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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19041125026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904112502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19041125
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904112502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-25
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Dies- Blatt wird den Lesern von Dr-de» zugestrllt. während - die Post.Ubonnenten und Umgebung am Lage vorher bereit» al» ^ V v am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgebllhr: »i«>l»l,tit,rliid tltr »««»»» KI «iiattch »weimalia« Zuiraguno durch unter« Boi«» »»«ich» uud »»»>«>«. an Lonn- und Montan»» nur etumalt »MI.so P!, d»r»auswtiritreNom- Million!!« , Ml k, » MI. »0 Pf. Bei kininaiiaer Zusiellun« durch die Poll »Ml. iodn»B.-li«lIu«ld>. im«»d- laud mtl «niivirchendrm Zuichia-r. N ochdruil all« «Niki u. Oriainal- Miilriin»««» nur niil deutlicher Quellens naabei.DreSd.Nachr.'t iulüilla. Nachträgliche bonorar- an'vrllche bleiben unberücklichiiot: tinverlaimte Mauulkrivtr werde» nicht auldewabrt. relearamm -Adrell«: «»chrichte» »re«d«n. Nevlag von Ktepsrh L Ueirliardt. Flnreigen-tanf. Annabme von Ankiindiiungen bis imLmiUao» 3 Ubr. Sonn- und keiertaas nur Maneulirade us vo» U bis >/,r Udr. Tie i lvaliiae Grund »eii« <«. « Silben' « Pia. An tlindigunien aul der Dnvaileite Zeile W Psg : die rlvaliige Keile auf Ter> teile so Ptg., als Tinaclandt Zeile « Pi» In Nummer» »ach S»»»- ,md»rier»„r» t ivalii,, Grund,eile sv Pt».. aul Privalleite so Psg. Stvaltiae Zeile aul Lertlette und als ikingejandl w Ltg. ituswitriige üul - trage nur gegen VorauSde,ablung. lvelkgdiütler werden mit tv Plg. berechnet. kernlvrechanlLlub: «mt 1 Sir. U und Rr. 20S«. lü^ÜLll Mk! ^!äl mntee llls „IlfSilliiSf SLillirielltiiil I« I.ü88!iw!1l, Wö!886l' ililii öÜlllAll Mk Llvi«aal« Neueste Drahtberichte. . . , —-M>«» vPllssti. Gelichtrvcibanvlunge». .llllargaieltze", Bm»ie»er-ttoiiie,t. Beckiner Leben. Hvfnachrichten, Beamteiiwablverein. Aerztliche Zeugnisse, llskißstände bei Ausstellungen, Freitag,2S. RuvcilillerlHW. Neueste Drahlmeldungea rom 2t. Ner-br. A«s Deutsch-Tüdweftakrika. Berlin. General v. Trotha meldet aus Windhuk vom 23. ds.: Am 19. November haben Hottentotten von Gochas Bich und Pferde von Gabis, nordöstlich Keetmanshoop, nach Süden fortgetrieben. Hauptmann Wehle mit 2b Reitern jagte den größten Teil dem Feinde wieder ab. Bei Spitzkvpp Gefecht am 22. November. Um 4 Uhr vormittags griffen 250 Witbois,, angeblich unter Hendrik Witboi und Manassi, Hub an. das von der 3. Kompagnie des 1. Regiments unter Hauptmann Ritter, einem Teil der 2. Ersatzkomvastnie und einer halben Gebirge batterie besetzt war. Oberst Deimling, der mit der 4. Kompagnie des 2. Feldregiments und einer halben Gebirgsbatterie um 6 Uhr vormittags euitraf, fand die Kompagnie Ritter bereits im Ge- srcht. Nach mehrstündigem Kampfe wurden nunmehr die Wit- bois über Kn iS zuriickgeworfcn und flohen über Hadab binaus, verfolgt in der Richtung aus Rictmont. Wegen vcr Höhe der j feindlichen Verluste habe ich bei Deimling ongefragt. Am 20. No vember hatte Leutnant Rotzbach, 2. Ersatzkompagnie, ein Pa- trouillengefecht östlich von Kuis. Berlin. Am TYPhus sind gestorbcn: Assistenzarzt Walther Meyer, geboren am 10. Januar 1877, früher Grena dier-Regiment Nr. 12, am 17. November in Okawitumbikan; Reiter Joses Hagen, gcbvM