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Dresdner Nachrichten : 07.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189505078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-07
- Monat1895-05
- Jahr1895
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- Dresdner Nachrichten : 07.05.1895
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Sliuans 4V. Jahrgang. b. pimpelt' veulselie» Vvilelie«. Letter »t»»«r»s»r Vslleke» v»Il e« teiisr e»>«NH»r Sdertr»««». Au >>»>>«n in »Ilo» kc>lnc>n I-eetumerle »ncl prikour^seekirisn, flrx^uon- u,»I 8c>ik«nt>»»>lI»»z!S,>. Dresden, 1>> VurrÜ!.'Ii>ke» »ttteletLiSs - Ittel tLr tiLsodütt«- unci Ver- i f-imilion »nck Tcmriatcn. 1 Iio Outrui» ckei 6tcc>it. l Li«»«»« »>«»»««»»«« « kiiixerl. Lilsner. ^ I're»I>>«». ' »>>«»« «» »»1« k»priUw vLr1su-8okLLvedv I »br!I>pr«!»»n> «cro»»»» >EC»-r. kvtlldLrät Lsvpolt. ^stttnorstrssso 26 « UnmnijIitI>riK »- 1'vI>,z>I»iu 'HO, irisokunxsxstrünk, «»,»»», »»> »»,«» » «>»,»»»I»rr». »k!>MN N47I0>! ^ !.. Wlliz. MMM. 34 ; ^ ^eulloiten ^arnirler Dkmieniiüte. ^ IR«ßs« Ii»»»»«-Ißs« »ereoallek« kitolcrills m»6 loSertmllen io Leriln Vieo. krri,. !* Nr. 127. Ticnstag, 7. Mai. mit den Ansichten des Ministers des Aeußere». Baron Banff» Iiabc keine Bercchligung gehabt, die Uebereinslimmling seines Standpunktes mit drmicnlgcn des Grasm Knlnokn zn konstatiren. weil die Alten über die ganze Angelegenheit noch nicht geschlossen seien. 2» Rom seien überhaupt noch leine Vorstellungen über das Auftreten 'Agliardi's gemacht worden. Nur der ttiwertrauthcit des Baron Banssp mit diplomatischen Geschäften sei es zuznschrciben, das; er ans eigene Verantwortung und ohne Rücksicht ans die srenndschastlichen Beziehungen Oesterreich-Ungarns zum heiligen Stichle eine wie einen Schlachtruf lautende Erklärung im Pari»' mente abgegeben habe. - Es kann umsoweniger einem Zweifel unter liegen, das; diese Rote der „Pvlit. Korresp." ans dem Auswärtige» Amte stammte, als Gras Kalnok» gleichzeitig mit dem Erscheinen der Kriegserklärung gegen seinen nngnriichen Kollegen seine Temission gegeben hat. ES wird seht sogar behauptet. Grat Kalnok» habe den Artikel eigenhändig nicdcrgcschrieben und dessen Veröffentlichung selbst peranlaszt. Wer sich weder durch Antipathien gegen du» ungarischen Liberalismus und dessen Vertreter noch durch die hohe Wcrthschätz- ung der große» Verdienste beeinflussen läs;t. die sich der Leiter der auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarns 15 Jahre hindurch um den europäischen Frieden erworben hat. der wird zngeben müssen, daß schwere Fehler ans beiden Seiten begangen sind, so schwere, das; die allein richtige Losung des KonslikteS in dem Rücktritt nicht blök-des ungarischen Ministeriums, sondern auch des Grasen Kalnok» be stehen würde. Unverantwortlich war eS von dem ungarischen Ministerpräsidenten, daß er eine diplomatische Angelegenheit, die zunächst noch nicht über das Stadium eines durchaus vertraulichen Meinungsaustausches zwischen dem gemeinsamen Minister des Auswärtigen und dem Bndapcster Kabinelc hlnnnsgrkommen war. vor das Forum der Oesfentlichkeil brachte. Sclöst wenn die Frage der Bcurtheiliing der Reiie Agliardi's und der zu erheben den Einsprüche in Rom bereits spruchreif gewesen wäre, hätte Baron Banss» io bedeutsame Erklärungen im ungarischen Parla mente nur abgebcn dürsen, nachdem er sich der vollen llcber- einsriminnng und Zustimmung des Grafen