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Sächsische Dorfzeitung : 23.08.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-187208230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18720823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18720823
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1872
- Monat1872-08
- Tag1872-08-23
- Monat1872-08
- Jahr1872
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 23.08.1872
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Nr. 66 Jieitag, 23. MguK 1872. MUche DschMmg Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redakteur mid Verl«,er: Herr»««» Müler iu Dresden. --- 1 -tenftadt« Dresden, in der Expedi tion, N.Meißw Gaffe Rr. S, § zu haben. vierteljährlich 15 Ngr. Zu beziehen durch E alle kais. Post- ' Lußalte». Erscheint jede» Dienstag »nd Freitag früh. Inseratenpreis: Kür dm Raum einer gespaltenen Aelle 1i Ngr. Unter „Eingesandt* s Ngr. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Als sich am Schlüsse der ver gangenen Reichstagssession eine neue Partei unter dem Namen „monarchisch-nationale Fraktion" bildete, wußte Niemand recht, ob man diese Schöpfung für einen Fortschritt halten sollte oder nicht. Die Vermuthung lag nahe, daß eine alte Bekannte (die KreuzzeitungS Partei) nur unter neuem AuShängeschildefortarbeiten wolle. Heut erfahren wir jedoch, daß diese „wahrhaft Konservativen" nicht Hand in Hand mit den monarchisch Nationalen zu gehen ge denken, sondern auf eigene Faust in Opposition zur Reichsregierung treten werden. Die „Germania" berichtet nämlich, daß Philipp v. NathusiuS — der vom October an die Redaction der „Kreuz- jeitung" übernehmen sollte, inzwischen aber plötzlich am 16. d. M. m der Schweiz starb — die „wahrhaft Konservativen" im Reiche um sich zu schaaren und gegen den Kürsten Bismarck und sein System zu Felde zu führen gedachte. Demnach hat sich bei den Kon servativen eine Trennung vollzogen; die monarchtsch Nationalen Men sich auf den Boden vollzogener Tbatsachen und überlassen dm „wahrhaft Konservativen" vom Schlage der Kreuzzeitung alS äußerste Rechte den Kampf gegen das deutsche Reich weiter fort zu führen. Viel Schwierigkeiten wird diese Junker-Clique der Reichsregierung nicht bereiten; denn der größte Theil der Partei hat doch nach 1870 Vieles vergessen und Manches gelernt. Von dem starren Festhalten an dem Pünktchen über dem „i" des Konservatismus läßt man mehr und mehr ab, um mit der Regierung die Bahnen der Konzessionspolitik zu betreten. Die NathusiuS-Partei, die abseits auf dem Pfade deS alten Feudalismus ihr Staatsideal zu verfolgen gedenkt, wird daher nur eine sehr kleine und ohnmächtige Erscheinung im Parlamente wie im Reiche sein. Freilich, schon jetzt proponirt ihnen die „Germania" ein Bündniß der „wahrhaft konservativen katho lischen und protestantischen Männer" und es ist nicht unmöglich, daß die Herren in die Falle gehen. Sie werden dann zu ihrem Schaden merken, welche Früchte die Ultramomanen aus dieser Verbindung ziehen. Während für die konservativen Ideen nicht nur Nichts gewonnen wird, geht der letzte Rest ihres An sehens dabei zu Grunde. Wundern darf man sich freilich über solche Bestrebungen dn Junkerpartei nicht, so lange es im deutschen Reiche noch Staaten giebt, die trotz 1870 im alten Schlendrian fortwirth- schäften und ihren Beruf als deutsche Kleinstaaten damit zu er füllen streben, daß sie jeder liberalen Forderung im eigenen Lande hartnäckig Widerstand leisten und im Reiche abwechselnd im Schmollwinkel oder auf der Oppositionsbank sitzen. Was hat e-für einen Zweck, wenn man in Hessen-Darmstadt, wie kürz lich geschehen, den Gymnasiallehrern das Tragen von Uniformen während deS Unterrichts anbefiehlt? Will man sich vielleicht, nachdem das Militär an die Reichsregierung übergegangen, das Spielzeug eines uniformirten Schüler- und