Redner absichtlich verschweigt. Das wichtigste an König Eduards Reise ist, daß er, abgesehen von Rußland und Oesterreich, die ganz außerhalb seiner Reise lagen, zwei Länder nicht besucht hat. Spanien und Deutschland. Die franzosenfreundlichen Spanier sollten damit einen kleinen Denkzettel erhalten und der Deutsche damit einen ge hörigen Nasenstüber. War dies die Absicht, dann haben die Engländer sich getäuscht. Das Gefühl der Abneigung, daß man drüben jetzt so geflissentlich gegen uns zur Schau trägt und das gelegentlich bis zur blinden Wut steigert, läßt uns kalt, wir vermögen ja dem Vetter auch keine Zärtlichkeiten zu bieten. Es ist gut, daß Eduard Deutschland meidet: unsere äußere Politik ist am besten ausgehoben, wenn sie sich möglichst von englischen Ein flüssen frei hält. England ist seinen verbündeten Freunden stets gefährlicher gewesen als seinen Feinden. I'. VV. Zur Wahl Hasses. Gegenüber den in einigen Interessentenkreisen laut ge wordenen Klagen, als würde die Agitation sür die Wieder- mahl des Herrn Prof. I)r. Hasse nicht laut und energisch genug betrieben, muß hervorgehoben werden, daß noch bis vor kurzem Verhandlungen gepflogen wurden mit den in Betracht kommenden hiesigen politischen Vereinen und wirtschaftlichen Mittelstaudsgruppen behufs Zusammen schlusses sämtlicher rein nationaler Körperschaften für die Hasscsche Kandidatur. Diese Verhandlungen haben einen sehr erfreulichen Erfolg gehabt. Durchdrungen von der nationalen Pflicht der geschlossenen Bekämpfung des gemeinsamen sozialdemo- kratischen Gegenkandidaten, haben sich, unter hochanzuer- kennender Hintansetzung mancherlei Sondcrinteressen, folgende Vereinigungen offiziell für die nationale Kandi datur Hasses erklärt: a. von politischen Parteien: der Konservative Verein, der Deutschsoziale Reformverein, der Nationallbberalc Verein, der Alldeutsche Verband, der Vaterländische Verein; d. von wirtschaftlichen Mittel st andS- gruppen: der Verein selbständiger Leipziger Kaufleute uud Fabrikanten zur Wahrung eigener Interessen, die Handwerker-Innungen, die zum Deutschen Bund für Handel und Gewerbe gehörigen Vereine, die zum Schutzvcrband für Handel und Gewerbe gehörigen Vereine und andere mehr. Während in Anbetracht der drohenden Gefahr der Zu- sammcnschluß der rein politischen Parteien gänzlich be dingungslos erfolgte, konnte Herr Prof. I>r. Hasse den Wünschen der sogenannten wirtschaftlichen Mittelstands gruppen zum Teil nachkommen, indem er ihnen einzutreten versprach für: Schutz des Handwerkes, des Handels und bcS Gewerbes gegen Bcamtenvereinigungen, Warenhäuser und Konsum- vereine; Einführung von schärferen Strafbestimmungen zur Be kämpfung des unlauteren Wettbewerbes, insbesondere Regelung der Ausverkäufe aller Art; Regelung des SubmtfsionSwesens in ReichSbctrieben; Zustimmung zu -em Beschlüsse -eß III. Deutschen Han-merkS« un- Vew«rbekamm«rtage1 in Leipzig vom 25. bis 27. September 1902: die obligatorische Alters- und Invaliditäts-Versicherung für selbständige Kleinkaufleutc, Handwerker und Gewerbetreibende; Einführung von Anwesenl-eitsgeldern für Reichstags- mitaliedetk Verbot des Verkaufes von Produktiv-Genvssenschaften au andere als nur deren Mitglieder; Verbot der sogenannten Dividendenzahlung der Kon sumvereine; Verbot des Zusammenschlusses der Produktiv- und Konsum-Genossenschaften zu weiteren Genossenschaften. Nur die Verhandlungen mit dem Deutschsozialen Vereine haben bedauerlicherweise noch nicht zu dem erwünschten und erstrebten Ziele seines Anschlusses an die Hassesche Kandidatur geführt, wiewohl ein großer Teil der Mitglieder dieses Vereins dem Zusammenschlüsse mit den anderen nationalen Vereinigungen sehr das Wort reden soll. Abgesehen