Kalnok» vergewissert hatte, in dessen Ressort die Angelegenheit ausschließlich gehört. Wie leichtfertig Banks» vorgegangen ist. erhellt allein schon ans der Thatsache. das; er die diplomatischen Schritte bei der Curie als geschehen betrachtete, während sic noch nicht einmal beschlossen o. . waren. Rur dem verantwortlichen Leiter der auswärtigen Politik w» Partei gegen dw Regier- hnpsbnrgiscben Monarchie, und dies ist der Graf Kalnok», stand r.»Position gegen die'elbe »u i^ mntlicheErklärungen von der inhaltsschweren Art obzngeben. wie sic sich Baron Banss» geleistet hat. Aber selbst das schwere Verschulden des nngarischcn Ministerpräsidenten rechtfertigt nicht die ungewöhnliche, persönlich zngespitzte Entgegnung in der halb amtlichen „Polit. Korr", für die Gras Kalnok», wie ans seiner Temission hervorgeht, die Verantwortung übernommen hat. Mochte die Handlungsweise Vanffp's noch so übereilt und nnge schickt sein, so hätten doch die wohlerwogenen gemeinsamen Inter essen der beiden ReichShälften den Grafen Kalnok» bestimmen i müssen, die schwerwiegenden Tiskereuzen mit der ungarischen Re- ^ giernng nicht in einer Art zum Anstrag zu bringen, die verletzend muhte und den Forme» nicht entspricht, die zwischen Ministern rin und derselben Monarchie üblich sein sollten. Kaiser Franz Joses befindet sich in einer überaus schwierigen Lage: Baron Banss» ist nach Wien gereist, um von dem Monarchen für die ihm widerfahrene Behandlung Genngthuung zn erhalten. Diese Genug thnung kann aber nur darin bestehen, das; Gras Kalnok» s Temission angenommen wird. Das dürste aber billigcrwcise nur geschehen, wenn gleichzeitig Baron Bansin znm Rücktritt veranlaßt wird; denn ein längeres Verbleiben des ungarischen Ministerpräsidenten in seinem Amte bei dem gleichzeitigen Rücktritte Kalnokn's wäre gleichbedeutend mit einer einseitigen Vertranenskund- gebnng der Krone für das Budopcfter Kabinet, die eine tiefe Ver stimmung in Rom und damit unerwünschte Rückwirkungen ans die innere Politik EiSlcithanicnS zur Folge haben würde. Man darf mit Spannung der bedeutungsvollen Entscheidung entgegensetzen, die augenblicklich in der Wiener Hofburg getroffen wird; icden- falls schloß die halbamtliche „Polit. Korr." mit Recht ihre sensa tionelle Erklärung mit der Befürchtung, daß die Jiitcrpcllations- beantwvrtnng des Baron Banss» für die Sache selbst nur schädliche Folgen haben könne und noch zu weiteren Koin'eanenzen fuhren dürste. Aernschreib- und Aernsprcch-Vkrichte vom tt. Mai. Berlin. Reichstag. Eingegangc»: Gesetzenkwnne be tresiend Marine und Militär-Reliktenweien vom Feldwebel ab wärts und betreffend gegenseitigen Beistand der Bnndcsstaaten bei Vollstreckung über Vermöge» Ans der Tagesordnung: 2. Be rathnng des Antrags Arier (Gesetzentwurf betreffend das Vereins nnd Versammlungs und KonlitionSrechtl. — Abg. v. Elm >'Soz,> bemängelt namentlich das sächsische Verein-recht. Man sei in Sachsen bemüht, jede Organisation der Arbeiter, gleichviel ob sie politisch sei oder nicht, zu zerstören. Schon die große Verschieden heit in vereinsrechtlichen Bestimmungen, welche gegenwärtig in Deutschland herrsche, mache eine einheitliche Regelung zn einem dringenden Erfordernis; Ganz besonders cmpsindlich sei es für die wirthschaftlichen Vereine, daß dieselben fast durchweg als politische angesehen und daher de» Frauen die Tbeilnahme an solchen abgc- schnitten werde. Tns Hamburger Bereinsgesek sei so streng, daß es gerader» ein Unistnrzgesctz ersetze. Die Arbeitgeber jedoch lasse man auch in Hamburg unbehelligt tagen. In Preuße» sei es gegenwärtig ja noch etwas besser, allerdings zeig« aber das Ans- M ÜÜLllgsLlMi'Ili'IIlllllWg ksil Vemlzcliucli, InWblkIÄk. 