am 15. Februar 1883, früher im binde. Wetteruachrickjte». Breslau. Seit gestern abend herrscht hier ununter brochen Schneesall. Hamburg. Ein orkanartiger Südwcststurm mit Regen und Schnee wütete auf der Elbe und der Nordsee. Die Schiffahrt stockt, da die Schiffe nicht auA.ausen können- München. In der Nacht zum Donnerstag hat hier un unterbrochen ein sehr heftiger Schnecstur m geherrscht. München. Der seit gestern hier herrschende Schnee- fall, der während der Nacht hier aussetzte, hat heute früh in verstärktem Mähe wieder begonnen. Tie Temperatur ist auf 2 Grad Kälte gesunken. München. Infolge von Schneeverwehungen und Lawinenstürzen ist der Betrieb auf der Breiincrbahnsirecke, zwischen Gries und Brenner, eingestellt worden. . Stuttgart. Heute Nacht ist hier der erste Schnee gefallen. Auch aus anderen Laudesteilen, sowie aus Karlsruhe und den Gegenden des Schwarzwaldeä liegen Meldungen über schneefälle vor. Bern. Starker Schneefall und Stürm haben vieler orts Verkehrsstörungen verursacht. Zwischen Freiburg und Bulle ist der Postwagen im Schnee stecken geblieben, auf dem Mnrtner- und Neüenburger See mutzte wegen des heftigen Schneesturmes die Dampfschisfahrt eingestellt werden. Der russisch-japanische Krieg. Slogen. Gestern nachmittag gingen von dem russi schen Ergänzungsgeschwader ein Torpedoboot und ein Hilfskreuzer, heute früh die übrigen Schisse in See. London. „Daily Telegraph" meldet vom 23. ds. ans Schanghai: Der englische Dampfer „Tunachow". mit 30 000 Dosen Büchsenfleisch von Schanghai nach Port Arthur unterwegs, ist am 23. ds. von den Japanern abgefan- gcn worden. Tos Unternehmen ging von der Russisch-Chine sischen Bank aus, der es 200 000 Tacls kostete. London. Einer Llvydmeldung zufolge wird befürchtet, daß der c na l i s ch e D a m p s e r „Jnverneh", der am 16. Okto ber mit Lebensmitteln und Schietzvorräten nach Korea abging, in die Hände der Russen gefallen oder infolge seiner gefähr lichen Ladung zu Grunde gegangen sei. London. Der „Standard' meldet aus Tokio vom 23. ds.: Nach langeblich) zuverlässigen Mitteilungen von der Belage- rungsarmee vor P ort Arthur feuerten die russischen See sorts in letzter Zeit bei der Annäherung japani'cher Kriegs schiffe nicht mehr. Keins der russischen Schiffe machte den Ver such. herausznkommen. da all« sehr beschädigt sind. Die Zahl der bei den Japanern eintreffenden russischen Deserteure wachst täglich. Nach ihrer Aussage nimmt die Demoralisation der Garnison von Port Arthur zu. Londo n. „Daily Mail" meldet vom 23. ds. aus Weihaiwei: In einem Rettungsboot aus Port Arthur hier eingetrosfene Russen erklärten, dah sie das Boot gestohlen hätten, um darin zu fliehen. Sie teilten mit, datz Wässer und Munition in Port Arthur sehr knapp seien, die Lebensmittel reichten aber noch für mehrere Monate ans. In der Stadt seien 20000 verwundete und kranke Soldaten. London. Der „Standard" meldet vom 23. ds. aus Tokio: Meldungen der Blätter aus verschiedenen Teilen der Man dschurei stimmen überein, datz eine Schlacht wahrscheinlich zwischen dem Schaho und dem Hunho unmittelbar b c v o r st e h t. London. Dos „Ncuterschc Bureau" meldet von gestern ans K anea: Die russischen Seeleute, die von dem ersten Teile der Baltischen Flotte zurückgeblieben sind, wurden in der Kaserne der russischen OkknpotionStruvpen untcrgcbracht. Sie werden der Division der russischen Flotte mitgcaeben werden, die am Freitag in Kanea erwartet toird. Tie