LehrercorpS konstruiren? Übertroffen wird diese Anordnung noch von der Sorglosigkeit, rnit der man daS Ende der gegenwärtigen zweiten Kammer herannahen läßt. Diese- tritt lm Monat November ein und Heint d-S Ende aller parlamentarischen Dinge in Hessen sein D sollen. Da- alte Wahlgesetz kann nicht mehr in Anwendung dirrrurvbrrt-t-ster Lahrgau-. III. Ruartett. kommen, weil eS auf der aufgehobenen Personalsteuer beruht und ein neue- Wahlgesetz ist bisher weder den Ständen vorgelegt, noch soll dieses geschehen. Es verlautet, die Regierung beabsich tige die Auflösung der Kammer, um alsdann ein halbes Jahr ohne Budget wirthschaften zu können. Nach un- die Gündfluth — denken wahrscheinlich die regierenden Herren, aber sie dürften sich irren. DaS Land wird sich ein verfaffungslose- Regiment ebensonunig gefallen lassen, wie da- deutsche Reich die sonder bare Auslegung, welche die hessische Regierung dem Jesuitenge- setze angedeihen läßt. In Hessen sitzt bekanntlich eine ganze Brut von schwarzen PatreS und sie alle gedenken dort zu bleiden, weil sie nicht alS „Orden" sich niedergelassen haben, sondern ihre seelsorgerische Thätigkelt als Einzelpersonen betreiben. Die ReichS- regierung hat Hessen, wo der Bischof von Mainz scdon seit langen Jahren für den UltramontanismuS erfolgreich agitirl, schon lange im Auge und wird sich schwerlich durch Scheinkon zessionen täuschen lassen. Die hessischen Schwarzen dürften von den Maßregeln nicht verschont bleiben, welche jetzt die polnischen Ultramomanen Schlag auf Schlag treffen. Alle geistlichen Schulinspektoren, die erwiesene Gegner des DeutschthumS und der Regierung find und sich an Vereinen mit polnisch-nationalen Tendenzen bech iligen, sind ihres Amtes enthoben worden. Auch stehen sehr wichtige Schritte gegen die klösterlichen Erziehung S- Jnstitute in Posen bevor, die während des letzten Decenniums wie Pilze aus der Erde schossen. Wie gegen die polnische, wird auch gegen die e lsä ssische Geistlichkeit vorgegangen. Dort hatte die Regierung zuerst ein sehr mildes Verfahren beobachtet und sogar jedem Pfarrer 100 Thaler zu seinem jährlichen Einkommen zugelegt. DaS hält aber diese Herren durchaus nicht ab, ihre Beichtkinder gegen die neue Regierung zu Hetzen; deshalb werden nun andere Saiten aufgezogen. In Jffenheim (Nieder-Elsaß) wurde dieser Tage eine Kirche, in welcher die Jesuiten, trotz deS Verbotes, weiter zu predigen und zu agitiren sich vermaßen, auf Befehl der Civilbehörve geschlossen. Eine ganz auffallend abweihende Haltung zeigt die preu ßische Regierung dem Bischof von Ermland gegenüber. Wir meinten noch unlängst (vergleiche Nr. 62 Cioil-Ehe), wie jetzt die Regierung in Preußen zur Aufrechthaltung ihrer Autorität gegen den Bischof rc. vorgegangen sei, könne sie unmöglich auß halbem Wege stehen bleiben. Doch scheint es fast, als fänden sich im Berliner Kaiserpalast noch immer Hände, welche die schwarze Schlange liebkosend streicheln, denn nachdem der Kultus minister vr. Falk vergeblich eine allerhöchste Entscheidung in dieser Angelegenheit nachgesucht hat, ist dieselbe vertagt, vielleicht auf immer verschoben. Zwischen dem anfänglichen Auftreten der Regierung und dem jetzigen Schlußakte liegt unverkennbar ein weiter Abstand, und man kann mit der „Nat.-Ztg." nur bekla gen, daß die StaatSregierung sich zu Androhungen hat bestimmen lassen, denen sie nicht m der Lage gewesen ist, den entscheidenden Nachdruck zu geben Durch ein derartiges Vorgehen wird aller dings nur der Uebermuth deS UltramontanismuS gesteigert. Hoffentlich dient der Vorgang zur Lehre und befestigt in der Ueberzeugung, daß es vor Allem die Staatshoheit-rechte den Kirchengesellschaften gegenüber klar feststellender, mit bestimmten Strafandrohungen versehener Gesetze bedarf, deren energische und - -
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