8. d « moiüton 1'äIIsn «j< I>orv lioilunir iluon l.ei'Ioiw. Ksoclszzi',! »ml Is«rl. Iloll. Ministerkrisis in Oesterreich-Ungarn. Hofnachrichten, Bauniblnthsonntag, Zichopaucr Eisenbahnnniall. Lust-iVermukblichr Witterung;' bnllvnfahrt, Malerveliammliinu. Eigarrenhnndler. ..Mein Leopold". Gustav Freitag. Lassen-Jubiläum. > Heiter. verletzender Form entgegengclrcten. Dieselbe» seien i» mehreren f treten des Polizeirntbs Witsche! in Tilsit, was auch ln Pcenßcn wesentlichen Punkten sachlich unrichtig und deckten sich keineswegs möglich sei. Jesu würde die Koalitionsfreiheit nicht .einmal von der freisinnigen Volksvartei entschieden vertreten, wenlgstens wolle diese von dem politischen Rechte der Frauen nichts wissen. Gehe die Umsturzvorlage i» der Fassung der Kommiision durch, dann iei cS aus mit der Koalitionsfreiheit der Arbeiler. — Abg Lenz mann (sreis. Vp.): Wir sind stets für das Koalitionsrecht der Ar beiter cingetrekeii, i» der Preise und auch ionsi, so auch mit Thaten bei dem großen Bergarbeitelftreik. Wir sind auch der Ansicht, daß das Reich perfassiingsgemas; die Pklicht hat z» einer solchen Regelung, lind inen» jetzt etwa Preußen dcabsichligte. rein VereinSrecht reaktionär »inz»gestaltei>. io dürste ich honen, das; das Reich sein Veto rinlegt, weil das Reich die Pflicht hat. ans diesem Gebiete regelnd vorzngehen. Man hat hier Klagen wider Bauern und Sachsen erhoben, aber ich glaube, abgesehen etwa von Elsaß Lothringen, wo >a geradezu rin Diktaturgeiek berocht, isi es nn gcnds schlimmer mit dem Vereinsreckt als in Preußen. Eine große Hauptsache kehlt ganz in dem sozialdeniolratischcii Entwnr'e der Entwurf geht gar nicht ans das polizeiliche UeberwachuiigS. und Anklösiingsrecht ein. Die Polizei würde »ach wie vor an» Grund ihrer allgemeine» polizeilichen Befugnisse nach dem Er messen ungeeigneter Organe Vcisainmlnngcn aniheher. llnicre Fraktion hat sich mit der Frage des KoalitionsrechlS auch der Frank» noch nicht beschäftigt, aber ich persönlich bin dasür. — Abg. p. Ezarlinsti 'Pole) ilngt über die Behandlung der Polen und erklärt, seine Partei billige durchaus die Tendenz dieses Ge i'etzes. aber nickt sur die Interessen der Arbeiter, wie die Antrag steller lhiite», sondern ii» Interesse aller Vcoölteriingskla'se». Tic Frauen durften nicht aus ihrer natürlichen Sphäre i» die poli tischen Leidenschaften hineiilgerisie» werden, ebensowenig die Minder jährige». Bei aller Billigung der Tcndcn; würden sic alsi> nicht für tz l stimmen, dagegen würden sie für eine Resolution stimmen, falls eine solche cingebracht werde, in der die Regierung zur Vor legung eines Gesetzes nnsgcsordcrt werde. - Abg. Pachnicke ssreis. Ver.) schildert die vereinsrechtlichen Zustände in Mecklenburg a!s besonders verbcsiernngsbedürslig. aber dein vorliegenden Entwurf könnten seine Freunde nicht ohne Amendement zustimmen. Das Bedkrsniß für ein Koalitionsrecht der Frauen können wir nur i» wirthichaftlichcr Beziehung, aber nicht auch in politischer anerkennen. — Abg. Stolle <Soz.) tritt für tz 1 des Entwuries ein. dabei be sonders aus die Zustände in Sachsen — in einem einzigen Jahre MO ansgclösle Versammlungen — eingehend. — Bevollmächtigter Gras Hohenthal lehnt wie schon bei der erste» Lesung es ab. hier ans die Handhabung des sächsischen Vereinsgefttzcs einzngehe». da das »ich! vor de» Reichslag gehöre. Glaube der Borredner etwa, daß in Sachsen RcchtKvcrwcigerimgcn vorgekomme» »eien, so siebe es >a demselben anheim, sich. w4e Sachsens Verfassung cs Zulage, mit Beschwerden über die sächsische Jnsiizverwailung an den Bundesrath zn wenden. Die Behauptung, das; der beantragie Gesetzentwurf nichts >ei als die Tanklionirnng des Anarchismus, halte er ankrecht. Wenn es in Sachsen bisher noch nicht znm Ausrnhr gekommen sei. so liege das nicht etwa au der Sozialdemo kratie. sondern nur an dem gesunden besonnenen Sinne der Be völkcrnng — Abg. Förster 'Deutsche Reformpü ftimnft der Tendenz des Antrages zn. will aber nicht, daß Frauen als Mitglieder poli tischer Vereine zngelaise» werden, nad wi'micln. r>as; die Regierung einen Entwurf cinbringc. — Abg. p. Elm lSoz.) hält seine Vor würse gegen die freisinnige Partei anirccht und Penhnldigt nnmcnt sich die ..Ire». Ztg." einer ansaciprochcn arbeiterfeindlichen Ten denz. — Abg. Richter ftrcis. Pp.): v. Elm ha! die Ansiibrnng des Abg. p Lenzmann eiiftach verdreht, die eine gesetzliche Regelung der UeberwachnngS- und AlislösimgSbeftignik; verlangt. Ten Bcrg- arbeilecstreik ha! tue irelsinnige Partei gebilligt, den Buchdrucker streik nickt; dieser hat den Buchdruckern Millionen gclosict. und der Ausfall bewies, saß der Streit nur inieenin war. nni dem Agitationsbedürsnis; einiger wzialistiftbcr Führer zn genügen. — Abg- Znbeil (Soz i sührt einzelne Fälle an. in denen angeblich polizeiliche ttebergrisie bei der Abhallnng von Veriammlniigen seitens der Polizei slattgcsnnde» haben. — Minister v. Koller per weist den Redner ans den Be'chwerdewea. Da wird ja dann die Angelegenheit mich an mich kommen. Tinger rnit: Wenn Sie dann noch am Leben sind!) — Abg. Bebe! (Sozi- bestreitet dem Abg. Richter gegenübel, das; die Führer des Bnckdriickerl'trcits Sozialdcmokratcn waren; in der Organisation der Buchdrucker sei sorgfältig Alles vermieden worden, was als Stellungnahme zu einer politischen Partei gedeutet werde» könnte. — Abg. Richter (frei'. Vp.f: Das; die Führer der Buchdrucker überzeugte Sozialisten waren, isi mir ans ihren Erklärungen und ans ibrem Verhalten zur Gewißheit geworden. — Damit schließt die Debatte. Tic ersten beiden Paragrapben des Antrags werden gegen die Stimmen der Sozialdemetmfen und Freisinnigen abgclehni. woraus der Abg. Singer den Resi der Vorlage zimickricln sodann vertagt sich das Hans. — Morgen; Rackftragsekat. Wahlprüsimge». llinsinizvorlage. Berlin. Tein BiindeSratb ist em zweiter Rachlragset.it sowie ein Racktrag znm Kolonial-Etat zngrgaiige». — Ter Ge iammt-Erport der unter dem Generalkon'iilal Berlins stehenden Konsulate »ach den Vereinigten Staaten von Rordamcrila betrug im I. Quartal 18R» sin Vergleich znm 1. Quartal 18!)l l2.ll06.7vz! Toll, gegen S.Mll.Sit Dollars. Berlin. Japan bat durch seine Vertrelcr in Berlin. Paris und Petersburg erkläre» lassen, daß es ans den Erwerb von Fenglien verzichte. Feiigtien isi die Liankong-Halvinicl, Pori Arlhnr mit cingeichloift».' Rack der„Krenzzla" wäre Port Arthur in den Verzicht nickt mi> eingefchlosien. das Platt hält jedoch sin sicher, daß auch ank Rückgabe von Port Artlmr an Ebina de standen iverde. Berlin. In der Ve>'am»:l»ng der Siädtepertreicr belreiis Stelliiiignahmc