Einwohner Kaneos sind entrüstet über das Verhalten der russischen Seeleute. Es wird berichtet, wenn sich Damen am Fenster zeigten, seien die Türen der Häuser erbrochen worden; die Angriffe der betrunkenen Seeleute mutzten mir Gewalt ab geschlagen werden. In einigen Fällen feien Damen gezwungen gewesen, von der Stratze in die Kirche zu fluchten. Die Abteilung der russischen Okknpationstrnppe und die Gendarmerie seien voll ständig machtlos, die betrunkenen Seeleute in Ordnung zr halten. London. „Daily Telegraph" meldet ans Port Said vom 23. ds.: Die russischen Schiffe werden von den an> deren Schissen im trafen abgesondert und mit Patrouillenbooten umgeben werden. Man wird ihnen die Einnahme von Wasser und Fleisch erlauben, ob sic aber Koblcn einnehmcn dürfen, konnte der Berichterstatter des „Daily Telegraph" nickt erfahren. Ein Teil des englischen M i t t e l m e e r g e s ch w a d e r s ist w nahe, datz er durch drahtlose Telegraphie von den vor Port Said liegenden englischen Kriegsschiffen unterrichtet werden kann. Man will wissen, datz japanische Agenten in Port Said tätig sind. Unbestätigte Gerüchte melden einen japanischen Kreuzer vor Aden. Port Said. Das russische Geschwader ist ans der Sndabucht hier eingetrosfen. Für die Durchfahrt des Ge schwaders durch den Suezkanal sind die peinlichsten Vorsichls matzrcgeln getroffen. Betrlin. lVriv.-Tel.) Das Abgeordnetenhaus beriet heute den Antrag des Grafen Douglas, die StaatSregic- rung zu ersuchen, in Erweiterung der in Anregung gebrachten Landcskommission zur Bekämpfung des Alloholismus eine L a n d e s ko m m i fl i o n für Volkswohlsahrt zu schaffen als ein die Staatsrcgierung beratendes Organ zur Erhaltung und Hebung des körperlichen, geistigen, sittlichen und wirtschaft lichen Wohles des Volkes. Der Antragsteller führte zur Be- grandung aus, auf dem Gebiete des Arveiterschntzes und der Ardeiterversicherung stehe Teutsch'cind bisher unerreicht da. aber es fehle als Krönuna des Gebäudes noch die planmäßige Bekämptmig menschlichen Elends auf dem Gebiete der Gesund heit und Sittlichkeit und eine Ausdehnung der sozialpolitischen Bestrebungen über die Kreise des Arbeiters ans die übrigen Teile der Bevölkerung. Die Gebiete, mit denen sich die beantragte Landcskommission zu beschäftigen hätte, wären die geiamte Gesundheitspflege, onr allem die Bekämpfung der Tuberkulose, der Siphilis und des Alkoholismus, des Kreln'es und aller Seucken, die Unfallverhütung und erste Hilfe in Ungliickssällen, die Ausbildung von Träger-personal. Belehrung des Publikums aus den einschlägigen Gebieten, wie über die Kurpfuscherei, ferner die Verbindung mit den verschiedenen Frauenoereinen, wie denen Ver.s, Heckenrot§ s!öns.j und Faßbänder lZentr.) äußer ten sich fyinpathisch zu dem Anträge. — Adq. Bodelschwingh lkons.) trat in der ihm eigenen warmen Weise für den Antrag em. Das Abgeordnetenhaus habe neulich einen guten Tag gehabt, was man nicht von allen seinen Tagen sagen könne. lHciterkeit.) Es 'e dos Rentengutgesetz angenommen zur Erhaltung und zum sutze des christlichen deutschen Familienlebens. So gäbe es h köstlichere Schätze unseres Volkslebens zu wahren. Es ist aliv — schließt Redner — ein guter Gedanke, den unsxr lieber Herr Graf hier angeregt hat, und wenn Dm liehe Kommission, in seinem Sinne arbeitest, wirst Du reiche Ströme des Segens ernten. Ich bitte Euch also, eine Kommission von 21 Mitgliedern zu wählen, aber mich nicht darunter, denn