davon, ob cs politisch klug von dem Deutsch sozialen Vereine ist, sich durch die Aufstellung eines deutsch sozialen Sonderkaudidaten in direkten Zwiespalt und Widerspruch mit den antisemitischen Gesinnungsgenossen der Nefvrmpartei zu setzen, berechtigen die Hasseschen mittelstandsfreundlichcn Zusagen doch zu der Frage: Ist denn eine solche deutsch-soziale Mittelstand--Sonder kandidatur nötig, ja ist sie überhaupt berechtigt? Hasse hat als ernster und erfahrener Politiker und als aufrichtiger Kompromiß-Kandidat dasjenige versprochen, was er nach seiner Ueberzcugung auch halten kann und wird. Was soll und will denn ein deutschsozialer Sonder kandidat zur Bekämpfung Hasses noch vorbringen? Die Aussicht, diesen ihren Kandidaten an Stelle Hasses in die Stichwahl mit dem Sozialdemokraten zu bringen, ist doch wirklich unsicher genug, und so kann eine deutsch soziale Sonderkandidatur durch die Stimmenzcrsplitterung leicht zu einem sehr gefährlichen Experimente werden, für das man dann nicht nur in Leipzig, sondern in ganz Deutschland lediglich den hiesigen deutsch-sozialen Verein verantwortlich machen würde. Will der deutsch-soziale Verein diese Verantwortung übernehmen? Würde nicht seine Stellung im Rate der nationalen Parteien in Zukunft beeinträchtigt werden ? Wir wollen und können es nicht glauben, daß der deutsch-soziale Verein in dem ernsten Kampfe gegen den gemeinsamen Gegner sich von den anderen nationalen Parteien trennen will, und wir möchten ihm in letzter Stunde ans Herz legen, daß er sich daran erinnert, was auf dem Spiele steht. Seine nationale Pflicht ruft auch den deutsch-sozialen Verein an die Seite der nationalen Kampfgenossen. Deutsches Reich. 6. H. Berlin, 7. Ma'. (Die Reichsausländer in Deutschland.) Bon der Geiamtbevölkerung des Deutschen Reich- in Höbe von 56 367 l78 wurden bei der letzten Volks- räblung nicht weniger als 778 698 Rcichsaueländer ermittelt. Die Erfahrung zeigt, daß, sobald die wirtschaftlichen Ver hältnisse in Deutschland gut sind, Reichsausländer in bellen Scharen zu uns kommen. Interessant ist zunächst ein Ver gleich, wie die Zahl der Reichsausländer bei den früheren Volkszählungen zu der gesamten ortSanwcsenden Bevölkerung sich verhallen hat: absolut auf I000 der Sieich«bcvölke>una Retchsau«iandtr: am am am am am am am E 1. Dezember 1871 1. Dezember 1875 1. Dezember 1880 l. Dezember 1885 1. Dezember 1890 2. Dezember 1895 1. Dezember 1900 s haben sich also 206 755 5 04 2S0 799 6.81 276 057 6,10 372 792 7,96 433 254 8,77 486 190 9 3!) 778 698 13,81. die fremten SlaatSangebörigen im Reichsgebiete fortgesetzt vermehrt, und zwar ieit 187l aus mehr als das Dreifache. Nur im Jahre >880 machte sich ein abioluter und relativer Rückgang bemerkbar, da infolge der ungünstigen Wirtschastsverbältnisse gegen Ende der siebziger Jabre viele von ihnen aus Lohn und Brot kamen und da durch zur Heimwanderung veranlaßt wurden. Von ren bei der letzten Volkszählung ermittelten 778 698 RerchSfremden sind 97,2 Proz. oder 757 185 Angebölige europäischer Staaten. Nur 21 513 Personen hab n alw nichteuropäische Nalio- nal tät, 17 818 davon sind Angehörige der Vereinigten Staaten von Amerika. Am stärksten sind unter den ersteren die Siaals- angebörigeir der österreichisch-ungarischen Monarchie vertreten (390 914 Personen oder 50,2 Pioz.). In weitem Abstande folgen die Niederlande (88 053 oder 1l,3 Proz), die Italiener (69 760 oder 9 Proz.), die Schweizer (55 456 oder 7,l Proz.). die Russen (46 971 oder 6 P,oz.), die Danen (26 547 oder 3,4 Proz.), die Franzosen (20 482 oder 2,6Pioz.), die Briten und die Iren (l6 l73 oder 2,1 Proz), dann Luxemburger, Belgier, Schweden, Norweger durchschnittlich 5087 Personen (0,7 