zur llmsiurznorlage ivnrde so'genvc Rciolntion ein stimmig angenommen: Tie in Berlin ver'ammelten Mitglieder dknlicher kommunaler- Körperschaften erblicken in der sogenannten Umftnrzvvrlnge eine Eiin'chränknng derjenigen Freilreit der öiicnt- lichen Kritik, ivrlche die iinentbcbrlichr Voransirtznng einer geinndrn Entwickelung des ö'ienilichen Lebens und in-sbcwndere lommnnaler Sclbsivenvaltnng ist. Auch hegt sie die Veiorgniß. daß dir gcjetz gebcriiche Ziirücksräiigmig der öiseiillichr» Kritik an, allen Gevicteii des staatlichen Lebens den Fortschritt bindern, vielfach die gewerb liche rhätigteit in hohem Maße beschränke», die Heilung sozialer Sclpidrii erschweren und damit die Unzn'iiedcnheit vermehren würde. Es richtet die Versammlung an den ReiMtag das drin gende Ersuchen, die llmsiinzvoilage in jeder Gestalt ahlehne» z» wollen. Berlin. Bei dem modernste» ?»p der geschützten neuen Kreuzer der ..Kaiserin Angnsta" sind nach der „Voss. Ztg." die Maschinen dieser Lage abermals znsammeiigebrochcn, nachdem das Schi» erst wieder um wenige Wochen nnter Flagge war »nd ob- Politischt«. Tie iiltcamonlane Politik mit ihre» sriedenstörendcn 2ln- nnnchc», sich i»r angeblichen Jntcressc der katholischen Kirche in die innere» Aiiarlrgc»hcitkn der Staaten rinmiichcn zn dnrsr», hat in Oesterreich Ungarn eine Krisis heransbcichworen. wir sie so 'chars »nd solgcnichwcr in der hahsburgifchen Monarchie seit Jahr zehnten nicht erlebt worden ist. Zwischen dem österreichisch nngarischcn Minister des Answärtigcn Grasen Kalnvl» und dem nngarüchen Ministe,Präsidenten Baron Banss», mit dem sich das g.namnilc ungarische Ministerium und dir Mehrheit des Bndapester Abgeordnctc»Hauses solidarisch fühlt, ist in Folge ullrnmontaner Umtriebe rin Gegensatz in so unversöhnlichen Formen zunft Ausbruch gelangt, daß selbst bei der ansrichtigsie» Bemiihung! Kaiser Franz JvsesS, eine versöhnliche Lösung der Krisis herbcizu- itthrc», rin sernercs ersprießliches Ziifamnienwilteii der beiden Minister als ausgeschlossen erscheine» »ins;. Tie Veranlassung zn dem säst beispiellosen Konflikte bot die ungarische Rundrr-isc des päpsllichen Rnntins >» Wien Agliardi. die, wie cS hieß, nnlernonnnc» wor den war. nm daS Land kennen zn lerne» und dort persönliche Be ziehungen ciiiznknüpfc». die aber hauptsächlich daz» benutzt worden iei» soll, nm die ilcrikalc Opposition gegen dir hemchende ungarische Rcgicriliigspolitik zn stärke». Ein Zweifel an dem agitatorischen Charakter des Besiiches. de» der diplomatische Vcr- neler des Papstes beim Kaiser von Oesterreich den: Lande der Magvarc» abgcstnttet hat, ist kaum noch möglich, wenn man sich vergegenwärtigt, das; der 'Rnntins 'Agliardi wiederholt und »»- zweideutig in seinen 'Reden in Ungarn seine dortigen GlaubenS- genokscn znm AnSharren im Kampfe gegen die StaatSregierung j ermuntert hat mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß dem Papste hicidurch eine ganz besondere Freude bereitet werden würde. Eine Befugnis;, sich der ungarischen Regierung gegenüber als Vertreter der niigarischeil Katholiken ansznlpiele», stand dem Wiener Runtius umsoweniger z». als seine Nuntiatur sich nur a»s die österreichische Hälfte der habSlnirgische» Monarchie erstreckt, während die Katho liken in Transleithnnicn ihr staatlich anerkanntes Haupt in dem oberste» Viickos Ungarns, dem Fnrstprimas von Gran. Kardinal Bas-ar». besitzen. Tns ungarische Ministerium war