ich kann nicht. lHeiter- keit. Beifall rechts). — Abg- Gold sch inidt (sreii. Bolksv.s meinte, erreichen lasse sich nur etwas, wenn man einzelne Punkte herausgreifc und sich aus diese beschränke. Der Mißbrauch des Älkoholgenusses lasse sich nicht durch polizeiliche Maßregeln be kämpfe». er sei eine Folge des wirtschaftlichen und sozialen Tief standes. — Ter Antrag Douglas wurde einer 21er Kommission überwiesen. Der Gesetzentwurf, betr. Maßnahmen zur Regelung der Hochwasser-, Deich- und Vorflutverhältnisse an der oberen und mittleren Oder wurde in zweiter Lesung nach den Komm.«!- sionsbeschlüssen einstimmig angenommen. Plauen i. B. Wie der „Vogtl. Anz." meldet, ist der Leiter der hiesigen Kunstschule für Textilindustrie, Landschafts maler Hosrat Professor Richard Hof mann heute mittag 12'si Uhr i», Alter von 52 Jahren gestorben. F rank su r t a. M. sPriv.-Tel.) Gegenüber widersprech-ll- dcn Meldungen über die Dien durch den Grasen PosadowSky geführten Handclsvertragsverhandlungen kon statiert die „Franks. Ztg.", daß der Abschluß des Verlags uic- mals ernstlich in Frage gestanden. habe. Dieses Endresulta' stände seit längerer Zeit fest, und zwar auf Grund der direkten diplomatischen Verhandlungen, in denen durchaus nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die politischen Beziehungen, die sich aus dem Bündnis mit Oesterreich ergeben, ausschlaggebend gewesen seien. Da fick indessen der Abschluß des Vertrags etwas länger hinzieht, als ursprünglich angenommen wurde, wer den dem am Dienstag zu'ammentretcnden Reichstage auch die übrigen bereits abgeschlossenen Verträge noch nicht vorgclegl, weil politische und sachliche Erwägungen dagegen sprechen, jene Verträge vor Abschluß der Verhandlungen in Wien zu ver öffentlichen. Elberfeld. sPriv.-Tel.) Im Verlaufe des Streiks der Angestellten der SchN'ebcbahn-Gesellschaft wurde ans der Menge auf die Wagen geschossen und mit Steinen geworren. Zahlreiche Fenster wurden demoliert. Mehrere Fahrgäste sind schwer verletzt. N o m. Der König hat den bisherigen Unterstaatssekretäe im Finanzministerium Macorana zum Finanzminister ernannt. Paris. Wie die Blätter melden, wird Jaurös bei Be sprechung der Interpellation über den Prozeß Dautriche und Genossen die Aufhebung der Kriegsgerichte beantragen. Die Kammcrkommistion für die Steuergesetzgebung hat be schlossen. mit dem Ministerpräsidenten und dein Finanzminister zu verhandeln, um zu einem Einvernehmen in Betreff der beiden von der Kommission und der Regierung ousgearbeiteten Ein- k o m m e n st e » e r° Ent w >i rf e zu gelangen. Paris. Da in der letzten Zeit eine Anzahl Freimaurer infolge der Denunziationsangclegenheit sAuskünste über Offi ziere) ihren Austritt ans der Loge „Grand Orient" an- gemeldet habe», soll der Generalsekretär Vadccard seine Entlas tung eingereicht haben. Banonne. Hier verlautet, das russische Panzer schiff „Enbcin" vervollständige im hiesigen Hasen den Bedarf an Lebensmitteln. Ter Kommandant des „Cuban" erwartet Befehl aus Petersburg, ob er die dritte Division der Baltischen Flotte abwarteu soll. Kunst und Wissenschuft. ^ Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof- theater. Es wird nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, datzdieVolksvorstellunLenausscylietzlichfürdie weniger bemittelten schichten der Bevölkerung, die die regelmäßigen Abendvorstellungen zu besuchen nicht in oer Lage sind, bestimmt sind. Jnsbefondere wird