Proz) aus dem übrigen Europa. Zngenommen haben von diesen Nationen seit 1880 am meisten die Italiener und die Niederländer. Jene verzehnfachten beinahe ihre ur sprüngliche Zahl, diese überschritten da» Fünffache derselben. In mehr al- dreifacher Stärke sind Oesterreicher und Russen vorhanden, die Belgier überschritten beträchtlich, die Norweger und die Schweizer erreichten nahezu die doppelte Anzahl. Abgenommen haben nur die Dänen; nachdem ihre Zahl von 1890 aus 1895 bereits um 7778 sich verringert batte, ist sie seitdem um weitere 1599 gesunken. Relativ am häufigsten sind die Ausländer in Elaß - Lothringen (37,95 °oy). Es lebten dort 20 952 Italiener, 14 934 Franzosen, 11 934 Schweizer, 10 671 Luxemburger, 2972 Oesterreicher; die anderen Nationen waren weniger zahlreich vertreten. In nächster Reibe steht da« Königreich Lachsen mit 31,69 ReichSauSländern aus da« Tausend seiner Bevölkerung. Diese Ausländer letzen sich im Wesentlichen au» Oesterreich,rn (113 437), au« Schweizern (3880), Russen (4528), Italienern (2487), Briten (>900), Amerikaner« (2212) zusammen. Bremen Hal 22,18 «/«, Fremde, darunter fast. die Hälfte Oesterreicher. Mit ähnlich hoben Ziffern kommen die Ausländer inHamburgunvSchleswig-Holstein (20,21 und 20,60 o/og) vor. Während aber in Hamburg baS Läniicke Element mit 2370 Personen noch hinter den Oesterreichern (4297) zuiücklleht, überragt eSin Schleswig bei weitem alle sonstigen Fremden. Dort sind neben 19 139 Dänen nur 2449 Oester- reicher, 2695 Schweden und in noch geringer Zahl andere Naiionaliiäien ermittelt worden. In Berlin, da« im Ganzen 35 026 Ausländer (18,54 O'vo) zäblt, stellen da größte Kontingent die Oesterreicher (16 683), die Hauptmasse der übrigen Fremden stammt aus Ruß and (4167), Ungarn (2897), Großbiiiannien (1490), Italien (1336), die Schweiz <1265), Dänemark (1134) und auS den Vereinigten Staaten von Amerika (1795). Abgeseben davon bat Berlin unter inner Einwohnerschaft Angehörige fast aller KuUurstaaten, sa,on deshalb, weil da ihre RegierungSvertreter wohnen. /S. Berlin, 7. Mai. «Die Novellezum Kranken- Versicherungsgesetz und die Sozialdemo kratie.) In einer sehr einaebenden Würdigung, die Dr. G. Sydow in der „Sozialen Praxis" der Novelle zum Krankenoersicherungsgesetz widmet, findet sich eine scharfe Kritik des Verhaltens der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion gegenüber dieser Novelle. I)r. Sydow betont dabei zu nächst, daß in der ersten Lesung der Novelle im Plenum von keiner Partei, auch von den Sozialdemokraten nicht, Widerspruch gegen die Bestimmungen erhoben wurde, die im Interesse des Kassenvermögens Vorstandsmitglieder oder Kassenbeamte in Fällen grober Pflichtverletzung des Amtes zu entsetzen gestatteten. Erst bei den Kommissions beratungen entdeckte die Sozialdemokratie in den Vor schlägen der Regierung eine verschleierte Be schränkung des Selbstverwaltungsrechtes, um schließ lich angesichts der Veschlußunsähigkeit des Reichs tages damit zu drohen, daß sie die Novelle zu Falle bringen werde. Man weiß, wie die bürgerlichen Parteien hierdurch zu dem Zugeständnis veranlaßt wur den, die Worte „grobe Pflichtverletzung" zu ersetzen durch „grobe Verletzung der Amtspflicht in Bezug auf die Kassen führung". Daß das hiermit erreichte Kompromiß von der Sozialdemokratie in rein agitatorischer Weise ausgenutzt worden ist, wird in der „Sozialen Praxis" wie folgt fest genagelt: „Es muß. . . hier fcstgesteUt werden, daß dieser neue Fortschritt in der Versicherungsgesetzgebung ledig lich dem Konto der bürgerlichen Parteien g u t z u s ch r e i b e n ist. Die Sozialdemokratie, auf deren Drängen die Abänderung der Verivaltnngsbestimmungcn erfolgte, stimmte gegen das