im vollen 'siech!, wenn cs sich gegen eine solche Einmischung des päpsllichen Stichles in die inneren 'Angelegenheiten mit Entschiedenheit zur Wehr setzte. Tenn keine starke Regierung kann es sich im Jnter- ei'c der staatlichen Oberhoheit »nd Selbstständigkeit gefallen lassen, daß der diplomatische Vertreter einer srrmdcn Macht sich die Be- -ngniß nnmaßt, geflissentlich »nd vssen nngspolitik zu crgreisen und die nntcrslützcn. So wenig nnsgcklärt auch zur Zeit noch die einzelne» Umstände sind, welche dem Konflikte voraiisgogaiigc» sind, so viel suhl jedenfalls scsi, das; sich der ungarische Ministerpräsident, bevor er sich z» einer kraftvollen Abwehr der nltrainontanen Einmisch nngsversiiche entschloß, mit dem gemeinsamen Minister Grasen Kaluvkp in s Einvernehmen darüber gesetzt hat. daß diplomatische Schrille >111 Vatikan gethnn werden müßten, nm über das Ver halte» Agliardi's Aufklärung zn erhalten und Genngthuung zn er langen. Thatiächlich hat Baron Banssp aus seine amllichc Be- 'ckwcrde vom Grafen Kalnol» rin Schreiben empfangen, ans Grund , dessen er tick, für berechtigt hielt, die Zustimmung des gemeinsamen auswärtigen Ministers zn seiner eigenen Auffassung der Agliardi- >chc» Agitationsrcisc vorauszusetzen. 'Auch die Ministcrkollcaen Banssp's haben aus dem Schreiben des Grasen Kalnok» die Urber zeng,mg geschöpft, daß dieser das öffentliche Anstrcten deS päpst lichen Rnntins für unstatthaft aiifc-he und ein Einschreiten der Curie für angrzcigt halte. Andererseits wird dagegen behauptet, daß das Kalnok», sche Schreiben ausdrücklich als vertrauliches bc zeichnet und darin zunächst als unerläßliche Voraussetzung für eine diplomatiicho Vorstellung in Rom der volle Beweis für die agitatorische Ausbeutung der Agliardiicbc» Rundreise gefordert worden ist. Dem nngarischcn Mi»islcrpräside»tcn scheint indes; die bloße Zusage eines eventuelle» Vorgehens bei dem Vatikan genügt zn bähen, »ni öffentlich die Einniifchnngsveriuchc des Wiener Nuntius znrückziiweisen. In Beantwortung einer Jnterpcllaiion im Bndapester 'Abgcordnetenham'c über de» Aufenthalt 'Agliardi's in Ungarn erklärte Baron Banss», das; der Päpstliche R»»ti»S die Grenze überschritten habe, die ihm als dem Vertreter einer aus wärtigen Macht in Bezug ans die inneren'Angelegenheiten Ungarns gezogen sei. Es sei allerdings zweifellos, daß die römische Eurie in geistliche» Dingen einen Rechts- und Wirknngskreis für die nngarischcn Katholiken besitze, aber die Ausübung desselben sei staatsrechtlich feslgestellt und In die Hände des Jürstpriinas gelegt. Der Schwerpunkt seiner Erklärung lag in der Versicherung, daß die ungarische Regierung in dieser Auffassung mit dem gemein samen Minister des Aenßeren übereinstimme, der derselben bereits aus diplomatischem Wege beim päpstlichen Stuhle Ausdruck gegeben habe, indem diesem zur Kenntnißiiahme gebracht sei. daß die Hand lungsweise des Wiener Runtins de» Schein der Einmischnng in die innere» Angelegenheiten Ungarns besitze. Wir ein Blitz ans heiterem Himmel folgt« hieran? ans Wien eine Gegenerklärung nnS dem Auswärtigen 'Amte, dir an Schärfe und Schroffheit nichts zu wünschen übrig ließ. In einer offiziösen Rote in der „Polit. Korrespondenz", die zn», Grafen Kalnok» etwa in dem selben Verhältnisse steht wie seinerzeit die „Nordd. Allg. Ztg." ;»m Fürsten BlSmarck, wurde dm Erklärungen Banffv'S in geradezu
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