daran erinnert, da Schülern hiesiger höherer Lehranstalten, die ja schon die Vergün stigung ganz billiger Eintrittskarten zu den Klassikcr-Vorstellun gen genießen, der Besuch der Volksvorstelluugen nicht gestattet werden kann. Die an der Kaffe tätigen Beamten haben seit Einrichtung der Volksvorslcllungen Anweisung erlmlten, strenge Aufsicht zu üben und an Personen, für d>e diese Vorstellungen nicht bestimmt sind, Eintrittskarten nicht abzugeben. f* Königl. Hosoper. „Margarethe." Eine neue Erscheinung in der Titelrolle war uns Frau Ärull. An stimmlicher Be gabung besitzt sie so ziemlich alles, was die Margarethe erfordert, und verschiedene Momente, namentlich die in getragenem Teinpo gehaltenen Tuoszene» des zweiten Altes, gelangen ihr sehr glück lich. Dagegen konnte sie höheren Ansprüchen im Vortrage des Walzers und der Kirchenszene nicht voll genügen. Im Walzer war die Intonation öfter sehr zweifelhaft, die Koloratur un- zuverläßlich; im Kirchenbilde forcierte sie die rein lyrische Stim mung durch falsch angebrachte dramatische Akzente; durch die ganze Darstellung lief nebenbei ein Zug der Assektation, bervor- gcruscn durch das Bestreben, sich ü tont prix in den Vorder grund stellen zu wollen. Würde Frau Kr»ll sich raten und von künstlerisch maßgebender Seite leiten lassen, mit anderen Worten, würde sie bei den Hr zur Verfügung stehenden Mitteln, der höheren Vortragskunst »nd der künstlerischen Durchgeistigung, mehr Sorgfalt uud Studium widmen, so könnte sie ungleich höher, als wie zur Zeit, stehe». Eine gute Figur machte Frl. Schäfer als Siebel, auch gesanglich befriedigend. In solchen und ähnlichen Rollen ist Frl. Schäfer durchaus am Platze. Mit dem Mephisto des Herrn Kieh, den wir in dieser Rolle hier zum ersten Male hörlen, lieh sich rechten. Sein Teufel ist dero komisch, auS verkennen ist nicht, daß Herr Kieß immer bestrebt ist, seine Auf gaben mit Fleih und Ernst zu erfüllen und dah man in ihm einen auherordenllich vielsettigen Künstler zu schätzen hat. Eme Valentin. II. 8t. Wuildergreise zu akzeptieren. Wer nicht in kurzen Hosen oder an Krücken auis Podium kommt, darf in dem Zeitalter der Sen sationen kaum auf einen vollen Saal rechnen. So war's auch gestern, da Herr Willy Bnrmester im Musenhaus sich vor dem bekannten Häuflein der Getreuen höre» ließ. Der Künst ler ist zwar nicht, wie eine ebenso ausdringlichc, wie geschmack- lose Reklame von ihm an den Anschlagsäulen erzählt, der „König der Geiger" — dazu fehlt ihm so ziemlich alles, vor ollem die spielend leichte Technik eines Kubelik —, aber sicher ein aus gezeichneter Virtuos seines Instruments und — was noch mehr sagen will — ein ganz vortrefflicher Musiker, ein Vorzug, um den man den Glanz des Auherordcntlichen, den heute Herr Bnc- mester neben anderen Geigergröhen nicht mehr hat, lchliehlich gern miht. Im übrigen ist über ihn und sein Spiel nichts Neues zu sagen. Sein Ton ist nach wie vor von schöner Fülle, mir vielleicht etivas kühl, seine Technik tadellos, seine Auslassung von künstlerischer Abgeklärtheit, die wohl das Beste an seinem Spiel ist. Spohrs Konzert Nr. 7 — wie kann man den „Alten Schin ken" — Pardon! — ohne Striche spielen —, Stücke von Schumann, Mozart und Martini, zum Teil in eigener Bearbeitung, rückten diese Vorzüge in das hellste Licht und lösten den lebhaftesten Beifall des Publikums aus, das sich — natürlich — auch noch die obligaten Zugaben «rztvang. — Als Begleiter am Klavier wie als