Ersetz im ganzen. Wäre nicht in den übrigen Parteien eine geschlossene Mehrheit für das Gesetz vorhanden gewesen, so hätte sie diese Verant wortung wohl kaum auf sich genommen. So aber bot sich die günstige Gelegenheit, die Verbesserungen der Novelle zu erhalten, sich aber gleichzeitig den Wählern gegenüber mit dem Mantel der Unbengsamkeit schmücken und gegen die angeblich unaufrichtige soziale Rcformtätigkeit der Re gierung und der nichtsozialdemokratischcn Parteien hadern zu können. Das ist nicht Wirken für die Ar beiter, sondern Agitation für Partei zwecke." — Diese 'Auslassung des Organs unserer Sozialrefvrmer verdient um so größere Beachtung, je mehr während der gegenwärtigen Wahlperiode die Sozialdemo kratie das Herunterreißen der deutschen Sozialgesetzgebung sich zur Aufgabe macht. I). Berlin, 7. Mai. (B i s m a r ck u n d d i e P r e s s e.) Mitte 1872 erwarben die Brüder O h l e n d o r f s in Ham burg zunächst zur Hälfte die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in Berlin und stellten sie dem Fürsten Bismarck nach Bedarf zur Verfügung. Unmittelbar nach Bis marcks Entlassung fand, wie Heinrich von Poschinger in seinem neuesten Buch „Fürst Bismarck und seine Ham burger Freunde" offenbar auf Grund von Mitteilungen der Gebrüder Ohlendorff erzählt, zwischen dem Fürsten Bismarck und dem damaligen Chefredakteur der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung", dem Geh. Kommissions rat Pindtcr, eine Unterredung statt. Fürst Bismarck bedankte sich für die Dienste, die ihm die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" geleistet hatte, und gab ihrem Leiter den Rat, mit der konservativen Partei Fühlung zu ge winnen. Fitrst Bismarck hatte nicht die Absicht, die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" weiter in Anspruch zu nehmen, besprach vielmehr mit den inzwischen baro- visierten Ohlendorffs die Frage, welche Zeitung geeignet sei, von nun an sein Organ zu werden. Freiherr Albert von Ohlendorff schlug die „Hamburger Nachrichten" vor, und wenige Tage später erschien deren Eigentümer, vr. Emil Hartmener, bei dem Fürsten Bismarck, um nähere Beziehungen mit ihm anzuknüpfcn. Im Krüh- sommer 1890 machte Fürst Bismarck dem Freiherrn von Ohlendorfs einen Besuch, brach aber alle persönlichen Be ziehungen mit ihm auf die Dauer ab, als die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" im Juli 1892 sich persön liche Angriffe gegen den Fürsten Bismarck zu Schulden kommen ließ. (D Berlin, 7. Mai. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung de« BundeSralrS winden die Resolutionen des Reichstages zu den Gesetzentwürfen, betr. Feststellung des Reichsbaus haitSetatS und des HausbaltSetatS für die Schutzgebiete auf das Rechnung jabr 1903 test- dem Reichskanzler, teils den zuständigen Ausschüssen überwiesen. G Berlin, 7. Mol. (Telegramm.) Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" meldet: Minister Bn-de begad sich <ur Befesti gung von Hämorrhoidal-Beichwerden in lliniiche Behandlung und unterzog sich heute einer Operation, di« glücklich verlaufen ist. — In der am 5. d. MlS. unter dem Vorsitz de« Herzog« Adolf Friedrich von Mecklenburg abgehaltenen Mit- gliederversammlung des HauptverbandeS deutscher Flottenvereine im Auslande gab, nach einem ebrevden Nachruf für Excellen; Sachse und nach einem Hoch auf den Kaiser, dem ein HulvigungStelezramm gesandt wurde, der eiste Schriftführer, KapuLn z. S. de BoiS, eine llebersicht über daS verflossene BerrinS- jabr, über die Tätigkeit der Flottenvereine de« Haupt- verbände«, deren Zahl von 75 auf 72 zurückgegaugeu ist, über da« Dirken de« Hauptvrrband« und über da«
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