Solist tat sich neben Herrn Burmester Herr Moritz Mayer-Mahr hervor, in dem man wieder einen gediegenen, allen Aeusierlick- kciten abholden Künstler schätzen lernte. Auch er wurde herzlich für seine trefflichen Leistungen applaudiert. IV. Berliner Leben. L. Berlin, 23. November. Lange hat keine Todesanzeige in eingeweibten Kreilen gröberes Aussehen und lebhaftere Teilnahme erregt, als die dieser Tage in Berliner Blättern veröffentlichte Ankündigung des Hin- scheidenS der Gräfin Finckenstein. Ihr Gemahl, Graf Albrecht Finckcnstrin, MajoratSherr auf Herzogswalde in Westpreuhen, be zeichnet darin die Tote, eine geborene Mih Nanion, klipp und klar als das Opfer der seit neun Jahren bestehenden Zwangs- Verwaltung seines Majorats. Er hätte sie freilich noch deutlicher ein Opfer engherziger StandeSvorurtcile nennen können. Wenn man, ohne die Verhältnisse näher zu kennen, die Anzeige lies!, wird man annehmen, dah cs sich hier um eine jener zahlreichen Ehen gehandelt habe, in denen steinreiche amerikanische oder englische Erbinnen verarmten deutschen Aristokraten zu einer neuen Vergoldung ihrer vcrblahten Familienwappen verhelfen. Aber freilich pflegen derartige Konvenienzehen nicht mehr zu häß lichen Streitigkeiten innerhalb der betreffenden Adclssamilieu ,zil führen. Im Gegenteil, sic erfreuen sich meist der freudigen Zustimmung, auch der stolzesten Aristokraten, die das Gold keineswegs als Ekimäre mißachten. Mit offenen Armen pflegen sie das neue Mitglied willkommen zn heißen, ohne sich darüber die Köpfe zu zerbrechen, welchen reinlichen oder unreinlichen Ge schäften der Herr Papa drüben im Lande der unbegrenzten Mög lichkeiten seinen üpvigen Reichtum zu verdanken hatte. Nein, im Falle Finckenstein handelt es sich nicht um eine so standes gemäße Ehe. Der Urenkel des prächtigen Gneisenau hatte cö weder nötig, noch entsprach cs seiner vornehmen lycsinnung, als flotter Garoe-Kürassicrleutnant nach einer reichen Erbin zu angeln. Ein echter, rechter Hcrzcnsroman war cs, der sich vor ettva 18 Jahren zwischen ihm und Miß Nanson abspielte. Der Vater der Mih war freilich weder Angelsachse, noch hörte er von jeher auf den Namen Nanson. Er hlch ursprünglich Natanson, hatte als Kaufmann in Berlin wenig Glück gehabt und siedelte mit seiner Familie vor einigen Jahrzehnten nach London über. Auch dort ging es ibm nickt viel besser. Er schlug sich schlecht und recht durch. Es lxitle ihm auch wenig geholfen, dah er mit den Seinen zum Christentum übertrat und sich den besser klingen den Namen „Nanson" zulegte. Arm. wie er fortgegangen war. kehrte er Ende der achtziger Jabre nach Berlin zurück. Sein einziger Schatz war seine inzwischen zu einer ungewöhnlich schönen Jungfrau erblühte Tochter Mary. Ihre vornehme, elegante Er scheinung, ihre eigenartige -Schönheit, ihr liebenswürdiges Wesen und ihre ungewöhnliche Bildung machten sie bald zum erklärten Liebling der besten Berliner Gesellschaft. Graf Finckenstein sah sie eines Sonntags, als sie aus der englischen Kirche kam. und es erging ihm, wie Don Cäsar beim Anblick Beatriccs: Nicht eine Braut zu suchen ging er aus — Doch klar auf einmal fühlt' er'd in sich werden: Die ist es oder keine sonst auf Erden! Der junge Leutnant, den so der Liebe Strahl getroffen hatte, stellte Nachforschungen an. die das günstige Ergebnis hatten: der Vater mittellos, aber durchaus anstcindlg und achtbar, da» Miid,
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